Gellenbecks Horneburger Kirchenchronik
hg. v. Heinrich Michael Knechten
Die Franken
(Teil 1, Seite 3) Die Franken, unter
welchen sich schon im vierten Jahrhundert das Christentum ausbreitete, kamen
bald mit den Sachsen wegen räuberischer Einfälle von beiden Seiten in
kriegerische Verwickelungen. Ihr König, Pipin der Kleine, fiel ins Sachsenland
ein und lieferte (4) ihnen im Jahre 758 zwischen Haltern und Dülmen, in Sythen,
eine Schlacht, welche ihre Niederlage und zeitweilige Unterwerfung zur Folge
hatte. Er verpflichtete sie zur Zahlung eines jährlichen Tributs von 300
Pferden. Karl der Große, der Sohn Pipins, machte 8 Kriegszüge gegen die
Sachsen. Der Macht seines Schwertes unterlagen dieselben und neigten sich zum
Christentume hin. Zu Anfang des neunten Jahrhunderts war unter ihnen das
Heidentum gebrochen und das Christentum hatte überall seine Wurzeln geschlagen.
Schon im Jahre 776
teilte Karl das eroberte Land in kleinere Bezirke ein, die unter einem
Gaugrafen standen. 780 kam alles unter die Herrschaft fränkischer Bischöfe und
Äbte. 785 ordnete Karl die Errichtung von Kirchen und Kapellen an und gab
diesen Orten den sogenannten Gottesfrieden, auch erklärte er sie für
Zufluchtsstätten der Verfolgten. Die Kirchen erhielten Besitz (5) an Grund und
Boden, in ihrer Nähe sollten auch die Begräbnisplätze sein. Auf einige
Verbrechen wurde die Todesstrafe gesetzt, welche man bis dahin nicht anwendete,
und nur durch eine schwere und aufrichtige Buße konnten die Verbrecher
derselben entgehen. An Sonn- und Feiertagen durfte keine Versammlung mehr
stattfinden. Zum Unterhalte der Kirchen und Priester mußte der Zehnte errichtet
werden, zu den außergewöhnlichen Diensten war von je 100 Einwohnern ein Knecht
und eine Magd zu stellen. Die Gaugrafen hatten die Befolgung dieser Anordnung
mit zu überwachen. Unter diesen waren einige, welche nach dem Tode Karls und
unter der immer schwächer werdenden Regierung seiner Nachfolger Kirchen und
Klöster ihres Besitzes wieder beraubten und sich im Umkreise ihres Wohnsitzes
eine Herrschaft gründeten.
Unter dem Kurfürsten von
Köln
(23) Der Erzbischof
wurde nun der Landesherr und garantierte der Gemeinde die Freiheitsrechte. Sie
bestanden zunächst darin, daß die Eingesessenen von sämtlichen Abgaben befreit
waren, welche der Landesherr in der sonst üblichen Weise als Steuern u.s.w.
einfordern konnte. Doch bestand die Verpflichtung, die Lasten für Kriegszwecke
mitzutragen.
(29) Zu dieser Zeit
[um 1640] war schon die ganze Verwaltung dem kölnischen Domkapitel übertragen,
welches seinerseits wieder einen vestischen Kommissar oder Statthalter
ernannte. Um 1630 war es der Pastor Barkhoff [richtige Schreibweise: Barckhoff]
von Horneburg. Berger in Meckinghoven war der Domkapitelshof, vielleicht
flossen dessen Einkünfte allein dem Domkapitel zu und bildete er das
Absteigequartier für den vestischen Kommissar oder einen besonderen Abgesandten
des Domkapitels. Auch wird dieser Hof der Platz für etwaige Verhandlungen
gewesen sein. (30) Im Jahre 1686 wurde für die bischöfliche Verwaltung in
Recklinghausen das Kämmerei-Gebäude gebaut.
Im Dreißigjährigen Kriege
(34) Im Jahre 1634
kam der kaiserliche General Graf Götz mit seinen Truppen und schlug sein Lager
bei Horneburg auf. Die Hessen und Schweden zogen sich vor ihnen nach Dorsten
zurück. Er unterhandelte mit ihnen wegen des kaiserlichen Erlasses und erhielt
auch die entsprechende Zusage. Doch kaum waren die Kaiserlichen abgezogen, so
erschienen wieder andere Truppen und die Hessen hielten den Vertrag nicht. Sie
führten im folgenden Jahre 1635 den Pastor von Horneburg Heinrich Barkhoff
[Barckhoff] gefangen (35) nach Dorsten, weil er die Kriegskontribution, die für
ihn monatlich 3 Thaler betrug, nicht leisten konnte. Zugleich nahmen sie den
Pastor von Henrichenburg und mehrere Geistliche aus Recklinghausen mit dorthin
aus Rache dafür, daß die katholischen Münsterländer die protestantischen
Prediger vertrieben, welche ihnen die Hessen zugeschickt hatten.
Das Asylrecht
(52) Schon von den
ersten Zeiten her war es ein Vorrecht der Freiheit Horneburg, daß ein
Gefangener, wenn er das Gefängnis (53) verlassen und die Kirche erreichen konnte,
straffrei war. Im hiesigen Kirchenbuche sind 4 solcher Fälle aus der Zeit
1737-1746 verzeichnet. "Im Jahre 1737, am zweiten Sonntage nach dem Feste
der hl. drei Könige, entwich aus dem Gefängnisse auf dem Schloßplatze Johann
Silvester Stemmermann und floh in die Kirche. Er wurde aus derselben mit Gewalt
fortgeschleppt, mußte aber nach einem Dekret des General-Vikars zu Köln dorthin
zurückgebracht werden. 24 bewaffnete Männer bewachten nun die Kirche Tag und
Nacht, denn sobald er die Kirche freiwillig wieder verließ, hatte für ihn das
Freiheitsrecht auch keine Geltung mehr; dennoch gelang es ihm, zu
entkommen."
