Michael und
andere Engel
Engel schenken Kraft, Zuversicht, Mut und Vertrauen. Sie helfen bei der Bewältigung einer schwierigen Situation. Daher werden sie geliebt und Engelbücher, -bilder und -skulpturen gerne verschenkt.
Woher aber kommt das Wort Engel?
Das deutsche Wort Engel kommt vom griechischen ἄγγελος (ángelos) – Bote, der eine Botschaft überbringt, als Übersetzung für das hebräische מלאך (malʼāḵ) – der mit einem Auftrag gesandte Bote.
Der Berg Gargano [gar'ga:no] in Apulien, Photographie von Cornelia Attolini. Die in die Adria hineinragende Halbinsel wird als Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet.
In Mesopotamien gibt es das akkadische Wort mālakum – Bote, allerdings nur in profanem Gebrauch. Das Wort bāštum bedeutet Lebenskraft, möglicherweise aber auch Schutzengel. Geflügelte Wesen gibt es in Mesopotamien, Ugarit und Ägypten. Persien erstellte bereits eine Hierarchie der Engel.
Die Grottenkirche
(Krypta) des heiligen Erzengels Michael, Gargano,
Photographie von Cornelia Attolini
In der hebräischen Bibel findet sich folgende Erzählung: Daniel empfing eine Offenbarung und bemühte sich, sie zu verstehen. Drei Wochen lang fastete er, verzichtete auf Fleisch sowie Wein und ging danach zum Ufer des Flusses Tigris. Er blickte auf und sah, wie jemand vor ihm stand, in feines Linnen gekleidet, mit einem Gürtel aus Gold um die Hüften. Sein Körper glich einem Chrysolith, sein Antlitz leuchtete wie ein Blitz und seine Augen waren wie brennende Fackeln. Seine Arme und Beine glänzten wie polierte Bronze. Seine Worte waren wie das Getöse einer großen Menschenmenge. Er sagte: „Der Engelfürst des Perserreiches hat sich mir einundzwanzig Tage lang entgegengestellt, aber Michael, einer der ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe“ (Daniel 10, 13).
Im Judasbrief 9 steht: „Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechtete und über den Leichnam Moses stritt, wagte er nicht, den Teufel zu lästern und zu verurteilen, sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken!“ (Sach 3, 2).
Aus dem Danielbuch und dem Judasbrief erfahren wir, wie der Engel „Wer ist wie Gott?“, im Hebräischen Michael, kämpft, um eine Notlage zu wenden. Er wird als einer der ersten unter den Engelfürsten und als Erzengel bezeichnet.
Im letzten Buch der Bibel, der Geheimen Offenbarung, wird ein dramatischer Kampf am Ende der Zeiten geschildert:
„Da entbrannte im Himmel ein Kampf. Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt, und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen“ (Offb 10, 7-9.
Michaelsstatue im Eingangsbereich der Kirche San Michele auf dem Monte SantʼAngelo, Photographie von Cornelia Attolini
Es ist leicht verständlich, daß einem solchen Engel Heiligtümer erbaut werden. Das sind in der Regel alte Heiligtümer oben auf einem Berg. Da es sich um die Verehrung des obersten Engels handelt, liegt ja eine Verehrung an einem hoch gelegenen Ort nahe.
Es ist aber eine große Überraschung, daß es sieben Michaelsheiligtümer gibt, die in einer geographischen Linie liegen, jeweils tausend Kilometer voneinander entfernt, und zwar von Irland bis zum Heiligen Land (in der Karte mit Jerusalem bezeichnet):
Die sieben
Michaelsklöster, Darstellung in Sacra di San Michele,
Photographie von H. M. Knechten
Es handelt sich um folgende Klöster:
o Skellig Michael (irisch: Sceilg Mhichil, Felsen Michaels) ist eine kleine Insel südwestlich vor der Küste Irlands. Der Erzengel Michael erschien dem heiligen Patrick, um ihn in seinem Kampf gegen die Schlangenplage zu stärken. Das Kloster wurde im siebten Jahrhundert gegründet. Die Mönche lebten in Bienenkorbhütten.
o St. Michaelʼs Mount liegt vor der Küste Cornwalls. Hier erschien der Erzengel Michael einer Gruppe von Fischern, die daraufhin ein Kloster gründeten, das seit dem 8. Jahrhundert nachweisbar ist.
o Mont St. Michel liegt in der Normandie.
