Pfarrer Jansen
Die Gemeinde Datteln.
Ein Beitrag zur
Geschichte des Vestes Recklinghausen
Schluß
§ 14.
Bürgerliche und sociale Verhältnisse.
(131) 1. Die
Gemeinde Datteln hat gegenwärtig (1880) gegen 3500 Einwohner;
davon kommen 1250 auf das Dorf und 2250 auf das Außenkirchspiel. Pastor Grein
gibt im Jahre 1754 die Zahl der Communikanten auf ungefähr 1700 an, welchen
eine Einwohnerzahl von etwa 2500 Seelen entspräche. Sie hätte sich also in 126
Jahren um 40 Prozent vermehrt. Nach den Tauf- und Sterberegistern zu schließen,
betrug (gemäß der mir vom statistischen Bureau zu Berlin freundlichst
mitgetheilten Art der Berechnung) die Seelenzahl gegen Ende des 30 jährigen
Krieges um das Jahr 1645 ungefähr 1600. Darnach hätte sich die Bevölkerung bis
jetzt, in 235 Jahren, mehr als verdoppelt und um 118¾ % vermehrt. In dem
Jahrzehnt 1711-1720 war sie auf 2800 gestiegen, sank aber in dem folgenden
Jahrzehnte 1721-1730 auf 2300 herab. In diesem Zeitraume war die Sterblichkeit
sehr groß; es starben im Ganzen 411 Personen mehr als geboren waren. Während in
dem folgenden Jahrzehnt 271 mehr geboren (132) wurden als starben, betrug die
Zahl der Mehrgeburten im Jahrzehnt 1741-50 nur 31;[1] 1751-60 = 160; 1761-70 = 107;
1771-80 = 156; 1781-90 = 197; 1791-1800 = 76; 1801-1810 = 152.[2]
2. Die Bevölkerung ist
katholisch, mit Ausnahme von 5 Judenfamilien, welche im Dorfe wohnen. Die
ersten Juden haben sich hier 1814 niedergelassen; sie kamen aus Olfen. Durch
die Judenordnung vom Jahre 1700 war den Juden die häusliche Niederlassung und
der Handel in den Ländern des Erzstifts Köln untersagt. Die Landstände des
Vestes haben starr an dieser Verordnung festgehalten. Laut Ausweise der Akten
des Vestischen Archivs zu Recklinghausen[3] haben sie sich beharrlich gegen die
Ansiedelung von Juden gewehrt, obschon die Kurfürsten im Interesse der
Kämmerei-Kasse geneigt waren, sogenannte Schutz-(Gelaidts) Juden zuzulassen,
und sie denselben in andern unter ihrer Verwaltung stehenden Bisthümern wie im
Stifte Münster den Aufenthalt erlaubt hatten. In Bork, Olfen, Haltern, Dülmen,
sowie in der Grafschaft Mark lebten viele Juden. Diese kamen ins Vest herüber
und trieben Handel; die Landdragoner aber hatten strengen Befehl, auf sie zu
vigiliren. Auf dem Jahrmarkte in Datteln im Jahre 1773 hatten sie Schutzjuden
der Stadt Camen den Kauf von Rindvieh u. Schafen untersagt, worüber sich
Bürgermeister und Rath von Camen den 21. April 1774 bei der Statthalterei
beschwerten. Noch in den Jahren 1801 und 1802 wurden Juden aus Haltern, Olfen
und Bork, die in Flaesheim, Datteln u. Waltrop handelnd angetroffen waren,
durch die Landdragoner (133) ihre Sachen, als Kälber, Kalbsfelle u. dgl., abgenommen
und confiscirt. Das letzte Actenstück hierüber im Vestischen Archiv ist datirt
Herten den 11. Februar 1803, ein Befehl an den Amtsführer Hagedorn, die einem
Juden von dem Landdragoner Schucht arrestirten und in Waltrop bei Aloysius
verwahrten drei Kalbsfelle meistbietend zu verkaufen.
3. Der Haupterwerbszweig
ist von jeher der Ackerbau gewesen. Von Handwerkern wurde die Leineweberei
stark betrieben. Ahsen und die der Lippe zunächst liegenden Bauerschaften
Markfeld, Pelkum, Klostern und Bockum hatten durch die Schiffahrt und den
Holzhandel, welche früher sehr blüheten, großen Verdienst. Sonst war besonders
seit den Truchsessischen Wirren gegen 1580 im Allgemeinen großer Geldmangel und
viel Armseligkeit in der ganzen Gemeinde. Von den die Dorfschulen besuchenden
Kindern galt 1819 der 4te, und noch 1843 der 6te Theil als arm, für welche die
Hälfte des Schulgeldes aus der Armenkasse bezahlt wurde. Erst in der neuesten
Zeit mit dem Aufblühen der Industrie in den naheliegenden Gebieten der
Kohlenzechen und Fabriken und mit Anlegung der Chaussee nach der Stadt Castrop
an der Köln-Mindener Eisenbahn 1853 hat sich der Wohlstand sehr gehoben. Von
den Handwerkern prosperirten besonders die Stuhlmacher und Schreiner. – Unter
dem 18. April 1593 genehmigte Kurfürst Ernst (von Baiern) die Abhaltung von
zwei Viehmärkten auf den Tag vor Ss. Philippi et Jacobi [der hll. Philippus und
Jakobus (11. Mai)] und Samstag nach Mariä Geburt [8. September] (Dattl.
Chronik). Auf Montag nach Dreifaltigkeits-Sonntag war Kirmeß, communes nundinæ
[allgemeiner Markttag] (Alte Festordnung im Pfarrarchiv). Derselbe Kurfürst
bewilligte auch Waltrop am 28. October 1596 zwei Jahrmärkte auf Samstag vor
Philippi und Jacobi und Samstag nach Michaelis [29. September], auf (134)
Ersuchen der Adeligen und anderer Eingesessenen, "wegen viellerhandt nicht
alleine von beiden Kriegenden Theillen leiderlichen geschehenen raubens,
sondern auch, damit dieselben nach mögligkheit mit ihrer zeitlicher nharungh
sich dessen hinwidderumb zu erholen haben mochten" (Ick. Arch.).
4. In Rechtssachen war
die Gemeinde dem kurfürstlichen Gerichte zu Recklinghausen untergeordnet.
Früher war in Datteln ein Freistuhl, im Dorfe; ferner By de Ruschenborg.[4] Dieser
muß auf dem Hofe Brinckmann an der Lippe in der Bauerschaft Natrop gestanden
haben. Er wird aufgezählt unter die 15 "Freistühle im Veste". Das
adelige Haus Rauschenburg lag aber jenseits der Lippe im Münsterlande
Kirchspiel Olfen, hart am Flusse, dem Brinkmans Hofe gegenüber. – In Polizei-
und Verwaltungssachen stand die Gemeinde unter dem Statthalter des Vestes,
dessen Anordnungen die in den einzelnen Kirchspielen stationirten Amtsfrohnen
ausführten. Im Dorfe waren bereits 1595 zwei gewählte Gemeinde-Vorsteher,
welche die Rechte der Gemeinheit wahrnahmen, die Einnahmen u. Ausgaben
besorgten und die Schatzungen betreiben mußten. Die ersten Vorsteher waren
Heinrich Egelbrink und Johann Broeß. Auch hatte jede Bauerschaft ihren
besonderen Vorsteher oder Buerrichter. Am 27. Juli 1660 wurde der erste Stein
zum Straßenpflaster im Dorfe gelegt durch Bern. Diderich von Westrem zum
Gutacker im Beisein des Pastors Theod. Thiel, des Vikars Theod. Bürich und der
beiden Bürgermeister Heinrich Elfert und Josef Schnetker. Herr von Westrem
hatte die Steine geschenkt; die Dorfbewohner mußten sie auf dem Stimberg in der
Haard brechen, die Anfuhr geschah von den Bauern (Dattl. Chronik). (135)
5. Die Landesabgabe,
Schatzung genannt, war eine Art Grundsteuer. Im Jahre 1630 wurde die
Schatzung-Matrikel durch Abgeordnete des Kurfürsten, des Domkapitels und der
vestischen Ritterschaft für das platte Land festgestellt und in den Jahren 1684
und 1685 revidirt. Die kurfürstlichen Domainen, Geistlichkeit, Rittergüter und
Gemeinheitsgründe waren von der Schatzung frei. Nach dem im Vestischen Archiv
zu Recklinghausen befindlichen Schatzregister betrug das Contingent für Datteln
296 Thlr. 51¼ st. = 228 Rthlr. 10 Sgr. 6 Pf. preuß. = 685 M. 5 Pf. Diese Summe
vertheilt sich auf die einzelnen Bauerschaften, wie folgt:
Summa:
298 Hausstätten. Schatzung: 296 Thlr. 51¼ stbr.
Es waren am höchsten
veranschlagt im Dorfe Johann Buermann mit 1 Thlr. 6 stbr., Schminckhoff und
Feiseman mit je 22½ stbr., und im Kirchspiel Schulte Meckinghoven mit 4 Thlr.
37½ stbr., Wiesmann in Rapen mit 4 Thlr. 22½ stbr., Nethövel in Pelkum und
Schulte Bockum mit je 4 Thlr., Rensmann in Markfeld und Dickerhoff in Redde mit
je 3 Rthlr. 52½ stbr.
Die Schatzung der
Gemeinde Ahsen betrug 36 Thlr. 50½ stbr.;[6] hierzu trug bei das Dorf Ahsen mit
63 Hausstätten (136) 6 Thlr. 28 stbr. und die Bsch. Leven mit 16 Hausstätten 30
Thlr. 22½ stbr. Im Dorfe war der höchste Betrag 11 stbr., wozu 4 veranschlagt
waren. In Leven waren am höchsten veranschlagt Möllmann mit 4 Thlr. 22½ stbr.,
Middelmann mit 4 Thlr. 7½ stbr., Schulte zu Ahsen mit 3 Thlr. 45 stbr., Pill
mit 3 Thlr. 37½ stbr.
Für die Freiheit
Horneburg war im Jahre 1630 die Schatzung auf 14 Thlr. festgesetzt; eine
spätere Liste aus dem Jahre c. 1683 hat 21½ Thlr. = 16 Thlr. 16 Sgr. 1 Pf. = 49
M. 61 Pf. Die Freiheit hatte 42 Hausstätten.
Die Schatzung der
Gemeinde Waltrop betrug 266 Thlr. 45¾ = 205 Thlr. 6 Sgr. 2 Pf. preuß. = 615 M.
62 Pf.
Hierzu trugen bei
Summa 222
Hausstätten 266 Thlr. 45¾ stbr.
Die höchstbesteuerten
waren im Dorfe: Jeismann mit 3 Thlr. 7½ stbr., Messmann und Besselmann mit je 3
Thlr., Joh. Gerd Daem mit 2 Thlr. 15 stbr. und Golberg mit 2 Thlr.; in den
Bauerschaften: Schulte Renstringhausen mit 4 Thlr. 30 stbr., in Lippe, Vorwerk
(Fork) in Lippe, Kruse und Bispelinghoff in Brockenscheid mit je 4 Thlr. 15
stbr., Schulte Werbelinghoff in Holthausen mit 4 Thlr. 7½ stbr. und Nierhoff in
Elmenhorst mit 3 Thlr. 45 stbr.
(137) Die Gemeinde
Henrichenburg contribuirte zur Schatzung 42 Thlr. 11¼ stbr. = 32 Thlr. 13 Sgr.
7 Pf. = 97 M. 36 Pf.
Hierzu trugen bei:
Summa 40
Hausstätten 42 Thlr. 11¼ stbr.
Den höchsten Satz
zahlten Hölleken von den Beckumer Domkapitelsleuten mit 3 Thlr. 15 stbr., Tappe
und Hoffzumberge in Beckum, Sobbe in Becklem u. Schulte Strathaus mit 3 Thlr.
Die Schatzung der
Gemeinde Flaesheim betrug 21 Thlr. 25 stbr. = 16 Thlr. 14 Sgr. 2 Pf.
preuß. = 49 M. 42 Pf.
Hierzu trugen bei
Summa 26
Hausstätten 21 Thlr. 25 stbr.
Am höchsten waren
besteuert Grothuesmann im Dorf mit 3 Thlr., Meermann und Schulte Nichtering in
Leven mit 2 Thlr. 30 stbr. –
Bei außerordentlichen
Vorfällen und Bedürfnissen, wie in Kriegszeiten, wurde auf Grund der genannten
Schatzungsordnung eine extraordinäre Schatzung je nach Bedarf, eine halbe, eine
doppelte oder auch eine noch größere mit Bewilligung der Landstände
ausgeschrieben.[7]
(138) Es wird nicht
uninteressant sein, mit der alten Landesabgabe zu vergleichen, was oben
aufgeführte Gemeinden jetzt an Grund- und Gebäudesteuern aufbringen müssen,
einschließlich der Provinzial-Beischläge und Hebegebühren. Die Königliche
Regierung hat es bekannt gemacht pro 1880/81 in der Extra-Beilage zu Nr. 15 des
Amtsbl. für das Jahr 1880.
6. Das Dorf ist in 7
sogenannte Nachbarschaften eingetheilt. Die Mitglieder unterstützen sich
gegenseitig durch Dienstleistungen besonders bei Krankheiten, u. in
Sterbefällen durch Bestellen der Verwandten zum Begräbnisse, durch Auskleiden,
Verläuten, Begleiten und Tragen der Leichen zum Kirchhofe. In den
Fastnachtstagen kommen sie zur geselligen Erheiterung zusammen, und verzehren
die eingenommenen Gelder. Wer nämlich in eine "Nachbarschaft" neu
einzieht, oder heirathet, oder sich anschließen will, muß ein Bestimmtes
entweder in Baar oder an Bier zahlen. Die größte und auch wohl die älteste ist
die Kirchhöfer Nachbarschaft, zu der auch die angrenzende Loosheide und
Löringhof gehören. Nach einem alten Vereinsbuche ist sie im Jahre 1602
gestiftet "um auf Fastnacht gesellig zusammen zu kommen, zu trinken und zu
küren [sich zu unterhalten]. Wer nicht zum Fastnacht kommt, gibt ½ Kanne Fusel;
wenn ein Mann oder eine Frau heirathet, müssen sie als ""Erf
Naber"" ½ Tonne Bier geben; wer in der Nachbarschaft ein neues Haus
bauet oder ankauft, 1 Tonne Bier, wer als Heuerling [Tagelöhner] einzieht, gibt
¼ Biers. An der Spitze stehen zwei "Scheppers". Unterschrieben haben
das Actenstück als (die ersten) Scheppers Manns Luthe und Dirks Hutmaker.
In einer Urkunde (Kirch.
Archiv) vom Jahre 1440 geschieht einer Amandus-Gilde Erwähnung. Darnach
verkaufen vor Roseyr van Westrem, Richter zu Recklinghausen, die Eheleute
Henrich Boumester und Locke seine Frau "der sante Amandes Gilde to
Dattelen" die Hälfte der Hackenbredde und die Hälfte eines Gartens gelegen
in Dattelen "so Heyneken underhadde." Gildemeister sind Gert Scheper
und de Hess.
7. Ueber sogenannte
Wachszinsinge des h. Amandus und Aufnahme unter dieselben sind noch mehrere
Pergament-Urkunden (140) aus dem 16. Jahrhunderte im Kirchenarchiv vorhanden.
Die älteste ist datirt vom 15. April 1543. Johan Velling, bisher Eingehöriger
des Engelbert von Vieffhusen gnt. dey Süverke und der Beatrix seiner Frau, präsentirt
den Kerkmestern der kerspelskerken sancti Amandi to Dattelen, Johan Schulte to
Meckinchhoven und Serys Schulte to Nethoevell, einen Freibrief von seiner
früheren Herrschaft und begehrt "in dat vrye gehoer der wastinzingen
gerechticheit unses hilgen patrons sünte Amandi" aufgenommen zu werden.
Dieses wird ihm gestattet. Die Kirchmeister stellen über die Aufnahme eine
Urkunde aus und tragen den Namen des Velling in ihre Register ein. Seine
Pflichten sind folgende: Alle Jahr müsse er auf St. Amandi Tag im Winter (26.
October) ein beliebig großes Opfer bringen; falls er die Hörigkeit des h.
Amandus verläßt, muß er 6 Rader Albus geben. Sollte er sterben, so müßte
"up sunte Amandusaltar sin overste beste Cleit" gebracht werden, oder
seine nächsten Blutsverwandten müßten es mit 2 Rader Albus einlösen. Fortan
solle er alle Freiheiten Wachszinsinger s. Amandi genießen. Am Schlusse bitten
und begehren die Kirchmeister um Gottes Willen und durch Verdienst des h.
Bischofes Amandus, "von allen heren forsten, gryven, rittern und knechten
vorth waet staends sey sin, düsen Johan vor alle unrecht, beschuedden und
beschermen willen, des wy uns also to einen jdern vorsein". Nach einer
andern Urkunde aus dem Jahre 1570 wurde die Aufnahme genannt "in sünte
Amandus Boissem na wastinzig rechte to halden". Es wurde aufgenommen der
ehrsame Hermann Becker aus dem Kirchspiel Dattelen mit Frau und Erben. Falls
Einer von ihnen heirathet oder stirbt, müßte an die Kirche "tho thimere
und gelochte" [für Zimmerarbeiten und Beleuchtung] 1 Schilling oder 12
Pennige Recklingh. Währung gegeben werden; "wan einer düssen boissem
verlaten und in ein ander horinge" treten will, müe [müsse] er geben
"ein punth wasses to deme gelochte der (141) kerken." [ein Pfund
Wachs für die Beleuchtung der Kirche.] – Die Aufnahme geschah in der Kirche.
Aehnliche Verpflichtungen hatten auch die Hörigen des h. Amandus, d.h.
diejenigen, welche eine Kirchenworth bewohnten. Außer der festgesetzten Rente
mußten sie jährlich auf St. Amandi Tag auf dessen Altar 3 Pfennige opfern und
bei Sterbefällen ihr oberstes Kleid, welches mit einem Rader Schilling
eingelöset werden konnte.
§ 15.
Das Markenwesen.
Wie anderswo so hatten
auch in Datteln das Dorf und jede Bauerschaft ihre Gemeinheitsgründe, das Bruch
oder die Marken genannt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden sie getheilt.
Ueber die Meckinghöfer Mark gibt uns das Markenbuch Auskunft. Zu dieser Mark
waren nicht bloß die 17 Bauernhöfe der Bschft. Meckinghoven berechtigt, sondern
auch die 16 Höfe der Bschft. Beckum und Becklem Pf. Henrichenburg und die 7
Höfe[8] der
Bschft. Döttelbeck Pf. Waltrop; ferner der kurfürstliche Stuhl, das Domkapitel,
das Stift Flaesheim und die adeligen Güter Gutacker, Löringhof, Henrichenburg
u. Kaynhorst, welche in genannten Bauerschaften Eigenhörige besaßen. Diese
Gutsherren hießen Erbaxen, die Bauern waren die Markgenossen.
Die alten Kötter waren
nur zu Land und Gras berechtigt; neu sich anbauende Kötter hatten in der Mark
keine Gerechtigkeit, konnten aber durch Kauf oder jährliche Abgaben solche
erwerben. Die Erbaxen und Markgenossen bildeten einen gesonderten Markenverband
behufs Verwaltung der Marken und Schlichtung von Streitigkeiten. Dem Domkapitel
"als dem höchsten mit acht Höfen oder Gütern[9] ohne Kotten in den Meckinghöfer
(142) Marken beerbten" stand von Alters her das Erbholzrichteramt zu.
Durch seinen Verwalter erließ es die Einladung zu den Versammlungen, welche
Holzgeding oder Holting hießen und ernannte den Protokollführer. Auf diesen
hatten die adeligen Erbaxen eine entscheidende, die Markgenossen nur eine
berathende Stimme. Sie wurden abgehalten auf dem Domkapitelshofe im Hove
(Berger) in Meckinghoven. Hier war die "hochpriviligirte" Holzbank
sowie der Pfand- und Schütte- (Schütz-) Stall. Dieser war ein mit einem Walle
umgebener freier, offener Platz[10] in welchen das Vieh der
Unberechtigten getrieben wurde, das auf den Markengründen ertappt war. Auf der
Holzbank kamen die Bauern auch sonst zusammen, um über Gemeindeangelegenheiten
zu berathen oder um Fastnacht und andere Trinkgelage zu feiern.[11] – Die
Hofesbesitzer scheinen auch die Unterholzrichter gewesen zu sein. Dieser führte
mit zwei vereideten Schernern (scaratores), welche auf den Holtingen von den
Erbaxen aus den Meckinghöfer Bauern gewählt wurden, während des Jahres die
nächste Aufsicht über die Marken. Die Scherner hatten die Einnahme aus den
verpachteten Markengründen, besorgten die Ausgaben im Interesse der Gemeinheit
bei Holzanpflanzungen und Verbesserung der Gründe und Wege, schlugen die
Holzfrevler in Brüchten und wachten darüber, daß Unberechtigte in den Marken
nicht ihr Vieh weideten. Auf dem Holting mußten sie Rechnung legen und die
vorgefallenenen Beschädigungen anzeigen. Auf dem Holting am 11. Juli 1698
brachten die Scherner unter anderem folgende Klage gegen Waltroper
Worthsbesitzer vor, die gar nicht berechtigt waren.
"Die Waltroper
Wortstedden, besonders im Dorfe, vermehrten sich von Jahr zu Jahr, wodurch den
Meckinghöfer (143) Markgenossen im Weidegang beim Durchtreiben ein Merkliches
abgehe; deßhalb seien sie veranlaßt, der neuen Worther Biestern in der
Gemeinheit aufzusuchen und nach der Holzbank zu bringen. Da die dabey
gestellten Hirten sie nicht entdecken wollten, hätten sie wegen zu Conservation
ihres Rechtes sämmtliche Drift zur Holzbank führen müssen, um der
Rechtschuldigen endlich zu gewinnen. Darauf seien sämmtliche Waltropper mit
allerhand habenden Waffen zur Holzbank gekommen und hätten ohne Anfragen
gewaltthätig via facti [faktisch] zugefahren und das sämmtliche Vieh
hochstrafbarlich von der Holzbank weggenommen und ihnen das bloße Nachsehen
gelassen; bäten dawider neben Bestrafung heilsame Ahndung zu thun."
