Zu Beginn des neuen Jahres blicken die
Menschen im besetzten Deutschland weit hoffnungsvoller in die Zukunft als vor Jahresfrist.
Nach dem Hungerjahr 1947 hat das Jahr 1948 eine deutliche Verbesserung der
wirtschaftlichen Lage gebracht. Auch politisch sollen die Westdeutschen wieder
mehr Rechte erhalten: Die westlichen Besatzungsmächte stellen ihnen die Bildung
einer Regierung in Aussicht.
Zwar sind Grundnahrungsmittel nach wie
vor bewirtschaftet, die Rationen reichen inzwischen jedoch eher aus, den
Kalorienbedarf zu decken. Fortschritte in der eigenen Landwirtschaft und eine
Erhöhung der Agrarimporte haben außerdem dazu geführt, dass die vorgesehenen
Rationen auch tatsächlich ausgegeben werden können.
Größtes Problem ist nun die Wohnungsnot
in den vom Krieg zerstörten und durch Vertriebene und Flüchtlinge in ihrer
Einwohnerzahl beträchtlich gewachsenen Städten. So verfügten 1948 von den rund
15 Millionen Haushalten in den Westzonen über sechs Millionen nicht über eine
eigene Wohnung. Material- und Kapitalmangel führen dazu, dass zunächst nicht in
ausreichendem Maße Wohnraum geschaffen werden kann.
Auf
2,70 x 5 m sind Küche, Wohn- und Schlafzimmer untergebracht.
Allgemein hat sich die wirtschaftliche
Situation nach dem Tiefstand von 1947 deutlich erholt. Mit dazu beigetragen
haben die Währungsreform in den Westzonen vom 21. Juni 1948, durch die wieder
eine stabile Währung geschaffen wurde und der Schwarzhandel weitgehend abgebaut
werden konnte, ebenso wie die Lieferungen der USA im Rahmen der Wiederaufbauhilfe
für Europa (ERP; Marshallplan) und der Hilfe für die US-amerikanischen
Besatzungsgebiete. Wesentlichen Anteil hat aber auch die eigene Aufbauleistung
der Deutschen.
Negative Folge des industriellen
Wiederaufbaus in Deutschland ist die Furcht der Besatzungsmächte Großbritannien
und Frankreich vor einem Wiedererstarken des Landes. Dies hat dazu geführt,
dass die Franzosen gegen die Bildung eines westdeutschen Staates Bedenken
anmelden.
Getrübt wird die Aussicht auf eine
Einschränkung der Besatzungsbefugnisse und einen Zuwachs an staatlicher Eigenverantwortlichkeit
durch die immer deutlicher werdende Spaltung Deutschlands in die drei Westzonen
einerseits und die Ostzone andererseits.
Schon am 15. Dezember 1947 machte das
abrupte Ende der Londoner Außenministerkonferenz (beteiligt waren die
Hauptsiegermächte über Deutschland; also Großbritannien, die USA sowie
Frankreich) deutlich, dass die Bemühungen um eine gemeinsame Politik der vier
Mächte in Deutschland gescheitert waren. Mit dem Auszug des sowjetischen
Militärgouverneurs, Marschall Wassilij D.Sokolowskij, aus dem Alliierten Kontrollrat
am 20. März 1948 wurde der Bruch auch konkret vollzogen.
Auf Grund dieser Entwicklung rechnen zu
Beginn des Jahres 1949 nur noch wenige Menschen damit, dass es schon bald zu
einer gesamtdeutschen Regierung kommt. Die Meisten befürworten vielmehr die
Bildung eines westdeutschen Staates, allerdings mit der Maßgabe, die sowjetisch
besetzte Zone solle baldmöglichst „heimgeholt“ werden.
Um Mitternacht tritt ein durch
Vermittlung der UNO zwischen Indien und Pakistan geschlossenes Waffenstillstandsabkommen
in Kraft, das die seit 14 Monaten andauernden Kämpfe im von beiden Seiten
beanspruchten Kaschmir vorläufig beendet.
Der Vertrag sieht den Rückzug der Truppen
beider Seiten hinter die festgesetzte Demarkationslinie vor, so dass Kaschmir
de facto teils an Indien – der größere südliche Landesteil –, teils an Pakistan
– das „Freie Kaschmir“ (Azad Kaschmir) – angegliedert wird. Die
Konfliktparteien haben sich auch darauf geeinigt, unter internationaler Kontrolle
die Bevölkerung über den Anschluss Kaschmirs an Indien bzw. Pakistan abstimmen
zu lassen.
Der Kaschmirkonflikt resultiert aus der
Teilung der ehemaligen britischen Kronkolonie Indien in die überwiegend von
Hindus bewohnte Indische Union und den moslemischen Staat Pakistan im Jahr
1947. Das zum Zeitpunkt der Teilung des indischen Subkontinents unabhängige
Kaschmir war zwar überwiegend (zu etwa 75 %) von Moslems bewohnt, wurde aber
von einem hinduistischen Fürstenhaus regiert.
Großbritannien, Frankreich und die USA
fordern in Noten an die Regierung der UdSSR Auskunft über die Zahl der noch in
sowjetischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Deutschen und erinnern zugleich
an den Beschluss der vier Großmächte, alle deutschen Kriegsgefangenen bis zum
31. Dezember 1948 freizulassen.
Nach sowjetischen Angaben befanden sich
bei Abschluss der Viermächtevereinbarung über die Rückführung im April 1947
noch 890.532 deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, von denen nach
westlichen Angaben bisher etwa die Hälfte entlassen wurde.
Das polnische Parlament in Warschau
verabschiedet ein Gesetz, das die nach Kriegsende unter polnische Verwaltung
gestellten deutschen Ostgebiete der allgemeinen polnischen Verwaltung
angliedert und sie damit faktisch in den Staat integriert.
Nach dem Willen der Siegermächte über
Deutschland – Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich – hatte Polen
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neue Grenzen erhalten, durch die das Land nach
Westen verschoben wurde.
Als Westgrenze wurde im Potsdamer
Abkommen vom 2. August 1945 (Frankreich trat am 7. August bei) die
Oder-Neiße-Linie („von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von
dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche
Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze“) festgesetzt, so dass nun
die ehemals deutschen Gebiete Pommern, Schlesien und das südliche Ostpreußen
zum polnischen Staatsgebiet gehören. Im Osten musste Polen einen Teil seines
Gebietes an die Sowjetunion abtreten; die Grenze verläuft nun entlang der sog.
Curzon-Linie.
Die neugewonnenen Gebiete, deren
bisherige deutschstämmige Bewohner das Land zu einem großen Teil verlassen
mussten, sind seither mit Polen besiedelt worden.
Nach amtlichen Angaben wurden bis zum 1.
Januar 1949 in Polen 9,1 Millionen Menschen umgesiedelt; 2,2 Millionen Deutsche
wurden aus Polen ausgewiesen, 600.000 Ukrainer und Weißruthenen aus den
östlichen Landesteilen in die Sowjetunion repatriiert. 2,2 Millionen Polen sind
aus Westeuropa und Übersee, 1,5 Millionen aus den an die Sowjetunion
abgetretenen polnischen Ostgebieten in ihr Mutterland gekommen. Weitere 2,6
Millionen Polen wurden innerhalb des Landes umgesiedelt, vorwiegend in die
ehemals deutschen Gebiete.
Mit einer Aufführung seines Stückes
„Mutter Courage und ihre Kinder“ präsentiert Bertold Brecht, der vor kurzem aus
dem Exil nach Berlin (Ost) zurückgekehrt ist, im Ostberliner Deutschen Theater
an der Schumannstraße erstmals das Berliner Ensemble, das er zusammen mit
seiner Frau Helene Weigel aufgebaut hat.
Die Berliner „Mutter Courage“ – das Stück
entstand 1939 und wurde 1946 erstmals in Deutschland aufgeführt – wird unter
der Regie von Brecht und Erich Engel zu einem großen Theatererfolg. Das
Berliner Ensemble macht sich vor allem als Brechtbühne schnell einen Namen.
In Berlin (Ost) wird vom
SED-Parteivorstand die Bildung eines Politbüros nach dem Vorbild der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) bekanntgegeben. Damit ist die
Umgestaltung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in eine
„Partei neuen Typs“ abgeschlossen.
Schon 1948 wurde damit begonnen, eine
Reihe ehemaliger Sozialdemokraten aus der Partei auszuschließen; das Prinzip
der paritätischen Besetzung von Parteigremien durch ehemalige SPD- und
KPD-Mitglieder wird auch formal aufgehoben. Anlass für die Umwandlung der SED
ist der Ideologiestreit zwischen Jugoslawien und der UdSSR, der die sowjetische
Führung dazu veranlasste, statt der Parole von den „unterschiedlichen Wegen zum
Sozialismus“ nur noch die KPdSU als Vorbild gelten zu lassen.
Die Sowjetunion, Bulgarien, Ungarn,
Polen, Rumänien und die ČSR gründen in Moskau den Rat für gegenseitige
Wirtschaftshilfe (RGW; COMECON). Durch diesen Zusammenschluss sollen
Wiederaufbau und Wirtschaftsentwicklung der osteuropäischen Staaten
beschleunigt werden.
Albanien schließt sich am 22. Februar dem
Bündnis an; Jugoslawien war dagegen bereits von den Verhandlungen
ausgeschlossen, obwohl der RGW ausdrücklich für andere Staaten, die sich mit
seinen Zielen einverstanden erklären, offengehalten wird.
Die Ostblockländer schaffen mit dem RGW
ein Gegengewicht zum US-amerikanischen Marshallplan, der ebenfalls den
europäischen Wiederaufbau zum Ziel hat, an den sich die jetzigen RGW-Gründer
auf Geheiß der Sowjetunion jedoch nicht anschließen durften.
Die ost- und südosteuropäischen Länder
sind zur Beseitigung der Kriegsschäden, aber auch auf Grund der schon vor dem
Zweiten Weltkrieg bestehenden Kapitalarmut auf wirtschaftliche Hilfe
angewiesen, die allerdings die Sowjetunion nicht gewähren kann, da ihre eigene
Wirtschaftskraft hierfür nicht ausreicht. Statt dessen soll nun eine möglichst
länderübergreifende Wirtschaftsplanung die Industrieproduktion in den
Ostblockstaaten steigern.
Der ehemalige deutsche Reichskanzler
(1932), Vizekanzler (1933/1934) und Botschafter (1936-1944) Franz von Papen
wird vom Appellationsgericht des Entnazifizierungsgerichtes in Nürnberg in
Gruppe II (Aktivisten) eingestuft. Er muss eine Geldstrafe von 30.000 DM
bezahlen.
Von Papen – im Nürnberger
Hauptkriegsverbrecherprozess 1946 in allen Punkten freigesprochen – wurde im
ersten Verfahren von der Nürnberger Spruchkammer am 1. Februar 1947 als
Hauptschuldiger zu acht Jahren Arbeitslager und Vermögensverlust verurteilt.
Insgesamt ist der Prozess der
Entnazifizierung des deutschen Volkes, den die Alliierten schon auf ihrer
Konferenz in Jalta im Februar 1945 im Grundsatz festgelegt hatten, im
Wesentlichen abgeschlossen.
Der sowjetische Partei- und Staatschef,
Josef W. Stalin, lehnt eine Einladung des US-Präsidenten Harry S. Truman, zu
einem Besuch in Washington aus gesundheitlichen Gründen ab und lädt seinerseits
Truman zu einem Treffen in die Sowjetunion ein.
Der US-amerikanische Außenminister Dean
Acheson teilt dazu mit, dass Truman nur an einem Friedensgespräch mit dem
sowjetischen Führer interessiert sei, wenn auch andere Länder daran teilnähmen.
Der Präsident der Vereinigten Staaten wolle sich nur dann mit Stalin allein
treffen, wenn dieser in die US-amerikanische Hauptstadt komme.
Trotz des Notenaustausches sind die
Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion gespannt. Auslöser des „Kalten
Krieges“ zwischen beiden Gesellschaftssystemen war die sowjetische
Einflussnahme in den osteuropäischen Staaten nach 1945. Durch die Blockade der
Zufahrtswege nach Berlin durch die sowjetischen Behörden seit Juni 1948 ist
zusätzlicher Konfliktstoff entstanden.