Französische Geistliche
(75) Die
französische Revolution, welche im Jahre 1789 ausbrach, machte sich in hiesiger
Gegend insofern bemerkbar, als einige französische Geistliche (Emigranten) hier
ihren Aufenthalt nahmen. Zwei wohnten auf dem Domkapitelshofe Berger in
Meckinghoven. Der eine, Nicolaus Malraison, war Pastor in Hampont, Diözese Metz, und
starb bei Berger am 3. December 1794; der andere, Pastor in Cagnicourt, Diözese Cambray,
starb dort ebenfalls am 6. Januar 1797: beide sind auf dem Kirchhofe in Datteln
begraben. Da zur selben Zeit auch ein französischer Emigrant in der Wirtschaft
Benke ein Unterkommen gefunden hatte (Namen, Stand und weitere Schicksale
desselben sind nicht bekannt geworden), so kamen die vorhin genannten Priester
häufig nach Horneburg, verkehrten auch mit dem Pastor Stein und lasen in der
hiesigen Kirche die hl. (76) Messen. Ein dritter französischer Geistlicher, La
Mourier, fand Aufnahme auf dem Gute Mahlenburg [Kommende Mahlenburg,
Datteln-Ahsen] und bekleidete längere Zeit die Stelle eines Hauskaplan.
(77) Über die
kirchlichen Verhältnisse der Gemeinde Horneburg lassen sich die folgenden
Angaben machen: Bis zum Jahre 1671 oder 1672 gehörte Horneburg zur Pfarrei
Datteln. Diese scheint nach Recklinghausen die älteste Pfarrei des Vestes zu
sein. Die Christianisierung des Vestes Recklinghausen und der hiesigen Gegend
überhaupt ging von Köln aus und nahm schon im 7. Jahrhundert ihren Anfang.
Besonders war es die Abtei Werden an der Rhur, welche ihre Glaubensboten nach
dieser Richtung aussandte. Viele Besitzungen hatte diese Abtei in der Umgegend,
wie aus den alten Heberegistern hervorgeht, die in Werden aufbewahrt wurden und
in welchen alle zunächst liegenden Orte und Bauerschaften aufgeführt sind. Auch
die Abtei Siegburg hatte Besitzungen (78) in dieser Gegend, zum Beispiel den
Reichshof Hofstedde. im Jahre 1147 war die Pfarrei Datteln unter dem hl.
Heribert, Erzbischof von Köln, der Abtei Deutz zugeteilt und dies auch vom
Papste Eugen III. bestätigt.
Im Jahre 1382 machte
der Besitzer des Gutes Horneburg, der Freiherr Heidemich [Heidenreich] von Oer,
in Gemeinschaft mit seiner Frau Neysa [Neisa, Agnes] und mit Wissen seiner
Söhne Heidemich [Heidenreich] und Heinrich die Stiftung eines Jahrgedächtnisses
(Meßfundation) an der Kirche zu Datteln und übergab derselben zu genanntem
Zwecke 5 Scheffel Landes im Felde von Meckinghoven. 2 Morgen liegen auf dem
sogenannten Dahl.
Nach der Lostrennung
der Gemeinde als selbstständige Pfarrei gehörte sie mit den umliegenden
Pfarreien zum Bistum Köln und war dem Dekanate Dortmund zugeteilt, bis sie im
Jahre 1821 zum Bistum Münster kam.
(79) Der Ursprung
der Pfarrei Horneburg liegt wie derjenige der Gemeinde in der alten adligen
Besitzung, dem Schlosse von Horneburg. Wie man noch jetzt auf größeren adligen
Gütern einen Schloßgeistlichen und eine Schloß- oder Burgkapelle hat, so war es
auch in alter Zeit auf dem Schlosse Horneburg. Die Kapelle wurde jedoch nur von
den Bewohnern und Bediensteten der Burg benutzt, Leute aus der Umgegend
besuchten stets den Gottesdienst in ihren Pfarrkirchen. Später, als man auch
die Bewohner der Umgegend zum Gottesdienste in der Kapelle zuließ, wurde
dieselbe eine Filialkirche von Datteln. Damit wird die frühere Vikarie St.
Antonie gegründet und fondiert worden sein.
Den
"Horneburger" Einwohnern war auf dem Kirchhofe zu Datteln ein
besonderer Begräbsnisplatz zugewiesen. (80) Sie mußten ebenfalls, um die
Sakramente zu empfangen, immer die Pfarrkirche in Datteln besuchen. Nicht
einmal zur Vornahme einer Taufe war der Geistliche an der früheren Schloßkapelle
berechtigt. War eine Leiche nach Datteln zu bringen, so begleitete der Rektor
(so wurde hier der Geistliche benannt) dieselbe bis zum Thore (bis zur Brücke
bei Wieland) und hierfür hatte er auch seine Gebühren zu fordern. Der Leichen-
oder Notweg führte durch Meckinghoven, bei schlechtem Wetter durfte man mit
Erlaubnis des Herrn von Gutacker durch dessen Felder fahren.
Am Montag nach dem
Feste der hl. Dreifaltigkeit mußten die Einwohner von Horneburg alle in Datteln
an der Hagelfeier teilnehmen und ein Almosen geben.
