Nikolaj
Berdjajew
Die Krisis des Protestantismus
und die russische Orthodoxie
Eine Auseinandersetzung mit der dialektischen
Theologie.
I.
[S.
11] Der Barthianismus oder die sogenannte dialektische Theologie ist die
bedeutsamste und ernsteste Erscheinung innerhalb des Protestantismus, in der
sich dessen innere Erschütterung und die sich in ihm vollziehende Krisis
widerspiegelt. Die bedeutsamen Bücher Emil Brunners "Der Mittler" (1)
und Karl Barths "Dogmatik" (2) geben Veranlassung, sich über diese
Bewegung vom russisch-orthodoxen Standpunkt aus zu äußern. Sowohl Barth als
auch Brunner verfügen über ein religiöses Temperament und brechen mit dem
Protestantismus des 19. Jahrhunderts, der das Christentum in eine
Professorenreligion verwandelt hat. Diese Richtung ist auch ein Protest, aber
schon nicht gegen den Katholizismus, sondern gegen den liberalen
Protestantismus, gegen die religiöse Knochenerweichung, die mit der Aufklärung
begonnen hatte und sich in dem deutschen Idealismus und in der deutschen
Romantik, wenn auch in neuer Form, fortsetzte. Es ist das ein Schrei, eine
leidenschaftliche Reaktion gegen den deutschen Idealismus und die deutsche
Romantik, gegen Schleiermacher und Ritschl, gegen den Humanismus, gegen den
Kult des Genius, gegen die Auffassung der Religion als einer Kulturerscheinung.
Es ist das gleichzeitig eine Reaktion gegen die optimistische Beurteilung des
Menschen und der Geschichte, wie sie den Romantikern und Idealisten des 19.
Jahrhunderts nicht weniger eigen ist als den rationalistischen Aufklärern des
18. Jahrhunderts. Karl Barth, Emil Brunner, Gogarten (3) und Thurneysen (4)
wollen zu den Quellen der Offenbarung, mit Niederreißung aller menschlichen
Zwischenwände zu Gott durchbrechen. Aber die Negierung der heiligen Tradition
erschwert eine solche Rückkehr zum Quellgebiet der Vergangenheit. In dieser
Bewegung verspürt man ein Müdesein vom menschlichen Schöpfertum und dem menschlichen
Kulturtreiben, das in Westeuropa Gott und die göttliche Offenbarung verdeckt
hat. Der Protest Luthers und Calvins war doch auch gegen den Humanismus im
Katholizismus, gegen das menschliche Schöpfertum in demselben, gegen die antike
Kunst und Philosophie gerichtet. Die Rolle eines religiösen Erweckers spielte
in der neuen protestantischen [S. 12] Bewegung Kierkegaard, der eine starke
prophetische Natur war. Kierkegaard betrachtete die transzendente Angst als
Grundlage des Christentums und trat gegen jeden Immanentismus auf. Von
Kierkegaard erhielt die dialektische Theologie Karl Barths und derer, die ihm
folgen, ihre Neigung zum Maximalismus, zum Absolutismus, zur Paradoxie. Eine
gewisse Anregung bot und einen gewissen Einfluß hatte hier auch unser
Dostojewskij, obwohl der Geist Dostojewskijs ein ganz anderer ist. Bei
Dostojewskij steht der Mensch im Mittelpunkt, und er ist vor allem ein
Verteidiger des Menschen, den die neue protestantische Theologie heruntersetzt.
