In
memoriam Hans Koch
Oskar
Wagner
[S. 5] Im Jahre 1936 hatte Hans Koch, damals Professor für Kirchengeschichte an der Universität Königsberg/Pr. die Vierteljahrsschrift für Kirchen- und Geistesgeschichte Osteuropas "Kyrios" ins Leben gerufen; im Jahre 1943 erschien der letzte (6.) Jahrgang dieser zu hohem Ansehen in der wissenschaftlichen Welt gelangten Zeitschrift. Mitten aus den vorbereitenden Arbeiten um die Neuherausgabe des "Kyrios" hat ihn in München in den frühen Morgenstunden des 9. April 1959 der Tod heimgerufen. Auch in der neuen Form soll der "Kyrios" mit seinem Namen verbunden bleiben.
Hans Koch stammte aus dem ehem. österreichischen Kronland Galizien. Er wurde am 7. Juli 1894 als ältester Sohn des Postbeamten Jakob Koch und seiner Ehefrau Therese geb. Schäfer, Nachkommen rheinpfälzischer, um 1782 nach Galizien eingewanderter Kolonisten, geboren. Von seines Vaters stiller, besinnlicher Art und seiner Mutter tatkräftigem Wesen, von beider Verwurzelung im lutherischen Glauben, dem von heimatlicher Sitte geprägten Geist der Kinderstube, von seinen Schülerjahren in der evangelischen Privatvolksschule und dem II. Staatsgymnasium, vom Leben der großen Diasporagemeinde und dem Zusammenleben mit den griechisch-unierten Ukrainern, den römisch-katholischen Polen, den unierten Armeniern und den Juden in Lemberg wusste er gern humor- und geistvoll zu erzählen. Diese Heimat in ihrer deutschen Eigenart und ihrer volklichen, religiösen, konfessionellen und kulturellen Vielfalt und Besonderheit hat Kochs Wesen geprägt, seinem Denken einen universellen Zug verliehen und ihm später als Forscher und Gelehrten den Weg gewiesen. Auf die Kindheits- und Jugendjahre geht seine subtile Kenntnis der östlichen Völker, ihrer Sprachen und ihrer Geisteswelt zurück, die ihn befähigte, selbst deren feinste Dichtkunst ins Deutsche zu übertragen; seine Anthologie der ukrainischen Lyrik hat ihren festen Platz in der Literaturgeschichte gefunden [Die ukrainische Lyrik, Wiesbaden 1955]. – Auch die sein Leben bestimmenden kirchlichen und theologischen Einflüsse hat Koch in der Heimat empfangen. Zeitlebens bekannte er sich als Schüler des Leiters der galizischen Landeskirche, des aus Greifswald gebürtigen Theodor Zöckler (1867-1949), der als Judenmissionar 1891 in Galizien begann, seit 1896 in Stanislau die größten Anstalten der Inneren Mission in Osteuropa aufbaute und als Kirchenführer ökumenisches Ansehen erlangte. In diesen Einflüssen liegt es begründet, dass Koch der kirchenpolitischen Problematik des binnendeutschen Protestantismus im Grunde stets fremd gegenüberstand.
Im Jahre 1912 ließ sich Koch an der theologischen Fakultät der Wiener Universität immatrikulieren. Der Entschluss, Theologie zu studieren, und der Erste Weltkrieg, den er als Freiwilliger mitmachte, brachten die entscheidende Wende im Leben des jungen Hans Koch. Sieben Jahre lang hielt ihn der Krieg als Offizier des österreichischen Heeres, nach 1918 als Generalstäbler der ukrainischen Armee, an verschiedenen Frontabschnitten des Ostens fest. Als ge- [S. 6] reifter Mann kehrte Koch im Jahre 1921 aus sowjetrussischer Kriegsgefangenschaft mit einer vertieften Liebe zu den Völkern des Ostens und zur griechisch-orthodoxen Kirche, die er in der Ukraine und Russland erstmals kennenlernte, aber auch mit einer tiefen Einsicht in das Wesen des Bolschewismus, dessen Revolution er in Kiew erlebte, nach Wien zurück, um sein theologisches Studium fortzusetzen. Hans Kochs weiterer Lebensweg, seine wissenschaftlichen Interessen-, Forschungs- und Arbeitsgebiete sind nur als Entfaltung des Erlebens jener Jahre zu begreifen.