Es war auch geschehener
Citation zufolge der Bauerbote des Dorfes Waltrop, Heinrich Heidtfeld, Namens
des Dorfes erschienen "um causam citationis [den Grund der Vorladung vor
Gericht] zu vernehmen; haben ihm auch die Erbaxen die unverantwortliche Violation
[Verletzung] hochprivilegirter Holzbank und gebrauchter gewaffneter Hand und
Gewalt weitläufig vorgestellt mit dem Bedeuten, daß seine Prinzipalen
Eingesessenen des Dorfes Waltrop binnen zehn Tagen gebührend bei der Holzbank
sich abfinden oder gewärtigen sollen, daß man dieserhalb gegen sie anderweitige
Mittel in die Hand nehmen würde; welches dann der Bauerbote wohl verstanden und
seinen Prinzipalen ad referendum [zum Bericht] aufgenommen." Dann wurde
noch erklärt: "die Scherner sollten dahin sehen, von den Unberechtigten
und neu intradirenden Kotten nochmalen das Vieh in den Marken ertappen und zur
Holzbank liefern; demnächst sollen dieselben gebührend angesehen und
befindenden Dingen nach beim Kurfürsten und Thumkapitel [Domkapitel] pro remedio
et reparatione [zur Wiedergutmachung und Wiederherstellung] belangt werden,
salva ratione violationis commissa pœna [unter Vorbehalt des Strafbestands der
Rechtsverletzung]."
Auf demselben Holtinge
brachten die Scherner Klage wider Koch und Porte in Meckinghoven vor:
"diese hätten wider ausdrückliche Vereinbarung auf dem Holzgeding (144)
neulich in den Marken Torf zu stechen vermessentlich sich unterstanden; dieses
beneficium diene nicht Einem allein, sondern insgemein; ihr Verfahren sei zum
Ruin des Torfes. Jene sollten gebührend dafür angesehen werden, hinführo nur
mit einhelligem Consens der Markgenossen zu stechen." Koch und Porte
wurden zu je einem Thaler Strafe verurtheilt, und dann wurde der Beschluß
gefaßt, bis von den Markgenossen eine Ordnung gemacht, solle keiner
eigenmächtig Torf stechen, unter Strafe von 1 Goldgulden von jedem Fuder.
Die Döttelbecker
Bauerschaft reichte eine Klageschrift ein des Inhalts: "Obschon sie zu ein
Drittel an der Meckinghöfer Mark betheiligt seien, so seien ohne ihr Wissen die
Marken mit sonderlicher Unordnung verhauen, und gewiesen und nicht gewiesenes
Holz daraus zu fahren gestattet, ihnen aber sei gar kein Holz angewiesen.
Deshalb wegen der Marken Verderbs und damit sie durch Stillschweigen nicht
extra possessionem [außerhalb (Verlust) des Besitzrechtes] gesetzt würden,
fragen sie an, ob nicht auch ihnen dafür, daß Andere 1 bis 3 Jahre Holz
gehauen, proportionatim [proportional] Holz angewiesen werden solle, und daß
künftig unordentliches Abfällen solle abgeschaffet werden. Falls der Holzgeding
nicht darauf eingehe, würden sie sich an den Kurfürsten wenden." Erwiedern
die Meckinghöfer: "sie hätten wie von Alters her nur zur Verbesserung der
Wege Holz gehauen; wenn die Döttelbecker fernere Exesse
[Gesetzesüberschreitungen] wissen, sollten sie es beim Holzgeding anzeigen, daß
es bestraft würde." Nach Untersuchung der Sache wurde folgender Beschluß
gefaßt: "Weil in der That verspüret, daß unter Prätext [Vorwand] des zur
nöthigen reparatio [Ausbesserung] der gemeinen Wege erforderlichen Holzes große
Ungleichheit und Mißbrauch mit einlaufe, so soll künftig nur damit ordentlich
nach gemeinsamen Einverständnisse (communi consensu et præscitu interessentium)
verfahren werden, so daß doch die Reparation gemeiner (145) Wege und das bonum
publicum [Gemeinwohl] nicht hinterbleibe und unnöthige Kosten verhütet
würden."
Wenn die Bauerschaften
in Zeit der Noth besonders bei Kriegszeiten Geld aufnehmen mußten, verpfändeten
sie hierfür Marken-Gründe und Gerechtsame. Sie mußten hierzu den Consens der
Erbaxen einholen, was jedoch nicht immer geschah. Im Jahre 1676 zur Zeit der
"schweren brandenburgisch-lüneburger Einquartierung" beschwerten sich
die Kötter von Borghagen, daß die Bauern das aufgenommene Geld bloß zu ihrer
eigenen Erleichterung und zur Bezahlung der ihnen auferlegten Quote der
Einquartierungskosten gebrauchten; da auch die Kotten zu Laub und Gras
mitberechtigt seien, so möchte ihnen gestattet seien, ¾ Landes in den Marken
für ihre Quote zu verpfänden und den Pfandschilling allein zu genießen. Dieses
wurde den Köttern bewilligt. –
Gegen Ende des 17.
Jahrhundertes war in Folge der vielen und langwierigen Kriege und
Einquartierungen das Markenwesen etwas in Unordnung geraten; die Grenzen und
das Eingenthum der Marken waren vielfach verdunkelt. Wegen der
Markengerechtigkeiten entstanden dann oft Mißhelligkeiten der Bauern mit den
Adeligen, den Nachbaren oder auch mit einzelnen Mitgliedern der Markgenossenschaft,
welche zu langwierigen und kostspieligen Prozessen bei den Gerichten führten.
Nach der Meinung der Bauern trug an diesen Prozessen der Umstand viel die
Schuld, "daß das alte Markenland verbistert und von Keinem der Adeligen
ungeachtet deren deßfalls gethaner verschiedenen Interpellation [Einspruch]
produzirt werden wolle", wie sie in einer Eingabe sich beschwerten. Da
wurden denn auf dem Holting vom 10. Mai 1691 folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Um
die bisherigen kostspieligen Prozesse beim hohen Gerichte in
Markenstreitigkeiten zu vermeiden, sollen weder Erbaxen noch Markgenossen in
Markensachen "wegen Huetschaft, Plaggen oder Zuschläge oder (146) was
sonst immer" zum hohen Gerichte gehen und prozessen, sondern zur Holzbank,
unter Strafe von 25 Goldgulden im Contravertionsfalle [im gegenteiligen Falle],
bis zu deren Erlegung er ohne weitere Erklärung von der Gemeinschaft
ausgewiesen sein solle. 2. Ohne Special-Consens [Sondererlaubnis] sämmtlicher
Herrn Erbaxen dürfen die Markgenossen keine Markengründe mehr versetzen,
verkaufen und beschweren, und keine von Alters her nicht Berechtigte mit ihrem
Vieh treiben lassen. 3. Am 12. Juni sollten die Grenzen der Marken bezogen
werden; alle zu den Marken gehörenden Kotten, Anschüsse, Gärten, Ländereien,
Wiesen, Weiden, Teiche, Holzgewachs, Zuschlag, Limiten und sonstige
Pertinentien [Zubehör] sollten in Augenschein genommen werden. 4. Alle, welche
quovis titulo [durch einen Titel (Berechtigung)] von den Marken etwas besitzen,
sollen die Dokumente beibringen und Kopie davon übergeben, unter Strafe des
ewigen Stillschweigens. Alles aber solle in das neue Markenbuch gehörig
eingetragen werden.
Diese Beschlüsse wurden
auch ungesäumt ausgeführt. Wie festgesetzt war, wurde am 12. Juni 1691 mit der
Besichtigung der Marken der Anfang gemacht und die Grenzen begangen. Die Arbeit
wurde am 10. und 31. October und 2. November fortgesetzt und am 7. November
beendigt. Tags darauf wurde auf der Holzbank die Sache revidirt. Zugegen waren
die Markgenossen und von den Erbaxen Namens des Kurfürsten Joh. Gerh. Uphoff;
Namens des Domkapitels und des Kapitels von Flaesheim der Domkapitels-Verwalter
Gerhard Schawenburg; ferner die hochwürdigen Herrn Brüder Adoph [Adolph] Arndt
und Johann Franz von den Gysenbergh, Domherrn zu Hildesheim resp. Osnabrück,
Besitzer der Häuser Henrichenburg und Kaynhorst; ferner Joh. Philipp von
Westrem, Herr des Hauses Gutacker und Friedr. Wilhelm von Quade, Herr von
Löringhoff. Unter dem 23. April 1692 bescheinigt der Domkapitels-Verwalter
Gerh. Schawenburg im Beisein des Dr. Rheidt und des Heinrich Gottfried
Schawenburg publ. (147) Not. [staatlicher Notar], daß er Alles in das
übergebene neue Markenbuch eingetragen habe. In demselben stehen verzeichnet
das Resultat des Augenscheins bei Besichtigung der Grenzen, Gründe und
Gerechtsame der Mark, die Kopien der Obligationen über verpfändete
Markenstücke, die Einnahme aus verpachteten Grundstücken und verliehenen
Gerechtsamen, sowie die Protokolle der Verhandlungen auf den Holtingen.
Letztere beginnen mit dem 4. Juni 1688 und sind fortgesetzt bis zum 11. Juli
1698.
Mit dem Jahre 1607
beginnt die Aufnahme von Geldern unter Verpfändung von Markengründen; die
letzte im Buche eingetragene Schuld stammt aus 1690. Während dieses Zeitraumes
von 83 Jahren wurden die Marken in 42 Obligationen mit 1221 Thlrn., 25
Speziesthlr. und 3 Königsdahlern belastet. Die meisten Gelder wurden
aufgenommen zur Bezahlung der Kriegscontributionen, von etwa 1630 an; wenige
auch zu andern gemeinnützigen Zwecken. So sagen die Bauern von Meckinghoven in
der Schuldurkunde vom 26. Sept. 1614 über 26 Thlr. "damit unsere
Nachkommen sehen sollen, daß nicht die Pfennige unnütz angelegt, ist alhie in
specificiert, daß damit bezahlt seien die Unkost zur Teigelhütte in Borghagen
ahm Kellner und Vogten zur Hornenburg oder "dha sie sönsten nötig gewissen
seien." Von Johann ahn der Heyden leihen dieselben 1687 "zur
Reinigung eines Fischteiches in der Langemeer achter Heidtfeldts Felde" 22
Thlr. – Markengründe und Weidegerechtigkeiten waren an 54 Personen, meist
Kötter, verpachtet gegen eine geringe jährliche Abgabe. Darunter sind 18,
welche "Einen Keeße" (Käse) od. Kerze ? geben mußten. Die
Einnahmen an Geld betrugen im Ganzen 446¼ Schillinge (ungefähr 17 gemeine
Dahler) und 1 Goldgulden. Außerdem mußten Andere Victualien, besonders
Getränke, Bier, geben. "Haus Ickern muß jährl. geben 30 Schill. u. 1 Bütte
Bier; Hoewarden Caspar wegen seiner (148) Ausdrift mit all' seinem Vieh 30
Schill. und 1 Keeße, die dem Burrichter zukommt; Piper von seinem Hoff und Kamp
37½ Schill. und 1 Brod auf das Churfürstliche Grasschneiden; Herman Neuß von
einem Garten 4½ Schill. und auf sünt Lammert [St. Lambertus (17. September)] 2
Hühner, 1 Keeße und 8 Kannen Bier, dafür er frei ist mit seinen Pferden. Diese
2 Hühner wie auch 1 von Roloff und 2 von Hütman muß der Neuß in festo sti
Lamberti [am Fest des hl. Lambertus] zubereiten lassen und die 8 Quart Bier
dabey sampt artigem Brodt geben." – Aus spätern Jahren steht noch:
"1776 den 15. December wird mit Stoffer Leinemann u. seiner Frau und
Schwiegervater wegen Klünemans Kotten, von dem er jährlich 30 st. und beim
Vogelschießen an die Junggesellen auch 30 st. geben muß, über seine wegen
schlimmer Zeiten vorgekommenen Rückstände veraccordirt, daß er 2 Rthr. und das
Gelag, so sie nun, wo sie bei der Holzbank wegen Gemeinheit-Sachen verhandelt,
verzehrt, gleich bezahle." Rosenbaum gen. Kremer gab eine Tonne
Stüber-Bier; Schneider Jost von seinem Garten Mitsommer 7½ Schill. an die
Armen.
Im Allgemeinen scheinen
die Einkünfte aus den Marken meistens vertrunken worden zu sein. Auf dem
Holting am 8. November 1691 "gibt Herr von Giesenberg für das Haus
Henrichenburg sein votum [Stellungnahme] dahin ab, daß sothane Gelder, so auf
Lichtmessen [2. Februar] und sonsten ausgeben wurden, nicht wie vor dießem
versoffen, sondern zu Marken Besten, zu Pflanzung von Heistern [junge
Waldbäume] verwandt werden möchten." Ihm stimmen die übrigen Adeligen bei;
nur der Vertreter des Churfürsten und der Verwalter des Domkapitels suspendiren
ihr Votum. "Die sämmptlichen Meckinghöver Markgenossen protestiren aber
einhellig von solchen Novitäten und unbilligem Vornehmen, absonderlich da sie
nicht nur von Menschen Gedenken sondern von 100 und mehr Jahren und zwar bis
hierhin in notissima possessione perceptionis [in bekanntester
Rechtsauffassung] gewißen und annoch seien; (149) und wann solches vorgenommen
werden dürfte, zu der Marken höchsten und merklichen Schaden gereichen würde,
sich hierüber von allsolchen unbilligen Vornehmen bei hoher Obrigkeit
beklagen." Das Protestiren half den Bauern nichts; die Herren blieben bei
ihrem Votum, "weilen die Markgenossen alle Pächter seien, könnten sie in
præjudicium dominorum [gegen das Urteil der Herren] nichts begehren und
statuiren [festsetzen]."
Was nun die Grenzen der
Meckinghöver Mark betrifft, wie sie bei der Besichtigung "dem
Fohrgange" befunden u. in das Markenbuch eingetragen sind, so sei hierüber
folgendes bemerkt: die Marken gingen, wenn wir uns zunächst von der Holzbank,
Bergers Hof, aus nach Westen und Süden wenden, durch Beckum, Becklem und
Borghagen bis hart an die Emscher und Henrichenburg, bis an die Pastorat
daselbst, welche vom Garten 6½ Schill. geben mußte, und den Nachbar derselben
Bockmann, vor dessen Haus ein Kämpchen von 1¼ Landes lag, welches 10 stbr. that.
Weiter nach Südost geht die Grenze durch die Lehmhoefer Straße und die
Tönnisheide an dem Ickersken Kampe und Wortlers Kampe vorbei bis auf
Gantenfort, im Kirchsp. Waltrop Bsch. Leveringhausen, dessen alter Garten
Markengrund ist und 6 Schill. thut, welches den Döttelbeckern zukommen. Von
Ganteforts Becke [Bach] an seinem Hofgarten wendet sich die Grenze nördlich auf
die Döttelbecker Bauerschaft zu bis auf den Nibbenhövel und den Bach, welcher
Meckinghoven von Hagem (den Löringhofer Grundstücken) scheidet.[12] Von da
geht die Grenze den Bach und die Bsch. Hagem entlang nach Westen mitten durch
den Dümmer und die Drogen Wiese zum Dael.
(150) Ueber die Marken
der andern Bauerschaften stand mir kein Material zur Verfügung. Weniges habe
ich über die Dählerheide-Mark gefunden. Sie gehört zur Markfelder Mark. Hier
besaß das Erbholzrichteramt der Herr von Westem [Westrem] zum Gutacker. Außer
diesem waren in der Mark die adeligen Häuser Vogelsang und Wilberink (Pfarre
Waltrop) berechtigt. Die Holzbank mit dem Pfandstall war auf dem Hofe Schulte
Rensink (Rensman) in Markfeld, welcher Eigenhöriger vom Hause Gutacker war. Die
Markgennossen [Markgenossen] hatten seit der Mitte des 17. Jahrhunderts mit den
Besitzern des Hauses Dael, den Herrn von Münster und später Baron von Reck,
Herrn zu Heessen, oft Streit. Das Haus Dael, auf der münsterschen Seite der
Lippe in der Pf. Bork gelegen, besaß am Ufer des Flusses eine Mühle und hatte
zur Aufstauung des Wassers eine Art Wehr, die sogenannte Schlacht, durch
denselben gelegt. Behufs Unterhaltung und Reparatur der Schlacht beanspruchte
das Haus Dael das Recht, in der Dähler Heide Grastörfer zu stechen. Das wurde
ihm auch zugestanden und ein bestimmter Platz war ihm hierzu angewiesen. Die
Grenzen mochten aber wohl nicht immer beachtet sein; darüber entstand dann der
Zwist. Zwar hatte man sich 1664 verglichen, jedoch schon nach 2 Jahren
entbrannte der Streit mit größerer Heftigkeit. Dieserhalb wandte sich der Bischof
von Münster Bernard an den Erzbischof von Köln Max Heinrich. Dieser schlug eine
gemischte Kommission vor, welche die Sache an Ort und Stelle untersuchen und zu
schlichten versuchen sollte. Köln ernannte den Vestischen Statthalter Grafen
von Nesselrode und den Oberkellner zu Horneburg Joh. Mathias Pranghe, Münster
den Hofrath Dr. Zurmühlen und den Wernischen Beamten Joh. Bruchauß zu
Deputirten. Diese hielten am 19. September 1666 in Gegenwart der beiden
Partheien einen Augenschein ab und brachten einen Vergleich zu Stande. – Im
folgenden Jahrhunderte brach der Streit von neuem wieder los. Der (151)
Holzrichter von Westrem behauptete, daß die vom Hause Dael beim Rasenstechen
die Grenze überschritten hatten. Mit Hülfe der Markgenossen nahm er dem Baron von
Reck zwei Pferde weg, im Jahre 1736, und brachte sie zur Holzbank in den
Pfandstall, wo sie solange standen, daß die Futterkosten bereits 10 Thlr.
betrugen. Um die Pferde zurückzuerhalten, mußten die Mandatare des von Reck zu
Heessen die 10 Thlr. zahlen und obendrein dem von Westrem aus ihres Herrn Stall
"ein ohnsträfliches Pferd" und den Markgenossen für erlittenen
Schaden und Unkosten 10 Tonnen Bier zu geben versprechen. Am 17. Juni 1741, als
die Leute vom Hause Dael mit Rasenstechen beschäftigt waren, wurden sie
plötztlich von den vom Freiherrn von Westrem geschickten Hausleuten in Verein
mit den aufgebotenen Bauern von Markfeld überfallen und mit Gewalt vertrieben
und ihnen die Spaten und Hacken weggenommen. Darüber entstand ein Prozeß, der
durch mehrere Instanzen geführt wurde. Der Ausgang ist nicht ersichtlich; die
Prozeßacten sind unvollständig.
§ 16.
Kriegsgeschichten und Kriegesleiden.
1. Die Truchsessischen Wirren.
Was die Gemeinde Datteln
durch die Kriege, von welchen das Vest Recklinghausen vor dem Jahre 1580
heimgesucht wurde, gelitten hat, darüber liegen keine örtlichen Nachrichten
vor. Diese beginnen erst mit den Truchsessischen Wirren. Von da an hat das Vest
beinah 200 Jahre lang bis zu Ende des 7 jährigen Krieges durch die vielen einander
fast ununterbrochen folgenden Kriege und Heereszüge schrecklich gelitten, und
ist der Wohlstand des Ländchens stark zerrüttet worden.
Gebhard II.[13] aus der Familie der Truchsesse von Waldburg,
1577 zum Erzbischofe von Köln erwählt, war zum Kalvinismus abgefallen und hatte
am 2. Februar 1583 die Agnes von Mansfeld geheirathet. Im selben (152) Jahre
wurde er vom Papste abgesetzt. Trotzdem wollte er die Regierung des Erzstiftes
beibehalten, begünstigte die Einführung der Reformation und suchte sich mit
Gewalt zu behaupten. Seinem Verwalter zu Horneburg, Ditrich Knippenberg,
schickte er 100 Goldgulden zur Anwerbung von Soldaten, welche das Vest in
Schach halten sollten. Das Domkapitel und die Stände des Stiftes widersetzten
sich seinen Anordnungen; auch die Stände des Vestes treten auf ihre Seite. Des
Gebhards Verbündeter, Graf Adolph von Neuenaar, Herr von Moers, besetzte die
Cölnischen Ortschaften am linken Ufer des Niederrheins; sein oberster
Quartiermeister, Engelbert Nie genannt von der Lippe, drang ins Vest und
besetzte Bottrop, Westerholt und am 3. April 1538 Recklinghausen. Der Vestische
Statthalter, Hermann Adolph, Graf von Solms, Gebhards Freund, begünstigte seine
Sache und brachte die Ritterschaft dahin, 5000 Thlr. für die Zwecke seines
Herrn zu bewilligen. Am 22. Mai wurde Ernst, Herzog von Baiern und Bischof von
Lüttich, zum Erzbischofe von Köln erwählt. Mit Ausnahme von Dorsten war das
ganze Vest in den Händen der Truchsessianer. Doch das Jahr 1584 brachte
Erlösung: Ferdinand, Herzog von Baiern, kam seinem Bruder zu Hülfe. Palmsonntag
den 26. März erschien er in Dorsten, verfolgte den nach Holland sich
zurückziehenden Gebhard, kehrte zurück und verjagte die Truchsessianer aus Recklinghausen,
Westerholt und Horneburg. Nach 5 Wochen war die Autorität des rechtmäßigen
Landesherrn wiederhergestellt und das Vest von dem von Gebhard und seinen
Agenten ausgeübten Glaubensdruck befreit.
