Kloster Steinfeld

 

Klosterfriedhof

Bereits die Anfahrt zum Kloster ist malerisch und stimmt auf die besondere Atmosphäre dieses Ortes ein. Innere Einkehr und ein Gefühl der Geborgenheit stellen sich hier ein.

Die Anfänge

Der heilige Bekenner Potentinus lebte im vierten Jahrhundert als Einsiedler mit seinen Söhnen Felicius und Simplicius in Karden an der Mosel. Sie stammten aus einem Adelsgeschlecht Aquitaniens. Im frühen 10. Jahrhundert wurden ihre Gebeine in die erste Steinfelder Kirche überführt, deren Patronatsfest am 18. Juni ist. Steinfeld gehört heute zur Gemeinde Kall und zum Kreis Euskirchen in der nördlichen Eifel. Die erste urkundliche Erwähnung der Klosterkirche stammt aus dem Jahre 1121: Graf Theoderich von Are habe das von seinen Vorfahren erbaute Kloster dem Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg (1075/1078-1131) geschenkt. Es hatte also schon vor dem Jahr 1121 bestanden.

Turmseite

Prämonstratenserkloster

Das materiell und spirituell heruntergekommene Kloster wurde zu einem Stift für Regularkleriker (Augustinerchorherren) umgewandelt, die wahrscheinlich aus dem Kloster Springiersbach im Altbachtal nahe der Mosel stammten. Sie schlossen sich im Jahre 1130 der Reform Norberts von Xanten (1080/1085-1134) an und so entstand ein Prämonstratenserkloster. Der Orden der Prämonstratenser wurde nach ihrem ersten Kloster Prémontré bei Laon in Nordfrankreich benannt.

Seit 1536 trat der Steinfelder Abt mit den Pontifikalien auf (Mitra, Stab, Brustkreuz und Ring), hatte also den Rang eines Bischofs und war der regionale Vertreter des Kölner Erzbischofs.

Innenraum der Kirche

Säkularisation

1802 wurde das Stift durch eine napoleonische Verfügung säkularisiert, die Kirche wurde zur Pfarrkirche und die Klosterliegenschaften wurden an Privatleute versteigert.

1845 kaufte der preußische Staat die meisten von ihnen auf und richtete hier eine Erziehungs- und Besserungsanstalt für katholische Kinder und Jugendliche ein, die von 1853 bis 1923 bestand. Die Trierer Borromäerinnen unterstützten die Arbeit von 1855-1877, ebenso wie dies 1916 bis 1922 Salvatorianerinnen taten.

Kreuzgang

Salvatorianerkloster

1923 pachtete die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Salvatorianer) das Kloster und erwarb es im Jahre 1954. Diese Gemeinschaft war 1881 von Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan (1848-1918) in Rom gegründet worden. Die Salvatorianer verkünden Jesus Christus als den Heiland der Welt.

Das barocke Hochgrab mit dem Reliquienschrein des heiligen Hermann Josef aus dem Jahre 1702, Urfter Marmor und Alabaster

Hermann Josef

Hermann wurde in Köln geboren. Seine Eltern waren verarmt. Bereits mit 12 Jahren wurde er in das Prämonstratenserstift Steinfeld aufgenommen. Da es wegen seines jugendlichen Alters im Kloster Irritationen gab, wurde er zur Ausbildung nach Friesland geschickt. Als er zurückkehrte, hatte er im Refektorium (Speisesaal) Dienst zu tun. Mit dieser wenig geschätzten Arbeit tat er sich schwer. Nach seiner Priesterweihe wurde er Sakristan an der Stiftskirche.

Nach seiner mystischen Vermählung mit der Gottesmutter wurde ihm der Beiname „Josef“ gegeben. Von seinen Schriften sind erhalten: Ein Hymnus auf die heilige Ursula und ihre Gefährtinnen, Gebete an Christus, ein Mariengruß und ein Muttergotteshymnus. Er starb nach 1225 und vor 1252.

Ein Motiv der Deckenausmalung

Kurze Beschreibung der Basilika

1142 begann der Bau der dreischiffigen Klosterkirche. Es ist eine romanische kreuzgratgewölbte Pfeilerbasilika, die später barockisiert wurde. Der Kreuzgang wurde 1740 aufgestockt. Nach einem Brand im Jahre 1873 wurde das Westwerk 1884 in romanisierender Weise neu aufgeführt und um zwei Rundtürme erweitert.

Die Ausmalung des Deckengewölbes ist von spätgotischen und renaissancehaften Elementen geprägt. Meister Hubert von Aachen führte sie 1509 aus. Sie zeigt distelartige Ranken, Blüten und Blumen.

Deckenausmalung

Balthasar König aus Münstereifel stellte 1727 die Orgel mit 29. Registern fertig. Die Bonner Firma Klais erweiterte die Orgel auf 46 Register, sodaß sie nun auch romantische Klangfarben darstellen konnte. Seit 1977 verlieh die Firma Weimbs aus Hellenthal der Orgel wiederum einen barocken Klangcharakter. Die Zahl der Register wurde auf 35 Register reduziert.

 

Bibliographie

Hermann Josef und Potentinus

o  Brosch, Joseph, Hermann-Josef. Der Heilige von der Muttergottes, Steinfeld 31961.

o  Kaczor, Wieslaw, Hermann-Josef-Pilgerbuch. Gebete und Gesänge zur Verehrung des heiligen Hermann Josef, Steinfeld 2007.

o  Kirfel, Helmut J., Hundert Jahre „heilige“ Potentinus, Felicius, Simplicius. 50 Jahre „heiliger“ Hermann Josef, in: Jahrbuch des Kreises Euskirchen, Euskirchen 2008, 38-52.

o  Kugler, Hermann Josef, Hermann Josef von Steinfeld (um 1160 - 1241) im Kontext christlicher Mystik, St. Ottilien 1992.

o  Gehrke, Manfred, Kleiner Führer durch die Basilika Steinfeld, Steinfeld o. J.

o  Meisterjahn, Bernward, Der hl. Hermann Josef von Steinfeld, München 1987.

Kloster Steinfeld

o  Born, Herbert, Redaktion, Kloster Steinfeld. Religiöses Zentrum der Eifel, Kall-Steinfeld 1998.

o  Gempfer, Alice, 900 Jahre Kloster Steinfeld. Geistliches und geistiges Zentrum mit Strahlkraft in Kall, in: Jahrbuch des Kreises Euskirchen, Euskirchen 2023, 216-219.

o  Kirfel, Helmut J., Salvatorianer-Kloster Steinfeld, Schnell-Kunstführer, Nr. 1440, Regensburg 92019.

o  Rick, Paulinus, Das Kloster Steinfeld in seiner geschichtlichen Bedeutung, Steinfeld 61967.

 

Innenhof

 

Alle Photographien wurden von H. M. Knechten aufgenommen.

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024

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