Die dialektische Theologie ist eine Theologie der Krisis, der kritischen Wende,
sie ist mehr durch Motive eines negativen Protestes als durch positive Motive
bewegt und inspiriert. Sie ist ein Schrei de profundis, sie zeigt uns aber
keinen Ausgang, keinen positiven Weg, sie lehrt uns nicht, wie wir zu einem
geistigen Leben, zu einem geistigen Aufstieg kommen. Für dieses Bewußtsein ist
keine menschliche Bewegung zu Gott hin möglich, nur allein die Bewegung Gottes
zum Menschen hin. Der Barthianismus stellt einer Auffassung der Religion als Kulturerscheinung
schroff ein Verständnis der Religion als Krisis der Kultur entgegen. Hierin
berührt er sich mit dem russisch-religiösen Gedanken, der das Problem der
Kulturkrisis immer sehr scharf formuliert und die Kultur als Lüge, als ein
Scheinleben, von dem die Gotteswahrheit verdeckt wird, entlarvt hat. K.Barth
stellt fest, daß in Christus eine universelle Krisis der Diesseitigkeit gegeben
ist. Der Gottesgedanke, sagt Gogarten, stellt eine Krisis alles Menschlichen
und somit auch der menschlichen Religion dar. Diese ganze Bewegung will von der
Subjektivität der Religion zu der Objektivität der Bibel, zu der Offenbarung,
zurückkehren. Der Individualismus ist für ihre Vertreter Modernismus. Der
ursprüngliche Protestantismus ist ganz und gar nicht weder Subjektivismus noch
Individualismus. Hierin besteht die Eigentümlichkeit dieser Strömung innerhalb
des Protestantismus, der sich immer auf dem Wege des Subjektivismus und des
Individualismus fortbewegt hat. K.Barth und seine Nachfolger zeichnet eine lebhafte
Empfindung der allgemeinen Sündhaftigkeit aus, ein Gefühl, das dem 19.
Jahrhundert in weitem Sinne verlustig gegangen war. Und die Sünde wird in
erster Linie als Verletzung des göttlichen Gesetzes verstanden. Der Glaube ist
Negierung der Vernunft, eine dementia, eine Paradoxie. Hier zeigt sich
besonders der Einfluß Kierkegaards. Glauben kann man nur an Gott. So erfolgt
hier eine Entwertung der Kultur, der Geschichte, des sozialen Lebens, auf das
so ganz ausschließlich das Bewußtsein des europäischen Menschen gerichtet war.
Gogarten verneint sogar die Religion als etwas Relatives, als Relation. Nur
Gott bleibt übrig, der Mensch aber und das menschliche Verhalten müssen
verschwinden. Das Müdesein am Menschen ist das Grundmotiv der ganzen Strömung.
Aber gleichzeitig hat man das Gefühl, daß man es mit Leuten einer neuen
Formation zu tun hat, die den Zwiespalt kennen, die durch die kritische
Philosophie Kants, deren starken Einfluß man überall spürt, durch die
Bibelkritik, durch die Differenzierungen des kulturellen Gedankens
hindurchgegangen sind und denen schon die alte naive orthodoxe Gläubigkeit
fehlt. Die orthodoxen Calvinisten, soweit es solche noch gibt, anerkennen sie
nicht als die ihrigen. Das ist ja die Eigenschaft jeder Krisis, die immer
tragischen Charakter trägt. Die Menschen einer Krisis sind [S. 13] niemals
Leute einer unmittelbaren orthodoxen Gläubigkeit. K.Barth selber, der Initiator
und Begründer der Richtung, schwächt in seiner Dogmatik den paradoxen Charakter
seiner Gedanken ab, der im "Römerbrief" (5) so sehr scharf
hervortrat, er will bereits ein System bauen, er wird zum Scholastiker. Seine
Dogmatik ist in erster Linie durch ihre Annäherung an die Orthodoxie und den
Katholizismus, an eine für den Protestanten maximale Anerkennung der kirchlichen
Dogmen interessant. Aber der Eschatologismus der Barthschen Auffassung des
Christentums drängt sich hier schon nicht mehr so stark auf, es herrscht eine
größere Ruhe, die Krisis ist scheinbar überstanden. Das Buch Brunners "Der
Mittler" steht noch viel stärker und schärfer in der Krisis drin. Und ich
werde mehr sein Buch als das von Barth im Auge haben.
