Das Russische christliche Institut für
Geisteswissenschaften
in St.Petersburg und seine Veröffentlichungen
Klaus Bambauer
A. Die Institutsgründung
Das Russische christliche Institut für Geisteswissenschaften in St. Petersburg (Fontanka 15) wurde im Jahre 1989 von einer Gruppe von Universitätsprofessoren und akademischen Gelehrten als eine unabhängige und autonome Institution für das gehobene Lernen in den Geisteswissenschaften gegründet.
Ursprünglich genannt "Die höheren Kurse in den Geisteswissenschaften", darin der russischen vorrevolutionären Tradition folgend, änderte es im Jahre 1991 seinen Namen, als es sich erwies, dass sein Basis-Studium sich vervollständigte und die Einrichtung vom Stadtrat anerkannt wurde. Die Ausbildung der Studenten orientiert sich am Modell der miteinander verbundenen Geisteswissenschaften. Deren fünf Hauptfelder bilden das Herz der Geisteswissenschaften: Literatur, Philosophie, Geschichte, Religion und die Geschichte der Wissenschaften. Das akademische Programm deckt ein sehr weites Feld ab und reicht von der alten russischen Literatur, Kunstgeschichte, Altslawisch, über die moderne russische Philosophie, slawische Mythologie und Geschichte der russischen Kirche bis hin zur russischen Religionsphilosophie, neuen religiösen Bewegungen in Russland, russischer religiöser Malerei, Biologie, Genetik und Wirtschaftsethik.
Man erzielt nach Aussagen der Institutsleitung durch diese Art des Lehrens gute Resultate und eine enge Verbindung zwischen der Fakultät und der Studentenschaft, der wissenschaftlichen und der öffentlichen Aktivität (Herausgebertätigkeit). Man folgt der christlichen Welttradition und legt besonderen Wert auf russisch-orthodoxe Werte. Man sucht sich einen Platz in einer sich ständig ändernden Umgebung, die sozial und religiös verschiedenartig ist. Zu den Aufgaben des Instituts gehört seit 1994 die Herausgabe von Büchern.
Dazu gehört auch die Serie "Russkij Put’" (Der russische Weg). In der vorliegenden Mitteilung soll auf die Titel dieser Edition, die sämtlich in russischer Sprache erschienen sind, hingewiesen werden.
Diese Serie umfasst zahlreiche Bücher mit einem gemeinsamen Thema sowie der Idee, die russische Kultur in ihrer Selbstverwirklichung darzustellen. Besondere Persönlichkeiten werden dabei als Symbole für den russischen nationalen Genius genommen. Jedes Buch ist dem schöpferischen Werk und Schicksal einer außergewöhnlichen Gestalt der nationalen Geschichte oder Kultur gewidmet: einem Philosophen, einem Schriftsteller, einem Poeten, einem Historiker, einem Staatsmann. Diese Buchsammlung versteht sich als Forschungssammlung oder als Teile von Memoiren. So erscheint das Schicksal des russischen Geistes als Geschichte der jeweils eigenen – oft sehr kreativen – Ideen der jeweiligen Autoren. Es scheint den Herausgebern besonders wichtig zu sein, dass bei der Publikation das Nationalbewusstsein als nationales Selbstbewusstsein ans Licht kommt, wodurch das Auf und Ab des russischen Genies gesehen werden kann. In den Texten werden auch einzigartige Archivmaterialien, bis dahin früheren Lesern unzugänglich, benutzt. Jedes Buch umfasst eine Einleitung sowie einen detaillierten Kommentar, der es ermöglicht, das Buch für pädagogische Zwecke zu nutzen. Im Jahre 1994 hatte das Institut schon 400 Studenten, die von 100 Lehrern unterrichtet wurden.
