Mein
Kevelaer
Mein Ururururgroßvater Johannes Knechten wurde
1741 geboren und starb am 5. April 1775 in Kevelaer.
Mein Urururgroßvater Jacob Knechten wurde am 26.
Januar 1770 in Kevelaer geboren. Von ihm ist nur überliefert, daß er Elisabeth Pasloors
heiratete. Weitere Daten fehlen.
Da unsere Dienstwohnung noch nicht frei war, wohnten
wir ab 1956 behelfsmäßig im Wasserturm. Ich besuchte die Hubertusschule und
ging am Weißen Sonntag, 13. April 1958, in St. Marien zur Erstkommunion.
1959 zogen wir in die Römerstraße 27. Nun besuchte ich
die St.-Antonius-Volksschule am Markt. Das Gebäude war im Jahre 1848 errichtet
worden und hatte in jedem Klassenraum einen Kanonenofen. Dies ist ein gußeiserner, zylinderförmiger Ofen, der mit Kohle beheizt
wurde. Allzu viel Wärme spendete er nicht. Besser waren Kachelöfen, da sie die
Wärme speicherten.
Mädchen und Jungen wurden in verschiedenen
Gebäudeteilen getrennt unterrichtet. Ich erlebte den Umzug der Schule in den
Neubau an der Biegstraße. Besonders erinnere ich mich
an den Jungenchor, der von einem Lehrer mit dem Spitznamen Cäsar geleitet wurde, da er überaus gerne von diesem Feldherrn und
Staatsmann erzählte. Ich sang Knabensopran und ärgerte mich, daß wir so überaus hoch singen mußten.
Im gleichen Jahr 1959 empfing ich in St. Antonius die
Firmung durch Weihbischof Heinrich Baaken (1900-1976)
Schließlich baute mein Vater ein Haus in der
Ketteler-Siedlung an der Weezer Straße.
1978 feierte ich meine Primiz in der Basilika mit
anschließendem Angelus vor der Gnadenkapelle und im Jahre 2003 mein Silbernes
Priesterjubiläum.
Kevelaer ist einer der großen Marienwallfahrtsorte der
Erde, neben Altötting, Banneux, Bethlehem,
Częstochowa, Einsiedeln, Fatima, Florenz, Guadalupe, Loreto, Lourdes,
Maria Laach, Maria Taferl, Međugorje,
Notre-Dame de Paris, Pompeji, Rom, La Salette, Sheshan (China), Telgte und Werl,
um nur einige zu nennen.
Was macht die Anziehungskraft Kevelaers aus? Da ist
das kleinste Gnadenbild der Welt, die Abgelegenheit und Ruhe des Ortes, die
Möglichkeit, einen langen Kreuzweg zu gehen, die Gastlichkeit und
Freundlichkeit seiner Bewohner, die das rechte Maß von Nähe und Distanz hält.
Hubertuskapelle
Hubertuskapelle
Keylaer
Keylaer
wurde 1144 im Zusammenhang mit einer Schenkung Friedrichs von Boedberg an das Xantener Stift erstmalig urkundlich
erwähnt. Die Hubertuskapelle wurde 1381 in einer Urkunde des Zinsregisters des
Klosters Graefenthal (Asperden) erstmals erwähnt und
ist damit das älteste noch bestehende Gebäude im heutigen Kevelaer. Der Name „Keylaer“ leitet sich etymologisch von der Bezeichnung einer
Schafhürde ab.
Hubertus wurde um 655 geboren. Nach dem Tod seiner Frau war er einmal auf der
Jagd und verfolgte einen Hirsch. Als er ihn vor einen Abgrund getrieben hatte,
sah er zwischen seinem Geweih ein Kreuz. (Dieses Element stammt aus der Eustathios-Legende). Hubert wurde Einsiedler und
im Jahr 705 Bischof von Maastricht. Er starb 727 in Tervueren
bei Brüssel. Sein Gedenktag ist der 3. November. Seine Legende ist in den
Fenstern der Hubertuskapelle dargestellt.
Seit 1634 gab es in Keylaer eine Bürgerwehr, aus der
sich die Sankt-Hubertus-Gilde entwickelte.