Die
ganze Strömung steht der Mystik sehr feindlich gegenüber, besonders Brunner. Es
scheint Brunner so, als werde in der Mystik die Einmaligkeit der christlichen
Offenbarung von der allgemeinen Offenbarung ertränkt und verschlungen. Die
Gegenüberstellung der einmaligen, speziellen, besonderen christlichen
Offenbarung und der allgemeinen Offenbarung des philosophischen Idealismus, der
Romantiker, der Mystik ist für Brunner grundlegend. Dabei hat er die ganze Zeit
Schleiermacher als den Vertreter einer falschen Allgemeinheit vor Augen, von
den Zeitgenossen aber R.Otto. (6) Mir ist der Aufruhr gegen die
Schleiermacherische und Hegelsche Auffassung durchaus verständlich, da sie mit
dem christlichen Glauben wenig gemein hat. Doch verbergen sich hier bei Brunner
eine Reihe von Mißverständnissen. Es gibt eine allgemeine Offenbarung, aber
natürlich nicht in dem Sinne, als wäre die christliche Offenbarung ein Teil
dieser allgemeinen Offenbarung, sondern in dem Sinne, daß die einmalige
Offenbarung selber eine allgemeine universelle Offenbarung ist, so daß alle
übrigen Offenbarungen untergeordnete Teile der einen christlichen Offenbarung
darstellen. Die heidnische Welt war nicht ohne jedes Licht, auch ihr hat sich
die Gottheit offenbart, aber das war nur eine Ahnung einer einigen, einzigen,
einmaligen Offenbarung und ein menschlich-natürlicher Weg zu ihr. So haben
viele Lehrer der Kirche gedacht. Aber dem größten Mißverständnis begegnen wir
bei Brunner in bezug auf die Mystik. Am allerwenigsten freilich war
Schleiermacher ein Mystiker. Die Romantik und die Mystik sind ganz verschiedene
Dinge, die man sehr scharf voneinander trennen muß. Der philosophische
Idealismus hat mit der Mystik ebenfalls gar nichts zu tun. Man muß zu den
klassischen Quellen der christlichen Mystik gehen. Der heil. Makarios von
Ägypten, der heil. Maximus Konfessor, der heil. Symeon der neue Theologe, der
heil. Johann vom Kreuz, die heil. Therese, der heil. Franz von Sales, Eckhart,
Tauler, Suso werden bei Brunner durch neue Romantiker und Idealisten verdeckt.
Er hat kein Verständnis für das Wesen der christlichen Mystik und verwechselt
völlig den eigentümlichen Immanentismus der Mystik mit dem Immanentismus und
Pantheismus des philosophischen Idealismus und der Romantik. Der Sinn der
christlichen Mystik ist die Vergottung (theosis) des Geschöpfs, im Schauen des
göttlichen Lichts. Die Vermittlung auf dem Gebiet der Offenbarung ist nicht das
letzte Wort der christlichen Offenbarung. Im Christentum wurde jederzeit die
Möglichkeit auch einer unmittelbaren Offenbarung zugestanden. Das Christentum
hatte immer eine exoterische [S. 14] und eine esoterische Seite, es gibt eine
falsche und eine echte Mystik. Die falsche Mystik führt zu der Negierung der
menschlichen Persönlichkeit, der menschlichen Freiheit, zur Verneinung der
Liebe als des mystischen Höhenwegs, sie gleitet monistisch, pantheistisch ab.
