Zwischen Moor und Fluss
Hier geht es um Familien,
die bis weit in die Vergangenheit hinein in Nord-Limburg wohnen, zwischen dem
ehemaligen Hochmoor Peel und der Maas. Erst aus dem dreizehnten und vor allem
dem vierzehnten Jahrhundert sind schriftliche Quellen in größerer Zahl
überliefert.
Im 17. und 18. Jahrhundert kann man viel Material in
Tauf-, Heirats- und Sterbebüchern der Pfarreien finden. Nun sind diese Bücher
nicht ständig und eben sorgfältig geführt, daher ist es gut, auch andere
Quellen zu Rate zu ziehen; beispielsweise Übertragungsregister des
Schöffengerichts, Pfandbücher, Grundsteuer-, Zins- und Zehntenregister,
Magistratsprotokolle und Notariatsakten. Vor allem im 16. Jahrhundert und davor
ist man gänzlich auf die letztgenannten Quellen angewiesen. Insbesondere ist es
sehr ratsam, die oft guterhaltenen und reichen Archive von Klöstern sowie
Lehensbücher zu studieren. Sie enthalten einen Schatz von Daten.
Im fünfzehnten Jahrhundert
kommt in diesem Bereich der Familienname
immer mehr in Gebrauch. Manche Nach- oder auch Spitznamen werden erblich, und
einige haben bis auf den heutigen Tag Bestand. Sehr üblich ist es auch, dem
Vornamen den Namen des Vaters, des Großvaters und manchmal sogar des
Urgroßvaters beizufügen; erst dann folgt der Familienname – sofern man einen
besitzt.
1539 verfügt Franz I. von Frankreich, in den
Pfarregistern außer dem Namen des Täuflings auch die Namen des Vaters und der
Mutter anzugeben. Durch Dekret vom 18. August 1811 befiehlt Napoleon, daß jeder,
der noch nicht im Besitz eines Geschlechts- oder Familiennamens ist, sich einen
solchen verschaffen und einschreiben lassen muß. Einige Jahre später wird
dieses Dekret noch einmal wiederholt mit der ausdrücklichen Vorschrift, daß
jedermann vor dem 1. Januar 1814 einen Familiennamen haben müsse.
Nach einem Gesetz der französischen
Nationalversammlung vom 20. September 1792 wird die rechtskräftige (amtliche)
Beurkundung des Zivilstandes der Bürger und die Namensführung vorgeschrieben.
Nach der Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen (1792) und
der späteren (1797) Annektion dieses Gebietes werden am 12. Floreal VI der
französischen Zeitrechnung (1. Mai 1798) auch hier die Zivilstandsregister
eingeführt.[2]
Napoleon verlangt, neugeborene Kinder bei der Anzeige
von Geburten „vorzuzeigen“ (wie es in Geburtsurkunden aus der damaligen Zeit
heißt), damit das Geschlecht festgestellt werden kann. So soll verhindert
werden, daß für männliche Neugeborene ein weibliches Geschlecht angegeben wird,
damit sie später nicht Soldat werden müssen.
Woher stammt der Name Rütten? Eine Hypothese verbindet den Familiennamen Rutten mit dem
süddeutschen rodd oder rott, die möglicherweise durch Söldnertruppen aus diesen
Gegenden bei uns eingeführt und im heutigen Deutsch als Rotte und im
Niederländischen als het rot bewahrt bleibt. Ursprünglich bezeichnen diese
Wörter turnusmäßige Dienstverpflichtungen, danach Mannschaft, Militär. Da im
Niederländischen (die Vokale) o und u in bestimmten Bereichen und Dialekten wechseln,
könnte man den Familiennamen Rutten von rot/rut ableiten (mit der schwachen
Genitivendung -en), und er deutet damit auf eine Person hin, die zu einer
Gruppe Soldaten gehört.
Obschon einige Sprachforscher das Substantiv rott/rod
mit dem lateinischen rota (Rad) verbinden und der Sprachforscher Hietstap
selbst erwähnt, daß die lütticher Familie Rutten ein Rad in ihrem Wappenschild
führt, kommt uns diese Erklärung des Namens Rutten nicht sehr wahrscheinlich
vor.[3]
Das Wappenschild ist möglicherweise viele Jahrzehnte nach der Namensgebung
übernommen worden.
Eine andere Hypothese geht davon aus, daß der Name
Rutten herrührt von jemandem, der aus dem Sprachgrenzdörfchen Rutten in Belgien
kommt. Der Vorsatz „van“, was die Herkunft andeutet, kann ja unterbleiben.
Wenngleich sich das Dorf Rutten des berühmten St.-Evermarusspel (Mysterienspiel
zu Ehren des hl. Evermarus)[4]
rühmt, muß es doch – so meinen wir – der Ehre entsagen, Wiege von so vielen
Rutten-Verbänden im Süden und im Norden zu sein.
Rutten könnte eine Flurbezeichnung sein, wie zum
Beispiel „aus den Ruthen“. Es könnte auch mit dem niederländischen ruiter –
Reiter zusammenhängen.
Eine weitere Annahme betrachtet den Familiennamen
Rutten als ein Patronymicum, also ein vom Vornamen des Vaters abgeleiteter Familienname.
Wie z.B. Vater Joannes seinen Nachkommen Familiennamen hinterläßt wie Jans,
Janssen, Johnson, Johansen, so können aus Rutger eine ganze Reihe von
Ableitungen entstehen.