Kevelaer
Der
Ort wurde am 10. 5. 1300 in der Verkaufsurkunde eines Bauernhofes erstmals
erwähnt. 1369 bestand die Bauerschaft Kevelaer aus 31 Häusern, Höfen und Katen.
Bis 1558 im Erzbistum Köln, ab 1559 im neuen Bistum Roermond, 1801 im Bistum
Aachen und 1821 im Bistum Münster. 1949 erhielt Kevelaer Stadtrechte.
Das Wappen
stellt rechts das Kreuz von Sankt Antonius und links die Geldernsche
Rose (Mispelblüte) mit goldenen Blütenblättern,
gerundeten roten Kelchblättern und als Pentagramm stilisiertem fünfstrahligem
roten Butzen dar, wobei der innere Butzenkreis mit acht kreisförmig
angeordneten silbernen Punkten belegt ist.
1969 wurden Kleinkevelaer, Twisteden, Wetten, Kervendonk, Kervenheim und Winnekendonk mit Kevelaer zu
einer einzigen Gemeinde vereinigt. Dem Kevelaerer Wappen wurde das
Antoniuskreuz genommen und die rote Lilie hinzugefügt, die auf die
Zugehörigkeit von Kervenheim und Winnekendonk zum Kreis Kleve verweist. Gegenwärtig
hat der Ort 29.500 Einwohner.
Der Name „Kevelaer“ bezeichnet einen Ort, an dem ein
Streit stattgefunden hat. Andere Herleitungen wie „Kiefernweide“ oder
„Käferweide“, wobei diese Weide mit einer Hürde (lar,
laer) umgeben ist, sind unwahrscheinlicher.
Sankt Antonius
Die
Antoniuskirche ist etwa 1450 entstanden und wurde
1472 durch Abpfarrung von St. Cyriacus Weeze
Pfarrkirche. Um 1900 erfolgte ein Um- und Erweiterungsbau.
Brand
der Antoniuskirche am 13. 1. 1982, Photographie von
Maria Balzen
Am 13. Januar 1982 spielten zwei Kinder mit den
Lichtern an der Krippe, die traditionell bis zum Fest Mariä Lichtmeß
am 2. Februar stehenblieb. Zuerst brannte das Moos, dann fingen die Holzteile
der Krippe Feuer, schließlich die darüberstehenden Christbäume, welche bald den
Dachstuhl in Brand setzten.
Im Jahre 1987 konnte die wiedererrichtete Kirche
geweiht werden.
Die
erneuerte Antoniuskirche. Der vom Brand verkohlte
Korpus des Gekreuzigten wurde von Bert Gerresheim auf einen bronzenen
Lebensbaum montiert.
Photographie von Cornelia Attolini
An die 400 Jahre ältere Kirche Portiuncula
bei Assisi erinnert die gotische Dorfkirche von 1450, welche ebenfalls in den
Gesamtbau einbezogen wurde.
Dorfkirche
von 1450, Photographie von Cornelia Attolini
Kroatenkreuz
Eine
Schanze war mit einem breiten Graben und hohem Erdwall umgeben und der Eingang
war mit schweren Schlagbäumen versehen.Während
des Dreißigjährigen Krieges flüchtete sich die Bevölkerung bei drohender Gefahr
dorthin.
Nach der Überlieferung hatte jemand aus der Kevelaerer
Schanze am 1. 8. 1635 auf vorbeiziehende Kroaten geschossen und so das Versteck
preisgegeben. Die Söldner stürmten die Anlage und ermordeten etwa 100
Dorfbewohner. Lediglich drei Menschen entkamen ihnen.
Die stark verwitterte Inschrift des Kreuzes lautet:
„Anno 1635 den eersten
Augustus alzoo deesen dato verklaert zijn hier op deze Schanz bie 100 Menschen vermoord. Bidt voor de Ziele op dat God haer
in de eeuwigheid genadig zijn wil.“
(Im Jahre 1635 den ersten August, wie dieses Datum
angibt, wurden hier auf dieser Schanze gegen 100 Menschen ermordet. Betet für
ihre Seelen, damit Gott ihnen in der Ewigkeit gnädig sein möge).
