Johannes von Kronstadt

 

Heinrich Michael Knechten

 

Johannes von Kronstadt

 

Ioann (Johannes) Iljitsch Sergiew wurde am 19. 10. 1829 im Dorf Sura, Kreis Pinega, Gouvernement Archangelsk, also im Norden Russlands, geboren. Er war Sohn des Kirchendieners Ilja Michailowitsch Sergiew (1808-1851) und der Feodora Wlasjewna Sergiewa, geborene Porochina (1808-1871). Johannes wurde am 20. 10. 1829 wegen seiner schwachen Gesundheit nicht in der Kirche, sondern zuhause getauft. (1)

 

1838 kam Johannes in die Pfarrschule von Archangelsk, 1841 in die dortige Geistliche Lehranstalt, 1845 in das Archangelsker Geistliche Seminar und 1851 in die Geistliche Akademie in St. Petersburg. (2) Das Lernen fiel ihm zunächst schwer. Durch eisernen Fleiß und mit dem Gebet um die Hilfe Gottes bewältigte er jedoch die Schwierigkeiten. (3)

 

1855 schloss Johannes sein Studium mit einer Dissertation über das Kreuz Christi ab. (4) Er lernte Elisaweta Konstantinowna Neswizkaja (1829-1909) kennen und heiratete sie. Er erhielt die Stelle ihres Vaters an der Andreaskathedrale in Kronstadt, wurde in St. Petersburg am 12. 12. 1855 zum Priester geweiht (5)  und wirkte in Kronstadt bis zu seinem Tod am 20. 12. 1908. (6)

 

Das Pogrom in Kischinew (Chişinău) im Jahr 1903 verurteilte Johannes in scharfen Worten, (7) ließ sich aber leider immer wieder zu Polemik gegen andere Konfessionen und Religionen hinreißen. (8)

 

Am 23. 8. 1881 gründete Johannes in Kronstadt ein Haus, in dem Obdachlose aufgenommen wurden, Kinder armer Eltern Unterricht erhielten und Jugendliche einen Beruf erlernen konnten. (9) Durch seine soziale Tätigkeit, durch seine Predigten und nicht zuletzt durch die Feier der Liturgie zog er zahlreiche Menschen an, sodass Kronstadt ein großer Wallfahrtsort für ganz Russland wurde. Johannes hatte eine besondere Ausstrahlung. Wenn er eine Stadt oder ein Dorf besuchte, strömten Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen in Scharen zu ihm hin. (10)

 

Nicht ohne Stolz sagte Johannes von Kronstadt, dass aus seiner Familie seit mindestens 350 Jahren Priester hervorgehen. (11) In den ersten Jahrzehnten seiner Tätigkeit hatte er große Schwierigkeiten, da die Mitbrüder seine Art und Weise, als orthodoxer Priester zu leben und zu wirken, nicht verstanden. (12) Als er endlich Anerkennung von kirchlicher Seite bekam, wurde er immer mehr zur Zielscheibe anderer gesellschaftlicher Kreise. (13)

 

In Tagebüchern, die erst seit einigen Jahren vollständig und unzensiert herausgegeben werden (14), beschrieb er seine großen Probleme, aber auch die sozialen Projekte, die ihm vorschweben. Er versuchte, in Predigten die kalten Herzen seiner Zeitgenossen zu erwärmen, gegen Unglauben und Gleichgültigkeit anzugehen.

 

In einer einmaligen Weise feierte er die Göttliche Liturgie. Dadurch zog er immer mehr Leute an, einfache und gebildete, gesunde und kranke Menschen, auch Priester und Bischöfe strömten zu der Kathedrale des heiligen Andreas des Erstberufenen in Kronstadt. Es gab Bekehrungen und Heilungen. (15)

 

Johannes von Kronstadt hatte mit vielen Dingen zu kämpfen, die es auch heute schwer machen, den Glauben zu leben. Dadurch kann er Ermutigung geben, Hinweise aufzeigen und zu Jesus Christus sowie zu Seiner Kirche führen.

