Lehrbücher der

altgriechischen Sprache

 

Es war ein großes Privileg, sechs Schuljahre lang Altgriechisch lernen zu können. Die Schrift fand ich faszinierend, da sie sich deutlich von der Lateinschrift unterschied. Ich erinnere mich, wie merkwürdig ich es fand, daß der Mensch ὁ ἄνϑρωπος ho ánthrōpos hieß.

 

Ars Graeca. Teil I, Paderborn 1949, Titelseite

 

In sechs Jahren läßt sich viel Stoff bewältigen. Wir lasen Aischylos, Euripides, Herodot, Homer, Platon, Sophokles, Thukydides und Xenophon,

Es fehlten Aristoteles, der uns aufgrund seiner Gedankendichte nicht zugemutet wurde, und Aristophanes, der als zu drastisch galt. Demosthenes und Isokrates, die früher für eine gute Rednerausbildung gesorgt hatten, fehlten ebenfalls, ebenso wie Apollonios, Menander und Theokritos. Auch die Stoa und die griechische Bibelübersetzung (Septuaginta) wurden uns vorenthalten.

Im ersten Jahr lernten wir Grammatik und Vokabular, natürlich der Klassischen Periode. Doch gleich im zweiten Jahr kam das böse Erwachen. Wir lasen Homer, der viel ältere grammatische Formen aufweist. Es handelt sich um das Jonische der früharchaischen Zeit. Das hatten wir zu bewältigen, ehe dann Autoren folgten, deren Grammatik wir kannten.

 

Ars Graeca, Übungsstoffe I, Seite 110f.

 

 

Hier soll nun gefragt werden, welche Texte in unserem Lehrbuch standen und wie die Art grammatischer Erklärungen war.

Wir arbeiteten zunächst mit dem Lehrbuch: Ars Graeca, Übungsstoffe, Teil I. Vermittelt wurde der grammatische Stoff: ο-Deklination, α-Deklination, Adjectiva zweier Endungen, uns unbekannte Verbformen wie der Aorist und der Optativ, die konsonantische Deklination, Labialstämme, Gutturalstämme, Dentalstämme, Liquidastämme, die Komparation, Zahlwörter, Pronomina, Contracta und Verba muta.

Die Übungssätze kreisten jeweils um ein Thema. Das Leben und die Mentalität der Griechen wurde den Schülern nahegebracht. Bereits Seite 11 steht eine Erzählung mit der Überschrift: Niemand kann seinem Schicksal entrinnen. Die Furcht vor der τύχη týchē, dem Verhängnis, war groß.

 

Ars Graeca, Sprachlehre, Paderborn 1948

 

In der Sprachlehre wurden die Lautgesetze dargelegt. Es galt lediglich, sich die Formen einzuprägen, welche in den Paradigmata aufgeführt waren. Im Unterricht fehlte eine eingängige Erklärung, auf welche Weise die verschiedenen Formen der Nomina und Verba entstanden waren.

Syntax (Satzlehre) wurde nicht behandelt; dabei ist sie so wichtig für ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge.

 

Ars Graeca, Sprachlehre, Seite 108: Der athematische starke Aorist (Wurzelaorist)

 

Bibliographie

 

Lehrbücher der altgriechischen Sprache

o  Dunshirn, Alfred, Griechisch für das Philosophiestudium, UTB 8805, Wien 2008; 2022.

o  Duran Mateu, Martin, ΣΕΛΗΝΗ Selene, Barcelona 2021; ΣΕΛΗΝΗ Selene. Altgriechisches Lehrbuch, Breslau 2021.

o  Elliger, Winfried (1930-2019), ΚΑΝΘΑΡΟΣ Kantharos. Lehrbuch des Altgriechischen, Stuttgart 1982; Griechisches Unterrichtswerk, herausgegeben von Martin Holtermann und Christian Utzinger, Stuttgart 2021.