Der Herrscher des Iran, Schah Mohammad
Resa Pahlawi, wird in Teheran bei einem Attentat durch Schüsse in Rücken und
Hüfte verletzt. Die linksgerichtete Tudeh-Partei, aus deren Reihen der
Attentäter stammen soll, wird am nächsten Tag verboten.
Mohammad Resa Pahlawi regiert das Land
seit der Abdankung seines Vaters, Schah Resa Pahlawi, im Jahr 1941. Unter
seiner Regentschaft ist der Einfluss der Vereinigten Staaten im Iran deutlich
gewachsen. Vor allem seit dem Versuch von Tudeh-Mitgliedern, 1946 mit Hilfe der
Sowjetunion in Aserbeidschan und Kurdistan einen separaten Staat zu konstituieren
– der Aufstand wurde von Regierungstruppen niedergeschlagen – erhofft sich der
Schah von den USA und Großbritannien Unterstützung.
Die US-Amerikaner sind sowohl an der
strategischen Position des Landes an der Grenze zur Sowjetunion wie an der
Ausbeutung der überaus reichen iranischen Erdölvorkommen interessiert.
Der Volksgerichtshof in Budapest
verurteilt den Fürstprimas der katholischen Kirche in Ungarn, Kardinal József Mindszenty,
wegen Hoch- und Landesverrats sowie Devisenvergehen zu lebenslanger
Freiheitsstrafe, Einziehung seines Vermögens und Verlust der bürgerlichen
Ehrenrechte.
József Mindszenty (eigentl. Joseph Pehm)
wurde am 29. März 1892 als Angehöriger einer deutschstämmigen Adelsfamilie in
Csehimindszenty nahe der Grenze zu Österreich geboren. Im November 1944, wenige
Monate nach seiner Ernennung zum Bischof von Veszprém, wurde er von dem – vom
Deutschen Reich gestützten – Pfeilkreuzlerregime verhaftet.
Nach der Befreiung Ungarns durch die
sowjetische Armee 1945 ernannte Papst Pius XII. Mindszenty als Nachfolger von
Jusztinián Serédi zum Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn; 1946
verlieh der Papst ihm im Petersdom in Rom die Kardinalswürde.
In den folgenden Jahren wandte sich der
ungarische Primas gegen zahlreiche Maßnahmen der ungarischen kommunistischen
Regierung in Budapest, etwa die Verringerung des kirchlichen Einflusses auf die
Schulen durch Abschaffung des obligatorischen Religionsunterrichts, die
Verstaatlichung der Bekenntnisschulen und die Säkularisierung kirchlicher
Feiertage. Außerdem sprach Mindszenty sich mehrfach gegen die Vertreibung der
Ungarndeutschen aus dem Balkanstaat aus.
Die seit dem 12. Januar auf Rhodos unter
Vermittlung des UNO-Beauftragten Ralph J. Bunche tagenden Unterhändler Israels
und Ägyptens einigen sich auf ein Waffenstillstandsabkommen, mit dem der
israelisch-arabische Krieg vorläufig beendet wird. Abkommen zwischen Israel und
den übrigen kriegsführenden Parteien sollen folgen.
Beide Seiten verpflichteten sich
insbesondere dazu, keine agressiven Aktionen gegeneinander zu unternehmen oder
vorzubereiten, gegenseitig das Recht auf Sicherheit zu respektieren, einen
endgültigen Friedensschluss anzustreben sowie das vom UN-Sicherheitsrat
ausgesprochene Verbot zu beachten, die Palästinenserfrage mit Waffengewalt zu
lösen.
Der arabisch-israelische Krieg begann
einen Tag nach der jüdischen Staatsgründung im ehemals britischen Mandatsgebiet
Palästina. Am 15. Mai 1948 marschierten Truppen aus Ägypten, Irak, Syrien,
Libanon und Transjordanien in Israel ein, um die Errichtung des neuen Staates,
die sie als völkerrechtswidrigen Akt betrachteten, mit Gewalt zu verhindern.
Nach Anfangserfolgen gerieten die Araber
zunehmend unter Druck. Isaraels Truppen drangen in die Nachbarländer ein und
annektierten Gebiete mit einer Fläche von über 1.300 km2. Durch den
Waffenstillstandsvertrag erhält Ägypten die Kontrolle über den Gazastreifen
zurück.
Vier Jahre nach Ende des Zweiten
Weltkriegs hat sich für viele deutsche Kinder die Lage weitgehend
„normalisiert“. Jedoch gibt es immer noch eine große Zahl von „Kriegskindern“,
die mehr oder weniger auf sich allein gestellt sind bzw. durch Fürsorgeeinrichtungen
betreut werden, weil sie ihre Angehörigen verloren haben.
Für alle Kinder bedeutet die Normalität
eine große Umstellung. Nachdem sie jahrelang sehr selbständig handeln mussten
und an der teils illegalen Beschaffung von lebenswichtigen Gütern für die ganze
Familie beteiligt waren, sollen sie sich nun in ein behütetes Zuhause einfügen.
Argentiniens Staatspräsident Juan Domingo
Perón leistet den Eid auf die neue Verfassung. Sie wurde am 9. März einstimmig
von der Verfassunggebenden Versammlung angenommen, nachdem knapp ein Drittel
der Delegierten, die Abgeordneten der oppositionellen Radikalen Partei, das
Gremium unter Protest verlassen hatte.
Die neue Verfassung – sie löst die bisher
gültige aus dem Jahr 1853 ab – führt die direkte Wahl des Präsidenten durch das
Volk ein. Außerdem ist jetzt die Wiederwahl eines Präsidenten möglich.
Der Präsident erhält zugleich Einfluss
auf die Justiz: Die Richter des Obersten Gerichts, bisher auf Lebenszeit
ernannt, werden nun vom Präsidenten mit Zustimmung des Parlaments bestimmt und
können unter bestimmten Bedingungen abberufen werden.
Perón, der 1943 maßgeblich am Sturz der
konservativen Regierung beteiligt war und damit dem Militär zur Macht verhalf,
ist seit Juni 1946 argentinischer Präsident. Mit seiner Parti do Laborista
(Arbeiterpartei) und dem von ihm vertretenen Sozialprogramm hat sich der 1895
geborene General und Politiker die Unterstützung der Arbeiterschaft des Landes
gesichert.
Mit diktatorischen Mitteln versucht er
seither, sein Programm, den Peronismus, durchzusetzen. Seine Ziele, den Lebensstandart
der verarmten Volksschichten zu heben, die Wirtschaft zu nationalisieren und
die Industrialisierung des Landes zu beschleunigen, haben die Staatsfinanzen
stark belastet.
UN-Generalsekretär Trygve Halvdan Lie
teilt mit, dass die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge etwa 750.000
betrage. Er bittet dringend um Finanzhilfe, um eine Katastrophe unter den
hungernden und obdachlosen Flüchtlingen zu verhindern.
Seit der Gründung Israels im Mai 1948 ist
ein Großteil der bislang in Palästina lebenden arabischen Bevölkerung aus
Furcht vor Repressalien aus dem Land geflohen. Viele Palästina-Flüchtlinge
leben in Lagern in den angrenzenden arabischen Ländern.
Die Außenminister aus zehn
westeuropäischen Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien,
Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Portugal) sowie den USA
und Kanada unterzeichnen in Washington den Nordatlantikpakt (NATO), einen
militärischen Bündnisvertrag der westlichen Staaten.
Der NATO-Vertrag ist als Gegengewicht zur
als bedrohlich empfundenen militärischen Präsenz der Sowjetunion und ihrer Verbündeten
in Osteuropa gedacht. Er soll vor allem die Verteidigungsfähigkeit Westeuropas
stärken.
Die westlichen Besatzungsmächte
Deutschlands – USA, Frankreich, Großbritannien – einigen sich auf Einschränkungen
bei der Demontage von Industrieanlagen sowie die Milderung der Verbote bzw.
Beschränkungen für die industrielle Produktion.
Nach der Revision sollen 159 Werke der
stahl- und metallverarbeitenden sowie der chemischen Industrie, die zum Abbau
vorgesehen waren, erhalten bleiben. Hierdurch erhöht sich die westdeutsche
Stahlkapazität. Außerdem wird den Westdeutschen erstmals der Bau von
Hochseeschiffen gestattet.
In Dublin wird die Republik Irland (Éire)
proklamiert, nachdem der Austritt Irlands aus dem britischen Commonwealth
wirksam geworden ist. Das Land hat damit die letzte der seit 750 Jahren
bestehenden Bindungen an die britische Krone zerrissen.
Ihren Anspruch auf das mehrheitlich von
aus England und Schottland stammenden Protestanten bewohnte Nordirland, das
wirtschaftlich weiter entwickelt ist als die überwiegend agrarisch
strukturierte Republik, bekräftigen die Briten im Irlandgesetz vom 3. Mai,
gegen das sich in Irland heftiger Protest erhebt. Der Tag der
Unabhängigkeitserklärung der Republik Irland ist der 33. Jahrestag des
Osteraufstandes von 1916. Er brach nach blutigen Kämpfen zusammen und führte
dazu, dass die Führer der radikalnationalistischen Sinn Féin - Bewegung, die in
Dublin die Republik ausgerufen hatten, erschossen wurden.
In Hannover geht nach einwöchiger Dauer
die Allgemeine Exportmesse zu Ende. Die 1.500 Aussteller aus den drei deutschen
Westzonen zeigen sich wegen des internationalen Interesses mit dem Messeverlauf
sehr zufrieden, obwohl die Exportaufträge hinter den Erwartungen
zurückgeblieben sind.
Im Gegensatz zu den Vorjahren sind bei
der Industrieausstellung diesmal keine Ersatzprodukte zu sehen; die meisten
Branchen produzieren in Friedensqualität.
Wie in Hannover zeigt sich auch auf
anderen Ausstellungen – auf der Deutschen Ausstellung in New York vom 9. bis
23. April –, dass deutsche Produkte wieder international Beachtung finden.
In London unterzeichnen Vertreter
Großbritanniens, der USA, Frankreichs, Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs
das Abkommen über die Errichtung einer internationalen Ruhrkontrolle. Das am
28. Dezember 1948 von den sechs Mächten vereinbarte sog. Ruhrstatut tritt damit
in Kraft.
Der Vertrag sieht die Einrichtung einer
Kontrollbehörde mit Sitz in Nordrhein-Westfalen vor, die die Kohle-, Koks- und
Stahlproduktion des Ruhrgebiets auf den innerdeutschen Verbrauch und den Export
aufteilen soll. Mitglieder sind die sechs Signatarstaaten; außerdem sollen
deutsche Vertreter zugelassen werden.
Ziel des Ruhrstatuts ist es zum einen,
die für die Waffenproduktion wichtigen Ressourcen des Ruhrgebiets der ausschließlichen
deutschen Kontrolle zu entziehen und deren friedliche Nutzung zu garantieren.
Zum anderen streben die westeuropäischen Länder eine wirtschaftliche
Zusammenarbeit auf der Grundlage der Montanindustrie an, für die das Ruhrgebiet
als Kernzelle dienen soll.
Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs liegen unter den Trümmern in deutschen Städten noch ungezählte
Bomben, die nach ihrem Abwurf nicht explodiert sind. Räumkommandos machen die
Blindgänger ausfindig und entschärfen sie oder sprengen sie auf hierfür
angelegten Plätzen. Viele Mitglieder der Sprengkommandos haben bei ihrer
gefährlichen Arbeit das Leben verloren.
Im Londoner St. James Palace
unterzeichnen die Außenminister von Großbritannien, Frankreich, den
Niederlanden, Irland, Luxemburg, Italien, Norwegen, Schweden und Dänemark sowie
der belgische Botschafter in Großbritannien das Statut des Europarats. Im
August schließen sich auch Island, Griechenland und die Türkei der Organisation
an.
Der Europarat bleibt mit seinen
Zielvorstellungen und Kompetenzen weit hinter den Vorschlägen zurück, die ein
Jahr zuvor (8.-10. 5. 1948) auf dem ersten Paneuropakongress in Den Haag
gemacht wurden. Seinerzeit hatte der frühere britische Premierminister Winston
Churchill, einer der geistigen Väter der Europaidee, die Aufgabe nationaler
Souveränitätsrechte gefordert, um eine politische und wirtschaftliche Union mit
einer gemeinsamen militärischen Verteidigung ins Leben zu rufen.