Nach Abschluss der theologischen Examina und nach der Ordination zum lutherischen Geistlichen (1923) trat Koch in den Dienst der Evangelischen Kirche in Österreich. In diesem verblieb er bis zum Jahre 1934, zuerst als Vikar in Wien I. (1923), dann als Leiter des Evangelischen Theologenheims, Religionslehrer an höheren Schulen und Mitarbeiter der Synode und der Kirchenleitung in gesamtkirchlichen und ökumenischen Aufgaben (1924 bis 1934).
U.a. begründete er mit Hinderer-Berlin, Traar-Wien und Ullrich-Graz den Evangelischen Presseverband für Österreich. Sein Wirken griff über Österreich hinaus. Als in den Jahren 1924/25 die evangelische Bewegung unter den Ukrainern Galiziens ihren Anfang nahm, fiel Koch, von Zöckler zur Mitarbeit gerufen, eine besondere Verantwortung zu. Unter seinem Vorsitz fanden in Stanislau im Juli 1925 die entscheidenden Verhandlungen der Vertreter der galizischen Landeskirche mit den Vertretern der nordamerikanischen presbyterianischen Kirche, des Federal Council und der evangelischen Ukrainer statt, die zum Anschluss der evangelischen Bewegung unter den Ukrainern an die Evangelische Kirche in Galizien führten. Als engster Mitarbeiter Zöcklers in Fragen der evangelischen Bewegung unter den Ukrainern, in gleicher Weise vom Vertrauen der Ukrainer getragen, hatte er Anteil an der dogmatischen und liturgischen Entwicklung des lutherischen Zweiges der evangelischen Missionsbewegung, die erstmals in der Reformationsgeschichte unter den Ostslawen eine ukrainische Übersetzung des Kleinen Katechismus Luthers (1929), der Confessio Augustana (1933) und eine eigene ukrainisch-lutherische Liturgie (1933) hervorgebracht hatte. Seinen Veröffentlichungen und Berichten über die evangelische Bewegung unter den Ukrainern kommt der Wert einmaliger geschichtlicher Quellen zu. Er war es auch, der die kirchen- und geistesgeschichtlichen Zusammenhänge dieser Bewegung- deutete ("Eine ukrainisch-evangelische Apostolos-Handschrift der Reformationszeit") und in ihr einen Teil des religiösen Aufbruchs des ukrainischen Volkes nach dem Zusammenbruch der russischen Staatskirche erkannte, dessen Schwerpunkt in der orthodoxen Kirche Sowjetrusslands und der Sowjetukraine in deren Ringen um das Evangelium und die Erhaltung der Kirche lag. Eine Reihe seiner Arbeiten in den Jahren 1927-1931 ("Bolschewismus und die Religion", "Die orthodox-autokephale Kirche der Ukraina", "Staat und Kirche in der Sowjetunion", "Das kirchliche Ostproblem der Gegenwart") galt diesen Fragen, deren schicksalhafte Bedeutung für die Christenheit er nicht müde ward, hervorzuheben.
Die Wiener Jahre reichen Schaffens waren für Koch durch immer neue Studienreisen in osteuropäische Länder unterbrochen. Die längste dieser Reisen führte ihn im Jahre 1931 in das Zentrum der katholischen kirchlichen Osteuropaforschung, in das Päpstliche Orientalische Institut in Rom, in die [S. 7] orthodoxen Klöster Serbiens, Mazedoniens und Bulgariens, auf den Heiligen Berg Athos und nach Konstantinopel.
Wie bei der Entscheidung, Theologie zu studieren, und in seiner Tätigkeit im geistlichen Amt, so standen Geheimnis, Wesen und Auftrag der Kirche in der Welt im Mittelpunkt der Theologie Hans Kochs, auch als sich der Schwerpunkt seiner Arbeit ganz auf das Gebiet der Wissenschaft verlegte und er die wissenschaftliche Laufbahn einschlug. Diese Entscheidung, die mit dem Verzicht auf den unmittelbaren Dienst in der Kirche verbunden war, fiel ihm nicht leicht. Angesichts der kirchlichen Entwicklung in Polen zögerte er im Jahre 1931 lange, die Berufung nach Kattowitz/OS abzulehnen. Aus dieser Zeit stammt sein umfangreiches Manuskript einer – unvollendet gebliebenen – Geschichte der evangelischen Kirche in Posen-Pommerellen, in dem er sich besonders mit dem Verhältnis des polnischen Staates zu den evangelischen Kirchen im Lande befasste.
