Lang, lang ist’s her
Heinrich Michael Knechten
Zwischen
Meckinghoven und der Pfarrkirche St. Amandus bestand nur ein loser Zusammenhang.
Taufen, Osterkommunion, Trauungen und Begräbnisse wurden wohl dort gehalten,
aber an Sonn- und Feiertagen besuchte man gewöhnlich die Heilige Messe in der
Kirche der heiligen Maria Magdalena zu Horneburg.
Die Absetzung des Pfarrers
Niemerg
Eine
bischöfliche Untersuchungskommission, in welcher der Horneburger Pfarrer Carl
Meyer[1]
mitarbeitete, kam zu dem Ergebnis, dass der Dattelner Pfarrer Bernard Niemerg
schuldig sei. Er wurde suspendiert und exkommuniziert. Pfarrer Anton Jansen
nahm seine Stelle ein. Dieser schrieb in seinem Tagebuch:
27.
Juli 1865
Pastorenkonferenz
beim Dechanten Theising in Recklinghausen. Pfarrer Meyer zu Horneburg, welcher
in Sachen Pfarrer Niemerg als bischöflicher Inquisitor fungiert hatte,
erzählte:
Die
Meckinghover Bauern kommen bereits seit zwei Sonntagen in Zügen nach Horneburg,
lärmen, seien verwegen, doch seine Horneburger verteidigen ihn. Jeden Abend
üben sich Meckinghover Bauern in ihrer Bauerschaft, um eine Attacke und
Erstürmung der Horneburg auszuführen. Abends rotten sich dort die
Bauernburschen zusammen, sie ziehen unter Singen und Lärmen umher. Der Landrat
hat einen Gendarmen in Horneburg zurückgelassen.[2]
Der
Horneburger Hauptlehrer Bernhard Gellenbeck beschrieb diese Vorgänge
folgendermaßen in seiner Chronik:
Zu Anfang der 1860iger Jahre
wurde Pastor Meyer mit in einen Streit verwickelt, der in Datteln zwischen dem
Pastor Bernard Niemerg aus Warendorf und der Gemeinde ausgebrochen war.
Trotzdem sich derselbe um die Restauration und Verschönerung der dortigen
Kirche sehr verdient machte, tauchten allerlei üble Gerüchte über seine Amtsführung
auf, die zu einer Untersuchung führten. Der damalige General-Vikar Bernard
Brinkmann (später Bischof) hatte dieselbe zu leiten und Pastor Meyer als
Beisitzer in derselben zu fungieren. Die Folge war, daß Leute aus den
benachbarten Datteler Bauerschaften in Horneburg allerhand Unfug ausübten und
den Pastor in aller möglichen Weise schikanierten.[3]
Der verweigerte Sitzplatz
Der
Rektor der Meckinghovener Schule und Heimatforscher Adolf Hunke beschrieb die angespannte Situation zwischen den
Meckinghovenern und der Horneburger Kirchengemeinde:
Unter
dem Pfarrer Franz Stiene, der von 1892 bis zu seinem Tode im Jahre 1901 die
Gemeinde Horneburg leitete, wurden Teile von Erkenschwick, Hagem und ganz Rapen
zur Pfarrgemeinde Horneburg geschlagen. Es heißt, Pfarrer Stiene wollte auch
Meckinghoven eingemeinden. Dies wurde abgelehnt. So entstand ein Streit.
Meckinghovener
wurden daran gehindert, in den Bänken der Horneburger Kirche Platz zu nehmen. Dies
führte dazu, dass ein Teil von ihnen der Kirche fernblieb, während andere die
Kirchen in Datteln und Henrichenburg besuchten.
Nun
entstand der Wunsch, eine eigene Kirche zu errichten. Bei einer Hochzeit im
November 1893 beim Landwirt Brauckmann wurde dieses Thema eingehend besprochen.
Brauckmann erklärte sich bereit, für den Kirchenbau einen Morgen Land zu
stiften. 1899 erfüllte sich dieser Traum, als die Dominikaner in ihrer
Bauerschaft eine Niederlassung gründeten.[4]
Doch vorher gab es ein weiteres Zerwürfnis.