Der Erzengel Michael beauftragte im Jahre 708 Bischof Aubert von Avranches († 725) ihm eine Kirche zu
erbauen. Die notwendigen Reliquien erhielt er vom Michaelsheiligtum auf dem
Gargano. Für die Wallfahrtsseelsorge waren Mönche verantwortlich.
Mont
St. Michel von Süden
o Giovanni
Vicenzo (um 955 - 1000) war Erzbischof von Ravenna und zog sich im Frühjahr 998
auf den Monte Caprasio im Susatal
(Piemont) als Einsiedler zurück. Aus seiner Einsiedlerzelle entwickelte sich ab
dem Jahr 1000 das Kloster Sacra di San Michele.
Fünf Benediktiner bildeten den ersten Konvent.
Sacra di San Michele, Photographie von H. M. Knechten
o Laurentius (Lorenzo Maiorano) wurde um 440 in Konstantinopel geboren. In Konstantinopel war der Erzengel Michael dem Kaiser Konstantin († 337) erschienen. Seither gab es im oströmischen Reich eine Verehrung des Erzengels Michael. Laurentius wurde Bischof der Stadt Siponte (Manfredonia in Apulien). 490 erschien ihm der Erzengel Michael und trug ihm auf, eine Höhle am Berge Gargano als Kirche zu nutzen. Dies geschah seit dem 29. September 492. Laurentius starb in hohem Alter im Jahre 545. Vom Hafen Gargano aus stachen die Pilger in See, um in das Heilige Land zu gelangen.
o Panormites, das Kloster des heiligen Erzengels Michael im Südwesten der Insel Symi (Σύμη), die zu den Zwölf Inseln (Dodekanes) in der östlichen Ägäis gehört. Seit dem 14. Jahrhundert ist die Existenz des Klosters belegt.
o Der Prophet Elias hatte am Berg Karmel beim heutigen Haifa eine Auseinandersetzung mit den Baalspriestern (1 Kön 18). Hier hatte er eine Höhle, in der er betete. In seinem Kampf gegen das Böse ähnelt er dem Erzengel Michael. Christliche Mönche lebten auf dem Berge Karmel als Eremiten. Um 1150 entstand der Orden der Karmeliter. Im Königreich Jerusalem (1099-1291) gab es kein Michaelsheiligtum.
o Heinrich
Elmar Stamm regte an, zwischen Mont-Saint-Michel und Sacra
di san Michele noch den Michaelsberg
in Siegburg hinzuzufügen.
Ich folge gerne seiner Anregung, weil ich fünf Jahre lang in der Nähe wohnte,
nämlich in St. Augustin. Einer meiner Mitstudenten trat in die
Benediktinerabtei Michaelsberg ein.
Ich erinnere mich an die Diskussionen, die nach dem Austritt des Abtes Alkuin
Heising (1927-2010) im Jahre 1968 entstanden. Er hatte damit gegen die
Verurteilung des Reutlinger Religionspädagogen Hubertus Halbfas
(1932-2022) protestiert. Halbfas hatte auf die
Diskrepanz zwischen dogmatischen und biblischen Aussagen aufmerksam gemacht und
darüber hinaus gefordert, manche biblischen Aussagen symbolisch zu verstehen.
Kardinal Frings entzog ihm daraufhin die kirchliche Lehrerlaubnis (missio). –
Im Jahre 1064 hatte der Kölner Erzbischof Anno II. (um 1010 - 1075) die
Benediktinerabtei St. Michael gegründet. Nach seinem Tode wurde er in der
Abteikirche bestattet. Dies ist sein Schrein.
Die Abtei wurde 1803 säkularisiert, war 1825-1878 „Irrenheilanstalt“, 1879-1914
Zuchthaus und seit dem 28 Februar 1914 wieder Benediktinerabtei. 1940 wurde im
Kloster ein Reservelazarett eingerichtet und die Mönche wurden 1941 vertrieben.
Sie kehrten 1945 zurück. 1947 wurde das Grab des heiligen Anno wiederentdeckt.
