Saat
Ein Sämann geht aus, um zu
säen.[1]
Die Samenkörner fallen auf
unterschiedlichen Boden. Einige fallen auf den Weg. Dort gehen Menschen hin und
her, dort werden Waren transportiert. Der Boden ist hart und fest. Ein
Samenkorn kann hier nicht Wurzeln schlagen. Ein Teil fällt unter das Unkraut.
Dieses ist stärker als die gute Saat. Es wächst schnell empor und nimmt ihr
Licht sowie Nährstoffe weg. So kann das Getreide nicht wachsen und reifen. Ein
Teil der Samenkörner fällt auf fruchtbaren Boden. Da sind alle Bedingungen für
das Gedeihen gegeben: gute Erde, reichliche Nahrung, Feuchtigkeit, Sonne und
Wind. So bringt ein einziges Samenkorn viel Frucht.
Ein Sämann geht aus, um zu
säen.
Bei unserer Tätigkeit haben
wir oft das Gefühl, es ebenso mit unterschiedlichen Bodenarten zu tun zu haben.
Manches von dem, was wir tun oder sagen, ist vergeblich. Es ist, als würden wir
gegen eine Wand reden. All unsere Bemühungen sind fruchtlos. Bei anderen
Gelegenheiten müssen wir uns fürchterlich anstrengen. Es ist immer wieder
notwendig, einen neuen Anfang zu machen und die grundsätzlichsten Dinge immer
wieder zu erklären. Das kostet Kraft, zeigt aber wenigstens ein wenig Wirkung.
Dann wieder ist es so, als rennten wir offene Türen ein. Alles geht leicht von
der Hand. Die Menschen sind dankbar dafür, dass wir uns einsetzen und etwas
unternehmen. Unsere schwachen Bemühungen bringen überreich Frucht. Wir sind
selbst von der großen Resonanz überrascht. Es fällt uns alles gleichsam in den
Schoß.
Ein Sämann geht aus, um zu
säen.
Gott ist wie jemand, der
schwere Arbeit verrichtet.[2] Bei
manchen Menschen ist alles, was Er versucht, vergeblich. Sie möchten auf Ihn
nicht hören und haben keinerlei Interesse, sich für Ihn einzusetzen. Bei
anderen hat Gott mäßigen Erfolg. Er muss immer wieder versuchen, sie für ein
Leben im Geiste zu interessieren. Immer wieder muss er verdeutlichen, wie
wichtig es ist, sich im Glauben einzuüben, um ewig mit Ihm Gemeinschaft zu
haben.[3]
Widerwillig folgen sie und tun unter dem Druck der Lebensereignisse ein wenig.
Doch es gibt auch einige, die mit der Gnade mitwirken. Sie greifen die
Anregungen des Heiligen Geistes auf, engagieren sich in der Gemeinde und können
sogar andere für Gott begeistern.
[1] „Am gleichen Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte
sich an den See. Eine große Menge versammelte sich bei Ihm, sodass er in ein Boot
stieg und sich setzte. Alles Volk stand am Ufer. Er redete vieles zu ihnen in
Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Säman aus, zu säen.“ (Mt 13,1-3).
[2] San Ignacio de Loyola, Obras, hg. v. Ignacio
Iparraguirre, Candido de Dalmases u. Manuel Ruiz Jurado, Biblioteca de Autores Cristianos 86,
Madrid 61997, 273: „El tercero, considerar cómo Dios trabaja y
labora por mí en todas codas criadas sobre la haz de la tierra, id est, habet
se ad modum laborantis.“ (Ejercicios espirituales 236).
[3] John Henry Newman, Parochial and Plain Sermons:
Pfarr- und Volkspredigten, Bd. 1, Stuttgart 1948, 156: „Es scheint daher, daß
es eine große Menge pharisäischer Heuchler unter getauften Christen gibt, d.h.
Menschen, die den Glauben bekennen, ohne ihn zu üben.“