Rutger, zusammengesetzt aus
den althochdeutschen Wörtern „hruod“ (Ruhm) und „gêr“ (Speer), also ruhmvoller
Speerkämpfer, kann sich lautgesetzlich zu den Vornamen Roger, Rogge, Rosier,
Rodger, Rogier, Rudolf, Rüdiger, Ruit, Rutje (Kosenamen) entwickeln. Diese
Vornamen gehen mit den Nachsilben: -e, -s, -ens, -ink, die das Herkommen
andeuten, in die Familiennamen Rogiers, Roggen, Rosiers, Rodgers, Rutgers,
Rutjens, Rutten, Rutte, Ruttens, Ruiten, Ruytinck, Rüthen, Rüth über. So wird
zugleich klar, warum der Familienname Rutten eine so große Verbreitung erhält.
In Tienen erscheint um l384/1385
ein „Ruttene der Tafelknappe“. Dieselbe Person heißt 1387 „retene onsen Knape“
und um 1400 „rutgeerde der Tafelknappe“. In Hasselt wird 1439 Rutten van Weert
angetroffen, der 1456 als Herr Rutgart van Wert aufgezeichnet wird. Diese
Ausführungen beweisen wohl deutlich, wie aus dem Vatersnamen Rutger ein
Familienname Rutten entstehen konnte, wodurch wiederum die letzte Hypothese an
Wahrscheinlichkeit gewinnt.
Einen Beweis hierfür gibt es
auch beim Stammbaum der Familie Rutten väterlicherseits. Hier verändert sich
der Namen Roevers (Ruevers) in Rutten, als sich der Sohn von Rutt Roevers –
Hendrik heißt er – , nicht Roevers, sondern Rutten nennt (Sohn von Rutt).
Die „jetzigen“ Rutten haben früher bisweilen anders
geheißen, aber das gibt es ja in vielen Familien. Beim Stamm der Mutter von
Louis Rutten, die sich auch Rutten schrieb, bleibt der Name Rutten stets
erhalten. Im 16. Jahrhundert gehen einige Rutten in Sevenum „verloren“, indem
sie sich Coenen oder Custers nennen.
Im übrigen hat sich der
Ruttenstamm väterlicherseits nie mit dem Ruttenstamm mütterlicherseits
gekreuzt, sie sind also niemals eine gemeinsame Familie gewesen. Wahrscheinlich
hat die isolierte Lage von Sevenum viel dazu beigetragen. Ein gemeinsamer
Vorvater ist bis 1400 für die beiden Ruttenstämme nicht anzutreffen, obwohl
danach natürlich fleißig gesucht wurde.
Die Kirche von Bergen
hat jahrhundertelang Bindungen zum St.-Viktor-Stift in Xanten gehabt. Bis zur
französischen Revolution wird der Pastor von Bergen vom Kapitel des Stifts ernannt.
Neben diesem Ernennungsrecht hat das Stift noch Höfe und Land in Bergen, die
man aus dem Erlös des Verkaufs ihrer mühevoll zu bearbeitenden Weinberge
anderswo angekauft hatte. Selbst kann man diese Ländereien nicht bearbeiten;
das überläßt man den Pächtern.
Die Kirche in Bergen besitzt Tauf-, Heirats- und
Sterbebücher, die ungefähr bis 1680 zurückgehen. Diese sind deponiert im
Reichsarchiv von Maastricht, wo sie für jedermann einsehbar sind. Im Pastorat
von Bergen befinden sich noch einzelne Teile des Kirchenarchivs, außerdem eine
Denkschrift über Schenkungen und Jahresmessen für Verstorbene aus dem Jahre
1673.
Das Örtchen Bergen (jetzt Oud-Bergen) ist ein Dorf,
das bereits 887 genannt wird, als zwei freie Männer, „de Berghon“ sich
abgabepflichtig[5] machen
an die Abtei von Werden an der Ruhr. Demzufolge konnte Bergen also 1987 sein
1100jähriges Bestehen feiern!
Was das Archiv von Bergen anbetrifft, so suche man im
Reichsarchiv von Maastricht unter Well. Es ist noch nicht inventarisiert, aber
über das Archiv liegt ein Katalog von van Beurden vor, worin verschiedene
Archivstücke genannt werden. In der Gemeindebürgermeisterei von Bergen liegen
auch noch einzelne Archivstücke, die bis l585 zurückgehen, meist Abrechnungen
von Steuererhebungen.[6]
19. Generation |
van Os Hermann * ? † ? ¥ ? |
|
||||
18. Generation |
de Roever Wylhelm * rd. 1400? † ? ¥ ? |
|
||||
17. Generation |
Roevers Rutt * rd. 1430
Kirchmeister † ? ∞ ? |
|
||||
16. Generation |
Roevers Peter * rd.1460
Kirchmeister † ? ¥ ? |
|
||||
15. Generation |
Roevers Rutt * rd. 1500 Schöffe †
vor 1576 ¥ ? |
|
||||
14. Generation |
Rutten Hendrick * rd. 1549 † vor
1617 |
|
||||
13. Generation |
Rutten Jan * etwa 1580[7]
Gastwirt † etwa 1632 |
|
||||
12. Generation |
Rutten Gerard(us) * ca. 1620
Steuererheber für Aijen |
|
||||
11. Generation |
Rutten-Weijenberg Johannes (Jan) * 1655
(1651/1653) |
|
||||
10. Generation |
Rutten-Weijenberg Hendrik (Henricus)[8] |
|
||||
9. Generation |
Rutten-Weijenberg Gerardus |
Rutten Jan Hendrik |
|
|||
7. Generation |
Rutten Gerard(us) |
Rutten Sebastiaan |
Rutten Theodor |
|||
6. Generation |
Rutten Leonardus |
Rutten Jacobus |
Rutten Peter |
|||
5. Generation |
Rütten Elisabeth |
Rutten Gertruda |
Rütten Jan Josef |
|||
|
In der obigen Karte sind nördlich
die Ortschaften Bergen und Aijen eingezeichnet. Links das Wappen der
Gemeinde von Bergen. |
Beispiel aus dem Trau-, Heirats- und Sterbebuch der Pfarrei
Bergen (Reichsarchiv Limburg, Maastricht) vom Jahre 1699:
Karte (Tranchot und von Müffling,
Auszug):[9]
Um 1440 wohnt in der Gerichtsbarkeit von Maashees und
Holthese ein gewisser Wylhelm Roever. Er ist verheiratet mit der Tochter von
Hermann Os. Dieser Wylhelm Roever steht im Register der Lehnsbücher von Gelre
(Geldern): ausländische Lehen unter Vierlinxbeke. Er hat einen Sohn namens
Rutger, der das Gut 1452 von seinem Vater „erbt“. Dieses Lehen wird 1465 erneut
bestätigt und dauert bis 1478, als es in fremde Hände übergeht. Es gibt eine
Reihe von Hinweisen, daß dieser Wylhelm der älteste Vorvater der Rutten ist.