Kroatische Pilger brachten eine Gedenktafel „als
Erinnerung an den Kreuzweg des kroatischen Volkes“ an. 1635 bis 1637 war in
Kevelaer eine Pestepidemie. Somit kamen zwei Plagen hintereinander: Krieg und
Seuche. Dies ist ein Beispiel für die Entvölkerung während des Dreißigjährigen
Krieges.
Gnadenkapelle
1640 wurde das Abbild der Luxemburger Marienstatue,
deren Original in Scherpenheuvel (Steiler Hügel)
nordöstlich von Brüssel verehrt wird, in der Stadt Antwerpen im Druck
vervielfältigt. Das Bildchen ist lediglich 7,5 x 11 cm groß und trägt die
Inschrift: „Vera Effigies Matris IESU Consolatrix Afflictorum in agro suburbano Luxemburgi Miraculis et Hominum Visitatione celebris Anno 1640“
(Wahrhaftes Bild der Mutter Jesu, der Trösterin der
Betrübten, auf dem Gelände vor der Stadt Luxemburg, berühmt durch Wunder und
den Besuch der Menschen, im Jahr 1640).
Jesuiten, denen die Militärseelsorge oblag, verteilten
es an Soldaten. Mit ihnen gelangte es nach Geldern und von dort nach Kevelaer.
Hendrick
Busman (1607-1649) stammte aus
Niedermörmter im heutigen Kreis Kleve und sagte auf der Venloer Synode am 12.
Februar 1647 im Kloster In der Weijden aus, dass
er in kleinen Handelsgeschäften unterwegs sei. Bei einer solchen Gelegenheit
war er in der Weihnachtszeit 1641 von Weeze gekommen und hörte am Hagelkreuz in
Kevelaer:
„Ghy sult hier een
heylighe huysken maecken.“
(Ihr sollt hier ein Heiligenhäuschen machen).
Das erwähnte Hagelkreuz steht an der heutigen Weezer
Straße, an der linken Seite in Richtung Weeze.
Er bat seine Frau Mechteldt Schrouse, täglich zwei oder drei Stüber beiseite zu legen,
um den Bau bewerkstelligen zu können. Im Frühjahr 1642 boten ihr zwei Soldaten
Bildchen Unserer Lieben Frau von Luxemburg an, die sie aber nicht kaufte, weil
der Preis, ein Blaumeuser, drei Groschen, hoch war.
Hendrick erbaute ein Heiligenhäuschen und seine Frau
erhielt ein Gnadenbild, nachdem sie erzählt hatte, wozu es verwendet werden
sollte. Hendrick brachte es auf einem Brett an, das Karmeliterinnenkloster in
Geldern lieh es sich aus und dem Pfarrer von St. Antonius in Kevelaer gelang es
schließlich nach längeren Verhandlungen, es nach Kevelaer zurückzubringen.
Am 1. Juni 1642 brachte er es im Heiligenhäuschen an,
das mit dem Teil, der das Gnadenbild enthält, noch heute erhalten ist, wenn
auch stark verändert.
Sogleich strömten viele Menschen herbei, zuerst Pilger von Rees, brachten
Kerzen und beteten dort. Manche erfuhren Heilung von Krankheiten und Gebrechen.
Die Not der Zeit, Berichte über Gebetserhörungen und die durch die
Gegenreformation betont herausgestellte Marienverehrung in einem Ort mit
Grenzlage zum kalvinistisch geprägten Klever Gebiet
förderten die Wallfahrt.
Kevelaer
um 1656:
Gnadenkapelle, Kerzenkapelle und Kloster der Oratorianer, deren Aufgabe die
Wallfahrtsseelsorge war.
