Pfarrer Jansen
Anton Jansen wurde am 2.
November 1827 in Rheine geboren. Am 17. August 1850 wurde er im Hohen Dom zu
Münster zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Rheine und seit dem 1. April
1862 Vikar in Schöppingen. Am 17. Juni 1865 wurde er zum Pfarrverwalter und am
6. Dezember 1866 zum Pfarrer in St. Amandus Datteln ernannt. Er starb am 12.
August 1900 in Datteln. Im Folgenden wird sein Buch über die Gemeinde Datteln,
dessen drei Abschnitte er 1879, 1881 und 1885 veröffentlichte, wiedergegeben.
Die Zahlen in runden
Klammern bezeichnen die Seiten. Erläuterungen in eckigen Klammern stammen vom
Herausgeber, Pfr. Dr. Heinrich Michael Knechten. Die schwankende Orthographie,
offensichtliche Versehen und die fehlerhafte Zeichensetzung wurden beibehalten.
Die Gemeinde Datteln.
Ein Beitrag zur Geschichte des Vestes Recklinghausen
(3) Was ich in den
Papieren des Kirchen- und Pfarrarchives über meine Gemeinde gefunden habe, das
habe ich zu ordnen und in der nachfolgenden Abhandlung darzustellen versucht. –
Aus dem 14. Jahrhundert sind 10, aus dem 15. 22 und aus dem 16. noch 46
Urkunden als: Rentebriefe, Schenkungen, Wechselbriefe, Anstellungsdokumente in
Original, einige andere in beglaubigter Abschrift vorhanden. Die älteste
Urkunde datirt vom Jahre 1325. Sehr stark ist das 17. Jahrhundert vertreten.
Die Lagerbücher und Heberegister der Pastoratintraden [Pfarreieinkünfte] beginnen
mit dem Jahre 1526, die Kirchenrechnungen mit 1618, die Tauf- und
Kopulationsbücher mit 1643, die Sterberegister mit 1682. Außerdem habe ich bei
Privaten hin und wieder einige Urkunden aus älteren Zeiten gefunden und
benutzt. Als Quelle über ältere Verhältnisse konnte auch vielfach die
Ueberlieferung im Munde des Volkes dienen, welche das in den Urkunden
Enthaltene theils bestätigte, theils näher aufklärte. Das Amtsarchiv enthält
von Schriftstücken aus früheren Jahrhunderten nichts als einige Aufzeichnungen
von Begebenheiten in Ahsen, beginnend im 30 jährigen Kriege; dann
eine (auf Grund einer allgemeinen Verfügung königlicher Regierung) vom Amtmann
Leppelmann in den 40 ger Jahren angefertigte Orts-Chronik der Gemeinden
Datteln, Ahsen und Flaesheim. Das Material hierzu wird wohl großen Theils das
landräthliche Archiv in Recklinghausen geliefert haben. – In (4) Betreff der
allgemeinen Geschichte des ganzen Vestes habe ich die in unserer Zeitschrift[1] enthaltenen
Abhandlungen des Dr. med. Schneider "Stadt und Vest Recklinghausen während
des 30 jährigen Krieges" Bd. 22, und des Prof. Dr. Jul. Evelt
"Beiträge zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft"
Bd. 23, 24 und 26 benutzt. Manche Lokalnachrichten fand ich auch in Auszügen
des sel. Pfarrers Lorenz von Waltrop aus den Archiven zu Löringhof und Ickern;
diese werde ich mit L. und I. citieren. – Ueber die Drangsale des 30- und 7
jährigen Krieges lieferte das Gem. Archiv von Horneburg manches
werthvolle Material, citiert mit H. Arch.
§ 1.
Lage und Größe der Gemeinde; Gründung der Pfarre
Datteln, eine der 21 Pfarreien
des Vestes Recklinghausen, gehört zum Oberveste und liegt an der nordöstlichen
Grenze desselben, an der Lippe, welche von jeher die Scheide zwischen dem
Münsterlande und dem kölnischen Lande bildete. Nachbargemeinden sind in N.W.
und W. Ahsen, Oer, Recklinghausen, Horneburg und Suderwich, im S. und O.
Henrichenburg und Waltrop. Jenseits der Lippe sind Olfen (Selm) und Bork
Nachbarn. Der Flächeninhalt beträgt 24012 Morgen, darunter sind 5634 Morgen
Heide. Die größten Komplexe Heidegrund liegen an der nordwestliche Grenze im
Anschlusse an die Hard in der Bsch. Rapen die Dillermark mit dem Stimmberge =
1792 Morgen und in der Bsch. Bockum die Bockumer Mark = 994 Morgen; an der
südöstlichen Grenze in der Bsch. Markfeld die Dahlerheide = 786 Morgen. Bis zur
Mitte des 17. Jahrhunderts gehören auch Ahsen und Horneburg zur
Pfarre Datteln; jenes ist 4768 Morgen, dieses 774 Morgen groß. Es erstreckte
sich also der ursprüngliche (5) Pfarrbezirk Datteln über einen Flächenraum von
29554 Morgen. Außer dem Dorfe gehören zur Gemeinde als Außenkirchspiel 10
Bauerschaften; die Einwohnerzahl beträgt 3500, davon kommen auf das Dorf 1250,
auf das Kirchspiel 2250.
In der ältesten uns
bekannten Gaueintheilung gehörte das Vest zum Bruckterergau, pagus Borahtron,
der auch Borahtra, Boratre, Boretra, Boractra genannt wird. In kirchlicher
Hinsicht gehörte es bis zur neuen Circumscription der Diözesen 1821, in welchem
Jahre es dem Bisthum Münster einverleibt wurde, zum Erzbistum Köln,
und zwar bis zu Ende des 16. Jahrhunderts zum Dekanate Dortmund. Von Cöln aus
ist die Christianisierung des Vestes geschehen und, wie Evelt nachweiset,
sicher schon im 7. Jahrhundert der Anfang damit gemacht. Die Gründung der
ältesten Pfarreien, nämlich Recklinghausen im Oberveste und Kirchhellen im
Unterveste, verlegt derselbe in das 9. Jahrhundert, und er ist der Meinung, daß
Datteln als Pfarrkirche den Platz der zweitältesten im Oberveste beanspruchen
dürfe. Was Tibus sagt: "Es ist ein überall sich geltend machender
Grundsatz, daß die Kirchen, welche große Pfarrbezirke, namentlich große
Außenkirchspiele haben, die älteren sind", das trifft nächst
Recklinghausen im Oberveste am meisten auf Datteln zu. Auf der
gegenüberliegenden Seite der Lippe auf dem Boden der münsterschen Diöcese
erhielt Olfen zwischen 836 und 889 eine Pfarrkirche. Sollte,
meint Evelt mit Recht, das nicht von Einfluß gewesen und sollte nicht – falls
es nicht bereits früher geschehen – auch Kölnischer Seits in der Gegend von
Datteln ein neues Pfarrsistem errichtet worden sein? Ungefähr gleichen Alters
wird auch die Pfarre Waltrop sein. Die Pfarre Recklinghausen hat jetzt einen
Flächeninhalt von 36883 Morgen. Rechnen wir hierzu die Tochterkirchen: Oer mit
11227 Morgen, Suderwich mit 3526, Flaesheim mit 5163, Henrichenburg mit 3068,
Herten mit (6) 5893, Westerholt mit 1114, und wahrscheinlich auch
Hamm-Bossendorf mit 8196 Morgen, so erstreckte sich der ursprüngliche
Pfarrbezirk Recklinghausen über einen Flächenraum von 75070 Morgen. Was die
übrigen Pfarreien des Obervestes betrifft, so war, wie oben gesagt, der
ursprüngliche Pfarrbezirk Datteln 29554 Morgen groß; Waltrop hat 18310 Morgen;
Marl, das jetzt 16320 Morgen groß ist, hatte ursprünglich mit seiner
Tochterkirche Polsum von 4925 Morgen einen Flächeninhalt von 21245 Morgen.
Nach Evelt hatte die
Kölnische Kirche nachweislich schon im 10. Jahrh. im Veste Besitzungen; ebenso
auch die Stifter Werden, Essen, Deutz und Siegburg im 9. und 11. Jahrh.
Recklinghausen und Kirchhellen waren Sitze eines erzbischöflichen Oberhofes,
von denen der erstere 23, der andere 37 Hobsgüter [Unterhofesgüter] oder
Unterhöfe zu seinem Bereich zählte. Nach dem von Lacomblet im zweiten Bande
seines "Archivs" veröffentlichten Heberegister der Abtei Werden aus
dem 9. Jahrh. (unter Nr. VIII.) überwiesen an die Abtei unter dem Abte
Hildibrand († 912) die Eheleute Werinhard und Eddila zu Halicgerinhuson
(Helderinghausen)[2] "dominicalem mansum cum sex
familiis (Hüfenern) et omnibus ad eundem mansum pertinentibus, aquis videlicet,
silvis, pascuis etc.".[3] Der XVIII. Abschnitt desselben
Heberegisters enthält als fünfte Abteilung den pagus Borathron, den
Bruckterergau. Darin werden unter andern genannt: Thréiri, welches die
Bauerschaft Drever in der Pf. Marl oder der Driver-Hof in unserer Bsch.
Klostern sein kann.
Ferner Hagon sive
Piluchem, d.h. das Register läßt es zweifelhaft, ob der hier genannte
Pflichtige Hildiger in Hagon oder Piluchem wohne. Hagem und Pelkum,
Bauerschaften der Pf. Datteln, grenzen aneinander.
(7) In dem zweiten von
Lacomblet Bd. 2 veröffentlichten Heberegister der Abtei Werden, welches
zwischen 1147 und 1160 verfaßt ist, werden die Besitzungen der Abtei im Veste
und Umgegend in folgenden Abschnitten aufgeführt:
Abschnitt XIII. De
territorio in Waltthorpe.[4] De Palude in Waltthorpe. – De
Waltthorpe. – Lieberdinchuson. Leveringhausen, Bsch. in Pf. Waltrop.
Hulslo.
Bertene.
Deninchuson.
Deininghausen, Bsch. in Pf. Mengede.
Hernen. Pf. Herne.
Eclo. Pf. Eickel.
Sothingke. Sodingen,
Bsch. in Pf. Castrop.
Helthuson, Holthausen,
Bsch. in Pf. Castrop.
De superiori Castthorpe.
Obercastrop, Bsch. in der Pf. Castrop.
Abschnitt XIV. De
villicatione in Armbugele, Arenbögel in der Pf. Osterfeld. Hier
kommen aus dem Veste vor: In Ostenuelde, Osterfeld, und In Borthorpe, Bottrop.
Abschnitt XV, De
territorio Hillen, bei Recklinghausen.
Currewic. Schulte Kurich
bei Herten; vielleicht auch Suderwich, früher Surrick geschrieben.
Sueclo, Zweckel, Bsch.
in der Pf. Gladbeck.
Vlethen.
Uppelswic. Es gibt eine
Bsch. Erkenschwick in der Pf. Recklinghausen.
De sicco Bockholto.
Bockholt, Bsch. in der Pfarre Recklinghausen.
Esélere. Ehsel, Bsch. in
Pf. Recklinghausen.
(8) Northorpe. Hof
Natrop in Börste Pf. Recklinghausen, oder Bsch. Natrop in der Pf. Datteln.
Herthene. Herten.
Hutlere. Hochlar, Bsch.
in der Pf. Recklinghausen.
Bettensade.
Redese. Resse, Bsch. in
der Pf. Buer.
Hillen. Hillen bei
Recklinghausen.
Ebbinchuson. Ebbelich,
Bsch. in Pf. Recklinghausen.
Sulesen.
Wiuelincthorpe.
Unter den "defectus
ejusdem curtis" werden außerdem noch genannt: Durstene, Dorsten.
Haginheim. Hagem, Bsch.
in der Pf. Datteln.
Bekehem. Beckum, Bsch.
in der Pf. Henrichenburg.
Westerulethe. –
Marcoppe. –
Pilekhem. Pelkum, Bsch.
in der Pf. Datteln.
Frilincthorpe. In der
Pf. Marl liegt eine Bsch. Frentrup.
Middelwic. Middelich,
Bsch. in der Pf. Buer.
Tuttilbecke. –
Riclinhuson, Recklinghausen. –
Erzbischof Heribert
bestätigt dem Kloster Deutz 1019 seine Besitzungen, darunter in Westfalen
Pelecheim (Pelkum) und Gladebeche (Gladbeck).[5] Hieran erinnert noch das sogenannte
St. Heribertus-Kämpchen, "welches liegt an dem Wege nach Pelkem", und
der Pastorat zu Datteln gehörte. So das Heberegister vom Jahre 1526.
Auch die Abtei Siegburg hatte
schon früh in Datteln Besitzungen, nämlich den Reichshof Hofstede –
Hovestete –, welcher ihr 1096 den 13. Dezember vom Erzbischofe Hermann III.
nebst andern Gütern verliehen wurde.
(9) Die erste
urkundliche Nachricht über Datteln als Pfarre erhalten wir aus
einer Bulle des Papstes Eugen III. vom 17. Juni 1147. In dieser bestätigt der
Papst die Inkorporation von Kirchen an die vom Erzb. von Köln dem h. Heribert
(999-1021) im Jahre 1003 gestifteten Benedictiner-Abtei Deutz, darunter im
Veste: In Gladbech ecclesiam et curtem, in Datlen ecclesiam, in Kirchhelle
eccl., in Buron eccl., in Waldorp eccl.[6] Diese Kirchen und Güter waren der
Abtei aber theils schon vom h. Heribert, theils von dessen Nachfolger Piligrin
geschenkt. Die päpstlichen Bestätigungen wurden meistens erst sehr viele Jahre
später nachgesucht.[7] – In einer von Lacomblet im fünften
Bande seines Archivs S. 251ff. veröffentlichten Deutzer Handschrift aus der
Zeit von 1155-1165 wird unter den "ecclesiæ parochianæ, quarum
proprietates ad nostrum monasterium spectare noscuntur, de quarum fundis census
ecclesiæ nostræ persolvitur",[8] von den Kirchen im Veste an erster
Stelle Dattilo mit einem Census von III Solidi[9] aufgeführt. Dann folgen: De
Vualtdorp III, de Gladebach (Gladbeck) II, de Hillen (Kirchhellen) III, de
Osteruelda II, de Marlori (Marl) III, de Buron (Buer) II, de Borthorpe
(Bottrop) I.[10] In den vorangehenden Abschnitt über
die geistlichen und weltlichen Würdenträger, welche "ditare suis studuere
locum bene factis", wird Datteln nicht genannt. Darnach schenkte der h.
Heribert der Abtei unter andern: Predium in Gladebach cum omnibus suis
pertinentiis et forestibus et ecclesiam cum decima. Ecclesiam in Marlare cum
sua decima. Ecclesiam in Osteruelda cum decima sua.[11] Sein Nachfolger E.B. Piligrin
(1021-1030) schenkte ecclesias in Uualtohorpe et Hillen.[12]
(10) In dem bei
Kindlinger mitgetheilten Güterverzeichnisse der Grafen von Dale,
welches der Burgkaplan Everhardus 1188 auf Befehl seines Herrn aufnahm, werden
unter den bonis fœdalibus et ministerialibus aufgezählt: "in
parochia Datlen domus in Haghenhem. item campus ibidem. item
domus Hetting. item mansus braken. item domus ostsulsen et stedingod. item
mansus nethovele cum molendino".[13] Das Haus Dale liegt jetzt am
rechten Ufer der Lippe, etwa 15 Minuten von Bork. Der Tradition nach hat die
Burg in den ältesten Zeiten am linken Ufer der Lippe auf Vestischem Boden etwa
10 Minuten stromabwärts weiter gestanden, wo Waltrop (Lippe-Bauerschaft) und
Datteln (Bsch. Markfeld) zusammenstoßen, an der Dahler Heide, auf dem
Grundstücke des Colon[14] Auferkamp in Markfeld. Wälle und
Gräben sind noch daselbst zu sehen, beim Pflügen kamen oft Steine zum
Vorschein. Der Hof Hötting besteht noch, in der Bsch. Natrop, gehörte später
bis 1658 dem Grafen von Nesselrode zu Herten. In der Nähe von Hötting lag der
große Hof Nethövel, der 1867 verkauft und parzellirt worden. Er gehörte an
Herrn von Aschebrock zur Mahlenburg. Aeltere Leute bezeichnen noch die Stelle
an dem vorbeifließenden Mühlenbache, wo die zum Hofe gehörende Mühle vor Alters
gestanden. Die übrigen Namen sind unbekannt.
Binterim und Mooren
("die alte Erzdiözese Köln") theilen ein Verzeichniß sämmtlicher
alten Pfarreien der Erzdiözese mit. Dasselbe, der sogenannte Liber valoris, ist
aus dem 13. Jahrhundert, aber von einem älteren Verzeichnisse abgeschrieben. Es
enthält wohl die ursprünglichen Pfarren und gibt die Einkünfte der mit ihnen
verbundenen geistlichen Stellen an. Als zum Dekanate Dortmund werden 9 Pfarren
aus dem Veste aufgeführt: 1. Recklinghusen valet 30 Marcas. 2. Bure valet
p.(arocho) 2 M. v(icario) 6 M. 3. Gladebecke p. 20 Solidos, v. 5 M. 4.
Ostervelde cum capellis 5 M. 5. Kirchhelle p. 6 M. (11) v. 4 M. 6. Polseim p.
18 Sol., v. 18 Sol. 7. Marlere p. 5 M. 8 Dattilen p. 10 M. 9. Waltorp p. 21 M.
Dorsten fehlt hier; es
gehörte zum Dekanate Xanten. Ueber den Werth des Geldes führt Tibus[15] nach
Ennen Folgendes an: Der Werth, welchen die kölner Mark guten Geldes noch das
ganze 13. Jahrhundert hindurch hatte, berechnet sich nach unserm Gelde auf 11
Thlr. 3 Sgr., der Werth des Solidus oder Schillings (1 Mark = 12 Schill.) auf
27⅔ Sgr., der des Denars (1 Schill. = 12 Denare) auf 2 Sgr. 4 Pf. Man
kaufte aber 1 Malter Hafer für 1, ein Malter Gerste für 2, ein Malter Weizen
für 3 Schill. 8½ Morgen Ackerland waren 6½ Mark, 3 Morgen Wiesen und 1¼ Morgen
Ackerland waren 24 Mark werth; ein gutes Ferkel wurde mit 30 Denaren bezahlt.
Es möge hier noch – nach
den Forschungen des Prof. Dr. J.Schneider "Neue Beiträge usw. XI", –
Einiges über die römischen Heerwege an der Lippe, insofern sie die Gemeinde
Datteln betreffen, angeführt werden. Die Heerwege folgten an beiden Ufern der
Lippe dem Laufe des Flusses, trennten sich aber dort, wo die Lippe einen
starken Bogen macht, in zwei Arme. So am linken Ufer bei Dorsten, wo sie sich
nach Norden wendet. Der Heerweg die Lippe entlang geht von Dorsten durch die
Marler Heide über Bossendorf an der etwa 20 Minuten von Ahsen entfernt
liegenden Mahlenburg in der Bsch. Bockum vorbei. Die Mahlenburg hält Schneider
mit Hülsenbeck für ein römisches Marschlager. Von der Mahlenburg geht der Weg
durch unsere Bsch. Klostern und Natrop, überschreitet bei Nr. 0,05 die Chaussee
von Datteln nach Olfen, und geht an Hof Hüning in Pelkum vorbei durch die Bsch.
Markfeld und die Dahlerheide nach Lünen. Oestlich von Markfeld an der
Dahlerheide, auf dem Grundstücke des Colon Auferkamp, dort, wo früher das Haus
Dale soll gestanden haben, (12) liegen die Überreste der 7. Warte, der
"Voßberg" – "Fuchsberg" genannt, welcher jetzt fast ganz
abgetragen ist. Der Seitenarm geht von Dorsten geraden Weges über
Recklinghausen, durch unsere Bsch. Meckinghoven, über Waltrop auf Lünen zu, wo
er in die erste Straße wieder einmündet.
§ 2.
Der Name; das Dorf.
Der Name der Pfarre hat
sich im Laufe der Zeit wenig geändert. In den ältesten oben angeführten
Urkunden heißt er Dattilo, Dattilen, Datlen; später etwa vom 16. bis zu Anfang
dieses Jahrh. Dattelen, jetzt Datteln. Woher aber kommt dieser Name? Der Name Dattilo
scheint entweder in ähnlicher Weise erklärt werden zu können wie der Name
Olfen. Der alte Name für Olfen: "Ulfloo" ist nach Tibus
Gründungsgeschichte S. 790 zusammengesetzt aus Ulf = Wulf und lo; so Dattilo
aus Datti oder Datto und lo. Oder man könnte auch annehmen, daß der Name durch
Zusammensetzung des Artikels mit dem Worte Loh entstanden wäre = Dat-Lo. Gibt
es etwa einen (Haupthof) dieses Namens, auf dessen Grund und Boden die Kirche
erbauet und nach welchem die neu gegründete Pfarre benannt wurde? Dieses
scheint wirklich der Fall zu sein. Es liegt nämlich in unmittelbarer Nähe des
Dorfes resp. noch im Dorfe ein Bauernhof, welcher früher schlechtweg Dat-Lo
geheißen hat und von welchem der Pastor jährlich ein Scheffel Gerste Missaticum[16] prästirt
werden muß. Jetzt heißt er der Dorfschulten-Hof. Im ältesten Heberegister von
1526 kommt er unter dem Namen Loe, dat Loe vor, "vom loe 1 scepel".
Später zwar finde ich diesen Namen nicht mehr zur Bezeichnung des Hofes; aber
die Erinnerung an denselben hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Die
Gegend in unmittelbarer Nähe des Dorfes, an der nordöstlichen Seite, im Dorfe
selbst schon, und wo jetzt der Dorfschultenhof steht in Mitten seiner Ländereien,
heißt (13) noch immer im Munde des Volkes und auf der Flurkarte "Dat
Loh". Daselbst liegt der Loh-Busch, die Lohwiese; die Straße nach Olfen,
welche hindurch führt, heißt die Lohstraße. Das Haus des Dorfschulten hat bis
vor etwa 40 Jahren noch im Dorfe, am Marktplatze und Beginn der Lohstraße
gestanden. Nun aber stoßen die Besitzungen der Kirche und Pastorat unmittelbar
an die genannte Gegend an. Die Kirche liegt an der äußersten südöstlichen
Grenze des Dorfes auf einem etwas höher liegenden Terrain, welches sich
unmittelbar hinter dem sie umgebenden (alten) Kirchhofe nach Westen, Norden und
Osten senket, während es nach Süden hin in derselben Höhe und Ebene fortläuft
und in unmittelbarer Angrenzung und Fortsetzung fast die Hälfte der zur Pastorat
gehörenden Grundstücke enthält, eine etwa 46 Morgen große in einem Komplexe
zusammenliegende Grundfläche. In der Mitte dieser Grundstücke, etwa 5 Minuten
von der Kirche entfernt, liegt die Pastorat. – Gehen wir nun aber den Kirchhof
hinab und wenden wir uns nach Westen oder Norden hin, wo jetzt die Häuser der
Dorfbewohner stehen, so befinden wir uns, eine ziemliche Strecke lang, noch
immer auf einem Terrain, welches ursprünglich volles Eigenthum der geistlichen
Stelle, der Kirche und Pastorat gewesen ist, und das im Norden an die Lohstraße
grenzt. Beweis hierfür sind die an die Kirche und Pastorat pflichtigen Woorthe
oder Woortstedden.[17]
Die Dörfer und Städte
sind ja bekanntlich spätern Ursprungs; sie entstanden bei den Kirchen. Die
Kirche sah es gerne, daß sich die Leute in der Nähe des Gotteshauses
ansiedelten. Um sie anzulocken und ihnen die Niederlassung zu erleichtern,
wiesen ihnen die Geistlichen Grundstücke an, auf welchen sie sich anbauen
konnten. Damit aber das Abhängigkeits-Verhältniß und das Eigenthumsrecht der
Kirche gewahrt bleibe, mußten die Ansiedler jährlich eine bestimmte Abgabe
entrichten. In ähnlicher Weise ist es auch in Datteln geschehen. Solche kleine
Ansiedlungen, (14) von Alters her Worde, Woorthe genannt, bestehen aus Haus und
Hofraum nebst einem mehr oder weniger größeren Garten. Sie waren vollständig
Eigenhörige. Die der Kirche werden nach dem Patron Amandus-Worthe, Hörige des
h. Amandus genannt. Bei Veränderung des Besitzes oder (bei den Pastoratworthen)
beim Antritt eines neuen Pastors müssen sie wiedergewonnen werden. Pastor und
Kirchmeister stellten Gewinnbriefe aus, deren noch viele im Archiv vorhanden
sind. Ebenso wurden auch Wechselbriefe ausgestellt, wenn z.B. ein Sohn oder
eine Tochter durch Verheirathung in die Hörigkeit eines andern Herrn kam.
Die älteste
Kirchenrechnung vom Jahre 1618 führt 26 Kirchenworthe im Dorfe auf;
Pastoratworthe gab es 18. Bei weitem die meisten sind auf dem ursprünglich zur
Dotirung der Kirche geschenkten Grund und Boden angelegt, wenige sind, nach
Ausweise der Urkunden, später der Kirche geschenkt. Die meisten Worthe
liegen theils rund um den Kirchhof selbst, theils zu beiden Seiten der Straßen
des Dorfes nach Westen, Norden und Nordosten in unmittelbarem Anschlusse
an den Kirchhof; diese nehmen einen Flächenraum von 10 Morgen ein. Man wird
wohl nicht fehl greifen, wenn man diese auf Kirchengrunde erbauten Häuser als
den ältesten Theil des Dorfes bezeichnet. Der ganze Flächenraum des Dorfes,
d.h. der Häuser mit den vielen anliegenden Gärten und Wiesen im Dorfe beträgt
ungefähr 60 Morgen; davon kommen auf die Kirche und Kirchen- und Pastoratworthe
20 Morgen, also der dritte Theil.
An der Stelle, wo jetzt
das Dorf Datteln steht mit Kirche und Pastorat, und in der nächsten Umgebung,
haben ursprünglich, soweit es sich nachweisen läßt, vier Höfe gelegen, welchen
aller Grund und Boden zugehörte. Nur diese vier mußten von Alters her an die
Pastorat und Küsterei Missaticum geben. Es sind (15)
Der Buddenhof gehörte
dem Herrn von Aschenbrock auf der Mahlenburg; er ist jetzt theils im Besitze
des Herzoges von Arenberg, theils des Oekonomen und Branntweinbrenners
Middeldorf in Datteln. In der Buddenwiese konnte man vor 30 Jahren noch
deutlich die Stelle sehen, wo das "Buddenguit" gestanden hat. – Das Haus
Möcklinghof gehört jetzt dem Besitzer des adligen Hauses Löringhof, dem Grafen
von Westerholt-Gysenberg-Oberhausen. Dasselbe hatte gleichfalls im Dorfe sehr
viele ihm pflichtige Worthe; ich meine gefunden zu haben, daß auch Aschenbrock
dergleichen besaß.
Andere Güter und Höfe im
Dorfgebiet lassen sich mit Sicherheit nicht nachweisen. Es ist wohl
wahrscheinlich, daß auch die Herren von Berghem in der nächsten Nähe vom Dorfe
gewohnt und daselbst ein Gut, die "Schwackenborg" gehabt haben. Sie
besaßen manche Worthe im Dorfe und ein anderes ihnen gehörende Gut, der
"Brüggenhoff", jetzt Schulte Rüping in Natrop, liegt nur ¼ Stunde vom
Dorfe entfernt und grenzt an die Lohstraße und die Ländereien des Lohhofes. –
Das Dorf liegt ¾ Stunden von der Lippe entfernt.
§ 3.
Die Bauerschaften und Bauernhöfe.
Außer dem Dorfe mit der
Lois- oder Lowesheide gehören noch 10 Bauerschaften zur Gemeinde: Meckinghoven,
Hagem, Rapen, Bockum, Hachhausen, Redde, Klostern, Natrop, Pelkum und Markfeld.
Zu Meckinghoven gehört Wenninctorpe, jetzt Wentrup; Hagem früher Haghenhem
Klostern hieß 1541 noch Knosteren, dazu gehört Drybern und Suethem. Pelkum
früher Pelecheim, Pelichem 1366.
