Salbung

Heinrich Michael Knechten

Abraham salbte das Steinmal, das er an der „Pforte des Himmels“ errichtet hatte (Gen 28,17f), Jakob wurde zum Begräbnis gesalbt (Gen 50,2), Moses salbte seinen Bruder Aaron und seine Söhne, damit sie Priester des Herrn seien (Ex 28,41), der Altar wurde durch die Salbung geweiht (Ex 29,36), Samuel salbte David zum König (1 Sam / 1 Kön 16,13), die zwölf Apostel salbten Kranke mit Öl (Mk 6,13), der Geist des Herrn hatte Jesus gesalbt, den Armen das Evangelium zu verkündigen (Lk 4,18) und Christus ist der Messias, der Gesalbte (Joh 1,41).

Die Kirche salbt bei der Taufe, bei der Firmung, bei den Weihen, sie salbt Könige, Büßer, Kranke und Entschlafene. Wie aber kam es zur Salbung während des Orthros (der Matutin)?

Diese Salbung (eleopomázanie) war in der Laura des heiligen Sabas seit dem 5. Jahrhundert üblich. Das Öl wurde dem Lämpchen vor dem Grab des Heiligen entnommen und symbolisierte seinen Segen. Mit der Verbreitung des Jerusalemer Typikons (ustav) wurde der Brauch üblich, an den Gedenktagen der Heiligen, dann auch der Herren- und Gottesgebärerinfeste die Gläubigen auf der Stirn zu salben, nachdem sie die Festikone geküsst hatten. Die Salbung erfolgte zunächst mit zwei Fingern, dann mit einem Pinsel. Meist wird heute nach der Verlesung des Evangeliums gesalbt. Dies geschieht wortlos, es ist aber auch eine Segensformel überliefert: „Im Namen des Herrn, unseres Gottes und Erlösers Jesu Christi wird der Diener Gottes N. gesalbt zur Gesundheit, zum Heil und zur Vergebung der Sünden.“ Das Öl für die Salbung kann dem Öl entnommen werden, das bei der Weihe von Brot und Wein ebenfalls geweiht wurde.

 

Bibliographie

·       Dmitrievskij, Aleksej Afanas’evič, Opisanie liturgičeskich rukopisej, chranjaščichsja v bibliotekach pravoslavnago vostoka, Bd. 3: Typiká, Petrograd 1917, 22.177.229.432.

·       Goar, Jakobus, Euchológion sive Rituale Graecorum, Venedig 1730, 8.

·       Gorskij, Aleksandr Vasil’evič, u. Kapiton Ivanovič Nevostruev, Opisanie slavjanskich rukopisej Moskovskoj sinodal’noj biblioteki, Abteilung 3, Teil 1, Moskau 1869, 324.

·       Hofmeister, Philipp, Die heiligen Öle in der morgenländischen und abendländischen Kirche, Das östliche Christentum Neue Folge 6f, Würzburg 1948, 226-230.

·       Tkačenko, Aleksandr Anatolevič, Eleopomázanie, in: Pravoslavnaja ėnciklopedija 18 (2008), 324f.

·       Veniamin (Krasnopevkov), Novaja skrižal ili objasnenie o cerkvi, o liturgii i o vsech službach i utvarjach cerkovnych, St. Petersburg 1803; St. Petersburg 1908, 110f.

 

© Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2019

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