In der Zeit, in der Koch seine ostkirchlichen Studien begann, bahnte sich in der evangelischen Theologie und Kirche unter dem Einfluss des Systematikers K.Beth, der Kirchen- und Dogmenhistoriker K.Holl, N.Bonwetsch, E.Seeberg, des Neutestamentlers A.Deissmann, des Religionswissenschaftlers F.Heiler sowie der aus Russland nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches geflohenen orthodoxen Theologen und Religionsphilosophen ein neues Verständnis der orthodoxen Kirche an, das durch die Abkehr von den Thesen A. von Harnacks über die griechisch-orthodoxe Kirche gekennzeichnet war. Für das Studium Osteuropas bot die Wiener Universität, die sich seit der Jahrhundertwende zu einem hervorragenden Zentrum der Slawistik wie der Erforschung der Geschichte Südost- und Osteuropas entwickelt hatte (Jireček, Jagič, Vondrak, Patsch, Trubezkoi, Uebersberger), einen denkbar günstigen Boden. Wichtig wurde für Koch, dass die von Uebersberger und das von ihm im Jahre 1907 gegründete Seminar für osteuropäische Geschichte vertretene "Wiener Schule" der Osteuropaforschung sehr viel stärker als die "Berliner Schule" (Schiemann, Brückner, Hoetzsch) neben der Geschichte Russlands die Geschichte der anderen slawischen Völker und den inneren Zusammenhang der Geschichte der Ost- und Balkanslawen berücksichtigte. Unter dem Einfluss der "Wiener Schule" erweiterte Koch sein Interessen- und Forschungsgebiet auf die orthodoxen slawischen Kirchen des Balkans und erlernte die serbische und bulgarische Sprache. Wie die philosophische Fakultät für das Gebiet der Profangeschichte, so besaß die Wiener Universität in der theologischen Fakultät in den Kirchenhistorikern G.Loesche und dem Harnackschüler K.Völker führende Vertreter der Kirchengeschichte Ost- und Südosteuropas. Neben diesen beiden Kirchenhistorikern zählte zu den besonderen Lehrern Kochs an der Wiener Fakultät der Systematiker K.Beth, dessen 1902 erschienenes Werk "Die orientalische Christenheit der Mittelmeerländer" in der evangelischen Theologie einen neuen Abschnitt der Erforschung der griechisch-orthodoxen Kirchen einleitete.
Kochs wissenschaftliche Laufbahn begann im Jahre 1924 mit der Arbeit "Die Slawisierung der griechischen Kirche im Moskauer Staat als bodenständige Voraussetzung des russischen Raskol" (Philos. Dissertation bei Uebersberger, posthum gedr. in: Kl. Schriften 1962). Im Jahre 1927 erwarb er den theologischen Doktorgrad mit dem 1929 gedruckten Werk "Die russische Orthodoxie im Petrinischen Zeitalter [Breslau-Oppeln 1929]. Ein [S. 8] Beitrag zur Geschichte westlicher Einflüsse auf das ostslawische Denken" (Theol. Dissertation bei Völker). Zwei Jahre später [1929] habilitierte er sich mit der Schrift "Studien zur Kirchengeschichte Russlands" an der Wiener theologischen Fakultät für das Fach der Kirchengeschichte und Kirchenkunde Osteuropas" und las sein erstes Kolleg über die "Kirchengeschichte der Ostslawen". 1934 erhielt er die Berufung als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Universität Königsberg/Pr. Im gleichen Jahre heiratete er. Seine aus Wien gebürtige, dem galizisch-bukowinaer Deutschtum entstammende Frau Ruth, geb. Hoffmann, wurde ihm treueste Lebensgefährtin und stille Mitarbeiterin in seiner Arbeit. Die in Wien geschlossene Ehe wurde von Zöckler in Stanislau eingesegnet. Schon nach drei Jahren (1937) wurde Koch auf den Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte an der Universität Breslau und zum Leiter des dortigen Osteuropa-Instituts, weitere drei Jahre später (1940) auf den Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und zum Leiter des Wiener Seminars für osteuropäische Geschichte berufen; diese Berufung erreichte Koch bereits im Felde. Von den Schülern Kochs seien u.a. genannt Gotthold Rhode und Günther Stökl, die Ordinarien für osteuropäische Geschichte an den Universitäten Mainz bzw. Köln.
Das nach Kochs Tode vom Osteuropa-Institut in München veröffentlichte "Schriftenverzeichnis Hans Koch" weist 167 Titel seiner Veröffentlichungen auf, mit wenigen Ausnahmen betreffen sie alle Fragen und Probleme des europäischen Ostens. Wie kaum ein anderer hatte er diesen Osten erforscht, gekannt, erfahren, erlitten und geliebt.