1492 erhält Peter, der Sohn von Rutt Roevers Aijen, einen Bauernhof zum Besten
der Kirche von Bergen. Er ist dort Kirchmeister. Dieser Peter Roever hat einen
Sohn Rutt, den er bestimmt nach seinem Vater benannt hat. Seinen anderen Sohn
nennt er Wylhelm. Dieser Sohn nennt seinen Sohn wiederum Peter, also wieder
nach seinem Vater. Ein nicht unwichtiger Hinweis steht im Kirchenbuch von Well:
„Sunte Anthonius Gyldt als tijns Peter Wylhelm Roevers soon van Maashees.“
Rutt Roevers, * um 1430
Er ist der Vater von Peter
Roevers und wird als solcher im Stiftsarchiv Xanten genannt, dem Stift, in
dessen Besitz Bergen jahrhundertelang gewesen ist, Nr. GW 97, unpaginiert: „Von
den van Bergens (ein Geschlecht dieses Namens) ein Hufen Land (=13.4 Hektar) an
Peter Rutt Roevers Sohn und Johan Hueb Moirmans Sohn von Meyberssen, zum Besten
der Kirche von Bergen, a.D. 1492.“ Beide sind damals Kirchmeister, d.h.
Kirchenvorsteher.
Überreste eines zehn Jahrhunderte alten Turmes in Bergen (Oud-Bergen).
Das 2. Kreuz rechts an der Mauer ist von Hanriske Rutten, Tochter von Rutt
Rutten und verheiratet mit Geurt Driessen. Dieser ist Kirchmeister, d.h.
Kirchenvorsteher der Kapelle in Ayen und ist noch auf dem Glöckchen erwähnt:
Es gibt noch einen älteren Hinweis: Eine Akte von 1491
im Archiv Gaesdonk, in dem von einem Rutt Roevers Hof gesprochen wird. Um einen
Begriff zu geben, wie solch eine mittelalterliche Akte aussieht, folgt diese
als Kopie.
Akte von 1491 im Archiv
Gaesdonk, in der von einem Rutt Roevers Hof gesprochen wird:
→ |
|
Peter Roevers, * um 1460
Er ist der Sohn des vorgenannten Rutt Roevers. (Dieser
ist Kirchmeister der Kirche von Bergen 1492).
Zinsbuch des Hauses Well
(1569) R.A.L. Nr.61, mit der Erwähnung von Rutt Roevers:
Rutt Roevers, * um l500, † vor 1576.
Er ist der Sohn des
vorgenannten Peter Roevers. 1543 finden wir ihn im Zinsregister besteuert mit
einem Rauchhuhn, zwei Hühnern und einem Kapaun durch das Haus (Schloß) Well.
Außerdem wird er unter Aijen bei den „Reichen“ genannt. Rutt Roevers bezahlt
Abgaben für die Tatsache, daß er einen Schornstein auf seinem Haus hat. Die
Besteuerung ist: ein Rauchhuhn = eine geräucherte Henne, die alljährlich an
einem bestimmten Tag (z.B. am Tage des hl. Andreas) neben den anderen
Steuerschulden auf dem Schloß abgeliefert werden muß.
Die Steuern werden in Naturalien entrichtet. Damit die
Bauern nicht die „schlechtesten“ Hühner liefern, läßt man diese über einen
Stock springen. Ein Kapaun ist ein kastrierter Hahn, wird deshalb viel größer
und bringt mehr Fleisch. Man muß auch mit Geld bezahlen, und das lesen wir in
den Pacht- und Zinsregistern. Rutt Roevers muß ein altmoerken (=
Zahlungsmittel) bezahlen für „synre Hondonck haldende umtrynt 12 mergen“ unter
Aijen und Bergen. Auf der Tranchot-Karte von etwa l800 liegt dieses Grundstück
zwischen dem Sintelenberg und dem Suickerberg (Aijen-Bergen).
Da Rutt Roevers zum wohlhabenden Stand gehört, ist es
nicht verwunderlich, daß er als Schöffe auftritt. Das geschieht dann auch 1558,
l565 und 1567. Im Zinsbuch von 1577 finden wir ihn nicht mehr. Er muß dann gestorben
sein; denn l576 übernimmt Willem Stox dieses Hondonck vom verstorbenen Rutt
Roevers. Nachtrag späteren Datums: nunmehr Hendrick Rutten (sein Sohn).
Ein Schöffe ist eine Art Gesetzeshüter, der die
Tagesangelegenheiten auf dem Gebiet des Rechts regelt. Der Schöffe ist Mitglied
des Schöffengerichts, ein Steuerungsorgan, das mit der Französischen Revolution
verschwindet. Vor der Schöffenbank werden Urkunden aufgenommen über
Verbindlichkeiten, Abtretungen, Testamente u.s.w. Vor dem Schöffengericht
werden auch kleine Rechtsverbindlichkeiten erledigt. An der Spitze steht der
Dorfschulze, dem ein Gerichtsdiener zur Seite steht, der die vorgeladenen
Menschen benachrichtigen muß. An den Schloßherrn von Well müssen sie Steuern
bezahlen, den sogenannten Zehnten aus dem Aufkommen von Ackerbau und
Viehzucht,.