Aus deutscher Sicht mag die Überbetonung des "Nationalen" unter Umständen antiquiert oder gar erschreckend reaktionär-konservativ klingen. Immerhin soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass wissenschaftliche Bücher manchmal auch – je nach historisch-politischer Tradition des Landes – gefährlichen Tendenzen verfallen, die uns wie ein Rückfall in einen überwundenen Nationalismus erscheinen mögen. Deshalb sollte gerade auch die russische Literatur (auch dieser Editionsreihe) unter diesem Gesichtspunkt stets kritisch geprüft werden, damit sich nicht unterschwellig falsche und rasch übersehbare Töne in die sonst sehr verdienstvolle Werk-Edition des Petersburger Instituts mischen, die dem Leser den Blick auf die "ausgegrabenen Perlen" verstellen könnten. Schon vor Jahren hatte Jutta Scherrer Veranlassung, mit ihrer Arbeit "Die utopische Rückkehr in eine heile Welt der Vergangenheit" darauf hinzuweisen.1) Sie sieht die Gefahr dort, wo die "Russische Idee" sich mit einem neuen Nationalmessianismus verbindet.
B. Veröffentlichungen
1. N.A.Berdyaev: Pro et Contra
Die Anthologie "N.A.Berdyaev: pro et contra" versteht sich als eine Zusammenstellung von Texten bekannter Gestalten der russischen Kultur (wie z.B. P.Struve, D.Mereschkovsky, L.Schestov, S.Frank, V.Rozanov, V.Ivanov). Miteinander verbunden, sind sie ein enzyklopädischer Zirkel von Ansichten und Einschätzungen der philosophischen Position eines außergewöhnlichen russischen Denkers. Seine Autobiographie "Mein philosophisches Weltbild" ist der Textsammlung beigefügt. Dieser Text wurde erstmals unter dem Titel "Die philosophische Weltanschauung N.A.Berdiaeffs" im deutschen Philosophen-Lexikon, Bd. 1, Berlin 1949, S. 102-108, veröffentlicht und erst 1952 in die russische Sprache übersetzt. Der Band umfasst auch detaillierte Kommentare und eine Bibliographie von Werken über Berdjajew. Das Werk ist geeignet für Berufshistoriker, Philosophen und für jeden, der an russischer Geschichte und Kultur interessiert ist. Der Band erschien 1994 und umfasst 573 Seiten.
2. N.S.Gumilev: Pro et Contra
Diese Anthologie ist eine Textzusammenstellung bekannter Gestalten der russischen Kultur. Sie vermittelt eine Wertschätzung des Schöpfertums und der Persönlichkeit eines außergewöhnlichen russischen Dichters und Philosophen. N.S.Gumilev (1886-1921) wurde am 3. April 1886 in Kronstadt geboren. Im Jahre 1900 zog die Familie in die Stadt Tiflis. Gumilev studierte französische Literatur an der Sorbonne/Paris, machte große Reisen und hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk. Einige seiner Gedichte sind der Anthologie beigefügt. Das Werk eignet sich für Experten der Geschichte der russischen Literatur, Philologen sowie alle, die an russischer Kultur Interesse zeigen. Es könnte als "Reiseführer" durch die Geschichte der russischen Literatur und Kultur dienen. Der Umfang des Bandes beträgt 672 Seiten.
3. V.V.Rozanov: Pro et Contra 2)
Diese Anthologie über V.V.Rozanov beinhaltet eine Textsammlung bedeutender Vertreter der russischen Kultur, die eine Wertung des Werkes und der Persönlichkeit des außergewöhnlichen russischen Religionsphilosophen, Literarkritikers und Publizisten V.V.Rozanov (1856-1919) darstellen. Diese Zusammenstellung gibt dem Leser die Möglichkeit zum Studium Rozanovs, zum Kennenlernen der russischen Philosophie insgesamt als auch zum Studium der russischen Kultur im 20. Jahrhundert. Berufshistoriker, Philosophen und alle, die an russischer Geschichte und Kultur interessiert sind, werden die Edition, die in 2 Bänden (512 S. und 576 S.) erschien, mit Gewinn zur Kenntnis nehmen.
4. K.N.Leontjew: Pro et Contra 3)
Die Anthologie "K.N.Leontjew: Pro et Contra" bringt dem Leser die interessantesten Veröffentlichungen vom Ende des 19. Jhdts./Beginn des 20. Jhdts. näher. Sie sind dem russischen Schriftsteller, konservativen Publizisten und Philosophen K.N.Leontjew (1835-1891) gewidmet. Das Werk erschien in 2 Bänden mit 480 Seiten bzw. 704 Seiten.