Nach seiner Auffassung sollte Europa so
neben den USA und der UdSSR und deren jeweiligen Einflussbereichen zur dritten
Weltmacht werden. Churchill hatte bereits 1946 in Zürich den Plan der
„Vereinigten Staaten von Europa“ entworfen; am 17. Januar 1947 gründete er die
Bewegung für ein Vereintes Europa.
In einem Presseinterview äußert der
jugoslawische Regierungschef Josip Broz Tito den Wunsch seines Volkes nach
einer friedlichen Verständigung zwischen den USA und der Sowjetunion.
Tito nimmt auch zu Problemen Stellung,
die Jugoslawien aus seiner Eigenschaft als Vielvölkerstaat entstehen. Er vertritt
die Ansicht, dass die Völker seines Landes „viel zu viel Opfer für ihre
Unabhängigkeit, für die Brüderlichkeit und Einigkeit, in einem Wort, für die
neue Föderative Volksrepublik Jugoslawien“ gebracht hätten, um auf einen
einheitlichen Staat zu verzichten. Dies gelte auch für den jugoslawischen Teil
Mazedoniens, der nicht mit dem entsprechenden griechischen Landesteil zu einem
eigenen Staat zusammengefasst werden solle.
Die Vollversammlung des Parlamentarischen
Rates bestimmt in geheimer Wahl die Stadt Bonn zur vorläufigen Hauptstadt der
Bundesrepublik Deutschland. Bei der Abstimmung sprechen sich 33 Delegierte für
Bonn, 29 für Frankfurt am Main aus.
Die mit Spannung erwartete Entscheidung
wird von einigen freudig begrüßt. Aus Berlin ist zu hören, mit der Wahl Bonns
bleibe die Möglichkeit erhalten, Berlin zur Hauptstadt eines wiedervereinigten
Deutschlands zu machen.
Andere halten die Absage an Frankfurt
dagegen für eine politische, sachliche und organisatorische Fehlentscheidung,
weil Gebäude, Verkehrswege, Telefonnetze, die in der 110.000 Einwohner
zählenden Stadt Bonn erst gebaut oder erweitert werden müssen, in der Großstadt
Frankfurt bereits zur Verfügung stehen.
Die Berliner Blockade ist nach fast
elfmonatiger Dauer beendet: Mit Inkrafttreten des sog. Jessup-Malik-Abkommens
sind die Zufahrtswege in die Westsektoren der geteilten Stadt ab Mitternacht
wieder für den Bahn-, Auto- und Schiffsverkehr freigegeben.
Die sowjetischen Behörden hatten die
Sperrung der Land- und Wasserwege nach Berlin am 24. Juni 1948 angeordnet; sie
wollten damit ihre Forderung durchsetzen, in der gesamten Stadt die in der
Ostzone gültige Währung einzuführen. Die UdSSR betrachtet den Westteil Berlins
als wirtschaftlich bedeutsamen Teil ihrer Besatzungszone.
Die westlichen Besatzungsmächte
Deutschlands reagierten auf die Blockade mit der sogenannten Luftbrücke, der
Versorgung der Bevölkerung in den Westsektoren auf dem Luftweg. Seither flogen
über 200.000 Mal britische und US-amerikanische Transportmaschinen nach Berlin
und beförderten fast 1,8 Millionen Tonnen Güter in die blockierte Stadt. 70
Piloten und acht deutsche Hilfskräfte starben bei diesen Einsätzen.
Zusätzlich verhängten die Westalliierten
am 4. Februar eine Gegenblockade, um zu verhindern, dass Waren aus Berlin
(West) in den Ostsektor der Stadt oder in die Ostzone weitergeleitet wurden.
Das Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland wird in einer Feierstunde in Bonn vor dem Plenum des Parlamentarischen
Rates von dessen Präsidenten, Konrad Adenauer (CDU), verkündet. Es wird im
ersten Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt am 24. Mai 1949, 0 Uhr, in Kraft.
Zuvor haben 68 Abgeordnete des
Parlamentarischen Rates einschließlich der Westberliner Vertreter das Grundgesetz
unterzeichnet. Der kommunistische Abgeordnete Heinz Renner lehnte die
Unterschrift mit den Worten ab: „Ich unterschreibe nicht die Spaltung
Deutschlands“.
Eine Woche nach der Verkündigung des
Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland billigt der am 15./16. Mai
gewählte 3. Deutsche Volkskongress in Berlin (Ost) die Verfassung der Deutschen
Demokratischen Republik (DDR) mit 1999 gegen eine Stimme.
Wie das westdeutsche Grundgesetz
garantiert auch die Verfassung der DDR die Grundrechte der Bürger; neben individuellen
Freiheitsrechten finden auch nähere Bestimmungen für die wirtschaftliche und
soziale Ordnung ihren Platz. So sind in den Grundrechten das Recht auf Arbeit,
Mitbestimmung am Arbeitsplatz, bezahlter Urlaub sowie Versorgung bei Krankheit
und im Alter festgeschrieben.
Bezüglich der Wirtschaftsordnung heißt
es, sie müsse „den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit entsprechen und allen
Bürgern ein menschenwürdiges Dasein sichern“. Die wirtschaftliche Freiheit des
Einzelnen bleibt gewährleistet, Genossenschaften sollen jedoch weiter ausgebaut
werden.
Nachdem die wirtschaftliche Lage in den
Westzonen Deutschlands sich 1949 zu stabilisieren beginnt, entstehen auf dem
Arbeitsmarkt neue Probleme durch die wachsende Zahl an Heimatvertriebenen,
Flüchtlingen und Kriegsheimkehrern, die in den Arbeitsprozess eingegliedert werden
müssen.
In der Bundesrepublik Deutschland leben
1949 etwa 7,7 Millionen Vertriebene, dies sind 1,5 Millionen mehr als drei
Jahre zuvor. Auch die Zahl der Zuwanderer aus der sowjetischen Besatzungszone
bzw. der DDR ist seit 1946 um 400.000 auf 1,4 Millionen gestiegen. Die Zahl der
Beschäftigten ist entsprechend von knapp elf Millionen 1946 auf 13,5 Millionen
angewachsen. Der Anteil der Arbeitslosen hat sich mit 8,3 % im Jahresdurchschnitt
gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.
Besonders hart vom Überangebot an
Arbeitskräften betroffen sind viele Heimatvertriebene sowie Flüchtlinge, die selten
eine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle finden können und meist weit hinter
ihrem früheren sozialen Status zurückbleiben.
George Orwells Roman „1984“ wird in den
USA als „Buch des Jahres“ ausgezeichnet. Der Autor entwirft in „1984“ ein
erschreckendes Zukunfts-Szenario: Die Welt ist in drei Supermächte (Ozeanien,
Eurasien, Ostasien) aufgeteilt, die ihre Scheinauseinandersetzungen untereinander
dazu nutzen, die eigene Bevölkerung zu unterdrücken. Unter der Führung eines
„Großen Bruders“, der auf Bildern an allen Wänden präsent ist und den
Betrachter überall zu beobachten scheint, ist in Ozeanien ein totaler Überwachungsstaat
entstanden, in dem die Staatspartei die alleinige Macht hat und „Gedankenverbrechen“
das größte Vergehen sind.
In seinem Halbjahresbericht an den
Kongress über die Wirtschaftslage weist US-Präsident Harry S. Truman Gerüchte
zurück, wonach seinem Land eine ernsthafte Wirtschaftsdepression drohe. Die
gegenwärtige Stagnation sei lediglich eine Übergangsphase, die durch geeignete
Maßnahmen leicht behoben werden könne.
Die Zeichen einer Krise sind in den
Vereinigten Staaten unübersehbar. Zu Beginn des Monats Juli sind fast 3,8 Millionen
US-Amerikaner arbeitslos. Dies ist der höchste Erwerbslosenstand seit dem Ende
des Zweiten Weltkriegs.
Bao-Ðai, der 1945 als Kaiser von Annam
abgedankt hat, proklamiert in Saigon die Republik Vietnam gemäß dem Abkommen
mit der Kolonialmacht Frankreich vom 23. Februar 1949.
Der Vertrag sieht vor, daß Bao-Ðai
Indochina einigen und zu einem Frieden mit Frankreich führen soll. Die Franzosen
hoffen, so ihre Kolonie Indochina erhalten und den Einfluss der
antikolonialistischen Widerstandsbewegung Vietminh zurückdrängen zu können.
Deren Führer, Ho Chi Minh, zugleich Vorsitzender der Kommunistischen Partei
seines Landes, hat am 2. September 1945 in Hanoi die unabhängige Demokratische
Republik Vietnam (DRV) ausgerufen.
Die Franzosen erkannten die DRV am 6.
März 1946 zunächst als freien Staat innerhalb der Französischen Union an. Der
französische Hochkommissar für Vietnam, Thiérry D’Archenlieu, sabotierte jedoch
weitere Verhandlungen.
Danach gewannen jene Kräfte die Oberhand,
die eine militärische Lösung in Indochina befürworteten. Mit politischen
Mitteln, aber auch im bewaffneten Kampf, in dem sich das französische
Expeditionskorps den Truppen der Vietminh bald unterlegen zeigte, versuchte
Frankreich nun, die Befreiungsbewegung zu unterdrücken.
Die Republik Indonesien und die
Niederlande kommen zum Abschluss einer achttägigen Konferenz in Jakarta überein,
ihre Feindseligkeiten zu beenden. Vertreter der Indonesien-Kommission der
Vereinten Nationen haben vermittelt.
Der Konflikt zwischen beiden Ländern,
dessen Höhepunkt zwei Polizeiaktionen der Niederländer in ihrer ehemaligen
Kolonie Indonesien in den Jahren 1947 und 1948 bildeten, resultiert aus der
Weigerung der Niederlande, die Unabhängigkeit Indonesiens anzuerkennen. Achmed
Sukarno ist seit 1945 Staatspräsident der von ihm proklamierten Republik.
In den drei westlichen Besatzungszonen
Deutschlands finden die Wahlen zum 1. Deutschen Bundestag, dem Parlament der
Bundesrepublik Deutschland, statt, deren Verfassung am 23. Mai in Kraft
getreten ist. Bei einer Wahlbeteiligung von 78,5 % gelingt elf der 19 zur Wahl
stehenden Parteien sowie drei parteilosen Abgeordneten der Einzug in den Bundestag.
Stärkste Fraktion mit 139 der 402
Abgeordneten bzw. 31 % der abgegebenen Stimmen wird die CDU/CSU. Die SPD
entsendet 131 Abgeordnete; sie wird bundesweit von 29,2 % der Wähler
favorisiert. Drittstärkste Fraktion wird die FDP/DVP mit 52 Abgeordneten (11,9
%). Es folgen Bayernpartei (4,2 %) und DP (4 %) mit je 17 und KPD (5,7 %) mit
15 Abgeordneten.
Die US-amerikanische Schriftstellerin
Margaret Mitchell stirbt in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) an den Folgen
eines Autounfalls, bei dem sie vier Tage zuvor in der Nähe ihres Hauses
angefahren worden ist.
Die 48jährige brachte es mit ihrem
einzigen Buch „Vom Winde verweht“ zu Weltruhm. In dem zwischen 1926 und 1936
entstandenen Unterhaltungsroman schildert sie – vom Standpunkt der Südstaaten
aus – den Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten der USA von
1861-1865. Die Auseinandersetzungen, die aus der unterschiedlichen wirtschaftlichen
Entwicklung, aber auch aus den kontroversen Standpunkten zur Sklavenhaltung
resultierte, beendeten die Nordstaaten siegreich.
Mit der Niederlage im Bürgerkrieg brachen
– wie in Mitchells Roman geschildert – zugleich die überlebten feudalen
Gesellschaftsstrukturen in den Südstaaten zusammen.
Eine weitere Verschärfung der
Rassengesetzgebung kündigt der seit Mai 1948 amtierende Ministerpräsident der
Südafrikanischen Union, Daniel F. Malan, an.
Danach soll vom Januar 1950 an die
schwarze Bevölkerungsmehrheit nur noch im Senat vertreten sein; die Vertretung
der Schwarzen im Unterhaus – durch drei Abgeordnete europäischer Herkunft –
wird abgeschafft. Malan will so schnell wie möglich sein System der Apartheid,
der Rassentrennung, umsetzen, um die Vorherrschaft der weißen Minderheit in dem
britischen Dominium zu sichern.
Mit Feierlichkeiten und Gedenkreden wird
weltweit des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe gedacht, der 200
Jahre zuvor in Frankfurt am Main geboren wurde. Seit Jahresbeginn gab es
zahlreiche Jubiläumsinszenierungen von Goethes Dramen.