Die Gebeine kehrten aus der Servatiuskirche zurück und wurden wieder in der
Abteikirche verehrt.
Am 19. Juni 2011 wurde die Abtei aus wirtschaftlichen und personellen Gründen
aufgegeben. Seit 2013 bilden sechs indische Unbeschuhte Karmeliten eine
klösterliche Gemeinschaft auf dem Michaelsberge. –
Das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“,
gedichtet im Jahre 1875 vom Siegburger Joseph Hermann Mohr (1834-1892), kündet
vom Kulturkampf, durch den die Katholische Kirche eliminiert werden sollte.
Hintergrund für das Bild ist der Michaelsberg in Siegburg. –
Wenn zu den sieben erwähnten Michaelsheiligtümern ein achtes hinzugefügt wird,
klingt dies an die symbolische Bedeutung der Zahl Acht an: Es gibt acht
Seligpreisungen (Mt 5), acht Weherufe
(Mt 23), vor allem aber erstand Christus am achten Wochentage von den Toten und heiligte damit den
achten Tag (Sonntag).
Im Norden Rußlands gibt es die Tradition, die Kuppeln der hölzernen Kirchen mit Engeln zu bemalen. Diese Kuppeln werden als Himmel (неба, néba) bezeichnet.
Engel Jehudiel (kirchenslavisch: Egudiil) und Barachiel, der Engel des Segens, von ברכה braḵāh – Segen, im „Himmel“ der Kirche des heiligen Johannes Chrysostomos aus dem Jahre 1665 in Saunino (Kiprovo) bei Kargopolʼ, Photographie von Johanna Kusters
Ein Beispiel
für die Verehrung der heiligen Engel bietet die Oberkirche in
Steyl/Niederlande.
Arnold Janssen gründete am 8. September
1875 in Steyl ein Missionshaus. Er war Priester des Bistums Münster, konnte
aber in Deutschland aufgrund des Kulturkampfes nicht seine Ideen in die Tat
umsetzen. Bei dem Gebäude in Steyl, das ihm angeboten wurde, handelte es sich
um ein ehemaliges Gasthaus für Fuhrleute, die an der Maas ihre Waren abgeholt
hatten.
1876 begann der Stifter mit einem
Neubau. Die Kapelle, die dem heiligen Erzengel Michael geweiht ist, wurde 1877
vollendet. Steyl sollte ein Gnadenort für die Verehrung der heiligen Engel
werden. Bald war die Kapelle zu klein. Nach dem Vorbild der Kirche St. Maria
und Clemens in Schwarzrheindorf bei Bonn, 1151 geweiht, die Arnold Janssen
besucht hatte, wurde eine Doppelkirche ausgeführt, deren Oberkirche am 8.
September 1884 konsekriert wurde.
Die
Oberkirche, Quelle: Steyler Mission
Auf den Wänden des Chorraums sind Engel
dargestellt: Einer bläst die Fanfare, einer musiziert auf der Harfe, einer
trägt eine Lilie und ein Buch, das
mit Jesus und Maria gekennzeichnet ist, einer spendet
Weihrauch.
Um den Hochaltar herum sind
Seitenaltäre, hinter denen sich Kirchenfenster befinden, die den Engeln geweiht
sind. Die neun Chöre sind einzeln dargestellt, jeweils mit einem Sinnspruch
versehen, der sich auf ihren Dienst bezieht: Seraphim, Cherubim, Throne,
Herrschaften, Kräfte, Mächte, Fürstentümer, Erzengel (Michael, Gabriel,
Raphael), Engel.
Im ersten Fenster der Gabrielskapelle ist ein Seraph mit lilarotem Gewand
abgebildet, eine Krone mit Kranz und Sternen auf dem Haupt. In der rechten Hand
trägt er einen Lorbeerzweig, in der linken einen von Flammen umgebenen Kelch.
Auf der Brust trägt er die Aufschrift: Caritas – Liebe (vgl. 1 Joh 4, 8.16). Darüber ist der Doctor
seraphicus abgebildet, Bonaventura († 1274).
Worte der Seraphim:
Uns beglückt
die Liebe,
Euch beglückt sie, Menschen,
Wenn als
Gotteskinder
Gott ihr folgsam dienet.