(16) Die 4
letztgenannten Bsch. liegen an der Lippe. In dem ältesten Heberegister der
Pastorat vom Jahre 1526 werden (abgesehen von den adligen Gütern und den 8
jetzt zur Pfarre Ahsen gehörenden Höfen) in der Gemeinde Datteln 100
Missaticumpflichtige Bauernhöfe aufgezählt. Um das Jahr 1560 wurden von dem
Hofe Hoeporten (Pathe) in Meckinghoven der Hof Cordes (Cordt), und in Drybern
von Schemann der Hof Berkenhöver als selbstständige Höfe abgetrennt; und in
Hachhhausen wurden die großen Höfe Pevelink und Hofstede in zwei Höfe getheilt,
so daß von da an 104 Bauernhöfe in der Gemeinde bestanden. Von diesen ist der
Hof Schulte Hubbert wahrhscheinlich im 16. Jahrh. nach Recklinghausen
abgepfarret; 19 sind im Laufe der Zeit zu Grunde gegangen, davon 16 in diesem
Jahrhundert, 3 schon in früheren Zeiten, nämlich Wersche und Hoeve vor
Vogelsang um 1580 und der Buddenhof vor Datteln um 1660. – Wegen des Hofes
Schulte Hubbert, früher to der Houe genannt, muß schon im 13. Jahrhundert
zwischen der Kirche zu Recklinghausen und Datteln Streit in Betreff der
Zugehörigkeit gewesen sein. Laut einem von Lambertus plebanus ecclesiæ in Datlen[18] aufgenommenen
und besiegelten Protokolle[19] d.d. 1325 ipso die purificationis
b. Mariæ Virg.[20] haben die damaligen Provisoren der
Kirche zu Datlen: Lubbertus de Hostede[21] und Hugo de Veeninctorpe[22] vor dem
Altare des h. Amandus in Datlen und in Gegenwart sehr vieler glaubwürdiger
Zeugen, von welchen Goswinus dictus Vrydach de Datlen, Goswinus de Mobelinch,
Conradus de Wildouwe, Wescelus de Bochum scultetus und Hinricus campanarius
eccl. in Datlen[23] namentlich aufgeführt werden,
eidlich erklärt: "daß mansum dictum to der Houe situm in Bekerapen[24] mit
(17) all seinen Gütern (cum universis suis attinentiis prout situs est) dem h.
Amandus angehöre und daß sich keiner irgend welches Recht auf die Güter anmaßen
könnte (sancto Amando attinere nec aliquis quidquam juris inprædictis bonis
sibi poterit usurpare); ebendasselbe sei von Jacobus einem früheren Pastor der
Kirche zu Datteln vor dem Richter in Recklinghausen eidlich erhärtet". Die
Tradition hat sich noch erhalten, daß Schulte Hubbert früher zu Datteln gehört
habe; er war der Schulte von Rapen, welches jetzt keinen Schulten mehr hat. Das
Haus steht jetzt in der Gemeinde Recklinghausen Bsch. Erkenschwick, hart an der
Grenze in Rapen, im Jahre 1828 noch 141 Morgen, davon 105 Morgen in dem
Beckerapen jetzt nach der Flurkarte Horneburger Feld genannt. Er gibt auch noch
immer Meßgerste an Pastor und Küster von Datteln. Die Bezeichnung Bekerapen
kommt von dem vorbeifließenden Bache – becke – her, im Gegensatz von Steenrapen
bei Hof Lindemann in derselben Bauerschaft.
Die Namen der
gegenwärtigen Bauernhöfe sind mit wenigen Ausnahmen dieselben wie 1526 und auch
schon früher. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die meisten wenigstens bis
in die älteste Zeit, in die Zeit der Gründung der Kirche hinaufreichen. So
werden erwähnt 1096 Hofstede,[25] 1188 Hötting und Nethoevel, ein
Haus in Hagem und noch 3 andere Häuser, welche nach Dale gehörten.[26] In
demselben Güterverzeichnisse der Grafen von Dale steht gleich zu Anfang bei den
Hauptgütern an 4ter Stelle curia Meckinchof VII molt siliginis,
VII molt ordei, XVI molt avene VI porcos annales.[27] Alle diese Güter stehen zwar ohne
nähere Bezeichnung; aber wegen der Nachbarschaft ist der Schluß vielleicht
nicht falsch, daß die hier genannte curia Meckinchof unser Meckinghoven, etwa
(18) der Schulte Meckinchof ist. Die erste curia ist curia de Dalen zweite
Vorwerk de Dalen, der jetzige an die Burg Dale angrenzende Hof Fork an der
Lippe. Die dritte curia Drignen, mir unbekannt. – Ferner kommen in den Urkunden
von 1325 die oben genannte to der Hove (Schulte Hubbert) Weeninctorpe (Bienenhof
zu Wentrup) und Schulte Bockum; 1381 Enegelsberg (Ensberg) und Höfe in Suethem,
Drybern und Knostern; 1370 Clockenhove (Klauke); 1382 Pevelinck, Ellerhove
(Möltken), Eckhof, Boeckman (Sybel); 1383 Niderhove (Nierheuver); 1408 Schulte
Pelkum; 1414 Welinchman (Wehlmann) und der Brüggenhof (Schulte Rüpinck); 1421
Schmidt zu Wentrup, Letman und Reddeman; 1440 Schedinck (Scheman); 1475
Höbbeler; 1492 Kinderman; 1493 Huxhol (Huxel); 1506 Slüter zu Meckinghoven.
Alle Bauernhöfe waren
Eigenhörige der Adligen oder geistlichen Stifter. Zuerst ist hier zu erwähnen
der Hof zu Hofstede. Derselbe ist einer von den neuntehalb
Reichshöfen des Vestes Recklinghausen. Der Oberhof Hofstede – Hovestete – liegt
in der Bsch. Hachhausen, ¼ Stunde westlich vom Dorfe. In der Mitte des 16.
Jahrh. ist er in zwei Höfe getheilt, von welchen der eine den ursprünglichen
Namen behalten hat, der andere Schlüter zu Hofstede heißt. Außer diesen
gehörten noch die Höfe Goos, Bork und Rüping in derselben Bauerschaft, ferner
die Höfe Hennekinck und Wessingh (später Tönis und Pöter genannt) im Kirchsp.
Recklinghausen Bsch. Backum und das Gut Tydinck[28] mit der Mühle Kirchspiel Waltrop
Bsch. Brockenscheid dazu. Letzteres wurde 1628 aus dem Verbande entlassen und
an seine Stelle trat Oberhag im Kirchspiel Datteln Bsch. Natrop. Dieser
Reichshof Hofstede war ein erbliches Manneslehen von der Abtei Siegburg,
welcher er 1096 von E.B. Hermann III. verliehen war.
(19) Als Papst Lucius
1181 den 18. Nov. die Abtei Siegburg in seinen Schutz nimmt, wird unter den
Besitzungen auch Hofstedde aufgeführt. Bei einer Gerichtsverhandlung in
Recklinghausen im Advent 1254 (L.) wobei es sich um Schlichtung eines Streites
zwischen dem Kloster Flaesheim und dem Herrn von Löringhof handelte, steht
unter dem Zeugen, die als milites [Ritter] bezeichnet werden, Ludowicus de
Hovestedin. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. hatten die von Mengede den
Hof zu Lehen. Im Jahre 1422 verkauft Hermann von Mengede den Hof an Everde
Vrydag von Waltorpe und verspricht ihm die Belehnung vom Abte zu Syborgh
[Benediktinerabtei Siegburg] zu verschaffen. Im folgenden Jahre in festo
annuntiationis[29] wurde Evert Vrydag vom Abte Wilhelm
von Bullersheim mit dem Hofe Hofstede belehnt, und seitdem ist er über 200
Jahre in der Familie Fridag zum Löringhofe, in
dessen Besitz Evert 1431 kam, geblieben, bis zum Aussterben des Mannesstammes,
wo er an Sandfort überging. Im November 1655 wurde Joachim Gisbert, Sohn des
Berthold Fridag zur Sandfort (Kspls Olfen) auf das Hofsteder Lehen investirt
(L.).
Der Höbbelers Hof
in Pelkum, ein Hobs- und Behandigungsgut [Lehensgut], gehörte in den in der
Grafschaft Dortmund gelegenen und dem fürstlichen Stifte Essen gehörenden
Oberhof Huckarde. Die Brüder Hermann und Johann Bockman to Waltorpe
hatte ihn "lange tyt myt Gewalt undergehet"[30] und ihn sehr verkommen lassen. Da
hat 1475 Gert von Bodelzwinge "overste Schulte des Hofes to Hockerde"
den Heinrich Loeman mit dem Hofe behandet. Im J. 1536 wurden Melchior Fridag to
Lorinckhove und Margarethe seine Frau mit dem Loehove oder Höbbelershove in
Pelkum von Gisbert von Bodelschwinge behandet, und seitdem ist dieser Hof am
Hause Löringhof geblieben (L.).
(20) Die beiden vom
Domkapitel des Erzstiftes Köln abhängigen Ober- und Reichshöfe Oer und Koren[31] hatten
in Datteln und Umgegend viele Besitzungen. Zum Oberhofe Koren [Körne] gehörten
23 Güter. Die meisten liegen in der Gemeinde Waltrop, nämlich Middeldorf im
Dorfe, Boelmann, Selinghof, Thies, Jeibmann, Sandmann, Richtmann, Klöver,
Holtermann, Bramsel, Buse, Bispelinghof, Althaus, Kruse mit dem Kleynfelder
Hofe, Schmiemann, Schemann, Döttelbeck, Leppelmann und 3 Kotten. In Datteln
lagen Quinkenstein in Markfeld und Luthe in Redde; in Ahsen: Schulte Ahsen und
Pille in Leven. – Zum Oberhofe Oer gehörten von den Bauernhöfen Dattelns:
Luthe, Sindern, Hauve, Kessen und Berger in Meckinghoven; Peveling in
Hachhausen; Martmann in Suethem, Scheman, Brinkman und Frerich in Natrop; dann
Drüing in Leven. – Die Ober- und Reichshöfe Oer und Koren hatte Heinrich
von Oer nebst seinem Schlosse Horneburg im Vertrage vom Jahre 1431 an
den Erzbischof Dietrich abtreten müssen und sie wurden dem Erzstifte Köln und
dem Veste Recklinghausen förmlich zugesprochen. Der Erzbischöfliche Stuhl trat
sie an das kölner Domkapitel ab. Die Oberverwaltung wurde für beide Höfe
gemeinsam durch den Domkapitels-Verwalter und Richter der Höfe Oer und Koren
geführt, der in Recklinghausen seinen Sitz hatte. Hier war das Kämmerei-Gebäude
des Domkapitels, 1686 neu erbaut. Im Uebrigen hatte jeder Hof seine eigene
Verwaltung nach seinen Hofesrechten: wer z.B. aus dem einen Verbande in den
anderen sich verheirathen wollte, mußte einen Freibrief beibringen und sich
förmlich in den neuen Verband aufnehmen lassen. Alle inneren Angelegenheiten
der zu dem Hobsverbande gehörenden Höfe wurden durch die Hobsmänner selbst,
beziehungsweise durch die von ihnen gewählten zwei Hobsgeschworenen, und nach
hergebrachter Observanz geordnet (21) und geschlichtet. Ueber die Verhandlung
wurde ein Protokoll aufgenommen und in das Hobsbuch eingetragen. Dieses geschah
in der letzteren Zeit meistens durch einen Notar. Alle Acte aber, welche die
Hobsleute vornahmen, auch wenn sie vor Notar und Zeugen geschehen waren, hatten
keine Gültigkeit, wenn sie nicht in Gegenwart und mit Zustimmung der
Hobsgeschworenen und des Hobsfrohnen waren vollzogen worden. Nach mir
vorliegenden Schriftstücken[32] aus der 2. Hälfte des vorigen
Jahrh., den Hof Koren betreffend, gehörten folgende Gegenstände zu ihrer
Verwaltung: Die Errichtung von Testamenten, Uebertragung des Hofes, Festsetzung
der Leibzucht[33] für die Eltern und Abfindung der
übrigen Kinder, Schlichtung von Streitigkeiten und Klagen der abgefundenen
Kinder wegen Vorenthaltung der Abfindungssumme, Aufnahme eines Jünglings oder
einer Jungfrau bei Verheirathung in den Hobsverband, so wie Ausstellung der
Frei- und Wechselbriefe. Der Aufzunehmende mußte ehelich geboren und frei sein
und hierüber seinen Freibrief von seiner früheren Gutsherrschaft beibringen;
unter Beobachtung von vorgeschriebenen Ceremonien und Feierlichkeiten wurde er
aufgenommen und mußte durch "Handtastung" geloben, daß er die
Hobspflichten treu erfüllen und die Satzungen halten wolle. Die Verhandlungen
werden an Ort und Stelle, auf den Höfen der Betheiligten selbst geführt; als
Zeugen wurden in der Regel nur Hobsleute genommen. Für ihre Bemühungen
erhielten die Geschworenen und der Frohne ihre Jura, einmal steht: Jeder 1
Rthlr. (clev.).[34] Bei den Höfen des Hofes Koren erbte
der jüngste Sohn bez. Tochter in Ermangelung von Söhnen, bei Oer umgekehrt der
Älteste. – Als Beispiel über die Thätigkeit des Hobsgerichtes und der
Geschworenen mag folgendes angeführt werden aus dem Jahre 1744. Der Hof Sandman
(22) in Waltrop war in schlechtem Stande; Grutering und Schotte hatten
Distraction beantragt. Auf dem Hobsgerichte erklärte der domkapitularische
Verwalter und las eine Verordnung vor, "daß diejenigen Bestialitäten und
Effecten von der Distraction befreit bleiben müßten, welche zu des Hofes Bau
und Instandhaltung nöthig seien"; die Hobsgeschworenen sollten nachsehen
und berichten. Diese nun nahmen den Hof und den Stand der Verhältnisse auf. Zum
Hofe gehörten 60 Scheffel Landes. Unter Anderem wurde von den Geschworenen
angegeben: Zum Bau seien 4 Pferde und 12 Kopf Rindvieh erforderlich; zur
Haushaltung und Ernährung von 12 Personen 6 milchgebende Kühe; 2 Stück Rindvieh
und 4 fette Schweine müßten jährlich geschlachtet werden; hierzu wie zur
Unterhaltung der Pferde usw. das nöthige Heu und Stroh; für die Haushaltung 24
Malder Roggen; als Lohn für den Baumeisten, 2 Mägde und den Schweinhirt
zusammen wenigstens 30 Rthlr.
Viele Höfe gehörten an
das Stift Flaesheim, unter andern Pathe und Kordt in Meckinghofen,
Schulte Hubbert, Wiesmann und Lindemann in Rapen; Schulte Bockum; Wehlmann in
Klostern, Abenhard in Pelkum (war auch eine Kirchenworth), Letmann in Hagem.
An Bodelschwing gehörten
Hamphof und Brauckmann in Meckinghoven, Eickhof in Hagem, Luthe in Suthem,
Möller in Natrop.
§ 4.
Die adeligen Rittergüter.
Von den 34
landtagsfähigen Rittergütern des Vestes lagen 6 in der Gemeinde Datteln:
Löringhof, Möckinghof, Klostern, Vogelsang, Mahlenburg und Gutacker. Von diesen
sind bloß Löringhof und Vogelsang als selbständige Güter bestehen geblieben;
Gutacker ist gänzlich parzellirt (23) und verschwunden, Mahlenburg theilweise,
Möckinghof und Klostern sind an Löringhof übergegangen. Außerdem kommen in
Urkunden des 14. Jahrhunderts noch 3 adlige Familien vor, welche in der
Gemeinde ansässig waren: van Berghem, van der Wildouwe und Vrydach van
Pevelinck.
1. Die van Berghem oder
Bachem hatten in Datteln und Waltrop Besitzungen. 1344 bekennt Henrich van
Hardenberg, daß die Brüder van Berghem den Zehnten von Lendrinchusen[35] von ihm
als dem Lehnsherrn erblich zu Lehen hätten (L.); 1355 verkauft Wilhelm van Berghem
seinen Zehnten to Behem im Kerspel Waltorpe an die Brüder Arnold und Bertram
van Leverindhusin und stellt als Bürgen unter Anderen den Hermann von
Loderinchove, mynes wyves vader" (I.). Diderich van Berghem, Sohn des
Wilhelm, und seine Frau Stine stiften 1385 ein "Jargetyt" in der
Kirche zu Datteln und geben zur Fundation einen Kamp bei Datteln, der genannt
wird "de oldedych". Im Dorfe selbst hatten sie mehrere Besitzungen,
Worthe. So schenken sie an die Kirche 1390 "de stede, dar dat spiker up
ghebowet is vor den porthus tho Datlen", und 1410 ihre Worte "thoe
Pote im Dorpe Datlen"; 1408 verkaufen sie eine andere Worth im Dorfe an
die Kirche. Um 1412 verkaufen sie "er eigen Erve und Guider, dat geheten
is de Brüggehof und de Schwackenborgh" an Herman van Nehem, denselben,
welcher 1411 das Gut Löringhof von Johan van Schwansbel angekauft hatte.
Seitdem kommen die van Berghem in den Urkunden nicht mehr vor. Der Brüggenhof
ist der jetzige Schulte Rüping in Natrop, ¼ Stunde nördlich vom Dorfe. Die
Schwackenborg ist mir unbekannt.
2. In der oben (S. 16)
erwähnten Urkunde vom Jahre 1325 werden als Zeugen angeführt Goswinus dictus
Vrydach (24) de Datlen, Goswinus de Mobelinchof und Conradus de Wildouwe,
Eingesessene von Datteln. Zur Zeit des Pastors Wilhelm Schaperoden, im Jahre
1381 errichtete der armiger[36] Theodericus van der Wildouwe mit
Bewilligung seiner Frau Mechtildis und seiner Kinder Johann, Theodorich und
Bela bei seiner Burg Wildouwe, (apud castrum meum thor Wildouwe) eine Kapelle
nebst Kirchhof, in welcher jeden Monat vom Pastor zu Datteln eine h. Messe
solle gelesen werden; zur Fundation weiset er eine jährliche Rente von einer
Mark Dortmunder Währung aus 6 seiner Güter in Suethem, Drybern und Knostern an,
nämlich ex curte Thabonis de Suethem 3 Solidos, ex bonis dictis Schoppenhoue 2
sol., ex casa ac bonis dictis Drybern 2 sol., ex bonis dictis Pothoff 2 sol.,
ex bonis dictis Kopernagelshoue 2 sol., ex bonis dictis Cleuemersches quod tho
Knostern 1 sol. – Nach den Bestimmungen der Fundationsurkunde[37] durfte in der Kapelle ein anderer
Säkular- oder Regularpriester nur mit Consens des Pastors von Datteln die h.
Messe lesen. Wenn Jemand, der nicht Höriger des Gutes ist, auf dem Kirchhofe
Stallung oder ein Haus errichten will, so muß er hierzu den Consens des Pastors
haben und diesem erst eine jährliche Rente von 2 sol. anweisen. Sollte die
Kapelle zerstört werden, so bezieht der Pastor dennoch die Rente von 1 Mark, zu
dem Zwecke, daß die Kapelle wieder aufgebaut und eingeweihet werde. Burg und
Kapelle sind längst verschwunden, auch ist von der Fundation nichts mehr
vorhanden, und das Geschlecht der van der Wildouwe erscheint später nicht mehr
in den Urkunden. Doch das Andenken an dieses Rittergeschlecht hat sich erhalten
in den Namen der Gegend und eines Bauernhofes; die Stelle aber, wo Burg und
Kapelle gestanden haben, wird uns durch die Ueberlieferung sowie durch die Beschaffenheit
(25) des Ortes ganz bestimmt bezeichnet. Die ganze Gegend in Klostern, wo jetzt
die Kötter Pferdekemper, Reher und Friehof liegen, und wo der Kötter Rüter, die
Vikarie Ss. Antonii et Amandi und Andere Besitzungen haben, heißt die Wildau.
Die Burg hat gestanden in Rehers Kuhkamp; Wall und Gräben sind noch nicht ganz
verschwunden und bei der Planirung kamen viele große Steine und Balken zum
Vorscheine. Vor dem Burgplatze, an der Stelle, wo nach der Tradition die
Kapelle sollte gestanden haben, ist jetzt ein Kreuz errichtet. Der in Suethem
liegende Bauernhof Wildöer hat seinen Namen von dem Rittergeschlechte erhalten;
die Vermuthung liegt nahe, daß er die in der Stiftungs-Urkunde genannte curtis
Thabonis de Suethem ist. Im Jahre 1526 werden unter den Missaticumpflichtigen
der Bauerschaft Klostern noch besonders Johan yn der Wildoen und Johan van
Suethem aufgeführt; im Jahre 1589 ist der erste aus dem Register verschwunden
und der Scheffel Gerste wird als Abgabe des adligen Hauses Klostern, "von
der Wildow", aufgeführt, der letztere aber heißt Wildouwer. Uebrigens
scheinen die Güter des Herrn van der Wildouwe fast sämmtlich in den Besitz des
Hauses Klostern übergegangen zu sein. So waren alle oben aufgezählten Kötter in
der Wildau und die angrenzenden später Eigenhörige vom Hause Klostern.
3. Aehnlich wie der
armiger Theoderich van der Wildouwe hat sein Zeitgenosse und Landsmann Hinrick
Vrydach von Pevelinch gnt. Vaderalde im selben Jahre 1381 auf seinem Hofe to
Engelsberge (jetzt Ensberg)[38] und im J. 1382[39] vor seiner "borch und wonynge
to pevelinch binnen den kerspel tho datlen" eine Kapelle errichtet und h.
Messen an denselben fundirt. Beide Höfe liegen in derselben Bschft. Hachhausen,
20 Minuten von (26) einander entfernt, Ensberg gut ¾ Stunde und Peveling ½
Stunde vom Dorfe. Vrydach besaß noch ein Gut in Knosteren (Klostern), aus
welchem er "seß Malder gutes schultkorns" zur Fundirung der ersten
Kapelle anweiset, und in Hagem die Höfe Eickhof, Böckmann (später Sybel) und
Büsselen. Kapellen und Stiftungen sind gänzlich verschwunden. Männliche
Nachkommen scheint Heinrich Vrydach nicht gehabt zu haben, sondern eine Tochter
Katharina, welche an Lobbert van Rechede, genannt de Bytere verheiratet war.[40] Er
machte die Stiftungen mit Zustimmung dieses seines Schwiegersohnes und seiner
Tochter. Sein Bruder Diderich Vrydach genannt von den Husen, Herr von Schörling
bei Waltrop und von der Buddenborg bei Lünen, ist der Stammvater der Vrydach
von Löringhof (L.). – In späterer Zeit gehörten die Höfe Ensberg an das Haus
Wildering (in den Oberhof Elmenhorst), Peveling zum domkapitularischen Oberhofe
Oer, Eickhof nach Bodelschwing, Böckmann nach Gutacker. Den Hof Büsseken in
Hagem konnte ich bis jetzt nicht ausfindig machen. Der Name hat sich erhalten
in "Büssekes Wiese", welche, 3 Morgen groß, in der Nähe der Bscht.
Hagem am rechten Ufer des Mühlenbaches liegt, östlich an Nierheusers Wiese
angrenzend, und zum Hofe Niederpeveling in Hachhausen gehört.
4. Das Haus und
Gut Mobelinghove, jetzt Möcklinghof, mit der Mühle liegt
unmittelbar am Dorfe im Südwesten hart am Mühlenbache, welcher die Grenze
zwischen der Dorfbauerschaft und Hagem bildet, und gehört zum Dorfe. Die
Besitzungen und Ländereien dieses Gutes lagen im Süden und Westen des Dorfes
und im Dorfe selbst, und erstreckten sich am linken Ufer des Baches hinauf tief
in das Theifeld hinein. Ueber die Familie von Möcklinghof habe ich nur Weniges
gefunden. Zu Anfang des 15. Jahrh. gehörte das Gut bereits dem Herrn des (27)
Hauses Löringhof, Hermann von Nehem, und ist seitdem an diesem Hause geblieben.
Im Jahre 1366[41] schenkt Johan van Mockenichem,
wohnhaft tor becke [am Bache], mit Zustimmung seiner Frau Hadewigh, seiner
Söhne Johan und Wennemar und seiner Tochter der Kirche zu Datlen "de
stede, darup ghetimmert hevet Johan van Pelichem, dat geheiten is toe borve in
deme dorpe to Datlen";[42] die Rente aus der Worth soll
bestimmt sein zur Unterhaltung der "twelf Apostellichter alle jar"
[zwölf Apostelleuchter jedes Jahr]. Dieser Johann van Mokenichem ist vielleicht
derselbe mit einem Johan van Mokelem genannt Lebbink aus dem Geschlechte der
van Overhus, welche in einer Urkunde vom Jahre 1373, nach der Alke van dem
Loderinchove ihrem Bruder Johann ihren Antheil an dem väterlichen Erbe
verkauft, neben Erembert van den Overhus und Friederich van Nethovele als Zeuge
vorkommt (L.). Im Jahre 1421 verkaufte Herm. van Nehem alle seine Besitzungen
an Diderich Vrydach von den Husen. Unter diesen wird auch "Mobelinchove
myt syner molen und toebehoringhe" [Mobelinghove mit seiner Mühle und
Zubehör] aufgezählt. Nehem scheint jedoch nicht im vollen Besitze dieses Gutes
gewesen zu sein. Denn 1424 verzichtet Johan van dem Overhuß gnt. Lebbinck zu Gunsten
seiner Schwester Fyn van den Overhuß auf das Gut Möcklinghof mit der Mühle,
damit diese es an genannten Diderich Vrydach verkaufen sollte. – Von J. 1465 an
war das Haus Möcklinghof die Leibzucht für die Wittwen Fridag auf Löringhof und
deren Kinder, und es hieß daher späterhin auch die Junkernburg. Den großen
Teich beim Hause haben die Eheleute Berthold Fridag zum Löringhove und Agnes
von Mecheln zur Sandfurt (zwischen 1555 und 1571) graben lassen (L.).
5. An dem Landwege von
Datteln nach Recklinghausen, gut ¾ Stunde vom Dorfe entfernt, in der Bsch.
Hagem, an der Grenze der Bsch. Hagem und Rapen, wo (28) jetzt die Gutackers
Mühle steht, lag das adlige Haus Gudacker, das Stammschloß des
Rittergeschlechtes Gudacker. Aehnlich Diderich von der Wildouwe und Vrydach van
Peveling hat zur selben Zeit 1382[43] Goswinus Gudacker mit
seinem Sohne Johann bei seiner Wohnung in Haghenem eine Kapelle nebst Kirchhof
errichtet und 5 h. Messen, 4 zu beliebiger Zeit und eine am Jahrestage der
Einweihung der Kapelle, fundirt mit einer jährlichen Rente von 18 solidi aus
seinen Gütern Ellere und Pothove. Wie von den anderen 3 Kapellen, so ist auch
von dieser Stiftung nichts erhalten geblieben. Die Kapelle hat gestanden in der
Nähe der jetzigen Mühle zu Gutacker, am Schlosse angebauet.
Im J. 1385 hängt
genannter Goswinus Gudacker sein Siegel an den Stiftungsbrief[44] des Diderich van Berghem. Derselbe
Goiswinus Gudacker armiger erklärt 1386, daß er seine Burg im Kirchspiel Datlen
(das Haus Gutacker) cum fundo, suburbio etc dem Erzbischofe Friederich und
dessen Erzstifte als "ein offenes Haus" und als Lehen auftrage.[45] Im J.
1440 verbürgt sich Tönnes Gudacker für Evert Vrydach von den Husen auf
Löringhof (L.). Andere dieses Geschlechtes habe ich nicht gefunden. Vom Jahre
1514 an kommt in den Urkunden des Kirchenarchives die Familie von Westrem als
Herr von Gutacker und aller dazu gehörigen Güter vor. Jedoch geht aus der
Urkunde von 1514 hervor, daß sie bereits lange vorher im Besitze derselben
gewesen ist. Vielleicht sind die von Westrem nach Aussterben der Familie
Gudacker vom Erzbischofe von Köln, in dessen Diensten sie standen, mit den
Gütern belehnt worden. In den Jahren 1417, 1420 und 1440 noch kommt in unsern
Urkunden Roseyr van Westrem als Richter in Recklinghausen vor.