Höhepunkt der westdeutschen
Goethefeierlichkeiten ist die offizielle Verleihung des diesjährigen
Goethe-Preises an Thomas Mann. Der Schriftsteller, der im US-amerikanischen
Exil lebt, hat den Preis anlässlich eines Deutschlandbesuchs bereits am 25.
Juli entgegengenommen und ist anschließend zur Goethefeier nach Weimar gereist.
In Weimar wird Thomas Mann am 1. August
mit dem Goethepreis ausgezeichnet. Zugleich erhält er das Ehrenbürgerrecht der
Stadt Weimar. Seine Reise in die sowjetische Besatzungszone löst in
Westdeutschland heftige Kontroversen aus.
Ein Erfolg versprechendes Mittel zur
Behandlung rheumatischer Erkrankungen stellt der US-amerikanische Arzt Philip
Shoewalter Hench 1949 der Öffentlichkeit vor. Er spritzt seinen Patienten das
Nebennierenrindenhormon Kortison und lindert damit in kurzer Zeit ihre
Beschwerden. Das Heilmittel kann allerdings nur mit großem Aufwand und in
geringen Mengen aus der Rindergalle gewonnen werden, so dass seine Anwendung in
größerem Rahmen noch nicht möglich ist.
Bei einem Treffen zwischen dem
französischen Außenminister Robert Schuman und dem Ministerpräsidenten des
Saargebietes, Johannes Hoffmann, bekunden beide Seiten ihre Übereinstimmung in
Bezug auf die völkerrechtliche Stellung des Saarlandes. Danach wird der
wirtschaftliche Anschluss der Saar an Frankreich angestrebt; politisch soll das
Land dagegen autonom werden.
Der deutsche Komponist und Dirigent
Richard Strauß wird am 11.6.1864 in München geboren. Sein Schaffen gliedert
sich in zwei Perioden: Bis zur Jahrhundertwende entstehen seine sinfonischen
Tondichtungen, darunter „Don Juan“ (1887-1889), „Tod und Verklärung“
(1888/1889), „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ (1894/1895) und „Also sprach
Zarathustra“ (1896).
Danach wendet er sich mehr und mehr der
Oper zu. Das erste Werk, „Salome“ nach Oscar Wilde, wird 1905 in Dresden ein
Sensationserfolg. Seit „Elektra“ 1909 Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal.
Sein Hauptwerk ist „Der Rosenkavalier“ (1911). Seine Kompositionen werden
stilbildend für das deutsche Musiktheater.
Strauß schreibt auch Sinfonien: „Sinfonia
domestica“ (1903). „Eine Alpensinfonie“ (1915). Er bleibt der klassisch-
romantischen Tradition verpflichtet. Die Tonalität erweitert er, verläßt sie
aber nicht.
Auch nach dem Abzug der US-amerikanischen
Truppen aus Süd-Korea haben sich die Aussichten für eine Einigung des Landes
nicht verbessert. Im Grenzgebiet zwischen dem kommunistischen Nord-Korea
(Demokratische Volksrepublik Korea) und dem von Präsident Syngman Rhee
autoritär regierten Süd-Korea (Republik Korea) kommt es immer häufiger zu
militärischen Auseinandersetzungen, die sich zu einem Krieg ausweiten könnten.
Nach Ansicht der UN-Kommission ist das
Scheitern der Einigungsbemühungen durch die Art der Beziehungen zwischen den Vereinigten
Staaten und der UdSSR verursacht worden.
Die Bundesversammlung – die 402
Bundestagsabgeordneten sowie 402 von den Länderparlamenten bestimmte Wahlmänner
– wählt in Bonn den 65jährigen FDP-Abgeordneten Theodor Heuss zum ersten
Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.
Der 1884 in Württemberg geborene Heuss
war von 1920 bis 1933 zunächst Studienleiter, dann Dozent an der Hochschule für
Politik in Berlin. Nach Kriegsende gehörte er zu den Mitbegründern der FDP und
wurde 1948 deren Vorsitzender. Als Mitglied des Parlamentarischen Rates übte
Heuss entscheidenden Einfluss auf die Formulierung des Grundgesetzes aus.
Mit 202 der 402 Stimmen – exakt der erforderlichen
Stimmenanzahl für die absolute Mehrheit – wird der CDU-Vorsitzende in der
britischen Zone, Konrad Adenauer, vom Bundestag in Bonn zum ersten Kanzler der
Bundesrepublik gewählt. Der 73jährige erhält 142 Gegenstimmen, 44 Abgeordnete
enthalten sich, ein Stimmzettel ist ungültig. Die übrigen Volksvertereter sind
bei der Kanzlerwahl nicht anwesend. Für Adenauer werden ohne Widerspruch des
Parlaments auch drei Stimmzettel gewertet, auf denen statt „Ja“ oder „Nein“ der
Name „Adenauer“ vermerkt ist.
Das Ergebnis der Kanzlerwahl löst in Bonn
Erstaunen und Spekulationen darüber aus, wie sich Adenauer mit der denkbar
knappsten Mehrheit – seine eigene Stimme machte ihn zum Kanzler – die
Regierungsfähigkeit erhalten kann. Adenauer will am 20. September sein Kabinett
vorstellen, dem auch Mitglieder der FDP und der Deutschen Partei angehören
sollen.
Der erste Kanzler der Bundesrepublik
wurde 1876 in Köln geboren. Er studierte Jura und Volkswirtschaft, war von 1902
bis 1904 Assessor und in den folgenden zwei Jahren Rechtsanwaltsvertreter. 1906 schloss sich Adenauer der Zentrumspartei
an und wurde zwei Jahre später 1. Beigeordneter seiner Heimatstadt. Von 1917 an
war er Kölner Oberbürgermeister, bis er 1933 von den Nationalsozialisten aus
allen Ämtern entlassen wurde. In seine Regierungszeit als Stadtoberhaupt fallen
ein wirtschaftlicher Aufschwung Kölns sowie die Gründung der Universität im
Jahr 1919. Die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte Adenauer als Pensionär,
1944 wurde er im Zusammenhang mit dem missglückten Bombenattentat auf Adolf
Hitler vorübergehend inhaftiert. Nach dem Krieg trat er der neugegründeten CDU
bei und wurde 1946 deren Vorsitzender in der britischen Zone. Dem
Parlamentarischen Rat stand er als Präsident vor.
Der Glaube an den Wert des Einzelmenschen
und die Erhaltung der US-amerikanischen Lebensart – ohne den Versuch, sie
anderen aufzudrängen – zählen zu den Punkten, an denen sich die
US-amerikanische Politik gegenüber der westlichen Hemisphäre orientiert. Dies
erklärt US-Außenminister Dean Acheson in New York.
Die sowjetische Regierung veröffentlicht
eine Erklärung, wonach das Land schon seit 1947 im Besitz des Atombombengeheimnisses
sei.
Die Nachricht, dass die UdSSR ebenfalls
eine Atommacht ist, löst weltweit Erleichterung aus. Der deutsche Atomforscher
Otto Hahn formuliert das vorherrschende Gefühl so: „Das ist eine gute
Nachricht! Ich glaube, dem Frieden ist mehr gedient, wenn die Russen auch
Atomwaffen haben; dann haben beide Seiten so viel Angst voreinander, dass
keiner anfangen wird“.
Mao Tse-tung, Vorsitzender der
Kommunistischen Partei Chinas, proklamiert auf einer Massenkundgebung vor dem
Kaiserpalast in Peking die Volksrepublik China und gibt die Bildung einer
Zentralen Volksregierung bekannt. Mao selbst wird Vorsitzender des
Volksregierungsrates.
Damit endet der seit fast vier Jahren
andauernde Bürgerkrieg in China mit einem Sieg der Kommunisten, während sich
der Führer der Kuo-mintang (Nationalpartei), Chiang Kai-shek, mit seinen
Anhängern auf die Insel Taiwan zurückziehen muss.
Auf seiner neunten Tagung im großen
Sitzungssaal der Deutschen Wirtschaftskommission in Berlin (Ost) proklamiert
der Deutsche Volksrat die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Grundlage für
den neuen Staat auf dem Gebiet der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands (SBZ)
ist die Verfassung vom 30. Mai.
Per Akklamation wählen Volkskammer und
Länderkammer der DDR in einer gemeinsamen Sitzung im ehemaligen
Luftfahrtministerium in Berlin (Ost) den 73jährigen SED-Vorsitzenden Wilhelm
Pieck einstimmig zum ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik.
Wilhelm Pieck, geboren 1876, ist ab 1895 SPD-Mitglied. 1919 zählt er zu den Mitbegründern
der KPD. Von 1928-1933 Reichtagsabgeordneter, muss er vor den
Nationalsozialisten fliehen und lebt in Paris und in der Sowjetunion.
Am 12. Oktober bestätigt die
provisorische Volkskammer der DDR die von Otto Grotewohl (SED) vorgelegte Kabinettsliste
und damit zugleich die Ernennung Grotewohls zum Ministerpräsidenten. Otto
Grotewohl, geboren 1894, wird 1912 SPD-Mitglied. Von 1918 bis 1922 schließt er
sich der aus Protest gegen die Kriegsunterstützung der SPD-Führung entstandenen
USPD an. Von 1921 bis 1924 ist er Minister in Braunschweig, von 1925 bis 1933
Reichstagsabgeordneter.
Walter Ulbricht, geboren 1893, ist ab
1912 SPD-Mitglied. 1919 tritt er der KPD bei. Von 1928 bis 1933 ist er Mitglied
des Reichstags. 1933 muss er emigrieren. Ab 1946 ist er stellvertretender
Vorsitzender der SED. Am 12. Oktober 1949 wird er Stellvertreter des
Ministerpräsidenten Grotewohl.
Die Rundfunkzeitschrift „Hör zu“
präsentiert auf der Titelseite den Igel Mecki, der die redaktionelle Arbeit der
Zeitschrift mit Kommentaren begleiten soll.
Die von Reinhold Escher gezeichnete Figur,
die als „Redaktionsigel“ fungiert, mischt sich von nun an regelmäßig mit
Worten, aber auch durch gezeichnete Veränderungen an Fotos kommentierend in die
Berichte des Blattes ein.
Mecki selbst macht einen recht zerlumpten
Eindruck: Seine Hosen sind zerrissen und teilweise geflickt; am Bund werden sie
durch eine Schnur zusammengehalten.
In München wird in Anwesenheit von
Bundespostminister Hans Schuberth (CSU) das bislang modernste Fernamt der
Bundesrepublik eröffnet. Das Amt – Bau und technische Einrichtungen haben 2,5
Millionen DM gekostet – ist für die sofortige Vermittlung von Ferngesprächen
eingerichtet.
Nach der Beseitigung letzter technischer
Schwierigkeiten soll es dann auch möglich sein, dass der Telefonteilnehmer
Ferngespräche selbst wählen kann. In der Bundesrepublik warten 335.000 Menschen auf einen
Telefonanschluss. Verzögerungen entstehen jedoch, weil der Post für die
notwendigen Investitionen das Geld fehlt.
Nach sieben Jahren endet der Bürgerkrieg
in Griechenland mit dem Sieg der Royalisten. Die unterlegenen Kommunisten
kündigen zwar an, sie wollten die Waffen nur vorübergehend ruhen lassen,
faktisch kommt ihr Schritt aber einer Kapitulation gleich.
Die kommunistisch kontrollierte Nationale
Befreiungsarmee (ELAS) und ihre politische Organisation (EAM) haben den Kampf
gegen die Truppen der Regierung aufgegeben, nachdem ihnen Jugoslawien die
Unterstützung entzogen hat. Die jugoslawische Regierung hat sich zu dem Schritt
entschlossen, weil die griechischen Kommunisten sich im ideologischen Streit
mit der UdSSR auf die Seite der Sowjets gestellt haben.
Die EAM/ELAS entstand 1940/1941 zunächst
als Widerstandsorganisation gegen die deutschen, italienischen und bulgarischen
Besatzer. Schon bald trat aber die Auseinandersetzung mit dem innenpolitischen
Gegner, den Verfechtern der Monarchie und Anhängern des 1944 aus dem Exil nach
Griechenland zurückgekehrten Königs Georg II., in den Vordergrund.
