Der Horneburger Kreuzweg

Im Jahre 1927 wurde in der Alten Kirche Horneburg ein Kreuzweg angebracht.

Orgelbühne, Kreuzweg und heiliger Antonius von Padua (1927).

Dieser Kreuzweg stammte von dem Kirchenmaler Heinrich Repke (1877-1962).

 

I. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt. Für die 1920er Jahre ist das schneckenhausförmige Ornament am Ohr der Frau des Pilatus typisch. Auf den Treppenstufen liegt der gesiegelte Schuldspruch.

Repke war ein Vertreter der Wiedenbrücker Schule, die ihre Blüte im 19. Jahrhundert hatte, dem Historismus angehörte und auf Kircheneinrichtungen spezialisiert war. Dass sich ein ganzer Ort auf die Herstellung von Kircheneinrichtungen spezialisierte, dürfte in seiner Art einmalig sein. Es gab ein Netzwerk von Werkstätten. Aufträge wurden zwischen den Künstlern und Kunsthandwerkern aufgeteilt. Es gab Altarbauwerkstätten, Bildhauer, Ornamentiker und Maler.

 

II. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Repke malte expressionistisch. Er bildete im Kreuzweg Menschen ab, die er aus seiner Umgebung kannte. Daher wirken die dargestellten Personen lebendig. Repke konzentrierte sich auf das Wesentliche und machte Schmerz und Leid nachvollziehbar.

 

III. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Nachdem die Neue Kirche am 27.6.1965 eingeweiht worden war, wurde der Innenraum der Alten Kirche byzantinisch umgestaltet.

 

IV. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Der Taufstein von 1618 und die Skulptur der Anna Selbdritt (15. Jahrhundert), zwei Engelskulpturen, die Figuren von Joseph und Maria, von Philippus, Aloysius und Antonius von Padua sowie das Altarbild der Kreuzigung Christi (Joseph Gietmann, 1897-1944, aus Kleve, nach 1925) waren bereits in die Neue Kirche verbracht worden.

 

V. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Nun wurden die Beichtstühle sowie die Orgelbühne entfernt, die Kommunionbank an die hintere Wand gestellt und eine Ikonostase (Bilderwand) eingebaut.

 

VI. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. Hier ist das runde Goldornament am Ohr der Veronika zu sehen.

Einige Tafeln des Kreuzweges kamen in den Keller des Pfarrhauses, andere in den Heizungskeller der Neuen Kirche und zwei Stationen in das Stadtarchiv.

 

VII. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Im Jahre 2014 begann der Versuch, die Stationen wieder zusammenzuführen.

 

VIII. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Im Jahr 2016 konnte die Reinigung der Bildfläche begonnen werden.

 

IX. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Benedikt Große Hovest und Lina Pak kümmerten sich in liebevoller Weise um den Kreuzweg, sodass er heute in seiner ganzen Schönheit zu bewundern ist. Ihnen gebührt großer Dank.

 

X. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Nach jahrzehntelangem Exil (seit 1965) kehrten am 1. März 2019 die ersten sechs Bilder des Kreuzweges in die Alte Kirche zurück.

 

XI. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt

Am 7. August 2019 wurden die übrigen Stationen in der Alten Kirche angebracht.

 

XII. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Herzlichen Dank an Siegfried Eggenstein für die Photographien.

 

XIII. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

Es gibt eine Parallele zu diesem Vorgang: Nachdem die Kirche des heiligen Laurentius in Radeberg bei Dresden renoviert worden war, wurde ihr Kreuzweg von Heinrich Repke nicht mehr benötigt und im Netz angeboten. Seit 2004 sind diese Kreuzwegstationen in St. Marien Dinslaken-Lohberg.

 

XIV. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

 

Bibliographie

·       Anless, Isolde, und Otmar Plaßmann, Hg., Heinrich Repke. Gemälde, Entwürfe, Studien, Paderborn 1996.

·       Große Hovest, Benedikt, u. Marita Heinrich, Die „Wiedenbrücker Schule“. Kunst und Kunsthandwerk des Historismus, Paderborn 1991, 25f.109-111.

·       Kemper, Valerius, Ein deutscher Schmuck in einem amerikanischen Kloster. Die Plastiken von August Schmidt, Köln, und die Ölgemälde von Heinrich Repke, Wiedenbrück, im Franziskanerkonvent von Teutopolis, Illinois, Mönchengladbach 1921.

·       Körner, Johannes, mit geschichtlichen Einleitungen von Albert Weskamp, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 39, Landkreis Recklinghausen und Stadtkreise Recklinghausen, Bottrop, Buer, Gladbeck und Osterfeld, Münster 1929, 294-306.

·       Marks, Birgit, Der Kreuzweg von H.Repke in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Werne, in: 100 Jahre jung…Festschrift 100 Jahre Martin-Luther-Kirche, hg. v. der Evangelischen Kirchengemeinde Werne, Redaktions-Team: E.A.Draheim, H.Fertig-Möller, E. u. K.-R.Haarmann, B. u. H.Marks, M.Schiwy, R.Stockbrügger, Werne 2004, 141-143.

·       Wißbrock, Günter, Der Kirchenmaler Heinrich Repke (1877-1962). Er schuf die Bilder des heutigen Hauptaltares und einen Kreuzweg für die St.-Dionysius-Kirche, in: Elsener Nachrichten 164 (2004), 17-23.

 

© Pfr. Dr. Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2019

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