Datteln, in der Nähe von
Horneburg, hat seinen guten Theil von den Plackereien mitbekommen. Das ersehen
wir aus 2 im Pfarrarchiv befindlichen Dokumenten. Das eine ist vom 20. März
1593 datirt. Herr von Westrem zum Gudacker hatte mehrere Kapitalien von der
Kirche erhalten, war aber seit 26 Jahren die Rente schuldig geblieben, (153) im
Ganzen 104 Goldgulden, 143 Daler, 148 Malder und 1 Scheffel Roggen und 10 Daler
für eine Handschrift. Da wenden sich die Kirchmeister in einer Bittschrift vom
20. März 1593 an den vestischen Statthalter, er möchte ihnen zur Erlangung der
Rückstände behülflich sein. Sie stellen ihm den kläglichen Zustand der Kirche
dar: "von den Truchsessischen Kriegsleuten" seien die Glocken aus der
Kirche geraubt worden; sie hätten dieselben mit groißer [großer] und schwerer
Rantion [Auslösung] wieder an sich gebracht; zu dem Zwecke hätten sie einige
Kirchenländereien erblich verkaufen müssen. Zwei der besten Glocken und die
Uhrglocke seien geborsten gewesen. Diese haben sie mit großen Unkosten umgießen
lassen müssen und davon sei das Kirchspiel dem Meister und Andern noch an die
200 Daler schuldig. Ferner seien die Kirche und der Thurm ganz dackelos und
boefellich [ohne Dach und baufällig]."
Die im Schreiben
erwähnten Kirchenländereien lagen in der Nähe des Dorfes, drei Scheffel
Ackerland, eine kleine Wiese und zwei Gärten; sie wurden an Georg von
Aschebrock zur Mahlenburg erblich verkauft.
Das andere Dokument ist
ein Rezeß [Verhandlungsergebnis] vom 27. Juli 1630 über die Verpflichtung des
adeligen Stiftes Flaesheim, an die Kirche zu Datteln jährlich für die
Unterhaltung des ewigen Lichtes eine Abgabe zu entrichten, aufgestellt bei der
vom General-Vikar Johannes Gelenius abgehaltenen Kirchenvisitation. Darnach
hatte vor vielen Jahren der Herr des adeligen Hauses Mahlenburg eine Fundation
gemacht, daß vor dem Beinhaus zu Dattelen an der Kirche ein immerwährendes
Nachtlicht solle unterhalten werden. Das Geld war beim Stifte Flaesheim belegt.
Das Stift kam auch seinen Verpflichtungen nach, und das Licht brannte immer vor
dem Ossario, "bis der Truchsessische Krieg losbrach, da wurden theils vor
theils bei der schrecklichen Kriegsempörunge alle Sachen so vertheuert und der
Kirchen und des Stiftes Renthen unter die (154) Füße gebracht, ja alles dahin
gerichtet, daß es eine Unmöglichkeit geworden, die zu Nacht brennende Lampe wie
üblich gewesen und deren Unterhaltung dem Stifte auferlegt sei, fernerhin
brennen zu lassen. Deshalb sei mit dem Stifte vor 40 und mehren Jahren
verhandelt worden, daß es für die Beleuchtung fünf schlechte Daler geben
solle."
Mit Gebhards Sturze war
völlige Ruhe und Sicherheit noch keineswegs wiedergekehrt. Der Krieg der
Spanier und Niederländer wurde immer erbitterter und nahm größere Dimensionen
an. Die Nachbarländer hatten durch wiederholte Einfälle beider Partheien zu
leiden; 1586 fielen die Holländer, 1587 die Spanier, 1589 wieder die Holländer
ins Vest und diese schlugen unter Martin Schenk von Niedeggen die Spanier total
bei Ostendorf an der Lippe. 1595 wurde wiederum das Vest von den Holländern
gebrandschatzet; es mußten [mußte] 6000 Thaler für sie aufbringen; ebenso 1597.
Im folgenden Jahre haben die Spanier hier schrecklich gehauset. Am 23. November
1598 traf der Artillerie Oberst Franz de Velasco vor Dorsten ein und zwang die
Bürger ihn mit seinen Truppen aufzunehmen; sie blieben bis zum 15. April 1599
in der Stadt liegen.[14] Am 14. Dezember 1598 zogen die
Spanier vor Recklinghausen u. beschossen die Stadt am Loethore u. am
Quaden-Thurm vor dem Steinthore, wo sie Bresche in die Stadtmauer schossen und
stürmten; aber mit ziemlichem Verluste wurden sie von den Bürgern zurückgeschlagen.
Weil diese aber keinen Entsatz zu hoffen hatten, öffneten sie die Thore und
ließen den Obersten Caspar Vengerna mit einigen Compagnien ein. Diese
behandelten die Bürger grausam. Das Recklinghauser Wochenblatt vom Jahre 1833
Nr. 6 theilt ein von dem damaligen Pastor zu Recklinghausen Jodocus Westerholt
herrührendes Manuscript mit, welches die Begebenheit folgender Maaßen
beschreibt.
(155) "Anno 1598 up
Mondagh den viertziehenden Monats Decembers seint Konigsche und Hyspanische
Kriegsleute Ihn grosser anzall für diese Stadt kommen und dieselbe an der
Loeporten angefangen tho bescheiten, aber an dem Orte nicht gewinnen konnen,
derwegen mit vier stück großen Geschütz wieder tho Rügge getogen und haben die
nacht sich beschanzet mit dem Geschütze gegen den quaden Torne, allda den
Dienstagen Morgen tho scheiten angefallen [angefangen] ohne Underlaß und
ophoeren, biß daß ein Gefach Mauern herunter und abgeschotten ungefähr 70 Fuß
langh, haben auch drei storme gedan, aber Gott hefft den Burgern geholpen, dat
sie die drei storme mit wenigh Volks abschlagen können, dermaten dat der
Konigschen und Spanischen ein groeß anzaell erschossen, deren viel Ihm Graben
sitzen bleiben und seint sechs großer Capitains allhie in der Kirchen begaben
[begraben]. Auch up diesem Choir ein geweltiger Herr begraben, Don
Christophorus der Velasco geheiten, welcher an der mauer Thoit plieben, auch
seint der gemeinen füll na Dürsten gefüret, welche alle für diese Stadt
beschädigt worden, haben die beiden Daghe Ihn alles zweihundert und 37 schuß
gedain und der grotesten kogeln hefft eine gewogen 30 pundt und dieweil man
kein entsatz vorhanden zu sein gewiß und weinigh Volkß in der Stadt gewest, so
haben sich die borgern mit Accort ergeben und den Obersten Caspar Vengerna am
gudestagen [Wodanstag, Mittwoch] abent den 16. Dezembris up quatertember Dagh
mit etzlichen Compagnien eingelaissen, welche gar übell und nicht anders als
Tyrannen mit den Burgern umbgegangen. Am gudestagen die Spanischen Anno 1599
wiederumb utgetogen."
Im Jahre 1605 zogen die
Spanier wieder durchs Vest, hielten jedoch besser Manneszucht; 1609 endlich
wurde auf 12 Jahre ein Waffenstillstand geschlossen.[15] (156)
§ 17.
2. Der 30 jährige Krieg, 1618-1648.
Größere Drangsale kamen
über das Vest durch den 30 jährigen Krieg. Von Anfang an lagen Truppen der
verschiedenen kriegführenden Mächte, abwechselnd und zu gleicher Zeit, im
Veste: Holländer, Spanier, Braunschweiger, Kaiserliche, liguistische Truppen,
Hessen, Schweden, Brandenburger, Franzosen. Das Land mußte sie ernähren und
Kontributionen an Geld, Victualien und Fourage [Pferdefutter] liefern. In Folge
der beständigen Truppendurchzüge und Einquartierungen wurde der Zustand, wie
des ganzen Ländchens, so auch unserer Gemeinde Datteln ein sehr betrübender.
Die Bauerschaften und die einzelnen Inwohner mußten Schulden über Schulden
machen, um die Kontributionen zu zahlen, ihren Viehstand sich zu erhalten und
sich die nothwendigsten Lebensbedürfnisse zu verschaffen. Viele Bauern mußten
Ländereien brach liegen lassen, weil sie dieselben nicht mehr beackern konnten.
Manche Höfe wurden ganz verwüstet, und waren nicht mehr mit Leuten besetzt. Der
Pastor, die Kirchen- und Armenprovisoren klagten, daß die Pächte nicht mehr
eingingen: die Pächter konnten nicht zahlen. Vernehmen wir die örtlichen
Quellen.
Bereits 1618 begannen
die Wege und Landstraßen unsicher zu werden: Kaufleuten und Roßkämmen,[16] die
beraubt waren, wurde ein Almosen aus der Kirchenkasse gegeben. Bald kamen die
reformirten Holländer; 1622 nahmen sie den Pastor Johannes Hove gefangen und
schleppten ihn nach Schenkenschanß, einer Festung am linken Ufer des Rheins,
einige Stunden unterhalb Emmerich, allwo sie ein Lager bezogen hatten. Das muß
zu Anfang des Jahres geschehen sein; zu Ostern saß der Pastor noch gefangen. In
der Kirchenrechnung von 1622 heißt es: "Als der Pastor in Schenkenschanz
von den Staaten gefangen saß, hat bisweilen ein Münch von Dortmund (157) hier
gepredigt und auf Ostern Beicht gesessen, ihm gegeben 3 Dlr. 11½ Schill.".
Im selben Jahre kamen
die Spanier unter Spinola und blieben bis 1624, sie lagen nicht in den Städten,
sondern fielen der Landschaft zur Last.[17] Auch Datteln bekam seinen Theil von
der Einquartierung mit. "Als die Einlagerung hir waß, für das Kriegsvolk
von Dortmund holen lassen Hostien und Weihrauch für 22 Schill."[18] "Zu
Ostern für die hispanische Einquartierung von Dortmund Hostien und Weihrauch
holen lassen." "Zu Ostern und Pfingsten (1623) Wein von den
Marketentern gekauft."[19] Die Bauerschaften Beckum und
Becklem (Pfarre Henrichenburg) leihen 1623 den 18. Mai von Johann von
Giesenberg 80 Thlr. "zur Ersetzung ihres hochverderblichen Schadens,
welcher ihnen bei der Einquartierung hispanischen Colonelles Itucke,
entstanden", und stellen dafür zum Unterpfande "ein Orth aus der
Gemeinheit bei Giesenbergs Gehölz hinter dem Postkamp"[20] Die Bauerschaft Meckinghoven leihet
1623 den 6. August von Henrich im Hove, Amandt Luthe und Hermann Hanniphoff zur
Abfindung des Kapitains in Datteln 30 Thlr. und geben ihnen dafür anstatt
Zinsen "ein Orth in der Gemeinheit im Altenbroch."[21] Dieselbe Bauerschaft gibt 1624 den
5. März dem Johann Stuhldreyer in Borghagen "ein Endgen Gartens neben
seinem Hause gelegen auf 10 Jahre zu gebrauchen für 9½ Rthlr. jeden zu 2
schlechte Daler, welche sie zur Abkaufung eines Convoien theils abgewendet,
theils auch vor Haber [Hafer], welche auf Broik [Strafe] geschickt,
ausgegeben."[22]
Im Jahre 1627 war große
Theuerung und Mangel an Lebensmitteln, so daß die Armen in dem vom Hause (158)
Löringhof gestifteten und unterhaltenen Armenhause für Geld weder Butter noch
Brod im Dorfe Datteln kaufen konnten, weshalb es ihnen vom Hause Löringhof
geliefert wurde. In der Rechnung heißt es: "demnach bey einfallenden
Kriegsleufften und Theuerheit man das Brott und Butter forthan ums Geld im Dorf
Dattelen nit woll zu kaufen bekommen können, als hat man sinder den 3. Aug.
1627 vom Hause Lörinchhove den zweien Armen geliebert zu jede 14 Tage 2 Pfd.
Butter und 2 Broten", bis zum 19. September 1628 (L.). Die Kirche
verkaufte 1618 den Scheffel Pachtroggen zu 1 Dahler, 1623-25 zu 1½ Dahler, 1628
zu 1 Rixdahler = 2 gemeinen Dahl. Wie unsicher die Wege waren, erfuhr der Bote,
welcher 1628 in der Charwoche nach Westerholt geschickt war, um die h. Oele zu
holen. "Eine Parthei hat dem Boten das Geld abgenommen, weshalb er sein
Holster für 1½ Dlr. versetzen müssen, um den Chrisam zu erhalten; mußte wegen
des Aufenthalts durch die Partheien eine Nacht ausbleiben, und somit Unkosten 1
Dlr. 9 st.[23] Im selben Jahre mußte man einen
Fuhrmann aus Recklinghausen nehmen, um 2½ Ries Schiefer zur Bedachung des
Thurmes, der durch den Sturm Herbst 1627 stark gelitten hatte, von Buer zu
holen, "da vor Partheien halben man ab hir keinen bekommen konnte",
und ihm 2½ Dahler geben.
Nach dem siegreichen
Vordringen des Schweden-Königs Gustav Adolph – 17. Sept. 1631
wurde Tilly bei Breitenfeld und am 5. April 1632 am Lech bei Augsburg
geschlagen – trat besonders der Landgraf Wilhelm von Hessen als
Bundesgenosse der Schweden hervor und suchte seine Hausmacht zu erweitern. Er
hatte es hauptsächlich auf das Herzogthum Westfalen und das Vest Recklinghausen
abgesehen. Bereits 1632 hatten einzelne Corps Streifzüge ins Vest gemacht,
mehrere getödtet (159) und den Kellner und den Pastor von Horneburg, Heinrich
Barckhoff, gefangen fortgeführt. Fastnachts-Dienstag den 8. Februar 1633 überschritt
der Landgraf, von Dortmund kommend, das sich ihm ohne Gegenwehr ergeben hatte,
die Grenzen des Vestes. Bereits vor Tagesanbruch hatten die Flammen der in
Waltrop und Datteln angezündeten Häuser die Ankunft des Feindes signalisirt.
Der Landgraf nahm mit dem Gros der Armee bei Horneburg sein Standquartier.[24] "Anno
1633 am ersten Mittwoch in der Fasten genannt Aschetag (den 9. Februar) ist die
Kirche zu Ahsen ganz abgebrant durch des Landgrafen Volk von
Hessen und dabey an Häusern klein und groß in Zahl sind 45 gute Häuser gantz
verbrant und ist dahmals Ahsen gantz verwüstet."[25] Am selben Tage fiel auch Dorsten in
die Hände des Landgrafen.
In der Mitte des Jahres
1633 kamen auch die Schweden (Finnen) unter Oberst Stählhandske, der zu
Horneburg lag. Die Bürger von Horneburg richten eine Bittschrift an den
fürstlich hessischen Proviantmeister. Darin nennen sie sich Unterthanen ihres
Herrn des Landgrafen von Hessen. "Sie hätten etliche zu dero Ambthaus
Horneburg gehörenden Ländereien in Pfachtung,[26] darunter den Weingarten und
Bernhardts Kamp; von jedem Scheffel Land müßtern sie einen Goldgulden Pacht
entrichten. Am 14. August sei dero fürstliche Gnaden mit der Armee hindurch
nach Dorsten marschiret; bis zum 18. August sei das Regiment des Generals
Melander bei ihnen einquartirt gewesen. Nach dessen Abzug habe sich alsbald ein
Regiment Finnen bei ihnen niedergelassen. Durch die Kriegsleute seien die
Früchte theils abgeschnitten, das Uebrige durch die Pferde so verdorben, daß
sie nicht mal das Stroh, vielweniger das Korn bekommen hätten. Sie bäten (160)
deshalb um Nachlaß der Pacht." Der Proviantmeister resolvirt [beschließt],
daß ihnen ⅓ solle nachgelassen werden; d.d. Datteln den 10. October 1633.
Carll von Uffeln.[27] Im September mußte das Vest auf
Befehl des Landgrafen in wenigen Tagen 20000 Pfund Brod und eine
verhältnismäßige Quantität Bier liefern und die nöthigen Fuhren bereit stellen,
bei Vermeidung der Exekution, die auch erfolgte, da die zu Elmenhorst,
Suderwich, Datteln und anderswo säumig waren.[28] Die Bauerschaft Meckinghoven lieh
"in ihren Nöthen zur Abzahlung der Kontribution von 1633" von dem
Kellner zur Horneburg Vincenz Fabritius 66 Thlr.[29]
Räubereien,
Pferdediebstähle u. dgl. nahmen Ueberhand und machten das Land so unsicher, daß
sich die Leute im Felde nicht zu zeigen wagten. Die Soldaten raubten was ihnen
gefiel, selbst aus den Kirchen. In den Kirchenrechnungen von 1633 und 34 heißt
es: "das Kriegsvolk hat aus den Kirchen genommen 3 Pfd. Wachses. – Das
Kriegsvolk hat die Lynen [Leinen, Stricke] von den Uhrwerken genommen und
widderkaufen müssen für 30 Schill. – An die große Klocke gekauft vor 1 Dlr.
Reipen, dieweilen das Kriegsvolk hatte verdorben."
Von 1634 an lagen
schwedische, hessische, kaiserliche und legistische Truppen abwechselnd und zu
gleicher Zeit im Veste, einander zurückdrängend, dann wieder vorrückend. Alle
schrieben Kontributionen aus. Daß Theurung und Krankheiten entstanden, ist
nicht zu verwundern. Die Noth wurde endlich so groß und der Ruf nach Hülfe so
laut, daß Kaiser Ferdinand II. den Befehl gab, es sollte das schwer
heimgesuchte Vest Seitens der Kaiserlichen von Kontributionen verschont
bleiben. Da machten der kaiserl. General Graf Götz und der hessische Commissar
von der Malsburg im Dec. 1636 einen schriftlichen Rezeß, dahin lautend, daß
keine Städte außer Dorsten mit wirklicher (161) Garnison sollten belegt werden,
und derjenige, welcher Dorsten in Besitz habe, sollte allein aus dem Veste
contribuiren dürfen.[30]
Dorsten war noch immer
in der Gewalt der Hessen; hessischer Commandant war der General-Lieutenant und
Oberst zu Roß und zu Fuß Peter Holzappel genannt Melander. Auf seinen Befehl
wurden am 1. Februar 1635 Johannes Hove, Pastor zu Datteln, Heinrich Barckhoff,
Pastor zu Horneburg, seit 1633 vestischer Commissar, Theodor Thyl, Pastor zu
Oer und die Vikare zu Recklinghausen: Franz von Westerholt, Gottfried Tüsinck
und Georg von Uhlenbrock in Recklinghausen angehalten, Tags darauf nach Dorsten
abgeführt und hier beim Wirth Heinrich Nolthen in Arrest gelegt. Dies geschah
aus Revanche dafür, daß im Münsterschen protestantische Prädikanten verjagt und
mißhandelt seien. Nach 14 Tagen wurde Hove, nach 3 Wochen Barckhoff entlassen,
am 16. März Tüsinck, die 3 übrigen erst am 14. April.[31]
Melander übte das ihm
zugestandene Recht Kontributionen einzuziehen fleißig aus, zur höchsten
Bedrückung des Landes. Auch die Geistlichkeit wurde in den von
den Hessen occupirten Ländern zur Kriegskontribution herangezogen. Im Jahre
1636 wurde dem Veste eine monatliche Kontribution von 5000 Reichsthalern zum
Unterhalte der hessischen Garnison in Dorsten aufgelegt. Davon sollte die
Geistlichkeit monatlich 130 Rthlr. aufbringen, ein jeder nach Verhältniß seines
Einkommens. So mußte der Pastor von Datteln monatlich 3¾ Rthlr., der Vikar sti
Stephani 2¼, der Vikar sti Amandi 1½, der Pastor von Waltrop 3¾, der Vikar sti
Johannis 1½, Pastor von Horneburg incl. von der Vikarie 3 Rthlr. zahlen. Die
ganze Geistlichkeit beschwerte sich, daß sie zu hoch veranschlagt sei und bat
um Ermäßigung und Herabsetzung (162) auf die Hälfte. "Pastor der
Hauptkirche zu Recklinghausen und Vicarii daselbst, wie auch dero Filia-Kirchen
Flaßheim, Suderwich, Ohr [Oer], Boßnip, Henrichenborg Vicecurati Pastores
[Kapläne (und) Pastöre]" reichen eine besondere Bittschrift an Melander
ein: "die äußerste Noth dränge sie hierzu, dan wir wegen hohen
Ahnschlages, der mit nichten unsern Ufkümbsten [Einkünften] proportionirt ist,
keine Lebensmittel bevor haben. Die Pächterer und Pensionarii schieben vor, daß
sie uns in ahnstehend obliggender continuirlichen Kriegsbeschwehr nit bezahlen
wollen oder können; wir werden auf unser Ahndringen wegen angeregtender
Kriegssteuer Vorzugs, bei ihrem Gegenwurffe, sonderlich darum leichtsamb
gehandhabt, weil jetzo die Läste [Lasten, Ausgaben] ihre Gueter in weitem
übertreffen. So pleibt den auch ein großer theil unser ländereien aus mangell
an pferden wüst und unbesaemet liggen. Wan dan wir also von unserem gehalte daß
allerwenigste genießen, sonsten auch noch Standtsgelegenheit kein ander
Handthirunge, davon lebenßmittel zu nemen hoffen waren, treiben können oder
mögen." Alles war vergeblich.[32]
Die Meckinghöver,
Beckumer und Döttelbecker Markgenossen überließen 1636 den 15. Mai an die
Eheleute Albrecht von Westrem zum Gutacker und Engel von Lipperheiden auf 25
Jahre für 25 Thlr. Species einen Zuschlag in den Marken, und am 6. Juni für eine
(nicht genannte) Summe Geldes "in ihren äußersten Nöthen, als sie mit
wirklicher militari execution dazu zum höchsten angestrengt worden, welches
Geld sie zur Durstenschen Contribution verwandt und ausgegeben", ein Orth
Grund bei dem Postkamp; 1637 den 14. Februar leihen die B. Beckum und Becklem
"in ihren höchsten ausgestandenen Nöthen zur Erhebung schwerer Kriegslast,
zur nöthigen Kontribution" von Johann von Giesenberg 31 (163) Rthlr. und
überlassen ihm dafür zum Gebrauche die ganze Riedt zwischen Vorkmans und
Rickmans Behausung zu Henrichenburg. – 1639 den 7. Mai leihet die B. Beckum von
Eheleuten Vinzenz Otto Bürgermeister der Freiheit Horneburg und Anna Kath.