o  Humborg, Franz (1885-1947), und Julius Uppenkamp, Herausgeber, unter Mitarbeit von Wilhelm Uhlmann, Ars Graeca. Griechisches Unterrichtswerk, Übungsstoffe, Teil I: Laut- und Formenlehre, Paderborn 1949.

o  Kussl, Rolf, Herausgeber, ΔΙΑΛΟΓΟΣ. Dialogos. Lehrwerk für Altgriechisch, 2 Bände, Braunschweig 2020f.

o  Linnenkugel, Albert, und Wilhelm Uhlmann, Ars Graeca. Griechisches Unterrichtswerk, Übungsstoffe, Teil II: Satzlehre, Paderborn 1949.

o  Rico, Christophe, Emmanuel Vicart, Pau Morales und Daniel Martinez, ΠΟΛΙΣ Polis. Parler le grec ancien comme une langue vivante. Λαλεῖν τὴν κοινὴν διάλεκτον τὴν ζῶσαν, Paris 2009; ΠΟΛΙΣ Polis. Altgriechisch lernen wie eine lebende Sprache, Übersetzung von Helmut Schareika, Hamburg 2018.

 

Lehrbücher der Koinē

o  Dey, Joseph, Schola Verbi. Lehrbuch des neutestamentlichen Griechisch, Münster 1970.

o  Fuß, Barbara, Neutestamentliches Griechisch. Ein Lehrbuch zu Wortschatz und Formenlehre, UTB 2910, Stuttgart 2013.

o  Häußer, Detlef, und Wilfrid Haubeck, Bibelgriechisch leicht gemacht. Lehrbuch des neutestamentlichen Griechisch, Gießen 2019; 2020.

o  Siebenthal, Heinrich von, Grundkurs neutestamentliches Griechisch. Grammatik, Grundwortschatz, Übersetzungsmethodik, Gießen und Basel 2008.

o  Stoy, Werner, und Klaus Haag, Bibelgriechisch leicht gemacht. Lehrbuch des neutestamentlichen Griechisch, 2 Bände, Gießen 1983;1993; 2013.

o  Tauberschmidt, Gerhard, Das Koine-Griechisch des Neuen Testaments. Lehrbuch mit linguistischem Ansatz und Liedern, UTB 6085, Göttingen 2023.

o  Vakonakis, Nikolaos, Einführung in das neutestamentliche Griechisch, Einführungen: Theologie, Band 5, Berlin 2013.

 

Grammatiken

o  Blaß, Friedrich (1843-1907), Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, Göttingen 1896; bearbeitet von Albert Debrunner (1884-1958), Göttingen 1913; bearbeitet von Friedrich Rehkopf (1927-2008), Göttingen 1976; 1984; 2020.

o  Bornemann, Eduard (1894-1976), unter Mitwirkung von Ernst Risch (1911-1988), Griechische Grammatik, Frankfurt am Main 1973; 1978.

o  Brugmann, Karl Friedrich Christian (1849-1919), Griechische Grammatik (Lautlehre, Stammbildungs- und Flexionslehre und Syntax, Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft, 2. Band, 1. Abteilung, München 1889; 1900.

o  Humborg, Franz, Wilhelm Limper und Julius Uppenkamp, Ars Graeca. Griechisches Unterrichtswerk. Griechische Sprachlehre, Paderborn 1948.

o  Kaegi, Adolf (1849-1923), Griechische Schulgrammatik mit einem Anhang, enthaltend Repetitionstabellen, Berlin 1884; Repetitionstabellen, Hildesheim 2005.

o  Kühner, Raphael (1802-1878), Friedrich Blaß und Bernhard Gerth, Geleitwort von Martin Hose, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, 2 Bände, Hannover 1835/1835; Darmstadt 2021.

o  Menge, Hermann August (1841-1939), Repetitorium der griechischen Syntax, Wolfenbüttel 1878; bearbeitet von Andreas Martin Wolfgang Thierfelder (1903-1986), Wolfenbüttel 1954; bearbeitet von Jürgen Wiesner, Wolfenbüttel 1999.

o  Mayser, Edwin (1859-1937), Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit, 6 Bände, Leipzig 1906.1926.1934.1938; bearbeitet von Hans Schmoll, Berlin 1970.

o  Schwyzer, Eduard (1874-1943), Griechische Grammatik, 4 Bände, München 1939.1950.1953.1960; herausgegeben von Demetrios Georgakas (1908-1990), Albert Debrunner, Fritz und Stefan Radt, München 1980.1990.1994. 2013.