Im zweiten Fenster sehen wir einen
Cherub im weißen Gewande, der auf dem Haupt eine Krone trägt. Seine Flügel sind
von blauer Farbe. Er hält ein goldenes Kreuz mit der Aufschrift: Sapientia – Weisheit (vgl. 1 Kor 1, 24: Das Wort vom
Kreuz ist Gottes Weisheit). Im Maßwerk ist das Bild des Doctor
angelicus, Thomas von Aquin († 1274).
Sprache der Cherubim:
Jesus ist die
Weisheit,
Jesu Kreuz und Lehre.
Folget diesem
Zeichen,
Liebt die wahre Weisheit!
Im dritten Fenster ist ein Engel aus
dem Chor der Throne mit blauem Gewande und mit Krone dargestellt. In der
rechten Hand hält er eine Lilie, in der linken ein Spruchband: Humiles exaltabit et castos – Demütige
und Reine wird er erhöhen (vgl. Lk 1, 52). Im Maßwerk
ist der Doctor egregius
abgebildet, Bernhard von Clairvaux († 1153).
Rede der Thronen:
Reinheit zart
und Demut
Führt zu Gottes Throne,
Bringt euch
Menschenkinder
Hin auf ewge Thronen.
Im ersten Fenster
der Michaelskapelle ist ein Engel aus dem Chor der Herrschaften mit
lichtrotem Gewande und mit goldenem Stirndiadem abgebildet. Das Gefäß in seiner
linken Hand deutet auf das Öl der Sanftmut, mit der rechten weist er auf den Saum
am Hals hin: Dominare in te
ipsum – Herrsche über dich selbst. Im Maßwerk sehen
wir die heilige Maria Margareta Alacoque († 1690),
welche die Herz-Jesu-Verehrung förderte.
Mahnung der Herrschaften:
Sei dir selber
Herrscher,
Sohn der ewgen Liebe!
Das führt dich
zur Herrschaft.
Salböl reicht dir Jesus.
Im zweiten Fenster sehen wir einen
Engel aus dem Chor der Kräfte mit rotem Kleid und einem Goldlorbeerenkranz
mit Sternen darüber. In der rechten Hand hält er ein Gefäß mit einem
Naturheilmittel, in der linken Heilkräuter. Auf dem Kollar steht: In Deo faciamus – In Gott wollen wir handeln! Im Maßwerk ist die
heilige Gertrud von Nivelles sichtbar († 659), auf ihrem Buch Mäuse; diese
Schädlinge vertreibt sie. Sie ist außerdem die Patronin der Krankenhäuser.
Salbung der Kräfte:
Gott gibt Kraft
den Pflanzen,
Tugend den Geschöpfen.
Mit Maria
heilen
Wir die armen Kranken.
Das dritte Fenster zeigt einen Engel
aus dem Chor der Mächte. Er ist braun gekleidet, trägt eine goldene Krone und
hält ein Flammenschwert in der Rechten. Auf dem Kollar steht: Resisto malæ potestati
– Ich widerstehe böser Macht. Im Maßwerk ist die heilige Teresa von Ávila
dargestellt († 1582).
Tröstung der Mächte:
Gottes Schwert
führen wir,
Satan wir bekämpfen;
Wir, die
Krieger Josephs,
Streiten für die Kirche.
Im ersten Fenster der Raphaelskapelle ist ein Engel aus dem Chor der Fürsten
mit dunkelviolettem Gewand und silbernem Stirndiadem dargestellt. Auf dem
Spruchband steht: Obœdiens Deo princeps
eris – Gott gehorchend, wirst du ein Fürst sein. Im
Maßwerk ist der heilige Aloisius von Gonzaga († 1591) sichtbar.
Predigt der Fürstentümer:
Gott ist Fürst
der Fürsten;
Folgt ihm, Menschenkinder!
Und ihr findet
mit uns
Ewge Fürstentümer!
Das zweite Fenster zeigt einen
Vertreter aus dem Chor der Erzengel mit grauweißem Gewand und silbernem
Stirndiadem. In der rechten Hand hält er eine Waage, in der linken einen Stab.