Man unterscheidet beim Zehnten: 1) Der große Zehnte
betrifft alles, was Halm und Stengel hat. Er wird auch der Gabelzehnte genannt.
2) Der kleine oder schmale Zehnte, der auf Flachs, Hanf, Spergel, Hopfen und das
junge Vieh (kreißender Zehnter), wozu auch die Bienen rechnen, erhoben wird. 3)
Der Urbarmachungszehnte wird auf neu erschlossene Ländereien erhoben. Das
Aufkommen wird meist in der Zehntscheune gelagert.
Hendrick Rutten, * um l540,
† vor 1617
Von diesem Hendrick Rutten, dem ersten Vorfahren mit
dem Familiennamen Rutten, gibt es im Archiv von Brüssel eine Anzahl
interessanter Daten. Diese Archivalien sind damals auf einem Speicher des
Beekerstaaij gefunden worden. Sie sind über die Familie Lalaing in Brüssel
dorthin geraten. Vor allem dieser Fund im „Belgischen“ bildet in der
Beweisführung ein wichtiges Glied, daß Hendrick Rutten ein Sohn von Rutt
Roevers ist.
Demzufolge kann der
Stammbaum bis ungefähr 1400 ausgedehnt werden. Hendrick Rutten ist verheiratet
mit Greetgen (Margaretha), hätte also eigentlich Hendrick Roevers heißen
müssen, aber er nennt sich Hendrick Rutten (= Sohn von Rutt). Sein Name taucht
erstmals 1582 auf, wenn die Sprache ist von Land „neben Hendrick Rutten“.
Außerdem wird er noch im Kirchenarchiv von Well genannt, im Register der
Kirchenzinsen: Rutt Roevers Gut, jetzt Hendrick Rutten, schuldet der
St.-Antonius-Gilde jährlich ein Malter Roggen; ausstehend noch aus den Jahren
1597-1610.
Hier ist also ein Rückstand entstanden, aber das ist ganz
begreiflich, denn um rund 1600 wurde das Gebiet entlang der Maas heftig
heimgesucht durch den 8ojährigen Krieg, und zwar so stark, daß die Einwohner
von Well einige Jahre lang dieses Dorf verlassen haben. Im Zinsbuch von 1606
gibt Hendrick Rutten von zwei Morgen Land in Aijen (in Erbpacht) drei Scheffel
Hafer. Nachschrift späteren Datums: Rut Rutten, alias Rutt Hendricks.
Aus seiner Ehe mit Margaretha hat Hendrick Rutten drei
Söhne und eine Tochter. Dies läßt sich aus einer Akte erschließen, die sich im
Archiv von Brüssel befindet: 1) Dries Rutten alias Hendricks. Er hat einen Sohn
Gerard, dessen Witwe l628 Jan Daemen heiratet. 2) Rutt Rutten alias Hendricks
alias Roevers. Eine Tochter von ihm heiratet Gaert Driessen. Beide liegen auf
dem Kirchhof von Bergen begraben. 3) Metgen Rutten. Sie ist verheiratet mit
Peter Aengen Endt. 4) Jan Hutten.
|
Unterschrift von Hendrick Rutten unter einem Schriftstück
betreffs Steuererhebung von 1598 zusammen mit Jan Huygens und Sander
Verheyen. |
Vertrag:[10]
Heute, am
siebenten Januar Eintausendsechshundertsiebzehn, erschienen vor uns: Peter
Bernnardts Scholtis (Schultheiß), Peter Gulicx, Jan Huibers, Schöffen der
Herrlichkeit Well, Gerrtgen, die Witwe von Hendrick Rutten, und dessen Sohn
namens Rutt Rutten, im Namen von Jan Rutten, entsprechend dem Auftrag seines
Bruders. Sie erklärten … empfangen [zu haben]. Oben genannter Rutt hat in
Beisein seiner Mutter für Metgen, ihre Tochter und seine Schwester, auch für
Peter Aengen Endts Kind bei Metten, der Tochter des seligen Hendrick Rutten,
abwesend und noch minderjährig, de rato (rechtskräftig) …
Jan Rutten, Sohn von
Hendrick Rutten und Margaretha, * um 1580, † um 1632
Jan Rutten begegnet zum ersten Mal in einer Akte von 1617.
Danach erscheint er häufig als Wirt, Steuererheber und Käufer von Grundstücken.
Als Gasthofbesitzer verkehren viele Menschen in seinem Haus, nach den
Rechnungen auch viele Soldaten, was im 80jährigen Krieg normal ist. Die essen
und schlafen dann auf Kosten „der Allgemeinheit“.
In einer Rechnung von 1628 steht ein interessantes
Detail: am 24. April 1628 hat ein Tambour (Trommelschläger) aus Straelen mit
einem Gefangenen an Essen und Trinken für zehn Stüver verzehrt.
1627 hat er den Ripse pas gekauft, eine Weide von zehn
Morgen. Diese Weide bleibt sehr lang in den Händen der Familie Rutten. Sie ist
belegt mit einer Steuerbelastung des Schlosses Well von acht Vlemsch
(Zahlungsmittel) und einem Pfund canaris (Brotzucker).
An welcher Stelle in Aijen stand das Wirtshaus?
Vermutlich an der Ecke der Straße, die zur Maas geht:
Jan Rutten ist verheiratet mit Willemken (Wilhelmina).
