Heinrich
Barckhoff
Heinrich Barckhoff war
von 1608 bis 1650 Pfarrer in Horneburg. Seine Lebensleistung war
außerordentlich. Über ihn gibt es folgende Nachrichten, in denen die
Schreibweise seines Familiennamens und die Angabe der Daten schwanken:
I.
Hauptlehrer
Bernhard Gellenbeck, Horneburger
Chronik, Teil 1, Seite 85-88:
„Heinrich Barkhoff, 1608-1650. Bis zum Jahre 1635 war er noch Rektor an der
Filialkirche zu Horneburg, von genannter Zeit an übte er die Rechte eines
Pfarrers aus. 1633 ernannte ihn der Kurfürst [von Köln] zum vestischen
Kommissar, da er sich überall einer besonderen Liebe und Achtung erfreuen
konnte. Im Jahre 1610 wurde infolge seiner Bemühungen in der Gemeinde die
erste öffentliche Schule errichtet. Seinen Bemühungen gelang es ferner, daß
1612 die Einkünfte aus der alten Vikariestelle, unter der Bezeichnung St.
Antonie, schon in den ersten Zeiten vom Schloßherrn gegründet, mit der Stelle
eines Rektors (Pfarrers) vereinigt wurde. H.Barkhoff übernahm hieraus die
Verpflichtung, dem Lehrer jährlich 3 Malter
Roggen und 3 Malter Gerste zu liefern, was auch für seine Nachfolger bestehen
blieb. Dafür war ihnen auch für alle Zeiten in Betreff der Lehrerstelle das
Präsentationsrecht eingeräumt. Diese Sache wurde auf Bitten des Rektors und
der Gemeinde von dem Erzbischof (Ferdinand)
durch Verfügung vom 11. Juli 1612 geordnet und erledigt, indem er noch den
Pfarrern oder Rektoren die Pflicht auferlegte, wöchentlich am Altar des hl.
Antonius eine hl. Messe zu lesen. Barkhoff erhielt auch zuerst die Erlaubnis,
in seiner Filialkirche die Kindtaufen vorzunehmen, die sonst immer in Datteln
stattfanden. Die Bürger der Gemeinde waren über die Beschwernis beim
Erzbischofe vorstellig geworden. Das Bestreben, sich von Datteln als
selbstständige Kirchengemeinde abzutrennen, nahm überhaupt zu dieser Zeit
seinen Anfang und fand unter dem Pfarrer Hovestadt um 1670 seinen Abschluß.
Für die Kirche beschaffte Barkhoff (1622) einen neuen Beichtstuhl, der noch
jetzt vom Herrn Pastor benutzt wird. Unter den Wirren des dreißigjährigen
Krieges hatte mit der Gemeinde auch Barkhoff viel zu leiden. Da er bald nicht
mehr im Stande war, die ihm zugeschobenen Kontributionen zu leisten, führten
ihn die Hessen am Lichtmeßtage 1632 gefangen nach Dorsten, wo er drei Wochen
verbleiben mußte. Durch den vom französischen General Turenne verursachten
Brand im Jahre 1646 verlor Barkhoff seine Wohnung, da die Pastorat, welche
bis dahin vor der Kirche stand, ebenfalls niederbrannte, sowie die
Kirchenbücher und andere Schriften und Urkunden. Doch legte er gleich ein
neues Lagerbuch an. Kurz nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges erließ
das erzbischöfliche General-Vikariat eine Verfügung, nach welcher die
Einkünfte und Besitzungen der Kirchen, Armen [Armenfond] und geistlichen
Pfründen revidiert, die Ländereien verbessert und aufs Neue verpachtet, die
Pächte und Zinsen sorgfältiger eingetrieben werden sollten. Das Kirchenland
wurde neu aufgenommen, die Pacht festgesetzt. Diese Verordnung war durchaus
notwendig geworden, da schon manche Anpächter glaubten, ungestörte Besitzer
der Anpachtungen sein und bleiben zu können. Auch in hiesiger Gemeinde rief
daher die Verfügung eine große, aber kurze Unzufriedenheit hervor.“
II.