Die große Prozession
Alle die Jahre kam
die große Prozession von Datteln durch Horneburg, ging durch Rapen bis Gremm,
wo der Segen erteilt wurde, wieder nach Datteln zurück. (81) Sie wechselte in
der Weise ab, daß in jedem Jahre dieselbe durch einen anderen Teil der Gemeinde
geführt wurde, was bei der großen Ausdehnung der Pfarrei nicht anders möglich
war. Voran gingen die Junggesellen der Gemeinde als Schützen, an der Spitze
Grenadiere mit Handwerkszeug. Sie hatten etwaige Hindernisse, welche sich der
Prozession auf den Wegen, in den Feldern oder auch in betreff der Wohnhäuser,
durch welche dieselbe ging, entgegenstellten, zu beseitigen. Ihre Rechte gingen
weit, in Rapen zertrümmerten sie einem Bauern die Hausthür samt der Einfassung,
als dieselbe für den Durchzug als zu klein erachtet wurde. [Die große
Prozession zog durch das Haus.] Ein Musikchor hatte die Prozession zu
begleiten, an verschiedenen Stellen wurden Böller gelöst. In der hiesigen
Kirche wurde der Segen erteilt und darauf eine kurze Rast gehalten. Der Pastor,
angesehene (82) Bürger und Bauern, oder solche, welche sich zu schwach fühlten,
den ganzen Weg zu Fuß zu machen, waren häufiger zu Pferde. Die Prozession
erhielt sich bis zum Anfang des jetzigen Jahrhunderts. Alte Leute geben die in
den zwanziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] gehaltene als die letzte an.
Jährlich einmal kam
der Pastor von Datteln nach Horneburg, um den sogenannten Rauchheller zu holen,
er konnte denselben an jeder Herdstelle einfordern. [Der Rauchheller ist der
Zins, der vom eigenen Herde gegeben wird. Dies bedeutet: Jeder Haushalt mußte
diese Kirchensteuer entrichten.] Starb der Rektor, so hatte er die Begräbnis desselben hier am Orte vorzunehmen,
da derselbe in der Kapelle begraben wurde. Auch der Besitzer des Schlosses
hatte für sich und seine Angehörigen den Begräbnisplatz in der Kapelle.
Patronin der
hiesigen Kirche ist die hl. Maria Magdalena.
In der Verwaltung
der Kirchengemeinde Horneburg sind bis zum Jahre 1802 thätig gewesen: (83)
Die Pastorat
(111) Im Jahre 1808 baute die Gemeinde Horneburg die noch jetzt vorhandene Pastorat. Die alte, im Jahre 1650 nach dem Brande der ersten erbaute, war überaus baufällig geworden. Auf der Tenne hatte ein Kapuzinerpater aus Recklinghausen im Jahre 1805 sich ein Bein gebrochen, da er unvorsichtiger Weise in ein Loch trat. Die Kosten der Heilung und Verpflegung wurden vom Gerichte der Gemeinde aufgelegt. Der Weg zum Pfarrhause führte über die Düngerstätte. Die Kosten des Neubaues wurden nach den üblichen Schatzungen unter die Eingesessenen der Gemeinde verteilt. Das sämtliche Bauholz kam aus dem Gemeindebusche. Der Gemeindevorsteher Döhne gab im Jahre 1809 noch an gesammeltem Gelde 151 Thaler 5 Stüber an den Bürgermeister Franz Elfert ab, außerdem waren noch verschiedene mit ihren Beiträgen zurück, wie aus der Gemeinderechnung vom (112) Jahre 1809 ersichtlich ist. Bei der Teilung des Busches erhielt auch die Pastorat ihren Anteil, derselbe wurde damals gleich zugepflanzt und reichte zu Anfang der siebziger Jahre schon aus, um die Verpflichtungen, welche der Pastor gegen die Schule hatte, mit 1.088 Thalern und einigen Groschen abzulösen.
Die Prozessionen
(114) Bei dem Verkauf [des Walles] wurde vorbehalten, daß die jährlichen vier Prozessionen der Gemeinde über den Wall ziehen konnten. Diese Prozessionen fanden statt
Russen in Horneburg
(118) Zu erwähnen ist noch, daß im Jahre 1814 die Russen, welche in der Gemeinde
einquartiert waren, sich den Nebenaltar in der Kirche für ihren Gottesdienst
einrichteten und denselben auch nach dem Ritus ihrer Kirche feierten. Ihre
Anwesenheit in Horneburg verursachte allerdings nicht wieder die traurigen
Verhältnisse früherer Kriegszeiten, doch soll eine große Unsicherheit in
betreff der Sittlichkeit während ihres Hierseins geherrscht haben, auch
wunderte man sich darüber, daß sie Eingemachtes aus den Fässern aßen. (119)
15. Pastor Heinrich Uphoff [1818-1853].
Er verzichtete im Jahre 1853 wegen Unfähigkeit auf seine Stelle und starb nach
1 oder 2 Jahren in Recklinghausen. Zu seiner Zeit wurde im Jahre 1821 das ganze
Vest Recklinghausen vom kölnischen Bistum losgelöst und mit dem Bistum Münster
verbunden. Das Dekanat Recklinghausen wurde errichtet und die Pfarre Horneburg
demselben zugeteilt.
16. Carl Meyer aus Bocholt, Pastor seit 1853 [† 1891].
Er war vorher Kaplan auf dem Gute Wellheim [Welheim] und ihm wurde
die Stelle eines Seminardirektors in Langenhorst angetragen.
Wegen eines körperlichen Leidens (Asthma) verzichtete er auf dieselbe und
übernahm die kleine Pfarre Horneburg.