Der Pantheismus ist nicht echte Mystik, für den Pantheismus ist eine theosis
unmöglich, weil ja alles von vornherein göttlich ist, für den Pantheismus gibt
es keinen pneumatischen Weg. In der echten christlichen Mystik bleibt die
Persönlichkeit unangetastet. In ihr wird die Vereinigung des Menschen mit Gott
erreicht ohne Vermischung der Naturen, ohne daß der Mensch verschwindet. Nur
unter dieser Bedingung ist die Liebe möglich, denn die Liebe setzt die Existenz
von zweien voraus, es kann keine Liebe geben, wenn nur einer da ist, bei
völliger Identität. Für das indische monistische Bewußtsein kann es keine Liebe
geben. Man wird das Gefühl nicht los, daß sowohl Brunner als auch Barth und
Gogarten gar nicht mit der echten christlichen Mystik und der wahren
christlichen Heiligkeit rechnen, daß sie sich mit der trügerischen Romantik und
dem Idealismus auseinandersetzen. Aber die Mystik ist ja echter Realismus, die
Unterscheidung und die Schau der Realität, also höchste Nüchternheit. Die
Mystik ist der Höhepunkt des christlichen Lebens. Es ist ein
alttestamentlicher, vorchristlicher Transzendentismus, der Brunner und die
Barthianer zu Gegnern der Mystik macht. Sie sind viel zu sehr von negativen
Protesten hingerissen, so daß sie die Mystik verwerfen, sowie die
Volksreligiosität mit ihrer Mythologie und die sakramental-liturgische Seite
des Christentums und die Gnosis und die Bedeutung des historisch Konkreten. Die
Folge ist eine schreckliche Verarmung des christlichen Glaubens. Brunner betont
ganz mit Recht, daß im Christentum alles persönlich, alles der Persönlichkeit
zugewandt ist. Hieraus fließt die dialektische Theologie, der Dialog zwischen
Gott und dem Menschen, die Rede Gottes und das Hören des Menschen. Wie bei der
ganzen Richtung, so steht auch bei ihm im Mittelpunkt des Interesses die Wahl,
die Entscheidung. Die Wahl, die Entscheidung sind immer ganz persönlich. Das
Persönliche ist immer mit dem historisch Einmaligen verbunden. Das Problem des
Historischen ist dann auch das Problem des Persönlichen. Das indische
Bewußtsein kennt die Geschichte nicht und will nichts von ihr wissen, weil es
das Persönliche nicht kennt. Doch gerade hier wird der Barthianismus von
offenbaren Widersprüchen zerrissen. Brunner und die andern legen dem
historischen Jesus keine Bedeutung bei und berauben die Geschichte überhaupt
ihres religiösen Sinnes. Die historischen Tatsachen sind ihnen nicht wichtig.
Das Leben Jesu ist ein geschichtliches und menschliches. Hierin unterscheidet
sich der Barthianismus von dem alten orthodoxen Protestantismus. Es wird hier
klar, daß diese Leute durch die Bibelkritik hindurchgegangen sind, und daß bei
ihnen die Integrität des Glaubens verletzt ist. Der orthodoxe Protestantismus
setzte an die Stelle der Offenbarung die Bibel. K.Barth will zu den reinen
Quellen der Offenbarung zurückkehren. Für ihn sowohl als auch für diejenigen,
die ihm folgen, besteht hier eine sehr große Schwierigkeit. Man muß das Wort
Gottes, das, als Offenbarungswort objektive Autorität hat, gegen die
wissenschaftliche, historische Kritik schützen, die in der Bibel Verwüstungen
angerichtet hat. Für den Protestantismus ist diese Schwierigkeit noch größer
als für die Orthodoxie und für den Katholizismus, [S. 15] für die das nicht
eigentümlich ist, was man Bibliokratie nennen könnte. K.Barth anerkennt die
Existenz der Metahistorie und hat darin vollkommen recht. Der Begriff der
Metahistorie, die für die historische Forschung unzugänglich bleibt, ist denn
auch die eigentliche Antwort, die aus der Tiefe des christlichen Glaubens auf
die Bibelkritik gegeben werden kann. Die Metahistorie unterscheidet sich
selbstverständlich von den alten Begriffen eines naiven Biblizismus. Es gibt
zwei Methoden, an die Bibel heranzutreten – die historisch-kritische, mit der