Von ihr hat er zwei Söhne: Gerhard und Hendrick, der Metgen van den Weijenberg
heiratet und früh stirbt. Deshalb muß sein Sohn Jan später Haus und Erbe
übernehmen zugunsten seiner zwei Schwestern Wilhelmina und Margaretha. 1669
heiratet dieser Jan Cordula Verberkt, die Witwe von Arnoldus van Aersen aus
Grubbenvorst. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor: 1670 Hendrick und 1673
Arnoldus.
Dieser Hendrick wird später Esther van de Boom
heiraten, Witwe von Marcus Liefgens, Postmeister zu Maashees. Er ist
Gutsverwalter des Schlosses Geijsteren und Schultheiß (scholtis) von Oirlo und Oostrum. Sein Sohn Marcus
Johannes wird später Rektor der Kapelle in Ostrum. 1745 stirbt Hendrick Rutten
als Gatte von Mechtildis Weijenbergh.
Unterschrift
von Jan Rutten:
Gerard Rutten, * um 1620, † 1673
Als Sohn von Jan Rutten heiratet er später Maria van den
Weijenberg (Wienberg). Im Volksmund wird daraus schnell Rutten-Weijenberg,
vermutlich um zwischen den vielen Ruttens unterscheiden zu können, die in
dieser Gegend wohnen. Dieser Doppelname ist bei einigen Ruttens noch bis auf
den heutigen Tag bestehen geblieben. Im vorliegenden Rüttenstamm ist diese
Ergänzung um etwa 1800 verschwunden.
1651 begegnen wir Gerard Rutten (aus Aijen) zum ersten
Mal in einem Schriftstück, worin er verspricht, alles zu zahlen „aus einer
Erbschaft zu Aijen am Berg gelegen“. 1653 kommt er zusammen mit seiner Frau
Maria in einer Abtretungsurkunde vor – vermutlich hat er zwischen 1651 und 1653
geheiratet –, was noch wahrscheinlicher wird, weil bei seinem Tod 1673 nur
unmündige Kinder leben.
Von seinem Vater hat er die Gastwirtschaft in Aijen
übernommen. Daß an diesem Ort guter Ackerbau betrieben wird, ergibt sich wohl
aus den vielen Ankäufen und der Erb-Auseinandersetzung von 1676. Von seinen
Vater erbt er den „Ripse pas“, die bekannte Wiese. Von Gerard Rutten aus
Heukelom, der ihn Onkel nennen muß, kauft er „de Netelen pas“. Die Familie hat
beiderseits noch ziemlich enge Beziehungen, und darum ist es nicht
ungewöhnlich, daß Gerard Bürge bleibt für seinen Neffen Jan Rutten in
Zusammenhang mit der Steuererhebung..
In dieser Gegend bemüht sich jetzt Ludwig XIV. von
Frankreich um militärische Erfolge. Aus dem Kriegsgeschehen erwächst dem
normalen Bürger viel Schaden, und zwar sowohl von Freundes- als auch von
Feindesseite, da ja nur Söldner kämpfen. 1673 fordert Gerard für angelaufenen Schaden
228 Gulden, vermutlich für die Einquartierung von Truppen des Prinzen.
1649-1673 ist er Steuererheber, eine Tätigkeit, die häufig durch die Familie
Rutten ausgeübt wird.
Am 14.7.1673 stirbt Gerard
Rutten, und als Steuererheber muß er noch die eingetriebenen Gelder übertragen.
Das macht dann seine Ehefrau für ihn. Sie reicht dabei eine Rechnung ein „für
Verköstigung von Reitern im Auftrag des Prinzen in ihrem Haus“. Bei seinem Tod
ist keines der Kinder volljährig. Sein Sohn Hendrick wird wohl der älteste
gewesen sein, denn 1676 übernimmt er das Geschäft zum Besten seiner Brüder und
Schwestern. Seine Ehefrau stirbt am 13.12.1697.
Aus der Ehe mit Maria van
Wijenberg hat Gerard Rutten drei Töchter und zwei Söhne: 1) Wilhelmina heiratet
um 1680 Godefridus Heylen. 2) Catharina heiratet 1690 Petrus van Arsen aus
Grubbenvorst. Sie stirbt in Maashees, wird aber in Bergen begraben. 3)
Hendersken heiratet Jan Lenssen, stirbt aber früh. 4) Hendrick heiratet um 1682
Henrina Heylen, Schwester von Godefridus Heylen. Sie haben folgende Kinder:
1683 Gerard, verheiratet mit Gerarda Sweyen; 1685 Godefridus, verheiratet mit
Maria Driessen; 1687 Johanna, verheiratet mit Leonardus Arts; 1690 Johannes,
verheiratet mit Gertrudis Cocken.
Karte um 1700:
5) Johannes Rutten, verheiratet mit Gertrudis Cocken,
ist der Stammvater von vielen, später sehr bekannt gewordenen Ruttens, u.a.
Bürgermeister Rutten von Wansum und Meerlo, und das Mitglied der 2. Kammer, Mr.
(Dr. jur.) Rutten, der auch aus Wansum gebürtig ist.[11]
Jan Rutten, auch
Weijenberg-Rutten genannt, Sohn von Gerard Rutten
1692 verheiratet mit Johanna Smits aus Maashees.
Zeugen bei dieser Hochzeit sind sein Bruder Henrick Rutten und Peter sein
Schwager van Aersen. Er stirbt 1707 in Aijen, drei Jahre nach dem Tode seiner Frau.
1668 findet die definitive Teilung von Gerard Ruttens
Erbe statt. Bei dieser Teilung bekommt Jan Rutten u.a. „de Ripse pas“ und „de
Netelenpas“. 1686 steht Jan Rutten zu Buch mit vier Kühen, fünf Rindern, acht
Gänsen, 45 Schafen. Dies wird sich natürlich nach der Erbteilung wohl
gesteigert haben, vor allem weil Jan auch das Haus und das Brauhaus erbt.