Im Jahre 1855 wurde ihm von der Königlichen Regierung das Patronatsrecht über
die hiesige Schulstelle ausdrücklich zuerkannt, seine Verpflichtungen gegen die
Stelle (120) löste er im Jahre 1874 mit einer Summe von 1.088 Thalern und
einigen Groschen ab. Von 1857 bis 1874 war er der Beziksschulinspector der
beiden Ämter Waltrop und Datteln. Im Jahre 1864 wurden im Kreise Recklinghausen
zwei Dekanate errichtet, Recklinghausen mit 14 Pfarreien, Dorsten mit 7
Pfarreien und der Herrlichkeit Lembeck.
Zu Anfang der sechziger Jahre wurde Pastor Meyer mit in einen Streit
verwickelt, der in Datteln zwischen dem Pastor Bernard Niemerg aus Warendorf
und der Gemeinde ausgebrochen war. Trotzdem sich derselbe um die Restauration
und Verschönerung der dortigen Kirche sehr verdient machte, tauchten allerlei
üble Gerüchte über seine Amtsführung auf, die zu einer Untersuchung führten.
Der damalige General-Vikar Bernard Brinkmann (später Bischof) hatte dieselbe zu
leiten und Pastor Meyer als Beisitzer in derselben zu fungieren. Die Folge
(121) war, daß Leute aus den benachbarten Datteler Bauerschaften in Horneburg
allerhand Unfug ausübten und den Pastor in aller möglichen Weise chikanierten.
Vikare in Horneburg
Wegen zunehmender Kränklichkeit hielt sich der Pastor seit 1861 einen Vikar zur
Aushülfe und übertrug ihm im selben Jahre die hiesige Schulstelle. Der erste
Vikar war Ludgerus Schlüter aus Bork, er starb 1883. In weiteren Kreisen war er
bekannt als Kenner der Kirchenmusik, auch wurden einige seiner Kompositionen in
hiesiger Kirche gesungen. In einigen Kommersen der Studentenverbindung Germania
zu Münster kamen mehrere von ihm komponierte weltliche Lieder zum Vortrag.
Ihm folgte als Vikar Bernard Recker aus Ahlen 1883-1885, seitdem Schloßkaplan
auf dem Schlosse des Freiherrn von Twickel bei Havixbeck.
Im Jahre 1884 wurde
die hiesige Kirche einer größeren Reparatur unterzogen. (122) Es erfolgte ein
innerer Anstrich und äußerer Verputz derselben. Zu den enstandenen Kosten
schenkte der Herzog von Ahrenberg 800
Mark.
Dem Bernard Recker folgte als Vikar Joseph Becker aus Bork [Ergänzung mit
anderer Handschrift: Borken] bis 1889 und seitdem Rektor in Schmedehausen bei
Greven. Seine Verdienste für die Kirchengemeinde waren: 1.) Seinen Bemühungen
gelang die Einführung eines Pfarr-Cäcilien-Vereines zum Zwecke eines guten
Kirchengesanges. 2.) Er veranlaßte die jetzige malerische Ausstattung der
Kirche, die Beschaffung neuer Kirchenfenster und Statuen. Die Kosten wurden
freiwillig von einigen Eingesessenen der Gemeinde, von ihm selbst und zum größten
Teile von Pastor C.Meyer getragen. Die Malerei wurde durch den Maler Felix
Schröder aus Suderwich besorgt. 3.) Er bewirkte hauptsächlich die Einführung
der Herz-Jesu-Bruderschaft.
Ihm folgte seit 1889 der Kaplan Bernard Reismann aus Ostbevern.
(123) Im Jahre 1887
wurde die Kirche mit dem jetzigen Gitter umgeben, der Platz um die Kirche
geebnet und verschönert. Zur Vergrößerung des Platzes schenkte der Herzog von
Ahrenberg einen Streifen des daranstoßenden Gartens. Das Gitter wurde vom
Schmiedemeister Hermann Elfert angefertigt. Die Kosten wurden wiederum aus
freiwilligen Beiträgen gedeckt.
Die Glocken
Die Kirche hat drei Glocken aus der Gießerei Petit und Edelbrock zu Gescher.
Die älteste stammt aus dem Jahre 1761 und ist St. Antoni getauft. Die Schwesterglocke
fiel am Sylvesterabend 1859 aus dem Glockenstuhl und zersprang. Der Pastor Carl
Meyer ließ eine neue gießen 1860 und taufte sie St. Maria. Da aber zu diesem
Zwecke noch eine Summe Geldes zur Verfügung stand, wurde von ihm noch eine neue
Glocke bestellt und 1862 angefertigt. Ihr Name ist St. Maria Magdalena. Das
Aufhängen der neuen Glocke machte einen kleinen Umbau des Turmes notwendig (von
Gößling ausgeführt).
Der Schulinspektor
(126) Im Jahre 1826 wurde für die hiesige Gegend der erste Schulinspektor ernannt. Dieses war Pastor Harkfort zu Datteln bis zum Jahre 1852. Ihm folgte als solcher der Pastor Frintrup zu Datteln bis zum Jahre 1859. Alsdann war es bis 1874 der Pastor C.Meyer zu Horneburg. Im Jahre 1874 wurde die neue Kreisschulinspektion zu Recklinghausen errichtet. Seit 1884 ist der Pastor C.Meyer wieder Ortsschulinspector.
Tod Pfarrer Meyers
(134) Am 23.
December 1891 starb der hochwürdige Herr Pfarrer Carl Meyer an der Influenza mit
hinzugetretener Lungenentzündung. (Siehe Seite 119.) Die
Begräbnisfeierlichkeiten mußten wegen der Weihnachtsfeiertage (Freitag, Samstag
und Sonntag) auf Montag, den 28. December verlegt werden. Der Tod des
hochwürdigen Herrn wurde der Gemeinde sofort durch Glockengeläute mitgeteilt,
der zweite Weihnachtstag zu kirchlichen Andachten für den Verstorbenen benutzt.