Auf seiner gekreuzten Stola steht: Iudicia tua Deus misericordia et veritas – Deine Gerichte, o Gott, sind Barmherzigkeit und
Wahrheit (Tob 3, 2). Im Maßwerk ist die heilige Francesca Romana († 1440)
abgebildet, links davon ihr Schutzengel, zu dem sie eine große Verehrung hatte.
Sie ist Patronin der Autofahrer.
Mahnrede der Erzengel:
Gottes Waage
wäget
Aller Menschen Werke.
Seinen Zorn
befürchtet,
Sucht bei Ihm Vergebung!
Im dritten Fenster ist ein Schutzengel
mit grünem Kleid und silbernem Stirndiadem dargestellt. An der linken Hand
führt er ein Kind, mit der rechten weist er eine aufschießende Schlange zurück.
Auf seinem Kollar steht: Præ te
angelus meus – Mein Engel
steht vor dir (Ex 23, 23). Im Maßwerk ist der heilige Isidor von Madrid
abgebildet († 1130), mit einem Rebmesser im Gürtel. Er war von Beruf Landwirt.
Sein Leib ruht in der Isidorkathedrale in Madrid. Er
ist Patron der Landwirte.
Lehrworte der Engel:
Wir als Boten
Gottes
Dienen Menschenkindern.
Wehrt mit uns
dem Bösen,
Fördert stets das Gute!
Fürsten,
Erzengel und Schutzengel, Quelle: Steyler Mission
Hinter dem Hochaltar sind drei
Engelsaltäre, die zur Ehre der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael
errichtet wurden.
Zur biblischen Grundlage der
Michaelsgestalt wurde oben bereits einiges mitgeteilt. Hier folgen Belege für
andere Engel:
o „Ich
bin Gabriel, der vor Gott steht“ (Lk 1, 19).
o „Er
fand den Engel Raphael vor sich
stehend“ (Tob 5, 4; Langtext im Codex Sinaiticus).
o „Denn
der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt“
(1 Thess 4, 16).
o „Ihre
Engel im Himmel schauen allezeit das
Angesicht meines Vaters im Himmel“ (Mt 18, 10).
o „Er
vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens Eden die Cherubim auf und das lodernde
Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baume des Lebens bewachten“ (Gen 3, 24).
o „Du
sollst zwei Cherubim aus getriebenem Gold machen“ (Ex 25, 17).
o „Seraphim standen rings um ihn“ (Jes 6, 2)
o „Denn
ich bin gewiß, daß weder
Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch
Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in
Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Röm 8, 38f).
o Gott
der Vater hat seine Macht an Christus erwiesen, „den er von den Toten
auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über
alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften“ (Eph
1, 20f).
o „Denn
in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare
und das Unsichtbare, es seien Throne
oder Herrschaften oder Mächte und Gewalten, es ist alles durch ihn und zu ihm
hin geschaffen“ (Kol 1, 1 6).
o „Ach,
du bist vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern; zu Boden bist du
geschmettert, du Bezwinger der Völker“ (Jes 14, 12).
Die Kirchenväter deuteten diese Bibelstelle auf Luzifer, den gestürzten
Engelfürsten, der wie Gott sein wollte. Dies bezieht sich auf folgendes Wort:
„Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß
vielmehr: Sobald ihr davon eßt, gehen euch die Augen
auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse“ (Gen 3, 4f). Origenes
schrieb dazu: „Auch hier wird ganz deutlich ausgesagt, daß
vom Himmel gefallen ist der, welcher vorher der Morgenstern (Lucifer) war und
in der Frühe aufging. Denn wenn er, wie einige glauben, von der Natur der
Finsternis war, wie kann er dann vorher der Morgenstern gewesen sein? Und wie
konnte er in der Frühe aufgehen, wenn er nichts Lichtartiges in sich hatte?
Aber auch der Erlöser belehrt uns über den Teufel: ‚Seht, ich sehe den Satan
vom Himmel fallen wie einen Blitz‘ [Lk 10, 18]; denn
einst war er Licht“ (De principiis 15, 5, herausgegeben von Heinrich Görgemanns und Heinrich Karpp,
Texte zur Forschung, Band 24, dritte Auflage Darmstadt 1992, 210). Der
gestürzte Morgenstern wird hier mit Luzifer, dem Teufel und Satan
gleichgesetzt.