(29) Gutacker ist ein
sehr bedeutendes Gut gewesen mit einem großen Komplexe Ackerland im
Gutackerschen Felde[46] in Hagem und Rapen, wo jetzt die Mühle,
Reiff's Kotten, die Dillenburg und andere liegen. Auch gehörten viele Höfe als
Eigenhörige dazu. Folgende habe ich im Kirchspiel Datteln gefunden: Jöman in
Meckinghoven; Hülshove, Vryenhove,[47] Ellerhove (jetzt Mölken), Böckman
(Sybel), Nierheuser und Göke Engelskamp (Brune) in Hagem; Winkelinck
(Winkelmann) Pasman und Engelskamp in Rapen; Sonntag in Hachhausen, Dickerhof
in Redde; Hetter in Pelkum; Auferkamp, Rensmann und Lobeck in Markfeld. Der Hof
Dickerhof war wie eine adlige Burg mit Wall und Graben umgeben, der zu Anfang
dieses Jahrh. zugeworfen. Im Jahre 1526 wohnte daselbst Johann van Westrem. Im
16. Jahrhundert waren die Güter mit vielen Schulden stark belastet worden;
Geld- und Kornrenten wurden schlecht bezahlt und um das Jahr 1592 scheint eine
Art von Konkurs über das Haus Westrem ergangen zu sein. Laut einem
Verzeichnisse der von 1514-1574 contrahirten Schulden mußten an Zinsen
(Geldrenten) 165 Goldgulden und 96½ Daler, an Kornrenten 23¼ Malder Roggen, 2
Malder Gerste, 25 Malder Hafer und 2½ Malder halb Roggen und halb Gerste
jährlich gezahlt werden. Außerdem hatte ein Gläubiger eine Mühle u. ein anderer
etliche Kämpe bei Gutacker statt Pension in Benutzung. Bei 9 Posten ist weder
Rente noch Kapital angegeben, sondern auf die Schulddokumente verwiesen.
Im Jahre c. 1820 ist das
Haus Gutacker mit den dazu gehörenden Grundstücken verkauft. Es lag 300 Schritt
östlich von dem Wege zwischen der Korn- und Oelmühle in der Wiese, welche durch
Abtragung der Wälle und Ausfüllung des Grabens angelegt ist. Die Reste des
Schlosses sind um 1859 abgebrochen.
(30) 6. Das adelige
Haus Klostern liegt nordwestlich ¾ Stunde vom Dorfe an dem
Wege nach Ahsen in der gleichnamigen Bauerschaft Klostern, welche in Urkunden
des 16. Jahrh. auch noch Knosteren genannt wird. Als Besitzer des Gutes kommt
1498 Heyne van Grolle vor. Zu Anfang des 16. Jahrh. lag ein
großer Theil der zum Gute gehörenden Ländereien wüste, die Eigenhörige waren
theils im Besitze Anderer. In den Jahren 1517 bis 1545 nahmen die Eheleute
Dyrick van Grolle zu Klostern und Elsebe viele Gelder auf ihre Güter auf. Im
Laufe der Zeit wurde die Schuldenmasse immer größer, bis um das Jahr 1700 die
Herrn von Löringhof, welche schon seit 70 Jahren im Besitze der meisten Schuld-
und Rentenbriefe waren, das ganze Haus Klostern mit den Eigenhörigen erwarben.
Das adlige Haus, die Wohnung der Herrn von Groll ist längst abgebrochen. Der
große Hofraum, Reste von Wällen und Gräben, die zum Hofe führende Allee
erinnern noch daran, daß hier einst eine herrschaftliche Wohnung gelegen. Auf
dem Hofe wohnt jetzt ein Pächtiger. Nach dem Taufregister wurden in der Ehe des
Diderich Ferdinand von Groll und der Clara Adelheid Anna Walrave geboren 1647
den 23. Juli, Anna Sabina Catharina und 1653 den 20. Juli Hermann; 1693 den 20.
Sept. wurde geboren Gottfried Bern. Heinrich, Sohn des Hermann Ferdinand von
Groll und der Anna Ursula von Ascheberg zu Botzlar. Zum Hause Klostern gehörten
die Klosterhove, die Wildouwe, die Weyersche oder Werschehove,[48] Wulfelinckhove,
Brockink (Breuckmann), Wildöer in Suthem.
7. In der Bsch. Bockum,
im Nordwesten fünfviertel Stunde vom Dorfe entfernt, an der Grenze der Bsch.
Bockum, Klostern und Ahsen liegt das adlige Haus Mahlenburg, jetzt
im Besitze des Herzogs von Arenberg. Der (31) älteste Name dieser Ritterburg
ist Radelenbeke. Nach Kindlinger[49] überließ Alexander dictus Malman
armiger sein castrum Radelenbeke, quod alio nomine Malenburch nominatur,
cum omnibus ædificiis etc. dem Erzbischofe von Köln und nahm es von diesem
wieder als Lehen an, wogegen ihm E. B. Walram eine bestimmte
Summe Geldes ausbezahlte, wie eine zur Bestätigung dieser Uebertragung von
demselben im Jahre 1342 ausgefertigte Urkunde zeigt. Nach dem Tode des Alex.
Malman überläßt Dietrich von Vitinghof das castrum in
Radelenbeke neuerdings dem Erzstifte in feudum.[50] Im Jahre 1455 finde ich zum ersten
Male die Familie (van der Dornenborg genannt) Aschebrock im
Besitze des Hauses Malenburg. Diese hatte aber schon vorher in hiesiger Gegend,
besonders in Waltrop. Besitzungen. So versetzt im Jahre 1414 Johan van
Dorneborgh gnt. Aschebroick dem schon oft genannten Hermann van Nehem den an
sein Gut Löringhof angrenzenden Werinboldinchove (Schulte
Werbelinghof) in der Bsch. Holthausen für 175 rinsche Gulden (L.). Bei
Aufstellung des Heirathscontractes zwischen Melchior Vrydach op den Lorynkhove
und Greyte van der Ruer am Feste Ss. Philippi et Jacobi Ap. 1455 ist unter den
"gekorenen Dedings- und Brutlüden" auch Johan Aschebroke tor
Malenburg (L.). Sein Sohn Johann kauft im Jahre 1458 von Diederich von Oer und
seiner Frau Alke und ihrem Sohne Heinrich einen Rentenbrief, welchen ihnen 1430
Cord van Lyndenhorst Greve to Dortmund für 100 rinsche Goldgulden auf seine
Güter to Grundenhovel (Grauenhövel) und to der Mollen (Möllmann) im Kirchspiel
Waltrop ausgestellt hatte (I.). Beim Dorfe Datteln besaßen die Herrnen [Herren]
von Aschebrock das schon genannte Buddengut und viele andere Ländereien, so
auch im Datteler Berge. Als Eigenhörige habe ich gefunden (32) Sandmann bei der
Malenburg,[51] Jöman, Höfer und Sandhove in Natrop
und Schulte Nethövel in Pelkum. Im 17. Jahrhunderte, in der 2. Hälfte sind
durch Verheirathung eines Fräuleins von Aschebrock an einen Herrn von
Westerholt viele Güter und Gerechtsame an Westerholt gekommen.
Im Jahre 1658 den 12. August haben die Eheleute Adolph Heinrich von Aschebrock
und Anna Sibilla von Brabeck das Aschenbrocksche Stammhaus Mahlenburg für 27
000 Thlr. und 500 Thlr. Weinkauf an die Eheleute Heinr. Wirich von Münster zu
Meinhövel und Christina Sibilla von Freitag verkauft. Dieser Adolph Heinrich
hatte vor seiner Heirath in Verein mit seinem Bruder Franz Albrecht und
später in seinem Ehestande von Goswin Rive, Rentmeister auf der
Loburg im Kirchsp. Waltrop viele Gelder geliehen und ihm Rentenverschreibungen
auf bedeutende Ländereien bei Datteln gegeben, unter Anderen auf den Buddenhof,
den Freemans Kamp und das Rott. Diese gingen laut gerichtlichem Kaufkontrakte
vom J. 1655 auf St. Jakobi Ap. Tag in den vollen Besitz des Rive über. Am Rott
hatte sich Goswin Rive ein stattliches Haus gebauet; er starb auf der Loburg
den 13. Juni 1692. Seine Enkelin Anna Christine Daems war
an Theodor Middeldorf verheirathet. Diesen beiden Eheleuten
schenkte der Großvater 1686 den 29. Juni die vorhin genannten Güter mit dem
Hause in Datteln, und sie befinden sich noch jetzt im Besitze der Familie
Middeldorf.[52] – Nach dem Tode des Mannes Ad.
Heinr. von Aschebrock (1666 oder 1667) heirathete seine Wittwe Anna Sib. von
Brabeck den Freiherrn Hermann Otto von und zu Westerholt, Herrn zu Alst,
Haselünne und Schönebeck. Aus ihrer ersten Ehe hatte sie eine minderjährige
Tochter, Henriette Jane Christine (33) Mechtilde, über die Pastor Bürich in
Datteln Vormund war.[53]
Gegen Ende des 17.
Jahrh. muß Mahlenburg eine Kommende des deutschen Ritterordens gewesen sein. Im
Jahre 1692 den 2. November ist Reverendiss. Dns Henricus von Böselager
Commendator in Mahlenburg Pathe bei einem Sohne des Joan Colman Quästors auf
der Mahlenburg. Laut Inschrift vom 17. Juli 1706 hat Georgius Levinus L.B. de
Nagel ex Vornholte teutonici Ord. eques ac Commendator in Welheim necnon cels.
Princip. Monasteriensis colonnelus die Mühle bei der Burg neu erbaut. 1716 den
25. Mai starb Ferdinand Mauritius von Korff, und 1722 den 5. November Johann
Heidenreich Baron von Ketler, beide Deutsch-Ordensritter und Kommandeure auf
der Mahlenburg, in der Kirche von Datteln begraben. Im Jahre 1725 hatte der
Orden auf seine Kosten eine öffentliche Kapelle an der Mahlenburg gebauet, sie
mit den nöthigen gottesdienstlichen Utensilien versehen und unterhalten zu
wollen erklärt. Unter dem 30. October desselben Jahres wurde vom
Erzbischöflichen General-Vikariate das Privilegium ertheilt, daß in besagter
Kapelle für den Kommendeur und sein Hausgesinde von einem approbirten Priester
an Sonn- und Festtagen mit Ausnahme der höchsten Festtage die h. Messe durfte
gelesen werden. Dieses Privilegium wurde am 26. November 1793 erneuert und am
18. April 1800 dem Einspruche des Pfarrers Kürfgen gegenüber bestätigt. Der
erste Geistliche war Franz Clamor Ant. Schulz, Vikar an der Domkirche zu
Halberstadt, starb 7. August 1728. Er war wie die übrigen Geistlichen zugleich
Rentmeister der Ordens-Comthur Mahlenburg. Im Jahre 1798 hatte der Orden [wegen
der Kirchenverfolgung der Französischen Revolution] einen französischen
Emigranten La Mourier für die Celebrierung der h. Messe zu sich genommen. Nach
(34) Aufhebung des Ordens erhielt der Herzog von Arenberg die
Güter. Die herzogl. Domainen-Verwaltung in Recklinghausen hat um 1845 die
Kapelle abbrechen lassen und die Kirchensachen an sich genommen.
8. Das Haus, arx Vogelsang, jetzt im
Besitze des Freiherrn von Twickel zu Lüttinghof, liegt nördlich beinah
fünfviertel Stunde von Datteln entfernt, an der Lippe, ganz nahe vor Ahsen, an
der Grenze. Vogelsang finde
ich zuerst in einer Urkunde vom Jahre 1468 erwähnt, laut welcher Katharina
Sobbe, Ehefrau des Johan Sobbe genannt de Gryper "ute deme gude ter houe
vor den vogelsange gelegen" 16 Pfennige an die Kirche zu Datlen
verschenkt. Dieses Gut ist verschwunden und muß bereits um 1580 ganz in Vogelsang
aufgegangen sein.
Wer Herr von Vogelsang
gewesen ist, kommt erst im 16. Jahrh. in den Acten des Pfarrarchivs vor, von da
an aber häufig, nämlich die Familie Dobbe. Bei der Stiftung des
Dattelenschen Armenfonds im Jahre 1541 gibt Wilm Doebbe zwei Scheffel Roggen
jährlich aus dem Zehnten zu Drybern. Im Jahre 1561 verkauft er mit seiner Frau
Margarethe aus seinen Gütern Honacker in der Bscht. Klostern und Schedemans
Gute to Drybern den Provisoren der Kirche zu Datteln Hinrich Schulte to
Rensinck und Johan Schulte to Pevelinck für die Kirche eine jährliche Rente von
5 guden Dalers mit dem Rechte der Wiederlöse für 100 enkende gude bescheidene
Daler. Durch seine Frau Margarethe von Westerholt ist das Patronatsrecht zur
Vikarie St. Amandi in Datteln mit Genehmigung des Erzbischofes (jus patronatus
laicale autoritate Ordinarii) an den Besitzer der Arx Vogelsang übergegangen
und bis jetzt daran geblieben. Sein Sohn Helmich kommt 1581
und 1594 vor. Dessen Sohn und Nachfolger auf Vogelsang Wilhelm, vermählt mit
Maria Anna von Vehler, unterschreibt als Zeuge 1630 den Visitationsrezeß des
General-Vikars Gelenius und 1655 den 21. Nov. bei (35) Errichtung der
Rosenkranzbruderschaft in der Pfarrkirche zu Datteln das Protokoll. Am Tage der
Errichtung ließen sich aufnehmen Sophia Elisabeth a Dobbe Abbatissa in
Langenhorst und Hermann Dobbe in Vogelsang, Canonicus am Dom in Bremen und
Camerarius des Kurfürsten von Köln, und 1668 Maria Agnes von Dobbe, Dekanin in
Nottelen. Hermann Dobbe, Sohn des Wilhelm und der Anna Maria von Vehlen, war
1605 Dechant der Kollegiat-Kirche zu St. Mauritz bei Münster und Inhaber der
Vikarie S. Amandi in Datteln; 1644 resignirte er zu Gunsten der Union der
beiden Vikarien Ss. Amandi et Stephani. Die Mutter stiftete eine Memorie an der
Kirche und an der Vikarie S. Amandi, welche am 15. Februar gehalten wird. Gegen
Ende des 17. Jahrh. erscheint Freiherr von Brabeck als Herr von Vogelsang. Nach
dem Taufregister hiesiger Kirche sind in der Ehe des Franz Theodor von Brabeck
und der Odilia von Lutzrode auf Vogelsang geboren und getauft 1. den 19. August
1682 Odilia Catharina Adolpha Maria; 2. im Jahre 1683 Maximilian Anton Wilhelm;
3. den 2. März 1684 Maria Sophia Ursula Antonette; 4. den 7. Mai 1685 Felix
Edmund Maria; 5. den 5. Februar 1691 Friedrich Christian Edmund Alexander. Bei
diesem waren Pathen: Friedrich Christian Bischof von Münster, vertreten durch
Wilhelm Burchhard Baron von Ketteler, Friederich von Oeynhausen Domherr in
Paderborn, Edmund von Brabeck, Domherr in Hildesheim und Alexandrine Baronesse von
Walpoet. Der Vater starb den 12. März 1709. Der zweite Sohn, Felix Edmund war
1728 Scholasticus am Dom zu Hildesheim und Domherr in Münster und präsentirt
als Herr von Vogelsang zur Vikarie in Datteln.
Als Eigenhörige von
Vogelsang kommen vor: Schemann, Berkenhöver, Honacker, Geismann und de Hove in
Klostern, Hülsmann und Wember in Markfeld. Zum Hause selbst gehört ein
bedeutender Landkomplex. Die (36) Burg und Schloßartige Wohnung mit Thürmchen,
Wall und Gräben und Teiche ist noch wohl erhalten.
Das auf Papier gedruckte
kleine Siegel des Wilhelm Dobbe auf einer Urkunde vom 20. Mai 1560 enthält ein
Rad mit 5 Speichen. – Das große Wachssiegel des Dechanten von St. Mauritz an
der Urkunde vom 1. April 1605 enthält im Schilde ein Rad mit 5 Speichen; über
dem Schilde einen Helm mit Verzierungen und über dem Helme ein kleines Rad mit
5 Speichen. Umschrift: S. Herman Dobbe.
9. Von den vielen
adligen Rittergütern in der Gemeinde Datteln sind als selbstständige Güter das
vorhin genannte Vogelsang und das jetzt zu erwähnende Löringhof allein
bestehen geblieben, wenn auch die Herrn gewechselt haben.
Löringhof, ein kleines
Schloß, zu Zeiten noch von der Herrschaft selbst bewohnt, liegt ¼ Stunde
südlich vom Dorfe in der Bauerschaft Hagem und grenzt im Süden und Osten an die
Bscht. Oberwiese und Holthausen der Gemeinde Waltrop, die Besitzungen jedoch
erstrecken sich weit in diese Gemeinden hinein. Der älteste mir bekannte Name
ist Ludrinchove, Ludrinchovin (L.) nach welchem auch die ursprüngl. Besitzer
genannt werden. Conradus de Ludrinchoven verkauft 1234 die Güter Wennekinck und
Lenderinchusen an die Abtissin Richmonda von Vlaersheim; nach 300 Jahren sind
sie wieder an Löringhof gekommen. Im Jahre 1566 hat sie Berthold Fridag für 700
Joachimsthaler dem Stifte wieder abgekauft. Jenes ist das jetzige Wenniger
Bruch, Ackerland und Wiesen im Südwesten, dieses das jetzige Lenninghausen,
Wald, c. 300 Morgen groß, im Nordosten vom Gute. Der Schwiegersohn und Erbe des
letzten aus der Familie Lodrinchove, Johann von Swansbel verkaufte
das Gut Lodrinchove (37) mit Zubehör im Jahre 1411 an Hermann van
Neyhem genannt de Duscher, Sohn des Herman van Neyhem van der Mark.
Der Name findet sich auch Nehem oder Neym geschrieben, auch Nyhem; Conradus de
Nyhem war Pastor in Waltrop im J. 1396 zur Zeit der canonischen Errichtung der
von Johann van Dungelen an der Kirche zu Waltrop gestifteten Vikarie Sti.
Johannis Bapt. – Hermann van Neyhem erwarb noch mehrere Güter hinzu; jedoch
nach 10 Jahren, im J. 1421 verkaufte er den Lodrinchove mit all' seinen Gütern
und Gerechtsamen in den Kirchspielen Datteln, Waltrop und Mengede an Diderich
Vrydach van den Husen. Den Vergleich zwischen Adolph VI. von der Mark und
seinem Bruder dem Grafen Gerhard, Duisburg 1437, haben Namens "der gemeinen
Ritterschap in dem Lande van der Mark" unter andern unterzeichnet Hermann
von Neyhem und H. von Neyhem genannt de Duyscher.[54] Die Familie Fridag hat
über 200 Jahre Löringhof in Besitz gehabt. Der letzte dieses Namens Jobst
Fridag von Löringhof hinterließ bei seinem Tode 1632 eine minderjährige Tochter
Friederica Wessela, welche am 13. Februar 1652 den Hermann Adolf Quad von
Landskron, Herrn zu Tombern, Rhindorf und Lintrup heirathete, aber schon am 8.
Sept. 1655 ohne Kinder starb, nachdem sie ihren Mann testamentarisch zum Erben
von Löringhof eingesetzt hatte. Im Jahre 1707 gingen die Güter an den
Freiherrn Bernard Gisbert von der Reck über. Dessen Tochter
und Erbin heirathete den 1. Februar 1743 den Freiherrn Wilhelm Ludolph
von Boenen. Nach dem Tode des letzten aus der Familie von Boenen Maximilian
am 3. Dezember 1815, der noch auf dem Schlosse residirt hat, kamen die
Löringshoffschen Güter an den Grafen von
Westerholt-Gysenberg-Oberhausen, durch Testament. (38) Diese Familie ist
jetzt noch im Besitze derselben, wohnt aber nicht mehr auf dem Schlosse. – Das
Siegel der Fridag enthält im Schilde 3 Ringe.[55] Ursprüngliche Eigenhörige in der
Gemeinde Datteln sind: Schmidt zu Wentrup, Schürmann in Hagem, Schulte Rüping
in Natrop, vielleicht auch der Kotten Schminckhof in Datteln. Wie die adeligen
Häuser Möcklinghoff und Klostern an Löringhof gekommen sind, ist oben schon
gezeigt. Durch Ankauf sind später noch hinzugekommen 1625 Siman in Markfeld,
1639 Grage, jetzt Grave in Hagem, 1658 Hötting in Natrop; Höbbelers Hof in
Pelkum 1536 als Lehngut des Stiftes Essen (S. 19). Noch mehr eigenhörige Höfe
lagen in Oberwiese und Holthausen Kspls. Waltrop.
10. In den Jahren
1414-1528 wird in den Papieren des Pfarrarchives mehrfach eine Familie Sobbe mit
dem Beinamen Gryper erwähnt, welche ein gewisses Ansehen in
der Gemeinde gehabt zu haben scheint. Sie führte auch ihr eigenes Siegel; ein
Sobbe verbürgt sich für einen Adeligen der Gemeinde. Ihr Gut lag in Klostern
vor Vogelsang und hieß ter Hove. 1414 in ipso die Kiliani mart.[56] stellen
Johann Sobbe gen. dey Gryper einen Wechselbrief aus, darin sie bekennen, daß
sie ein "Schepelsede Landes, das sünte Amandes liegen hat in der Sclape,
erhalten, wofür sie sante Amandus ein Schepelsede Landes wiedergeben, dat
geleghen is tüschen dem Welinckmans Hove und deme Haselenloe". Zugegen sind
gewesen Herr Gert van Dynslaken Pastor to Dathlen und de ratlüde der kerken van
Dathlen es mit namen Henneken de Hoe und Tilman van Pelkem. Bei der
Gerichtsverhandlung in Betreff des Breils am 5. Juni 1418 (§ 6) hängt Johannes
Sobbe alias Griper junior mit Hermann van Neym sein Siegel an. Engelbert Zobbe
gnt. de Gryper verbürgt sich 1458 für Evert Frydagh ton Loderinchove (39) über
24 Goldgulden (L.). 1468 machen Eheleute Joh. Sobbe gnt. de Gryper und
Catharina eine Schenkung von 16 Pfennigen Rente an die Kirche zu Datteln (S.
51); 1487 bewilligen die Kirchmeister von Ahsen dem Diderich Gryper und seiner
Frau Jütte den Wiederkauf einer Rente von 8 Schillingen mit 24 Mark
Recklinghauser Währung.
Dieser Diderich Gryper
verbürgt sich mit Melchior Vrydach von Löringhof und dessen Frau Margaretha
1491, als Johan Greve to Holsteyn und to Schwouwenborgh seinen "Tenden von
dem Esche to Recklinghusen gnt. de Cölsche Tenden" für 400 Gulden verkauft
(L.). In den Jahren 1506-1509 kommt derselbe Did. Sobbe gnt. Gryper neben den
Kirchmeistern Joh. Höttinck und Joh. Slüter to Meckinghoven als
"medekerkmester der Ridderschopp"[57] vor (S. 45 [S. 44]). Laut Urkunde
von 1528 Montag nach Sonntag Quasi modo geniti verkaufen Joh. von Westrem und
seine Frau Catharina vor dem Richter Henrick von Ulenbroick zu Recklinghausen
an Diderich den Gryper und seine Frau Jütte aus ihrem Gute Rensynck to Markfeld
Kirchspiels Datlen eine jährliche Rente von 3 Malder hartes Korn (Roggen). Im
selben Jahre 1528 op der teyndusent mertler Dach[58] treffen diese Eheleute über
genannte Rente folgende Bestimmungen: In Anbetracht so manchen treuen Dienstes,
den ihnen ihre Dienstjuffer Jütte, Engels Tochter, geleistet, und der noch
nicht vollkommen belohnt sei, und weil sie wegen dergl. verdienten Lohnes ihre
Seelen nach dem Tode nicht wollten leiden lassen: so sollten Jütte und ihre
Mutter Engeln nach ihrer beiden Tode die Rente zeitlebens genießen. Nach deren
Tode solle die Rente an die Kirche von Dattelen fallen für zwei jährliche
Memorien, so daß jedes Mal fünf Priester h. Messen lesen. Der Pastor soll haben
4, jeder der übrigen Priester 3 und jeder Küster 1 Rader Albus.[59]
(40) Von hier an verschwinden
die Sobben aus den hiesigen Papieren. Die letztgenannten scheinen kinderlos
gewesen zu sein; um das Jahr 1580 gehört das Gut "de Hove" schon ganz
nach Vogelsang. – In anderen Urkunden habe ich einen Sobbe van dem
Gryntberge gefunden. Dieser Familie gehörte der Hof Hemmerde in der
Bsch. Oberwiese Pf. Waltrop, welcher früher Sobbengut hieß. Albert Sobbe van
dem Gryntberge bekennt, daß seine Eltern in vergangenen Zeiten denen von
Westerholt ein Gut, geheißen Sobbengut verkauft haben, das in der Bsch.
Döttelbeck Kirchsp. Waltorpe gelegen. Borchart von Westerholt habe es wieder
verkauft an Johann Hystfeld zur Horneburg, der es an Evert Hemmerde als
Brautschatz mit seiner Tochter gegeben; 1462 Donnerstag nach Palmtag.[60] Andreas
Sobbe von dem Gryntberge hängt sein Siegel an den Schadlosbrief, welchen Rotger
van der Horst und Diderich Stecke 1478 auf St. Magdalenen Tag dem Fürsten und
Herrn Hynryke Bischofe von Münster und Administrator von Bremen ausstellen über
500 Gulden, welche dieser dem Melchior Vrydach tom Lorinkhove geliehen hatte
(L.).
Ebenderselbe Andreas
steht, als im Jahre 1485 Montag nach h. 3 Könige der Heirathscontract zwischen
Ernst van Boilschwinge und Sophie, Tochter des Ritters Diderich van der Horst
aufgesetzt wurde, unter den Zeugen auf Seiten des Bräutigams (I.).
Im Jahre 1387 crastino
Oct. Epiph.[61] versetzt Ernst van Mengede den
Brüdern Reiner und Aleff van Westerholt den Hof to Hofstede für 100 rheinische
Goldgulden. Es verbürgen sich für ihn Ernst van Mengede, Johann Sobbe geheyten
Conker und Tönnis van Mengede gnt. van den Eddinghove (L.). – Der Name Sobbe
(41) hat sich in hiesiger Gegend erhalten in dem Bauernhofe Sobbe in der Bsch.
Becklem Pf. Henrichenburg. An den Urkunden vom Jahre 1506 und 1509 ist das
Siegel der Sobben erhalten, bei der vom Jahre 1509 ganz deutlich. Es enthält im
Schilde 3 Bäume (oder Blätter) und hat die Umschrift: S. Dideric Sob gnant
griper. – Auch Nethövel kommt neben den Adeligen als Zeugen
vor und führte sein eigenes Siegel.
Der Hof war der größte
in der Gemeinde, er hatte 360 Morgen. Nach ihm wurde die Umgebung Bauerschaft
Nethövel genannt, so "Klauke in der Bauerschaft Nethövel" 1370, siehe
§ 7, Nr. 3. Der Nethövelberg trägt noch den Namen von dem Hofe.
§ 5.
Die Kirche. Der Patron.
Nachdem wir Land und
Bewohner kennen gelernt haben, will ich zunächst die kirchlichen Verhältnisse
darzustellen versuchen, insoweit sie sich aus den noch vorhandenen
Schriftstücken der Archive ergeben.
1. Die Kirche liegt,
wie schon gesagt, am äußersten südöstlichen Ende des Dorfes. Sie ist im spätern
gothischen Stile gebauet, zweischiffig, ziemlich geräumig, aber sehr niedrig,
90' lang 48' breit und 28' hoch. Der vorspringende Chor ist von derselben Höhe
wie die Kirche, 21' lang und 34' breit. Der Stapel des Thurmes mit 4
Stockwerken ist 50' hoch, die schlankgebaute Spitze mit 7 Etagen 100', so daß also
der ganze Thurm bis zur Kugel eine Höhe von 150 Fuß hat und bis zur Spitze des
Hahnes eine Höhe von 163'.