Es wurde den Schulkindern anheimgegeben, bei der Begräbnis Kränze zu tragen,
auch schritten 18 weißgekleidete Mädchen mit schwarzen Florgehängen und
Trauerkränzen vor dem Sarge her. Am Grabe wurde das neu eingeübte Grablied
"Ruhe nun in sanftem Schlummer" von einem Gesangvereine schön
vorgetragen und dann das Grab mit Kränzen geschmückt. Der bisherige hochwürdige
Herr Kaplan B.Reismann aus Ostbevern ist einstweilen zum Pfarrverwalter
ernannt.
Pfarrer Franz Stiene
[1892-1901].
Der Pfarrer F. St. ist der 17. der hiesigen Gemeinde. Er ist geboren zu
Warendorf am [Hier
wurde das Geburtsdatum nicht eingetragen.],
zum Priester geweiht am 18. Februar 1865 und bekleidete nacheinander die
Vikariestellen zu Warendorf, Harsewinkel und Marl. Seine Installation als
Pfarrer fand statt am 31. August 1892. Von den betreffenden Feierlichkeiten
sollen erwähnt werden:
1)
Das
Abholen des hochwürdigen Herrn geschah durch Mitglieder des Kirchenvorstandes
und einen Reiterzug auf halbem Wege zwischen Horneburg und Recklinghausen. Die
Prozession erwartete denselben am Eingange des Dorfes (30. August).
2)
(136) Am
Abend desselben Tages war Fackelzug und Illumination des Gartens.
3)
Am Tage
der Installation 31. August neun Uhr Levitenamt mit Choralgesang und
mehrstimmigen Einlagen. Predigt des Herrn Dechanten Theising zu Recklinghausen.
4)
Festessen
in der Wirtschaft W.Benke, woran außer etwa 18 Geistlichen sich auch der Domainen-Inspektor
Ruhsel, der Amtmann Cherouny, der Vorsteher, die Mitglieder des
Kirchenvorstandes und der Lehrer beteiligten. Dem von hier nach Marl versetzten
Vikar B.Reismann verehrt die Gemeinde einen Kelch im Werte von 300 Mark, welche
durch freiwillige Gaben aufgebracht sind.
Papstjubiläum
Am 18. Februar 1893 ist in den hiesigen Schulen des 50jährigen Bischofs-Jubiläum Sr. Heiligkeit des Papstes Leo XIII. gefeiert worden. Die Ansprache hielt Herr Pfarrer Stiene, ebenfalls brachte derselbe das Hoch aus. Darauf folgte das 3stimmige Lied: Harre meine Seele etc.
Der umgeleitete Bischof
(141) 3. August 1897. Am heutigen Nachmittage gegen 5 Uhr besuchte der Hochwürdigste Herr Weihbischof von Münster auf seiner Firmungsreise die hiesigen Schulklassen. Besonders zu bemerken ist, daß derselbe dem früheren Gebrauche entgegen direkt zur Gemeinde Henrichenburg begleitet wurde und zwar auf dem Feldwege durch Beckum. Die Bauerschaft Meckinghoven, welche sich sonst immer für diesen Fall mit Horneburg verband, war hiervon abgewichen und bestand auf eine besondere Empfangnahme des Bischofs. Da dieses auf eine ungerechtfertigte Opposition beruhte, entschied sich der Bischof nach Kenntnisnahme des Sachverhaltes für den oben angegebenen Weg.
Kaplan Render
(141) Am 2. April 1899 wurde hierselbst der Seminarpriester Herr Franz Render aus Alstätte im Kreise Ahaus als Kaplan angestellt. Derselbe soll späterhin auch die Leitung der hiesigen landwirtschaftlichen Winterschule übernehmen.
Die Abpfarrung von
Groß-Erkenschwick, Rapen und Hagem
(142) Mit dem 16. Juli 1899 trat die Abpfarrung von Groß-Erkenswick, Rapen und Hagem, soweit diese Bauerschaften zum Schulbezirk Horneburg gehören, nach der Pfarre Horneburg in Kraft. Die betreffende Urkunde des Bischofs Hermann von Münster wurde heute von der Kanzel verlesen: (142 A)
Bekanntmachung.
Hermann,
durch Gottes Erbarmung und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade
Bischof von Münster,
Hausprälat und Thronassistent Sr. Heiligkeit des Papstes.
Da die Eingesessenen der Bauerschaft Klein-Erkenschwick und eines Theiles der Bauerschaft Große-Erkenschwick , welche bisher zum Kirchspiel Recklinghausen gehörten, bei uns darauf angetragen haben, nach der Pfarre Oer umgepfarrt zu werden, so haben wir
Kraft unserer Bischöflichen Auctorität und kraft jener Auctorität, welche uns von dem heil. Concil von Trient (sess. XXI. cap. 4 de reform.) delegirt worden ist, trennen wir daher, nach Anhörung der Betheiligten und unter Zustimmung unseres Hochwürdigen Domcapitels, die Bauerschaften Kleine-Erkenschwick und Große-Erkenschwick innerhalb der auf der beiliegenden Karte bezeichneten Grenzen mit allen ihren katholischen Eingesessenen von der Pfarre Recklinghausen ab und verleiben sie der Pfarre Oer ein.
Die also Umgepfarrten, welche jeden Anspruch auf das kirchliche Vermögen der Pfarre Recklinghausen verlieren, sprechen wir frei von allen ferneren Beiträgen zu den Kirchen-Bedürfnissen in eben dieser Pfarre, soweit sie öffentlich rechtlicher Natur sind, erkennen ihnen dagegen alle die Rechte zu, welche die bisherigen Pfarrgenossen von Oer besitzen.