5. K.P.Pobedonoscev: Pro et Contra.
St. Petersburg 1996, 576 Seiten.
6. P.A.Florensky: Pro et Contra
Diese Anthologie umfasst eine Sammlung kritischer Aufsätze und Erinnerungen, die die Geschichte der Aufnahme des philosophischen und theologischen Erbes von P.A.Florensky reflektieren. Die Textsammlung wird ergänzt von detaillierten Kommentaren sowie einer Bibliographie von Werken über Florensky. Bekannte Autoren, die man in diesem Werk entdecken kann, sind: A.Eltschaninov, A.Bely, A.Losev, N.A.Berdjajew, E.Trubetzkoj, V.Iljin, V.Rozanov, S.Bulgakov und G.Florovsky. Diese Anthologie erschien 1996 mit einem Umfang von 748 Seiten. Sie stellt eine Fundgrube für alle Florensky-Forscher dar. Sie harrt noch einer gründlichen Auswertung.
7. M.Gor’kij: Pro et Contra
St. Petersburg 1997, 880 Seiten.
8. V.V.Nabokov: Pro et Contra
9. Archimandrit Theodor:
Pro et Contra 5)
Dieses Buch ist dem außergewöhnlichen russischen orthodoxen Denker Theodor (Bukharev, 1822-1871) gewidmet. Es enthält autobiographische Essays und Memoiren, kritische Rückblicke aus der Sicht von Bukharevs Zeitgenossen ebenso wie von modernen Autoren. Das Werk enthält biographische Briefe aus der Frühzeit des Autors von Bukharevs Witwe, und es werden die Anfangskapitel von Pavel Florenskys Buch über Bukharev veröffentlicht. Es erschien, vom St. Petersburger Institut für Geisteswissenschaften herausgegeben, im Jahre 1997 und umfasst 832 Seiten.
10. Vechi: Pro et Contra 6)
Dieser Textband stellt polemische Veröffentlichungen der Jahre 1909-1910 über die Vechi-Sammlung, die damals erschien, zusammen. Artikel zum Thema aus Zeitungen und Zeitschriften finden sich zusammen mit Anti-Vechi-Sammlungen, von den Gegnern der damaligen Verfasser veröffentlicht. Das Werk enthält auch einen analytischen Essay und Kommentare. Ebenso werden kurze Charakteristika der Verfasser gegeben. Dies ist die erste vollständige Sammlung der Vechi-Streitschriften, und es gibt nichts Vergleichbares dazu – weder in Russland noch im Ausland. 1998 erschienen, 896 Seiten.
11. P.Tchaadayev: Pro et Contra4)
Seit 1836 wurde dem russischen Philosophen P.Tchaadayev (1794-1856) eine umfangreiche Literatur gewidmet. Die Leser versuchen immer wieder, die Ideen des Philosophen über Russland und über die Menschheit im allgemeinen zu verstehen. Diese Anthologie sammelt einige der repräsentativsten Studien und Veröffentlichungen zum Thema. Das Werk kann als ein Führer durch die russische Philosophie benutzt werden. 1998 erschienen, 880 Seiten.
12.-15.: I.P.Pavlov; V.I.Bernadskij;
Moskau und St. Petersburg; A.S.Puschkin
1999f erschienen.
16. V.S.Solovjev: Pro et Contra
Diese Anthologie fasst Veröffentlichungen von Zeitgenossen, Kritikern und Nachfolgern V.S.Solovjevs zusammen. Gemeinsam bringen diese Texte Person und Werk Solovjevs ans Licht, ebenso auch seinen Einfluss auf die russische Philosophie und Kultur. Sein Leben kann als eine Darstellung der Suche der russischen Intelligentsia der zweiten Hälfte des 19. und des 20. Jahrhunderts angeschaut werden. 2000 erschienen, 896 Seiten.
17.-20. L.Tolstoj, A.Achmatova, M.M.Bachtin,
I.A.Bunin
2000f erschienen.