Paul Gustave Doré (1832-1883), Sturz Luzifers, 1866, Illustration zu
Miltons Paradise
Lost
Fußend auf der Theologie Platons IV, 3
des neuplatonischen Philosophen Proklos (412-485), entwickelte Dionysios
Areopagita seine Lehre von den drei Triaden der Engelränge:
Throne, Cherubim und Seraphim; Mächte,
Herrschaften und Kräfte; Engel, Erzengel und Gewalten (Die Himmlische
Hierarchie VI, 2, herausgegeben von Günter Heil und Adolf Martin Ritter, Corpus
Dionysiacum II, Patristische Texte und Studien 67,
zweite Auflage Berlin und Boston 2012, 26f).
Der
Engel
mit dem Goldenen Haar, 1200-1250, Russisches Museum, St. Petersburg
Johannes Chrysostomos nannte in seinem
Matthäuskommentar 54, 6 (Patrologia Græca 57, 540) acht Engelränge; es fehlt der der Fürsten.
Erzengel
Gabriel,
13. Jahrhundert, enkaustische
Ikone, Katharinenkloster auf dem Sinai
Der Dichter des Liedes zum Erzengel
Michael ist der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635), welcher der
erste war, der erfolgreich gegen die Hexenverbrennungen kämpfte. Das Lied wurde
1623 gedichtet und im gleichen Jahre in Köln vertont. Es befand sich im
Gotteslob, wurde aber in die neue Auflage des Jahres 2014 nicht mehr
aufgenommen. Hier wird es wiedergegeben nach: Exsultemus
Domino. Katholische Kirchenlieder, herausgegeben von Stanislaus Maruczyk (1890-1956) und Josef Graisy
(1911-1983), sechste Auflage Mödling bei Wien 1957, 323.
Sancte Míchael Archángele, defénde nos in prœlio, contra nequítiam et insídias diáboli esto præsídium. Imperet illi Deus, súpplices deprecámur, tuque, Prínceps milítiæ cæléstis, Sátanam aliósque spíritus malígnos, qui ad perditiónem animárum pervagántur in mundo, divína virtúte, in inférnum detrúde. (Leo XIII., im Jahre 1886).
Heiliger Erzengel Michael, schirme uns im Streite, gegen die Bosheit und die Arglist des Teufels, sei du unser Schutz! „Gott gebiete ihm!“, so bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen die Welt durchstreifen, in der Kraft Gottes hinab in die Hölle.
Wer über Engel schreibt, befindet sich zwischen zwei Feuern. Auf der einen Seite wird behauptet, Engel gäbe es gar nicht.
Zwar haben seit Jahrzehnten immer mehr Menschen
ein positives Verhältnis zu Engeln, fühlen sich von ihnen beschützt und
geleitet, gerettet und geheilt.
Seltsam ist aber nur, daß die Theologie, welche doch diesen Bereich begleiten und
deuten könnte, sich weitgehend abseits hält mit der Bemerkung, es handle sich
um etwas „Unwissenschaftliches“.
Die entsprechenden Aussagen der
Heiligen Schrift gelten als „Mythologie“ und werden, dementsprechend, nicht zur
Kenntnis genommen.
Auf der anderen Seite werden Aussagen
über Engel gebraucht, um Angst zu verbreiten und Andersdenkende zu bekämpfen.
Das Michaelsgebet des Papstes Leo XIII. könnte durchaus gebetet werden, um der
zunehmenden Gewalt in unserer Welt etwas Spirituelles entgegenzusetzen. Leider
war es aber 1886 gegen den „Modernismus“ und gegen Gruppierungen gerichtet,
welche nicht der Katholischen Kirche angehörten.
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Pilgerweg Italiens nach Monte SantʼAngelo am
Gargano. Latium - Abruzzen – Molise - Apulien. 500 km für Fuß- und Radpilger.
Die Fortsetzung des Franziskusweges, Übersetzung und Bearbeitung von Paula
Maria Holzer, Innsbruck und Wien 2015.
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© Dr. Heinrich Michael Knechten,
Stockum 2024