1705 ist Jan Schöffe. Aus seiner Ehe mit Johanna Smits
sind folgende Kinder bekannt. 1693: Gerard, der Johanna Maas aus Afferden
heiratet; 1695: Henricus; 1696: Maria, die 1697 stirbt; 1698: Hendrina; 1701:
Maria, die Hendrik van Aken heiratet; 1703: Jan, der 1707 stirbt.
Unterschrift
von J.Weijenberg-Rutten:
Hendrik Rutten-Weijenberg, Sohn von Jan Rutten-Weijenberg
(1695-1757)
Er ist zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit
Maria Janssen hat er einen Sohn und eine Tochter, nämlich Johannes und Johanna.
Dieser Johannes heiratet später Johanna van de Berg aus Blitterswijck und ist
noch Schöffe in Aijen. Ein Sohn von ihm siedelt sich mit Anna Diebels auf „de
Sintelenberg“ an. Maria Janssen stirbt 1731. Danach heiratet er Maria Sweijen.
Aus dieser Ehe hat er folgende Kinder. 1733: Gerardus. 1735: Petronella,
verheiratet mit Jan Dericks. 1737: Wilhelmus, verheiratet mit Johanna Hermans.
1739: Anna Maria, verheiratet mit Matthias Vervoort. 1740: Christianus,
verheiratet mit Agnes Hermans aus Afferden. 1743: Johannes, verheiratet mit
Petronella Zeelen (mit Dispens). 1747: Johanna, verheiratet mit Ernest
Stoffels.
1736 ist Hendrik Rutten Armenmeister in Aijen. Im
Händlerverzeichnis von 1740 (Gemeindearchiv Bergen) ist er verzeichnet als
Schnapsausschänker, Bierausschänker, Brauer und Malzer. Hendrick Rutten stirbt
am 23.9.1757 in Bergen.
Unterschrift von Hendrick Rutten Weijenberg:
Gerard Rutten-Weijenberg, Sohn von Hendrik Rutten-Weijenberg
(1733-1797)
Er ist dreimal verheiratet. Seine erste Ehe schließt
er 1767 mit Gertrudis Cocken. Sie stirbt 1775 kinderlos. Die zweite Ehe geht er
mit Maria Tax aus Heijen 1777 ein. Von ihr hat er vier Kinder. 1778: Gerardus,
verheiratet mit Johanna Troost(en). 1780: Johannes, verheiratet mit Gertruda
Janssen. 1782: Albertus, der 1785 stirbt. 1785: Maria.
Die dritte Ehe schließt er mit Maria van den
Wollenberger aus Gennep. Von ihr hat er auch vier Kinder. 1788: Maria. 1790:
Elisabeth, die 1798 stirbt. 1791: Arnoldus, verheiratet mit Elisabeth Vissers.
1793: Johanna.
1779 ist Gerard Rutten Zunftmeister, eine Stellung,
die er auch noch eine Reihe von Jahren wahrnimmt. Gerard Rutten ist von Beruf Bauer,
wohnt also nicht mehr im Wirtshaus. 1797 stirbt er, seine Witwe verheiratet
sich wieder mit Hendrick van Kempen, und sie nehmen ihren Wohnsitz in Well.
Unterschrift von Gerard Rutten:
1. Ansicht entlang Beekerstaeij
über die Maas auf Bergen am 10. Juni 1748:
Het Veerhuis Beekerstaeij
bij Vierlingsbeek, 1748. ‘s-Hertogenbosch, Bibliotheek van het Provincial
Genootschap Nr. 132, von Jan de Beyer Vierlingsbeek.
↑ Das Fährhaus Beekerstaeij bei Vierlingsbeek
1748 ↑ Kirche von Bergen
2. Sicht vom Fährhaus Beekerstaeij bei Vierlingsbeek
mit Blick auf die Maas flußabwärts bei Eisgang:
Ijspret bij Vierlingsbeek,
1738. ‘s-Hertogenbosch, Bibliotheek van het Provincial Genootschap, Nr. 131.
3. St.-Antonius-Kapelle in
Aijen (Ortsteil von Oud-Bergen):
4. Ortsschild von Aijen Gemeinde Bergen (Provinz
Limburg):
5. St.-Antonius-Kapelle Aijen Gemeinde Bergen:
↑
Gerhard Eyckers
6. Blick von der
Zufahrtstraße zur Maasfähre auf Oud-Bergen:
7. Blick auf die Maas mit der jetzigen Fähre nach
Vierlingsbeek:
8. Blick von der Zufahrtsstraße zur Maasfähre auf
Oud-Bergen, links hinten die Kirchturmruine:
9. Kirchturmruine in Oud-Bergen:
|
10. An der abgewandten
Seite der Kirchturmruine stehen zwei Grabkreuze. Die zweite Inschrift auf dem rechten Kreuz lautet:
„Anno Dni 16.. den … is in den Heere verstorven Hanrisken Rutten, eyn echte
H.ysfrovw. Godt troost du zielen.“ Es ist deutlich, daß diese Inschrift vor ihrem Tod verfaßt wurde. Nach
ihrem Tode vergaß man offen-sichtlich, die Daten zu ergänzen. |
5. Berühmte Träger des Familiennamens Rutten
v
Louis
Martin Robert Rutten wird am 4. Juni 1884 in Maastricht geboren. Er
promoviert 1909 in Utrecht über Säugetiere des Pleistozäns in den Niederlanden.