21. D.S.Mereschovsky:
Pro et Contra
Dieses Werk stellt eine Sammlung von Artikeln Mereschkovskys dar, die
während 20 Jahren in der Emigration geschrieben wurden und in
Emigrantenzeitschriften veröffentlicht wurden, die in Russland kaum erhältlich
sind. Diese Edition schließt Werke über die Philosophie Dostojevskys und
Tolstoys ein. Es findet sich auch Artikel über Puschkin, Gogol, Goethe, Pascal.
2001 erschienen, 568 S.
22. V.V.Nabokov: Pro et Contra, Bd. 2
2001 erschienen, 1064 Seiten.
23. Nietzsche: Pro et Contra
Der Zweck dieser Sammlung ist, das russische Bild Nietzsches zu zeigen und zu erfahren, wie er aufgenommen wurde und wie er die russische kulturelle Tradition an der Grenze des 20. Jahrhunderts beeinflusste. Die Anthologie besteht aus Aufsätzen von großen russischen Philosophen und Schriftstellern, die Klassiker von Nietzsche-Studien wurden. Die Interpretationen, Beurteilungen und Gesichtspunkte, die in diesen Sammlungen dargestellt sind, sind häufig kontrovers. Das Buch eignet sich für Philosophen, Kulturhistoriker und alle, die an geistigen Forschungen am Ende des 19. Jhdts. bzw. zu Beginn des 20. Jhdts. interessiert sind. 2001 erschienen, 1076 S.
24. Peter der Große: Pro et Contra
2001, 760 Seiten.
25. Platon: Pro et Contra
Diese Ausgabe zeigt den Einfluss des Platonismus als eine der Grundlagen des europäischen wissenschaftlichen und spirituellen Programms über die russische Geschichte. Die Vielfältigkeit von Meinungen der russischen Autoren wirft Licht nicht nur auf die Haltung gegenüber der antiken Kultur in der russischen Mentalität, sondern auch über ihre Selbstverwirklichung. 2001 erschienen, 648 Seiten.
26. Orthodoxie: Pro et Contra
Das Werk eröffnet eine neue Unter-Serie "Orthodoxes Zeugnis" innerhalb des Projekts „Der russische Weg“. Es ist eine Sammlung von über einem halben hundert Artikeln von russischen Klassikern des orthodoxen Denkens und schließt sowohl alte Heilige wie zeitgenössische kirchliche Professoren ein. 2001 erschienen, 568 Seiten.
27. Schelling: Pro et Contra
Dieses Buch wurde aus Anlass des 225jährigen Gedächtnisses von Schellings Geburtstag [*1775] zusammengestellt. Es umfasst eine Sammlung von Werken berühmter russischer öffentlicher Gestalten, Wissenschaftler und Philosophen, die über die Werke und die Person dieses besonderen deutschen Philosophen reflektieren. Das Werk versteht sich als eine Ergänzung zu "Schellings Philosophie in Russland im 19./20. Jahrhundert". 2001 erschienen, 688 Seiten.
28.-34. Augustinus, M.M.Bachtin,
M.J.Lermontov, N.Macchiavelli, V.Solov’ev (Bd. 2), A.P.Čechov, A.Blok
2002 erschienen.
35. S.N.Bulgakov: Pro et Contra
Dies ist eine Anthologie über S.N.Bulgakov und sein Werk. Forschungen über Bulgakov, worin sein Weg vom Marxismus zum Idealismus überblickt wird, sowie die Diskussion von Bulgakovs Sophiologie. Ein Werk von Vater Sergey "Sophia, Gottes Weisheit" wird hier erstmals in russischer Sprache zusammen mit einigen offiziellen Dokumenten veröffentlicht, worin die kirchliche Reflektion ihre Position über Bulgakovs Philosophie darstellt. 2003 erschienen, 1000 Seiten.
36.-46. I.Il’in, J.-J.Rousseau,
A.Belyj (2 Bde.), I.Kant (2 Bde.), A.Achmatova (Bd. 2), N.Fedorov (2 Bde.),
V.F.Ėrn, F.I.Tjutčev
2003f erschienen.