Uphoff 50 Rthlr., "welche sie zu schwerer auferlegter Kontribution
verwandt." – 1640 den 20. April leihet die B. Meckinghoven von Hermann
Huxel im Overdorf 20 Rthlr. "zur Abstattung der Bauerschaft Schuldigkeiten
wegen hessischer Kontribution zu Dursten."[33]
Im März 1683 waren
die Kaiserlichen abgezogen, kehrten jedoch schon im Juni
zurück. Am 20. September 1641 endlich entriß der kaiserliche
Feldmarschall Graf von Hatzfeld den Hessen Dorsten;
diese und ihre Verbündeten machten 1642 den Versuch, die Stadt wieder zu
nehmen, jedoch ohne Erfolg.[34] Bei ihrem Heranrücken flüchteten
die Bewohner des Dorfes und Kirchspiels Datteln ihre Habseligkeiten auf das
Schloß Löringhoff, 163 Familien. Dem wachthabenden Soldaten mußte
für jede Kiste 1 Rixort gegeben werden, für geringfügigere Sachen nach
Unterschied weniger.
Die Kontributionen nahmen
ihren Fortgang. Monatlich mußten die Gemeinden an beide Partheien ein
Bestimmtes liefern. Sie waren aber so vollständig ausgesogen, daß die Bauern
aus eigenen Mitteln die Abgaben nichtr mehr zu leisten vermochten. Die Bauern
von Beckum und Becklem wenden sich 1642 an die adeligen Herrn Interessenten der
Meckinghöver Marken, mit der dringenden Bitte, eine Anleihe von 60 Rth., die
sie unter Verpfändung von Markengrund bei Eheleuten Joh. Klaverkamp,
Bürgermeister zur Horneburg, und seiner Frau Greite gemacht, zu genehmigen.
"Nachdem die monatliche Kontribution und Kriegssteuer an beyden
Kaiserlichen (164) und Hessischen Seiten dermahlen sich gehäufet und
aufgeschwollen, daß ihnen dieselbe aus ihren Privatmitteln zu zahlen nicht
möglich, derohalben wofern sie liggen pleiben und der scharffen militärschen
Exekution geübricht sein wollen, etwas Behülf aus der Gemeinheit zu suchen sie
genöthigt seien."
Die Adeligen geben ihren
Consens mit dem Bemerken: "wan den uns Allen die hohe und große Noth
leider genugsam bekannt ist und wir den beträngten Leuthen aus christlichem
Mitleiden allen Vorschub und Behülf, auf daß sie wohnen pleiben mögen und nicht
gar verweichen müssen, zu leisten genöthigt sind." Wie man sieht, wurde
die Convention vom Dezember 1636 nicht mehr beobachtet. – 1642 den 10. März
überläßt die B. Meckinghoven dem Evert Sonntag in Henrichenburg ein Ortgen
Markenlandes zum Gebrauche für geliehene 4 Dlr., welche sie an die Kaiserlichen
Kontributionen verwandt."[35]
Wie die an den
Meckinghöver Marken betheiligten Bauerschaften, so werden auch die übrigen für
dieselben Zwecke Geld zu leihen gezwungen gewesen sein. Alle befanden sich ja
in derselben drückenden Lage und Noth. Und wie die Gemeinheiten ihre Marken, so
mußten außerdem die einzelnen Bauern ihre Höfe mit Schulden belasten, um die
Kontributionen zu zahlen, um das von der militärischen Execution ihnen
abgenommene Vieh wieder einzulösen, um die allernothwendigsten Reparaturen am
Hause vorzunehmen, oder um das zum Haushalte und zur Bewirthschaftung des Hofes
unentbehrlichste Vieh zu beschaffen. Bloß aus den Rechnungen und alten
Obligationen des Kirchen- und Armenfonds lassen sich für die Jahre 1619-1651 im
Ganzen 44 Fälle aufführen, wo Einwohner hiesiger Gemeinde aus genannten Fonds
Geld aufnehmen, manche zu verschiedenen Zeiten. Darunter (165) sind 19 Höfner
und 6 Kötter. Der höchste Betrag, welcher auf ein Mal geliehen wurde, sind 62
Dlr.; die größte Zahl der Obligationen (27) hat eine Darlehnssumme von 20
Dalern und darunter bis zu 5 Daler herab. Dieser Umstand aber scheint uns so
recht deutlich die große Noth zu offenbaren, daß die Leute über diese
geringfügigen Summen notarielle Schuldurkunden ausstellen, indem sie klagend es
gestehen, "daß sie bei dieser großen Theuerung und Kriegszeiten, bei dem
jetzt stets laufenden schweren Kontributionswesen, bei diesen bekümmerten
Zeiten und Kriegsleiden, bei diesen geldkümmerlichen Bauernzeiten sobald nicht
wissen das Geld zurückzuzahlen." Zinsen konnten sie weder in Geld noch in
Korn zahlen; deshalb wurde meistens den Gläubigern ein Grundstück bis zur
Abtragung der Schuld (jure antechreseos) in Gebrauch gegeben. Im Ganzen haben
Kirchen- und Armenfonds im genannten Zeitraume 928 Dlr. ausgeliehen. Unter den
Obligationen befinden sich jedoch nicht wenige, welche als fromme Legate für
die Kirche, besonders für die Armen cedirt waren.
Philips von Driebern
leihet 1644 den 8. Juni von Bernt Lute 5 Dlr. "die zur Kontribution und
seines Hauses Nutzen verwandt"; 1649 den 30. December von Diederich
Imenkamp 20 Dlr.; 1650 von Henrich Schnetker in Datteln 12¼ Dlr. Diese
Kapitalien wurden den Armen geschenkt. 1645 den 23. Juli stellt Dietherich
Ensbergh mit seiner Frau Anna Zunskohl für die Kirche eine notarielle
Obligation aus über 50 Daler, "welche sein seliger Vater Henrich zu Behuf
der Kontribution und Relaxation [Strafnachlassung] seiner abgenommenen
Bestialitäten erhalten", und gibt 2 Scheffel Landes auf dem kleinen
Enßberg zum Unterpfand. Johann Möller in Natrop hat 1645 den 23. April von
Agnes Schminckhoven 5¼ Daler erhalten, welche diese den Armen vermacht. Unter
demselben Datum stellt er den Armen eine Obligation über 6 Daler (166) aus.
"Er habe vom Armen-Provisor Johann Schnetker 2 Malder Roggen gekauft und
sei ihm den Kaufpreis von 6 Reichsthalern schuldig geblieben. Schnetker habe
dieses Geld im Herbste 1644 in einer schweren Krankheit den Armen geschenkt; da
er aber bei dem jetzt stets laufenden schweren Kontributionswesen nicht die
Macht habe zu zahlen, so stelle er den Schuldschein darüber aus."
Henrick Schulte zu
Wermelinckhoff Kirchspiels Waltrop, Bauerschaft Holthausen hat "bei dieser
immerwährenden Trangsaligkeit, wo er vor und nacher an seinen Bestialitäten und
sonsten großen Schaden gelitten, zur Unterhaltung seines unterhabenden
Hofes" 1641 den 21. Juli von Eheleuten Goswin und Henrica Rive 90
Reichsthaler geliehen; 1648 den 28. März leihet er abermals 50 Rthlr.[36]
Im Jahre 1646 hatte die
Geistlichkeit des Vestes wieder darunter zu leiden, daß sich die kaiserlichen
Soldaten an Unterthanen des Landgrafen, Beamten und Prädikanten, vergriffen
hatten. Es wurde ihnen eine extraordinäre Kriegssteuer als Wiedervergeltung
auferlegt. Der Betrag ist nicht genannt. Ihre Bittschrift um Schonung wurde
abschläglich beschieden. Die Landgräfin Wittwe Amalia Elisabeth schrieb d.d.
Kassel den 21. April 1646 zurück: "Daß weillen Sie durch des Gegentheils
angestellte übermäßige unbillige prætensiones [Vorwände] zu der den Geistlichen
auferlegten Extraordinari [außerordentlichen] Schatzung gleichsamb genöttigt
worden, selbige auch der Soldatesca zu ihrem nothwendigen Unterhalt albereits
angewiesen, in dero Vermögen nicht ist, solches zu ändern, sondern müssen
demselben vor diesmal seinen ungehinderten Lauff lassen." – Am 20. April
1646 erhielten der Pastor und sämmtliche Vikare der Stadt Recklinghausen von
den Hessen den Befehl zugestellt, binnen 8 Tagen (167) bei Strafe der Execution
100 Reichsthaler Kriegskontribution zu zahlen. Sie supplicirten und klagten
ihre große Noth: "Nun weiß Gott, daß ihm ahn Zahl 5 oder 6 persohnen alhie
residirenden Geistlichen Keiner mittel zu leben haben, angesehen mehrentheilß
unser mittglieder zumahl Keiner Geltrenthe (darob sonsten bey diesem wehrenden
Kriegh auch nichtz bezahlt wird) sondern nur wenig Kornfrüchte pillig genießen
sollen, welche jährlichs von den contribuirenden colonis zumahl einbehalten
werden oder die Gütter wüst liggen, also daß schir alß Betteler bey unseren
freunden und verwandten und sonsten schemeler weiße [in beschämender Weise] uns
beim leben erhalten müßten." Es half ihnen nichts; nicht einmal Ausstand
erhielten sie. Die Execution nahm ihren Fortgang. Am 6. Mai schickten sie das
Geld an den hessischen Receptor in Koesfeld Jodocus Simmers. Obendrein hatten
sie noch 8 Rthl. Unkosten wegen der Execution und anderer Sachen. Pastor in
Recklinghausen war seit 1643 Segerus Waldbeck. Zu den 100 Rthlern mußten 13
Geistliche, welche Benefizien an der Pfarrkirche inne hatten, in folgender
Weise beitragen: der Pastor 14 Thlr.; Franz Westerholt 12, Kremer sen. 12,
Middeldorf 12, Kremer jun. 10, Thüsinck 6, Schawenburg 3, Auverdunck 4, Theile
3, Rieve 13, Pastor Horneburgensis 5, Pastor Gladbecensis 3, und Johannes
Schlüter[37] 3 Thlr. – Im Mai 1648 wurde der
Clerisei zu Recklinghausen von der hessischen Regierung eine Kontribution von
60 Reichsthalern auferlegt.[38] Die traurige Lage des Landes und
insbesondere der Geistlichen erhellt auch aus der vom Pastor Theod. Thiel zu
Datteln 1644 bewirkten Union der beiden einfachen Benefizien ad Ss. Amandum et
Stephanum zu einer Curat-Vikarie. Sie wurde genehmigt, "weil durch die
Kriegsbedrängnisse (168) und trübseligen Zeiten die Einkünfte der Pastorat so
sehr geschmälert waren, daß es dem Pastor fernerhin unmöglich sei, auf eigene
Kosten einen Kaplan zu unterhalten; weil aber aus demselben Grunde die beiden
Beneficiaten, ein Jeder von seiner Stelle allein, nicht standesmäßig leben
konnten."
Ueber den weiteren
Verlauf der Kriegsereignisse, insofern sie das Vest betreffen, sei noch kurz
nach Evelt und Schneider a.a.O. und nach örtlichen Quellen Folgendes bemerkt.
Um die Mitte Juli 1646 durchzog der französische Marschall Türenne das
Vest. Er zog an Horneburg vorbei, die Aecker auf seinem Wege
überall verwüstend. Als aber die Besatzung von Horneburg seiner Arriere-Garde
in den Rücken fiel, kehrte er wüthend wieder um und verbrannte die Burg und die
Freiheit Horneburg, am Tage des h. Apostels Jakobus, den 25. Juli; darauf zog
er weiter nach der Mark. Bei dieser Gelegenheit sind auch alle Briefschaften
der Kirche und Pastorat verbrannt.[39]
Trotz Abschluß des
Westfälischen Friedens am 24. October 1648 hörten die Drangsale noch nicht auf.
Die Schweden erhielten als Abfindung 5 Millionen Thaler aus 7 Kreisen, wovon
auf das Kurfürstenthum Köln über 170,000 Gulden fielen. Die Landgräfin von
Hessen Amalia Elisabeth erhielt 600,000 Thaler aus den Stiftern Mainz, Köln,
Paderborn, Münster und Fulda, und sie besetzte die festen Plätze und das Land
bis zur Abbezahlung. Im März 1649 wurden auch noch zwei schwedische Kompagnien
ins Vest verlegt und auf die Dörfer und Bauerschaften vertheilt; in Datteln lag
der Rittmeister Friederich Damme. Ende März kamen noch 3 Kompagnien hinzu und
blieben trotz aller Remonstration [Einwendung] des Kurfürsten. Das Land mußte
sie unterhalten; täglich mußte das Vest 234 Thlr. hierzu aufbringen. "Zur
Tilgung der (169) der Bauerschaft Bockum auferlegten Kontribution und
Schaden" hatte Bernt Lute 1648 den 24. November 30 Reichsthaler geliehen.[40] Die
Hessen forderten noch die rückständigen Kontributionen. Um diese beizutreiben,
wurden von den Schweden den Leuten Pferde und Kühe gepfändet. Im August wurde
eine Kompagnie nach Westfalen verlegt und Anfang September die zweite. Zuletzt
mußte das Vest noch 2000 Thaler in kurzer Zeit als seine Quote zur Abbezahlung
der schwedischen Kriegsentschädigung aufbringen. Als das geschehen war, hörte
endlich, Anfangs September 1650, die Einquartierung auf.
Der Chronist von
Ahsen schreibt also über die letzten Ereignisse: "Anno 1648 den
24. October ist der langgewünschte und gemein und langweilig [langwierig]
verhandelte Friede der ganzen Christenheit auf dem Reichstage zu Münster
triumphierlich beschlossen und beendet. – Anno 1649 im März sind die
Schwedischen und Königsmarker Reuter hier ins Land gelegt und gelegen bis anno
1650 im September wo sie zu Recklinghausen abgedankt sind. Da hat man des
Friedens Hoffnung erst entfangen [empfunden] und genosen."
Die Gemeinde Datteln
hatte aber noch lange an den Folgen des Krieges zu leiden. Der Wohlstand war
zerrüttet, ganze Höfe standen leer, waren ohne Bewohner, die Aecker verwüstet,
der Viehbestand gering. Die größten Höfe hatten am meisten gelitten. Die Besitzer
mußten wieder Geld leihen, um den Hof in bessern Stand zu setzen. Selbst
geringe Summen konnten sie in kurzer Zeit nicht zurückzahlen, aber auch die
Zinsen vermochten sie nicht zu zahlen, weshalb sie den Gläubigern einzelne
Grundstücke zur Benutzung verpfändeten. Johann Schemke hatte dem Henning
Schroer in Meckinghoven 35 Thlr. geliehen und dafür ein Scheffel Saatland in
Unterpfand erhalten; 1651 verlangt er das Geld zurück, (170) kann es aber nicht
wiederbekommen. Dieser Schroers- (später Bienen-) Hof war Ende der 80. Jahre
desselben Jahrhundertes lange Zeit hindurch nicht mit Leuten besetzt. –
Diderich Ensberg und seine Frau Anne leihen 1652 von Jürgen Hülsmann in der
Hegen Bsch. Hachhausen 20 Thlr. Sein Sohn Diderich leihet 1653 "in seinen
höchsten angelegenen Nöthen" von Johann Lechtenfeld 24 Thlr. und
verpfändet ihm eine Wiese zum Gebrauche; 1662 wiederum von demselben 10 Thlr.;
1665 abermals 26 Thlr., und verpfändet ihm die Kalberwische. Die Gemeinde war
dem Hause Löringhof 200 Thlr. schuldig geworden; am 19. September 1652
übernimmt sie ein Kapital von 175 Thlrn., welches Löringhof der Kirche
schuldete. Im Jahre 1633 nämlich in Cathedra Petri [Petri Stuhlfeier (18.
Januar)] hatte die Wittwe Fridag zum Löringhof, Katharina geb. von Bodelschwing
von der Kirche Geld zu 5 % aufgenommen, um damit eine Schuld von 150 Thlrn. mit
aufgelassenen Interessen zurückzuzahlen, welche ihr sel. Mann von Henrich
Rensinck, kurkölnischer Richter in Recklinghausen, "zu Behufs Vestischer
Landschaft" geliehen und als seine eigene Schuld anerkannt hatte. Jene
Schuld der Gemeinde an die Kirche besteht noch, bekannt unter dem Namen
"Quadengeld."[41]
Die Eheleute Wilhelm und
Anna Rensman in Markfeld rechnen am 1. August 1655 mit ihrem frühern Schäfer
Johann Böcker aus Schumachers in Pelkum Hause ab und bleiben ihm 37 Thlr.
schuldig. Böcker wollte diese Summe in ein Mal erlegt haben, "was ihnen
aber bei diesen beschwerlichen Zeiten unmöglich sei." Sie stellen deshalb
einen Schuldschein aus und versprechen, die Summe in 6 Jahren und Terminen,
aber ohne Zinsen, zurück zu zahlen. Die Zahlung ist aber schlecht erfolgt; 1658
gibt ihm Rensman eine Kuh für 6 Thlr. weniger 1 Ort [¼ Thaler], im folgenden
Jahre 2 Thlr. 1663 am 28. Januar verspricht (171) er von Neuem, 8 Thlr. zu
zahlen und damit bis zur Tilgung fortzufahren, oder Zinsen zu geben. Im Jahre
1670 hat er 14 Thlr. und 3 Blamüser gezahlt.
Es haben Geld geliehen
von der Kirche und den Armen [Armenfond] zu Datteln "in ihren höchsten
Nöthen" in den Jahren 1650 Letman in Hagem 23 Thlr. 23 stbr.; 1651 Siman
30 Thlr., Kurrich 10 Dlr., Letman 30 Dlr., Frerich 31 Dlr., Kötter im Huxel 25
Dlr., Dreischhoff 10 Dlr., Martmann in Suthem 6 Dlr., 1659 Höbbeler 12½ Dlr.,
Dreischhoff 8 Dlr., Heinkhold in Leven 10 Dlr. – 1662 Quinkenstein 10 Dlr.,
1663 Breuckmann in Klostern 7 Dlr., 1664 derselbe 20 Dlr., Kessen in
Meckinghoven 20 Dlr., Dreischhoff 5 Dlr., Strunk 6 Dlr., 1665 Abenhard 20 Dlr.,
1666 Breuckman 20 Dlr., 1669 Hülshoff 10 Dlr. – Im Jahre 1654
klagt Breuckman in Klostern seinem Gutsherrn von Quadt auf
Löringhof, "er sei durch das verderbliche Kriegswesen und durch das
Absterben seiner Pferde und Bestialien in solche Armuth gerathen, daß er mit
Weib und Kindern den Bettelstab ergreifen müßte; der Herr möchte ihm noch
einmal zu zwei Pferden verhelfen und ihm deshalb erlauben, zwei Scheffel
Landes, worauf ihm Imenkamp 40 Thlr. leihen wolle, jure antechreseos [zum
Gebrauchsrecht] zu versetzen." Der Gutsherr bewilligte es.
Groß Honacker bei
Vogelsang war mehrere Jahre unbesetzt. In den Lagerbüchern des Hauses Löringhof
heißt es für die Jahre 1650-1653 in Betreff der zum Gute gehörenden Bauernhöfe:
"Schürmann, liegt
dreisch und ist das Geld vor den Weiden zur Kontribution verwandt.
Schulte Rüping in
Natrop: dieser Hof ist verdorben und ist das Land an folgende verpachtet usw.
Gragen Hof in Hagem:[42] ist
1651 an Henrich Brünninghaus und Frau ad dies vitæ [auf Lebenszeit] verpfachtet
[verpachtet] für 43 Dlr., und ist dieser Hoff viel deswillen so liderlich
verthan, (172) dieweilen das Haus eingefallen und die dazu gehörenden
Ländereien von den Nachbarn zu Behuf der Kontribution ganz und gar
ausgemergelt.
Ohm: liegt wüst und
haben einige Inhaber von Ländereien 7 Scheffel Roggen bezahlt." Die
übrigen nach Löringhof gehörenden Höfe: Goos und Bork in Hachhausen, Schmidt zu
Wentrop und Siman in Markfeld restirten sehr viel an der Pacht.
Das Angeführte ist nur
aus wenigen mir zu Gebote stehenden Quellen entnommen, gibt uns aber ein
genügendes Bild von dem taurigen [traurigen] Zustande, in welchen die Gemeinde
durch den 30 jährigen Krieg versetzt worden.
Im Jülich'schen
Erbfolgekriege zwischen dem Pfalzgrafen von Neuburg und dem Kurfürsten von
Brandenburg wurden auch in das Vest hinein Streifzüge gemacht. Der Herr von
Löringhof versah sich mit Waffen, um sich gegen die herumstreifenden
Soldaten zu schützen. So heißt es in den Rechnungen: 1651 den 18. August für
Pulver ausgegeben, als der Krieg im Märkischen Lande mit dem Fürsten von
Neubergh gewesen, 1 Dlr. 5 Sch. 9 dt.
1652: der Oelschläger
Heinrich hat mit Wachen verdient, als die Lotteringschen im Lande von der Mark
waren, 2 Dlr. 10 Sch.
Durch Vermittelung des
Fürstbischofes von Münster Christoph Bernard von Galen war im Februar 1665
zwischen den streitenden Partheien ein Vergleich geschlossen.[43] Im Juni 1666 kam der Kurfürst von
Brandenburg durch Horneburg. Hierüber heißt es in einer Rechnung, welche die
Freiheit bei den Landständen einreichte: Anno 1666 im Juni Sr. fürstl.
Durchlaucht zu Brandenburg mitt seiner Hoffstaet und Leibgharde zu mittag in
der Freyheit Horneburg gespeiset. Dochmahlen die Freyheit auf Befehl des H.