Sie haben sich fortan als Angehörige der Pfarrgemeinde Oer zu betrachten und darum auch alle Pflichten zu erfüllen, die den Parochianen gegen die dortige Pfarrkirche obliegen.
Die Bestimmungen der gegenwärtigen Urkunde treten mit dem Tage ihrer Verkündigung in Kraft.
Urkundlich unter unserer Unterschrift und beigedrucktem Bischöflichen Insiegel.
Münster, 9. Mai 1899. (L.S. [locus sigilli – Ort des Siegels])
Nr. 3017 gez. † Hermann.
Die nach der vorstehenden Urkunde vom 9. Mai 1899 von dem Bischof von Münster kirchlicherseits ausgesprochene Umpfarrung der Bauerschaft Klein-Erkenschwick und eines Theils der Bauerschaft Große-Erkenschwick wird auf Grund der von dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten mittelst Erlasses vom 12. Juni d. J. – G. II. 1320 – uns ertheilten Ermächtigung hierdurch von Staatswegen bestätigt und in Vollzug gesetzt.
Münster, den 27. Juni 1899
Königliche Regierung,
Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen.
Gescher.
(142 B)
Hermann,
durch Gottes Erbarmung und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade
Bischof von Münster,
Hausprälat und Thronassistent Sr. Heiligkeit des Papstes.
Da die Eingesessenen eines Theiles der Bauerschaft Große-Erkenschwick bei uns darauf angetragen haben, von der Pfarre Recklinghausen nach der Pfarre Horneburg umgepfarrt zu werden, so haben wir
Kraft unserer Bischöflichen Auctorität und kraft jener Auctorität, welche uns von dem heil. Concil von Trient (sess. XXI. cap. 4. de reform.) delegirt worden sind, trennen wir daher nach Anhörung der Betheiligten und unter Zustimmung unseres Hochwürdigen Domcapitels den Theil der Bauerschaft Groß-Erkenschwick, welcher sich aus der anliegenden Karte ergibt, sammt allen seinen katholischen Eingesessenen von der Pfarrkirche zu Recklinghausen ab und verleiben ihn der Pfarre Horneburg ein.
Mit der letzteren Pfarre vereinigen wir überdies kraft derselben Auctorität und nach Anhörung der Betheiligten, diejenigen Theile der zum Kirchspiele Datteln gehörenden Bauerschaften Rapen und Hagen , welche ebenfalls auf der beiliegenden Karte bezeichnet sind, indem wir sie zu dem Behufe von der Pfarrkirche zu Datteln, von welcher sie weit entfernt liegen, abtrennen.
Die also Umgepfarrten sprechen wir frei von allen ferneren Beiträgen zu den Kirchenbedürfnissen der Pfarren Recklinghausen und Datteln, wohingegen sie jeden Anspruch auf das kirchliche Vermögen ebendieser Pfarren verlieren. Jedoch werden die Rechte der Eingesessenen der Bauerschaften Rapen und Hagen auf die Benutzung des Krankenhauses zu Datteln durch die Umpfarrung nicht berührt.
Die Umgepfarrten haben sich fortan als Angehörige der Pfarrgemeinde Horneburg zu betrachten; sie genießen alle jene Rechte, welche die bisherigen Pfarrgenossen von Horneburg besitzen und haben darum auch alle Pflichten zu erfüllen, die den Parochianen gegen die dortige Pfarrkirche obliegen.
Die Bestimmungen der gegenwärtigen Urkunde treten mit dem Tage ihrer Verkündigung in Kraft.
Urkundlich unter unserer Unterschrift und beigedrucktem Bischöflichen Siegel.
Münster den 9. Mai 1899.
(L.S. [locus sigilli – Ort des Siegels]) gez. † Hermann.
Die nach der vorstehenden Urkunde vom 9. Mai 1899 von dem Bischof von Münster kirchlicherseits ausgesprochene Umpfarrung eines Theils der Bauerschaft Große-Erkenschwick und der Bauerschaften Rapen und Hagen wird auf Grund der von dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelgenheiten mittelst Erlasses vom 12. Juni d. J. – G. II. 1320 – uns ertheilten Ermächtigung hierdurch von Staatswegen bestätigt und in Vollzug gesetzt.
Münster den 27. Juni 1899
(L.S. [locus sigilli – Ort des Siegels]) Königliche Regierung,
Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen.
Gescher.
Tod des Pfarrers Stiene
(148) 2. September
1901. Heute Morgen gegen 6 Uhr starb der Herr Pfarrer und Ortsschulinspektor
Franz Stiene, gebürtig aus Warendorf und Pfarrer in Horneburg seit dem 31.
August 1892. – Die Sedanfeier
[Diese Feier wurde zum Gedenken
an den Sieg über Frankreich 1870 in Sedan eingesetzt.] wurde infolgedessen
gekürzt und beschränkte sich auf eine kurze Ansprache.
Pfarrer Ludwig Kindermann
(149) 14. Januar 1902. An Stelle des am 2. September 1901 verstorbenen Pfarrers
Stiene ist der Missionspfarrer Ludwig Kindermann, bis dahin in Friedrichsstadt in
Schleswig (gebürtig Emsdetten) zum Pfarrer der Gemeinde Horneburg (150) ernannt
worden. Die Ernennung erfolgte nach geschehener Präsentation des Herzogs von
Ahremberg . Am Nachmittage 3 Uhr (14. Januar) wurde der Herr Pfarrer durch eine
Reiterschar von der Wirtschaft Wember abgeholt. Am 15. Januar war die
kirchliche Feier der Installation und nachher Festessen in der Wirtschaft
Heinrich Stratmann. L.Kindermann ist der achtzehnte Pfarrer der Gemeinde
Horneburg. Geboren 29. October 1849, geweiht: 10. März 1883.