Auch nach dessen Tod und der
Inthronisierung seines Bruders als Paul I. 1947 dauerte der Bürgerkrieg an, der
in sieben Jahren etwa 45.000 Tote forderte. Die siegreichen Royalisten
erhielten weitgehende Unterstützung der USA, die nach der Truman-Doktrin von
1947 vom Kommunismus bedrohten Ländern beistehen wollen.
Ein New Yorker Gericht verurteilt den
Generalsekretär der Kommunistischen Partei der USA, Eugene Dennis, und zehn
weitere Parteifunktionäre zu je fünf bzw. drei Jahren Haft und 10.000 US-Dollar
(42.000 DM) Geldstrafe.
Die Angeklagten wurden für schuldig
befunden, den Sturz der US-Regierung propagiert und vorbereitet zu haben.
In den Vereinigten Staaten geht schon
seit geraumer Zeit die Angst vor dem Kommunismus um; immer wieder werden
Mitglieder der KP wegen angeblicher staatsfeindlicher Handlungen vor Gericht
gebracht und verurteilt.
In den drei größten Münchener Kinos, in
Essen und Gelsenkirchen läuft ein Film an über den sog. Wunderheiler Bruno Gröning (* 1906 in
Danzig, † 1959 in Paris). Der frühere Gelegenheitsarbeiter begann seine
Tätigkeit in Gütersloh. Nach eigenen Angaben kann er Menschen durch Suggestion,
Handauflegen oder durch Hilfsmittel von Krankheiten heilen.
Nachdem ihm in Nordrhein-Westfalen seine
Tätigkeit untersagt worden ist, hat sich Gröning auf dem „Traberhof“ bei
Rosenheim niedergelassen. Dorthin pilgern nun täglich Hunderte kranker
Menschen, die sich – zumeist nachdem herkömmliche Behandlungsmethoden keinen
Erfolg gezeigt haben – von ihm Linderung versprechen.
In mehreren Bundesländern wird gegen
Gröning wegen Betrugs ermittelt. Viele Mediziner bezeichnen ihn als psychopathischen
Scharlatan. Eine Gruppe Heidelberger Psychologen urteilt im August 1949,
Gröning sei ein durchaus „begabter nicht-ärztlicher Psychotherapeut“. Er selbst
bezeichnet sich als „Messias“.
Mit sensationellen 29:21,2 min über
10.000 m unterbietet der tschechoslowakische Langstreckenläufer Emil Zatopek in Ostrau den erst am
1. September von dem Finnen Viljo Heino aufgestellten Weltrekord um 6 sec.
Der 27jährige Zatopek, der bei den
Olympischen Spielen 1948 in London die Goldmedaille über 10.000 m und die
Silbermedaille im 5.000-m-Lauf gewonnen hat, holt sich damit zum zweiten Mal in
diesem Jahr den Weltrekord von Heino: Am 11. Juni hatte er dessen Bestzeit von
1944 auf 29:28,2 min verbessert.
UN-Generalsekretär Trygve Halvdan Lie
legt in New York den Grundstein für das neue Hauptquartier der Vereinten
Nationen. Vor dem Rohbau des Gebäudes wohnen die Delegationen der 59 Mitgliedsstaaten
der feierlichen Zeremonie bei.
Der Präsident der derzeit in Flushing
Meadows tagenden UN-Vollversammlung, General Carlos P. Romulo (Philippinen),
bezeichnet die Vereinten Nationen in seiner anschließenden Festrede als letzten
heiligen Tempel für die Wiederentdeckung der menschlichen Gemeinschaft. Romulo
schließt mit den Worten: „Wir müssen Frieden halten oder sterben“.
Nach sechstägiger Dauer beendet der
spanische Diktator Francisco Franco Bahamonde seinen Staatsbesuch in Portugal,
das ebenfalls – von Ministerpräsident António de Oliveira Salazar –
diktatorisch regiert wird.
Vier Tage zuvor haben beide Länder
vereinbart, sich im Falle eines Angriffs von dritter Seite gegenseitig
militärische Hilfe zu leisten.
Die beiden Diktaturen in Südwesteuropa
haben seit Mitte der 30er Jahre Bestand. Sie behaupten von sich, sie verteidigten
die abendländische Kultur vor dem Kommunismus: So hat Franco während seines
Portugalbesuchs erklärt, er sei entschlossen, „die Freiheit dieses Kontinents
zu gewährleisten, der teilweise versklavt und teilweise bedroht ist“.
Wegen der Unterdrückung der bürgerlichen
Rechte im eigenen Land gerät Spaniens Diktator selbst unter Druck von außen.
Vor allem die britische Labour-Regierung ist bemüht, jede internationale
Anerkennung des Franco-Regimes zu verhindern.
Die deutsche Literatur des Jahres 1949
ist von Verunsicherung gekennzeichnet. Angst, Zerstörung, Not: Das sind die Alltagserfahrungen
im Faschismus und in den ersten Nachkriegsjahren; Wertsysteme haben ihre
Gültigkeit verloren, für viele Menschen geht es ums bloße Überleben.
Der Eindruck des Krieges ist Thema in der
Erzählung „Der Zug war pünktlich“ von Heinrich Böll, der selbst während des
Zweiten Weltkriegs Soldat war. Der Kölner Autor beschreibt den inneren Zustand
eines jungen Soldaten vor seinem Tod in der Ukraine.
Die erste Nummer der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung erscheint. Sie möchte „sich bemühen, nicht an der Oberfläche
der Dinge stehenzubleiben, sondern ihre geistigen Hintergründe aufzusuchen“. Da
Deutschland keinen Außenminister hat, will sie „eine Stimme Deutschlands in der
Welt sein“. Die Zeitung wird herausgegeben von Hans Baumgarten, Erich
Dombrowski, Karl Korn, Paul Sethe und Erich Welter.
Vor 20.000 Besuchern im Dortmunder
Stadion „Rote Erde“ schlägt im Testspiel zweier bundesdeutscher Auswahlteams
die B-Elf die stärker eingeschätzte A-Mannschaft 3:1.
Für das Trainingslager in Duisburg vom
14. bis 19. November hatte Bundestrainer Sepp Herberger 30 Spieler geladen,
darunter je vier von Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg. Der Lehrgang
soll Aufschluss darüber geben, wie eine künftige Nationalelf aussehen könnte.
Belgischer Maler und Radierer, *
13.4.1860 Ostende, gestorben ebenda. Bedeutendster Vertreter des Symbolismus in
der Malerei. „Der Einzug Christi in Brüssel im Jahre 1888“: Eine gespenstische
Vision maskierter Menschenmassen und Soldaten, sozialer Gegensätze, Hass- und
Gewaltausbrüche auf dem Brüsseler Marktplatz. „Die Kathedrale“ (1891): Auflauf
entindividualisierter Menschen, die einem dem Verfall preisgegebenen gotischen
Dom den Rücken zugekehrt haben.
Auch wenn die meisten Europäer und auch
viele US-Amerikaner Fernsehen bislang nur vom Hörensagen kennen, besteht ein
lebhaftes Interesse an den neuen Apparaten, die Bilder aus weit entfernten
Studios in die Wohnstuben bringen.
Als Clou der diesjährigen Radio- und
Fernsehausstellungen – etwa der Radiolympia in London – gilt eine Kombination,
die Fernsehapparat und Rundfunkgerät in einem Gerät vereinigt. Mit rund 1.200
DM ist der Apparat allerdings erheblich teurer als ein normaler Fernseher, der
durchschnittlich etwa 750 DM kostet.
Wegen einer Verordnung der
DDR-Gesundheitsbehörden, wonach alle über 70jährigen Ärzte nicht länger in der
Berliner Charité beschäftigt werden sollen, gibt der 74jährige Ferdinand
Sauerbruch seinen Posten als Direktor der chirurgischen Abteilung des
Krankenhauses auf. Sauerbruch, der 1928 in die Charité eintrat, entwickelte
wegweisende Operationsverfahren vor allem in der Brustkorbchirurgie.
Mit Äußerungen über eine mögliche
Beteiligung westdeutscher Soldaten an einer europäischen Armee gegenüber der in
Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) erscheinenden Zeitung „The Plain Dealer“ löst
Bundeskanzler Konrad Adenauer eine Diskussion über die Remilitarisierung der
Bundesrepublik Deutschland aus.
Am folgenden Tag dementiert der Kanzler
den Bericht der Zeitung, wonach er die deutsche Teilnahme an einer europäischen
Armee unter europäischem Oberkommando und die Aufstellung eines autonomen
deutschen Armeekorps gefordert haben soll. Adenauer erklärt, dass er
grundsätzlich gegen eine Wiederaufrüstung der Bundesrepublik und damit auch
gegen die Errichtung einer neuen deutschen Streitmacht sei.
Wenige Tage später nimmt Adenauer vor dem
CDU-Vorstand seine Erklärung größtenteils zurück. Er vertritt die Ansicht, dass
die Deutschen in einer europäischen Streitmacht mit denselben Rechten vertreten
sein sollten wie die anderen Nationen, und fährt fort: „Welches ist die größere
Gefahr, die russische Bedrohung der westlichen Welt oder das Bestehen eines
deutschen Truppenkontingents im Verband mit den Streitkräften der übrigen
Nationen?“
Nach den widersprüchlichen Äußerungen des
Kanzlers kommt es am 16. Dezember im Bundestag zu einer Debatte über die
Wiederaufrüstung. Darin sprechen sich alle Parteien einhellig gegen eine
Remilitarisierung der Bundesrepublik aus. Der SPD-Abgeordnete Erich Ollenhauer
erklärt, es sei bedauerlich, dass Adenauer sich in einem Presseinterview zur
Frage der Wiederaufrüstung geäußert habe. Eine Stellungnahme zu diesem Thema
gehöre zunächst in den Bundestag.
Die Entmilitarisierung Deutschlands ist
im Potsdamer Abkommen von 1945 von den Siegermächten festgelegt worden. Im Zuge
des Kalten Krieges sowie angesichts der Aufstellung paramilitärischer Einheiten
in der DDR mehren sich jedoch im westlichen Ausland die Stimmen, die eine
Einbeziehung der Bundesrepublik in das Militärbündnis der NATO bzw. eine
westdeutsche Beteiligung an einer europäischen Armee für bedenkenswert halten.
Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz,
das die Erhebung des im April durch den Wirtschaftsrat für die Bizone beschlossenen
„Notopfers Berlin“ auf das Bundesgebiet ausdehnt. Es soll zunächst bis Ende
1950 gelten.
Die Sonderabgabe wird in Form von Abzügen
bei der Lohn-, Einkommen- und Körperschaftssteuer sowie durch eine Briefmarke
erhoben. Mit den Marken im Wert von zwei Pfennig mit dem Aufdruck „Notopfer
Berlin“ werden alle Postsendungen versehen, die im Bundesgebiet aufgegegeben
werden.
Die wirtschaftliche und finanzielle Lage
Berlins (West) hat sich durch die Währungsreform 1948 und die Blockade sehr
verschlechtert.
Die UN-Vollversammlung verabschiedet eine
Resolution, die vorsieht, die Stadt Jerusalem und die dort liegenden heiligen
Stätten verschiedener Religionsgemeinschaften unter internationale Verwaltung
zu stellen.
Unter Missachtung der neuerlichen
UN-Resolution einigen sich Jordanien und Israel jedoch am 12. Dezember auf die
Fixierung einer Demarkationslinie in Jerusalem und beschließen, das bislang als
Niemandsland betrachtete Gebiet unter sich aufzuteilen: Die Neustadt soll Teil
des israelischen Territoriums werden, die Altstadt wird Jordanien zugesprochen.
Im Pariser Théâtre Hébertot wird das
Schauspiel „Les Justes“ (Die Gerechten) des 36jährigen französischen Schriftstellers
Albert Camus uraufgeführt.
Anhand eines historischen Stoffes, dem
Attentat auf den russischen Großfürsten Sergej im Jahr 1905, diskutiert Camus
Sinn und Rechtfertigung des politischen Mordes an einem Diktator.
Camus wurde 1913 in Algerien geboren. Vor
allem sein 1947 erschienener Roman „Die Pest“ erregte große Aufmerksamkeit.
Der Erzbischof von Zypern, Makarios II.,
fordert in einem Brief an den britischen Gouverneur der Insel, Sir Andrew
Wright, die Durchführung einer Volksbefragung über den Anschluss an
Griechenland und teilt mit, dass bei einer Ablehnung dieses Begehrens die
zypriotische Kirche selbst eine Befragung vornehmen werde.