So wenig nun über die
erste Errichtung der Pfarre, eben so wenig liegen über die Erbauung der jetzt
stehenden Pfarrkirche spezielle Nachrichten vor. Vielleicht ist sie
in ihrer jetzigen Größe und Gestalt im 14. und 15. Jahrhunderte vollendet. Der
Thurm ist romanisch und nach dem (42) Urtheile eines Sachverständigen aus dem
Jahre 1250 etwa, die Kirche dagegen aus den Jahren 1450-90. Ueber einer zugemauerten
Thür an der Nordseite der Kirche in der Nähe des Thurmes hat eine Inschrift
gestanden, von welcher aber leider nur die Schlußworte erhalten waren …mo
…gesimo octavo ipso die georgy mris.[62] Im 14. und 15. Jahrhunderte sind
viele Bauten und Ausschmückungen an der Kirche geschehen. Dafür scheinen die
mancherlei Schenkungen zu sprechen, welche damals an die Kirche gemacht worden
sind, und zwar wurden sie, wie in den Schenkungsurkunden ausdrücklich gesagt
ist, gemacht "tho tymmere, tho geluchte und tho syrode der kerken tho
Datlen",[63] einige auch bloß "tho
geluchte". Bereits im Jahre 1366 hat, wie schon oben berichtet, Johan van
Mokenichem eine Worth im Dorfe der Kirche geschenkt mit der Bestimmung, daß die
Rente aus dem Hause zur Unterhaltung der "twelf Apostel Lichter"[64] bestimmt
sei. Nun fand man aber, als zu Anfang der 40 ger Jahre die Kirche restaurirt
wurde, an den Wänden des Chores unter dem Kalkbewurfe die Bildnisse der 12
Apostel in Fresko. Ebenso fand man die Gewölbe bemalt und konnte noch in
einzelnen Feldern die Namen der Geschenkgeber in plattdeutscher Sprache und
gothischen Buchstaben entziffern. Auch sind sämmtliche Fenster,
"Geluchte", zu deren Herstellung Geschenke gemacht wurden, mit
farbigem Glase und Gemälden versehen gewesen. Im Laufe der Zeit waren viele
Scheiben zerbrochen und durch weißes Glas ersetzt worden, besonders an der
Südseite, wo ein Hagelschlag arge Verwüstungen angerichtet hatte. Doch waren,
vornehmlich an der Nordseite, noch ziemlich zahlreiche Reste geblieben. Diese
sind zur selben Zeit in den 40 ger Jahren verkauft worden.
Zu dem angegebenen
Zwecke "to tymmer und to geluchte" der Kirche war die oben (S. 23)
aufgeführte Schenkung (43) des Diderich van Berchem im Jahre 1410 bestimmt. Zu
demselben Zwecke schenkten 1411 in die S. Joh. Bapt.[65] Hannes op der Heyde und Henne tor
Mer, anders geheyten Hans vor der Porten tho Mengede, ihre Worth im Dorfe
Datteln, genannt "tor Heyde", und im selben Jahre in die S. Jacobi[66] Johan
van der Mardunck, anders geheyten Sybeloriken, und Neyse syn elike Wyff[67] ihre
Worth im Dorfe, die hieß "Johanswort van der Mardunck". Vor Roseyr
van Westrem, Richter in Recklinghausen, erklären 1440 Bernd de smet de olde,[68] Aleke
seine Frau und Johan Speckhorn ihrer Tochter Mann, daß sie die Hälfte der
Hackenbredde und die Hälfte eines Gartens, den Heyneken underhedde, der Kirche
schenkten; 1450 schenkt Elseken Lubecke, Johans Lubecken echte Hausfrau, ihr
Worth und Haus, worin sie wohnt, gelegen "bey dem Hagedarne in deme Dorpe
Datlen", und ihren Garten, "dey uppe den Vogelpot schüt", mit
allem Zubehör, der Kirche. Alles zu dem angegebenen Zwecke. Auch in der
Umgegend mochte es bekannt sein, daß in Datteln an der Ausschmückung der Kirche
garbeitet werde. Laut gerichtlicher Schenkungsurkunde vom Jahre 1421 in vigil.
assumpt. B. Mariæ Virg.[69] erschien vor Johan van Hourle,
Richter to Essende, Teele, des seligen Rotger Sellen Frau, und erklärte, daß
ihr Mann mit ihrer Zustimmung das im Dorfe Datlen gelegene
"Sogehecke-Gut" der Kirche daselbst geschenkt hätte. Darauf fragte
sie der Richter, ob sie das Gut gegeben hätten "to gelochte off to gesire
off to tymmere der vorsp. kerken to Dattelen; daropp so antworde sey my se
enheddens nicht gegeven to gelochte noch to gesire noch to tymmere der kerken,
mer se heddent gegeven, dat eyn prester salde bydden vor unse seile".[70]
Besonders gegen Ende des
15. und zu Anfang des 16. Jahrh. müssen wieder bedeutende Bauten oder
Reparaturen an der Kirche vorgenommen sein. In den Jahren 1492-1510 wurden
"to behoeff der hilgen kerken"[71] mehrere (44) Kapitalien geliehen
und Rentenbriefe darüber ausgestellt, später aber wieder eingelöset, (andere
wurden auch nachträglich zu milden Stiftungen geschenkt,) im Ganzen, soweit die
Urkunden vorliegen, 146 Goldgulden. Dem Meister Henrick Sur, Borgher to
Cosvelt, war man "to behoiff und von wegen unser kerken" 20 Goldg.
schuldig geblieben, worüber ihm die Kirchmeister Heyne van Grolle, Schulte
Höttinck und Schulte van Nethovele 1493 einen Rentebrief aus den Einkünften der
Kirche ausstellen, mit Genehmigung des erbaren Herrn "Herman Schedink in
der tyt vicecuratus der kerken". Im Jahre 1492 hatten die Kirchmeister von
"Heren Henrick Eschhuis Vikarius des Doms zu Münster" 20 Goldg.
erhalten; 1493 verkaufen die Kirchmeister Joh. Höttinck und Herm. Huxhell an
Metten Schültkens zu Dattelen für eine bestimmte Summe Geldes aus der Kirche
eine jährliche Rente von 1 rheinischen Goldg., und im selben Jahre auf Martini
Tag an dieselbe aus dem Kirchengute Hoeloechte in der Bauerschaft Nethövel für
eine Summe Geldes vor "tobehoeff der hilgen kerken" eine jährliche
Rente von einem Malder Roggen, die mit 16 Goldg. wieder eingelöset werden
könne. – Um diese Zeit finden wir auch als etwas Außergewöhnliches drei Kirchenprovisoren,
während sonst nur immer zwei fungirten. Im Jahre 1503 steht als dritter Didrich
Sobbe genannt de Gryper, mit dem besonderen Zusatze: "Medekerkmester der
Ridderschopp wegen der Kerspels Kerken tho Dattelen".[72] Später wird noch zweimal eben in
Rücksicht auf bedeutende Reparaturen an der Kirche ein 3. gewählt.
2. Der Patron der Kirche
ist von Anfang an der heil. Bischof und Bekenner Amandus gewesen.
Nach der Lebensbeschreibung seines Schülers Baudemund bei den Bollandisten[73] ist der
Schauplatz seiner Wirksamkeit besonders Brabant und der Niederrhein gewesen. Im
Jahre 646 wurde er Bischof von Mastricht, doch schon nach 3 Jahren (45)
abdizirte er und wanderte wiederum gleich einem Apostel herum, den Heiden das
Evangelium verkündend. Er starb im Jahre 684 in der Nacht des 6. Februar im
Alter von 90 Jahren vor dem Altare der allerseligsten Jungfrau in dem von ihm
gestifteten Kloster St. Elnon in
Brabant. – Der h. Amandus ist nicht bloß in Datteln, sondern auch in der ganzen
Umgegend immer sehr verehrt worden. Am [An] den Tagen, welche seiner Verehrung
besonders gewidmet sind, ist die Kirche gedrängt voll, auch von Gläubigen aus
der Nachbarschaft. Diese Tage sind der erste Freitag in den Fasten (seit 1746)
und das Patrozinium. Als solches ist von jeher der Tag der Erhebung seiner
Reliquien, der 26. Oktober, gefeiert worden. An diesen Tagen wird auch sein
Bildniß vor dem Chore zur Verehrung ausgestellt; sonst steht es auf dem Altare
des h. Amandus. Dieses Bild galt als ein Gnadenbild; die vielen silbernen
Weihegeschenke aus alter und neuester Zeit sind Zeugen von dem Vertrauen der
Gläubigen auf seine Fürbitte. Der Heilige wird dargestellt am Kreuze hängend
mit silbernen Schuhen an den Füßen.[74] Die Figur ist von Holz, 3 Fuß hoch.
Nach dem Urtheile des hochseligen Bischofes Johann Georg ist das Bild sehr alt.
Im Rücken desselben befindet sich das Sepulchrum für die Reliquien des h.
Amandus; es sind zwei: die eine von einer Rippe des Heiligen, die andere von
einem Meßgewande, in welchem er die h. Messe gelesen hat. Urkunden über die
Echtheit derselben sind nicht vorhanden. In einer Urkunde vom Jahre 1418
geschieht des Bildes und der Reliquien Erwähnung, sowie auch, daß es bei der
großen Prozession am Donnerstage vor der Geburt des h. Johannes des Täufers
herumgetragen wurde (s. unten). Am 22. Dezember 1671 hat Pastor Theod. Bürich
und am 14. Februar 1782 Pastor Ant. (46) Spee die Umhüllung der Reliquien
erneuert und beide haben ein Protokoll darüber aufgenommen. Der Altar des h.
Amandus wird schon 1325 erwähnt (S. 16). Derselbe steht im kleineren nördlichen
Schiffe der Kirche auf dem sogenannten Amandus-Chore.
3. Außer diesem Altare
und dem Hochaltare ist noch ein dritter Altar in der Kirche, welcher dem h.
Stephanus und der h. Catharina Jungfrau und Märt. geweihet ist und seit
Errichtung der Rosenkranzbruderschaft am 21. November 1655 zugleich auch der
allersel. Jungfrau. Er stand früher am 2ten, jetzt, seit 1862 steht er am 1sten
Pfeiler nächst dem Amandus-Chore. – Der alte, vielleicht ursprüngliche
Hochaltar wurde zu Anfang dieses Jahrh. beim Einsturze des Gewölbes auf dem
Chore zerstört. Das Mittelstück des gegenwärtigen ist 1808 aus dem aufgehobenen
Kloster zu Lütgendortmund gekommen. Es stellt den Kalvarienberg dar, eine
Gruppe von 27 Figuren von Holz.
4. Nach einer alten von
der Hand des Pastors Bürich etwa um 1670 geschriebenen Festordnung der Kirche
zu Datteln wurden gefeiert am 3. Juli die Einweihung, dedicatio, des
Hoch-Altares, am 22. Juli die des Altares B. Mariæ Virg., Sti Stephani und Stæ
Catharinæ, am Sonntage nach Mariä Geburt das Kirchweihfest. Der Prozessionen wurden
viele im Jahre gehalten. Am Tage des h. Markus 25. April war Prozession nach
der Bsch. Hagem mit Predigt, am Dienstag in der Bittwoche nach Drybern, wo die
Predigt vor dem Bilde bei Hof Hensken gehalten wurde. Am Montag nach
Dreifaltigkeit war Hagelfeier [Bittprozession]; die Prozession cum Venerabili[75] ging
nach der Linde auf dem Tige (ad fori tiliam). Hier wurde eine Predigt über das
Almosengeben gehalten. "Und auf unserer Hagelfeier sind alle Kirchspiels
Eingesessenen, (47) Horneburger und Ahusenen von Alters her schuldig und
pflichtig, allhie zu Datteln aufm Tie ihre Almusen einzuliebern und können auch
jederzeit dazu angemahnet werden", schreibt Pastor Thiel a. 1643. Zur
Stiftung einer Frühmesse, zu lesen um 6 Uhr auf Hagelfeier, hatte 1686 Wilh.
Kruse 7 Rdlr. gegeben. Auf Frohnleichnam war Prozession cum Venerabili durch
dass Dorf mit 3 Stationen, nämlich am heiligen Haus, in Bleckmans Ort und auf
dem Tige an der Linde; die letzte war in der Kirche. Diese Prozession wird auch
jetzt noch in derselben Weise gehalten. Das verfallene Heiligen-Häuschen,
welches am westlichen Ende des Dorfes, der hohen Straße, stand, ist 1850
abgebrochen und die Station nach dem gegenüberliegenden Hause des Schusters
Witte verlegt. – Als 1655 die Rosenkranzbruderschaft errichtet war, ging die am
ersten Sonntage eines jeden Monates abgehaltene Prozession mit dem Mutter
Gottes-Bilde bis zu dieser Kapelle.[76] Am 25. März 1670 erhielt Pastor
Bürich die Erlaubniß, zuweilen an Sonn- und Festtagen daselbst die h. Messe
lesen zu dürfen. – Die drei Freitage vor dem Feste des h. Johannes des Täufers
waren Bittage. Der letzte Bittfreitag wurde festlich von der ganzen Gemeinde
gefeiert: es wurde Prozession durch das Dorf cum Venerabili gehalten mit 4
Stationen, an welchen die Anfänge der 4 Evangelien gesungen wurden. Im Jahre
1627 wurde ein neuer Himmel mit festem Bretterdach angeschafft; die Träger
erhielten 12 ß. (Schillinge). An diesen 3 Tagen mußte Almosen geliefert werden;
am ersten Freitage von Meckinghoven, Hagem und Rapen; am zweiten von
Hachhausen, Bockum und Klostern, am dritten von Pelkum und dem Dorfe. So
schreibt Pastor Thiel 1643.
Am ersten Sonntage nach
dem letzten Bittage, dem Sonntage vor der Geburt des h. Johannes Bapt. war die
(48) große Prozession, Gottestracht, theophoria universalis
parochiæ, welche durch das ganze Kirchspiel ging. Ihrer geschieht schon
Erwähnung im Jahre 1418, wo sie am Donnerstage vor der Geburt des h. Johannes
gehalten wurde (s. unten). Ursprünglich ging sie um die Grenzen des ganzen
Kirchspiels; so schreibt Pastor Bürich 1670, daß sie durch Horneburg oder auch
um diesen Ort herumging. Sie dauerte den ganzen Tag. Die Männer trugen hoch auf
ihren Schultern die Statüen der Mutter Gottes und des h. Amandus. Durch
Verfügung des Erzbischöflichen Ordinariates vom 10. November 1749 wurde
verordnet, daß diese Prozession cum Sanctissimo durch das Kirchspiel, welche den
ganzen Tag dauerten [dauerte], aufhören sollten; sie sollten in mehrere
getheilt werden und um 7 Uhr ausgehen, so daß um Mittag Alles beendigt sei.
Demgemäß wurde die große Prozession in drei Theile getheilt in der Weise, das
[daß] sie jedes Jahr einen verschiedenen Weg durch das Kirchspiel nimmt. So
geschieht es auch jetzt noch, nur mit dem Unterschiede, daß sie in neuerer Zeit
einen bedeutend abgekürzten Weg nehmen, während sie im zweiten Jahrzehnt dieses
Jahrhunderts noch bis an die Grenzen des Kirchspiels gingen. – Die Art und
Weise, wie diese Prozession abgehalten wurde, ist ersichtlich aus den
Kirchenrechnungen und einem Prozesse mit Höfner Schotte. Vorauf gingen die
Junggesellen der Gemeinde als Schützen, an ihrer Spitze Grenadiere mit Aexten
bewaffnet. Diese mußten den Weg ebnen und frei machen, und deshalb Alles, was
das ungestörte Vorgehen der Prozession hinderte, wie Aeste an den Bäumen und
Hecken, weghauen. Die Eingesessenen, durch deren Gründe, Aecker, Wiesen, Häuser
die Prozession ihren hergebrachten Weg nahm, durften kein
Hinderniß in den Weg legen und mußten dulden, daß sie durch ihre geschlossenen
Kämpe und (49) Büsche ging. Die Eigenthümer mußten dafür Sorge tragen, daß die
Schlagbäume offen standen; Moräste und schlechte Wege mußten von ihnen
ausgebessert oder mit Brettern belegt werden. So mußte Rensmann in Markfeld in
seinem Bruch, dort, wo die Prozession über den Bach nach Schotten Haus ging,
eine Brücke legen. Diejenigen, welche die Wege nicht in guten Stand gesetzt
hatten, wurden bei der Statthalterei angezeigt und in Brüchten geschlagen [in
Strafe genommen]. Musik begleitete die Prozession, unterwegs wurde von Zeit zu
Zeit aus Böllern geschossen, sowie am Schlusse unter dem Te Deum vom Thurme
herab. Der Conflux, auch aus den benachbarten Gemeinden, war groß; viele, auch
der Pastor zuweilen, begleiteten die Prozession zu Pferde. Zur Erhöhung der
Feierlichkeit nahmen Theil ein Franziskaner-Pater aus Recklinghausen und Patres
utriusque Ordinis (Dominikaner und Minoriten) aus Dortmund. Die Frauleute am
Kirchhofe mußten das Kreuz und die Fahnen verzieren, wofür sie ¼ Bier
erhielten, ebenso die Küster den Altar auf dem Tige, die auch ¼ Bier erhielten,
der Kreuzträger bekam 1½ Blamüser.[77] Nach
Beendigung der Prozession "wurden die Herrn Geistlichen nach altem Brauch
tractirt"; die Kirchendiener erhielten eine Tonne Bier, ebenso die
Junggesellen wegen ihres Aufzuges: Alles auf Rechnung der Kirchenkasse.
Letzteres wurde 1767 abgeschafft: "Jeder solle Freiheit haben, die
Prozession zu Gottes Ehre umsonst zu begleiten oder zu Hause zu bleiben".
Die Prozession durch
Natrop und Markfeld überschritt die Grenze des Kirchspiels und ging mitten
durch das Haus des Höfners Schotte in der Bscht. Holthausen
Kirchspiels Waltrop. Im Jahre 1762 hatte Schotte die Küchenthür, durch welche
die Prozession wieder aus dem Hause heraustrat, eingeengt und niedriger
gemacht, so daß kaum die Fußgänger, geschweige denn die Reiter, zu zwei und
zwei neben einander hindurch kommen konnten; die (50) Träger des Amandus-Bildes
mußten dieses von den Schultern absetzen. Das brachte große Störung in den Gang
des Zuges und rief einen allgemeinen Unwillen gegen den Schotte hervor. Doch
der Grenadier sammt den Junggesellen war seines Amtes eingedenk: in wenigen
Augenblicken waren die Thürpfosten mit einem Theile der Mauer herausgeschlagen
und eine weite Oeffnung hergestellt. Schotte verklagte nun die Junggesellen beim
weltlichen Richter in Recklinghausen wegen Beschädigung "namentlich des
Schusters Bertels Sohn, der einen Grenadier vorgestellt und mit der Axen
voraufgegangen, des Ettmanns, Asemann und Auferkamps Söhne". Die
Kirchmeister hingegen verklagten den Schotte beim geistlichen Gerichte wegen
Besitzstörung und Störung des öffentlichen Gottesdienstes. Mehrere Termine
wurden gehalten, ältere Leute, darunter zwei aus Suderwich, als Zeugen verhört.
Der Prozeß fiel für Schotte ungünstig aus. Uebrigens gibt das Offizialat zu
Cöln zu verstehen, daß auf das Recht des Durchganges durch das Haus könnte
Verzicht geleistet werden, indem es den Kirchmeistern die Frage vorlegte, ob
die Prozession wegen der Lage des Hauses ohne Unbequemlichkeit nicht einen
andern Weg nehmen könnte. –
Am Patrozinium des h.
Amandus, den 26. October, wurde eine Prozession cum Venerabili, ohne Stationen,
durch das Dorf gehalten, wie auch jetzt noch üblich ist. An diesem Tage erhielt
der Pastor eine Quart Wein und die Kirchendiener eine Tonne Bier von der Kirche
geliefert.
5. Manche Schenkungen an
die Kirche aus älterer Zeit sind im Vorhergehenden bereits erwähnt; hier sollen
noch einige nachgetragen werden. Im Jahre 1420 crastino Palmarum verkaufen
Hinrick van Polsem, Gertrud seine Frau, Bate, Elseken, Greite und Gertrud ihre
Kinder, und der Bruder Rotger van Polsem an Stevene dem Heckede vier Scheffel
Landes gelegen bei Pelkem im (51) Kirchspiel Datteln. Diese 4 Scheffel Land
haben die Eheleute Hekket im folgenden Jahre 1421 die B.
Gregorii Papæ[78] der Kirche geschenkt "to ene
Nachtlichten immer to brennene vor dem hiligen Sakramente in der kerspels
kerken to Datlen". Im Jahre 1468 schenken Johann Sobbe gnt. de Gryper und
seine Frau Catharine aus ihrem Gute ter Houe vor dem vogelsange eine jährliche
Rente von 16 Pennigen "dair men hostien to de kerken to Datlen mede kopen
sall und wyn, wan das dor de tyt noit yss".[79] – Memorien haben in der Kirche
gestiftet außer den schon genannten 1492 Herr Henrich Eschuis Vikarius des Doms
zu Münster, 1493 Metten Schültkens in Datteln, 1506 Wittwe Catharina Burmolner,
1528 die Eheleute Diderich und Jütte Sobbe gnt. de Gryper.
6. Die älteste Glocke,
die Meßglocke, ist aus dem Jahre 1527. Sie hat 40'' 9''' im Durchmesser, ist
33'' hoch und hat ein Gewicht von c. 1500 Pfund. Inschrift: Sanctus Amandus
leit my geiten, Johannes bin ich geheiten.[80] Anno Dni 1527. Der Ton ist fis –
Die zweite, die sogenannte Ortglocke, aus dem Jahre 1597 (oder 1592) hat im
Durchmesser 48'', ist 39'' 5''' hoch und hat ein Gewicht von c. 2520 Pfd.
Inschrift: H.V.Wüllen. Johan Vogelpoet 1597. S. Maria. Verbum Domini manet in
Eternum.[81] W.R.P.J. Asen. Camensis.
H.V.D.Borgh me fecit. Dann folgen einzelne Buchstaben: H.T.P.K.H.T.H.K.H.S.T.W.
– H. von Wüllen und Joh. Vogelpoet, Einwohner des Dorfes, werden die Glocke
geschenkt haben. Der Ton ist e.
Unter Pastor Thiel sind
im J. 1646 zwei gegossen, das Uhrglöckchen und die größte, St. Amandus-Glocke.
Diese hat im Durchmesser 52'' 6''', ist 41'' hoch und hat ein Gewicht von c.
3250 Pfd. Der Glockengießer ist Antonius Paris. Ein Meister aus Lothringen
Johannes Paris mit Namen hat 1643 zwei Glocken für Ahsen gegossen, siehe unten
§ 13. Auf der Glocke stehen die Namen (52) des Pastors, Kirchmeisters und des
Fronen von Datteln auf der einen Seite, auf der andern der des Kurfürsten und
rund um den untern Rand die Namen des kurfürstlichen Kelners und der 5 Adeligen
der Gemeinde. Alle diese werden die Glocke wohl geschenkt haben; in den
Kirchenrechnungen aus jener Zeit kommt nichts über den Guß der Glocke vor.
Inschrift: R. D. Theodorus Thiel Pastor in Dattelen. S. Amandus Episcopus.
Surge qui dormis et exurge.[82] Ephes V. Anno Domini 1646.
Hierunter steht das Bild der Mutter Gottes mit dem Kinde. Dann: Johan Gosens
Kirchmester. M. Antonius Paris het mich gegossen. R. H. – H. Hottener Ihre
Churf. DRLT [Ihre kurfürstliche Durchlaucht]. Zu Cöllen Frone zu Dattelen undt
Anna Melmans Ehleute. Auf der gegenüberstehenden Seite steht unter dem
erzbischöflichen Wappen: Ferdinandus D. G. Archiepiscopus Coloniens, Princeps
Elector Utriusque Bavariæ Dux etc., Rund um die Glocke sind 6 Wappen mit
folgenden Namen:
Der Tradition nach sind
diese 2 Glocken in der Pastoratweide, in dem sogen. "Klockendieke" am
Waltroper Wege gegossen. Der Ton der "großen" Glocke ist cis.
(53) Die jüngste Glocke,
aus dem Jahre 1737, ist gesprungen. Inschrift: Soli Deo Gloria.[83] Anno
1737. Johan Schweys me fecit. Monasterii. Am Rande: Sumptibus Parochæ
Dattelensis in honorem sti Amandi Episcopi.[84] – Durchmesser 24'' 2'''; Höhe 19
'''; Gewicht c. 430 Pfd.
7. Im Jahre 1827 wurde
der neue Todtenkirchhof angelegt und eingeweihet vom Pfarrer Hackfurt; das
Grundstück ist vom Pastoratkampe genommen und in Erbpacht gegeben. Am 18.
Dezember ejusd. wurde die erste Leiche daselbst beerdigt.
§ 6.
Das Pfarr-Beneficium.
Außer den jetzt meist
abgelösten 18 Worthstedden im Dorfe gehören zur Pfarrstelle an Ländereien, die
in der Gemeinde Datteln liegen, 104 Morgen. Von diesen sind im Jahre 1822 für
die neuen Schulen im Dorfe und 1827 für Anlage eines neuen Kirchhofes beinah 3
Morgen an die Gemeinde abgetreten und in Erbpacht gegeben. Sämmtliche
Grundstücke werden schon im ältesten Heberegister vom Jahre 1526 aufgeführt,
und sie werden auch wohl größten Theils wenigstens zur ursprünglichen Dotation
gehört haben. Gut 2 Morgen sind nachweislich späteren Ursprungs; diese liegen
im Duffwinkel oder Dahl der Bsch. Meckinghoven und stammen aus der Meßfundation
des Herrn von Oer aus dem Jahre 1382.[85] Zur Stiftung eines
Jahrgedächtnisses in der Kirche zu Datteln schenken Heidemich von Oyre und
Neysa seine Frau mit Wissen ihrer Söhne Heidemich und Himich fünf Scheffel
Landes in dem Felde zu Meckinghoven zwischen "den Dufwinkele un den
Dorpe"[86] "den twen prestern to Datlen,
also myt (54) name den prestere, dey de kerken waret unde den presteren, dey
dat altar waret des guden sünte amandes". – Auch im Kirchspiel Waltrop hat
die Pastorat zu Datteln Grundbesitz, nämlich in der Lippe Bauerschaft "an
den Herynges Wischen" eine Wiese und in Oberwiese beinah 17 Morgen
Ackerland und Wiesen, die Deine, früher das Breyl genannt. Wie diese an die
Pastorat gekommen, darüber fehlen die Nachrichten; Pastor Kürfgen meint, das
Breyl sei ein Geschenk eines Kommandeurs von der Commende Horst an der Lippe
Kirchsp. Waltrop. Im Jahre 1418 gehörte das Breyl schon der Pastorat. Wie
nämlich aus einem in Abschrift vorhandenen notariellen Protokolle vom 5. Juni
1418 hervorgeht, muß zwischen dem Pastor Gerhardus der Kirche und den Küstern
über die Benutzung des Breyls wie auch in Betreff der in der Kirche
dargebrachten Opfer und gewisser Intraden der Küster Streit entstanden sein.
Zur Schlichtung des Streites fand am Sonntage den 5. Juni 1418 gegen Abend auf
dem Kirchhofe zu Recklinghausen unter der Linde (sub tylia) eine öffentliche
Gerichtsverhandlung vor dem Notarius publ. Gerhardus de Hupe statt. Der
Kommandeur der Johanniter-Kommende auf dem Hause Horst, honorabilis
Dominus Rotgerus, war aufgefordert Zeugniß abzulegen, und er erklärte:
Mit dieser Erklärung
gaben sich die Anwesenden: der Pastor Gerhardus, die Kirchmeister und übrigen
Parochianen von Datteln zufrieden. Hermannus de Neym alias Duseher,[87] Johannes
Sobbe alias Griper junior, Schultetus de Rapen, Henricus Schultetus de Rüpinck
mit anderen Parochianen in Datteln erbaten sich vom Notar eine beglaubigte
Abschrift der Verhandlung.
Der Busch war 1656 schon
abgehauen und die Fläche zur Wiese gemacht.
Von 5 Höfen der Bsch.
Oberwiese Kirchsp. Waltrop und von 2 in Henrichenburg mußte an den Pastor zu
Datteln eine bestimmte kleine Geldrente von verschiedener Größe entrichtet
werden, und zwar am Tage des h. Apostels Jakobus, woher auch der Name dieser
Abgabe: Jakobusgeld, nach dem Hochamte[88] und vor Sonnenuntergang. Wurde der
Termin versäumt, so verdoppelte sich zur Strafe das Geld an jedem Tage. In
Oberwiese waren es nach dem Reg. von 1526: das Gut Goesses, später Döttelbeck;
zwei Höfe Hunynk, welche an das Stift Essen gehörten, von welchen der eine
später Hemmerde, der andere Tilmann hieß; der Westhove später Schmidt;
Overwysch, später Melchers. In Henrichenburg waren es die (56) Kaynhorst und
Postkempers. – Urkundliche Nachrichten darüber, wie sie an die Pastorat
gekommen, fehlen.