Er führt Untersuchungen durch, welche vorwiegend dem Aufspüren von Erdöl in
Süd- und Mittelamerika sowie dem ostindischen Archipel dienen, und führt eine
wissenschaftliche Expedition nach Ceram durch (1917-1919). 1921 wird er
Hochschullehrer für Erdkunde in Utrecht. Mit Promovenden unternimmt er mehrere
Forschungsreichen zu den Antillen. Werke:
Voordrn. over geolog. van Ned. O.-Indië (1927); Geolog. Nomenclator (1929). Er
stirbt am 11. Februar 1946 in Utrecht.
v
Martin
Gerard Rutten wird am 21. Oktober 1910 in Djombang (Java) als Sohn von
L.M.R.Rutten geboren. Er promoviert 1936 in Utrecht über die Geologie von
Nordkuba. Nach Tätigkeiten bei der Erdölausbeute auf Java und Sumatra, zur
Kriegszeit bei den Staatsbergwerken in Südlimburg und danach bei dem Armeecorps
der USA in Deutschland, wird er 1946 Hochschullehrer in Amsterdam und 1951 in
Utrecht. Werke: A synopsis of the
Orbitoididae (1941); Geologie der Nederlandse steenkolen (1947); Table
Mountains of Northern Iceland (1955); De oorsprong van het leven op aarde uit
geologisch gezichtspunt (1965); The Geology of Western Europe (1969). Er stirbt
am 13. Oktober 1970 in Utrecht.
v
Felix
Johan Joseph Hubert Rutten wird am 13. Juli 1882 in Sittard geboren. Er
promoviert in Löwen in Philologie. Er heiratet die Romanschriftstellerin Marie
Koenen. Er schreibt Lyrik mit mystischen Akzenten, Novellen, Reise-Erzählungen
und Bühnenwerke. Werke: Avondrood
(1913); Goede Vrijdag (1914); Limburgsche sagen (1916); Levenswijding
(1917); Hagar (1917); Beatrijs (1918); Eva’s droom (1918); Sonnetten
(1920); Slachtoffers (1921); De verzonken tuin (1924); Brugge (1925); De tocht
naar Morgenland (1938); Iwan (1955). Er stirbt am 26. Dezember 1971 in Rom.
v Georges Albert Maria Rutten wird am 10. August 1875 in Dendermonde geboren. Er wird 1890 mit dem Ordensnamen Ceslas Dominikaner. Er promoviert 1900 in Löwen in Sozial- und Politikwissenschaften. 1903 gründet er das Flämische Sozialwerk. 1904 gründet er in Gent das Allgemeine Sekretariat Christlicher Berufsverbände in Belgien (seit 1923 Allgemeiner Christlicher Gewerkschaftsbund). 1920 wird er Lehrer am Großen Seminar in Mechelen. 1924 erwirbt er den Magistertitel in Theologie. Als Senator (1921 bis 1946) widmet er sich vor allem sozialen Belangen, der Ausbildung und der Gesundheitsfürsorge. Werke: Nos grèves houillères et l’action socialiste (1900); Handboek voor sociale studiën (1911); La doctrine sociale de l’Église (1932); Manuel d’études et d’actions sociales (1946). Er stirbt am 26. Mai 1925.[12]
6. Der heilige Evermarus
Auf dem Wege
zur Aufführung des Mysterienspiels zu Ehren des hl. Evermarus in Rutten (1936)[13]
Nach einer Vita aus dem 12. Jahrhundert ist Evermarus ein Edelmann aus Friesland zur Zeit Pippins von Herstal. Er pilgert mit sieben Gesellen nach Santiago de Compostella, zum Grabe des hl. Jakobus des Älteren. Auf dem Rückwege möchte er noch das Grab des hl. Servatius in Maastricht verehren und übernachtet auf einem Landgut in Herstappe. Als der Gebieter Hacco[14] hört, daß auf seinem Grundstück übernachtet wurde, jagt er ihnen nach und ermordet sie in Rutten (Russon), einem Ort südlich von Tongeren (Tongres). Um 690 wird sein Leichnam dort durch einen Priester aufgefunden.
An seinem Festtag, dem 1. Mai, wird in Rutten das St.-Evermarusspel, das einzige überlebende niederländische Mysterienspiel (seit dem 11. Jahrhundert[15]), von der Dorfgemeinschaft bei der Evermaruskapelle (1784 erbaut) auf der sogenannten Heiligen Weide aufgeführt. Szenen sind: Pilgerzug, Trinken aus dem Brunnen, Verfolgung mit dem wilden Ritt derer von Hacco, Flucht des jüngsten Pilgers auf die sogenannte Schwarze Weide und seine Verteidigung mit einer Rute, schließlich Ermordung aller Pilger. Texte und Melodien enthalten mittelalterliche Elemente.[16]
[1] Louis M.
Rutten, Eisenhowerstraat 8,
Venray, hat seine umfangreichen und langjährigen Nachforschungen in einer
Arbeit mit dem Titel „Twee Rutten
stammen rond Peel en Maas“ im Jahre 1981 zusammengefaßt; denn seine Mutter ist
nicht nur eine verheiratete, sondern auch eine geborene Rutten. (Es ist aber
nicht herauszufinden, ob diese beiden Rutten-Stämme einen gemeinsamen Ursprung
haben.) Von dieser 75 Seiten umfassenden Arbeit sind nachfolgend nur die ersten
26 Seiten durch Gerhard Wilhelm Eyckers (Düsseldorf) übersetzt, welche den
väterlichen Zweig betreffen. Bearbeitet und ergänzt von Heinrich Michael
Knechten, Horneburg 2012.
[2] Fachlich von G.Eyckers auf Vorschlag von Josef M.
Lorenz berichtigt.
[3] Korrigiert nach einem Telefonat mit Louis Rutten am
15.12.1999.