Die
Gnadenkapelle, im Hintergrund das Priesterhaus,
Photographie von Cornelia Attolini
Pilger kamen aus Geldern, Nieukerk, Aldekerk,
Schaephuysen, Roermond, Venlo, Weert, Stevensweert,
Winnekendonk, Hassum, Goch, Uedem, Kalkar, Emmerich,
Rees, Babberich, Huissem,
Brüggen, Alsdorf, Jülich, Pier, Kaster, Köln, Neuß, Korschenbroich, Kamp,
Menzelen, Dorsten, Moers, Steele, Beek, Oss, Schijndel, Deurne,
Keent, Aubel, Limburg (heute in der Provinz Lüttich),
Wiler bei Frankfurt und Groß Haslen
in der Pfalz.
1654 entstand die Barockkapelle
und 1663 erfolgte die Altarweihe. 1802-1806 war die Gnadenkapelle in
staatlichem Besitz. 1820-1840 verbot der Preußische Staat Wallfahrten mit
Übernachtung. 1889 wurde die Kevelaerer Votivmesse approbiert. 1892 wurde eine
goldene Krone über dem Gnadenbild angebracht. Der Wallfahrtsort war damit in
der ganzen Welt anerkannt. An zwei freien Außenflächen wurden zwei Gedenktafeln
angebracht, welche in goldenen Lettern von der Errichtung des Bildstockes und
der Krönung aus Anlaß des 250jährigen Jubiläums
erzählen. Am 2. Mai 1987 waren Papst Johannes Paul II., Mutter Teresa und
Kardinal Ratzinger hier.
Der
innere Umgang um das Gnadenbild,
von außen gesehen
Die
Deckengestaltung der Gnadenkapelle durch Friedrich Franz Maria Stummel
(1850-1919): Dreieinigkeit und Verkündigung
Kerzenkapelle
Sie
wurde 1643-1645 erbaut und im Jahre 1649 geweiht. In der Mitte des Innenraumes
steht die Kerze der Pfarrei Rees, die bereits 1643 und damit als erste Gemeinde
eine Wallfahrt nach Kevelaer machte, angeführt von Pfarrer Johannes Staell, der Landdechant von Geldern und 1657 Mitglied der
Kevelaerer Oratorianer wurde. Das Gewölbe ist spätgotisch gestaltet, die Altäre
sind barock. Die zahlreichen Prozessionskerzen und Wappen erzählen beredt die
Geschichte der Wallfahrt.
Innenraum
der Kerzenkapelle, Photographie von Cornelia Attolini.
Priesterhaus
Es
wurde 1647-1650 erbaut. Die Wallfahrtsseelsorge war Aufgabe der Oratorianer,
deren Kongregation am 12. 3. 1624 durch Philipp Neri in Rom gegründet worden
war. Christo peregrinanti in terris
(Dem auf Erden pilgernden Christus), steht über der Eingangspforte. 1802 wurde
das Kloster geschlossen und das Gebäude diente der Pfarrseelsorge. Im
Kulturkampf (1871-1878) wurde das Priesterhaus beschlagnahmt.
Basilika
Sie
wurde 1858-1864 erbaut und 1892-1926 durch Friedrich Stummel und seine
Nachfolger ausgemalt.1883 entstand der Turm, der 95 m hoch ist.
Der
Innenraum
der Marienbasilika
Judas
begegnet Jesus im Garten Gethsemane, von Friedrich Stummel, im Sakristeivorraum der Basilika, Photographie von Cornelia Attolini
Die Orgel stammt von 1905 und wurde 1907 geweiht. Sie
hat vier Manuale und 134 Register. Sie wurde errichtet von der Kölner
Orgelbaufirma Ernst Seifert, die als Auflage hatte, in Kevelaer eine Dependance
zu bauen. Sie ist die größte erhaltene romantisch disponierte Orgel in
Deutschland. Eine romantische Orgeldisposition verrät sich durch Register wie Aeoline, Cello, Dulciana, Gamba, Geigenprincipal, Gemshorn, Nachthorn, Progressio,
Salicional, Seraphon, Tuba mirabilis, Vox Angelica und Waldflöte sowie durch die
zahlreichen Acht-Fuß-Register, die einen dicken
Klang erzeugen.
Basilika,
Orgel
1905 von Ernst Seifert
1923 erhielt das Gotteshaus von Papst Pius XI. den
Titel Basilica minor (Kleinere Basilika). Die Zeichen
sind ein halbgeöffneter Schirm (padiglione,
ursprünglich Schutz bei Prozessionen) und ein Schellenstab (tintinnabulum).