2. Der Pfarrhof,
Wedemhof, Wedem, Wyemhove, Wyem, dos oder domus dotis genannt, wird wohl immer
an der nämlichen Stelle, ungefähr 5 Minuten südlich von der Kirche in der Mitte
seiner Ländereien gelegen haben (§ 2). Die Gemeinde hat die Verpflichtung, die
Gebäulichkeiten zu unterhalten, und da der alte Wedemhof so verfallen war, daß
er einer Reparatur fast nicht mehr fähig war, ist von der Gemeinde die
gegenwärtige Pfarrwohnung im Jahre 1827 ganz neu erbaut. – Oestlich von der
großen Pastoratweide, jenseits des Waltroper Weges, zwischen dem aus dem Dorfe
kommenden Bächlein und dem Mühlenbache liegt ein Komplex Wiesen, das Aap genannt.
Hier besitzt auch die Pastorat eine Wiese von 3½ Morgen. Nach der Heuernte bis
1. Mai galt das Aap als Gemeinschafts-Weide für die Einwohner des Dorfes; am 1.
Mai mußten diese das Aap zum Schutze gegen das Vieh einfriedigen.[89] Der Pastor
hatte das Vorrecht des Grasschneidens "bis dha seine Arbeiter das
Frohstück essen", wie im Register von 1673 steht. Pastor Kürfgen hat es
noch 1794 gegen Brune in Natrop gerichtlich gewahrt. Die Aapwiese nun ist
vielleicht später durch Schenkung, Tausch oder Kauf an die Pastorat gekommen.
Ich stelle diese Vermuthung auf, weil sich im Pfarrarchiv eine Urkunde über
eine Wiese im Aape vom J. 1428 den nächsten Montag nach Neujahrstag befindet
folgenden Inhaltes: Herbordus Stracke, preyster, tho dusser tyt kerkher tho
Rekelinchusen,[90] und Dekan der Bruderschaft des h.
Geistes, die genannt wird "de kalander", und die Prokuratoren
derselben Seyrryes Boickem und Frederich Kekelenkey vertauschen eine im Ape to
Dattelen gelegene Wiese, genannt de suuerliken Wisch, an Steven Hekede und (57)
Hermann Hochelere. Diese Wiese hatte Hermann van Vyffhusen genannt de suuerlike
dem Kaland[91] geschenkt, sie war aber dem Hermann
Hochelere für 3 arnemische [Arnheimische] Gulden zum Unterpfande gesetzt. Der
Kaland erhält dagegen wieder eine jährliche Rente von 13½ Schillingen
Recklingh. Währung aus der halben "Husstedde und Word", welche des
seligen Hermann Katerynen zur Zeit bewohnte. Von den 3 Siegeln, ist eins
erhalten, die Umschrift jedoch unkenntlich. – Der genannte Steven Hekede hatte
im Jahre 1421 vier Scheffel Landes bei Pelkum an die Kirche zu Datteln
geschenkt, s. oben S. 49.
§ 7.
Die Reihenfolge der Pastöre.
Der Pastor war lange
Zeit hindurch der einzige Geistliche in der Gemeinde, und auch von der Zeit an,
wo mehrere Vikarien gestiftet waren, übte er allein die Seelsorge aus, weil die
neugegründeten Stellen beneficia simplicia waren, deren Inhaber nicht mal immer
in Datteln residirten. Zeitweilig hielten sich die Pastöre auf ihre eigenen
Kosten Gehülfen, Kapläne, sacellani, vicecurati genannt. Als solche kommen auch
wohl die Inhaber der Vikarien vor. Aushülfe in der Seelsorge wurde besonders
von dem Dominikaner-Kloster in Dortmund geleistet, mit welchem überhaupt die
Kirche von Datteln in regem Verkehre scheint gestanden zu haben. Das
Patronatsrecht über die Pfarren Datteln, Waltrop, Gladbeck und Kirchhellen im
Veste Recklinghausen hatte das Benediktiner-Kloster zu Deutz, jetzt der
Bischof.
Was nun die Namen
der Pastöre angeht, so lassen sich dieselben vom Beginn des 14.
Jahrhunderts an wohl ziemlich vollständig aus den Urkunden hiesigen
Pfarrarchives anführen, während sie mir aus den vorhergehenden Jahrhunderten
unbekannt geblieben sind. Es sind (58) folgende 24: 1. Jakobus um
1300 etwa und 2. Lambertus von Westerholt aus der adeligen
Familie von Westerholt, 1325. Beide kommen in dem oben § 3 angeführten
Dokumente vor. Letzterer ist Fundator des Altares oder der Vikarie Sti. Amandi.
3. Wilhelm
Schaperoden, findet sich von 1370-1390. Unter ihm geschah in den Jahren
1381 und 82 die oben erwähnte Errichtung der 4 Kapellen der Adeligen auf ihren
Gütern, sowie die Stiftung der Memorien der Herren von Oer und des Diderich van
Berghem (s. § 4). Im Jahre 1370 schenkte "Ernst van Mengede, anders
geheyten van Vynhem mit Zustimmung seiner Frau Margarethe en Hove to Nethovele[92] un
geheyten is clockenhove mit allem Zubehör erblich "vor eyn fry
dorschlachtig eygen" an die Kirche zu Datlen, zu Händen des "heren
Willeme Schaperuden eyn Pastor der kerken to Datlen". Ueber diese
Schenkung hat Hottschalk Raue Vrygreve to Dortmund in einem Freigerichte in
Gegenwart der namentlich aufgeführten Fryfrohnen die Urkunde, eynen brev"
ausgestellt a. 1370 secunda feria proxima post festum Georgii Mart.[93] Dieses
Gut muß im Verlauf der Zeit mehrfach mit Schulden belastet worden sein, so im
Jahre 1493 (S. 42, § 5). Da wurden laut gerichtlicher Erklärung von Nicolaus
Allartz Richter in Recklinghausen d.d. Donnerstag nach Simonis et Judæ Ap.[94] 1544
von den Adligen, Pastor, Kirchmeistern und Verwanten der Kerspelskerken to
Dattelen die Eheleute Heinrich Blomensaeth und Cathrina mit dem Gute Hoeloechte
erblich "sunder rechtmaetigen wedercop"[95] behandet, unter der Bedingung alle
Ansprüche dritter an das Gut zu tragen. In diesem Dokumente wird gesagt, daß
die Kirchmeister dieses Gut den van Münster to Daele abgekauft hätten. Für den
Pächter verbürgen sich Jürgen Fürstenberg Amtmann zu Neheim mit Frau (59) Bilie
und Johan van Münster gnt. Daele mit Frau Margaretha, und setzen als Unterpfand
ihre Güter dey Egelbrinck, wo jetzt Winnemar tho Markvelde wohnt, und worauf
Johan Hülsman wohnt, das Gut genannt "de forth und willemskamp an der
Daler heiden" in den Kirchspielen Datteln und Waltrop. Seit 1618 bezieht
die Kirche von diesem (Klauken) Hofe, welcher zu den Kirchenworthen gehört, nur
mehr einen jährlichen Kanon von 6 Stübern, aber keinen Gewinn. Im Jahre 1672
heißt es noch: Henr. Klocke hat seinen Hof für 16 Rthlr. gewonnen, doch mit dem
Zusatze: aber nicht bezahlt.
4. Gerhardus,
Gert van Dynslaken in den oben[96] angeführten Urkunden von 1408-1418
genannt.
5. Johann Wetter "prester,
jn der tyt eyn vervarer der kerken tho Dattelen",[97] besiegelt den Brief vom Jahre 1450,
laut welchem Elseken Lubeke ihre Wort in Dattelen "tho gelochte und nut
der kerken tho Dattelen" schenkt (S. 41. § 5). Im Jahre 1428 war Herbordus
Stracke Pastor in Recklinhausen und Dekan der Bruderschaft des h. Geistes, des
Kalands, daselbst.
6. Detmarus Sey 1481.
In diesem Jahre stiftete die Gemeinde den Altar oder die Vikarie Sti. Stephani
Protomart.[98] In einer Urkunde vom Jahre 1475
kommen als Zeugen vor: "Herr Bernt in der tyt Vicecurat to Datleen und
Hermann van Schedingh". Dieser, auch Scheinks genannt, war der erste Vikar
der neu gegründeten Stelle und 1498 Vicecuratus. Im Jahre 1475 war Johann Rudeler
Rector der Kirche to Hinrikinckborg; 1506 war Rutger Houfsmit Vicecurat in
Datteln.
7. Everhard von
Bollschwynn trat nach seiner eigenen Aufzeichnung in dem von ihm
angelegten (ältesten noch vorhandenen) Verzeichnisse des Pfarrvermögens (60) am
Tage vor Weihnachten 1526 die Pastorat an, bis 1534 Pastor. Ihm folgte ein
Verwandter.
8. Gerhard van
Bodelswynge 1534-1559. Beide stammen aus der Familie der von
Bodelschwing auf dem Hause Ickern. Letzterer hatte vorher schon eine Vikarie am
Dom zu Münster gehabt. Laut Schulddokument (I.) vom 3. Februar 1534 hatte Wilh.
Ovelaker, Kommandeur zu Welheim, dem Heren Gerdes Bodelschwinge Pastoir tho
Dattelen und Vikarien der Domkirche zu Münster 100 rhein. Goldgldn. geliehen,
welche dieser in 3 bis 4 Jahren wieder ablegen wollte. Der Vetter des
Overlaker, Gisbert von Bodelschwing hatte sich für Kapital und Zinsen verbürgt.
Im Jahre 1541 betheiligte sich der Pastor an der Stiftung des Armenfonds; bei
der 1556 errichteten Bodelschwing'schen Kalandverbrüderung wird er zum Kapellan
derselben erwählt (L.). Im Jahre 1545 übertrug ihm Hermann Abt des Klosters
Werden die durch Resignation des Johann Holtmann von Ahuss erledigte Vikarie an
der Kapelle zu Leveringhausen Kspls. Waltrop, capellam divi Laurentii sine cura
in curte nostra Liverdinckhusen sub parochia Waltorpe.[99] Derselbe Abt überträgt den 17.
October 1559 auf Präsentation des Ritters Philipp Lipperheidt thom Schörling
bei Waltrop dem Kaspar Schöll dieselbe Kapelle, "welche nun durch den Tod
des Gerhard Bodelschwing erledigt sei".
9. Georg Hove
genannt Buirman, 1560 bis 1590. Ein Verwandter desselben, Johann Buirman,
Canonicus in Bonn, gründete laut Testament vom August 1577 die sogenannte
Buirmann'sche Familienstiftung; die Zinsen sollten zwei aus der Familie des
Fundators genießen, welche an einem katholischen Gymnasium oder Universität
studirten. Sollten keine aus der Familie studiren, so könnten die Provisoren
zwei nothdürftigen braven (61) Studenten, einem von Datteln und einem von
Kaiserswerth oder Bonn das Stipendium zuwenden. – Diese Familie Burmann ist
jetzt dem Namen nach in Datteln ausgestorben. Das Stammhaus ist das Haus des
jetzigen Wirthes Metzinghaus, im Munde des Volkes noch immer Burmans Haus
genannt. Im J. 1680 war Georg Burmann Notarius publ.[100] in Datteln; auch der zweite
Nachfolger des oben genannten Pastors Georg Hove war aus dieser Familie. In
diesem Jahrhunderte hatten mehrere Studirende aus Datteln das Stipendium
genossen; im Jahre 1871 betrug die Hälfte 21 Thaler.
10. Johann
Krassenmachers um 1590-94. Dieser hat die Pfarre nur wenige Jahre in
Besitz gehabt, scheint auch unfähig gewesen zu sein. Im Jahre 1594 den 5. Juni
bestätigt Pastor Johann Burmann (Hove) einen Tauschcontract in Betreff einer
Pastoratwiese im Beisenkampe, "der zwischen Joachim Freytag zum Löringhof
einerseits und dem Vinzenz Rensinck Kellnern zu Horneburg als Vormündern und
Kuratoren Johannis Krassenmachers damals gewesenen Pastoris zu Dattelen"
geschlossen war.
11. Johannes
Hove, 1594-1640. Er wird auch Burman genannt. Die letzt genannten fünf
Pastöre lebten in der in kirchlicher und politischer Hinsicht viel bewegten
Zeit der Reformation. Welchen Einfluß die neue Lehre namentlich auf unsere
Gemeinde Datteln gehabt hat, und welche Stellung die Pastöre ihr gegenüber
genommen haben, darüber habe ich keine speziellen Nachrichten gefunden. Soviel
aber geht aus den vorhandenen Urkunden des 16. Jahrhunderts und besonders aus
den Kirchenrechnungen, die vom Jahre 1618 an vorliegen, hervor, daß von einem
Abfalle zum Protestantismus weder des Pastors noch der Gemeinde nicht im
Mindesten die Rede sein kann, wenn auch einzelne Abweichungen von der
allgemeinen Kirchenlehre mögen vorgekommen sein. Aus (62) der Stiftung des
Armenfonds im J. 1541 – s. unten § 11 – geht unzweideutig hervor, daß
wenigstens bis zu jenem Jahre die neue Lehre der sogenannten Reformation nicht
von dem geringsten Einflusse auf das katholische Glauben und Denken und Leben
der Gemeinde gewesen ist.
Im Allgemeinen konnte
der Protestantismus im Veste keinen festen Fuß fassen, und die vom E. B.
Gebhard II begünstigte Reformation fand Dank der Wachsamkeit der kölnischen
Behörde: des Domkapitels und der seeleneifrigen Weihbischöfe und Generalvikare,
und bei der Gesinnung des bei Weitem größten Theiles der Bevölkerung, keinen
Anklang.[101] Verschiedene vestische Pastöre
ließen es wohl zuweilen an gehöriger Wachsamkeit und Sorge für ihre Heerde
fehlen. So wird um 1530 darüber geklagt, daß die von Bottrop, Osterfeld und
Datteln nicht Residenz hielten, sondern ihre Stellen verwalten ließen. Aber von
einem förmlichen Abfalle eines Pfarrers oder einer ganzen Gemeinde wird nichts
berichtet. Nur war an einzelnen Orten die Kommunion unter beiden Gestalten
gebräuchlich geworden. Dazu hatte das sogennannte Interim, auf dem Reichstage
zu Augsburg 1548 vom Kaiser und Reich erlassen, welches den Laienkelch und die
Ehe der abgefallenen Priester gestattete, bedeutend beigetragen. Für das
Obervest, wozu Datteln gehört, war zudem noch die Nähe der abgefallenen
Grafschaft Mark von schädlichem Einflusse. Hier war der Gebrauch des
Laienkelches auch häufiger und erhielt sich länger als im Unterveste.
Zu Anfang des 17.
Jahhrunderts wurde das Vest vom Archidiakonate Dortmund getrennt und vom
Erzbischofe Ferdinand (seit 1612) zu einem eigenen Landdekanate oder
Commissariate (Commissariatus Vestanus) erhoben, unter einem geistlichen
Commissarius, welchem die Kirchenvisitationen und verschiedene andere
Funktionen, welche vordem von den Archidiakonen ausgeübt waren, (63) übertragen
wurden. Der erste Landdechant bis 1633 war Johannes von Dale, seit
1610 Pfarrer zu Westerholt. Schon seit 1600 war er mit der
Visitation der Kirchen im Veste beauftragt. Derselbe ist mit aller Energie
gegen den Mißbrauch des Laienkelches aufgetreten und hat ihn auch glücklich
abgeschafft. In einem Briefe an den Archidiakon Braun vom 15. September 1609,
aus welchem Mooren "das Archidiakonat Dortmund" eine Stelle
mittheilt, klagt er, daß sich im Oberveste in einzelnen Pfarren wohl 60 bis 70
nicht Katholische fänden; ob sie aber wirklich Häretiker wären, das wage er
nicht zu sagen: ihr Hauptfehler sei der Gebrauch des Laienkelches.[102]
Gegen den Cölibat
scheinen sich auch einige Geistliche im Oberveste versündigt und im Concubinate
oder der Priesterehe gelebt zu haben, ohne daß sie ihrer Stelle entsetzt
wurden. In den Jahren 1570 und 1581 kommt in den Urkunden Diderich
Brockmann als Kaplan oder Vicecuratus in Datteln vor. Er wohnte in dem
sogenannten Klockenhause am Kirchhofe.[103] Diese Wohnung hatte er sich mit
Genehmigung des Pastors auf Pastoratgrunde, dem Pastoratkampe, erbaut. Dieser
Brockmann hatte eine unmündige Tochter, Storrichen genannt, hinterlassen, deren
Vormünder waren Heinrich Tegeder Pastor zu Hullern, Johann Vogelpoeth
Mitbürgermeister (64) zu Haltern, Johann Ringenbergh und Lyse Schorle genannt
Brockmann seine Frau. Diese Vormünder verkauften genanntes Häuschen im Jahre
1592 an Agnes von Mecheln, Wittwe Bertholden Freitag zum Löringhove (L.). Zur
selben Zeit (1561 und 1571) lebte in der Nachbargemeinde Waltrop der Pastor
Heinrich Brinkmann im Concubinate.
Kehren wir jetzt zum
Pastor Johannes Hove zurück. In den Jahren 1617 und 1630 wurde durch den
Generalvikar Johannes Gelenius eine Kirchenvisitation
abgehalten. Das Haus Mahlenburg hatte bereits im 15. Jahrhundert eine Fundation
gemacht, daß bei dem Beinhaus (Ossarium) an der Kirche zu Datteln ein
immerwährendes Nachtlicht solle unterhalten werden. Das Geld war beim Stifte
Flaesheim belegt. Bei der ersten Visitation um 1617 wurde beschlossen, mit
Consens des Stiftes und des Hauses Mahlenburg daß das Licht vom Kirchhofe und
Ossario zur größeren Ehre Gottes vor des h. und hochwürdigsten Sacramenti
tabernaculum[104] transferirt werde; im Jahre 1630
bestätigte der Visitator nochmals diese Verlegung. Gleich in der ersten Zeit des
30jährigen Krieges zu Anfang des Jahres 1622 war der Pastor von den reformirten
Holländern gefangen genommen und nach Schenkenschanz[105] abgeführt,
wo er bis nach Ostern muß festgehalten sein, wie aus der Kirchenrechnung dieses
Jahres in der Ausgabe hervorgeht: "Anno Domini 1622, als der Pastor in
Schenkenschanß von den Staten gefangen saß, hat bisweilen ein Münch von
Dortmund hier gepredigt und auf Ostern Beicht gesessen, ihm gegeben 3 Daler 11½
ß.". – Am 1. Februar 1635 wurde Hove zugleich mit Heinrich Barckhoff
Pastor zu Horneburg, (seit 1633 vestischer Commissar), Theodor Thyl Pastor zu
Oer (65) und den Vikaren zu Recklinghausen: Franz von Westerholt, Gottfried
Tüsinck und Georg von Uhlenbrock auf Befehl des hessischen Kommandanten von
Dorsten, des Generallieutenants Peter Holzappel gnt. Melander in
Recklinghausen angehalten und des folgenden Tages am Feste Mariä Lichtmeß
nach Dorsten abgeführt und hier in Arrest gehalten. Es geschah
dieses als Repressalie dafür, daß lutherische Prediger von der Münsterschen
Regierung mißhandelt und verjagt seien. Hove wurde am 14. Februar und Barkhoff
am 22. Februar wieder entlassen, die andern erst am 14. April.[106]
Andere Pastöre im Veste
zur selben Zeit waren H.Grutingius in Waltrop (schon 1595), Hermann von Ahusen
1613 und Martin Borghardt 1625 in Henrichenburg, Anno Salm 1605 und Johannes
Dobbeling 1608-1643 in Recklinghausen, Heinrich Kurich in Herten, Jodocus Epman
in Polsum, und Conrad Darleus in Marl.
12. Theodor
Thiel aus Recklinghausen, Baccalaureus Lovaniensis,[107] 1640-1666. Thiel war ein eifriger,
der Kirche treu ergebener Seelenhirt; für die Wiederbelebung und Kräftigung des
religiös kirchlichen Lebens in der Gemeinde, die würdige Restauration der
Kirche, sowie für die Sicherstellung des Vermögens der verschiedenen
kirchlichen Fonds hat er viel gewirkt. Durch die vielen Kriegszüge und
drückenden Einquartierungen der verwilderten Soldatesca zur Zeit des
30 jährigen Krieges war Alles in Unordnung gekommen: die guten Sitten
waren arg in Verfall gerathen, der Wohlstand des ganzen Landes war zerrüttet,
die Einkünfte der geistlichen Stellen und der Kirche geschmälert, die Kirche
war arm, weil die Pächte nicht eingingen, und in Folge dessen ganz wüst und
vernachlässigt. Bis dahin lag dem Pastor allein die ganze Seelsorge in der
weitläufigen Gemeinde und die Abhaltung (66) des Gottesdienstes ab. Einen
Kaplan zu halten war fast unmöglich geworden, da die Einkünfte der Pastorat so
sehr geschmälert waren. Aus demselben Grunde aber konnten auch die beiden
andern Beneficiaten an der Kirche, die übrigens weder Cura noch zur Residenz
verpflichtet waren, ein jeder von seiner Stelle allein, nicht standesmäßig
leben. In Rücksicht auf diese traurigen Verhältnisse willfahrte der Kurfürst
Ferdinand den Bitten des Pastors und der Gemeinde, daß die beiden Vikarien zu
einem mit Residenzpflicht verbundenen Curatbeneficium vereinigt würden. Die
Union geschah im Jahre 1644. Thiel legte zuerst regelmäßig Tauf- und
Kopulationsbücher an; jenes beginnt mit dem 28. Juni und dieses mit dem 12.
Juli 1643. Das Kopulationsbuch enthält die dreimalige Proclamation, die
Dimissorialien und die Kopulation, letztere einfach mit dem Zusatze in facie
ecclesiæ,[108] ohne namentliche Anführung der Zeugen.
Erst im Jahre 1648 am Sonntage in der Octav von Christi Himmelfahrt, den 24.
Mai ist von ihm das Dekret des Conzils von Trient über die Reformation der Ehe
öffentlich in der Kirche publizirt worden.[109] Auch war er darauf bedacht, daß
gute, rechtschaffene Frauen als Hebammen angestellt würden. Diese wurden vom
Pastor examinirt, approbirt und vereidet, und ihre Namen mit dem Datum der
Vereidigung vorn in das Taufbuch eingeschrieben. Auf Betreiben des Pastors
wurde das Grund- und Rente-Vermögen der Kirche untersucht und wieder sicher
gestellt. In Betreff der Pastoratintraden sah er sich genöthigt, im Jahre 1656
den Herrn von Groll zu Klostern, welcher das Meßkorn zu geben sich weigerte, beim
Offizialate zu verklagen; den Herrn von Löringhof forderte er in einem
freimüthigen Schreiben vom 13. April 1661 auf, die der Pastorat gehörende Wiese
im Beisenkamp endlich wieder (67) zurückzugeben. Gar sehr lag dem Pastor am
Herzen, die Verehrung der Mutter Gottes und das Gebet des Rosenkranzes in der
Gemeinde zu befördern. Auf sein Betreiben wurde am Feste Mariä Opferung den 21.
Novbr. 1655 durch den Prior des Dominikaner-Klosters zu Dortmund P.
Hildebrandus Haen im Auftrage des P. Provinzials Georg von Heberstein unter
großer Feierlichkeit und Theilnahme der Parochianen, deren sich Viele aus allen
Ständen aufnehmen ließen, die Rosenkranz-Bruderschaft in der Kirche errichtet.
In seinem Testamente vom 9. November 1666 vermachte er auch, wenige Legate ausgenommen,
sein sämmtliches Vermögen ad majus incrementum orthodoxæ fidei[110] zur
Errichtung einer Familien-Vikarie in honorem gloriosis. Mariæ Virg. et
sanctissimi Rosarii[111] an der Pfarrkirche zu Datteln. In
Betreff seines Begräbnisses gab er seinen Wunsch zu bekenenn, in der Kirche von
Datteln vor dem Tabernakel auf dem Chore nach dem Ritus der h. katholischen
Kirche und im Beisein der Nachbar-Geistlichen beigesetzt zu werden. Einige Tage
nachher ist er gestorben. Zu Testamentsexekutoren hatte er ernannt den
Vestischen Commisar und Pastor zu Recklinghausen Heinrich Bergenthal und
seinen Verwandten, den Vikar ad stos Stephanum et Amandum[112] ín Datteln, der ihm auch als
Pastor nachfolgte.
13. Theodor
Bürich aus Recklinghausen 1666 bis 1693 † 10. Dezember. Seit 1657
Vikar in Datteln hatte er seinem Pastor in seinen Bestrebungen um das Wohl der
Gemeinde getreu zur Seite gestanden, und sich viele Verdienste besonders um die
Erhaltung des Vermögens der Kirche und kirchlichen Benefizien und um das
Armenwesen erworben, welches auch von der Gemeinde dankend anerkannt wurde.
Einer seiner Nachfolger
hat über ihn folgendes niedergeschrieben: "Pastor Bürich aus
Recklinghausen war bei 12 Jahren hier Vicarius curatus[113] und über 20 Jahre (68) Pfarrherr.
Ein um die Kirch, Pfarrey und Armen best verdienter Mann, wie alle Urkunden der
Kirch etc. zeigen. Diesem hat die Gemeinde auch ohne Pflicht, bloß auf Befehl
der Herren Interessenten das Vikarienhaus gänzlich verbessert, weilen er sich
als Vikarius schon so verdient gemacht hat, wie das noch vorhandene Befehl
darüber ausweiset". Als Vikar und später als Pastor besaß er das volle
Vertrauen der Gemeinde. Im Jahre 1660 wurde er zum Mitgliede der Kommission
erwählt, welche die Kirchenländereien untersuchen, neu verpachten und die seit
Jahren rückständigen Renten und Pächte regeln sollte, auch war er
"geordneter Inspector der Armenrenten". Als der aus Datteln gebürtige
Johann Georg Vogelpoet, Canonicus und Dechant im alten Dom zu
Münster, die Absicht zu erkennen gegeben hatte, an der Kirche zu Datteln eine
Stiftung zu machen, wird der Vikar bevollmächtigt, die Schenkung Namens der
Kirche entgegen zu nehmen und er begibt sich im Juli 1663 nach Münster.
Als Pastor führte er in
den Jahre 1669-1672 bei der geistlichen Behörde einen Prozeß wider die Pfarre
von Horneburg und Ahsen in Betreff der Jurisdiction des Pfarrers von Datteln
über genannte Gemeinden, worüber später noch weiter soll berichtet werden. Nach
dem Tode des Adolph Heinrich von Aschebrock um 1667 war Bürich Administrator
der Aschenbrockschen Güter und Vormund der minderjährigen Tochter (S. 31). Er
war auch geistlicher Vater, wie er genannt wird, der Franziskaner zu
Recklinghausen und ein eifriger Befürworter derselben und Wohlthäter ihres
Klosters und der Kirche; am 3. März 1676 bei Grundsteinlegung der zwei ersten
Flügel des Klosters war er mitthätig. Im J. 1682 legte er das erste
Sterberegister an. Er testirte zu Gunsten der von seinem Vorgänger gestifteten
Vikarie. Ihm folgte:
(69) 14. Johann
Werner Fabritius 1694 bis 1721, bisher Vikar Ss. Stephani et Amandi in
Datteln; er war auch Commissarius fiscalis per vestum.[114] Er war gebürtig aus Horneburg,
Sohn des kurfürstlichen Kellners des Hauses Horneburg Vinzenz Fabritius und der
Gertrud Hobbeling.[115] Gleich in den ersten Jahren mußte
er wegen Weigerung des Missaticums Prozesse führen, 1695-1707 gegen den
Kornschreiber Johann Rheidt in Horneburg, welcher 1693 den Schroers (Bienen)
Hof zu Wentrup angekauft hatte, und 1700 gegen Groß-Honacker, Eigenhörigen des
Freiherrn Vinz. von Brabeck zum Vogelsang. Beide Prozesse wurden zu Gunsten der
Pastorat entschieden. Gegen Ende seines Lebens 1719 hatte er auch mit den
adligen Gutsherrn als den Oberprovisoren des Kirchen- und Armenvermögens in
Betreff der Verwaltung desselben Mißhelligkeiten, die erst unter seinem
Nachfolger geschlichtet wurden. In seinem Testamente vom 11. April 1720
fundirte er die Familienvikarie Ss. Antonii und Amandi an der Kirche zu
Datteln. Er starb am 4. Januar 1721.