Statthalters alle nothturfft zur Küchen und forage [Fourage – Pferdefutter]
beyschaffen müßen. Dabey (173) dem Vogten zur Horneburg vom H. Statthalter
befohlen worden, den Horneburgischen Freyheitsleuthen zu bedeuten, von den
Verzehrungskosten nichtes zu fordern, sondern daß solche Kosten aus hiesiger
Landschaftsmitteln bezahlt werden sollten, mit der versprochener Bezahlung aber
biß dato (1677) ahngestanden, an allem gekostet 50 Rthlr. 45 stbr."[44]
§ 18.
3. Die Zeit der Kriege unter Ludwig XIV. bis zum österreichischen
Erbfolge-Kriege 1670-1740.[45]
Das Land konnte sich von
den Folgen des 30 jährigen Krieges nicht recht wieder erholen. Denn in den bald
beginnenden Kriegen der Franzosen unter Ludwig XIV. gegen die Spanier, Holländer
u. das deutsche Reich, von 1670-1690, hatte das Vest von den Invasionen,
Plünderungen, Einquartierungen und Kontributionen bald der französischen, bald
der Reichstruppen wieder entsetzlich zu leiden. Der Kurfürst von Köln
Maximilian Heinrich und der Fürstbischof von Münster Christoph Bernard standen
Anfangs auf Seiten Ludwigs gegen Holland, während der Kaiser Leopold und der
Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm gegen ihn waren. Der französische
Marschall Türenne hatte Dorsten besetzt, der Kommandant der Stadt, Resnel 1673
operirte mit Erfolg gegen die Brandenburg. Kriegsmannschaften in der Grafschaft
Mark. Die beharrl. Mahnungen des Kaisers vermochten endlich die beiden
Bischöfe, im Frühling 1674 von dem französischen Bündnisse abzulassen und sich
mit Holland zu vertragen. Die Franzosen zogen deshalb von Dorsten ab, um 1679
als Feinde zurückzukehren. Auch bei den eigenen Landständen hatte der
Erzbischof wegen seiner unpopulären Partheinahme Opposition gefunden.
(174) In Datteln haben
von 1671 an Truppen aller Partheien gelegen, wie aus den Tauf- und
Kopulationsregistern hervorgeht. Es wurden hier copulirt vom Pastor Theodor
Bürich (1666-1693) im Jahre 1671 den 23. August ein Soldat des holländischen
Regiments des Grafen von Nassau; 1673 den 27. Juni ein Soldat von der Kompagnie
(Cohorte) des Herrn von Reinartz; 1675 den 13. Juni ein münsterscher Soldat,
1676 den 18. Februar ein osnabrücker Soldat, den 11. April desgl. vom Regimente
des Philipp Sigismund von Hugen, den 19. Juni desgl. unter dem Kapitain
Berghausen, den 15. Mai ein Reuter des Bischofes Bernard von Münster unter dem
Baron von Schade, den 28. October ein brandenburgischer Soldat vom Regimente
Hundt; 1677 den 1. März ein osnabrücker Soldat unter Kapitain Berghausen, den
10. März fer. II. Paschæ (Ostermontag) ein Soldat vom Regimente des Grafen von
Waldeck, den 25. April Holderig Jungermann, Kapitain des Grafen von Waldeck,
mit Anna Maria Theresia von Pape, Wittwe des Majors Weren, den 13. Nov. ein
kurkölnischer Soldat, 1679 den 5. März ein brandenburgischer Soldat unter dem
Rittmeister Grafen von Hoen vom Regimente des Generals von Spaen, den 19. April
desgl. vom selben Regimente, 1680 den 10. Juli desgl., 1683 den 25. Juli desgl.
vom Regimente des Generals von Heiden, 1689 den 30. November wiederum ein
brandenburgischer Soldat. Getauft wurden 1677 den 16. Februar ein Sohn eines
brandenburgischen Soldaten vom Regimente von Horde und 1678 den 20. Januar
abermals der Sohn eines brandenburger Soldaten. Am 11. Juli 1679 bei
Sonnenaufgang fand man vor dem Armenhause der Kirche, das Glockenhaus gennannt
[genannt], ein Kind ausgesetzt. Da die Eltern unbekannt waren, wurde es auf den
Namen des Kirchenpatrons Amandus getauft und in Rücksicht auf die Aussetzung
Sem zugenannt.[46]
(175) Die Anwesenheit
der oben genannten Truppentheile in Datteln und Umgegend wird aus andern
örtlichen Quellen[47] bestätigt und ergänzet. Zugleich
werden sie uns auch einen Beweis von der argen Bedrückung des Landes liefern.
In Folge seiner Theilnahme
am Kriege sah sich der Kurfürst von Köln genöthigt, eine größere Zahl Soldaten
zu halten. Das Vest bekam eine bedeutende Besatzung zur Beschwerung der
Einwohner. Sie lag besonders in den Städten Dorsten und Recklinghausen und in
den Freiheiten Westerholt, Buer, Horneburg und Horst. Am 17. Mai 1671 schrieb
der Statthalter des Vestes an Horneburg: "Laut Befehl des Kurfürsten
sollen 2 Kompagnien zu Pferd von den an sich gebrachten lottaringischen
Völkern, die eine Hälfte in der Stadt Recklinghausen, die andere in den 4
Freiheiten einquartiert werden auf Servis [Verpflegung durch den Wirt] nach der
Servis-Ordonanz und zwar in der Freiheit Westerholt 21 Reuters incl. den
Rittmeister, in Buer 23 incl. den Lieutenant, in Horneburg 18 incl. den
Korporal, in Horst 5." Sie lagen in Horneburg einen Monat, Servis betrug
für Jeden täglich 7½ stbr. Die mit oder ohne Verpflegung einquartierten, sowie
die auf Execution abgeschickten Soldaten erlaubten sich allerlei Erpressungen.
Dem Vogten zu Horneburg wurde ein Schreiben d.d. Wesel den 22. Dec. 1673
mitgetheilt: "Der Kurfürst habe mißfällig vernommen, daß die auf Execution
liegenden Soldaten allerlei Excesse verüben u. den armen Unterthanen neben der
Verpflegung noch täglich einen (176) Reichsthaler abpressen, befiehlt daher,
daß den Exekutanten bloß Hausmanns-Kost und Trank oder statt dessen ein
Reichsort [¼ Reichsthaler] solle verabreicht werden, dabey solle weder von dem
Gubernatore oder andern Officiers noch von deren Bedienten einiger Beyschlag
geschehen." Unter dem 15. Februar 1674 d.d. Köln erging folgender Erlaß
des Kurfürsten: "die im Vest logirenden Officiers und Soldaten zu Roß und
zu Fuß trieben die Unterthanen neben Hausmanns-Kost und Trank zu geben frisches
Hammel-, Kalb- und Rindfleisch, Hüner, Gänß und genugsam Wein, Bier, Branntwein
und sichere Tagegelder; das würde hiermit strengstens verboten. Diejenigen
Offiziere, so dergleichen thäten oder ihren Soldaten gestatteten, sollten ihrer
Charge verlustig sein und würden auch noch am Leib ernsthaft gestraft werden.
Dem Statthalter, Gubernator zu Dorsten und den Kriegscommissarien würde
befohlen, hierauf zu achten und zur Anzeige zu bringen." Am 14. Februar
1674 d.d. Kaiserswerth erließ der Kurfürst eine Ordre über Verpflegungskosten
der kurfürstlich cöllnischen Cavallerie, per Monat: darnach:
Staab
Obrister 100 Rthlr. 12 Pferde
Obrister Leutnant 25 Rthlr. 8 Pferde
Obrister Wachtmeister 18 Rthlr. 5 Pferde
Audit. und Secret. 15 Rthlr. 2 Pferde
Adjut. 18 Rthlr. 2 Pferde
Veltscherer 12 Rthlr. 2 Pferde
Baucker 9 Rthlr. 1 Pferd
Trompeter 6 Rthlr. 1 Pferd
Profoß sambt seine Leute 12 Rthlr. 2
Pferde
Summa 215
Rthlr. 35 Pferde
Compagnie zu Pferdt.
Rittmeister 40 Rthlr. 6 Pferde
Leutnant 18 Rthlr. 3 Pferde
(177) Cornet 14 Rthlr. 3 Pferde
Quartiermeister 11 Rthlr. 2 Pferde
Veltscherer 6½ Rthlr. 1 Pferd
3 Corporals [je] 6½ Rthlr. 1 Pferd
1 Trompetter 6½ Rthlr. 1 Pferd
Einspenniger [je] 3½ Rthlr. [insgesamt]
185½ Rthl. 53 Pferde
Summa 301
Rthlr. 72 Pferde
Diese Verpflegungsordre
wurde am 19. Februar dem in der Henrichenburg anjetzo commandirenden Officier
vom Statthalter Grafen von Nesselrode zu Herten zur Nachachtung [Beachtung]
mitgetheilt.
Im Januar 1673 war in
Horneburg das Lippische Regiment einquartirt und mußte 6 Tage verpflegt werden,
was 278 Rth. 33 stbr. Kosten macht.[48] Am 29. April 1673 stellen die
Eheleute Heinrich Brinkmann und Kath. Kindermann zu Datteln, die aufm Kirchhoff
an Ecken nägst der Scholen wohnen, der Kirche zu Datteln einen Schuldschein
über 6 Daler aus, "die sie wegen des hochbeschwerlichen französischen
Krieges in erster [nächster] Zeit nicht entrichten können." Am 15. Juni
hat die Bsch. Meckinghoven von Hermann Gantenfort 6 Dlr. geliehen, "die
sie theils wegen versäumtes Weinfahren von Rees, theils an die Werden (Wirthe)
zu Dattelen verwandt und verpfänden ihm zum Gebrauche ein Kämpchen an Ickerschen
Heiden."[49] Am 31. Dec. 1673 verpfändet Stoffer
Schlüter in derselben Bauerschaft den Eheleuten Heinrich Rusche und Trine
Hemmerde in Oberwiese seine Beckgänger Wiese für 30 Dlr., "die er zur
Schatzung und Kriegsbeschwer und ander seiner Noth verwandt habe und die er in
Kurzem nicht zurückgeben könne."
Laut Befehl des
Kurfürsten erließ der Statthalter am 16. April 1674 die Verordnung, "daß
die durchs ganze (178) Land zerstreut liegenden Reuters [Reiter] in die beiden
Vestischen Städte Recklinghausen und Dorsten sollten verlegt werden"; das
übrige Land mußte zur Verpflegung beitragen, "Horneburg solle auf 7½ Thlr.
in der Kontribution täglich 1 Schilling und ¼ Hafer, zwei Viertel Hexel
[Häcksel], auch in 10 Tagen 4 große Bausch oder Klapen Stroh nach
Recklinghausen zur Wohnung des Einnehmers Horst anfangs auf 40 Tage liefern,
bei Vermeidung militärischer Execution."
Im Sommer 1675 lagen
münstersche Soldaten in unserer Gegend. Horneburg mußte auf mündlichen Befehl
des H. Statthalters "an die monsterschen Völker unterm Commando des H.
Barons de Wedell und Obristen Boerighuesen, welche aufm Burkamp zu Eßell im
Jahre 1675 im Juni zu zwei mal etliche Tage campirt, beytragen 12 tonne bier und
2 Rth., 1000 Pfd. Brod zu 16 Thlr. 40 stbr. und 1 Scheffel Saltz zu 3
Thlr." Auch hat die Freiheit "anno 1675 an den Churbrandenburgischen
Völkern, so nacher pommern marschiret, logiren und verpflegen müssen; die
Verpflegung und waß sonsten beiyschaffen müssen, belaufft sich in Allem auf 150
Thlr. 21 stbr."[50]
Im November bezogen
Osnabrücker, Lüneburger und Brandenburger im Vest Winterquartiere und blieben
bis in den Sommer 1676 hier liegen. Nachdem diese das Ländchen gebrandtschatzt
hatten, kamen die Münsterschen und forderten schwere Kriegssteuer, so daß die
Bauerschaften und die einzelnen Einwohner wieder gezwungen waren, Geld zu
leihen. Am 8. November 1675 wurden vorläufig "von der osnabrückische
Arttollery [Artillerie] und zwar Compagnien zu Fuß" 400 Mann auf das Vest
vertheilt. Horneburg mußte 2 Mann bis zum 16. Februar 1676 verpflegen.
Bald kamen noch mehr von
den Osnabrückern und Brandenburgern, die bis fast Ende Mai 1676 blieben. (179)
Auf Christtag 1675 war der Montecuculische Regiments-Stab in Horneburg
einquartirt und verursachte 110 Thlr. 30 stbr. Kosten. Von 1. Februar bis 11.
Juni 1676 mußte die Freiheit 2 Bagage-Pferde der Spanier unterhalten, auf
Befehl des Statthalters, "da er von dem Churbrandenburgischen
Obristleutnant Freiherrn von Heiden ersucht sei, um die von dem Spanischen
Regiment gestern und diesen Morgen aus dem Clevischen hiehin ins Vest
angekommenen 2 Kompagnien zu Pferde bis zu ferner Verordnung allhie durchs
ganze Land einzuquartieren, so soll Horneburg 2 Bagage-Pferde erhalten."
Herten, den 1. Februar 1676. Auf Pfingsten 1676 mußte Horneburg eine Compagnie
zu Pferde von dem Ellerschen Regimente 6 Tage lang verpflegen, "der
dadurch erlittene Schaden beläufft sich auf 110 Thaler 37½ stbr."
Die Klagen über
Bedrückung werden immer lauter. Eine extraordinäre Schatzung wurde
ausgeschrieben. Am 1. December 1675 theilte der Statthalter den Beschluß der
Stände mit: "demnach zur Abwendung deß anjetzo disem bedrückten Lendlein
augenscheinlich bevorstehenden Schadens und gentzlicher ruin in höchster Eyll
einige Gelder beibracht und bezahlt werden müssen, Und den auf dem heut
gehaltenen gemeinen Vestischen Landtag einhellig resolvirt und beschlossen, daß
deß Endts ein Vierter Theill der Contribution innerhalb zehn Tagen eingefordert
.... werden solle, usw."[51]
Henrich Benterbusch in
B. Klostern ist dem Joh. Möller in Hagem für ein ihm abgekauftes Pferd 10 Dlr.
schuldig geblieben. Dieser schuldet den Armen in Dattelen eine gleiche Summe.
Da stellt jener den Armen am 6. October 1675 einen Schuldschein über 10 Dlr.
aus, "da er in dieser betrübten Bauernzeit sie nicht zahlen könne."
1676 den 12. Februar erklären die Meckinghöver Markgenossen (180) vor Notar
Liphaus in Plankermans Hause, "wie daß sie bei diesen beschwerlichen und
kümmerlichen Zeiten sowohl von den Oßnabrügischen Fußvölkern Einquartierungen
als auch von den Brandenburgischen Einquartierungen Reuterey Verpflegung ganz
außgemergelt worden, die Markgenossen weiters keine Mittel sähen, wenn nicht
bei einem oder anderem auf die Meckinghöver Marken ein Stück Geld möchte
aufgenommen werden; sie hätten sich zu Johan Poeßkemper in Borghagen, der ein Wischenplatz
[eine Wiese] in Besitz hätte, begeben und ihn gebeten, noch ein Stück Geldes
vorzuschießen, was er endlich auf vieles Bitten zugesagt, wenn die Grundherrn
ihren Consens gäben." Dieses geschieht, der Kellner H.Fabritius
unterschreibt: Hunc actum nomine Serenissimi ob hoc calamitosum opus ratifico.[52]
Am 20. März 1676 leihet
die Bsch. Meckinghoven von den Eheleuten Vincenz Wember und Elis. Middeldorf in
Horneburg 50 Daler, "bei gegenwärtig churbrandenburgischen und lüneburger
ohnerträglichen Einquartierung, mißwachsenen Jahr und geldklemmenden
Zeiten" und "da ihre Mittel nicht erlauben, solche in Eill wieder
beizubringen", stellen sie zum Unterpfand "ein Wieschengrund in der
Torfheiden." Am 8. April gibt die Bsch. Döttelbeck dem Melchior in
Oberwiese ein Orth aus der Gemeinheit zu Weidegrund in Gebrauch für geliehene
35 Daler, "die sie zur Abstattung ihnen bei gegenwärtigen so
churbrandenburgischen als fürstlich osnabrückischen Einquartierungen
aufliegenden großen Kriegsbeschwer hinwieder verwenden müssen und in diesen
beschwerlichen geldklammernden und benauten [notleidenden] Zeiten aus
Gemeinheitsmitteln sobald nicht ablegen können."[53]
Am 13. April nimmt
dieselbe Bauerschaft von Johann Köster an der Klünnemehr 30 Daler auf "in
ihren schweren Nöthen zu Behuf jetziger schwerer lüneburger (181) und
brandenburgischer Einquartierung und vielfältig laufenden Kontributionen."[54]
Zu demselben Zwecke
leihen am 2. Mai die Kötter in Borghagen 16 Dlr.,[55] am 15. Mai die Bsch. Meckinghoven
15 Dlr.[56]
Am 30. October 1676
bekennen die Bauern von Meckinghoven, daß sie früher von Herrn Diederich von
Quadt, Herrn zu Flamesheim, Thumberg, Ickern und Tyllen, 30 Dlr. aufgenommen;
daneben habe ihnen nun von Quadt "in ihren höchsten Nöthen, da ihnen bei
jetziger Invasion der Münsterschen Völker unterschiedlich Executanten
kostbahrlich über den Hals gezogen, noch 50 Dlr. geliehen; sie aber hätten
keine Mittel "bei diesen theuren geldkümmerlichen Zeiten, da sie bei
vorgeweßener churbrandenburgischer und fürstlich lüneburger Einquartierung bis
auf den äußersten Grund ausgeäßet, diese ahnsehliche Summe aus dem Ihrigen zu
zwingen," so wollten sie die 30 Dlr. auf gewissen Tag zurückzahlen, für die
50 Dlr. geben sie ihm die Ickersche Heide neben Gantenfort und Loburg auf 40
Jahre zur Plaggenmaet.[57]
Es hatte nämlich der
Bischof von Münster Christoph Bernard seine Truppen eigenmächtig im Veste
Recklinghausen einquartiert; hier trieben sie über 24000 Thaler ein.[58] Im
Dezember 1676 kamen wieder Brandenburger, welchen bald die Kaiserlichen (Graf
Waldecksche Völker) nachfolgten. Am 6. December waren in Datteln 1300 Soldaten
auf 2 Tage und Nächte mit 100 Wagen und 5 Geschützen, außerdem 2 Kompagnien
Reiter und 300 Pferde von der Cavallerie im Quartier; sie wurden geführt von
dem brandenburgischen Rittmeister Hundt und dem Oberlieutenant Heiden.[59] Hundt
hatte später sein Standquartier in Waltrop. Zur Unterhaltung der Truppen u.
Aufbringung der Kontributionen wurde 2½ Schatzung (182) ausgeschrieben. Horneburg
zahlte an den Rittmeister Hundt in Waltrop laut Quittung desselben für die
Monate Dec. 1676 und Jan., Februar, März 1677 je 18 Rthlr. Von Recklinghausen
aus erging unter dem 6. Jan. 1677 der Befehl des Röm. Kays. Majestät
Feldt-Kriegsbesteller-Obercommando gez. Ferdinand von Sturm zu Veheinger an die
Freyheit und Flecken Horneburg; ob der im Vest einquartierten Kaiserlichen
Völker zehn portiones jede monatlich ad 3 Rthlr. und 1 Rthlr. Servis vom 1.
November bis letzten April zu Händen des Cassirers Reinerus Brouer in
Recklinghausen zu zahlen, unter Strafe militärischer Execution. Am 24. Januar
1677 kam der Befehl: "Horneburg soll zu des Obristen Küchen morgen
ohnfehlbar ½ Ohm Wein [69 l], ein Stück Rindvieh, einen gutten Hammel, 6
Schinken und 20 Pfd. Butter einliebern [einliefern]." Vom 2.-15. April
mußte die Freiheit "einen Führer mit bei sich habenden 5 Mann mit
gehörigem Quartier und Nothtürftigen unterhalten und versehen" laut Befehl
d.d. Westerholt den 2. April 1677 von "Bourgstorff, Röm. Kayserl. Majest.
unter dem hochgräflichen Wallonischen Regiment zu Fuß bestallter
Obristwachtmeister." Und "weilen die Freyheit 30 Rthlr. zur
ausgeschriebenen Schatzung schuldig geblieben, sollen zwei von dieser zugleich
auf Execution verlegt werden, welche nach Kaiserlicher Ordinanz sollen
verpflegt werden." Es waren auch 3 Weiber dabei.
Am 24. Februar 1677 war
"ein Fähnrichs Junge mit Pferd" auf Execution nach Horneburg gelegt,
bis die ausstehenden 4 Schatzungen gezahlt seien. Der Soldat erhielt neben Kost
und Futter für sein Pferd täglich ½ Rthlr., er blieb bis zum 16. März. "Da
wegen der vielfachen Einlagerungen von Kaiserlichen und Brandenburgern in
Winterquartieren Horneburg durch Geldanleihen in Schulden gekommen" wurde
durch Beschluß der Bürger vom 21. Januar 1677 eine Mahlsteuer eingeführt: (183)
jeder Bürger sollte von dem, was er zur Mühle brächte, von jedem Scheffel
Roggen einen Stüber, von einem Malder Malz 3 Stüber, und von einem Scheffel
Weizen 2 Stüber geben, die Hausleute aber die Hälfte."
Am 25. April verkaufen
Bürgermeister und Churgenossen der Freiheit erblich an Eheleute Vincent Bencke
und Anna Wenber in der Horneburg ein Stück Gartenland für 36 Richsthaler 3
Richsort, "dieweil sie in Geldnoth gekommen bei dieser
Churbrandenburgischen Reuterey und Graf Waldeckschen Regiment zu Fuß und
sonderlich bei Einlogirunge des Herrn Obrist-Lieutnant Baron Ulrici
ohnerträglichen Winterquartierungen verwendeten Geldes." Dieser Ulrici kam
am 2. April mit Bagage, 6 Dienern und 8 Pferden; er wurde dem Johann Schlüter
ins Haus gelegt, "der ihm das ganze Haus schier einräumen" müssen und
3 Betten. Vom 14. April an auf 2 Wochen kamen noch hinzu ein Munsterschreiber
[Schönschreiber, Kalligraph], ein Fourier, 2 Fourierschützen, 3 Weiber und eine
Magd. Am 22. April forderte der Obrist den Bürgermeister auf, für seine Pferde
Hafer zu beschaffen. Welche Kosten Ulrici der Freiheit im Monat Mai bis zu
seinem Abgange verursacht hat, das ist zu ersehen aus folgender
"Designation wegen der freiherrl. graf Waldeckischen aufgelaufenen Kosten
vom 1. Mai bis lesten [(Monats)letzten] anno 1677."