Kochs wissenschaftliche Lebensarbeit galt der Erforschung der slawischen orthodoxen Kirchen Osteuropas sowie der westlichen – protestantischen wie katholischen – Einflüsse auf diese. Er bereicherte die auf diesem Gebiete fast brachliegende protestantische Kirchengeschichtsschreibung durch eine Reihe gewichtiger Arbeiten und Einzeluntersuchungen, die ältere Zeit betreffend, und eine große Anzahl von in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichten chronikhaften Berichten über die Gegenwartslage der griechisch-orthodoxen, römisch-katholischen, griechisch-unierten und evangelischen Kirche in Osteuropa, die für zukünftige Forschungsarbeiten erstklassigen Quellenwert besitzen. Über die Erforschung von Einzelproblemen hinaus galt seine wissenschaftliche Arbeit der großen Frage der "geistigen Ausdeutung Osteuropas". Die theologie- und kirchengeschichtliche Bedeutung Kochs liegt darin, dass er als erster – auf die Geschichte der Ostslawen bezogen – konsequent das die protestantische Kirchengeschichtsschreibung bestimmende Geschichtsbild Rankes durchbrach und die Kirchengeschichte der von Byzanz her geprägten orthodoxer Kirchen, der Ost- und Balkanslawen gleichberechtigt neben die von Rom und Wittenberg bzw. Genf geprägte Geschichte der christlichen Kirche des Abendlandes unter den romanischen und germanischen Völkern hinstellte. Ebenso eindeutig lehnte er die Thesen Harnacks von dem unüberbrückbaren Gegensatz des griechisch-slawischen Morgenlandes zum lateinischen und protestantischen Abendland, der "Versteinerung" der griechisch-orthodoxen Kirche im allgemeinen und der "Inferiorität" der russisch-orthodoxen Kirche im besonderen ab. Den Schlüssel zu der bisher mit "zu kurzem Ansatz" unternommenen geistigen Ausdeutung Osteuropas erkannte Koch in der Geschichte [S. 9] der orthodoxen Kirche unter den Ostslawen, die für ihn im weitesten Sinne eine "Geschichte des hellenischen Geistes in der slawischen Welt" war. Wie "in der Geschichte unserer Kultur das griechische Osteuropa seiner Ergänzung durch das slawische, das dessen Haupterbe und bisheriger Vollender geworden ist", so war für Koch "osteuropäische Geistesgeschichte...auf den längsten Bahnen ihres Weges und bis in unsere Zeit hinein zugleich auch östliche Kirchengeschichte". Die geistige Eigenständigkeit Osteuropas bildete für ihn keinen Gegensatz zum Westen. "Beide berühren und ergänzen sich...in ihren Wurzeln und an den Halmen. Ihre Wurzeln liegen beiderseits in der Antike...ihre Halme aber sprießen in das Saatfeld der christlichen Kirche und bilden auf ihrem Boden eine Einheit in ökumenischer Schau."
Der Hinwendung der evangelischen Theologie zur orthodoxen Kirche entsprach auf orthodoxer Seite – bei Griechen, Bulgaren, den aus Russland nach der Revolution emigrierten Theologen und Religionsphilosophen – eine Neubelebung der orthodoxen Theologie, die in kritischer Auseinandersetzung mit den Thesen Harnacks und unter dem Eindruck des Schicksals der russisch-orthodoxen Kirche um ein neues Selbstverständnis der Orthodoxie und die Grundlagen einer ökumenischen Zusammenarbeit rang. Diesen Aufgaben diente die bedeutsam Erste Pan-orthodoxe Konferenz über orthodoxe Theologie in Athen im Jahre 1936. Unter anderen evangelischen Theologen nahm auch Koch an dieser Konferenz teil. Vorbereitungen und Verlauf der Konferenz machten Bischof Heckel, der sich von Jugend auf für die orthodoxe Kirche interessierte, erneut deutlich, dass dem Protestantismus eine gründliche Kenntnis der orthodoxen Kirche und ihrer theologischen Probleme fehle. In der Folge schlug er dem ihm freundschaftlich verbundenen Koch die Gründung einer wissenschaftlichen theologischen Zeitschrift vor, in der orthodoxe Theologen Fragen der orthodoxen Theologie und Kirche dem Protestantismus, evangelische Theologen die Ergebnisse ihrer ostkirchlichen Forschungen der Orthodoxie zu vermitteln in der Lage wären. Koch, der in dieser Zeit in Fragen einer neuen ukrainischen Bibelübersetzung im lebhaften Gedankenaustausch mit orthodoxen und evangelischen Theologen stand, nahm die Anregung Heckels dankbar auf. So entstand "Kyrios", die einzige der Begegnung mit der Orthodoxie gewidmeten Zeitschrift, die der Protestantismus im Laufe seiner Geschichte hervorgebracht hatte. Ihre Bedeutung fasste Prof. Benz in die Worte zusammen: "Die Zeitschrift 'Kyrios' hat sich auf diese Weise ein außerordentliches Verdienst um die wissenschaftlich-kritische Erhellung der Geschichte der östlich-orthodoxen Kirche erworben. Sie hat dadurch zu einem besseren Verständnis der Ostkirche beigetragen und die ökumenische Bewegung gefördert, obgleich sie sich aller programmatischen Stellungnahme absichtlich enthalten hat."