15. Ernst
Melchior Koene aus Recklinghausen, 1721, † 21. August 1743. Er war
Proto-Notarius Apostolicus, Officialis Tremonensis et Hammonensis und wurde
1741 nach Absetzung des Pastors Schmitz zu Recklinghausen Vestischer Kommissar.
Im Jahre 1732 den 17. März zeigte er beim Generalvikar in Cöln den reformirten
Freiherr von Westrem auf Gutacker an, daß [d]er Informator seiner Kinder
Sonntags zum Aergerniß der Gemeinde öffentlichen häretischen Gottesdienst mit
Gesang und Predigt auf dem Schlosse halte, und daß von Westrem allen seinen
Leuten ohne Unterschied, auch seinen katholischen Eigenhörigen, die bei ihm
arbeiten müßten, an den Vigilien, in den Fasten, an Freitagen und Samstagen
(70) ex odio religionis[116] Fleischspeisen vorsetze;
diejenigen, welche selbe nicht essen wollten, würden verspottet. Daraufhin
forderte der Kurfürst Clemens August unter dem 27. März den
Vestischen Statthalter Grafen von Nesselrode auf, den von Westrem zu Protokoll
zu nehmen und ihm seine Handlungsweise strengstens zu untersagen. Zwei Jahre
später 1734 den 6. März schreibt der Kurfürst von München aus an seinen
General-Vikar in Cöln Andreas von Franken-Sierstoff, er habe vernommen, daß
einige reformirte Adlige im Vest sich herausnähmen, auf ihren Gütern akatholischen Gottesdienst
zu halten. Er befiehlt ernstlich, hierüber müsse ganz besonders gewacht werden,
damit dieser Mißbrauch nicht einreiße. Den Pfarrern in Datteln und Horneburg
solle im Geheimen der Befehl erteilt werden, ein wachsames Auge darauf zu
haben, ob der von Westrem auf seinem Gute Gutacker den Informator seiner Kinder
predigen lasse; ebenso auch dem Pfarrer von Buer und dem Nachbar-Pastor, ob der
Herr von Boenen nach seinem Hause Berge einen Prädikanten (verbi ministellum)
aus der Mark kommen lasse, damit er seinen Hausleuten und Auswärtigen das
Abendmahl reiche und andern reformirten Gottesdienst vornehme. Die einzelnen
Pastöre sollen hierüber genau an ihn berichten und falls sie säumig wären,
würden sie in Strafe verfallen. – Am 23. Juli 1741 war Koene in seiner
Eigenschaft als geistlicher Commissar im Hämgen zur Regulirung der
Nachlassenschaft des jüngst verstorbenen Pastors Johann Goswin Middeldorf.
16. Balthasar
Engels 1744-1752 † 31. Mai. Zur Zeit dieses Pastors wurde die Gemeinde
(und das ganze Vest) durch Krankheiten an Menschen und Vieh schwer heimgesucht.
In den Jahren 1745, 1747 und 1750 krepirte sehr viel Vieh an einer fremden
Seuche, im ersten Jahre blieb kaum der zehnte Theil des Hornviehes übrig. In
Horneburg begann die Seuche 1750 um Allerheiligen (71) und innerhalb zwei
Monaten krepirten in dem kleinen Dorfe 116 Stück Vieh. Im Jahre 1750 grassirte
die Ruhr und raffte sehr viele Menschen weg. Es starben in diesem Jahre in der
Gemeinde 205 Personen, 139 mehr als geboren wurden. Besonders bösartig trat die
Krankheit im September auf, wo 57, und im October, wo gar 63 starben, am 1.
Oct. 8 und am 4. 10. – Als die Viehseuche zuerst auftrat, 1745 nahm die
Gemeinde ihre Zuflucht zu ihrem Patron dem h. Amandus, und wie die mündliche
Tradition und schriftliche Nachrichten sagen, hätte auf die Fürbitte des h.
Amandus die Seuche nachgelassen. Aus Dankbarkeit oder auch in Folge eines
Gelübdes feiert man bis auf den heutigen Tag vom Jahre 1746 an den ersten
Freitag in den Fasten als einen allgemeinen Festtag der ganzen Gemeinde, als
Tag des h. Amandus, in der Kirche durch feierlichsten Gottesdienst und durch
Enthaltung von knechtlicher Arbeit. Unter dem 22. Nov. 1757 gewährte Papst
Benedict XIV. für diesen Tag einen vollkommenen Ablaß auf 7 Jahre. An den
übrigen Freitagen aber der h. Fastenzeit opferte die Gemeinde seitdem in 7
Abtheilungen 7 große Wachskerzen zu Ehren des h. Amandus um Abwendung von
Viehseuchen und alles Uebels. Pastor Spée (1781-85) schreibt hierüber im
Heberegister: "Das Tractament[117] aber auf den ersten Freitag in den
Fasten muß das Kirchspiel, wie es 1746, wo solche angefangen worden wegen der
grassirenden und gleich darnach gestillter Viehseuche, versprochen, dem Pastor
vergüten".
Im Mai 1749, beginnend
auf Christi Himmelfahrt, wurde durch drei Jesuiten-Patres, die von
Recklinghausen kamen, Mission gehalten.[118] Auf dem Tige (Marktplatze) war
eine Bühne errichtet behufs der Abhaltung der Predigten. (72) Am Feste der h.
Anna den 26. Juli 1745 machten die Eheleute Kaufhändler Johann Kettelhack und
Anna Maria Bispelinghoff die Stiftung der Familien-Vikarie de venerabili
Sacramento[119] an der Kirche zu Datteln, in
Gegenwart des Pastors, der die Stiftungsurkunde mit unterschrieb.
17. Heinrich
Grein 1752-1781 † 18. August. Unter seiner Leitung wurden in den
Jahren 1753 und 54 große und kostspielige Reparaturen an der Kirche
vorgenommen. Am 18. Juli 1755 wurde Kirchen-Visitation gehalten; vorher war den
Pastören ein gedrucktes Verzeichnis der Fragen über den Stand der Gemeinde und
die kirchlichen Verhältnisse vom General-Vikariate zugeschickt zur
Beantwortung. Darin gibt Grein die Zahl der Kommunikanten auf 1700 an, welcher
eine Seelenzahl von etwa 2500 entspricht, also 1000 weniger als gegenwärtig.
Zweimal hatte der Pastor durch Jesuiten-Patres Mission abhalten lassen, im
Jahre 1759, anfangend den 24. Februar, und 1772. Ihm folgte
18. Antonius
Spée 1781-1785 den 1. August, wo er resignirte. Spée war Ex-Jesuit,
sehr eifriger Seelenhirt, jedoch fand er bei seinen Unternehmungen Seitens
einer Parthei in der Gemeinde vielen Widerspruch, durch welchen nach und nach
eine große Unzufriedenheit entstand, die zuletzt bei einem gewissen Anlasse in
einen förmlichen Aufruhr gegen ihn ausbrach. In Folge dessen resignirte er freiwillig
am 1. August 1785 gegen eine jährliche vom Nachfolger zu zahlende Pension von
100 Thalern, und verließ die Pfarre. Er selbst hat dieses in einem alten
Lagerbuche der Pastoratintraden nebst einem Curriculum vitæ kurz angedeutet.
Darnach war Spée 1739 zu Düsseldorf geboren. Am 2. October 1759 trat er zu
Trier in den Jesuiten-Orden und wurde am 6. Mai 1771 zu Paderborn zum Priester
geweihet. Nach Aufhebung des Ordens 1773 war er erst 3 Jahre Erzieher beim (73)
Baron von Amelunxen bei Münster, darauf Missionar zu Horstmar, Werne und
zuletzt in Elberfeld. Den 26. August 1781 wurde er vom Abte zu Deutz zum Pastor
zu Datteln ernannt und am 7. Sept. investirt; am 18. October trat er die Pfarre
an, installirt vom vestischen Commissar und Pastor von Dorsten Joh.
Joseph Tils. Ueber seine Resignation schreibt er: "Ob turbas
fœdissime concitatas libere et sponte dimisit (sc. parochus) parochiam ad manus
Rdmi Ordinarii Coloniensis erga pensionem annuam centum imperialum a Successore
et Successoribus solvendam 1785 die 1ma Augusti, D. R.
Successori omnia prospera vovens".[120] Die Tradition setzt noch hinzu,
daß der Pastor bei seiner Abreise am Ausgange des Dorfes sich umgewandt und das
Dorf und die Gemeinde gesegnet hätte. Unter den Papieren des Pfarrarchives
findet sich über den traurigen Vorgang weiter nichts als obige Andeutung des
Pastors. Jedoch hat sich das Andenken daran noch lebhaft in der Gemeinde
erhalten, nach fast 100 Jahren. Bei meiner Ankunft in Datteln im Jahre 1865 war
es besonders lebhaft wieder erwacht; man erzählte die Geschichte als warnendes
Beispiel, daß man sich nicht ungestraft an den Geistlichen vergreifen würde;
allen denjenigen Familien, welche zur Vertreibung des Pastors Spée hervorragend
thätig mitgewirkt hätten, sei es später schlecht ergangen. – Was die Tradition
über die Veranlassung zum Ausbruche der Wirren erzählte, fand ich später
bestätigt in den Acten des Notars Gottfr. Aulike in Datteln, welche ich im
Nachlasse des Pfarrers Lorenz von Waltrop vorfand. Spée wollte nämlich einen
neuen Taufstein errichten: der alte bleierne Kessel in demselben war löcherig
und verdorben und der Pastor hatte auf seine Kosten einen kupfernen
angeschafft. Am 12. April 1785 nun ließ er bei verschlossenen Kirchthüren den
alten steinernen Taufstein zerschlagen, mit Ausnahme des Fußes, den man zum
neuen (74) gebrauchen wollte. Dieses war der Anlaß, daß der Aufruhr losbrach.
Sogleich des folgenden Tages wurde durch die Dorfvorsteher[121] das Dorf auf dem Tige versammelt
und "gegen das eigenmächtige Verfahren des Pastors" protestirt.
Darauf werden die Bauerschaften zusammenberufen und zum Beitritt veranlaßt,
durch den Notar Aulike werden Verhöre abgehalten, Protokolle aufgenommen, dem
Pastor Proteste eingereicht, der kupferne Kessel wird weggenommen, den
Arbeitern werden jegliche Arbeiten in der Kirche untersagt, auf dem Tige noch
mehrere Volksversammlungen abgehalten; eine Klageschrift gegen den Pastor wird
aufgesetzt, durch das ganze Kirchspiel zur Unterschrift herumgetragen und an
das General-Vikariat geschickt. Wie große Aufregung und Verwirrung der Gemüther
durch Alles dieses in der Gemeinde entstand, und daß sich Spée zuletzt veranlaßt
fühlte zu resigniren, läßt sich leicht denken. Er starb am 12. März 1804. Sein
Nachfolger wurde
19. Matthias
Nagel aus Duisburg 1785, doch starb er schon am 25. Dez. 1787 im Alter
von 32 Jahren.
20. Remigius
Kürfgen aus Liblar 1788 bis 1825 † 10. Juni, 67 Jahre alt.
21. Johann
Hackfurt aus Kirchhellen, Schulinspector, 1826-1852 † 31. März, 59
Jahre alt. Am 25. März 1835 errichtete er die Junggesellen (marianische)
Sodalität; die Abhaltung einer Volksmission, um welche er sich auf das
angelegentlichste bemüht hatte, erlebte er nicht mehr.[122] Unter seinem Nachfolger
22. Hermann
Frintrup aus Hiddingsel, Schulinspector, 1852-1859 † 29. Mai im Alter
von 45 Jahren, wurde im Jahre 1853 vom 17.-24. Juli (75) durch Väter aus der
Gesellschaft Jesu die Mission gehalten. Frintrup war vorher 12 Jahre Kaplan in
Borghorst.
23. Bernhard
Niemerg aus Warendorf, vom 13. Sept. 1859 bis 16. Juni 1865, zuvor
Kaplan in Bocholt. Er starb den 28. November 1877 als Vikar zu Freckenhorst im
Alter von 62 Jahren; sein Werk ist die innere Restauration und Verschönerung
der Kirche.
24. Anton Jansen aus
Rheine, seit dem 17. Juni 1865 erst Pfarrverwalter und seit dem 6. Dezember
1866 Pastor. Vom 2. bis 10. Juni des Jahres 1872 wurde durch Patres des
Franziskaner-Ordens eine segensreiche Volksmission abgehalten, wohl die letzte
Mission, welche bis jetzt in der Diözese Münster und überhaupt in Preußen
stattgefunden hat.
§ 8.
Die Vikarien.
Im Laufe der Zeit sind
an der Pfarrkirche fünf Beneficia simplicia,[123] von welchen späterhin zwei zu einer
Curatvikarie vereinigt wurden, und eine Curatkaplanei gestiftet.
1. Die Vikarie sti
Amanadi ist das älteste Benefizium, gestiftet vom Pfarrer Lambertus von
Westerholt c. 1325. Vom Hause Westerholt ist im 16. Jahrh. das Patronatsrecht
auf den Besitzer der Burg Vogelsang übergegangen (S. 35) Der Pastor von Datteln
hat das Investitur-Recht. Die Fundationsurkunde ist verloren gegangen. Zur
Vikarie gehören die Höfe Hüning in Pelkum, Kemmann in Klostern und Ohm in
Hachhausen. Als Inhaber der Vikarie kommen vor Michael Potthoff 1450
und Hermann Dobbe zum Vogelsang, Dechant zu St. Mauritz bei Münster
1605-1644 (S. 35).
2. Die Vikarie sti
Stephani wurde 1781 unter dem Pastor Detmarus Sey von der Gemeinde gestiftet,
(76) welche auch das Patronatsrecht hat, während der Pastor das Investiturrecht
besitzt. Sie ist größten Theils in Grundstücken fundirt, mit ihr ist auch die
Vikarienwohnung am Tige verbunden, dessen Unterhaltung dem Vikarius obliegt.
Von der plattdeutsch geschriebenen Stiftungsurkunde befindet sich eine Copie im
Erzbischöflichen Archive zu Köln; hier ist nichts vorhanden als ein vom Pfarrer
Hackfurt abgeschriebener Passus über die Verpflichtungen des Vikar. – Namen der
Vikare sind: Hermann van Schedink oder Scheinks, der erste
Vikar, 1481, ist 1498 Vicecuratus. – Johann Hötinck 1538 und
1570. Johannes Meckinkhovius vom Hofe Meckinghoven,
Vicecuratus in Horneburg, war präsentirt von den Adligen der Gemeinde: Theodor
von Westrem, Georg Aschenbroich, Helmich Dobbe, Joachim Freitag und Gerh. von
Groll; ferner von den Kirchenprovisoren Heinrich Rensmann senior und Heinrich
Schulte von Meckinghoven und andern Parochianen; er wurde am 13. Juli 1581 vom
Pastor Georg Hove gnt. Burman investirt und installirt. Derselbe war 1594 noch
Pastor in Horneburg.
Reinerus Otto,
cellerarius metropol. ecel. [eccl.] Monasteriensis,[124] der letzte 1644. Diese beiden
Vikarien wurden, wie oben bei Pastor Thiel (S. 65) berichtet ist, mit
Genehmigung und auf Bitten der Patrone und des Pastors Thiel durch den
Erzbischof Ferdinand laut Unions-Urkunde vom 14. Dezember 1644 zur einer Curat-Vikarie Ss.
Stephani et Amandi vereinigt und als erster Rector der vereinigten Vikarien der
von der Gemeinde präsentirte Johannes Molerus ernannt, nachdem die früheren
Inhaber Dobbe und Otto zu Gunsten der Union resignirt hatten. Der Vikar sollte
zur Residenz und Aushülfe in der Seelsorge als altera manus Pastoris[125] verpflichtet
sein. Außerdem muß er den Verpflichtungen (77) der einzelnen Vikarien
nachkommen, nämlich in Betreff der Vikarie Sti Stephani am Sonntage, Mittwoch
und Freitage am Altare des h. Stephanus ad int. fund.,[126] und Seitens der Vikarie Sti Amandi
am Donnerstage de Ss Sacramento[127] am Altare des h. Amandus
appliziren.. Die Laienpatrone sollen ihr Patronsrecht behalten und es
abwechselnd ausüben; da der erste: Molerus von der Gemeinde Datteln präsentirt
sei, so sei der Nachfolger vom Hause Vogelsang zu präsentiren. Der Pastor von
Datteln behalte das jus instituendi et investiendi.[128]
Inhaber der vereinigten
Vikarie sind folgende gewesen:
13. [3.] Die Familien-Vikarie B.
Mariæ Virg. sub titulo stiss. Rosarii,[133] ein benef. simplex,[134] wurde
vom Pastor Thiel laut Testament vom 9. Nov. 1666 (S. 67)
gestiftet und am 7. April 1669 vom Erzbischofe Maximilian Heinrich bestätigt.
Verpflichtungen waren: wöchentlich am Montage pro dfts fundatore ejusque
parentibus[135] und am Samstage de Beata[136] die
h. Messe zu lesen. Das Präsentationsrecht hatte der nächste Blutsverwandte und
beim Aussterben der Familie die Pastöre von Recklinghausen und Datteln
abwechselnd, das Investiturrecht der Pastor von Datteln. In Ermangelung eines
Familiengliedes kann ein filius Recklingusanus[137] (79) die Vikarie erhalten. Da im
Laufe der Zeit sich die Einkünfte vermindert hatten, hat die bischöfliche
Behörde zu Münster am 22. Dezember 1829 die h. Messen auf 60 jährlich reduzirt.
– Pastor Bürich fundirte an diese Vikarie ein Officium defunctorum,[138] welches
am 16. Dez. 1695 bestätigt worden.
Thiel hatte als erster
Rector der Vikarie in seinem Testamente seinen Verwandten, den Studiosus Joh.
Philipp Bockholt aus Datteln ernannt. Dieser 1671 zum Priester
geweihet starb 1676. Nach dessen Tode hatte erst Pastor Bürich das Benefizium,
bis 1686 Ludwig Himmelmann aus Recklinghausen, seit 26. Mai
1665 Vikarius Sti. Joannis Bapt. in Waltrop, in den Besitz desselben kam. Als
dieser 1717 starb, war ein Joh. Everhard Budde widerrechtlich in den Besitz der
Vikarie gekommen, bis er im Jahre 1728 durch Prozeß verdrängt ward,
worauf Wenzel Holthoff investirt wurde. Dieser kaufte den 20.
November 1745 der Wittwe Catharina Weber ihr Haus nebst Garten ab, und bauete
sich ein neues Haus, welches er den 7. August 1750 auf ewige Zeiten zur Wohnung
des Vikarius an die Vikarie schenkte. Holthoff starb 1779 den 16. April; in
seinem Testamente hatte er die Vikarie zur Erbin eingesetzt. Ihm folgte sein
Vetter Franz Holthoff, den 20. April 1779 von Pastor Grim
investirt, † den 12. October 1833 im Alter von 80 Jahren. Nach seinem Tode
wurden 3 Söhne seines Bruders Jakobus Holthoff in Datteln nach einander auf das
Benefizium investirt, keiner aber wurde Geistlich. Als sich zuletzt in der
Familie keiner zu präsentirender vorfand, ist die Vikarie dem Kaplan in
Datteln Theodor Natrop aus Recklinghausen im Jahre 1852 den
27. Juli übertragen, welcher gegenwärtig noch im Genusse derselben ist.
4. Der Pastor Werner
Fabritius (S. 69) vermachte (80) in seinem Testamente vom
11. April 1720 sein ganzes Vermögen, mit Ausnahme weniger Legate, zur Stiftung
einer Familien-Vikarie, (Benef. simplex) sub invocatione Ss. Antonii et Amandi,[139] an der
Kirche zu Datteln. Die Fundation wurde am 13. Mai 1744 vom E. B. Clemens August
bestätigt. Das Präsentations-Recht hat der Aelteste aus der Familie des Johann
Vinzenz Fabritius, eines Neffen des Pastors, welcher kurkölnischer Admodiator
in Horneburg war. Präsentirt konnten werden die Descendenten des genannten
Fabritius und des Heinrich Fabritius J. U. Licentiatus; die des letzteren haben
den Vorzug. Das Collations- und Investitur-Recht hat der Bischof. Verpflichtung
ist: wöchentlich 3 heilige Messen zu lesen und 4 Anniversarien.[140] Die
Intraden betrugen 126 Rthlr. 35¼ stbr. clev., jetzt c. 690 Mark.
Der Fundator hatte
seinen Neffen Jodocus Werner Fabritius Dr. theol. und
Canonicus in Essen zum ersten Rector des Beneficium ernannt. Nach ihm
hatte Heinrich Ernst Forkenbeck dasselbe; als dieser jedoch im
Jahre 1758 das Studium der Theologie aufgab und zur Militair-Carriere überging,
wurde die Vikarie dem Theodor Maria Forkenbeck aus Horneburg
am 2. Juni 1758 übertragen. Dieser wohnte meistens in der Bauerschaft
Meckinghoven beim Schulten daselbst und las in Horneburg die h. Messe. Am 26.
November 1818 resignirte er und starb am 19. Januar 1826 im Alter von 85
Jahren. Am 16. April 1819 erhielt die Vikarie Theodor Trippelvoet aus
Dülmen, seit 20. Sept. 1810 Vikar zu Legden, wo er am 14. Januar 1874 starb.
Wegen der Maigesetze konnte
sie nicht wieder besetzt werden und sie wird gegenwärtig vom Kirchenvorstande
zu Datteln verwaltet.
5. Das zuletzt an der
Pfarrkirche zu Datteln gestiftete Familien-Benefizium simplex ist die Vikarie
venerabilis Sacramenti.[141] Sie ist gestiftet den 26. Juli
1745 von (81) den ziemlich begüterten Eheleuten Kaufhändler Johann
Kettelhack und Maria geb. Bispelinghoff in Datteln[142] und am 9. September 1745 von E. B.
Clemens August bestätigt. Haupt-Verpflichtungen sind: Wöchentlich am
Donnerstage am Hochaltare ein Hochamt de Ss. Sacramento zu halten und an einem
beliebigen Tage eine stille h. Messe zu lesen, außerdem noch zwei
Anniversarien. Das Präsentationsrecht hat der älteste und nächste männliche
Descendent des Mannes und bei deren Aussterben der der Frau. Das Kollations-
und Investitur-Recht hat der Bischof. Als jährliches Einkommen wurden 125 Thlr.
clev. festgesetzt.
Benefiziaten sind
gewesen zuerst nach einander zwei Söhne des Fundators: Joh. Gerhard Kettelhack
geb. 30. Juni 1723, † 1. October 1750, und Joh. Lucas geb 23. März 1726, † 4.
August 1769. Darauf von der Seitenlinie Hermann Anton de Roye aus Essen bis zu
seiner Verheirathung 1802, und sein Sohn Wilhelm gleichfalls bis zu seiner
Heirath 1824. Seit 1824 ist das Benefizium von verschiedenen Geistlichen in
Datteln selbst administrirt worden, gegenwärtig seit 11. Dezember 1860
von Bernard Hockenbeck aus Alveskirchen.
§ 9.
Die Curatkaplanei.
Die Benedictiner
Abtei zu Deutz hatte das Patronat über die Pfarren Datteln, Waltrop,
Gladbeck und Kirchhellen im Veste. Da nun beim Ausbruche der französischen
Revolution und in Folge der schweren Kriegszeiten die Einkünfte der Abtei sehr
geschmälert waren, schloß der Kurfürst Max Franz auf Bitten des Abtes
Godefridus und des Konvents mit der Abtei einen Vertrag, den er im Patente dd.
Mergentheim 30. August 1797 (82) confirmirte, dahin lautend: die Pfarren
Waltrop und Datteln sollten der Abtei Deutz vollständig incorporirt werden, so
daß sie für immer Regularpriester der Abtei zu Pfarrern rectores, erhalten
sollten; dahingegen ginge das Patronatsrecht über Gladbeck und Kirchhellen an
den Erzbischöflichen Stuhl über. Ferner wurde laut Schreiben des Kurfürsten an
den Vikariats-Verwalter zu Arnsberg vom 13. October 1797 unter Andern auch die
Bedingung festgesetzt: der Abt und Convent seien verpflichtet, einem jeden der
beiden Pastöre zu Datteln und Waltrop einen andern Geistlichen der Abtei als
Kaplan zur Seite zu geben; diese Veränderungen sollen beim Absterben der
Pastöre oder bei anderweitiger Erledigung der Pfarrstellen eintreten.
In Waltrop nun kam der
Vertrag gleich zur Ausführung. Der Pastor Christian Jakob Schmitz resignirte
und der Abt ernannte unter dem 11. October 1797 den Conventualen Anselmus Ockum
zum Pfarrverwalter und gab ihm einen andern als Kaplan mit. Als wenige Jahre
nachher Ockum abgesetzt und auch der Kaplan zurückberufen wurde, wurde dem
Subprior in Deutz Gereon Rüttiger die Pfarre übertragen, am 4. October 1802,
und auch ihm ein Kaplan beigegeben, der 1825 in Watrop starb. In Datteln
hingegen, wo kurz vor Abschluß des Vertrages Kürfgen, ein junger, kräftiger
Priester, zum Pastor ernannt war, trat thatsächlich keine Aenderung ein. Bald
nun wurden die Klöster aufgehoben und die Güter säcularisirt. Preußen erhielt
Deutz mit allen Rechten und Pflichten; es übte factisch das Patronatsrecht aus,
aber ein Kaplan wurde nicht angestellt. Die neugeordneten Verhältnisse in Betreff
der Incorporation waren auch bisher in Datteln und Waltrop unbekannt geblieben.
Als sie um 1840 bekannt wurden, machten die Pfarrer Hachfurt in Datteln und
Lorenz in Waltrop sowohl bei der bischöflichen Behörde als auch bei der
Königlichen Regierung alle Anstrengungen, (83) daß die Königliche Regierung auf
Grund der Incorporation bewogen würde, in beiden Pfarreien eine Kaplanei zu
errichten und sie mit Fiskalgeldern zu dotiren. Endlich nach langen
Verhandlungen sahen sie ihre Bemühungen mit glücklichem Erfolge gekrönt. Durch
Königliches Dekret dd. Berlin den 21. Februar 1845 genehmigte Sr.
Majestät Friedrich Wilhelm IV., daß zur Anstellung eines dritten
Curatgeistlichen in den Pfarreien Datteln und Waltrop für jeden 250
Thaler aus der Staatskasse ausbezahlt werden sollten. Darauf errichtete der
hochwürdigste Bischof von Münster Caspar Max mittelst Erectionsurkunde vom 16.
Juli 1845 die Kaplaneien, Sacellanatus, zu Datteln und Waltrop als officia
ecclesiastica,[143] mit welchen Cura und
Residenz-Pflicht verbunden sei. Unter dem 14. November 1845 wurde die Kaplanei
dem Kuratpriester Theodor Natrop aus Recklinghausen
übertragen.
Leider ist demselben
gegenwärtig in Folge des sogenannten Brodkorbgesetzes vom
22. April 1875 sein Gehalt gesprerrt.
§ 10.
Verwaltung des Kirchenvermögens.
Die Kirche hat außer
Kapitalien und einigen Renten von Worthstedden ein Grundvermögen von beinahe 61
Morgen. Die noch vorhandenen Kirchenrechnungen beginnen mit dem Jahre 1618.
Damals bestanden noch 31 Worthe, 26 im Dorfe und 5 im Kirchspiel. Von diesen
sind im Laufe der Zeit 8 verloren gegangen und 14 abgelöst, so daß also noch 9
vorhanden sind. Die Pacht der Ländereien wurde in Hafer entrichtet, für den
Scheffel Landes ein Scheffel Hafer. Im Jahre 1618 betrug die feste Einnahme 84½
(schlechte) Dahler 7½ ß. (Schillinge),[144] darunter an Zinsen 57 Daler 1 ß.
Das Malder (4 Scheffel) Hafer war zu 2 Dlr. verkauft. Auch hatte die Kirche
einen Braukessel, der ausgeliehen wurde. Im Jahre 1625 (84) wurde der alte für
41 Dlr. 15 ß. in Dortmund verkauft und ein neuer zu 48½ Rthlr. angeschafft.
Doch wird geklagt, daß er wenig einbringe, 1625 nur 5 schlechte Dahler
"weil die Brauer meist selbst einen Kissel haben".