"Des Grafen von
Waldeck seine Knechte und Pferde allhier verzehrt 2 Rthl. 17 stbr.
Item 2 Schinken 1 Rth. 48
stbr.
Item an baron Ulrici
geben müssen vom 1. bis 8. Mai alle Tage 1 Rth. 15 stbr. [insgesamt] 8 Rth. 45
stbr.
vom 8. bis lesten alle
Tage ein Ducat und 2 Schinken zu jeder 1 Rth. 2 stbr. [insgesamt] 49 Rth. 12
stbr.
Alle Woche ein fett Kalf
2 Rth. 20 stbr.
f. sein Logement alle
Woche 1 Rth. 30 stbr. [insgesamt] 6 Rth. 20 stbr.
Item 4 forrierschützen,
3 Weiber, Munsterschreib., 4 Knechte, alle Nacht Schlafgeld (184) 1 stbr. in
Summa 6 Rth. 12 stbr.
Item alss baron Ulrici
seynen Abscheidt genohmen, ihm auf die reysen müssen mitgeben 6 schenken zu 2
Rth. 37 stbr.
Summa Summarum 79 Rth. 21 stbr.
Auch für den Winter
1677/78 sollten Kaiserliche Truppen im Vest Winterquartiere beziehen. Um dieses
abzuwenden, hatten die Vestischen Landstände 20000 Thlr. bewilligt und den
Kurfürsten ersucht, eine extraordinäre Kopfsteuer ausschreiben zu dürfen.
Dieser genehmigte es und befahl am 27. März 1678 dem Statthalter, die Hälfte
alsbald einzufordern und "an die in Westfahlen liggende Kaiserliche Völker
um desto balder Zahlung zu leisten, damit sie dorten bleiben mögen, sonsten
dieselbe an die Vestische Landschaft zu deren großen Beschwer zu
assigniren." Am 3. April erging der Befehl an die Vorsteher der Gemeinden,
binnen 8 Tagen diese Hälfte dem Vestischen Einnehmer Horst einzuliefern, unter
Strafe der Militär-Execution. Diese wird aber, wie bei Henrichenburg, so auch
bei den meisten andern Gemeinden erfolgt sein. Am 13. Juni erhielt der zu
Westerholt liegende kurkölnische reformirte Lieutenant von Gulp den Befehl,
acht seiner Leute auf Execution nach Henrichenburg zu schicken; er selbst aber
solle mit seinen übrigen Leuten bis zur Abbezahlung in Horneburg bleiben.[60]
Im Jahre 1679 wurde die
Bedrückung noch ärger. Brandenburger und Franzosen lagen im Veste. Die
Unsicherheit nahm zu. "Am 12. April wurden die Kirchensachen vom Pastor
und den Kirchmeistern von Datteln per Wagen nach Dortmund zum Kloster in
Verwahrsam gebracht;[61] erst 1688 im Februar wurden sie
wieder zurückgeholt. Geldanleihen wurden gemacht, Kontributionen über
Kontributionen ausgeschrieben, um sowohl die Fremden (185) als auch die einheimischen
Soldaten zu unterhalten, und da es den Gemeinden immer beschwerlicher wurde,
selbe rechtzeitig zu zahlen, wurden sie unnachsichtlich durch Militär-Execution
beigetrieben. Im Mai wurde "in Behuf des brandenburgischen
General-Lieutenants Freiherrn von Spaen" eine Kontribution ausgeschrieben.
– "Der in Wesel liegende französische Commissar Fonmort habe von der
Vestischen Landtschaft 7000 Rthlr. prätendirt. Die unumgängliche Notturft
erfordere es, in Abschlag derselben eine volle Kontribution alsbald und in der
Art auszuschreiben, daß selbige zum allerlängsten nächst künftigen Freitag, den
7. dieses Monats unfehlbar und zur Verhütung der sonst einer jeden Stadt,
Freyheit, Kirchspiel und Pauerschaft unausbleiblich bevorstehender
französischer scharffer Militärexecution bezahlt werden müsse." Befehl des
Statthalters vom 2. Juli 1679.[62] Diese Kriegssteuer betrug 2¼
Schatzung und machte für die Gemeinde Datteln 668 Thlr., für Horneburg 31½ Thlr.
Die Stände des Vestes sahen sich genöthigt, am 25. Juli 10000 Rthlr.
aufzunehmen, "um die gänzliche Verwüstung und Ruin des Vestes abzukaufen,
welche die französischen Truppen unter dem Kommando des Gen.-Feldmarschalls de
Crequi, durch welche sie schon mehrentheils verdorben seien, angedrohet hatten,
da das Vest nicht mehr im Stande sei, ein solche Summe aufzubringen."
Am 21. Juli wurde auf
dem Vestischen Landtage beschlossen "zur Abwendung der von den Franzosen
hart angedrohten militär. Execution soll alsbald eine Vihlige Contribution
ausgeschrieben werden, damit dadurch der vorhandene Aufbruch der Franzosen
befürdert werde, sonst hätten sie erklärt, daß sie selbst die Execution
vornehmen würden." In Folge dessen mußten täglich 5 Kühe aus dem ganzen Land
geliefert werden; die Franzosen hatten vor Recklinghausen und im Kirchspiel
Dorsten Lager.[63] (186) Am 9. December leihet die
Bsch. Meckinghoven von Johan Sontag von der Henrichenburg 10 Dlr., "die
sie zur brandenburgisch. Einquartirung verwenden müssen." Am 20. December
leihen die Bsch. Beckum und Becklem von den Eheleuten Tilman Hassenkamp und
Anna Serges 55 Dlr., "die sie wieder zu der brandenburgischen
Einquartirung und die französische Lager zu Hillen verwenden müssen.[64] In den
Städten Dorsten und Recklinghausen, und in den Vestischen Freiheiten lagen die
kurkölnischen Soldaten im Quartier. Horneburg mußte vom 6. Juli 1679 an auf 6
Tage 25 Mann beköstigen; vom 19. August bis 4. September "von des
Oberstwachtmeisters de Kienn einen Fendrich [Fähnrich] mitt bei sich habenden
24 Mann"; vom 17. Sept. bis 14. December "von des Obristen
Lieutenants de Clene Kompagnie 54 Personen mit Weib und Kindern." Man
rechnete für jede Person täglich 10 Stüber. Vom 14. December bis 20. Mai 1680
mußte es "die nöthigen Servisen beschaffen vor 12 Mann mit Weib und
Kindern im Ganzen 19 Persohnen, täglich je 3¾ Stüber, = 187 Dlr. 37½ stbr.; desgl.
vom 18. Mai 1680 bis 29. April 1681 für 6 Soldaten.[65]
Im Mai 1683 wurde
wiederum eine volle Schatzung als Kontribution ausgeschrieben. Am 27. Dezember
1684 kamen brandenburgische Soldaten vom holsteinschen Regiment zu Fuß auf
ihrem Marsche von Cleve nach der Mark in Horneburg an. Hier wurden sie von
einem Herrn von Wersabe ohne Vorzeigen einer Ordre vom Statthalter
einquartiert. Die Bürgermeister der Freiheit, Vinzenz Klaverkamp und Wilh.
Plankermann, hierüber entrüstet, requirirten [forderten an] den Notar Werner
Wulff und trugen ihm auf, sich mit zwei Zeugen zum von Wersabe zu begeben, die
Vorzeigung der Ordre zu verlangen und eventuell gegen allen ihnen zugefügten
Schaden, Kosten usw. zu protestiren und über den Hergang ein Protokoll
aufzunehmen. (187) Wersabe gab zur Antwort, "es sei einem Kavalier vom
Lande schimpflich, die Ordre von ihm zu fordern und herauszugeben; er habe
selbe vom Statthalter, verweigere sich aber, copiam [eine Kopie]
herzugeben." – Diese Soldaten lagen am 27. und 28. December in Horneburg,
auf 40 Häuser vertheilt, im Ganzen 326 Personen, darunter 51 Weiber und 44
Kinder.
Nach dem
Kopulationsregister lagen die Brandenburger 1689 noch in Datteln und in den andern
Gemeinden des Vestes, ebenso auch münstersche Soldaten. Im Juli zogen diese
fremden Truppen ab. Der Kurfürst hatte angeordnet, daß 200 Mann aus dem Veste
sollten ausgehoben, montirt [eingekleidet] und in die Städte Dorsten und
Recklinghausen nach Abzug der brandenburgischen und münsterschen Völker gelegt
werden, um diese Städte vor unvermutheten feindlichen Ueberfällen zu bewahren.
Die Landstände beschlossen, daß auf je 20 Thlr. in der Kontribution ein Mann
sollte ausgehoben und gestellt werden; da aber dieser Verordnung nicht überall
nachgekommen war, beschloß der Landtag am 7. September, die Freiheiten, Dörfer
und Bauerschaften, welche ihren Mann nicht gestellt, sollten durch Execution
dazu angehalten werden, statt des Mannes 8 Rthlr. für die Montirung zu zahlen.[66]
Im April 1693
marschirten brandenburgische Völker nach Ungarn. Im März 1695 wurde abermals
eine extraordinäre Kontribution ausgeschrieben, "um die Kosten für die
Verpflegung der dem Veste zugewiesenen Artillerie-Pferde und für die
monatlichen Portionsgelder der dazu gehörenden Personen aufzubringen."[67]
Die Bauernhöfe unserer
Gemeinde waren immer mehr mit Schulden belastet worden. Von Ensbergs Hofe in
Hachhausen waren im Jahre 1721 im Ganzen 46 Scheffel Landes versetzt und in den
Händen der Gläubiger. (188) Brinkmanns Hof an der Lippe in der Bsch. Natrop war
so verkommen, daß nicht die geringste Hoffnung war, er könne von dem Besitzer
wieder in guten Stand gesetzt werden. Dieser hatte seit vielen Jahren keinen
Gewinn mehr bezahlt. Der Hof war ein Domkapitelshof und gehörte zum Reichshofe
Oer. Bereits 1644 hatte ein Sohn, dem der Hof zufiel, Diderich mit Namen, aus
Scheu vor der drückenden Last "bei wehrendem Kriege" zu Gunsten
seines Bruders Johann und dessen Frau Kath. Hofstedden auf den Hof verzichtet
und war freiwillig weggezogen. Am 18. Juli 1695 wurde der Hof auf dem Wedemhofe
in Datteln (d.h. in der Pastorat) von Neuem meistbietend verpachtet und dem
Goswin Christoph von Neuhoff und seiner Frau Christine Margaretha geb. von der
Mark, Herrn und Frau zu Rauschenburg, zugeschlagen.[68] In den Schulddokumenten wiederholen
sich die Klagen über "geldkümmerliche und schlechte Bauernzeiten" bis
tief ins 18. Jahrhundert hinein.
Im Jahre 1735 lagen hier
wiederum fremde Truppen, Ensberg stellt dem Hüser in Redde am 30. Januar eine
Obligation über 30 Thlr. aus, "da er bei diesen beschwerlichen
Kriegseinquartierungen das Kapital nicht zurückzahlen könnte." Es war dies
preußische Einquartierung. Sie lag im ganzen Veste und steht im Zusammenhange
mit dem neuen Kriege gegen Frankreich, in welchem Friedrich Wilhelm I. den
Kaiser Karl VI. unterstützte, u. mit dem Streite um die Jülich'sche
Erbfolge."[69]
§ 19.
4. Im österreichischen
Erbfolgekriege 1740-48 stand Frankreich gegen Oesterreich auf Seiten des
Kurfürsten von Baiern Karl Albert, dem auch sein Bruder der Kurfürst von Köln
Clemens August zu Hülfe kam. Das Jahr (189) 1740 endigte mit einem äußerst
strengen Winter. Vom 30. December an stieg die Kälte immer mehr. Die Bäume
barsten, wie die Datteler Chronik berichtet, unter furchtbarem Knallen, das
Vieh in den Ställen war ganz weiß. Die Lippe war vom 8. Januar bis 14. April
1741 zugefroren. Der Winter währte bis in den Mai hinein; am 8. Mai fiel noch
eine große Menge Schnee. Viel Hornvieh kam durch Kälte, noch mehr durch
Futtermangel um. Manche Leute warfen das Stroh von den Dächern dem Vieh als
Futter vor. Im März trat auch Fruchtmangel ein. Das Malder Korn[70] stieg
zu 10-11 Thlr. Doch hörte die Theuerung mit der glücklich beendigten Ernte auf.
Im Herbste 1741 kamen die Franzosen über den Rhein, besetzten Westfalen und
bezogen Winterquartiere. Am 11. November lagen 2500 Mann im Veste, in Buer,
Westerholt, Dorsten u. Recklinghausen. Alle Einwohner des Vestes mußten
wöchentlich zwei Mal Lebensmittel aller Art nach den Quartierörtern abliefern;
jedoch mußten die Franzosen Alles bezahlen und sie bezahlten gut.[71] Auch
war man mit ihrem Betragen wohl zufrieden; sie hielten strenge Mannszucht, wie
1742 den 13. Februar Pastor Koene von Datteln schreibt, er bemerkt aber, daß
man wünsche, bald von der Einquartierung befreiet zu werden.[72] 1743 kam die feindliche Parthei ins
Vest. Unter den Truppen müssen auch Hessen gewesen sein. Man hatte das
Verfahren derselben zur Zeit des 30 jährigen Krieges noch nicht vergessen
und jetzt große Angst vor ihnen. Unter dem 12. März 1743 schrieb ein gewisser
Schoras aus Recklinghausen an den genannten Pastor Koene, der damals Vestischer
Commissar war:
(190) " Dahier wird
von den anrückenden Völkern furchtsam gesprochen, dabei gesagt, als wäre es
andem, daß alle geistlichen Bischofsthümer säcularisirt oder profanirt werden
sollen. 1648 haben die Hessen übel gehauset; ich lese, daß der zeitige
[damalige] Verwalter alle Einkünfte dem hessischen Commissario hat liefern und
berechnen müssen. Gott bewahre uns, daß dergleichen Zeiten nicht wiederkommen.
Die vorsagenden Gäste seiend Bundgenossen deren von bald einer Art."
§ 20.
5. Der siebenjährige Krieg 1756-1763.
Größer waren die Leiden,
von welchen das Vest durch den 7 jährigen Krieg getroffen wurde. In diesem
Kriege war Frankreich im Bunde mit Oesterreich, während Braunschweig und der
König von England (zugleich Kurfürst von Hannover) mit Friedrich II. König von
Peußen [Preußen] hielten.
Im April 1757 rückten
die französischen Truppen von Dorsten her nach Recklinghausen und Umgegend.
Hier blieben sie 14 Tage liegen, worauf sie über die Lippe zogen. Sie nahmen
Alles ohne Umstände weg, was sie für sich und die Pferde gebrauchen konnten.
Von Hühnern blieb fast nichts übrig. Offiziere und Gemeine raubten die Pferde
aus den Ställen. Täglich wurden von den Bauern Wagen und Pferde requirirt, die
nach 6-8 Tagen, oft auch erst nach ebensoviel Wochen zurückkehrten. Viele
Fuhrleute ließen Wagen und Pferde im Stich, um ihr Leben zu retten.[73]
Um Ostern des J. 1758
kamen die Franzosen auf ihrem Rückzuge wieder durch Datteln und blieben hier
zwei Tage liegen. Sie nahmen aus dem Dorfe Leute mit nebst Brettern und Wagen,
um Brücken zu schlagen. Ihnen folgten die Braunschweiger, welche
Kontributionen (191) ausschrieben. Das "königliche britanische und
Churbraunschweigisch-lüneburgische Feldcommissariat" befahl unter Strafe
der Militär-Execution, daß vor dem 11. April 15000 Scheffel Hafer, 5000 Sch.
Roggen und 7000 Centner Heu aus dem Veste nach Lünen müßten
geliefert werden. Diese Lieferung wurde auf die Gemeinden in der Weise reparirt
[aufgeteilt], daß auf jeden Thaler der Schatzung 3 Scheffel Hafer, 1 Scheffel
Roggen berl. Maaß und 10 Bund Heu à 10 Pfund fielen.[74] Die Bauern sahen sich wieder
genöthigt, Geld aufzunehmen. Rensmann in Markfeld lieh 34 Thlr. von der Kirche;
dem Nethövel in Pelkum hatte Heinr. Brinkmann "zu jüngst vorhergegangener
Lieferung an Heu, Hafer und Roggenmehl wegen Churfürstl. hannöverscher und alliirter
Armee" theils an Korn theils an Geld 35 Thlr. vorgeschossen. – Darauf
blieb das Ländchen eine Zeitlang verschont, bis Mitte August, wo einige
Regimenter Hannoveraner von Düsseldorf herkamen, um Haltern zu
nehmen. Sie lagerten auf dem Dattelner Brock; das Dorf mußte Brod liefern. Der
Kommandant befahl, schnell Brod zu backen, da noch mehrere nachkämen. Das traf
auch ein. Die Franzosen rückten heran, ihre Avantgarde lagerte
in Meckinghoven, Horneburg und Suderwich. Die Hannoveraner zogen über die
Lippe, während die Franzosen im Veste blieben. Sie lagerten bei Recklinghausen
und Bossendorf; zu Flaesheim, Ahsen und Datteln standen Observations-Corps,
welche die Lippe bewachten. In Horneburg blieb die Avantgarde 8 Tage, worauf
sie nach Lünen zog. Die Soldaten nahmen von Aeckern und Wiesen, was sie fanden;
demnächst raubten sie aus den Häusern. In Datteln wurden Sicherheitswachen
ausgestellt und von jeder Hausstätte die Lieferung von ½ Scheffel Hafer täglich
angelobt, in der Hoffnung, daß man so das Stroh noch behielt.[75] In Folge mannigfacher (192) Klagen
über Ungebühr und extravagante Forderungen von Seiten des französischen
Militärs erklärte der Oberbefehlshaber Marquis de Contades in einem Schreiben,
das er unter dem 24. August aus dem Feldlager bei Dorsten an die kurkölnische
Regierung erließ, daß nur nach vorhergeschehener Anweisung an die Ortsobrigkeit
und gegen Bescheinigung den Soldaten Victualien geliefert usw. Ausschreitungen
aber sowohl bei Offizieren als bei Gemeinen, wenn ihm solche angezeigt würden,
strenge sollten bestraft werden.[76]
Auch die benachbarten
Territorien mußten zur Verpflegung der Truppen beitragen. Im August lieferte
die Herrlichkeit Bodelschwing-Mengede in's Lager bei
Recklinghausen 1017 Rationen Heu a 12 Pfd., und 890 Rationen Hafer. Dieses
hatte nach damaligem Marktpreise, den Scheffel Hafer zu 2 Thlr. und 1000 Pfd.
Heu zu 10 Thlr. gerechnet, einen Werth von 418 Thlr. 40 stbr. Auf Befehl des
commandirenden Generals Baron von Dryhern mußte sie in das Lager der
sächsischen Truppen bei Castrop 650 Infanterie-Rationen (Werth 325 Thlr.)
liefern.[77]
Am 29. September setzten
die Franzosen über die Lippe und überrumpelten das bei Bork stehende
holstein-gottorpsche Korps und zerstreuten es.[78] Bei ihrem Abzuge aus Datteln am 15.
October forderten die Soldaten noch von jedem Bürger ein Malder Roggen und
Hafer. Sie verließen das Vest und rückten in die Grafschaft Mark ein nach Hamm
und Lippstadt, und um Allerheiligen zogen sie über den Rhein in die
Winterquartiere. An Geld hatte das Vest 12000 Thaler aufbringen müssen.[79]
Nach dem Abzuge der Franzosen
wurde unsere Gegend von den jenseits der Lippe lagernden Hannoveranern
gebrandschatzet. Fast täglich kamen Patrouillen und ganze (193) Kompagnien, oft
drei nach einander, herüber und erpreßten von den Landleuten Victualien und
Geld; manche blieben auch längere Zeit. Hierüber wie auch über die Bedrückungen
in den folgenden Jahren, 1759-1762, finden sich ganz spezielle Nachrichten im
Archiv zu Horneburg. Die "churfürstliche Freiheit
Horneburg" reichte bei der Vestischen Statthalterei eine spezifizirte
Berechnung der Kosten ein, welche die verschiedenen Einquartierungen sowohl der
Gemeinheit als auch den einzelnen Einwohnern verursacht hatten. Alle erboten
sich, die Angaben eidlich zu erhärten. Es sind 4 Rechnungen; drei geben den
Schaden und die Kosten an, welche die großbritanische alliirte Armee in den
Jahren 1759/60, 1761 und 1762 der Freiheit gebracht, und ein [eine] enthält die
Kosten der französischen Invasion im Jahre 1761.
Sie geben uns ein
anschauliches Bild von den unsäglichen Plackereien, welche das Land hat
ausstehen müssen. Was von Horneburg gilt, das gilt in gleichem Maaße zunächst
von der Gemeinde Datteln, von welcher Horneburg fast ganz eingeschlossen ist.