 

1990 wurde der heilige Johannes von Kronstadt kanonisiert. Sein Gedenktag ist am 20. Dezember nach dem Julianischen Kalender und am 2. Januar nach dem Gregorianischen. (16)

 

Anmerkungen

 

(1)   Vgl. Staatliches Archiv des Gebiets Archangelsk, Fond 29, Verzeichnis 21, Dokument 84, Blatt 205. 208. 132. 167v. 168.

(2)   Vgl. Weniamin Fedtschenkow, Otez Ioann Kronschtadtski, St. Petersburg 32005, 56.

(3)   Vgl. Johannes von Kronstadt, Dnewnik, Bd. III, hg. v. Petr (Pigol), Februar 1861, Moskau 2005, 184.

(4)   Vgl. Johannes von Kronstadt, O kreste Christovom. (Protiw raskolnikow), St. Petersburg 1896.

(5)   Vgl. Schenskaja Surskaja obitel, O. Ioann Kronschtadtski, St. Petersburg 1903, 28.

(6)   Vgl. die Todesnachricht in: Kronschtadtski Majak, abgebildet in: Predsmertnyj dnewnik, hg. v. Petr (Pigol), Moskau 2006, nach Seite 64.

(7)   Vgl. Johannes von Kronstadt, Mysli moi po povodu nasilij christian s jewrejami w Kischinewe (Meine Gedanken zu den Gewalttätigkeiten der Christen in Kischinew gegen die Juden), Kischinew 1903.

(8)   Vgl. Johannes von Kronstadt, Dnewnik (Tagebuch), hg. v. Petr (Pigol), 11.1.1857, Bd. 1, Buch 2, Moskau 2002, 370; Dnewnik, hg. v. Damaskin (Orlowski), 14. 12. 1868, Bd. 14, Twer 2009, 75; Predsmertnyj dnewnik, hg. v. Petr (Pigol), 23. 7. 1908, 34; Natschalo i konez naschego semnogo mira (Anfang und Ende unserer irdischen Welt), St. Petersburg 2005, 105. 128. 154f. 175.

(9)   Vgl. Johannes von Kronstadt, Ansprache am 23. 8. 1881, in: Ders., Sobranie sotschinenij, Bd. 5, Kiew 2006, 54-60, hier 59.

(10)                      Vgl. Johannes von Kronstadt, Mysli o Zerkwi i o Prawoslawnom Bogosluschenii (Gedanken über die Kirche und über den orthodoxen Gottesdienst), St. Petersburg 1905, 348.

(11)                      Vgl. Johannes von Kronstadt, Ansprache in seinem Heimatdorf Sura, in: Sobranie Sotschinenij, Bd. 5, Kiew 2006, 276.

(12)                      Vgl. Russisches staatliches historisches Archiv, St. Petersburg, Fond 19, Verzeichnis 63, Dokument 7, Blatt 5; Dnewnik, hg. v. Damaskin (Orlowski), 25. 3. 1870, Bd. 15, Moskau 2006, 86.

(13)                      Vgl. N. I. Bolschakow-Artamonow, Istotschnik schiwoj wody. Opisanie schisni i dejatelnosti otza Ioanna Kronschtadtskago, St. Petersburg 1910, 766-805.

(14)                      Vgl. Dnewnik, hg. v. Damaskin (Orlowski), M. Maksimow u. K. G. Geworkjan, Duchownoe nasledie Russkoj Prawoslawnoj Zerkwi, Bd. 1ff, Moskau u. Twer 2005ff; Dnewnik, hg. v. Petr (Pigol), Bd. 1ff, Moskau 2001ff.

(15)                      Vgl. Feofan (Goworow), Brief 928, 20. 7. 1892, in: Ders., Sobranie pisem, Bd. 5, Moskau 1899, 214f.

(16)                      Vgl. Dejanie Oswjaschtschennogo Pomestnogo Sobora o kanonisazii prawednogo Ioanna Kronschtadtskogo, in: Kanonisazija swjatych w XX weke, Moskau 1999, 94f.

 

Werke

 

 

Übersetzungen

 

 

Weiterführende Literatur

 

 

Verweise

 

Hauptseite