Serie "Aus dem Archiv der russischen Emigration":
N.A.Berdyaev "Wahrheit und
Offenbarung. Prolegomena zur Kritik der Offenbarung". 7)
Dieser Band schließt zwei Werke von Berdyaev ein, die bisher noch nicht in russischer Sprache veröffentlicht waren: "Wahrheit und Offenbarung. Prolegomena zu einer Kritik der Offenbarung" (1946/47) sowie "Über die Stufe zu einer neuen Epoche" (eine Sammlung von Artikeln des Jahres 1947. Seine letzten Werke sind besonders interessant, weil durch sie nicht nur die Grundlagen seines eigenen schöpferischen Werkes gesehen werden kann, sondern auch diejenigen des russischen religiösen und philosophischen Denkens des 20. Jahrhunderts im allgemeinen. Berdyaev vertritt das Verstehen eines existentiellen Sinnes von Erlösung durch Glauben, der über der Rationalität steht.
S.L.Frank "Realität und
Mensch"
Das Buch "Realität und Mensch" ist ein theoretisches Ergebnis der Entwicklung des russischen Religionsphilosophen S.L.Frank. In diesem Buch erkennen wir zentral für alle russische religiöse Philosophie Themen der menschlichen Natur Gottes, der Freiheit, der Kreativität, die Probleme des Bösen und des Falls, Wege und Gelegenheiten der Selbst- und der Gotteserkenntnis.
N.Berdyaev "Spirituelle
Begründungen der russischen Revolution. Erfahrungen 1917-1918"
Diese Edition ist eine Fortsetzung der Veröffentlichung der Werke N.A.Berdyaevs aus seinem Archiv. Diese Sammlung von Artikeln wurde von dem Autor selbst zusammengestellt. Es wird zum erstenmal veröffentlicht. Er gründete die Sammlung auf Grund seiner von April 1917 bis Oktober 1918 geschriebenen Artikel.
Außerdem liegen folgende Werke vor:
F.A.Stepun "Erhofftes Russland"
Soziales Christentum und Russland sind zwei Hauptthemen, die alle Werke F.A.Stepuns formten. Er war ein Philosoph und ein Anthropologe, ein Schriftsteller und ein Kritiker, ein Publizist und eine Gestalt in der religiösen Welt.
F.A.Stepun "Portraits"
Diese Ausgabe ist die vollständigste Sammlung von Artikeln F.A.Stepuns (1884-1965) über bedeutende Gestalten der russischen Geschichte, Kultur und Philosophie vom 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
"Schellings Philosophie im Russland des 19. Jahrhunderts"
Dieses Werk ist die erste Forschung, die systematisch die Akzeptanz und Inbesitznahme, aber auch Ablehnung und Kritik von Schellings Philosophie durch wichtige philosophische Bewegungen im Russland des 19. Jahrhunderts darbietet. Die Grundstufen, Modelle, Gestalten und Gesetze der Rezeption seiner Ideen werden zusammen mit ihrem argumentierendem Einfluss auf die Geschichte der russischen Philosophie gezeigt.
Fichtes Philosophie in Russland
Dieses Buch ist der erste Forschungsversuch, der systematisch die Aufnahme und Inbesitznahme, die Nicht-Akzeptanz und die Kritik von Fichtes Philosophie durch wichtige philosophische Bewegungen im Russland des 19. Jahrhunderts darbietet. Die Basisstufen, Modelle, Formen und Gesetze der Rezeption seiner Ideen werden zusammen mit ihrem erörternden Einfluss auf die Geschichte der russischen Philosophie gezeigt. Das historische Schicksal von Fichtes Philosophie wird betrachtet im generellen Kontext der ideologisch-philosophischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland.
Serie "Lebendige Tradition":
P.Florensky "Rechtfertigung des Kosmos"
Die Sammlung von philosophischen, theologischen und kulturellen Aufsätzen von Pavel Florensky schließt sein Werk "Die Säule und die Grundfeste der Wahrheit (Stolp i utverždenie istiny)" ein, das sein lebenslanges Projekt war.