Tod des Kaplans Franz Render
31. Januar 1902. Heute Morgen um 4 Uhr starb im Krankenhause zu Datteln der hiesige Hochwürdige Herr Kaplan Franz Render an der Lungenentzündung. Die Leiche wurde am Nachmittage unter feierlichem Geleite seitens der Gemeinde Horneburg herübergeholt und im Schlosse aufgebahrt.
3. Februar 1902. Am heutigen Tage fand das Begräbnis des verstorbenen Herrn Kaplans statt. Die Beteiligung war eine ganz ungewöhnlich große und zeugte von der Beliebtheit des Verstorbenen bei allen Pfarreingesessenen.
Neue Turmuhr
(153) 12.-14. April 1904. Durch den Uhrmacher Bernard Vortmann wird hier eine neue Turmuhr aufgestellt, der Preis derselben ist 800,00 Mark, die Kosten sind durch freiwillige Beiträge gedeckt.
Neuer Kirchhof
(156) 1. November 1905. Allerheiligen. Am heutigen Tage wurde der neue Kirchhof eingeweiht. Nach dem Nachmittagsgottesdienste zog eine feierliche Prozession dorthin, anschließend erfolgte die Einweihung durch den Herrn Pfarrer Kindermann.
Volksmission
Vom 27. Mai bis zum 5. Juni 1906 wurde in der Pfarre Horneburg von zwei Patres eine Volksmission abgehalten.
Firmung
(158) 1. Mai 1907. Der Bischof Hermann von Münster traf heute Nachmittag von Suderwich hier ein, um morgen das Sakrament der Firmung zu spenden. Gefirmt werden auch diejenigen, welche erst im nächsten Jahre zur ersten hl. Kommunion gehen. Von Horneburg begibt sich der Bischof am 2. Mai nachmittags 5 Uhr nach Oer.
(159) 1. October 1907. In der Woche vom 21.-28. September wurde die Kirchenorgel einer eingehenden Reparatur unterzogen. Die Kosten betrugen 657,00 Mark. Nach Aussage des Orgelbauers Breil in Dorsten ist nach Ablauf von 10 Jahren ein neues Werk nötig.
Am 30. September [1907] (letzter Ferientag) war die Feier des ewigen Gebetes.
(163) 25. Juli 1912. Am heutigen Tage war der Weihbischof Illigens von Münster zur Spendung der hl. Firmung in Horneburg anwesend. Am Abend vorher wurde derselbe von Erkenschwick durch Radfahrer und eine Reiterschar abgeholt und traf um 6 Uhr hier ein. Gleich nach der Einschulungsfeier war Unterricht für die Kinder in der Kirche. Die Schulen wurden nicht besucht. Die Firmung begann am folgenden Morgen um 6 Uhr. Achteinviertel Uhr wurde der Bischof zur Grenze von Henrichenburg in der üblichen Weise begleitet.
(Teil 2, Seite 7) 3. August [1914]. Am Montag, den 3. August war des Morgens um 6 Uhr feierlicher Gottesdienst, hl. Messe und gemeinschaftlicher Empfang der hl. Sakramente für die ausziehenden Krieger. Gegen 10 Uhr hatten sich aus Horneburg beim Bezirkskommando in Recklinghausen 27 Mann zu stellen.
4. August [1914]. Mit dem 4. August sollten die Herbstferien beginnen. Dieser Tag war zu einem Schulausfluge zur Haard bestimmt. Wegen des Kriegsausbruches wurde dieser Ausflug auf Spiele und Unterhaltungen auf dem Schulplatze für die Vormittagsstunden beschränkt. Nachdem Bücher, Bilder und sonstige für den Schulgebrauch verwendbare Gegenstände als Preise an die Kinder abgegeben waren, blieb noch als Rest ein Geldbetrag von 6,00 Mark. Die versammelten Kinder bestimmten einmütig, diesen Betrag dem Herrn Pfarrer Kindermann zu übergeben und dafür hl. Messen für die Krieger aus der Gemeinde lesen zu lassen. 2 Knaben hatten hierauf das Geld dem Herrn Pfarrer zu überbringen. (13)
Abgabe der Kirchenglocken an die Heeresverwaltung.
Am 27. Juni 1917 mußte die Gemeinde Horneburg an die Heeresverwaltung zwei Kirchenglocken abgeben. Es waren bis dahin drei Glocken vorhanden, nämlich
1) St. Antoni, angeschafft im Jahre 1761 unter Pfarrer Johann Krämer 1739-1772.
2) St. Maria immaculata, angeschafft im Jahre 1860 unter Pfarrer Carl Meyer 1853-1891.
3) St. Maria Magdalena angeschafft 1862 unter Meyer.
Zur Abgabe wurden Nr. 2 u. 3 bestimmt. Unter Leitung des Gemeindevorstehers und Schlossers Wilhelm Elfert nahm man die Glocken aus ihren Stühlen und ließ sie auf einer breiten Bohle durch die Öffnung im Dache der Kirche an der Westseite hinunterrutschen. Die Glocke Nr. 2 im Gewichte von 6 Centnern durchschlug die Pflasterung um die Kirche etwa zur Hälfte (in den Erdboden hinein) blieb aber sonst unverletzt. Glocke Nr. 3 im Gewichte von 4 Centnern zerbrach in mehrere Stücke. Die Heeresverwaltung bezahlte den Metallwert der beiden Glocken mit 1256,00 Mark. Dieser Betrag wurde vom Herrn Pfarrer Kindermann bei der Kreissparkasse in Recklinghausen zur Wiederanschaffung zweier Glocken nach dem Kriege belegt.