Die Verwaltung führte
der Pastor mit zwei Kirchenprovisoren oder Kirchmeistern (Kerkmester, magistri
fabricæ). Ausnahmsweise, wenn besonders bedeutende Reparaturen an der Kirche
mußten vorgenommen werden, wurde auch noch ein dritter hinzugenommen. Der zwei
Kirchenprovisoren geschieht gleich schon in der ältesten noch vorhandenen
Urkunde vom Jahre 1325 Erwähnung (S. 18). Der Pastor und die zwei Kirchmeister
bildeten den ganzen Kirchenvorstand: sie schlossen Kontracte ab, verpachteten
die Ländereien, belegten die Gelder, stellten Gewinn- und Wechselbriefe aus,
nahmen Schenkungen an, beriethen die Kirchenangelegenheiten und leiteten die
Bauten. Die beiden Kirchmeister besorgten als die Rendanten die Einnahmen und
Ausgaben; jedoch scheint immer nur Einer die Rechnung geführt zu haben. Diese
lief von Amandi (26. October) zu Amandi. Eine höhere Aufsichtsbehörde bildeten
die Adligen des Kirchspiels, die Herren Interessenten genannt, domini
interessentes principales ecclesiæ, später gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch
Oberprovisoren genannt.
Es waren die Herren von
Gutacker, Haus Klostern, Löringhof, Vogelsang und Mahlenburg. Ihnen
insbesondere mußten die Kirchmeister Rechnung legen. Der Tag, an welchem
Kirchenrechnung gelegt werden mußte, war der Dienstag nach Pfingsten. Am
Sonntage vorher wurde es von der Kanzel bekannt gemacht, die Adligen wurden
schriftlich vom Pastor dazu eingeladen. Die Rechnungsablage geschah öffentlich
in der Kirche und begann 1 Uhr Nachmittags. Auch der kurfürstliche Stattthalter
(85) zu Horneburg oder der Oberkellner des Amtshauses wurden besonders dazu
eingeladen, die dann wohl als Vertreter der Erzbischöflichen Kanzlei zugegen
waren. Von Letzterem, den Herren Interessenten oder deren Bevollmächtigten und
von dem Pastor wurden die Rechnungen rezessirt und unterschrieben. Uebrigens
geschah die Abnahme der Rechnungen meistens nach mehreren, oft für 10 Jahre,
obschon 1647 bestimmt wurde, daß die Kirchmeister jährlich Rechnung legen
sollten.
Bei dieser
Rechnungsablage wurden, wenn's nöthig war, neue Kirchmeister gewählt, und zwar
durch die Adligen, jedoch mußte der Pastor seine Zustimmung geben; auch wurde
der Wunsch der anwesenden Parochianen gehört und berücksichtigt. Die Gewählten
wurden an ihre Pflichten erinnert und mußten eidlich geloben, daß sie ihr Amt
treu verwalten, nichts alieniren und den adligen Herrn Interessenten Rechnung
legen wollten. Ihr Amt verwalteten sie auf unbestimmte Zeit, sehr oft
lebenslänglich. Es war ein Ehrenamt; für die Mühewaltung der Rechnungsführung
war eine geringe Remuneration ausgeworfen. Auf Weihnachten, Ostern und bei Abhaltung
des Sendgerichtes, Synodus, durch den geistlichen Commissar des Vestes wurden
sie vom Pastor zur Tafel geladen.
Nachdem der wichtige Act
der Rechnungsablage beendigt war, fand Recreation statt, auf Rechnung der
Kirchenkasse: die adligen Herrn Interessenten, welche übrigens zur Unterhaltung
der Kirche und zu den Kultuskosten z.B. bei Ausschlagung einer Schatzung,
nichts beitrugen, wurden "durch Mahlzeit und Wein tractirt". Auch der
Pastor, die Kirchmeister, Küster, der Lehrer und andere anwesende Parochianen
nahmen daran Theil. Die Kosten waren oft bedeutend. Die Ausgabe pro 1618 fängt
also an:
"Anno 1618 auf
Sanct Amandi Abends, als man die Kirchenrechnung in Beisein des Herrn
Statthalters, Adlichen uund anderer Kirchspiels Eingesessenen gehalten, (86)
ist an Wüllens Haus an Wein, Beer und Kost verzehrt worden dreißig½ Dahler 3 ß
3 dt."
Bei der nächsten
Rechnungsablage am 17. Aug. 1637, wo die Rechnungen von 1618-33 rezessirt
wurden, ist an Wein und Kost für 9 Rixdlr. 9 ß. 9 dt. verzehrt worden.
Zur Zehrung für die
Revision 1643 fer. III. Pentec. [Pfingstdienstag] den 26. Mai hatte der
Kirchmeister gekauft ein Lamm für 39 ß., ein Kalb für ein Rixdlr. und Wein für
2 Rixdlr. 26 ß. In der folgenden Zeit wurden diese Ausgaben immer geringer,
seit 1770 hörten diese Zehrungen auf Kosten der Kirchenkasse ganz auf.
Uebrigens wurde bei
jeder außerordentlichen Verhandlung des Pastors und der Kirchmeister in
Angelegenheiten der Kirche, als bei Revision der Kirchenbriefe, die von Zeit zu
Zeit vorgenommen wurde, bei Verpachtungen, bei Besichtigung von Arbeiten an der
Kirche, bei Abrechnung mit Bauunternehmen, immer auch eine kleine Erquickung,
ein Trunk, auf Rechnung der Kirche verabreicht, und Niemand hatte etwas dagegen
zu erinnern.
Die Küster erhielten
für die Arbeit des Kerzenmachens nichts vergütet, sie durften aber frei Bier
dabei trinken. Diese Arbeit geschah hauptsächlich Allerheiligen- und
Christabend und zu Lichtmeß. So hatten die Küster a. 1638 in Summa für 40 ß.,
1640 für 38 ß., 1641 für 44 ß. und 1642 für 48 ß. Bier dabei getrunken.Bei der
Rechnungsablage 1664 den 24. Februar wurde festgesetzt, daß jeder Küster nicht
mehr als 2 Quart Bier jedesmal nehmen sollte; 1690 wurde das Kerzenmachen
verdungen und die Ausgaben für Bier hörten auf. Es sei hier noch bemerkt, daß
es zwei Küster an der Kirche von jeher gab; den einen wählte der Pastor, den
andern das Kirchspiel.
Im Jahre 1621 steht
unter den Ausgaben: "Das Kirchspiel den Kirchspiels-Vogel geschossen, hat
die Kirche den Kirchspielsleuten nach altem Brauch eine Tonne Bier (87)
verehrt, zu 3 Dlr.". – Andere Zeiten, andere Sitten! Auch wurde armen
Reisenden und für den Bau fremder Kirchen aus der Kirchenkasse etwas
verabreicht. 1626 heißt es: "An etliche Studenten von Olfen, die hier
Comedie gespielt, aus der Kirchenkasse verehrt 2 Dlr."
Die Unterhaltung der
Kirche hat immer viel gekostet; besonders erforderte die Instandhaltung des
Daches und des Thurmes fast alljährlich bald geringere bald sehr bedeutende
Ausgaben, so 1626 die des Thurmes. Die Ausgaben überschritten fast immer die
Einnahmen. Das Defizit wurde um so größer, weil wegen der Kriegsbedrängnisse,
besonders seit 1632 die Landpächte und Zinsen schlecht eingingen. Im Jahre 1642
betrugen die Reste an Zinsen 254½ Rixdlr. 4 ß. 3 dt., an Pächten 52 Malder 3½
Scheffel Hafer, an Worthgeld 4 Rixdlr. 49 ß. 9 dt. Die Kirchmeister Johann
Goesen und Heinr. Schlüter zu Hoffstede hatten Vorschuß geleistet. Zur Deckung
des Defizits und bei Vornahme von bedeutenden Reparaturen wurde von Zeit zu Zeit
eine Schatzung ausgeschrieben. Die Art und Weise der Aufbringung wurde durch
die Kirchspiels-Vorsteher, die Burrichter, bestimmt.
Weil in Folge des 30
jährigen Krieges die Einkünfte der Kirchen sehr beschädigt waren, hatte das
Erzbischöfliche General-Vikariat um die Mitte des 17. Jahrhunderts eine
allgemeine Verfügung erlassen, daß die Besitzungen und Einkünfte der Kirchen,
Armen[145] und geistlichen Pfründen sollten
revidirt, die Ländereien besser und aufs Neue verpachtet, Pächte und Zinsen
sorgfältiger beigetrieben werden. Zu diesem Zwecke wurde am 24. October 1660
eine Commission erwählt. Seitens der adligen Herrn waren der Vikar Bürich und
die beiden Kirchmeister Conrad Gützloe und Heinr. Welman zu Hofstede, Seitens
des Kirchspiels Wilh. Rensman zu Markfeld und Wilh. Breiman zu Rapen die hierzu
Deputirten. Diese nahmen sämmtliches Kirchen- und Armenland auf und setzten die
(88) Pächte in Geld, statt wie früher in Hafer, und suchten die Rückstände
beizutreiben. Dies Vorgehen rief große Unzufriedenheit bei den bisherigen
Anpächtern hervor; sie klagten bei der Statthalterei in Herten, beim
geistlichen Commissar und beim Gerichte, doch vergebens. Es war auch höchste
Zeit, daß energisch eingegriffen wurde. Manche sahen das gepachtete Kirchenland
als ihr Eigenthum an, welches nur mit einem jährlichen Canon belastet sei, der
nicht erhöhet werden konnte. In Betreff der Rückstände wurde gemäß der
Entscheidung des Gerichts zu Recklinghausen, den 14. August 1661 beschlossen:
die Restanten sollten von 1654 an die Landpacht nachzahlen, und zwar jährlich
die doppelte Pacht, bis alle Rückstände ausgeglichen seien. Doch war und blieb
in Folge der fortwährenden Kriegsbedrängnisse viel Armseligkeit in der Gemeinde.
Pastor Thiel bittet die Herren Interessenten um Restitution "seiner
Auslagen für Kirche und den Gottesdienst zur Erbauung des Volkes, die er ex
propriis[146] vorgeschossen, weil die Kirche
ganz arm sei; sie wäre ganz wüst und vernachlässigt worden, wenn er sich ihrer
nicht angenommen hätte, da sonst sich keiner darum bekümmert". Seine
Auslagen betrugen bei seinem Tode 1666 an 202 Thlr. Im Jahre 1685 hatte Pastor
Bürich Auslagen von 97 Rixdlr. ½ stbr.; er wird auf bessere Zeiten vertröstet.
– Bei den Rechnungen von 1755-62 (zur Zeit des 7 jährigen Krieges) betrugen die
Reste 381 Dlr., 1770 schon 440 Dlr. 56 st.
Um das Jahr 1785 etwa
trat durch Verfügung des Kurfürsten eine Aenderung in Betreff der Revision der
Kirchen- und Armenrechnungen ein. Der Pastor mußte die Rechnungen vorher
revidiren und sie dann an die Kanzlei des Statthalters, Grafen Nesselrode zu
Herten zur Oberrevision einsenden. Von da wurden sie versehen mit den
Erinnerungen des Revisors zurückgeschickt und ein Tag festgesetzt, an welchem
durch einen Deputirten (89) des Statthalters an Ort und Stelle, wie herkömmlich
in der Kirche, öffentlich die Rechnungsablage sollte gehalten werden. Hierzu
wurden durch den Pastor die Adligen schriftlich und die Eingesessenen,
besonders die Bauerschafts-Vorsteher von der Kanzel eingeladen. Bei der Ablage
wurden die Rechnungen mit den Belägen vorgelesen und vorgelegt, Pastor und die
Kirchen- resp. Armenprovisoren gaben über die Monita Auskunft, ein Protokoll
wurde aufgenommen und vom Stellvertreter des Statthalters, dem Pastor und den
Herrn Interessenten unterschrieben.
Von 1799 bis Ende 1823,
in der Uebergangsperiode in eine neue Zeit, war Jan Peter Pathe in
Datteln allein Kirchmeister, der letzte aus der alten Zeit. Er
wurde vom Pastor Kürfgen dem Statthalter vorgeschlagen und von diesem durch
förmliche Anstellungs-Urkunde vom 25. November 1799 bestätigt. Er war Rendant,
der Pastor allein der Kirchenvorstand. Wegen der vielen Schwierigkeiten, welche
ihm Seitens des neuen Regiments (der preußischen Regierung) gemacht wurden, und
weil er sich in die neu vorgeschriebene Form der Rechnungsführung und Ablage
nicht finden konnte, seines Amtes überdrüssig geworden, legte er zu Ende 1823
seinen Posten nieder. Darauf wurde ein neuer Kirchenvorstand eingesetzt, der
anfänglich aus 7, später aus 4 Personen bestand, und ein besonderer Rendant
angestellt. Die vom Pastor dem Bischofe vorgeschlagenen Personen erhielten am
1. Juni 1824 von diesem die Bestätigung.
§ 11.
Das Armenwesen.
Das ganze Armenwesen
stand mit der Religion und Kirche in der innigsten Verbindung; erst der
neuesten Zeit war es vorbehalten, auch dieses zu säcularisiren.
1. In Datteln wurde im
J. 1541 durch die Gemeinde der Armenfonds gestiftet. Am Dienstage nach Ostern,
(90) "up Dinxdach negst dem hilgen hoechtyt paesschen", des J. 1541
wurde "ene gemene almysse und spindunge" gemacht "durch
semptliche des Kerspels van Dattelen aedell, erffgenoeten, buerschoppen, bueren
und ingesetten" für alle Arme, die im Kirchspiel angesessen waren. Ob
schon vorher besondere Fonds zu Wohlthätigkeitszwecken
vorhanden waren, darüber liegen gar keine örtlichen Nachrichten vor. Es wurden
Almosen an Naturalien gesammelt, an gewissen Festlichkeiten, bei Prozessionen,
mußten die Eingesessenen der ganzen Gemeinde Gaben für die Armen opfern (§ 5.
Nr. 4); zwei Personen waren damit betraut, diese zu sammeln und zu vertheilen,
weshalb sie auch Spindemester genannt wurden. Die
Stiftungsurkunde vom Jahre 1541 setzt ihr Amt als eine längst bestehende
Einrichtung voraus. Durch die Stiftung des Fonds, durch Fundirung in
Grundstücken und Renten wurde dem Armenwesen eine festere und gesichertere
Grundlage für die Zukunft gegeben. Folgende haben zu dieser Stiftung
beigetragen und geschenkt:
Ueber die Art und Weise
der Almosenspendung, über die Befugnisse und Pflichten der Spindemeister und
die Verwaltung der Stiftung wurde Folgendes bestimmt: Aus den Einkünften dieser
Stiftung und der später hinzukommenden Schenkungen sollten den Armen der ganzen
Gemeinde Datteln, mit Ausschluß der anderen Kirchspiele, viermal im Jahre
nämlich an den Donnerstagen in den Quartertemper-Wochen,[147] Almosen
gespendet werden, und (92) zwar in zwei Sorten, nämlich allezeit Brod, und
dazu, wie die Zeit es mit sich bringt, Butter, Käse, Häring oder Speck. Die
Spindemeister müssen die Gaben vor der Messe in die Kirche tragen, vor den h.
Sakraments-Altar. Nach der h. Messe schließen sie alle Kirchthüren bis auf
eine, tragen die Gaben aus der Kirche und vertheilen sie vor der
offengelassenen Thür an diejenigen Armen, welche in der Kirche gewesen sind.
Dies sollte geschehen, damit keiner zweimal eine Gabe erhielt. Die
Spindemeister sollen aber auch Macht haben, im Laufe des Jahres heimlich an
Hausarme, Verarmte und Bettlägerige im Kirchspiel, über deren Verhältnisse sie
sich bei den Nachbaren erkundigen mußten, Almosen zu spenden, jedoch mußten sie
hierüber Rechenschaft legen. Sie sollen Macht haben, abzulösen und neu zu
belegen, zu Nutzen des Fonds u. zur Vermehrung der Renten, auch neue Gaben für
den Fonds zu empfangen und anzulegen, jedoch nur nach dem Rathe des Pastors,
der Patrone des Kirchspiels und der Kirchmeister. Jährlich auf Dienstag nach
Ostern sollten sie dem gemeinen Kirchspiel Rechnung legen; das Kirchspiel solle
Macht haben, sie an- und abzusetzen. Dann wurden Bestimmungen getroffen, um die
bisherige Abhaltung der h. Sakramentsmesse an allen Donnerstagen des Jahres,
mit welcher die Almosenspendung in Verbindung stand, zu sichern. Darüber wurde
festgesetzt: So lange diese h. Messe nicht gestiftet ist,[148] sollen die Kirchmeister dem
Priester und den Küstern vom Kirchengute jährlich geben und die Spindemeister
von den Almosen desgleichen, wie sie seither gethan, damit genannte Messe an
allen Donnerstagen zu ewigen Zeiten solle gesungen werden. In all' diesen
Messen soll der Priester für die lebenden und verstorbenen Geber und Stifter
der h. Messe und der Almosen beten, an den 4 Spendungen aber den Ps. De
Profundis.[149]
(93) Der Pastor Gerharth
Boelschwinge, die Herrn Interessenten Dyrich von Groelle, Johan van Westrem,
Melchior Fridach, Wilm Doebbe und Jürgen Aschebroeck, und die Kirchmeister
Serrys Schulte to Nethoevel und Johan Schulte to Meckinchoven geloben für sich
und ihre Nachkommen, daß sie alles, was in Betreff der h. Messe und der Almosen
bestimmt sei, getreulich halten und die Almosenstiftung verwalten wollen, und
hängen zur Bekräftigung ihr Siegel an. Die Kirchmeister haben auf Begehr des
Kirchspiels das Kirchensiegel angehängt. Mit letzterem ist ein gleichfalls auf
Pergament geschriebener Transfixbrief[150] verbunden, auf welchem die beiden Kirchräthe
erklären, daß sie zwar auf Begehr des Kirchspiels das Kirchensiegel angehängt
hätten, aber dadurch genehmigten sie die Gabe der B. Pelkum von einem Malder
Landes zu den Armen-Almosen nicht, denn dieses sei der Kirche eigen zugehöriges
Land, schon seit mehr als 40 Jahren.
Die Stiftungsurkunde
(wie überhaupt alle Armenbriefe) wurden dann in das Kirchenarchiv gelegt.
Pastor und Kirchmeister führten auch (nach Ausweise der vorhandenen
Armenrechnungen usw. von 1590 an) allein die ganze Verwaltung und Oberrevision
des Armenfonds; die Spindemeister waren die Rendanten, die jenen Rechnung
ablegten, die auch von ihnen später scheinen angestellt worden zu sein. Dieses
Recht haben sich die Pastöre und Kirchenvorstand den neuesten Anordnungen der
Regierung gegenüber auch ausdrücklich gewahrt. – Die letzten noch vorhandenen
Grundstücke sind im Jahre 1871 verkauft.
2. Neben dem Armenfonds
blieben die Lieferungen von Naturalien für die Armen bei gewissen kirchlichen
Festlichkeiten das Jahr hindurch bestehen, so auf Hagelfeier und an den 3
Bittfreitagen vor Johanni, wie solches in § 5 (S. 47) angegeben ist. Ferner
wurden vom Dorfe die (94) Armen gespeiset "auf Johannes Mitsommer ahn das
Kreuz in den Datteler bergh an den Brocks und auf St. Thomas", schreibt
Pastor Bürich 1668, und dieselben Einrichtungen bestanden sämmtlich noch 1784
zur Zeit des Pastors Spée.
3. Die späteren
Schenkungen zu Armenzwecken, welche in den ursprünglich gestifteten Armenfonds
flossen, können nicht vollständig aufgezählt werden, da die Acten unvollständig
sind und sich die Schenkungen nur gelegentlich in den Armenrechnungen oder
Schuldurkunden notirt finden. Sie bestehen aus kleinen Verträgen von 5 Rtlr.
bis zu 62 Rtlr. Im 17. Jahrhundert von etwa 1610-1684, also während der Zeit, wo
das Vest unter den Drangsalen der Kriege so schwer leiden mußte, habe ich 34
Schenkungen mit einem Betrage von 625¼ Dlrn. gefunden – Aus dem 18.
Jahrhunderte finde ich bloß eine Notiz, daß die Eheleute Kettelhack in Datteln
eine Armenstiftung gemacht, ohne Angabe der Summe. Am 24. März 1805 starb im
Hause des Höfners Berger in Meckinghoven Wilhelm Ortmann, Vikar zu
Henrichenburg. In seinem Testamente vom 11. Juli 1803 hatte er die Armen des
Ortes, wo er sterben würde, zu Haupterben eingesetzt und den Pastor daselbst
zum Executor und Verwalter. Der Nachlaß betrug 746 Rtlr. 58¼ st.
4. Es bestand auch
ein Armenhaus in Datteln für zwei Arme. Es war das ehemalige
Wohnhaus des Vicecuratus Diderich Brokman am Kirchhofe, welches 1592 Agnes
van Mecheln, Wittwe des Berthold Freitag zum Löringhof, angekauft hatte.[151] Dieses
Häuschen, auch das "Klockenhaus" genannt, schenkte sie zu einem
Armenhause laut der Fundationsurkunde vom 27. Januar 1612. Zur Unterhaltung
hatte sie selbst 100 Thlr. ausgesetzt und auch ihre Kinder und Enkel zu
Schenkungen bewogen. Ihr (95) Sohn Joachim auf Löringhof verspricht jährlich 6
Fuder Holz zu geben. Es sollten in dem Hause zwei freigeborene oder von ihrer
Herrschaft entlassene Manns- oder Weibspersonen, die einen ehrbaren Wandel
führten, Aufnahme finden und so lange, als sie sich gut aufführten, unterhalten
werden. Der zeitliche Besitzer von Löringhof soll immer Patron sein. Derselbe
bestellt einen redlichen Mann als Provisor. Der zeitliche Pastor von Datteln
solle um Gottes und seines officii willen über den Wandel der Armen und die
Pflichterfüllung des Provisors die Aufsicht führen. Wenn das Haus baufällig
würde, solle der Patron die Reparaturen besorgen. Die Armen müssen ein Bett,
zwei Paar Laken, eine Decke, ein Pottgen von einer Quart und ein Kettelchen von
einem halben Eimer mitbringen; nach ihrem Tode oder bei ihrer Entfernung aus
dem Hause fiele Alles an die Stiftung. – Das Armenhaus hat bis 1780 bestanden.
In diesem Jahre hat Herr von Boenen zu Löringhof das Haus an einen gewissen
Heimgarten für 30 Thlr. baar und eine jährliche Rente von 4 Rtlr. verkauft, das
Geld aber behielt er für sich. Sein Nachfolger Graf von Westerholt hat es an
den Armenfond 1824 zurückgegeben, wie auch den Genuß der Rente.
5. Aus der jüngsten Zeit
verdienen noch besonders erwähnt zu werden die Schenkungen des Heinrich
Hüser, Philipp Rensmann und der Elisabeth
Bleckmann, welche ihr Vermögen zur Errichtung einer Krankenanstalt
hergaben. Im Jahre 1875 begann der Neubau des Krankenhauses, am 19. September
1876 wurde dasselbe eingeweihet und barmherzigen Schwestern aus dem Mutterhause
zu St. Mauritz bei Münster übergeben.
§ 12.
Die Schulen.
1. Die Kirchspielsschule im Dorfe. Besondere
Schriften über das Volksschulwesen in Datteln, (96) namentlich aus der früheren
Zeit bis zum Beginn dieses Jahrhunderts, finden sich im Kirchen- und
Pfarrarchive nicht vor. Das aber beweiset das wenige vorhandene Material
unwiderleglich, daß wie das Armenwesen, so in noch höherem Grade die Schule,
die Erziehung und der Unterricht der Jugend von den ältesten Zeiten bis in
dieses Jahrhundert hinein mit der Kirche in der innigsten Verbindung gestanden.
Die Schule galt als ein Zubehör und Eigenthum der Kirche. Aus den Kirchenrechnungen
erhalten wir Kunde von dem Vorhandensein einer Schule in Datteln. Aus der
Kirchenkasse wurde das Schulgebäude unterhalten: sie bestritt die nothwendigen
Reparaturen am Dach, am Gemäuer, an Thüren, Fenstern, Bänken und Ofen. Aus der
Kirchenkasse wurde dem Schulmeister, ebenso wie dem Pastor, Vikar und den
Küstern, von den Kirchmeistern ein feststehendes Gehalt ausbezahlt. So finden
wir es gleich in der ältesten Kirchenrechnung vom Jahre 1618, aber nicht als
etwas Neues, sondern als etwas alt Hergebrachtes verzeichnet, und so geht es
durch alle Kirchenrechnungen hindurch, mit geringen Modificationen, bis zum
Beginn dieses Jahrhunderts. Der Lehrer war immer Chorist und erhielt von den
fundirten und anderen Seelenämtern seine Chorgebühren; öfters war er auch
zugleich Küster oder er erhielt späterhin eine Küsterstelle. – Ursprünglich,
bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts, gab es für die ganze Gemeinde nur eine einzige
Schule, die kerspels-Schule genannt, mit einem Schulmeister.
Sie lag im Dorfe am Kirchhofe, auf Kirchengrund von der Kirche erbaut; sie
befand sich in dem alten Hause des Kaufmanns von Rosche. Für seine Mühewaltung
erhielt der Lehrer außer dem Gehalte aus der Kirchenkasse von den vermögenderen
Kindern ein Schulgeld, das er selbst erheben mußte. Zu Anfang dieses
Jahrhunderts betrug es 48 stbr. = 18½ Sgr. von jedem Kinde; 1819 war es auf 1
Rtlr. 18 stbr. clev. = 1 Rtlr. (97) b. C. erhöht worden. Seit 1700 erhielt der
Lehrer für den Unterricht der armen Kinder erst 3, später 6 Dahler Vergütung
aus der Armenkasse. Ferner hatte der Lehrer als Theil seines Gehaltes einen
Fleischtermin, an sogenannten Hästen, im ganzen Kirchspiel; diesen hielt er ab
um h. 3 Könige, zugleich mit der Einsammlung des Missaticums durch Pastor und
Küster. Das Gehalt aus der Kirchenkasse betrug 1618 noch 6 (schlechte) Dahler;
1638 erhielt Heinrich Burmann 12 Dahler. Im folgenden Jahre 1639 den 5. Mai hat
Hermann von Eller[152] auf Begehren des Pastors, der
Kirchmeister und sämmtlicher Gemeinen den Schuldienst angefangen, und ist ihm
gelobt, wie von Alters her gebräuchlich gewesen, jährlich 12 schlechte Dahler
zu geben. Er schrieb eine gute Handschrift und war überhaupt fertig in der
Feder. Schon ehe er Lehrer geworden und auch nachher, wandten sich die Leute an
ihn zur Anfertigung von Schriftstücken, wie mehrere im Archiv befindlichen
Schuldscheine beweisen. Das Amt des Lehrers hat er zur Zufriedenheit der
Gemeinde mit gutem Erfolge für die Jugend verwaltet. Er hatte sich beklagt,
"daß er mit den von Alters her zur Schule zugelegten 12 Dahlern wegen der
hochbedrängten Zeiten nicht auskommen könnte", und bat um Erhöhung. Bei
der Kirchenrechnungsablage am 26. März 1643 wurde seine Bitte gewährt unter
diesem rühmlichen Zeugnisse: "Weil den Adeligen und Provisoren vom Herrn
Pastor und sämmtlichen Kirchspiels-Einwohnern berichtet ist, daß er mit
Instruction der Jugend fast (sehr) fleißig und sich keiner Mühe verdrossen
ließe, so haben dieselben aus sonderlicher Affection und Jugendlehr und
Disciplin forthin anstatt der 12 schlechten Dahler 12 Rixdahler[153] aus
den Kirchen-Intraden verwilligt und den Provisoren (98) jährlichs gegen
Quittung zu zahlen befohlen". Eller lebte noch 1657. Da es aber, wie oben
§ 10 gezeigt, mit den Intraden der Kirche selbst sehr schlecht bestellt war,
wurde bei der Rechnungsablage 1672 beschlossen, daß die Hälfte aus Mitteln des
ganzen Kirchspiels sollte aufgebracht werden. Aus demselben Grunde wurde bei
der Rechnungs-Ablage 1749 den 20. April von den adligen Herrn Interessenten,
dem Pastor, den Kirchmeistern und Kirchspiels-Eingesessenen beschlossen, daß
von da an die Reparatur und Unterhaltung des Schulgebäudes auf die Kirchspiel-
(Gemeinde-) Kasse sollte übernommen werden. Als Melchior Hünewinkel, seit 1668
Lehrer und seit 1670 auch Küster, sein Amt niederlegte, um Michaelis 1675 hatte
man noch keinen Lehrer. Da nahm Pastor Bürich den Vinzenz Prein aus Datteln an
unter der Bedingung, daß er ein Jahr umsonst Schule halten sollte, "ein
Jahr um mich zu versuchen und der Kirche zu dienen", wie er selbst
schreibt, darnach solle ihm das volle Gehalt bezahlt werden. Prein klagt aber
im September 1682 in einer Bittschrift an die Adeligen, daß ihm vom
Kirchmeister Conrad Gützloe bloß für 1677 und 78 das Gehalt ausgezahlt sei, für
die folgenden 4 Jahre aber nichts. Der Rest wurde ihm bezahlt, er wurde dann
Küster und legte das Lehramt nieder. Nach ihm waren Lehrer Th. Schröder (1682-1719),
Jost Hünewinkel, Werner Hünewinkel † 1. Oct. 1750 und Vinzenz Gützloe † 9.
