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Bist
Du es, der da kommen soll? (Mt 11,3)
In
seiner früheren Lebenszeit war alles klar und eindeutig: Hier war das Gute,
dort das Böse. Von daher konnte er in der Predigt richtig losdonnern: Ihr
Schlangenbrut, wer gibt euch die Gewissheit, dass ihr dem kommenden Zorn
entfliehen könnt? (Mt 3,7) Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt (Mt
3,10). Er hatte Erfolg, viele bekehrten sich und fragten: Was sollen wir tun?
(Lk 3,12). Wir erwarten nun von ihm radikale Ratschläge, wie etwa: Ihr müsst in
die Wüste gehen, ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel tragen,
euch von Heuschrecken und wildem Honig nähren (Mt 3,4). Doch nichts dergleichen
kommt aus seinem Munde. Er ruft lediglich dazu auf, nicht mehr als das Rechtmäßige
zu fordern, sich mit dem Lohn zu begnügen, andere nicht zu misshandeln und
nicht zu schikanieren (mobben). (Lk 3,13f). Das ist verhältnismäßig mild und
durchaus von Menschen guten Willens zu realisieren.
Doch
dann kommt er ins Gefängnis. Sein bisheriges Leben läuft vor seinem inneren
Auge ab. Er hatte auf Ihn hingewiesen: Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt
die Sünden der Welt (Joh 1,29). Er hatte Ihn getauft, der Himmel öffnete sich,
der Heilige Geist schwebte in Gestalt einer Taube herab und eine Stimme rief:
Dieser ist mein geliebter Sohn (Mt 3,16f). Nun ist das Leben gleichsam zum
Stillstand gekommen und die bange Frage erhebt sich: Bist Du es, der da kommen
soll?
Unser
Leben braust einher wie ein gewaltiger Sturm, ein Ereignis jagt das nächste, dauernd
ändert sich etwas. Doch eines Tages ist unsere Mobilität eingeschränkt. Da
fragen wir: Bist Du es, der da kommen soll oder haben wir auf einen anderen zu
warten? Seine Antwort lautet: Selig, wer an mir nicht Anstoß nimmt! (Lk 7,23).
Wir hatten Trost erwartet, Stärkung, Glaubensgewissheit, doch diese Antwort
verstärkt nur unser Grübeln. Haben wir die Frage überhaupt richtig gestellt?
Ist Er nicht schon längst in unser Leben getreten? Haben wir noch nie Seine
Gegenwart gespürt, hat Er uns noch nie geholfen? Also kommt es darauf an, Seine
Gegenwart überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Deswegen gehen wir in die Kirche.
Dort hören wir Sein Wort und empfangen Ihn.