 

 

Wörterbücher

o  Du Cange, Charles du Fresne (1610-1688), Glossarium ad scriptores mediæ et infimæ Græcitatis, Lyon 1688; Graz 1958.

o  Güthling, August Heinrich Otto (1853-1831), Deutsch-griechisches Wörterbuch, Berlin 1903; Berlin 2001.

o  Kytzler, Bernhard, Lutz Redemund und Nikolaus Eberl unter Mitarbeit von Elke Steinmeyer, Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes, Kulturgeschichte der antiken Welt, Band 88, Mainz 2001.

o  Lampe, Geoffrey William Hugo (1912-1980), A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961; achte Auflage Oxford 1987; zwanzigste Auflage Oxford 2007; siebenundzwanzigste Auflage Oxford 2021.

o  Liddell, Henry George (1811-1898), und Robert Scott (1811-1887), A Greek-English Dictionary Based on the German Work of Francis Passow, Oxford 1843; Greek-English Lexicon: bearbeitet von Henry Stuart Jones (1867-1939) und Roderick McKenzie, Oxford 1928; Oxford 1940; mit einem Anhang, Oxford 1968.

o  Menge, Hermann August, Griechisch-deutsches Schulwörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie, Berlin 1903; Griechisch-deutsches Wörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie, zweite Auflage Berlin 1913; 11. Auflage Berlin 1951; 28. Auflage Berlin 1994; 30. Auflage Berlin 2001.

o  Pape, Johann Georg Wilhelm (1807-1854), Griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Braunschweig 1842; Graz 1954.

o  Preuschen, Erwin Friedrich Ferdinand Wilhelm (1867-1920), Vollständiges griechisch-deutsches Handwörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur, Gießen 1910; Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur, zweite völlig neu gearbeitete Auflage von Walter Felix Bauer (1877-1960), Berlin 1928; Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, sechste völlig neu bearbeitete Auflage von Kurt und Barbara Aland, Berlin und New York 1988.

o  Rost, Valentin Christian Friedrich (1790-1862), Deutsch-griechisches Wörterbuch, Göttingen 1822; Göttingen 1860; Göttingen 1874; Göttingen 1889; Göttingen 1968.

o  Schneider, Johann Gottlob Theaenus (1750-1822), Kritisches griechisch-deutsches Handwörterbuch, Jena und Züllichau 1797; Kritisches griechisch-deutsches Wörterbuch, Jena und Leipzig 1805/1806;  Griechisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig 1819; Passow, Franz Ludwig Carl Friedrich (1786-1833), Johann Gottlob Schneiders Handwörterbuch der griechischen Sprache, 4 Bände, Leipzig 1819-1823; Handwörterbuch der griechischen Sprache, bearbeitet von Valentin Christian Friedrich Rost (1790-1862) und Johann Friedrich Palm (1813-1871), Leipzig 1841.1847.1857.1852; Darmstadt 1993.

o  Stephanus, Henricus (Henri Estienne; um 1460 - 1520), Thesaurus Græcæ linguæ, 5 Teile, Genf 1572; 9 Bände, Graz 1954.

 

Etymologie

o  Beekes, Robert, unter Mitarbeit von Lucien van Beek, Etymological Dictionary of Greek, 2 Bände, Leiden und Boston 2009.

o  Frisk, Hjalmar (1900-1984), Griechisches etymologisches Wörterbuch, 3 Bände, Heidelberg 1954.1961.1972; Heidelberg 1973.1979.1991.

 

 

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024

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