Wright weist das Ansinnen zurück und
erklärt, dass die britische Regierung das Thema als abgeschlossen betrachte.
Zypern, das im Lauf seiner Geschichte immer wieder unter fremder Herrschaft
stand, ist seit 1925 britische Kronkolonie.
Für die Briten ist die Insel ihr letzter
stabiler Stützpunkt im östlichen Mittelmeer und im Vorderen Orient, nachdem sie
1948 ihr Mandatsgebiet Palästina aufgeben mussten und ihr Einfluss in Ägypten
und anderen Staaten des Nahen Ostens deutlich abgenommen hat. Entsprechend
haben sie ihre militärische Präsenz auf Zypern von etwa 1.000 Soldaten im Jahr
1939 auf fast 20.000 in diesem Jahr verstärkt.
Die zypriotische Bevölkerung ist in der
Frage der Zukunft der Insel gespalten. Während die überwiegende Zahl der etwa
80.000 Türken den Status quo erhalten möchte, befürworten die meisten der
320.000 griechischen Zyprioten den Anschluss ihrer Insel an Griechenland.
Mit einem feierlichen Zeremoniell
eröffnet Papst Pius XII. in Rom das Heilige Jahr 1950. Das Oberhaupt der katholischen
Kirche wird auf einem Purpurthron zum Petersdom getragen; mit einem
Silberhammer schlägt er dreimal an die Heilige Pforte, die nur in den
gewöhnlich alle 25 Jahre begangenen Heiligen Jahren geöffnet wird. Im Innern
des Petersdoms, der Grabkirche des Apostels Petrus, stimmen beim Eintritt des
Papstes die rund 50.000 versammelten Gläubigen den Lobgesang „Te Deum“ an. Es
wird damit gerechnet, dass im Laufe des Jahres 1950 etwa drei Millionen Pilger
nach Rom kommen.
Nach über 30jähriger Forschungsarbeit hat
Albert Einstein eine allgemeine Gravitationstheorie aufgestellt. Der 70jährige
Physiker, der 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus
Deutschland in die USA emigrierte und seither in Princeton lebt und arbeitet,
nennt die neue Theorie eine „sehr überzeugende“ Erweiterung seiner Relativitätstheorie.
Einsteins Gravitationstheorie soll die Strukturen des Universums von den
kleinsten Teilchen bis zu den Grenzen des Kosmos nach einheitlichen Prinzipien
erklären.
Etwa zur selben Zeit werden an der
Universität von Manchester und bei der Firma IBM in New York die ersten
speicherprogrammierbaren Rechner in Betrieb genommen, die eine sehr viel
schnellere Datenverarbeitung als bisher ermöglichen. Bei diesen Computern, dem
EDSAC in Manchester und dem SSEC in New York, werden Programmablauf und zu
verarbeitende Daten kodiert im Rechner gespeichert. Das Programm enthält
bedingte Befehle, die erstmals Vorwärts- und Rückwärtsverzweigungen
ermöglichen, und jeder Programmbefehl mit Operations-Adressteil kann vom
Rechner selbst geändert werden. Dadurch kann der Computer umfassendere
Programme ausführen, ohne dass der Benutzer nach jedem Schritt erneut Befehle
eingeben muss.
Bruttostundenverdienst eines Arbeiters:
1,30 DM, einer Arbeiterin: 0,83 DM. Brutto-Wochenverdienst eines Arbeiters:
61,58 DM, einer Arbeiterin: 36,26 DM.
1 kg Butter: 5,12 DM; 1 kg Weizenmehl:
0,53 DM; 1 kg Schweinefleisch: 4,47 DM; 1 kg Rindfleisch: 3,21 DM; 1 Ei: 0,43
DM; 5 kg Kartoffeln: 0,74 DM; 1 l Vollmilch: 0,36 DM; 1 kg Zucker: 1,18 DM.
In Deutschland werden 1949 etwa sechs
Millionen Schallplatten verkauft. Schlager des Jahres ist der Karnevalshit:
„Wer soll das bezahlen? / Wer hat so viel Geld? / Wer hat so viel Pinke-Pinke?
/ Wer hat so viel Geld?“ Dies ist eine Frage, die sich nicht nur in
Privathaushalten, sondern auch im Hinblick auf den Wiederaufbau des Landes
stellt.
Dass ein echter Karnevalist von
Alltagssorgen nicht zu erschüttern ist, verkündet dagegen das Lied: „Heute blau
und morgen blau, und übermorgen wieder, und wenn wir dann mal nüchtern sind,
besaufen wir uns wieder“.
Einen internationalen Erfolg erringt
C.W.Ceram (eigentl. Kurt W. Marek; 1915-1972) mit: „Götter, Gräber und Gelehrte.
Roman der Archäologie“. Dieses Buch wird in viele Sprachen übersetzt. Ceram
berichtet fesselnd und anschaulich über die archäologischen Forschungen der
letzten 200 Jahre.
Anna Seghers (1900-1983), Die Toten
bleiben jung. Roman. Eine Bilanz der Epoche deutscher Geschichte zwischen der
Novemberrevolution und dem Zusammenbruch des NS-Regimes. Der Kommunismus ist –
so zeigt der Roman – der einzig mögliche Weg zur Überwindung der
Klassengesellschaft. Seine Idee wird überleben, die Toten bleiben jung.
Simone de Beauvoir (1908-1986), Das
andere Geschlecht (Le Deuxième Sexe). Essay. Freiheit, Verantwortung und
Tätigkeit sind die obersten Werte im Leben jedes Menschen, ob Mann oder Frau.
Es bedarf radikaler Reformen, um die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu
erreichen. Frauen sollen die gleichen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung haben
wie Männer.
Nikolaj A. Berdjajew (1874-1948),
Selbsterkenntnis. Versuch einer philosophischen Autobiographie (Самопознание.
Опыт философской
автобиографии). Posthum in Paris
erschienen. Nicht das Kollektiv, sondern – im Sinne einer religiösen Erneuerung
der Welt – der Mensch als freie Persönlichkeit spielt eine zentrale Rolle.
Arthur Miller (* 1915), Der Tod des
Handlungsreisenden (Death of a Salesman). Zwei Akte und ein Requiem. Uraufführung
am 10. Februar im New Yorker Morosco Theatre. Der nicht sehr erfolgreiche
Handlungsreisende erkennt schließlich, dass er „Dutzendware“ ist. Den neuen
Start, der ihm nicht gelingt, versucht er seinen Söhnen durch die nach seinem
Selbstmord ausgezahlte Lebensversicherung zu ermöglichen. Dieses Stück wird als
„ein Schlag ins Gesicht des Kapitalismus“ empfunden.
Ingmar Bergmann (* 1918), Gefängnis
(Fängelse): Film über die Auflehnung von Jugendlichen. Auch hier ist das Ende
Selbstmord.
Wohngebiete |
Zahl der Deutschen 1945 (in 1.000) |
Davon bis 1950 |
Ostgebiete |
8.690 |
6.700 |
Übriges Reichsgebiet
einschließlich Österreich |
510 |
422 |
Danzig |
363 |
279 |
Polen |
1.064 |
661 |
Tschechoslowakei |
3.406 |
2.911 |
Baltikum |
208 |
165 |
Sowjetunion |
620 |
90 |
Ungarn |
518 |
199 |
Rumänien |
621 |
228 |
Jugoslawien |
430 |
271 |
Zusammen |
16.430 |
11.926 |
1,44 Millionen Menschen starben bei der Vertreibung.
Aus den Steinen, die beim Umbau der
Wohnung verwendet werden, bauen sich die Kinder „Häuser“, mit einer kleinen
Eingangstür, mit einem noch kleineren Fenster und mit einem Brett, das als
Sitzbank dient. Es sind also Wohnungen mit allem Komfort. In einem solchen Haus
ist ein Gefühl der Geborgenheit.
In der Schule das Alphabet lernen, ist
eine interessante Sache. Jeden Tag wird ein neuer Buchstabe im „ABC-Haus“
aufgesucht. Rechnen dagegen ist weniger aufregend. Die Hausaufgaben werden mit
dem Griffel auf eine Schiefertafel geschrieben. Mit dem daran befestigten
Schwamm kann ein Fehler leicht gelöscht werden.
Wo spielen wir nicht?
Wir
spielen nicht auf der Straße.
Wir spielen nicht in den Trümmern.
Im Besitz der Familie befindet sich eine
„Katholische Bilder-Bibel“. Selbst zur Zeit, als das Lesen noch nicht so gut
geht, ist es spannend, die Bilder zu betrachten. Da die Bibel ein großes Format
hat, setzt sich Johannes längs auf das Sofa und legt sie auf die Beine. Es gibt
in ihr viel zu entdecken: Engel, orientalisch gekleidete Gestalten, fremdartige
Landschaften. Streit, Zorn und Trauer. Geburt und Tod. Nie gesehene Tiere und
seltsame Pflanzen. Samson mit den Säulen im Arm, die feurige Himmelfahrt des
Elias, der Wiederaufbau des Tempels. Eine Welt, die die kindliche Phantasie
anregt.
Tante Hedi trägt den Kindern das
Wintermärchen „Hans Wundersam“ vor. Diese können gar nicht genug davon hören
und quälen die gute Tante, die Geschichte immer wieder zu erzählen.
In der Kirche darf nicht gesprochen
werden. Von der Orgelbühne aus, weit hinter dem Rücken der Kinder, die in der
ersten Reihe knien, wird manchmal die Lesung vorgetragen. Johannes meint, der
liebe Gott spricht. Er darf sich ja auch nicht umschauen.
Frau Buff lädt Johannes eines Tages zum
Tee ins Schloss ein. Zu Hause gibt es keine Teestunde, daher erfüllt ihn bereits
diese Einladung mit einem Gefühl der Vornehmheit. In der alten Küche des
Schlosses darf er dann mit seiner neu erworbenen Lesefähigkeit ein Gedicht
vortragen, das die Tochter von Frau Buff, Ingeborg, in einer Zeitschrift
veröffentlicht hat. Johannes hat keine Ahnung, was „Veröffentlichen“ bedeutet.
An der Rheinfähre, Nähe
Oraniendeich in Kleve, Winter 1956. Gegenüber die katholische Kirche St. Martini
in Emmerich. In den Jahren danach wurde der Turmhelm aufgesetzt. Die Wintersonne
blendet, daher haben die Kinder Probleme mit dem Sehen.
Am Asperberg können die Kinder im Winter
mit einem Schlitten hinunterbrausen. Auch im Sommer bietet sich dieses Gelände
zu wilden Geländespielen an. Heute ist dort nicht mehr viel los. Der Eingang
ist von Bromberranken zugewuchert. Die Kinder spielen wohl an anderen Stellen.
Bei der Großmutter in Goch gibt es gutes
Essen. Johannes ist von der Buchstaben-Suppe fasziniert. Mit diesen Nudeln legt
er am Tellerrand Wörter zusammen. Oma ist davon nicht begeistert: „Die Suppe
wird ja kalt“, mahnt sie. Und dann der Vanille-Pudding! Ihn gibt es zwar auch
zu Hause, aber Oma reicht dazu roten Himbeersyrup. Damit könnte man kleine
Kinder fangen, so gut schmeckt es!
Zu Hause gibt es das Grauen aller Kinder:
Lebertran, alias Oleum Jecoris aselli, Fischleberöl mit (angeblich!) hohem
Gehalt an Vitamin A und D. Dass sich Amnesty International nicht für diese
Foltermethode interessiert hat…
Doch auch die Mutter verfügt über eine
Spezialität: Schokolade machen. „Die kann man doch für wenig Geld kaufen!“,
werden manche sagen. Ja, aber wo denn? Im Asperden der Nachkriegszeit
jedenfalls nicht. So wird holländisches Kakao-Pulver gekauft (Bensdorp), mit
Milch angerührt und mit Schnee schockgefrostet. „Ginge das nicht im
Gefrierschrank besser?“ – Wahrscheinlich, so etwas hat die Familie aber nicht.
In der freien Natur werden Kamille,
Pfefferminze, Lindenblüten, Holunder und Ebereschen gesucht und in der Küche
gezielt eingesetzt. Schlehen sind seltener begehrt. Es gibt „Kriegsgemüse“:
Junge Brennnesseln als Spinatersatz, Löwenzahn-Salat und Sauerampfer (eine
Delikatesse). Brombeeren und Pilze sind natürlich beliebt. Bucheckern werden
für die Ölgewinnung gesammelt. Kartoffeln gibt es jede Menge, Fleisch seltener.