April 1774. Die Wahl und Anstellung eines Lehrers geschah vom Pastor und der
Gemeinde; bevor er sein Amt antrat, mußte er in die Hände des Pastors das vom
Conzil zu Trient vorgeschriebene Glaubensbekenntnis ablegen. Ober-Revision der
Schulen wurde Seitens der erzbischöflichen Behörde bei Gelegenheit der
Kirchenvisitationen vorgenommen. Eine solche wurde am 18. Juli 1755 in Datteln
gehalten. Laut Visitationsrezeß war der Lehrer Gützloe ermahnt worden, die
Pflichten seines Amtes pünktlich zu (99) erfüllen, die Zeit der Schulstunden
gehörig einzuhalten und die Kinder mehr im Schreiben zu unterrichten.
In demselben Rezesse wurde dem Pastor
Grein aufgegeben, gemäß der Verfügung vom 30. Juli 1753 mit den Vorstehern des
Dorfes und der Bauerschaft über die Errichtung einer Mädchenschule zu
verhandeln und die Anstellung einer Lehrerin an derselben und Aussetzung eines
angemessenen Gehaltes ernstlich zu betreiben. Doch wegen Ungunst der
Zeitverhältnisse kam es damals nicht zur Ausführung. Etwa um 1784 wurde Melchior
Luthe vom Pastor Spée als Lehrer angestellt und als er wegen
Unfähigkeit resignirte, folgte ihm 1807 sein Enkel Ernst Luthe.
Gemäß Verfügung der
Königlichen Regierung vom 2. März 1818 wurden die festen Schulbezirke
abgegrenzt, wie sie jetzt bestehen; im Dorfe mußten zwei Schulen errichtet,
überhaupt ein neues Schulgebäude beschafft werden, da das alte zu schlecht und
zu klein war. Die neue Schule mit zwei Klassen und Wohnungen für zwei Lehrer
wurde 1822 bezogen. – Die Schülerzahl in der Dorfschule betrug
1819 = 145, darunter 35 arme Kinder, also der vierte Theil, 1843 in
beiden Klassen 249, darunter 43 arme Kinder, also der sechste Theil. Als die
Schülerzahl auf 300 gestiegen war, wurden 1862 drei Klassen errichtet, eine
Unterklasse und zwei Oberklassen, in welchen die Kinder nach dem Geschlechte
getrennt waren unter einem Lehrer und einer Lehrerin.[154]
2. Die Schule in der Bauerschaft
Bockum. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Bauern und Kötter
von Bockum, weil sie von der Kirchspielschule zu entfernt wohnten, auf
Gemeinheits-Gründen eine Schule gebauet; 1754 war daselbst ein (100) Eremit als
Lehrer. Unter dem 23. Dezember 1769 reichten die Bauern an den Kommandeur zur
Mahlenburg Friedrich von der Lippe eine Bittschrift ein, es möchte ihnen
erlaubt werden, ihre Schule an die bergischen Eremiten abzutreten, da sie sonst
zu einem Schullehrer nicht zu kommen wüßten. Diese Bitte wurde von dem
Kommandeur und dem Pastor Grein genehmigt und somit begann 1769 Bruder
Elias die Schule. Diese erfreute sich eines so guten Rufes, daß sie
auch von Kindern aus dem Dorfe besucht wurde. Da wurde am 23. April 1773 zwischen
der Bauerschaft und dem Commissar der Eremiten ein notarieller Contract
folgenden Inhaltes geschlossen: "Die Bauern und Kötter übertragen das
Schulhaus nebst Garten und Graben an genannte Congregation und zahlen den zwei
Eremiten jährlich zur Unterhaltung des Schulhauses 1 Rtlr. 30 stb., und von
jedem Kinde als Schul- und Holzgeld 30 stbr. Dagegen soll der Commissar
immer einen Bruder senden, welcher fromm und untadelhaften
Wandels, und fähig ist, die Kinder im Lesen, Schreiben und in der christlichen
Lehre zu unterrichten". Der andere Bruder besorgte den Haushalt. Im Jahre
1785 erhielten die Brüder vom Generalvikariate die Erlaubniß, im Veste einen
Termin abzuhalten.
Im Jahre 1792 war Bruder Johannes Lehrer.
Dieser bauete die Wohnung an der Schule, die Eremitage genannt. Im März 1801
erhielt er den Bruder Bruno Mengelberg und gegen 1810 den Bruder Paulus Nünning
zu Gehülfen in der Schule. Nach seinem Tode den 10. September 1824 setzte
Bruder Paulus den Unterricht fort und hielt sich verschiedene
weltliche Gehülfen, bis er am 14. März 1849 unter Gewährung einer Pension[155] von
60 Thlrn. aus dem Schuldienste entlassen wurde. Er starb bald nachher am 29.
Juni im Alter von 80 Jahren. (101) Die Pension war ihm auf vielfaches Bemühen
des Pfarrers Hackfurt hin Seitens des Königlichen Ministeriums bewilligt, weil
er Mitglied eines aufgehobenen Ordens sei; dahingegen wurde die von einem
Bruder erbaute Wohnung Eigenthum der B. Bockum.
3. Ungefähr um dieselbe Zeit, in welcher
die Nebenschule zu Bockum ins Leben trat, um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist
auch in der Bauerschaft Meckinghoven die Schule erichtet.
In der Rechnung des Armenfonds pro 1762/63
findet sich eine Ausgabe von 2 Rtlr. für den Schulmeister in Meckinghoven.
Beinah 100 Jahre waren die Lehrer daselbst aus der Familie Sträterhoff. – In
älteren Zeiten hat in Meckinghoven ein Heiligen Haus, eine Kapelle gestanden,
der Tradition nach auf dem freien Platz vor der jetzigen Schule. Pastor Bürich
schreibt, daß in derselben Katechese und öfters auch Andacht gehalten werde,
die von Vielen besucht wurden; unter dem 25. März 1670 erhielt er die
Erlaubniß, daselbst zuweilen an Sonn- und Feiertagen super altari portatili
[portabili][156] die h. Messe lesen zu dürfen.
4. Im Jahre 1791 bauete die
Bauerschaft Klostern eine Schule. Jedoch sind auch hier die
Kinder schon früher, wie es scheint seit 1775, besonders unterrichtet worden.
Im Jahre 1786 wurde die Schule vom Maurermeister Franz Fatum, der
von Pastor Nagel geprüft war, eröffnet.
5. Bei Abgrenzung der Schulbezirke 1819
und 1820 war bestimmt worden, daß die Kinder aus Markfeld theils
die Dorfschule, theils die Schule in Lipper Bauerschaft Kirchspiels Waltrop
besuchen sollten; um einen eigenen Schulbezirk zu bilden, dazu war eigentlich
die B. Markfeld mit Pelkum zu klein. Als Fatum 1817 die Schule zu Klostern zu
Gunsten seines Sohnes Wilhelm niedergelegt hatte, war er angefangen, in Markfeld
eine Privatschule zu halten. Diese wurde nach seinem Tode (102) 1823 von seinem
zweiten Sohne Heinrich Fatum bis Herbst 1832 fortgesetzt, wo
diesem die Schule zu Klostern übertragen wurde. Jetzt wurde die Schule in
Markfeld als Nebenschule bestätigt und der Schulbezirk abgegrenzt. Schülerzahl
zwischen 20 und 27 Kinder.
Von Jansen zitierte Quellen
Von Jansen zitierte Literatur
Abkürzungen
Verweise
Die Quelle für diese
Textedition
Pfarrer Anton Jansen,
Die Gemeinde Datteln. Ein Beitrag zur Geschichte des Vestes Recklinghausen, in:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altherthumskunde 39 (1881), Erste
Abtheilung, 1-100; Datteln 1885, 3-102.
© Pfr. Dr. Heinrich
Michael Knechten, Horneburg 2021
[1] [Zeitschrift für
Geschichte und Alterthumskunde Westfalens, 1838-1929 hg. in Münster/W.;
1930-1940, 1947ff Westfälische Zeitschrift, hg. in Paderborn.]
[2] Hillen bei
Recklinghausen.
[3] [Ein Herrenhaus
mit sechs Familien (Hüfenern) und allem, das zu diesem Haus gehört, nämlich
Gewässer, Wälder, Weiden u.s.w.]
[4] Der Abdinghof in
Waltrop.
[5] Tibus
Gründungsgesch. I. 2 S. 333.
[6] [Die Kirche und
den Hof in Gladbeck, die Kirche in Datteln, die Kirche in Kirchhellen, die
Kirche in Buer, die Kirche in Waltrop.]
[7] Evelt, Zeitschr.
Bd. 23 S. 39 u. ff.
[8] [Pfarrkirchen,
deren Eigenthum unserem Kloster als zugehörig betrachtet wird, aus deren Besitz
unserer Kirche Zins entrichtet wird.]
[9] [Solidus, der
solide, zuverlässige, Bezeichnung für eine antike Goldmünze. Im Mittelalter
für Schilling verwendet.]
[10] [Von Waltrop 3
[Solidi], von Gladbeck 2, von Kirchhellen 3, von Osterfeld 2, von Marl 3, von
Buer 2, von Bottrop 1.]
[11][Eine Wiese in Gladbeck
mit allem, was dazugehört, mit den Wäldern, und die Kirche mit dem Zehnten. Die
Kirche in Marl mit ihrem Zehnten. Die Kirche in Osterfeld mit ihrem Zehnten.]
[12] [Kirchen in
Waltrop und Kirchhellen.]
[13] [In der Pfarre
Datteln ein Haus in Hagem. Ebenso ein Feld ebendort. Ebenso das Haus Hötting.
Ebenso das Haus Braken. Ebenso das Haus Ostsulsen und Stedingod. Ebenso das
Haus Nethövel mit der Mühle.]
[14] [Colonus – Pächter
eines Erbhofes, der an die Scholle gebunden ist. Mit der Zeit nähert er sich
immer mehr dem Status eines belehnten Unfreien an. Vgl. J.F.Niermeyer u. C. v.
d. Kieft, Mediæ Latinitatis Lexicon minus, Bd. 1, Leiden u. Boston 2002, 266f.]
[15] Gründungsgeschichte
S. 531.
[16] [Missaticum –
Meßgerste, eine Abgabe an die Kirchengemeinde.]
[17] [Woorthe, Woort,
Worde, Wurt – Überlassenes Grundstück, dessen Bebauer abgabenpflichtig sind
(Eigenhörige).]
[18] [Lambertus,
Pfarrpriester der Kirche zu Datteln.]
[19] Orig. Pergament,
sehr gut erhalten; auf der Rückseite steht mit späterer Schrift: Testimonium
Lamberti de Westerholt parochi Datt. 1325.
[20] [Gegeben 1325 am
Tage selbst der Reinigung der seligen Jungfrau Maria (Mariä Lichtmeß, 2.
Februar).]
[21] Hofstede.
[22] Der Bienenhof in
Wentrup.
[23] [Goswin genannt
Freitag zu Datteln, Goswin von Mobelinch, Konrad von Wildouwe, Schulte Wesvelus
aus Bochum und Heinrich, Glöckner zu Datteln.]
[24] [Das Haus genannt
to der Houe (Hubbert) gelegen in Bachrapen (Horneburger Feld, im Gegensatz zu
Steinrapen).]
[25] Siehe S. 8.
[26] Siehe S. 10.
[27] [Der Hof
Meckinghoven 7 Malter Roggen, 7 Malter Gerste, 16 Malter Hafer, 6 einjährige
Schweine.]
[28] Jetzt Tinkhof.
[29] [Am Feste der
Verkündigung (25. März).]
[30][Lange Zeit mit Gewalt
(absichtlich) untergehen (verkommen) lassen.]
[31] Evelt, Bd. 23, S.
89.
[32] Des Carl Gottfr.
Aulicke, Notar publ. des Hochstiftes Münster und des Vestes, der in Datteln
wohnte.
[33] [Die Leibzucht ist
das vertraglich gesicherte Altenteil bei Hofes- oder Güterübertragung auf die
Nachfolgegeneration, meist Wohn-, Nutzungs- und Unterhaltungsrechte auf
Lebenszeit. Zucht als angemessener (züchtiger) Teil.]
[34] [Hier handelt es
sich um klevische Reichstaler. Manche Städte hatten eigenes Münzrecht.]
[35] Lenninghausen bei
Löringhof.
[36] [H.Grochtmann,
Vor- und Frühgeschichte, Datteln 1955, 216f: "Der Adel, der sich diese
'Burgen' errichtete, war hervorgegangen teils aus Bauerngeschlechtern
(Großbauern), teils aus ursprünglich unfreien Waffenknechten: Armiger (Waffenträger)
nennt sich 1381 Dietrich von Wildaue wie auch im folgenden Jahre Goswin von
Gutacker."]
[37] 1381 primo
crastino divisionis Apost. beat. – Orig. Perg.
[38] in Vigil. nativ.
b. Joan. Bapt. [an der Vigil der Geburt des seligen Johannes des Täufers, 23.
Juni].
[39] feria III. post
Octav. Pasch [Dienstag nach der Osteroktav]. Beide Orig. Perg, plattdeutsch,
gut erhalten und sehr leserlich geschrieben.
[40] [Der Hofname darf
stets nur als Beiname mit dem Worte „genannnt“ hinzugesetzt werden. Nur der
Hofbesitzer und seine Frau, nicht aber die Kinder, sind zur Führung des
Doppelnamens berechtigt. Vgl. J.Schneider, Datteln im Vestischen Lagerbuch, in:
Vestischer Kalender 32 (1960), 80.]
[41] in Vigil.
Pentecost [an der Pfingstvigil]. Orig. Perg., hat gelitten.
[42] [Die Stätte,
darauf gezimmert (gebaut) hatte Johann von Pelkum, die geheißen ist zu Borve in
dem Dorf zu Datteln.]
[43] fer. III. post.
Octav. Pasch. Orig. Perg. latein., hat sehr gelitten.
[44] s. unten.
[45] Kindlinger, Münst.
Beiträge Bd. III.
[46] Dieses Ackerland
ist ¼ Stunde lang und breit.
[47] War frei von der
Schatzung.
[48] Hier liegen jetzt die
Kötter Freitag, Reher, Imenkamp, Böcker und Andere.
[49] Münster. Beitr.
Bd. III.
[50] Seidertz II. Bd. 1
S. 642.
[51] Das Haus ist 1844
abgebrochen, hat gestanden in der Schorfheide nahe bei Kalfhaus in der Pf.
Ahsen.
[52] Familien-Archiv
des Middeldorf.
[53] Familien-Archiv
des Middeldorf.
[54] Kampschulte,
Kirchl. politische Statistik S. 250.
[55] [Im Dattelner
Wappen ist ein Kreuz für die ehemalige Zugehörigkeit zu Kurköln und ein Ring
als Zeichen für Löringhof dargestellt.]
[56] [Am Tage selbst
des Märtyrers Kilian (8. Juli).]
[57] [Mitkirchenmeister
der Ritterschaft.]
[58] [Am Tag der
Zehntausend Märtyrer (22./23. Juni.]
[59] [Rader Albus,
Räderalbus – Kölnischer Name für die Kaisergroschen, wegen des darauf geprägten
Mainzer Rades. Vgl. J. u. W.Grimm, Deutsches Wörterbuch 8 (1893), 48.]
[60] Papiere des Hofes
Hemmerde. Die Bauerschaft Oberwiese hieß früher Döttelbeck.
[61] [Am Morgen der
Oktav von Epiphanie (6. Januar).]
[62] [Am … zig… am Tage
selbst des Märtyrers Georg (23. April).]
[63] [Für Zimmern (Holz
und Zimmerlohn), für die Fenster und für die Ausschmückung der Kirche zu
Datteln. (Vgl. August Lübben u. Christoph Walther, Mittelniederdeutsches
Handwörterbuch, Norden u. Leipzig 1888, 115.349.404.)]
[64] [Zwölf-Apostel-Kerzen.
(An der Kirchenwand sind zwölf Kreuze und ebensoviele Kerzen angebracht zur
Verehrung und zum Gedächtnis der zwölf Apostel, auf deren Fundament die Kirche
ruht.)]
[65] [Am Tage des hl.
Johannes des Täufers.]
[66] [Am Tage des hl.
Jakobus (des Älteren, 25. Juli).]
[67] [Agnes, seine
Ehefrau.]
[68] [Der alte
Schmied.]
[69] [Am Vigiltag der
Aufnahme der seligen Jungfrau Maria in den Himmel (14.8.).]
[70] [Für die Fenster
oder für die Ausschmückung oder für Zimmern der vorgenannten Kirche zu Datteln;
darauf antwortete sie, wir haben es nicht gegeben für die Fenster noch für die
Ausschmückung noch für das Bauholz der Kirche, sondern wir haben es gegeben,
daß ein Priester sollte beten für unsere Seele.]
[71] [Zum Behuf der,
für die heilige Kirche.]
[72] [Mitkirchenmeister
der Ritterschaft wegen der (für die) Kirche des Kirchspiels zu Datteln.]
[73] [Vgl. Ioannes
Bollandus u.a., Hg., Acta Sanctorum, quotquot toto orbe coluntur, vel a
catholicis scriptoribus celebrantur, Februarius, Bd. II, Antwerpen 1733, 638ff:
Baudemundus (?), 8. Jh.]
[74] In den
Lebensbeschreibungen des h. Amandus wird nicht erwähnt, daß er
sei an's Kreuz geschlagen worden.
[75] [Mit dem
verehrungswürdigen (Allerheiligsten).]
[76] Jetzt steht auf
dem Platze der Kapelle das Haus des Drechslers Imenkamp.
[77] [Halbstüber,
blaue, das heißt schlechte, weil weniger Silbergehalt, Mijt, flämische Münze.]
[78] [Am Tag des
seligen Papstes Gregorius (12. März).]
[79] [Damit man Hostien
für die Kirche zu Datteln mit kaufen soll und Wein, wenn das durch die Zeit
(mit der Zeit) not (notwendig) ist.]
[80] [Der heilige
Amandus ließ mich gießen, Johannes bin ich geheißen.]
[81] [Das Wort des
Herrn bleibt in Ewigkeit (1 Petr 1,25).]
[82] [Erhebe dich, der
du schläfst, und stehe auf (Eph 5,14).]
[83] [Allein Gott die
Ehre.]
[84] [Auf Kosten der
Pfarrei Datteln zu Ehren des hl. Bischofs Amandus.]
[85] Feria sexta post
festum Paschæ [Freitag nach dem Osterfest]. Orig. Perg. gut erhalten.
[86] "Das
Dorf" wird der Theil von Meckinghoven noch jetzt genannt, wo die Schule
steht und wo die Häuser und Höfe der Colonen und Kötter dorfähnlich beisammen
liegen.
[87] Herr von Löringhof
s. S. 35 § 4. Nr. 9.
[88] Register von 1526.
[89] Register von 1526.
[90] [Priester, zu
dieser Zeit Kirchherr zu Recklinghausen.]
[91] [Die Bruderschaft des
Heiligen Geistes, die über 450 Jahre in Recklinghausen bestanden hat, wird
Kalandsbruderschaft genannt. Dies ist eine seit dem 13. Jahrhundert in Nord-
und Ostdeutschland belegte Bezeichnung für verschiedene Formen von
Priesterbruderschaften.Der Name wird vom Monatsersten calendæ abgeleitet.
An diesem Tag versammeln sich die Geistlichen der einzelnen Bezirke, um die
bischöflichen Verordnungen entgegenzunehmen, mit den kirchlichen Festen des
Monats bekanntgemacht und über die Pfarrführung und Büßung kirchlicher Vergehen
unterrichtet zu werden. Im Anschluss an diese monatlichen
Dekanatsversammlungen, die mit gemeinschaftlichem Gottesdienst und einem
gemeinsamen Mahle verbunden sind, bilden sich die
Kalandsbruderschaften. Die Recklinghäuser Kalandsbruderschaft wird am
17.4.1334 durch den Recklinghäuser Pfarrer Goswin von Hattingen, den
Kirchhellener Pfarrer Arnold, den Halterner Pfarrer Wolter, den Buerer Pfarrer
Konrad und den Priester Friedrich aus Suderwich gegründet. Vgl. Urkunde vom
17.4.1334, in: Vestisches Archiv, Recklinghausen, Kirchen- und Schulsachen,
milde Stiftungen, Abteilung T, Nr. 24, Blatt 1; W.Mummenhoff, Die
Kalandsbruderschaft in Recklinghausen (1334-1788), in: Vestische Zeitschrift 33
(1926), 167f.]
[92] Der Theil der
jetzigen Bsch. Pelkum, wo der große Hof Nethövel lag, hieß früher Bsch.
Nethövel.
[93] [Der nächste
Montag nach dem Fest des Märtyrers Georg (23. April).]
[94] [Apostel Simon und
Judas (28. October).]
[95] [Ohne rechtmäßigen
Wiederkauf.]
[96] S. 21, 37, 52. §
4. Nr. 10.
[97] [Priester, zu der
Zeit ein Verwalter der Kirche zu Datteln.]
[98] [Des heiligen
Stephanus des Erstmärtyrers (26. December).]
[99] [Die Kapelle des
göttlichen Laurentius ohne (Seel)sorge in unserem Hof Leveringhausen unter der
Pfarre Waltrop.]
[100] [Notarius publicus – staatlicher Notar.]
[101] Vergl. Evelt Jahrg. 1866 S. 55 ff.
[102] Diese Stelle lautet: "In meis
visitationibus fortiter progredior de loco ad locum. Et quidem iis in locis,
ubi per hanc æstatem visitavi (Untervest), pauci vel nulli inveniuntur non
Catholici; sed in iis, adquæ deinceps me Deo volente transferam (Oberfest)
reperiuntur longe plurimi, ad 60 vel 70 in una parochia. Qui an vere sint
hæretici Deus novit. In eo maxime laborant, quod nolint more nostro, vel una
scilicet specie, communicare. Superioribus annis singulis vicibus aliquos Deo
dante lucratus sum, ut numerus eorum nunc multo sit imminutus".
[103] Ist jetzt Eigenthum des Schusters Joh. Vollmann.
[104] [Tabernakel des Sakramentes, d.h. des
Allerheiligsten.]
[105] Festung der Holländer am linken Ufer des
Rheines, einige Stunden unterhalb Emmerich.
[106] Das Weitere ist zu sehen in dieser Zeitschrift
Jahrg. 1879 S. 113.
[107] [Bakkalaureus der Universität Löwen.]
[108] [Vor dem Angesichte der Kirche. (Proclamation –
Eheaufgebot; Dimissoralien – Erklärung, dass keine Ehehindernisse bestehen;
Kopulation – kirchliche Trauung.)]
[109] In Recklinghausen war es geschehen am 3.
Sonntage im Advent des Jahres 1605 vom Pastor Anno Salm.
[110] [Zur größeren Vermehrung des orthodoxen
(rechten) Glaubens.]
[111] [Zur Ehre der glorreichsten Jungfrau Mariä und
des heiligsten Rosenkranzes.]
[112] [Zu den heiligen Stephanus und Amandus.]
[113] [Stellvertretender Seelsorger.]
[114] [Steuerkommissar für das Vest.]
[115] S. 52, Inschrift der großen Glocke.
[116] [Aus Hass gegen die Religion.]
[117] Die Nachbar-Pfarrer leisteten beim Gottesdienste
und im Beichtstuhl Aushülfe.
[118] Diese wird die zweite Mission in Datteln
genannt; wann die erste abgehalten, konnte ich nicht finden.
[119] [Für das verehrungswürdige Sakrament.]
[120] [Weil in sehr häßlicher Weise Unruhen erregt
wurden, hat (der Pfarrer) die Pfarrei frei und aus eigenem Entschluss in die
Hand des Hochwürdigsten Ordinariates zu Cöln gelegt unter der Bedingung, daß
(ihm) eine jährliche Pension von hundert Thalern vom Nachfolger und den
Nachfolgern entrichtet werde. 1. August 1785. Dem hochwürdigen Herrn Nachfolger
wünscht er alles Gute.]
[121] Gerh. Möller und Tuchhändler Seltermann.
[122] Seinen Bemühungen verdankt die Pfarre die
Errichtung eines dritten Curatenbenefiziums, der Kaplanei, s. unten.
[123] [Einfache Benefizien (Pfründen).]
[124] [Cellerar (Ökonom) der Metropolitankirche
Münster.]
[125] [Die andere Hand des Pastors.]
[126] [Für die Gebetsintention der Gründer.]
[127] [Für das allerheiligste Sakrament.]
[128] [Das Recht der Installation und Investitur.]
[129] [Der Zehntausend Märtyrer (22./23. Juni).]
[130] prævio expresso consensu Pastoris.
[131] 27. Octobris 1722 obiit Johannes Wilhelmus
Wintzler unitarum Vicarium Ss. Amandi et Stephani, dum viveret, beneficiatus,
vir bonus ac per plures annos in Mengde cum multo animarum fructu ecclesiæ
catholicæ ibidem pastor.
[132] [Ottenstein ist heute ein Stadtteil von Ahaus.]
[133] [Der seligen Jungfrau Mariä unter dem Titel des
heiligsten Rosenkranzes.]
[134] [Einfaches Benefizium (Pfründe).]
[135] [Für die Verstorbenen des Gründers (Stifters)
und seine Eltern.]
[136] [Für die selige (Jungfrau Maria).]
[137] [Ein Recklinghäuser Sohn.]
[138] [Stundengebet für die Verstorbenen.]
[139] [Ein einfaches Benefizium unter der Anrufung
(auf den Namen) der heiligen Antonius und Amandus.]
[140] [Jahresgedächtnis.]
[141] [Des verehrungswürdigen Sakramentes.]
[142] Sie wohnten im jetzigen Rentmeister Gans'schen
Hause am Tige
[143] [Kirchenämter.]
[144] [Schlechte Daler/Thaler enthielten weniger
Silber und waren daher bedeutend weniger wert.]
[145] [Hiermit ist der Armenfonds gemeint: Alle
Stiftungen und Einrichtungen, um die Armen der Pfarre zu unterstützen.]
[146] [Aus eigenen (Mitteln).]
[147] [Quattuor tempora, vier Jahreszeiten – alle drei
Monate, jeweils zu Beginn der vier Jahreszeiten, wird eine Woche als Zeit des
Fastens, der Buße, der Besinnung, des Gebets und der Almosen begangen.]
[148] Diese Stiftung geschah 1745 s. S. 80.
[149] [Psalm 129/130: Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu
Dir.]
[150] [Der Transfixbrief ist ein Zusatzabkommen, in
dem die Regelungen des Verbundbriefes ergänzt werden. Aus dem Lateinischen
transfigere, transfixus – durchbohren. Der Transfixbrief wurde an die
Haupturkunde angeheftet.]
[151] S. 62. Archiv.
[152] Wird auch Ellermann genannt; die Ellermann in
Datteln stammen von Möltkens Hofe in Hagem, der früher Ellere-Hove hieß.
[153] 1 Rixdahler = 12 Cölnische (schlechte) Dahler =
52 ß.
[154] Theodor Langenbach, am 15. Nov. 1865, und Louise
Kolkmann, am 23. Oct. 1866 eingeführt, sind an den Oberklassen und Augustin
Luthe seit 1843 den 22. Juni an der Unterklasse angestellt.
[155] Aus der Staatskasse.
[156] [An einem tragbaren (portabilis) Altar.]