Der umgeleitete Bischof
Der
erste Chronist des Klosters, Pater
Severin M. Kleinenbroich OP, berichtete:
Am
3. August des Jahres 1897 fuhr der hochwürdige Herr Weihbischof Maximilian von Galen
auf seiner Firmungsreise durch das Dekanat Recklinghausen von Horneburg nach
Henrichenburg. Die Straße dorthin führt durch die Bauerschaft Meckinghoven. Da
Horneburg nicht genügend Pferde aufbringen konnte, um einen Reiterzug zustande
zu bringen, baten sie die Meckinghovener, sie bei der Bildung einer
Reiterkavalkade zu unterstützen. Meckinghoven erhielt vom Amtmann und
Gemeindevorsteher den Auftrag, dem hochwürdigen Herrn selbst das Geleit zu
geben, da sie zu Datteln gehören. So blieb die Bitte der Horneburger
unberücksichtigt.
Die
Meckinghovener hatten die ganze Chaussee, die der hochwürdigste Herr Bischof
von Horneburg nach Henrichenburg zu passieren hatte, mit Triumphbogen
ausgeschmückt. Eine große Anzahl Ehrenreiter mit dem Amtmann und dem Gemeindevorsteher
an der Spitze standen an der Grenze zu Horneburg und warteten stundenlang
vergebens, um dem Bischof das Geleite zu geben. Die Horneburger hatten den
Herrn Bischof nämlich durch einen Seitenpfad über Becklem nach Henrichenburg
gebracht.[5]
Aus Horneburger Sicht
Hauptlehrer
Bernhard Gellenbeck beschrieb dieses Ereignis in folgender Weise in seiner
Chronik:
3.
August 1897
Am
heutigen Nachmittage gegen 5 Uhr besuchte der Hochwürdigste Herr Weihbischof
von Münster auf seiner Firmungsreise die hiesigen Schulklassen. Besonders zu
bemerken ist, daß derselbe dem früheren Gebrauche entgegen direkt zur Gemeinde
Henrichenburg begleitet wurde und zwar auf dem Feldwege durch Beckum. Die
Bauerschaft Meckinghoven, welche sich sonst immer für diesen Fall mit Horneburg
verband, war hiervon abgewichen und bestand auf eine besondere Empfangnahme des
Bischofs. Da dieses auf eine ungerechtfertigte Opposition beruhte, entschied
sich der Bischof nach Kenntnisnahme des Sachverhaltes für den oben angegebenen
Weg.[6]
Literatur
Gertrud Ritter und Theodor Beckmann, Zur Geschichte des
Dominikaner-Klosters Meckinghoven, Dattelner Heft 5, Plattdeutscher Sprach- und
Heimatverein Datteln 1922 e.V., Datteln 2000.
Tagebuch von Pfarrer Anton Jansen. 1865. 1899, Pfarrarchiv
St. Amandus, Datteln; hg. v. der
Pfarrgemeinde St. Amandus, Datteln 1997.
Bernhard Gellenbeck, Chronik der Schule zu Horneburg, Teil 1: bis 1918, in: Archiv der Stadt Datteln (unveröffentlichte Handschrift in deutscher Kurrentschrift.
Möllers, Heinz, Ein „umgeleiteter“
Bischof. Nachbarschaftsprobleme zwischen Horneburgern und Meckinghovern,
in: Bürgerschützenverein Horneburg 1384 e.V., Festschrift zum
Schützenfest 1999, 53-58.
[1] Carl Meyer war vom Jahre 1853 bis zu seinem Tode im
Jahre 1891 Pfarrer in Horneburg.
[2] Vgl. Tagebuch von Pfarrer Anton Jansen. 1865. 1899,
Pfarrarchiv St. Amandus, Datteln; hg. v.
der Pfarrgemeinde St. Amandus, Datteln 1997, 17f.
[3] Vgl. Bernhard Gellenbeck, Chronik der Schule zu
Horneburg, Teil 1: bis 1918, 120f, in: Archiv der Stadt Datteln
(unveröffentlichte Handschrift in deutscher Kurrentschrift).
[4] Vgl. Gertrud Ritter und Theodor Beckmann, Zur
Geschichte des Dominikaner-Klosters Meckinghoven, Dattelner Heft 5,
Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln 1922 e.V., Datteln 2000, 5f.
[5] Vgl. Gertrud Ritter und Theodor Beckmann, Zur
Geschichte des Dominikaner-Klosters Meckinghoven, Dattelner Heft 5,
Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln 1922 e.V., Datteln 2000, 7.
[6] Vgl. Bernhard Gellenbeck, Chronik der Schule zu
Horneburg, Teil 1: bis 1918, 141, in: Archiv der Stadt Datteln.