es aber nie gelingt, an die letzten Phänomene heranzukommen, die Offenbarung zu
fassen, das letzte Geheimnis des Christentums zu erfassen, und sodann die
Methode des Eindringens in den Odem des Heiligen Geistes in der Bibel, die
Methode eines innerlichen Zutritts zu der Offenbarung. Die eine Methode hat es
mit der Geschichte zu tun, die andere mit der Metahistorie. Aber die Haltung
K.Barths und seiner Richtung ist darin charakterisiert, daß die Metahistorie
und die Historie völlig auseinandergerissen werden, so daß hier ein Dualismus
aufgerichtet wird und ein unüberbrückbarer Abgrund klafft. Die Metahistorie
geht nicht ein in die Geschichte, die Ewigkeit nicht in die Zeit. Jesus als
Christus ist das Ende der Zeit, eine Paradoxie, Parahistorie. Das stimmt und
stimmt auch nicht. Die echte Paradoxie besteht gerade darin, daß die
Metahistorie in die Geschichte eingeht und in ihr wirksam wird, daß die
Ewigkeit in die Zeit einkehrt und sie umkehrt. Die völlige Trennung der
Metahistorie und der Historie ist nicht eine Paradoxie, sondern Rationalismus,
und eine solche Scheidung ist dem rationalen Bewußtsein, der Vernunft sehr
plausibel. Die Vernunft verträgt sich in gleicher Weise mit dem Monismus und
dem Dualismus, will aber ein Drittes, das vom Monismus und Dualismus
verschieden ist, nämlich die christliche Offenbarung, nicht anerkennen. Das
Auseinanderreißen von Metahistorie und Historie, von dem Christus der
Offenbarung und dem Jesus der Geschichte, ist letzten Endes Leugnung der
Fleischwerdung. Das bedeutet, daß Christus nicht in die Geschichte eingegangen
ist, sondern außerhalb derselben und über derselben stand. Die Geschichte
bleibt da neutral, ist der Säkularisierung unterworfen und wird ohne Abzug den
Gewalten der historischen Kritik preisgegeben. So merkwürdig das klingen mag,
ein solcher Standpunkt hat eine große Ähnlichkeit mit der mythologischen Theorie
vom Wesen des Christentums. Der Barthianismus ist die Folge eines langen
Prozesses der Entgottung der Welt und des Menschen. Er ist ein Protest gegen
die Resultate dieser Entgottung, aber er gesteht selber diese Entgottung zu.
Denn es gibt vom Menschen, von der Welt, von der Geschichte her keinen Weg zu
Gott, denn Mensch, Welt, Geschichte sind ganz ungöttlich (als Resultat der
Säkularisierung). Es gibt nur einen Weg von Gott zum Menschen. Aber der Weg von
Gott zum Menschen, der Weg der Offenbarung ist nicht Fleischwerdung und
Menschwerdung Gottes als objektiver kosmischer Prozeß, als ein physischer oder
metaphysischer Prozeß, sondern ist nur Gottes Wort, Gottes Sprechen zum
Menschen. Das ist nicht das kirchliche Verständnis des christologischen Dogmas,
des Geheimnisses der Gottmenschheit Christi. Christus erscheint als Mittler,
durch den Gott redet, in Ihm wird das Wort Gottes, Gottes Sprechen zum Menschen
in höchster Vollkommenheit offenbart. Aber wir glauben nicht, daß Christus der
Mittler ist, durch den Gott Sein Wort spricht, sondern [S. 16] der Gottmensch,
die zweite Hypostase der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Die Erscheinung
Christi trägt einen objektiven kosmischen Charakter, und mit ihr verbindet sich
eine Veränderung in der Welt und in der Menschheit, durch die der transzendente
Abgrund zwischen Schöpfer und Geschöpf überwunden wird. Die Entgottung der
kreatürlichen Welt, ihr Außergottsein widerspricht der eigentlichen Idee der
Fleischwerdung und Menschwerdung Gottes, dem eigentlichen Wesen der
christlichen Offenbarung. Diese Entgottung, für die der Barthianismus mit
seinem extremen Antikosmismus so völlig eintritt, ist das Resultat einer
Säkularisierung des europäischen Bewußtseins, d.h. der Schwächung des
Christentums in diesem Bewußtsein. Das östliche Christentum und speziell das
russische blieb mehr kosmisch und damit der kirchlichen Idee der Fleischwerdung
Gottes treuer.