Abgabe der Orgelpfeifen.
Im Sommer des Jahres 1917 wurden aus vielen Kirchenorgeln im Interesse der Munitionsherstellung etwa entbehrliche Pfeifen eingefordert, besonders diejenigen, welche aus Zinn hergestellt waren. Die Gemeinde Horneburg hatte nach dem Gutachten des Orgelbaumeisters Franz Breil in Dorsten die Prospektpfeifen abzuliefern, wofür die Heeresverwaltung 700 Mark zahlte. Dieser Betrag wurde beim Horneburger Spar- und Darlehenskassen-Verein (14) zur Beschaffung einer neuen Orgel belegt.
Die alte Orgel war vor 10 Jahren einer größeren Reparatur unterzogen worden, deren Kosten sich auf 660 Mark beliefen, (diese sind durch freiwillige Gaben gedeckt worden). Nunmehr aber erwies sich dieselbe als so schad- und mangelhaft, daß notwendig zur Beschaffung einer neuen Kirchenorgel geschritten werden mußte. Die Lieferung derselben hat der Orgelbaumeister Franz Breil in Dorsten übernommen. Für die kleine Kirche in Horneburg genügt eine Orgel im Preise bis zu 7000 Mark. Die Kosten werden durch freiwillige Gaben gedeckt.
Im September 1917 wurde die alte Orgel stillgestellt, die noch vorhandenen Zinnpfeifen übernimmt Breil für die Heeresverwaltung. Der Wert derselben soll auf die neue Orgel angerechnet werden. Das alte Orgelgehäuse erhält der Küster Johann Möller für 30 Mark und für den Abbruch.
In der Windlade der alten Orgel wurde ein angeklebter Zettel folgenden Inhaltes gefunden: "Diese Orgel wurde erbaut unter Veranlassung des hochwüdigen Pfarrers Uphoff, der Herren Kirchenräte Joseph Bencke und Nikolaus Stratmann, auch des Herrn Lehrers Möller (Wilhelm) von dem Orgelbauer Joseph Breil in Dorsten. 5. März 1846."
Franz Breil stellte bis zum Eintreffen der neuen Orgel ein Harmonium zur Verfügung. An Geldgeschenken für die neue Orgel verdienen besonders erwähnt zu werden:
1) Pfarrer Ludwig Kindermann 1000 Mark
2) Lebensmittelhändler Hugo Schulte 1000 Mark
3) Direktor Weitkamp, Gutswirtschaft 300 Mark
4) Frau Direktor Dorn 200 Mark. (22)
Die neue Orgel. 3.10.18.
Am 3. October des Jahres 1918 kam von der Orgelbauanstalt Franz Breil in Dorsten die neue Orgel nach Horneburg. Aufbau und Stimmung derselben waren am Sonntag, den 13. October vollendet. Vor dem Hochamte wurde dieselbe durch den Herrn Pfarrer Kindermann eingeweiht und dann vom Organisten Lehrer Gellenbeck zum ersten Male gespielt. Für den Nachmittag (5 Uhr) war eine besondere Andachtsstunde angesetzt, in welcher die Orgel in besonderer Weise den Anwesenden vorgeführt wurde. Der Preis stellt sich auf 8000 Mark, am Samstag, den 12. October, erhielt Herr Franz Breil eine Anzahlung von 5000 Mark.
(25) Neue Kirchenglocken. Mit dem Monat October [1919] beginnen die Kollekten für die Wiederanschaffung zweier Kirchenglocken, die am 27. Juni 1917 an die Heeresverwaltung abgegeben werden mußten; die Sammlungen sollen vorläufig nur in der Kirche beim Gottesdienst abgehalten werden.
Gellenbeck beendet den
Organistendienst
Neujahr 1920. Mit dem Beginne des neuen Jahres 1920 mußte der Lehrer Gellenbeck seinen Organistendienst an der hiesigen Pfarrkirche, den er 36 Jahre lang besorgt hatte, niederlegen. Es geschah dieses (26) nicht infolge einer übermäßigen Forderung, denn das Gehalt des Organisten in Horneburg galt als das niedrigste für die ganze Umgegend, sondern war zuzuschreiben den heimlichen Umtrieben des Küsters und des Cäcilienvereins unter Leitung des Kaplans Uekötter.
Quelle
Chronik. Schule zu
Horneburg, 2 Teile, in: Archiv der Stadt Datteln (unveröffentlichte Handschrift
in deutscher Kurrentschrift). Die Zahlen in runden Klammern bezeichnen die
Seiten. Anmerkungen des Herausgebers stehen in eckigen Klammern. Die
Zwischenüberschriften am linken Rand stammen von ebendemselben.
Weiterführende Literatur
o
Carlé,
T., Der hl. Swidbert, der Apostel des Landes zwischen Ruhr und Lippe, in:
Alt-Recklinghausen 3 (1922), 65-71.
o
Jansen,
A., Die Internirung Vestischer Geistlichen in Dorsten im Jahre 1635, in:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde 37/1 (1879),
113-128.
o
Lucas,
August, Wunderheilung der Catharina Wysmann. Kevelaerer Mirakelbuch berichtet
über einen Horneburger Fall, in: Schützenfest 2011 in der alten Freiheit
Horneburg, hg. v. Bürgerschützenverein Horneburg 1384 e.V., Horneburg 2011,
127-129.
Herzlicher Dank
gebührt Frau Ellinore Elmenhorst für Informationen über Bernhard Gellenbeck
sowie Heinrich Möllers für die sorgfältige Korrektur dieser Transkription, für
Materialien und Hinweise!
Verweise