Engel
Heinrich
Michael Knechten
Heilige
Schrift
v „Als
Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt“ (Jud 9).
v „Ich
bin Gabriel, der vor Gott steht“ (Lk 1,19).
v „Er
fand den Engel Raphael vor sich stehend, und er erkannte nicht, dass es ein
Engel Gottes war“ (Tob 5,4; Langtext im Codex Sinaiticus).
v „Ihre
Engel im Himmel schauen allezeit das Antlitz meines Vaters im Himmel“ (Mt
18,10).
v „Du
sollst zwei Cherubim aus getriebenem Gold machen“ (Ex 25,17).
v „Seraphim
standen rings um ihn“ (Jes 6,2).
v „Ich
schaute: Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer,
umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold.
Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen. Das war ihre Gestalt: Sie sahen
aus wie Menschen. Jedes der Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel.
Ihre Beine waren gerade und ihre Füße wie die Füße eines Stieres; sie glänzten
wie glatte und blinkende Bronze. Unter den Flügeln an ihren vier Seiten hatten
sie Menschanhände. Ihre Flügel berührten einander. Die Lebewesen änderten beim
Gehen ihre Richtung nicht: Jedes ging in die Richtung, in die eines seiner
Gesichter wies. Ihre Gesichter sahen so aus: Ein Menschengesicht blickte bei
allen vier nach vorn, ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein
Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier nach
hinten. Ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Mit zwei Flügeln berührten sie
einander und mit zwei bedeckten sie ihren Leib. Jedes Lebewesen ging in die
Richtung in die eines ihrer Gesichter wies. Sie gingen, wohin der Geist sie
trieb und änderten beim Gehen ihre Richtung nicht. Zwischen den Lebewesen war
etwas zu sehen wie glühende Kohlen, etwas wie Fackeln, die zwischen den
Lebewesen hin- und herzuckten. Das Feuer gab einen hellen Schein und aus dem Feuer
zuckten Blitze. Die Lebewesen liefen vor und zurück und es sah aus wie Blitze.
Ich schaute auf die Lebewesen. Neben jedem der vier sah ich ein Rad auf dem
Boden. Die Räder sahen aus, als seien sie aus Chrysolith gemacht. Alle vier
Räder hatten die gleiche Gestalt. Sie waren so gemacht, dass es aussah, als
laufe ein Rad mitten im anderen. Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und
änderten beim Laufen ihre Richtung nicht. Ihre Felgen waren so hoch, dass ich
erschrak; sie waren voll Augen, ringsum bei allen vier Rädern. Gingen die
Lebewesen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Hoben sich die Lebewesen
vom Boden, dann hoben sich auch die Räder. Sie liefen, wohin der Geist sie
trieb. Die Räder hoben sich zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen
war in den Rädern. Gingen die Lebewesen, dann liefen auch die Räder; blieben
jene stehen, dann standen auch sie still. Hoben sich jene vom Boden, dann hoben
sich die Räder zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den
Rädern.“ (Ez 1,4-21).
v „Denn
ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch
Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftighes, weder Hohes noch Tiefes noch
eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus
Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38f).
v „Denn
in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und
das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten;
es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol 1,16).
Johannes Chrysostomos
„Dann wird hervorbrechen wie Morgenröte dein Licht“
(Jes 58,8).Was aber ist es, was er mit Licht bezeichnet? Und was für ein Licht
soll das sein? Nicht dieses irdische Licht, sonden ein viel besseres, das uns
den Himmel sehen lässt, die Engel, die Erzengel, die Cherubim, die Seraphim,
die Throne, die Fürstentümer, die Herrschaften, die Mächte, die ganze himmlische
Heerschar, die Königsburg, das heilige Gezelt. Denn wenn du jenes Lichtes
würdig befunden wirst, dann wirst du alle diese Dinge schauen, wirst befreit
sein vom Hades, vom giftgeschwollenen Drachen, vom Zähneknirschen, von aller
Angst und Beklemmung, von der undurchdringlichen Finsternis, von den
körperlichen Qualen, von dem Feuerstrom, von den Verwünschungen und von dem Ort
der Pein. Dafür wirst du dorthin kommen, wo Schmerz und Leid vorüber ist, wo
große Wonne und Friede, Liebe, Freude und Genuss, wo ewiges Leben,
unbeschreiblicher Glanz und unsagbare Schönheit, wo die ewigen Wohnungen und
die alle Begriffe übersteigende Herrlichkeit des Königs ist und jene Güter, die
kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und die in keines Menschen Herz
gedrungen sind, wo der Seelenbräutigam und das himmlische Brautgemach, wo die
Jungfrauen mit brennenden Lampen sind und alle, welche das hochzeitliche Gewand
tragen, wo der ganze Reichtum des Herrn und die Schatzkammer des Königs sich
befinden.“[1]
Dionysios Areopagita
„Die Offenbarung hat den himmlischen Wesen neun Namen
gegeben, die über sie Aufschluss bieten. Der göttliche Lehrer,[2] der uns in die heilige
Wissenschaft einweihte, gruppiert sie in drei dreiteilige Ordnungen. Die erste,
sagt er, ist diejenige, welche immer um Gott steht und, wie die Überlieferung
sagt, ununterbrochen und, den anderen voraus, mit ihm vereinigt ist. Denn die
Offenbarung der heiligen Schriften, sagt er, habe überliefert, dass die heiligsten
Throne, die mit vielen Augen[3] und vielen Flügeln[4] versehenen Rangstufen,
Cherubim und Seraphim nach dem hebräischen Worte genannt, gemäß ihrer alle
übertreffenden Nähe unmittelbar um Gott gestellt sind. Diese dreifache Ordnung
bezeichnete unser großer Meister gleichsam als eine und eine gleichstufige und
eigentlich erste Hierarchie. Keine andere ist Gott ähnlicher und den
unmittelbaren Ausstrahlungen der Urgottheit direkt näher unterstellt als diese.
Die zweite Triade, sagt er, sei diejenige, welche von den Gewalten,
Herrschaften und Mächten gebildet wird. Die dritte Triade unter den letzten der
himmlischen Hierarchien bestehe aus den Engeln, Erzengeln und Fürstentümern.“[5]
© Heinrich Michael
Knechten, Horneburg 2018
[1] Johannes
Chrysostomos, Matthäuskommentar 54,6, Patrologia Graeca 57, 540.
[2] Proklos,
Kommentar zu Platons Timaios, hg. v. K.E.Ch.Schneider, Breslau 1847, 290; zu Alkibiades
I, hg. v. V.Cousin, Paris 1864, 377: Engel, Dämonen und Heroen.
[3] Vgl. Ez 1,18.
[4] Vgl. Ez 1,6.
[5] Dionysios
Areopagita, Über die himmlische Hierarchie 6,2, hg. v. G.Heil u. A.M.Ritter,
Corpus Dionysiacum II, Patristische Texte und Studien 67, Berlin u. Boston 22012,
26f. Gegenüber Johannes Chrysostomos sind die Gewalten hinzugefügt.