Diese Freiheit hatte damals 42 Haushaltungen. "Anno 1759 den 29. Januarii
Ist das hochgräfliche schaumburg lippische Carabinier und Jäger Corps zu Fuß
nemblich 60 Carabiniers und 80 Jäger dahier Eingerücket, welche von der
Freiheit Horneburg Elff Tage lang kostbahrlich verpfleget werden und schier
alle Einwohner diesen des Tages zweimahl nebens Bier und Brandtwein den Coffee
anschaffen müssen, alß setzen gering für jeden man täglich 20 stbr. fc. [facit
– macht] in elff Tagen 513 Thlr. 20 stbr. Diese seient den 6. Juny erst
aufgebrochen und auf Dortmundt marschiret, folglich 128 Tage gelegen, und nicht
allein Tag und Nacht, wohe in den Häußern logirt gewesen, sondern auch in den
stallungen, wohe die pferde gestanden, Kein Licht außgehen lassen, die macht,
alß setzen gering, ob zwaren auf Unterthänigstes Suppliciren [Bitten] deren
Einwöhnern täglich ein sechzehntel (194) K. olij [Lampenöl] und etwah Holtz
aufm Lande angeschaffet, so hat doch Keiner so wenig mit dem olij alß Holtz,
weilen solches meistens von den HH Officiers und zur wachen weckgenommen, auch
nuhn und dan außgeblieben, alßo die halbe Zeit nichts bekommen, weniger das
Essen für die einquartirten Kochen können, geschweige daß öffentlick daß gemüeß
auß allen gartens gehohlet und gäntzlich von allen ledig gemacht, p. man gering
2 stbr., fc. vor 140 man in 128 Tagen 597 Thlr. 20 stbr., obschon täglich
angeworben und alß abmarchiret über 30 man stärker geweßen." Die
Hauptwacht war bei Peveling; außerdem waren Wachtstuben bei Adolph Schenke und
in der Schule. Die Gemeinde mußte diese in Stand setzen und erhalten, auch
Kohlen, Holz, Stroh und Fusel für die Wache liefern. "Den 11. Febrarii alß
das Bier auffgegangen 2 man beym Bürgermeister umb solches zu schaffen auf
Execution gelegt." "Den 5. May seint auß Haltern vom H. Hauptman
Scheiter 150 man dahbey dahier eingerücket und biß den 14. alßo 9 tage
verplieben; den 24 May seient die leibgrenadiers ad 50 man von Sr. hochgräfl.
schaumburg lippischen Exell. dahier eingerücket und biß den 6. Juny alßo 13
tage verplieben."[80]
Im August 1759
lagen Franzosen unter Cambefort in Horneburg. Laut Befehl vom
11. August mußte die Herrlichkeit Bodelschwing-Mengede 80 Cavallerie-Rationen
Hafer und Heu und 300 Pfd. Fleisch dahin liefern. Dieselbe Landschaft hat
ferner geliefert an das Korps des General-Lieut. Marquis d'Armentieres, welches
bei Lünen stand, auf Befehl vom 24. September, 918 Rationen Hafer und 878 Rat.
Heu a 18 Pfd. (Werth 468 Thlr. 8 stbr.); an den Kapitain de la Fitte Caupenne,
der mit 100 Volontairs [Freiwilligen] vom 26. October bis 28. November in
Mengede lag, 1591 complete Rationen Hafer und (195) Heu, 420 Gebund Stroh, 2361
Pfd. Fleisch und 31 Pfd. Hammelfleisch, welches zusammen mit andern
Verpflegungskosten für Bier, Brod und Wein einen Werth von 1058 Rth. 26 stbr.
hatte. Außerdem erpreßte derselbe Kapitain unter den heftigsten Bedrohungen
noch 144 Rthl. baares Geld. An das Regiment de Beaufremont in Castrop sollten
auf Befehl vom 5. Nov. 3000 Cavaller. Rat. Hafer und Heu geliefert werden. Die
Herrlichkeit lieferte 1326 Rat. Hafer und 1278 Rat. Heu à 18 Pfd. (Werth 675
Thlr. 2 stbr.); der Rest wurde auf inständiges Anhalten nachgelassen.[81]
Jetzt kamen die preußischen
Verbündeten wieder in unsere Gegend. Am 12. October 1759 hatte der
Oberstwachtmeister von Bülow Dorsten überrumpelt und es den Franzosen
entrissen.[82] Am 3. Nov. kamen 8 hessische
Husaren nach Horneburg und forderten von der Gemeinheit 800 Rationen Hafer.
Beim Bürgermeister blieben sie liegen. Dieser mußte ihnen Wein, Brantwein,
Kaffee, Sucker, 38 Kanne Bier, einen trockenen Schinken von 17 Pfd., 2 halbe
Schweinsköpfe, 14 Mettwürste, 4 Hühner, eine fette Gans, Butter und Brod geben;
Brantwein und Würste nahmen sie noch mit. Einem Unteroffizier und einem
Gemeinen mußte er noch ein neues Hemd geben. Anfangs December zog die alliirte Armee
durch unsere Gegend. Am 2. lagen in Horneburg c. 320 Mann theils Infanterie
theils Husaren, und mußten von den Einwohnern verpflegt werden. Diese kehrten
am 6. zurück und machten einige Tage Halt. Zugleich kam ein anderes Kommando
auf 21 Tage; am 27. rückten Soldaten vom Scheiterschen Korps ein, die 16 Tage
blieben. Bei Durchmarsch (am 2. Dez.) hatte Pastor Cremer einen Wacht- und
Quartiermeister, einen Feldchirurg, einen Husar, 1 Marketender und 2 Knechte im
Quartier; (196) diese kehrten am 6. zurück. Vom 14.-17. Dezember mußte er 4
Jäger bewirthen und ihnen seine Stube einräumen. Berndt Behlers hatte am 2. und
6. Dez. 8 Mann kostbarlich verpflegen müssen, und von den Hessischen noch 5
Mann 2 Tage lang. "Bei dem großen Durchmarsch sei ihm für mehr als 1 Thlr.
Brod abgezwungen; dan haben ihm selbige einen Sabell aufm Rücken in Zwei
geschlagen, welchen dabey annoch bezahlen müssen mit 1 Thlr. 20 stbr."
Kaufhändler Joh. Henr. Möller klagt, "daß ihm zwei junge Hengstpferde aus
dem horneburgischen Busche von den Englischen hier passirten Truppen entrücket
seien, deren Eines zu Recklinghausen an Jürgen Henningfeldt für 6 Thlr.
verkauft, welche diesem obruckgeben müssen, anderes aber um keine 40 Thlr.
verkauft hätte. Diese habe er 4 Tage verfolgt. Auch sei ihm ein Korb mit Bienen
weckgenommen und des Majors Medell seine Bedienten hätten ein Beschlagradt von
seiner Karr genommen, für welches, daß zu Lünen obrückbekommen, 1 Thlr. 30
stbr. geben müssen."
Fortwährend das Jahr
1760 hindurch kamen Patrouillen von der Armee der Alliirten, die von den
Vorstehern auf Kosten der Gemeinheit verpflegt werden mußten. Horneburg hatte
hierfür vom 6. April bis im November 74 Thlr. 48 stbr. verausgabt. Am 21. Mai
kam ein Kommando hessischer Husaren dahin, welche 8 Tage auf dem Brock vor der
Freiheit lagerten. Jeder Einwohner mußte einen Mann verpflegen, "wofür
zwar täglich 1 Pfd. Fleisch und 1½ Pfd. Brod geliefert würde, doch müßten sie
Bier, Brantwein, Sucker und Kaffee geben, und alß sie das Geld hierzu nicht
beibringen können, haben die Vorsteher es aufgenommen, 42 Thlr. 45 stbr."[83]
(197) Um Michaelis 1760
kam der Erbprinz Ferdinand von Braunschweig mit 30000 Mann bei
Recklinghausen an und zog weiter nach Wesel und Rheinberg, um diese den
Franzosen zu entreißen. Seine Anstrengungen waren jedoch vergeblich und er
hielt es für gerathen, für den Winter nach dem Münsterlande zurückzukehren.[84] Vom 28.
Sept. bis 26. Oct. hatte Horneburg und Umgegend viel Einquartierung. Am
schlimmsten war es am 26. Oct. beim Durchmarsch der Braunschweiger,
wahrscheinlich auf ihrem Rückzuge nach dem Münsterlande; jeder Bürger hatte
8-12 Mann zu verpflegen. Fast Alle klagen auch über Gewaltthätigkeiten der
Soldaten, und beim Abzuge fanden sie, daß ihnen verschiedene Sachen abhanden
gekommen waren. Die Bauern der Umgegend mußten Spanndienste leisten. Diederich
Stehman hatte außer 10 Braunschweigern "noch einige Bauern, so die Bagage
gefahren, im Hause, welche von seinen ungedroschenen Früchten für mehr als 2
Thlr. verfüttert." Wilh. Bencke hatte 9 Braunschweiger und noch 8 Bauern
und 2 Kühe so bewahren müssen."[85]
Den ganzen Winter
1760/61 hindurch mußte an die Armee der preußischen Alliirten, die im
Münsterlande lagen, eine ungeheure Menge Heu, Hafer und Geld geliefert und
Spanndienste geleistet werden.[86] Im Juni 1761 begannen wieder die
Kriegsoperationen und das Vest hatte den übrigen Theil dieses Jahres von beiden
Partheien schrecklich zu leiden.[87] Um Gewaltthätigkeiten abzuwenden,
gab man den Befehlshabern der Truppen Geldgeschenke. So hat die Herrlichkeit
Bodelschwing-Mengede "an geheimen Douceurs [Geschenken], um den
angedrohten Plünderungen, Fourage-Lieferungen, Wegnahme der Pferde und Wagens
usw. zu verhüten, denen bereits (198) arretirten wieder loszuhelfen, oder auch
um gute Ordnung zu halten, denen Officiers Commissionairs und Trouppen vor und
nach bezahlt in Sa. 244 Thlr. 25 stbr.". Andere erpreßten sich Geld.
"Als den 25. Juni 1761 Mr. de Cambefort mit seinem Corps in die
Bauerschaft Oestrich einrückte, hat derselbe den Vorsteher in Mengede, Joh.
Henr. Kortnack, zu sich fordern lassen und ihm bedeutet, daß Falls nicht von
dem Gericht ein Douceur von 100 Rthlrn. sofort ausgezahlt würde, er im Begriff
sey, die härtesten Proceduren zur Hand zu nehmen." Das Geld wurde ihm
gegeben.[88] Im Juli kamen einzelne Streifzüge
von Kastrop, Bochum und Dortmund und raubten den Bauern alles Heu weg. Am 16.
Juli kam eine Patrouille vom Fischerschen Korps nach Horneburg, "der dabey
gewesene Wachtmeister hat vorgegeben, daß einen reitstock vermisset und
deßwegen Bürgermeistern gezwungen, daß solchen mit 5 Thlrn. bezahlen
müssen." "Am 22. Juli kam ein Kommando von Legion und 3 Kanne
Brantwein, 2 Schinken und 2 ganze Brode liefern müssen."[89]
Zwischen den Truppen des
Erbprinzen von Braunschweig und den französischen unter dem Prinzen von
Soubise hatten an der obern Lippe und Ruhr vielfache Kämpfe
stattgefunden. Am 10. August führte Letzterer seine Regimenter bis nach Bochum
zurück, ging Tags darauf bei Grimberg über die Emscher und später bei Haltern
über die Lippe in das Hochstift Münster.[90] Die Franzosen kamen in 4
Abtheilungen nach Recklinghausen und Umgegend. Der ganze Stimberg[91] war mit
Soldaten besetzt; die Bauern mußten Heu und Hafer dahin liefern.[92] Ueberhaupt
lag die ganze Gegend voll von (199) Soldaten; am 12. August mußte Heinrich
Jochman in Klostern wegen der Kriegsunruhen (ob tumultum belli) sein Kinde nach
Ahsen zur Taufe bringen. In Beckum Pf. Henrichenburg lag das Clermont'sche
Regiment. Dahin mußten auf Befehl des Majors vom 10. August der Pastor Cremer ½
und Wilh. Bencke in Horneburg 1 Tonne Bier liefern. Am 11. war Einquartierung
in Horneburg. Manche hatten eine ganze Kompagnie im Hause. Die Truppen waren
von den Korps Soubise, Cambefort, Fischer und Conflans.[93] Nach etwa 8 Tagen zogen die
Franzosen an verschiedenen Psätzen [Plätzen] über die Lippe ins Hochstift
Münster; gegen Ende des Monats August standen sie zwischen Coesfeld und
Münster, bei Schapdetten. Dieser Umstand wurde von den preuß. Alliirten
benutzt, um sich der Stadt Dorsten zu bemächtigen, welche schon seit längerer
Zeit wieder in den Händen der Franzosen war.[94] Am 29. und 30. August zog ihre
Hauptmacht von Horneburg über Erkenschwick nach Flaesheim, wo der Erbprinz von
Braunschweig bis zum 4. Sept. sein Hauptquartier aufschlug. Es wurde
schrecklich gehauset: Heu Hafer, Roggen, Schafe, Kühe, Pferde, Alles wurde den
Bauern weggenommen.[95] Am 29. August lag das Scheitersche
Korps in Horneburg und zog dann weiter nach Dorsten. Diese Stadt war am 30.
August von dem Obersten Huth mit 4000 Hannoveranern bombardirt und erobert
worden. Daraufhin kehrten die Franzosen aus dem Stift Münster zurück und nahmen
Dorsten am 3. Sept. wieder in Besitz. Das daselbst aufgestellte Scheitersche
Korps sah sich genöthigt, sich nach dem Oberveste zurückzuziehen und kam am 4.
Sept. wieder in Horneburg an. Der Erbprinz setzte am selben Tage bei Ahsen über
die Lippe und führte seine Truppen ins Hochstift (200) Münster.[96] Was nun
die Einwohner in dieser kurzen Zeit gelitten haben, davon gibt uns die
"Designation der Freiheit Horneburg" ein Bild. Darin erklärt Pastor
Cremer: "Am 29. August erst 9 Man Bäckers von den Scheiters Brod und
Milch geben müssen. Darauf als Major von Scheiter mit seinem Corps dahier
gekommen, habe 9 män Dragoner und grenadiers Frühstück, Bier und Brandtwein
geben müssen; des mittags Hauptmann Ergensard, fähnrich Ludesen und ein
Lieutenant die Taffel geben müssen, speiß und trank, 7 Knechte und Soldaten
ebenmäßig, Nachmittags Coffee und fourage für 7 Pferde. Alß das Lager zu
Flaesheim gestanden, sind meine 3 Gärten von der Hessischen unter dem Commando
des Lieut. von Wurmbs stehenden escorte der dahier im Felde gelagerten bagage
gäntzlich fouragiert und darahn die Heggen [Hecken] verdorben. Alß Major
Scheiter von Dörsten retierieret, habe 2 mans Grenadiers ins Quartier gehabt
und des Nachts essen und trinken geben müssen, Lieutenant von Veneman des
Morgens Coffee Haubtman Blomberg mit einem fähnrich und Lieutnant Butter und
Brod. Den 5. Sept. ist fähnricht Uethoff hannoversch Dragoner Regiment bey mich
ins Quartier gekommen und dessen Knecht, welcher mir des Morgendts von meiner
schlaffkammer ein paar neue schue mitgenommen." Aehnlich wie der Pastor
klagen alle Bürger, daß ihnen aus den Gärten das Gemüse als "Kabbes,
Erdäpfel und Fiekesbohnen mit den Stangen" weggenommen sei. Außerdem wurde
den Meisten aus dem Felde und aus dem Hause Getreide fouragirt: dem Bernd
Behlers 1½ Scheffel Lands Hafer; der Ehefrau Philipp Peveling
¾; den Erben Engelbert Spörkel 2 mit Gerste und 3 mit Hafer; dem Joh. Henr.
Möller 3 mit Buchweizen und 5 mit Gerste; der Witib Wulff 2 mit (201) Hafer und
1 mit Gerste; dem Joh. Frerich Overbeck ½ mit Hafer; dem Joh. Diederichs
Stehman 1 mit Gerste, 1½ mit Hafer und 1 Schffl. große Bohnen; dem
Burgermeister Hemmerde 1 Schffl. Lands mit Gerste und 2 Fuder Klee. Körver
klagt: "alß die Scheiters dahier gekommen, im Hause gantz voll gefallen
und über 20 Kanne Brandtwein getrunken, ohne daß einen Heller bezahlt, und
einen Kaffeekessel mitgenommen; eodem 20 Grenadiers im Quartier bekommen und
verpflegen müssen, diesen Brandtwein gegeben und 10 Maß mitgenommen; auffm
Felde fouragirt 1 Schffl Lands Hafer zu 3 Malder. Am 30. August 2 Reuters mit 1
Frau 3 Tage; am 1. Sept. musquetiers; eodem 2 Offiziers und 2 Prediger 3 Tage,
und am 4. alß zurückgekommen an Brandtwein getrunken für 1 Thlr. 20 stbr., eine
Kanne und 2 Hüner mitgenommen." Dem Amthaus-Scheffer [Schäfer] wurden 2
Schafe entwendet; ähnliche Klagen über Entwendungen bringen die Meisten vor.[97]
Nach dem Abzuge der
preußischen Alliirten sogen die Franzosen die Gegend aus, so
daß die armen Bauern fast in Verzweiflung geriethen. Die Wittwe des Diederich
Plumpe auf dem Hofe Martmann in der Bsch. Hachhausen quittirte auf den
Leibgewinn [Nutznießung auf Lebenszeit] und verließ den Hof, "weil sie aus
Unvermögenheit und vorgewesenen Kriegstrubeln dem Hofe nicht mehr habe
vorstehen können."[98] Am 5. Sept. 1761 lagerten die
Franzosen bei Buer, Westerholt und Herten; am 9. zog die Avantgarde über Oer
nach Waltrop, während die Hauptarmee bei Recklinghausen blieb, bis Ende
September.[99]
Das Ausschreiben von
Kontributionen, das Abfouragiren der Früchte aus den Gärten, vom Felde und aus
den Scheunen sowie die Einquartierungen begannen von (202) Neuem. Vier Tage
lang, vom 13.-16. Sept. lag ein Regiment in Horneburg, welches durch den
Horneburger Busch Wege machte. Die Gemeinde taxirte ihren Schaden an Holz auf
368 Thlr. 30 stbr. Von diesem Regimente hatten 4 Tage lang 10 Bürger eine ganze
Kompagnie, drei Bürger 100 Mann, andere 30 Mann im Quartier. Hausvogt
Plankermann hatte 52 Mann, einen Kapitain und einen Lieutenant, welche ihm 3
Fuder Holz verbrannt; beim Pastor Cremer lagen der General de Bersson und noch
ein anderer General mit ihren Pferden und Knechten, welche ihm ein gut Fuder
Heu zu 3000 Pfd. und 3½ Schffl. Hafer abfouragirten. – Ueberhaupt war vom 9.
Sept. an bis zum 4. October immer Einquartierung. Am 17. Sept. kamen rothe
Dragoner, die bis zum 4. October blieben. Was die Braunschweiger in den Gärten
gelassen hatten, das nahmen jetzt die Franzosen, ebenso das Getreide, als Hafer
und Gerste, welches noch auf dem Felde stand, und aus den Häusern wurde Roggen,
Weizen, Gerste, Hafer und Buchweizen, gedroschen und ungedroschen, ferner Heu
und Stroh fouragirt. 21 Einwohner Horneburgs wurden in der angegebenen Zeit
zusammen weggenommen an Roggen 6 Scheffel Landes geschätzt an Korn zu 12
Malder, an Gerste 11½ desgl. zu c. 30 Malder, an Hafer 22 desgl. zu 88 Malder;
ferner 12000 Pfd. Heu. Den größten Schaden erlitten 5 Bürger, welche den
kurfürstlichen Zehnten zu Becklem Pf. Henrichenburg, zu Erkenschwick Pf.
Recklinghausen, zu Rapen und Hagem Pf. Datteln und zu Leveringhausen Pf.
Waltrop gepachtet hatten. Denn die ganze Gegend wurde abfouragirt. Sie geben
ihren Verlust an auf 35 Malder Gerste à 5 Thl. in Sa. 175 Thlr. und 70½ Malder
Hafer à 4 Thlr. in Sa. 282 Thlr.
Die Gemeinheit hat noch
"an die rothe Draguner und sonsten an die dahier gestandene Armee vor und
nach liefern müssen 19 Malder und 1 Schffl. Haber, 3 Sack (203) mit
gedroschenen, 92 Bund Heu à 20 Pfd., an die wacht und sonsten an strohe
geliefert 954 Klapen, an Biestern 7 Kühe zwischen 15-18 Thlr., 1 Rind zu 10
Thlr., 5 schaafe à 2 Thlr., 2 Schinken so gewogen 13 Pfd. à 8 stbr."[100]
Als der General Duc de
Coigny mit seinen Truppen bei Henrichenburg, und darauf bei Ewink und Horneburg
gestanden, sind aus der Herrlichkeit Bodelschwing-Mengede dahin abgeführt am
12., 13. 25. und 27. Sept. 2298 Rationen Hafer und 1984 Rationen Heu (Werth 1123
Thlr.) ferner an das bei Recklinghausen stehende Corps des Generals de Chervert
am 28., 29. und 30. September 1644 Rationen Heu à 18 Pfd. und 1230 Rationen
Hafer (Werth 706 Thlr.)[101]
Gegen Ende September
rückten die Franzosen wieder über die Lippe ins Münsterland, kehrten aber Ende
October zurück und nahmen im Stifte Essen Winterquartiere. Durch unsere
Gemeinde und Umgegend zog das Clermontsche Regiment und lag hier am 25. Oct. im
Quartier, zur großen Beschwerniß der Einwohner. In Horneburg hatten von 30
Haushaltungen 6 das Haus voll von Soldaten, 3 eine ganze Kompagnie, die übrigen
21 zusammen c. 600 Mann im Quartier. Das Fouragiren und Stehlen von
Hausgeräthen und Kleidungsstücken begann wiederum; wo Officiere lagen, nahmen
die Bedienten das Tisch- und Bettzeug mit. Hecken, Zäune, Brücken, Schlagbäume,
Thüren mit den Pfosten wurden abgehauen und verbrannt. Dem Heinrich Krip wurde
der Schweinestall umgehauen und verbrannt, dem Herm. Lugge 3 Aepfelbäume und 3
Hauspfosten, eine Thür und 7 Bretter zu 150 Fuß, dem Körver 2 Schiebkarren
[Schubkarren]. Dem Wessel Kiep, der das Haus voll von Soldaten hatte,
"wurde der Giebel hinten am Hause in Stücke geschlagen, 3 fuhder (204)
Stroh abgewerfet, verfüttert und gäntzlich vernichtet." Am 5. November
mußte die Freiheit Horneburg 2½ Malder Hafer und einen Schinken nach dem Hause
Ickern liefern.[102] Für den Winter 1761/62 war das Vest
mit Einquartierung verschont geblieben, aber es herrschte große Noth, wegen
Getreidemangel. Das Malder Roggen (4 Schffl) kostete 9, zuletzt 10 Thlr. Da
ließ der Statthalter vom Rhein Roggen kommen, welcher das Malder zu 8 Thlr. 40
stbr. verkauft wurde.[103]
Im Frühjahr 1762
begannen wieder die Truppendurchzüge. Im April standen Franzosen in
Horneburg: am 24. forderte ein Detachement Volontairs de Cambefort bei Strafe
der Execution die Herrlichkeit Bodelschwing Mengede auf, 4½ Ohm Bier und 3
Kanne Brantwein nach Horneburg zu liefern.[104] Am 6. Mai hatte sich eine
Kompagnie schwarzer Husaren[105] unter Kommando des Rittmeisters
von Usedom auf Schulten Hof in Meckinghoven gelegt, welche in der ganzen
Umgegend Kontributionen beitrieben. Vor den Thoren Horneburgs stand eine
Feldwache, welche von der Freiheit unterhalten werden mußte.[106]
"Anno 1762 im
Sommer, wie die schwartzen Husaren in Meckinghoven gestanden, ist ein Husar
hier am Schulten zu Leveringhausen gewesen, so die Fourage, welche ausgeschrieben,
abgehohlet; weil er der Husar nicht schreiben kunte, hat der unser Schulmeister
dem Husaren aufgezeichnet wieviel rationen Haber er Entfangen; daß er diese
Liste mitgenohmen, habe dem Husaren ein preußisch 20 ß. stück geben."[107] Am
25. Juni war die französische Armee von Wesel nach Schermbeck aufgebrochen; der
Erbprinz von Braunschweig stand bei Buer und ging am (205) 18. Juni nach Horneburg,
wo ein Lager bezogen wurde.[108] Hier blieb er bis zum 26. Juni.