Heringe kann man eingelegt „aus der Tonne“ kaufen. Das Rezept der Mutter
lautet: „Man nehme das, was man hat“. So hat sie denn meist improvisiert.
Der Vater findet eine neue Arbeitsstelle
bei Rogmann in Kevelaer. Er sieht in dieser Stadt bessere Chancen für die Kinder.
Von nun an liegt Johannes abends so lange wach, bis er das wohlvertraute
Motorengeräusch des Fahrrads mit Rex-Hilfsmotor und das Quietschen der Bremse
hört.
Vor dem Schlafengehen betet die Mutter
mit den Kindern:
Müde
bin ich, geh’ zur Ruh,
Schließe meine Augen zu.
Vater, lass die Augen Dein
Über meinem Bette sein!
Was ich unrecht heut’ getan,
Sieh, o guter Gott, nicht an:
Deine Gnade, Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut.
Alle, die mir sind verwandt,
Gott, lass ruh’n in Deiner Hand.
Alle Menschen, groß und klein,
Sollen Dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh’.
Nasse Augen schließe zu;
Kürz der armen Seelen Pein,
Lass sie bald im Himmel sein! Amen.
Rheinische Post vom 3. Juni 1952: Der
Jubilar wurde am 24.6.1887 in Kervenheim, heute Stadt Kevelaer, geboren. Am 1.
Juni 1912 wurde er im Hohen Dom zu Münster zum Priester geweiht. Er war nach
seiner Primiz sieben Jahre als Seelsorger in Grieth tätig. Von dort führte der
Weg über Kaldenkirchen, St. Hubert bei Krefeld, Hamborn und schließlich Rees
nach Asperden.
Johannes Mott wirkte seit 1936 in
Asperden. Er übte sein verantwortungsvolles Amt in einer Zeit, da Kirche, katholische
Schule und katholisches Vereinsleben unter stärkstem Druck standen und bald der
Krieg mit all seinen Bedrängnissen und Schrecken folgen sollte, aus. Im Krieg
wurde unsere Kirche stark beschädigt. Die Umfassungsmauern und die sechs
tragenden Monolithsäulen waren stehen geblieben. Der Seelsorger war maßgeblich
am Wiederaufbau des Gotteshauses beteiligt, in dem ab August 1949 wieder die
Heilige Messe gefeiert werden konnte. Bis dahin wurden Notgottesdienste im Pfarrhauszimmer,
in der Schule oder im Jugendheim gefeiert.
Pfarrer Mott legte den festlich
geschmückten Weg vom Pfarrhaus zur Kirche in Begleitung einer Abordnung zurück.
Der Jubilar trug dabei den Hirtenstab.
Zu den Gratulanten gehörten neben den
Gemeindemitgliedern, Dechant Haverkamp, Vertreter der Schule und der Vereine, Amtsdirektor
Kleinen und Bürgermeister Langenberg und die Confratres, die an dem Tag die
Volksmission in Asperden beendeten.
An diesem Pfingssonntag wurde die Heilige
Messe zu Ehren des Jubilars mit Unterstützung des Kirchenchores unter Leitung
von Hauptlehrer Tenberken gestaltet.
Die Pfarrgemeinde Asperden ermöglichte
aus Anlass des Jubeltages die Beschaffung von drei neuen, in der Glasmalerei
Menke, Goch, angefertigten Chorfenstern, eines neuen Missionskreuzes und zweier
Heiligenbilder. Damit wurde dem Priester eine große Freude gemacht. – Er starb
am 29. August 1959.
Kevelaer
In Kevelaer besucht Johannes zunächst die
St.-Hubertus-Volksschule „auf Keylar“. Hier wird er auf die Erste Heilige
Kommunion vorbereitet. Es gilt, ein langes Gebet auswendig zu lernen:
O
mein Heiland, großer König,
Du bist bei mir eingekehrt.
Freudig trag’ ich Dich im Herzen,
Dem die ganze Welt gehört.
Sieh,
nun sollst Du alles haben,
Was in meinem Herzen ist;
Alles leg’ ich Dir zu Füßen,
Weil Du ja mein König bist.
Lieber
Herr, Du kamst vom Himmel
Auf die Erde einst herab,
Lebtest für uns Menschenkinder,
Starbst am Kreuz und lagst im Grab.
Glorreich
bist Du auferstanden,
Fuhrst empor zum Firmament;
Doch als Denkmal Deiner Liebe
Gabst Du uns dies Sakrament.
Schenke
mir nun Deine Gnade,
Hilf mir durch Dein Fleisch und Blut,
Dass ich deiner würdig werde,
Heilig lebe, fromm und gut.
Lehr
mich glauben, lehr mich lieben,
Lehr mich kämpfen für Dein Reich,
Dass mein armes Menschenleben
Deinem Leben werde gleich.
Deine
Wahrheit sei die Rüstung,
Deine Reinheit sei die Kraft,
Deine Liebe sei mein Leben,
Treu in Deiner Ritterschaft.
Christus,
König aller Länder,
Aller Völker, aller Zeit,
Froh soll alle Welt Dir singen:
Hochgelobt in Ewigkeit. Amen.
Vorher wird der feierliche Einzug in die
Kirche geübt. Hauptpunkt in der Heiligen Messe ist, nach der Kommunion in die
Bank zurückzuschreiten, hinzuknien, die Hände vor das Gesicht zu schlagen und
das auswendig gelernte Gebet zu sprechen. Dadurch wird verhindert, dass die Kommunionkinder
sich nach der Kommunion unterhalten oder die anderen Kommunizierenden beobachten.
Mit Vater macht Johannes einen Bittbesuch
bei Frau Cleve in der Friedensstraße. Sie stiftet ihm einen Kommunionanzug mit
kurzer Hose, ein „Myrtensträußlein“ aus Kunststoff, ein weißes Hemd, eine
schwarze Fliege, weiße Socken und Lackschuhe. Johannes friert am
Erstkommuniontag, da es noch April ist. Er beneidet andere Kommunionkinder, die
wie Erwachsene eine lange Hose tragen dürfen.
Mittags, zurückgekehrt zur Notwohnung im
Wasserturm an der Kroatenstraße, schenkt ihm seine Patentante Margret ein
Laudate mit Goldschnitt und Ledereinband sowie eine Sammeltasse. Nachmittags
spielt Johannes am Betriebshof der Stadt, welcher hinter dem Wasserturm
untergebracht ist. Er verdirbt dabei seinen teuren Kommunionanzug mit Asphalt.
Später besucht Johannes die
Antonius-Schule am Marktplatz, gleich hinter dem großen Bunker aus dem Zweiten
Weltkrieg. Nachdem der Neubau der Schule am Kreuzweg fertiggestellt ist,
übernimmt Lehrer Jaschke, genannt Cäsar, das Ruder. Johannes wird gebeten, vor
der Klasse ein Lied zu singen. Er beginnt ohne Zögern und auswendig:
Droben stehet die Kapelle,
Schauet still in’s Tal hinab;
Drunten singt bei Wies’ und
Quelle
Froh und hell der Hirtenknab’.
Traurig tönt das Glöcklein
nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder
Und der Knabe lauscht empor.
Droben bringt man sie zu
Grabe,
Die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
Dir auch singt man dort
einmal.
Seine Mitschüler wissen nicht, ob sie
lachen oder weinen sollen. Jedenfalls kommt Johannes in den Chor und singt von
nun an Knabensopran.
Gegen Ende des vierten Schuljahres
ereignen sich seltsame Dinge: Die Arzt- und Rechtsanwaltssöhne werden immer
wieder aufgerufen, eine mathematische Aufgabe zu lösen. Johannes kommt in
dieser Zeit nicht zum Zuge, so oft er auch aufzeigt. Zu Beginn des neuen
Schuljahres fehlen diese Schüler. Sie sind zum Gymnasium gegangen, für das sie
individuell vorbereitet wurden.
Nicht jeder wird es wissen, daß die alten
Dome nirgendwo von ihren Fundamenten bis zum First ein Pfuschwerk zeigen.
Selbst das, was in versteckten Winkeln, in dunklen Nischen oder hoch in den
Spitzen der Türme eines Menschen Auge niemals sieht, ist werkgerecht und ohne
Fehl, edel, stark und schön.
Das wußte auch ein reicher Kölner
Kaufherr nicht. Darum staunte er, als einst beim Bau des Domes Erzbischof Konrad
von Hochstaden ihm einen Steinmetzmeister bei der Arbeit zeigte.
Der war seit Tagen freudig und mit allem
Fleiß dabei, als Schlußstein für die Spitze eines Turmes die Kreuzblume
auszumeißeln. Der Quaderstein lag umgestülpt. Die Unterseite der Blume war bis
auf ein paar feine Meißelstiche fertig, die der Meister, ohne aufzuschauen,
voller Sorgfalt tat. Nun schliff und schabte er, blies den Staub aus der geschlagenen
Form, streichelte mit der Hand darüber und schien zufrieden. Dann wandte er
sich den beiden Herren zu und grüßte sie. Sie hatten ihm schon eine Weile
zugesehen, und der Bischof, der ihn kannte, lobte ihn.
Der Kaufherr aber konnte nicht begreifen,
daß sich der Meister so viel Mühe machte um eine Ding – wie er sagte –, das man
auf dem hohen Turme nur ungenau betrachten könne und dessen Schönheit niemals
einer loben werde.
Der Meister sagte nichts. Er drehte mit
Hilfe der Gesellen das Steinwerk um, den fertigen Teil der Blume zur Erde hin.
Gleich begann er, nun die Blüte auch von oben auszumeißeln, zu schaben und zu
glätten.
„Wie?“ fragte der erstaunte Kaufherr,
„wird denn jemals einer sehen, ob die Blume auch zum leeren Raum der Wolken hin
in gleicher Art vollendet ist, wie die Schauseite es nach Eurer Ansicht nötig
braucht? Spart Euch doch den Fleiß, die Zeit, und unserm hohen Bauherrn hier
die Kosten!“
Der Meister hielt den Schlag, zu dem er
eben angesetzt, bedenklich an und sprach: „Ja, freilich, Menschen werden nur
von unten her, nur die der Erde zugekehrte Seite sehen; aber da, wohin ihr
Blick nicht reicht, muß ich mich doppelt mühen, denn dahin sieht Gott.“
Sprach’s und setzte seinen Meißel wieder an. Fürst und Kaufherr, so belehrt,
grüßten still, bedankten sich und gingen weiter.
Die Familie zieht zur Römerstraße 27 um.
Hier geht es morgens täglich in die Heilige Messe im Klarissenkloster. Abends
Rosenkranzgebet auf den Knien in der Küche vor dem Herrgottswinkel: Das alte
Familienkreuz und ein selbstgeschnitzter Kerzenleuchter bilden hier den
Mittelpunkt.
Onkel Hermann
schenkt eine Messgarnitur: Officium Missæ
ad usum puerorum, Messbuchständer (pulpitum),
Kännchen (urceoli) für Wein (vinum) und Wasser (aqua) nebst Untersatz (repositorium),
Monstranz und Weihrauchfass (thuribulum)
– alles im Kleinformat. Die Kinder finden Leuchter (candelabrum), Kelch (calix),
Patene und einen Hostienbehälter (pyxis),
dessen Deckel historisch ist. Prüfstein jedes Ministranten ist dasSuscipiat:
Suscipiat
Dominus sacrificium de manibus tuis
ad laudem et gloriam nominis sui,
ad utilitatem quoque nostram,
totiusque Ecclesiæ suæ sanctæ.
Die Spiritaner senden einen Werbeprospekt
mit dem Slogan:
„Ist
doch klar
Ich werd’ Missionar!“
Dann tauchen zwei „Reisebrüder“ aus den
Niederlanden auf. Sogleich steht fest, dass Johannes dorthin gehen wird. Seine
Eltern senden ihn zur Erholung nach Königsfeld im Schwarzwald. Damit erweisen
sie ihm einen Bärendienst; denn Lehrer Jaschke eröffnet ihm nach seiner
Rückkehr, er habe nicht gewusst, welche Noten er ihm schreiben solle, da er zu
allen wichtigen Klassenarbeiten gefehlt habe.
Zunächst muss Johannes sich vorstellen.
