Magdalena
Die
Evangelien erzählen zunächst die Geburt Christi. Als Erwachsener wird Er vom
Geist in die Wüste geführt, um versucht zu werden. Er durchzieht predigend
Städte und Dörfer. All das betrifft unsere Welt. Wir können uns in diese Szenen
hineinversetzen.
Zwei
Bereiche sind es, die sich uns entziehen, die Wunder und Seine Verklärung. Hier
scheint eine höhere Welt auf.
Dann
wird die Farbe schwarz. Christus wird angeklagt, soll sich rechtfertigen, wird
verurteilt und hingerichtet. Diese Ereignisse sind so schrecklich, dass die
Kirche uns nur einmal im Jahr damit konfrontiert. Verurteilungen und
Hinrichtungen kommen jedoch auch in unserer Welt vor.
Nun
aber künden die Evangelien von einer anderen Welt. Da ist die Rede von der
Auferstehung. Der Hinweis ist notwendig: „Es ist der Herr!“ (Joh 21,7), sonst
hätten die Jünger Ihn nicht erkannt. Die Augen anderer wurden erst geöffnet,
als Er das Brot brach (Lk 24,31).
Maria
Magdalena hält Ihn infolge der blendenden Morgensonne für einen Gärtner (Joh
20,15). Sie sieht nur Seine Silhouette und geht an Ihm vorüber, da sie ja den
sucht, den sie liebt. Da sagt Er zu ihr: Maria!
Etwas
in Seiner Stimme lässt sie erbeben. Sie wendet sich um, Tränen treten in ihre
Augen, sie fällt vor Ihm zu Boden, umfasst Seine Füße und sagt: Rabbuni, mein
Herr! (Joh 20,16). In diesem Augenblick wendet sich ihr Leben. Sie begegnet
Gott. Ihre Liebe wandelt sich.
Vgl.
Patrick Roth, Magdalena am Grab, Insel-Bücherei 1234, Frankfurt am Main und
Leipzig 2003, 38-50.