Bert
Gerresheim, Die Kevelaerer Apokalypse,
sie befindet sich über dem Pilgerportal der Basilika
Bert Gerresheim (1935 in Düsseldorf geboren) brachte
2002-2007 an der Hauptfassade Skulpturen seiner Apokalypse an. Sie füllen 50 qm
aus, es sind 260 Figuren und die Skulptur wiegt fünf Tonnen. Unten ist die
Auferstehung der Toten dargestellt, dann die Nachfolge Christi und die
Gottferne, Maria als Mittlerin und Trösterin und oben die Wiederkunft Christi.
Dargestellt werden auch Franziskus von Assisi, Edith Stein, Mutter Teresa und
Katharina Emmerick.
Beichtkapelle
Sie wurde 1857 begonnen und 1890-1892 erweitert.
Sakramentskapelle
Sie
wurde 1860 erbaut und von 1880 bis 1890 erweitert.
Der
Vorraum vor der Sakramentskapelle. Hier saßen die Pilger, einige steckten ihre
Füße in eine kleine Zinkwanne, um die Blasen infolge der Fußwallfahrt zu kühlen
(die berühmteste ist die von Bocholt, da stehen sogar die Kevelaerer an den
Straßenrändern, um sie willkommen zu heißen), andere tranken Kaffee, dessen
Pulver sie selber mitgebracht hatten; das heiße Wasser erhielten sie für zehn
Pfennige vom Gasthaus. Photographie von Cornelia Attolini.
Kreuzweg
Seit
1642 machten die Prozessionen am Roten Kreuz Halt und zogen nach einem Gebet
zur Gnadenkapelle weiter. Es handelte sich um ein aus rotem Sandstein gehauenes
Kreuz, das auf einem aus Tuffstein errichteten Hügel stand. Daneben wurde in
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Lindenbaum gepflanzt. Dieser Ort
wurde der Mittelpunkt des künftigen Kevelaerer Kreuzweges, zu dem es seit 1858
Planungen gab. 1874 wurde er geweiht und hatte noch eine karge Ausstattung. Er
wurde von der Pfarrei St. Antonius betreut.
1879 gestaltete Heinrich Fleige
(1840-1890) aus Münster die Erste Station aus Stein. 1880 wurde das Rote Kreuz
gegen eine Kreuzigungsgruppe aus Stein ausgetauscht, angefertigt vom Kölner
Bildhauer Edmund Renard (1830-1905). Diese 12. Station des Kreuzwegs wurde
besonders feierlich begangen. Hier gab es eine Kanzel für die Predigt und auch
Sitzbänke. (Die Kanzel wurde nach 1965 entfernt). Der Kreuzweg wurde 1892 von
Renards Mitarbeiter Anton Rüller (1864-1936)
fertiggestellt.
1898/1899 mussten neun vom Vandalismus beschädigte
Figurengruppen restauriert werden. 1916 wurden die 4. und die 5. Station
erneuert. 1928 entstand eine Schutzmantelmadonna im Park. 1934/1935 erfolgte
eine Umgestaltung des Kreuzweges. 1944/1945 entstanden Schäden durch
Bombardierungen und Vandalismus. 1946-1951 wurde der Kreuzweg
wiederhergestellt.
1956 wurden die Pfarreien St. Antonius und St. Marien
getrennt und letztere übernahm die Verwaltung des Kreuzwegs. Am 22. 9. 1991
wurde als 15. Station die „Kapelle der Arbeit“ eingeweiht aus Anlass des 100.
Jahrestages der Veröffentlichung der Sozialenzyklika Rerum Novarum. Sie wurde von der Katholischen
Arbeitnehmer-Bewegung errichtet. 2009/2010 erfolgte eine Sanierung des
gesamten Kreuzweges wegen Bauschäden und Vandalismus.
Im September 2014 wurden die fünf Kevelaer
Pfarrgemeinden zur Pfarrgemeinde St. Antonius zusammengefaßt.