Als der Rektor des Missionshauses sein Zeugnis sieht, fragt er, ob er sich diese
Sache denn zutraue. Johannes fühlt sich ernst genommen und bejaht die Frage.
Bei der letzten Kirmes in Kevelaer heißt
es in gewissem Sinne, von der Welt Abschied zu nehmen. Noch lange ist Johannes
der beliebteste Schlager dieser Zeit im Ohr, der Colonel Bogey March aus dem
Film „Die Brücke am Kwai“, mit seiner schmissigen gepfiffenen Melodie.
Pierre Boulle, * 20.2.1912 in Avignon, †
31.1.1994 in Paris, französischer Erzähler. Er ist 1936 Ingenieur in Malaya.
1944 flieht Boulle aus japanischer Kriegsgefangenschaft. Er verfasst spannende
Romane, besonders aus dem malaiischen Dschungel, dann auch phantastische
Novellen und Science-Fiction-Romane. Apotheose fingierter Helden, bei welcher
der Leib-Seele-Dualismus eine Rolle spielt. Sein berühmtester Roman ist: Le
pont de la rivière Kwaï, 1952 (deutsch 1956).
David Lean führt die Regie in dem 1957 in
Ceylon gedrehten Film „The Bridge on the River Kwai“. Britische Kriegsgefangene
der Japaner und ihr Kommandant Colonel Nicholson werden gezwungen, in Burma
eine Eisenbahnbrücke über den Fluss Kwai zu bauen. Gegen die unmenschliche
Behandlung durch den brutalen Colonel Saito setzt Nicholson außergewöhnlichen
Mut und Einfallsreichtum. Die Brücke wird für ihn und die Soldaten zum Symbol
des Widerstandes und des Überlebens. Zwischenzeitlich hat das britische
Oberkommando einen Trupp beauftragt, diese Lebensader des Feindes zu zerstören,
doch Oberst Nicholson ist so stolz auf sein Werk, dass er die Sprengung der
Brücke verhindern will.
Die Brücke wird von Husband & Co.,
Sheffield, England, entworfen und von Equipment & Construction Comp.,
Ceylon, gebaut. Tausend einheimische Arbeiter fällen für den Bau mit Hilfe von
35 Arbeitselefanten rund 1.200 Bäume. Die Brücke ist mit 35 m Höhe und 130 m
Länge die größte Brückenkulisse der Filmgeschichte. Acht Monate dauert ihr Bau
– am Ende wird sie gesprengt.
Der Film erhält sieben Oscars. Sir David
Lean, * 25.3.1908 Croydon (London), † 16.4.1991 London, ist einer der
erfolgreichsten Regisseure von monumentalen Historienfilmen und
Roman-Adaptionen.
Sir Alec Guinness, * 2.4.1914 in
Marylebone (London), † 5.8.2000 in Midhurst (Sussex, England), englischer
Schauspieler und Autor. Berühmt für seine Wandlungsfähigkeit. Er drückt die
innere Widersprüchlichkeit des Colonel Nicholson überzeugend aus.
Sir Malcolm Arnold wird am 21.10.1921 in
Northampton geboren. Nach seinem Studium am Royal College of Music in London
schließt er sich dem London Philharmonic Orchestra an. 1942 wird er Erster
Trompeter. 1948 gewinnt er das Mendelssohn Scholarship und verbringt ein
Studienjahr in Italien. Er schreibt seither Musik jeder Art. Die Tragik ist,
dass nur seine Filmmusik zur „Brücke am Kwai“ einen größeren Bekanntheitsgrad
erreicht. Von seinen übrigen Werken wird die Fünfte Symphonie, op. 74 (1961),
am meisten gespielt.
Ich wachse langsam.
Meine Zeit
Ist eine lange Geduldigkeit.
An jedem wuchs ich, was mir ward,
Kein Reif zu jäh, kein Frost zu hart.
Ich wachs am Dunkel, daraus ich stieg,
Ich wachs am Licht, darin ich mich wieg,
Ich wachs am Wurm, der an mir nagt,
Ich wachs am Sturm, der durch mich jagt.
Verwandelnd zwing ich jede Kraft,
Hinauf zu dehnen meinen Schaft.
Ich dulde Blitz und Glut und Guß,
Ich weiß nur, daß ich wachsen muß.
Und schau ich hoch auf alle Welt,
Und kommt die Stunde, die mich fällt,
Schmück Tempel ich und Paradies
Des Gottes, der mich wachsen hieß.
Der Ernst des Lebens beginnt am Mittwoch,
27. April 1960. Johannes ist zehn Jahre alt. P. Wilhelm Bruns, durch
chinesische Tröpchenfolter etwas verwirrt, heißt ihn, mitten auf der Straße
niederknien, damit er ihm seinen Segen spenden könne. Johannes erhält einen
sogenannten Führer, der ihm das Gebäude zeigt und ihn in seine Pflichten
einführt.
Es beginnt mit einem Gebet und einer
Ansprache des Rektors in der Oberkirche (die Unterkirche ist für die Brüder
bestimmt). Danach geht es in den Speisesaal, der im Lichthof des Hauses
angelegt ist. Die Tischlesung besteht aus einem Abschnitt der Schülerregel,
dann folgt ein Kapitel aus einem Abenteuerbuch mit missionarischer Tendenz. Der
Präfekt, welcher den Vorsitz führt, sagt schließlich: „Soweit“.
Nun dürfen sich die Schüler unterhalten.
Es gibt Erbsensuppe. Senior und Vizesenior sorgen an jedem Tisch für eine
gerechte Verteilung der Speise und für Anstand. Da es in den Speisesaal einige
Stufen hinunter geht, kommt es allerdings manchmal vor, dass jemand mit einem
Suppentopf fällt. Dann werden Abzieher und Aufnehmer geholt und die Reinigungsaktion
mit Getöse durchgeführt.
Mucksmäuschenstill ist es, wenn die Post verteilt
wird. Enttäuschung macht sich breit, wenn nichts ankommt. Johannes erhält von
einigen Verwandten wenig Rückmeldung. Sie scheuen wohl das Schreiben der
fremden Adresse.
5.45 h |
Wecken |
6.15 |
Morgengebet, Hl.
Messe. Anschließend Frühstück. |
8.00 |
Schulstunden |
12.30 |
Partikularexamen und
„Engel des Herrn“ (Angelus). Anschließend Mittagessen. |
14.00 |
Ballspiele oder
Spaziergang im Freien |
15.00 |
Studium. Silentium. |
16.00 |
Kaffee |
16.30 |
Studium. Silentium. |
18.00 |
Freistudium. |
19.00 |
Abendessen.
Anschließend Freizeit. |
20.30 |
Komplet |
6.30 h |
Wecken |
7.00 |
Morgengebet und Stille
Messe. Anschließend Frühstück. |
10.00 |
Hochamt mit Chor.
Anschließend Aussetzung der Monstranz. |
12.00 |
Partikularexamen und
Engel des Herrn. Anschließend Mittagessen. |
15.00 |
Anbetung |
16.00 |
Kaffee |
18.00 |
Schlussandacht |
19.00 |
Abendessen |
20.30 |
Komplet |
Im Park gibt es verschiedene Grotten, die
an und für sich der frommen Betrachtung bestimmt sind. Johannes widmet sie um.
In der Ölbergsgrotte entdeckt er einen Gang hinter den Figuren. So dient dieser
düstere Ort der kindlichen Abenteuerlust.
Abends, im Schlafsaal, hört er das
Tuckern der Fähre. Der Fährmann heißt bei den Schülern Ponte-Max. Sie deuten
nämlich den Hinweis: „Max. Asdruk 3 ton“ als sein Namensschild. – Bei
Nebel warnen sich die Schiffe gegenseitig durch Tuten. Bei einem Gottesdienst
tutet es verhältnismäßig häufig. Seltsam, dass an diesem Tag überhaupt kein Nebel
ist!
Im botanischen Garten arbeitet er bei P.
Eugen Jochum. Dort gibt es für viele Regionen Abteilungen mit der für sie
typischen Flora. Johannes hilft, den Steingarten von Unkraut zu säubern. In
seinem eigenen Labor widmet er sich der Anatomie der Phanerogamen. Beim
Kosmos-Verlag hat er Präparate, Chemikalien und ein kleines Mikroskop erhalten.
In seiner Freizeit spielt er
Tasteninstrumente.
Im Jahre 1930 errichtet die Bonner
Orgelfirma Klais in der Oberkirche eine stattliche Pfeifenorgel mit der
Opuszahl 811. Das zweimanualige Werk mit Hauptwerk, Schwellwerk und Pedalwerk
umfasst 37 Register und ist von der Intonation her hochromantisch disponiert.
Der Klang der Orgel wirkt räumlich. Sie
verfügt über hoch zinnhaltige Pfeifen im Schwellwerk, die den Klang weich und
ausgewogen werden lassen. Fünf Zungenstimmen, die von der Mensur und Stimmung
her farbenreich und kräftig angelegt sind, bilden eine satte Klangbasis für
romantische Orgelliteratur, die im akustisch ansprechenden Kirchenraum hervorragend
klingt.
Die Orgel hat elektropneumatische
Traktur. Es gibt Super- und Suboktav-Kopplungsmöglichkeiten für Manuale und
Pedal. Es ist ein „Pedalakzent“ vorhanden, d.h., die Pedalregister lassen sich
auch auf dem unteren Hauptmanual spielen.
Ein Quintregister erzeugt akustische 32′-Lage.
Das Hauptwerk baut sich auf einem 16′-Nachthorngedackt auf. Zart intonierte
Schwebungen (Vox cœlestis und Æoline), charakteristische Flötenstimmen in allen
Werken und interessante Aliquotstimmen runden das Profil des beeindruckenden
Werkes ab.
Einige Register sind in der Balgkammer
aufgestellt. Dies ermöglicht einen „Fernwerk-Effekt“; denn das Gehäuse dämmt
gut den Klang.
Diese Orgel steht in der niederländischen
Orgelwelt einzigartig da.
Einmal im Jahr ist Familienfest. Dabei
besteht die Möglichkeit, am „Hau den Lukas“ seine Kraft zu erproben. Ältere
Schüler dürfen Amstel-Bier trinken. Da Steyl ein Mekka vertriebener
China-Missionare ist, gibt es Weiße Mäuse (Potsticker dumplings):
150 g Mehl mit 100 ml heißem Wasser
vermengen; dabei 150 ml kaltes Wasser nach Bedarf hinzugeben und alles
sorgfältig glätten, bis ein handtrockener Teig entstanden ist. Dieser muss
einige Minuten lang gut geknetet werden, bis er weich und geschmeidig ist.
Anschließend mit einem feuchten Tuch abdecken und etwa 20 Minuten ruhen lassen.
Währenddessen 250 g Gehacktes, 100 g
feingehackten Chinakohl, 1 Teelöffel feingehackten frischen Ingwer, 1 Esslöffel
Reiswein, ½ Teelöffel Salz, 1 Esslöffel feingehackte Frühlingszwiebeln, 1
Teelöffel Sesamöl, 1 Teelöffel Zucker und 1 Esslöffel Hühnerbrühe
gründlich miteinander zu einer lockeren Paste verrühren und bereitstellen.
Den Teig nach der Ruhezeit nochmals 5
Minuten lang durchkneten, dabei eventuell mit mehr Mehl einstäuben, bis er
nicht mehr klebt. Zu einer Rolle von ca. 20 cm Länge und 2-3 cm Durchmesser
formen und in 16 Abschnitte zerteilen. Diese dann zu kleinen, knapp
handtellergroßen Fladen ausrollen und auf ein Blech legen. Danach jeden Fladen
mit 1 Teelöffel der Paste belegen und zu einer Tasche falten.
2-3 l Wasser erhitzen und die Taschen auf
einem Rost oder Tuch im Dampf bei geschlossenem Deckel garen, bis der Teig
weich ist.
Es wird eine Mischung aus Reisessig,
Tabasco und heller Sojasauce verwendet, um die Taschen einzustippen.
Hier auf der
menschenvergessenen Insel
Wird mir das Herz vor Freuden weit!
Hier, wie der Wässer schwaches Gerinnsel,
Silbern, lautlos, verrinnt die Zeit.
Haltet sie nicht! Sie möge verrinnen!
Da unser Schiff hier Anker warf,
Hier will ich bleiben und alles gewinnen,
Was ich zu glücklichem Leben bedarf.
Erläuterungen
Bibliographie