John Meyendorff, Die lebendige Tradition
Diese Veröffentlichung ist der Orthodoxie gewidmet als dem Träger der lebendigen Tradition in der heutigen Welt, einer Tradition, die durch die Kirchenväter geformt wurde und zurück geht auf die Ereignisse, die sich zur Zeit Jesu in Jerusalem ereigneten. Es handelt vom Sinn der Tradition, über die Geschichte der Orthodoxie und seine heutige Gestalt, über die Probleme und die Theologie der Orthodoxie sowie über ihre Haltung zu anderen christlichen Denominationen und dem Problem ihrer Widervereinigung.
Anmerkungen
1) J.Scherrer, Die utopische Rückkehr in eine heile Welt der Vergangenheit, in. Russische religiöse Philosophie, Rottenburg-Stuttgart 1992, S. 91-101. Zit. Russische religiöse Philosophie.
2) Vgl. zu Rozanov: Helmut Dahm, Grundzüge russischen Denkens, München 1979, S. 161-201. zit. Dahm, Grundzüge russischen Denkens.
3) Vgl. zu Leontjew: Dahm, Grundzüge russischen Denkens S. 334-336.
4) E.V.Barabanov, Der "Erste philosophische Brief” von P.J.Čaadaev und die Wege der russischen religiösen Philosophie, in: Russische religiöse Philosophie, 103-120.
5) Vgl. dazu auch die weiterführenden Hinweise und Bezugnahmen auf ergänzende Literatur: H.M.Knechten, Glaube und Wissen bei A.M.Bucharev; Der "zeitgenössische Arianismus" bei A.M.Bucharev; Inkarnation und Hadesfahrt; Der Sinn der Inkarnation. Eine neuere Studie zum Thema A. M. Bukharev hat vorgelegt Paul Vallière, Modern Russian Theology, Bukharev – Soloviev – Bulgakov, Edinburgh 2000, hier zu Bukharev, S. 17-106.
6) Für deutsche Leser, die diese Vechi-Texte kennen lernen möchten, vgl. Karl Schlögel (von ihm eingeleitet und aus dem Russischen übersetzt), Vechi-Wegzeichen – Zur Krise der russischen Intelligenz (mit Texten von N.Berdjaev, S.Bulgakov, M.Geršenson, A.Izgoev, B.Kistjakovskij, P.Struve, S.Frank), Frankfurt 1990. Vgl. zu diesen Vechi-Texten auch die kritischen Anmerkungen bei J.Scherrer, Russische religiöse Philosophie, S. 98, sowie auch bei E.Müller, Fragen zur Rezeption, in: Russische religiöse Philosophie, S. 18.
[Vechi bedeutet: Marksteine, Meilensteine, Wegzeichen. Es geht in dieser Aufsatzsammlung um eine kritische Auseinandersetzung mit der sozialistisch geprägten Intelligenz, mit Materialismus, Nihilismus und Atheismus. Angeprangert wird u.a. die marxistische Idealisierung des Volkes als "Proletariat". Die Autoren stellen den Primat des geistlichen Lebens über das gesellschaftliche heraus. Ein typisches Beispiel für das Denken dieser Philosophen ist die Feststellung Berdjaevs: Das innere Leben der Persönlichkeit ist die einzige schöpferische Kraft der menschlichen Existenz. Die Reaktion Lenins: Er möchte sich mit dem Inhalt dieser Texte nicht einmal auseinandersetzen. Er bezeichnet die Autoren lediglich als "reaktionär" und als "Kontrarevolutionäre". Die Aufsatzsammlung "Vechi" hat Bedeutung, insofern sie der erste Versuch ist, eine kritische Gesamtschau der russischen Philosophie zu unternehmen. Bis in unsere Zeit hinein haben die hier entwickelten Ideen eine Ausstrahlung für eine Neubesinnung auf orthodoxes theologisches Denken und geistliche Kultur in Russland. H.M.Knechten]
7) Eine deutsche Übersetzung dieses russischen Buches, die zuvor aus "Truth and revelation" angefertigt worden war und später durch die Edition des russischen Originalwerkes noch stellenweise verbessert werden konnte, liegt, übersetzt und herausgegeben von K. und G.Bambauer, seit 1998 im Spenner-Verlag, Waltrop, vor.