Pindar
„Bei allem ist es notwendig, bei sich selbst ein Maß
zu sehen (ὁρᾶν μέτρον – Pindar,
Pythische Ode II, 34).
Kontext: Das erinnert an das μηδὲν
ἄγαν, ne quid nimis, nichts zu viel, aus Sparta. Dieses
Wort ist besonders kostbar, weil aus der Peloponnes nur äußerst wenig Geistiges
überliefert ist. Es bedeutet, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu bewegen,
darin das zu verwirklichen, was individuell möglich ist.
„Beginne zu erkennen, wer du bist“ (γένοι’,
οἷος ἐσσὶ μαθών
– Pindar, Pythische Ode II, 72).
Kontext: Dies wandelt die Inschrift des Apollotempels
in Delphi ab: γνῶθι
σεαυτόν, nosce te (Cicero, Tusculanæ
disputationes I, 52), erkenne dich selbst. Interessant ist, dass Pindar
inchoativ formuliert: Beginne zu lernen, wer du bist. Sich innerhalb der
eigenen Grenzen und Möglichkeiten verwirklichen, geht nur, wenn
Selbsterkenntnis vorliegt.
„Es ziemt sich, ein Joch auf den Nacken zu nehmen und
leicht zu tragen“ (Pindar, Pythische Ode II, 93f)
Kontext: Möglicherweise bezieht sich Mt 11,29f auf
Pindars Ausspruch: „Nehmt auf euch mein Joch […]; denn mein Joch ist sanft.“
Natürlich ist die Arbeit an sich selbst nicht einfach, aber sie ist äußerst
lohnend. Nur der geschliffene Edelstein ist wertvoll, nicht der rohe.
© Pfr. Dr. Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2021