Das Lager war zwischen Horneburg und Meckinghoven; die schwarzen Husaren unter
dem Kommando des Obersten von Jännertz lagerten im Horneburger Busche, gegen
800 Mann der legion Britannique mit vielen Weibern waren bei den Bürgern 6 Tage
lang einquartirt. Der Erbprinz lag mit mehreren Offizieren auf dem Amthause;
bei den Bürgern lagen c. 30 Offiziere mit 36 Knechten und 47 Pferden, 6 Tage
lang. Schrecklich wurde während der Zeit daß das Lager bei Horneburg war, vom
18.-26. Juni, in der ganzen Gegend gehauset. Die Freiheit Horneburg allein
hatte nach den Rechnungen einen Schaden von 4480 Thlrn. 7 stbr. Davon betrug
der Schaden der Gemeinheit an Holz 2226 Thlr. 40 stbr.
"item der Schaden so zu selbiger Zeit am Holtz auf dem Brock geschehen ist
aufgenommen und gering angeschlagen zu 60 Thlr. item im Busch an umgepflanzte
Heistern sind abgehauen worden zur nemblich Zeit ungefähr 200 stück,
angeschlagen zu 66 Thlr. 40 stbr. Noch sind zur nemblichen Zeit abgehauen
worden 50 Heistern von 1½ Fuß Dicke, angeschlagen zu 100 Thlr. item noch
ungefähr 1600 stück Heistern abgehauen, welche ein Fuß Dicke aufm Stamm
gehalten, abgeschätzt zu 2000 Thlr. Von obenbemeldten Heistern sind viele
gebraucht worden zu einer Brücken, die andern aber alle verbrandt."
– Die 39 Bürger der Freiheit berechneten ihren Verlust, den
sie in Folge der Einquartierung, durch das Abfouragiren der Feld- und
Gartenfrüchte und die Diebereien erlitten hatten, auf 2249 Thlr. 42 stbr.
Besonders die schwarzen Husaren und die "leichten Truppen der englischen
Legion (legion Britannique)" haben gestohlen wie die Raben und den Leuten
aus den Häusern an Hausgeräthen jeder (206) Art, an Kleidungsstücken und
Leinenzeug, was sie nur fanden und erhaschen konnten, weggenommen. Die Gärten
wurden Allen, auch den Aermsten, ganz leer geplündert, und was nicht
mitgenommen wurde, war zertreten und verdorben. An Feldfrüchten wurden 29
Bürgern im Ganzen 106 Scheffel Lands = c. 92 Morgen abfouragirt, nämlich 48½
Schffl. Lands Roggen, 11 desgl. Weizen, 20¼ desgl. Hafer, 16¾ desgl.
Wintergerste, 4½ desgl. Klee, 2½ desgl. Erbsen, 1½ desgl. Buchweizen und 1
Scheffel Lands Bohnen.[109]
Am 26. Juni verlegte der
Erbprinz sein Hauptquartier näher zur Lippe auf Hof Schönebeck in
unserer Bsch. Bockum. Am 27. zogen die Alliirten über die Lippe nach Hamm und
weiter nach Hessen. Dahin folgte ihnen die französische Armee. Sie kam aus dem
Münsterlande und zog vom 18-21. Juli durch das Vest. Am 18. August stand ein
französisches Corps wieder zwischen Oer und Horneburg. Dieses zog am 23. gegen
Hamm, schoß die Stadt am 25. in Brand und kam am 30. über Lünen wieder in
Horneburg an.[110] Bis in das Jahr 1763 hinein
standen Franzosen in hiesiger Gegend. "Laut Befehl vom 23. Oct. 1762 mußte
die Herrlichkeit Bodelschwing-Mengede an die französischen Truppen an
Submissions-Geldern 877 Thlr. und gemäß Befehl vom 2. November an
Fouragegeldern 559 Thlr. 37 stbr. 4 dt. aufbringen."[111] "Den 25. Dezember 1762 hat
der Quartiermeister Emder von den baurischen Husaren annoch von der Bauerschaft
Leveringhusen[112] gefordert 4812 rationen Haber, so
habe auß Commission von die Bauerschaftsleuthe Ein tractament angestellt vor
den Wachtmeister und Quartiermeister nebst zweien Frauen. Darauf dan verzehret
18 Kannen Wein per Kanne 30 stbr. facit 9 Thlr.; noch vor [für] den (207)
Wachtmeister und seine Frau müssen holen lassen 1½ Maaß Wein zu 45 stüber, noch
an schulten bezahlt 14 stbr., noch an Quartiermeister ein pfundt schnupftabak
verehrt, daß er die Bauerschaft nicht weiter mögte mit der Einquartierung
beschweren, fc. 22 stüber."[113]
Am 17. Februar 1763 zog
eine Abtheilung baurischer Husaren von Oer nach Waltrop und Werl. Gleich darauf
wurde der allgemeine Friede verkündigt;[114] der Hubertsburger Friede,
geschlossen am 15. Februar 1763. Er machte aber den Opfern und Leiden noch
nicht völlig ein Ende. Trotz Verschuldung, Armuth, Theurung und sonstiger Noth,
welche die Commünen wie die Einzelnen drückte, mußten auch jetzt wieder die
letzten Kräfte angestrengt werden, um die neuerdings verlangten
Kriegskontributionen usw. abzutragen.[115]
Das Dorf Datteln
hatte 762 Thlr. Schulden. Die Freiheit Horneburg[116] gibt in den oben erwähnten 4
Rechnungen den durch den Krieg sowohl der Gemeinheit als auch den einzelnen 42
Einwohnern erwachsenen Schaden, wie folgt, an, nämlich Schaden und Kosten
verursacht von der
Die Kriegskosten,
"welche der Einmarsch der Kaiserlich-Königlich-Ungarisch und der
Französisch-Pfälzisch-Sächsischen Truppen der Herrlichkeit Bodelschwing-Mengede"
verursacht hat, betrugen laut der vom Receptor [Einnehmer] (208) Then Bergh
geführten und von der königlich Preußischen Kriegs- und Domainen-Kammer zu
Cleve rezessirten [abgeschlossenen] Rechnung 8894 Thlr. 46 stbr. 5 dt. Dazu
kommt noch, "was die Eingesessenen in natura aufgebracht, wofür also ex
cassa nicht vergütet worden, an Fourage-Rationen und Fleisch", 6687 Thlr.
14 stbr. 2 dt., macht im Ganzen 15582 Thlr. 7 dt.[117]
§ 21.
Die neuere Zeit.
Die französische
Revolution brachte auch nach Datteln Emigranten, zwei französische
Geistliche. Sie wohnten auf dem Domkapitelshofe Berger in
Meckinghoven. Daselbst sind sie auch gestorben und in Datteln auf dem Friedhofe
bei der Kirche begraben. Der eine, Franz Nicolaus Malraison, Pastor in Hampout
Diözese Metz, starb am 3. Dez. 1794 im Alter von 59 Jahren; der andere, Philipp
Franz Savary, Pastor von Cagnicourt Diözese Cambray, starb am 6. Januar 1797 im
Alter von 52 Jahren. Im Jahre 1798 wurde ein dritter Emigrant, La Mourier, von
der Commende Mahlenburg zur Celebrirung der h. Messe in der Hauskapelle
daselbst aufgenommen.
Am 26. November 1802
hörte in Folge der Bestimmungen des Lüneviller Friedens die bisherige
Landeshoheit des Kurfürsten von Köln auf und das Vest Recklinghausen wurde dem
Herzoge Ludwig Engelbert von Arenberg zugesprochen. Die
Arenbergsche Regierung nahm bereits im Jahre 1811 ein Ende. Ein Dekret
Napoleons vom 25. Januar 1811 vereinigte das Vest mit dem Großherzogthum
Berg. Jetzt hörte die alte Landesverfassung vollständig auf. Das (209) Vest
wurde zum Arrondissement Essen geschlagen. Datteln, mit welchem
Ahsen und Flaesheim, und Waltrop, mit welchem Henrichenburg und
Horneburg zu einem Amtsbezirk verbunden war, wurden zu einer Bürgermeisterei
(Mairie) vereinigt, und der Graf Max von Boenen zu Löringhof wurde als Maire
eingesetzt. Dieser führte auch die Civilstandsregister. Das Polizei-Büreau
wurde auf dem Gute Löringhof eingerichtet. Der seitherige Amtsführer von
Datteln, Döbbeler, wurde zum Polizeidiener angenommen.
Nach der Schlacht bei
Leipzig, nahm Preußen am 11. November 1813 das Vest in Besitz und es wurde vom
Wiener Kongreß darin bestätigt. Durch Patent vom 21. Juni 1815 wurde das Vest
definitiv mit dem preußischen Staate vereinigt.
Vom 4. bis 7. Januar
1814 lag in der Gemeinde ein Theil eines russischen Cavallerie-Regimentes,
Petersburger Dragoner, im Quartier; Lebensmittel und Fourage mußten in die
Magazine zu Essen und Dorsten geliefert, auch viel Vorspann geleistet werden. –
Im November 1814 legte von Boenen sein Amt nieder und der bisherige
Beigeordnete Reiff wurde zum Bürgermeister von Datteln und
Waltrop angestellt. Als dieser am 1. Januar 1836 pensionirt wurde, erhielt er
den bisherigen Beigeordneten Leppelmann zu Waltrop zum
Nachfolger, der auch das Amtsbüreau dorthin verlegte. Im Jahre 1857 wurden
beide Aemter getrennt und es wurde der Supernummerar [über die bestimmte Anzahl
Angestellter] am Gerichte zu Lüdinghausen Wiesmann zum
Amtmanne des Amtes Datteln mit dem Wohnsitze in Datteln ernannt.[118]
Auch in kirchlicher Hinsicht
waren manche Veränderungen vorgegangen. Unter der Arenbergschen Regierung wurde
in Recklinghausen ein Offizialat-Gericht (210) errichtet. Mit Consens des
Kölner Domkapitels vom 24. Dezember 1804 wurde der seitherige erzbischöfliche
Commissarius Vestanus Wesener Pastor von Recklinghausen unter
dem 19. Januar 1805 mit einer geistlichen Gerichtsbarkeit betraut, bei deren
Ausübung er jedoch den Rath zweier von der herzoglichen Regierung ernannten
katholischen Rechtsgelehrten vorher einholen mußte.[119]
Duch die Bulle De salute
animarum vom Jahre 1821 wurde der alte Diözesanverband des Vestes mit dem
Erzstifte Köln gelöset, das Vest wurde dem Bisthume Münster als
Landdekanat Recklinghausen einverleibt. Im Jahre 1864 wurde auch die
historische Zusammengehörigkeit des Vestes in kirchlicher Hinsicht zerrissen.
Durch Verfügung des hochw. Herrn Bischofes Johann Georg vom 5. August 1864
wurde das Vest in zwei Dekanate getheilt, in die Dekanate Recklinghausen und Dorsten.
Jenes wurde gebildet aus den 14 Pfarren des Obervestes, dieses aus den 7
Pfarren des Untervestes und den sieben Pfarren der Herrlichkeit Lembeck, welche
vom Dekanate Borken abgetrennt wurden. Es geschah diese Aenderung, "weil
die beiden Dekanate Borken und Recklinghausen wegen der großen Anzahl der
Pfarreien, welche sie umfassen, sowie besonders wegen ihrer weiten Ausdehnung
dem Bischofe und dem Landdechanten bei Visitations- resp. Firmungsreisen
besondere Schwierigkeiten bieten."
Die Quelle für diese
Textedition
Pfarrer Anton Jansen,
Die Gemeinde Datteln. Ein Beitrag zur Geschichte des Vestes Recklinghausen, in:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde 43 (1885), 1-81;
Datteln 1885, 131-210.
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Worterklärungen
Verweise
© Pfr. Dr. Heinrich
Michael Knechten, Horneburg 2021
[1] 1750 starben wegen
der grassirenden Ruhr 139 mehr als geboren waren.
[2] 1758 starben 56
mehr als geboren waren, 1791 = 42, 1792 = 49, 1806 = 49.
[3] Act. P. Nr. 167.
[4] Evelt. Zeitschr.
Bd. 24 S. 130 [bei der Rauschenburg].
[5] Kötter Freyhoff in
Hagem war frei von der Schatzung.
[6] 28 Thlr. 10 Sgr. 2
Pf. preuß. = 85 M. 2 Pf. – 1 Thlr. clev. = 60 Stüber = 23 Sgr. 1 Pf. preuß.
[7] Die ordinäre Schatzung
wurde zweimal im Jahre, zu Ostern und Michaelis, ausgeschlagen; es betrug
mithin die jährliche ordinäre Steuer das Doppelte des unten angegebenen
Betrages. Die jährliche ordinäre Schatzung vom platten Lande des ganzen Vestes
(mit Ausnahme der Städte Recklinghausen und Dorsten) betrug 6503 13 M. x 2 =
13006 26 M.; dagegen jetzt 118621 79 M.
[8] Diese sind
Döttelbeck, Uhlenbrock, Velling, Hoffmann, Heidtfeld, Hemmerde und Schöllmann.
Sie gehören jetzt zur Bsch. Oberwiese.
[9] Diese Höfe
gehörten zu dem Ober- und Reichshofe Oer.
[10] Er lag an der
Nordseite von Bergers Hause, wo jetzt der Garten ist.
[11] In späteren Jahren
trieben die Hofesbesitzer Brauerei, Brennerei und Wirtschaft.
[12] Auf dieser Strecke
ging die Grenze den Staelkamp, die Hoewade, die Ickerschen Wiesen entlang,
durch Pastors von Horneburg Land und mitten durch die Schlenke und Ickernsche
Heide, längs der Loburg vorbei, an Schöllmans Hof durch die Straße zwischen
dessen Feld und Hoffmanns Hof; ferner durch das Sünnericher Gehölz, wo ein
Grund bis auf die Klünnemehr und das Ieußfeld der Gemeinheit liegt zu Laub und
Gras.
[13] Evelt, Zeitschr.
f. v. Geschichte Bd. 26 S. 67-75.
[14] Evelt a.a.O. S.
76-82.
[15] Evelt a.a.O. S.
82.
[16] [Roßkamm –
Pferdehändler. Der zweite Teil des Wortes stammt aus dem mittellateinischen
cambiare – tauschen, siehe Roßtäuscher. Vgl. Jacob Grimm und Wilhelm Grimm,
Deutsches Wörterbuch, Bd. 8, Leipzig 1893, 1265.]
[17] Dr. Schneider
Zeitschrift Bd. 22 S. 155ff.
[18] Kirchenrechnung
1622.
[19] ibid. von 1623.
[20] Meckingh.
Markenbuch fol. 64.
[21] ibid. fol. 86.
[22] ibid. fol. 71.
[23] Kirchl. Rechnung
von 1628.
[24] Evelt a.a.O. S.
88ff. – Schneider a.a.O. S. 168ff.
[25] Tagebuch von Ahsen
im Amtsarchiv von Datteln.
[26] Diese gehörten zur
Domaine des Kurfürsten.
[27] H. Archiv.
[28] Schneider S. 171.
[29] Meck. Mark. B. f.
89.
[30] Evelt a.a.O. S.
95. – Schneider S. 186ff.
[31] Diese Zeitschrift
Bd. 37 S. 113ff.
[32] Manuscripte vom
Pfr. Lorenz gesammelt.
[33] Mecking. Mark. B.
f. 58. 67. 47. 91.
[34] Evelt a.a.O. S.
96-102.
[35] Meck. M. B. fol.
49. 70.
[36] Aus den Papieren
des Herrn Middeldorf.
[37] Arnold Schaumburg
wurde 1647 Pastor zu Hamm-Boßendorf, Johann Schlüter 1649 Pastor zu
Henrichenburg.
[38] Aus Manuscr. von
Pastor Lorenz gesammelt.
[39] Horneburg,
Kirchenbücher.
[40] Kirchenarchiv.
[41] Kirchenarchiv.
[42] Jetzt Grave.
[43] Evelt a.a.O. S.
105ff.
[44] Horneb. Archiv.
[45] Vgl. Evelt a.a.O.
S. 107-111.
[46] Im Taufbuche heißt
es: "1679 die 12. Julii baptizatus est Amandus Sem, patrinis Jodoco Fünck
et Catharina Pote. Nota. Cum hic puer fuerit expositus ad domum
pauperum prope Ecclesiam vulgo das Glockenhaus, et inventus 11. Julii circa
ortum solis, et pater et mater ignorentur, baptizatus est nomine Communitatis
Dattelensis et nomine Patroni ecclesiæ sti. Amandi, insignitus Sem vero ratione
expositionis."
[47] Manches über die
betreffende Zeit habe ich im Archiv von Horneburg gefunden.
[48] Horneburger
Archiv.
[49] Meck. Mark.-Buch.
[50] Horneb. Archiv.
[51] Horneb. Arch.
[52] Meck. Mark. B. fol.
63. [Ich ratifiziere diese Entscheidung im Namen der Durchlaucht wegen der
schwierigen Lage.]
[53] fol. 85.
[54] Meck. Mark. B.
fol. 77.
[55] fol. 95.
[56] fol. 83.
[57] fol. 79. [Die
Plaggen, der dünne Rasen auf der Heide, wurden zum Verbrennen oder Düngen
gebraucht. Plaggenmahd – Plaggenernte.]
[58] Tücking, Gesch. des
Stiftes Münster S. 251.
[59] Datt. Chr.
[60] Horneb. Archiv.
[61] Kirch. Rechn. pro
1679.
[62] Horneb. Archiv.
[63] Honeb. Archiv.
[64] Meck. Mark. B.
fol. 69 u. 54.
[65] H. Arch.
[66] Horneb. Archiv.
[67] Horneb. Archiv.
[68] Die Rauschenburg
lag dem Brinkmanns Hofe gegenüber am rechten Ufer der Lippe in der Gemeinde
Olfen.
[69] Evelt a.a.O. Bd.
26 S. 111.
[70] 4 Scheffel.
[71] Dattl. Chr. –
Evelt a.a.O. S. 111.
[72] Galli nostri, vix credi
potest, quantum hospitibus suis in amore sint; præter molestias enim, quas ipsi
evitare non possunt, nemini graves sunt, sub stricta disciplina suâ quadrâ
viventes. Nos interim illorum contubernio aliquando relevari avide cupimus.
[73] Dattler hronik
[Chronik].
[74] Aus den Papieren
des Pf. Lorenz.
[75] Dattler Chronik.
[76] Evelt a.a.O. S.
115.
[77] Icker. Arch.
[78] Zeitschr. für
vaterl. Gesch. Jahrg. 1878 S. 119.
[79] Dattl. Chr.
[80] Horneburgs Archiv.
[81] Ick. Arch.
[82] Evelt a.a.O. S.
114.
[83] Horneb. Arch.
[84] Dattl. Chr. und
Evelt a.a.O. S. 115.
[85] Horneb. Archiv.
[86] Dattl. Chr.
[87] Evelt S. 115.
[88] Ick. Arch.
[89] Horneb. Arch.
[90] Evelt S. 116.
[91] In der Bsch. Rapen
auf der Grenze von Datteln und Oer.
[92] Dattl. Chronik.
[93] Horneb. Archiv.
[94] Evelt S. 116.
[95] Dattl. Chronik.
[96] Evelt S. 116 und
117.
[97] Horneb. Archiv.
[98] Aus den Papieren
des Hofes Martmann.
[99] Dattl. Chr.
[100] Horneb. Arch.
[101] Ick. Arch.
[102] Horneb. Arch.
[103] Dattl. Chr.
[104] Ick. Arch.
[105] Preußische Soldaten.
[106] Horneb. Archiv.
[107] Aus den Papieren des Pfarrers Lorenz.
[108] Evelt S. 118.
[109] Horneburger Archive.
[110] Dattl. Chr. und Evelt S. 118.
[111] Ick. Arch.
[112] Pf. Waltrop.
[113] Nachlaß Lorenz.
[114] Dattler Chronik.
[115] Evelt S. 118.
[116] Horneb. Arch.
[117] Ick. Arch.
[118] Dattl Chr.
[119] Evelt a.a.O. S. 158