Den Zweiten Weltkrieg machte Koch als Offizier an der Ostfront mit; zwischen dem Polen- und Russlandfeldzug leitete er als Direktor das Deutsche Kulturinstitut in Sofia. Kochs Stellung zu den Ostfragen während des Krieges haben der amerikanische Historiker A.Dallin ("Deutsche Herrschaft in Russland 1941-1945. Eine Studie über Besatzungspolitik", 1958), und der ukrainische Gelehrte R.Ilnytzkyj ("Deutschland und die Ukraine 1934-1945", 2. Bd. 1958) gewürdigt.
[S. 10] Die Jahre 1945-1951 verbrachte Koch im seelsorgerischen Dienst der kleinen steiermärkischen Gemeinde Aich-Assach im Ennstal. Dienst und Gemeinde hatte er so liebgewonnen, daß er dort begraben zu werden wünschte. Nur schweren Herzens entschloss er sich im Februar 1952, dem Ruf nach München zu folgen, um dort ein neues Osteuropa-Institut aufzubauen, das die Traditionen der Osteuropa-Institute in Königsberg und Breslau fortsetzten sollte. Unter seiner Leitung wurde das neue Osteuropa-Institut zu einer führenden Stätte der Erforschung des europäischen Ostens, besonders des Bolschewismus, der ihm für die "geistige Ausdeutung Osteuropas" in der Gegenwart zum Zentralproblem geworden war. Seit dem Jahre 1954 war Koch Prorektor der Hochschule für Politische Wissenschaften in München, 1958 wurde er auf den Lehrstuhl für Gesellschaft und Politik Osteuropas an der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität München berufen. Wusste sich Koch in seinen Münchener Jahren stärker mit seinen wissenschaftlichen Aufgaben der Gegenwart verpflichtet, so vernachlässigte er dabei nicht die Forschungsaufgaben aus der Geschichte und Kirchengeschichte Osteuropas. Im Jahre 1953 begann er die Wiederausgabe der bekannten "Jahrbücher für Geschichte Osteuropas". Bis zuletzt war sein Herz bei den Fragen, deren Erforschung der "Kyrios" zum Gegenstand hatte und wieder haben sollte.
Aus: "Kyrios" Jahrgang 1960/61, S. 5-10.
Literaturhinweise
- Hans Koch, Auf Athos, dem Heiligen Berge, Posen 1933.
- Hans Koch, Kleine Schriften zur Kirchen- und Geistesgeschichte Osteuropas, Wiesbaden 1962.
- Alexander Adamczyk, Schriftenverzeichnis Hans Koch, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 7 (1959), 130ff.
- Karl Schwarz, Hans Koch, in: BBKL 4 (1992), 208-210.
Anmerkungen von K.Bambauer
Der Autor dieses Lebensbildes "In memoriam Hans Koch", Oskar Wagner (1906-1989), war Pfarrer, Osteuropa- und Kirchenhistoriker sowie auch Mitherausgeber der Zeitschrift "Kyrios". Seine Literatur zu Hans Koch umfasst u.a. folgende Titel:
1. Künder hellenischen Geistes im Ostraum, in. West-östliche Begegnung 4 (1959), S. 21-23.
2. Hans Koch, in: Der Remter 5 (1959), S. 156-157.
3. Hans Koch als Theologe und Mann der Kirche, in: Nachrichten der Ev. Luth. Kirche in Bayern 14, 10 (1959), S. 149-151.
4. Kulturbrücke zwischen West und Ost. Mittler deutschen und slawischen Geistes. Der Galizienpfälzer Prof. Hans Koch, in: Stimme der Pfalz 12 (1961), Heft 4f, 9f.