Bahnhof
Die
Eisenbahnanbindung Kevelaers wurde 1850 bis 1863 geschaffen. Dies erleichterte
die Wallfahrt. Es gab viele Sonderzüge mit Pilgern.
Rathaus
Nach
dem Bau der Marktschule im Jahr 1848 wurde die St.-Antonius-Schule (Bahnstraße
2) für die Verwaltung der Bürgermeisterei Kevelaer genutzt. Nachdem dieses
Gebäude baufällig geworden war, wurde 1902/1903 das heute so genannte Alte
Rathaus an der Busmannstraße erbaut. 1962 wurden die Marktschule und der
ehemalige Luftschutzbunker abgebrochen. Der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes
auf dem Marktplatz (heute: Peter-Plümpe-Platz) wurde
begonnen und 1973 vollendet.
Wasserturm
1901 wurde er geplant und 1904/1905 erbaut. Er ist 54 Meter hoch und enthielt
450 Kubikmeter Wasser. 1976 baute die Stadt Kevelaer ein Wasserwerk. Damit war
der Turm überflüssig. 2004 wurde er saniert und dient als Büro- und
Verwaltungsgebäude der Stadt.
Museum
Eine
Steuerliste des Jahres 1770 besagt, dass 76 Personen im Gastgewerbe beschäftigt
waren, rund ein Viertel der Bevölkerung Kevelaers. Dem entsprechend war die Accise, die Steuer für Brandwein und Bier, die
Haupteinnahmequelle der Stadt. Auch das Haus Risbrock
diente seit dem frühen 18. Jahrhundert als Herberge und Gasthaus für die
Pilger. 1910 wurde in diesem Gebäude das Niederrheinische Museum für Volkskunde
und Kulturgeschichte eröffnet. Neben den vorgeschichtlichen und geschichtlichen
Ausstellungsgegenständen vor allem aus dem römischen Gräberfeld von Pont bei
Geldern gibt es auch eine große Spielzeugsammlung von Juliane Metzger, eine
Ausstellung über Landwirtschaft und niederrheinisches Handwerk, besonders
Bauerntöpferei, die Kupferstichsammlung von Hendrick Goltzius (1558-1617) und
eine Abteilung, die der Volksfrömmigkeit und Wallfahrt gewidmet ist, darin ist
besonders die Rosenkranzsammlung des Weihbischofs Heinrich Janssen (1932-2021)
zu nennen, die aufgrund meiner Geschenke an ihn auch über ein Leiterchen der
russischen Altgläubigen und eine lange, griechische Wollzählschnur, beide für
das Jesusgebet, verfügt.
Pax-Christi-Kapelle
Sie
wurde 1982 als Kreuzwegkapelle für Regentage erbaut und 1999 überdacht.
Johannes-Kapelle
Diese orthodoxe
Kirche wurde 1992 an der Amsterdamer Straße eingerichtet, neben dem früheren
Fahnensaal, der heute Probenraum für die während der Pilgerzeit (1. Mai bis zum
1. November) täglich auftretenden Musiker und Sänger ist.
Der
Pilger
1994 wurde an der Hauptstraße 2 die Skulptur von Bert
Gerresheim „Der Pilger“ aufgestellt. Auf dem Sockel steht: „Ich sehe dich in
tausend Bildern – Maria“. Die Fortsetzung lautet bei Novalis: „… lieblich
ausgedrückt, / Doch keins von allen kann dich schildern, / Wie meine Seele dich
erblickt.“ Daneben ist die Jakobusmuschel, das Zeichen der Pilgerschaft. In den
Händen trägt der Pilger, aus Ehrfurcht verhüllt, das Bild der Trösterin der
Betrübten.
Vorgänger ist die Skulptur, die den Reliquienschrein
des Stadtpatrons Apollinaris auf den Schultern trägt und 1988 in das
Düsseldorfer Stadterhebungsmonument zur 700-Jahr-Feier der Stadt eingefügt
wurde. Gerresheim wurde inspiriert durch die Jugendstilfigur des Kleinen
Reliquienträgers von Baron George Minne (1866-1941), die 1897 entstand.
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Verhael vande mirakelen
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© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024