[4] Evermarus
pilgert von Friesland aus nach Santiago de Compostella, dem Wallfahrtsort des
hl. Jakobus des Älteren. Er ist bereits auf dem Rückweg nach Hause, will aber
noch das Grab des hl. Servatius in Maastricht verehren. Er übernachtet auf
einem Landgut in Herstappe. Als der Gebieter Hacco hört, daß auf seinem
Grundstück übernachtet wurde, jagt er ihm nach und ermordet ihn um 700 am Ort
des heutigen Dorfes Rutten (Russon) südlich von Tongeren (Tongres). Jährlich
wird am Festtage des hl. Evermarus, dem 1. Mai, eine große Prozession mit
Königlichem Fanfarenzug und ein Mysterienspiel abgehalten. In Rutten gibt es
eine Sint Evermarusstraat. Der hl. Evermarus wird vor allem deswegen verehrt,
weil er im Stande eines Pilgers starb. Insofern gilt er als ihr Patron. Er wird
als Pilger mit Krone und Palme dargestellt. In Borth (Rheinberg) gibt es eine
Pfarrgemeinde St. Evermarus mit 2.629 Gläubigen. Sie ist um 1290 erstmals
urkundlich erwähnt. Im Mittelalter ist diese Kirche ein bedeutsames
Wallfahrtsziel. Ein Wunderverzeichnis ist noch erhalten.
[5] Abgabepflicht in Form von Bienenwachskerzen für die
Kirche.
[6] Männer sammeln gegen Bezahlung die Steuern für den
Staat oder die Gemeinde ein und führen darüber Buch.
[7] Aus der Zeit von Jan Rutten (um 1580 bis etwa 1632)
gibt es ein Dokument im Gemeindearchiv von Bergen (Doop-, Huwelijks- en
Overlijdenregister). Es lautet übersetzt:
„1621, den 9. Tag im Mai hat ein Leutnant van Rinberck
mit 8 Soldaten und einem Pferd im Jan-Rutten-Haus übernachtet. Sie haben
zweimal verzehrt: 9 Personen je Mann und Mahlzeit für 3½ st(üver). Das Pferd
hat Heu und Hafer verzehrt für 12 st., macht zusammen 39 g(ulden) 15 st. Bier
wurde für 29 st. getrunken, und das mit Zustimmung des Schöffen […] und vielen
Nachbarn.“
[8] Franz Gommans,
Goch, teilt in Mosaik, Heft 4 (1983), 113; Heft 1 (1986), 12-22 mit:
·
Gerardus
Rutten, † nach 1684.
·
Gertrudis
Rutten, * 08.04.1683 Bergen, † 04.03.1770 Afferden.
·
Beatrix
Rutten (auch Rutgeri oder Tunnissen genannt), * um 1685 Gennep, † 30.07.1762
Gennep als Witwe von H.Jacobs.
·
Mathias Gerardus Rutten, * nach 1690 vermutlich in Bergen, kath., ∞ 01.07.1682
Afferden.
·
Christian
Rutten, * 22.11.1740 Bergen-Aijen, † 10.01.1786 Bergen-Heukelom, kath.,
Ackermann, ∞ 10.10.1769 Afferden Agnes Hermens (15.02.1745-01.05.1800).
·
Gertruda
Rutten, * 19.06.1775 Bergen, † 13.04.1813 Gennep, kath., Tagelöhnerin.
Gerardus Rutten († 1673), Johannes
Rutten - Weijenberg /Wyenbergh († 1707) und Henricus Rutten - Weijenberg/Wyenbergh (1695-1757) sind
gemeinsame Vorfahren beider Linien.
[9] Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von
Müffling, Einzelkarte 13, Boxmeer (43x43 cm). Topographische Aufnahme
rheinischer Gebiete durch französische Ingenieurgeographen unter Oberst
Tranchot 1803-1813 und durch preußische Offiziere unter Generalmajor Freiherr
von Müffling 1816-1820 mit Ergänzungsblättern 1626-1828. Die Originale befinden
sich in der Staatsbibliothek Marburg/Lahn (Stiftung Preußischer Kulturbesitz).
[10] Offensichtlich unvollendeter Text aus einer Kladde,
gefunden in einem Buch aus dem Fonds Lalaing, im Reichsarchiv Brüssel, Nr.
1964.
[11] Auf dem Friedhof von Père Lachaise im Osten von
Paris, ganz in der Nähe des Grabes von Edith Piaf (Section 97), gibt es das
Grab einer Familie Rutten. Die Direktion des Friedhofs konnte jedoch keinerlei
Auskünfte erteilen, zumal am Grab kein Sterbedatum verzeichnet ist. 1840
gründet Louis-Hubert Rutten (†
1891) in Maastricht die religiöse Gemeinschaft „Frères de
l’Immaculée-Conception“ zum sozialen Dienst an Jugendlichen, die straffällig
geworden sind. Der Dominikaner und Soziologe C.J.Rutten
arbeitet im internationalen Institut für Sozialwissenschaft und Politik in
Freiburg/Fribourg (Schweiz) in der Naturrechtforschung (Sammlung Politeia,
Heidelberg 1949ff, jährlich ein Band). Siehe auch: http://genforum.genealogy.com/rutten
(abgerufen am 15.6.2012).
[12] Vgl. Grote Winkler Prins. Encyclopedie, Bd. 20,
Amsterdam, Elsevier u. Antwerpen 1992, 274f.
[13] Grote Nederlandse Larousse Encyclopedie, Bd. 9, Den
Haag 1995, 383.
[14] Nach anderen Quellen handelt es sich um einen
Strauchräuber Hacco.
[15] Theoduinus,
Bischof von Lüttich, wehrt sich anfänglich gegen den Bau der Kirche, die dann
aber von ihm eingeweiht wird. Diese Kirche besitzt einen Turm sowie einen
Taufbrunnen aus dem 12. Jahrhundert .
[16] Vgl. Grote Winkler Prins. Encyclopedie, Amsterdam,
Elsevier u. Antwerpen 1991, Bd. 8, 514. Dazu: K.Meisen,
Der Volksheilige Evermarus und das Evermarusspiel in Rutten, in: Rheinisches
Jahrbuch für Volkskunde 11 (1960), 62-145.