Hauptlehrer
Bernhard Gellenbeck, Horneburger
Chronik, Teil 1, Seite 96-100:
„Im Jahre 1610 wurde unter dem Rektor Barkhoff, angestellter Geistlicher an
der hiesigen Filialkirche, die erste Schule eröffnet. Der Geistliche, der
Kirchenvorstand und die Bürger der Gemeinde gaben die Erklärung ab, daß die
Schule eine dringende Notwendigkeit sei, wenn man die katholische Religion
erhalten und befestigen wolle. Der anzustellende Lehrer sollte die Kinder der
Gemeinde und der umliegenden Bauerschaften, welche von Köln und der Kölner Akademie
zu weit entfernt seien, in der Grammatik und den Anfangsgründen der
Philisophie [sic], besonders aber in den Lehren der römisch-katholischen
Kirche unterrichten. Das Schullokal befand sich gleich anfangs in der
jetzigen Lehrerwohnung, nach anderen Mitteilungen soll sich dasselbe zuerst
in der Nähe der Kirche befunden haben und erst nach dem durch Turenne
verursachten Brande in das vorhin bezeichnete Haus verlegt worden sein. Der
Schulzwang war ein unbekanntes Ding, der Unterricht fand nur zur Winterzeit
statt und wurde auch von den Bauerschaften Ehsel
und Meckinghoven aus besucht. Der Lehrer wurde meistens aus der Gemeinde
selbst genommen und erhielt seine Ausbildung durch den Geistlichen. Nach
einer vor dem Geistlichen, dem Kirchenvorstande und den beiden Bürgermeistern
abgelegten Prüfung durfte er in Wirksamkeit treten. Neben seiner
Schulthätigkeit betrieb er Ackerbau oder ein Handwerk, da er von der Schule
allein nicht leben konnte. Die Bürger der Gemeinde einigten sich in betreff
der Unterhaltung des Lehrers dahin, ihm gemeinsam seinen Lebensunterhalt zu
beschaffen, doch zeigte sich sehr bald, daß diese Art Ausstattung der
hiesigen Schulstelle eine durchaus unzuverlässige war, da man einerseits die
Wohlthat einer Schule nicht zu schätzen wußte, andererseits der eine vor dem
anderen fürchtete, für die Schule mehr zu leisten. Der Rektor Barkhoff, der
das Unhaltbare dieses Zustandes bald einsah, setzte sich dieserhalb mit der
bischöflichen Behörde ins Einvernehmen. – Es wurden nun im Jahre 1612 durch
Verfügung des Erzbischofs die Einkünfte der alten Vikariestelle St. Antonie
mit den Stelleneinkünften an der Filialkirche vereinigt. Der zeitige Pastor
hatte hieraus jährlich dem Lehrer 3 Malter Roggen und 3 Malter Gerste zu
geben. […] Außerdem wurde dem Lehrer bald ein sogenanntes Schulgeld, sowie
eine Entschädigung, für Dinte,
Kreide, u.s.w. zuerkannt. […] Die Pastöre von Horneburg besaßen wegen ihrer
Verpflichtung der Schule gegenüber von jeher auch das Aufsichts-, Patronats-
oder Präsentationsrecht […]. In der Anstellungsordre für die Lehrerstelle zu
Horneburg heißt es: Auf Präsentation des Herrn Pfarrers N.N. haben wir Ihnen
u.s.w.“
III.
Pfarrer Anton Jansen, Die Gemeinde Datteln. Ein
Beitrag zur Geschichte des Vestes Recklinghausen, Datteln 1881, 64f.:
„Am 1. Februar 1635 wurde Hove
zugleich mit Heinrich Barckhoff Pastor zu Horneburg (seit 1633 vestischer
Commissar), Theodor Thyl Pastor zu Oer und den Vikaren zu Recklinghausen:
Franz von Westerholt, Gottfried Tüsinck und Georg von Uhlenbrock auf Befehl
des hessischen Kommandanten von Dorsten, des Generallieutenants Peter Holzappel gnt. Melander in Recklinghausen angehalten
und des folgenden Tages am Feste Mariä Lichtmeß nach Dorsten abgeführt und hier in Arrest gehalten. Es geschah dieses
als Repressalie dafür, daß lutherische Prediger von der Münsterschen
Regierung mißhandelt und verjagt seien. Hove wurde am 14. Februar und
Barkhoff [sic] am 22. Februar wieder entlassen, die andern erst am 14.
April.“
IV.
Pfarrer Anton Jansen, Die Gemeinde Datteln. Ein
Beitrag zur Geschichte des Vestes Recklinghausen, Datteln 1881, 110f:
„Die Kirche zu Horneburg wurde früherhin von der geistlichen Behörde auch
immer Kapelle genannt und der Rector Cappelanus, wie aus einem Briefe des
Erzbischofs-Coadjutors Ferdinand an den Rector Dobbelinck vom Jahre 1608
hervorgeht. Wegen der großen Gefahr, besonders im Winter, wenn die Kinder
nach Datteln mußten gebracht werden, verlieh Erzbischof Ferdinand unter dem
nachfolgenden Rector, dem spätern Commisserius Vestanus Heinrich Barckhoff
der Kapelle ex speciali indulto et Ordinarii autoritate fontem Baptismalem,
aber absque privilegio sepultaræ.
[…] Heinrich Barckhoff 1608 – um 1650. Gegen Ende des 30 jährigen Krieges am
Tage des Apostels Jakobus den 25. Juli 1646 wurde Schloß und Freiheit Horneburg
durch den französischen Heerführer Marschall Turenne niedergebrannt, bei
welcher Gelegenheit auch alle kirchlichen Papiere verbrannt sind. Barckhoff
legte am 25. September 1646 ein neues Lagerbuch an; dabei schreibt er, daß er
beinah 38 Jahre die Pastoratdienste in Horneburg versehen habe.“
V.
Dr. Hermann Grochtmann, Geschichte des
Kirchspiels Datteln von den Anfängen bis zur Gegenwart. Datteln, Ahsen,
Horneburg, Schriftenreihe zur Geschichte der Gemeinden Datteln,
Oer-Erkenschwick, Ahsen und Flaesheim, Band 1, Datteln 1951, 228:
„Aus einer späteren Zeit (1581 und 1594) ist uns bereits der Rektor Johannes
Meckinghoven begegnet, der zugleich Vikar in Datteln war. Anderthalb
Jahrzehnte später, 1608, wird ein Dobbelinck als Rektor von Horneburg
genannt. Ihm folgte Heinrich Barckhoff (etwa 1610 bis 1650). Er muß eine
hervorragende Persönlichkeit gewesen sein. Die Jahrzehnte, die er Rektor oder
Pfarrer von Horneburg war, sind für den Ort und die Pfarrei besonders
denkwürdig und wichtig geworden. Von 1633 bis zu seinem Tode bekleidete er
das Amt des Vestischen Kommissars. 1633 wurde er mit dem Kellner
von den Hessen als Gefangener weggeführt und ein paar Jahre später (1635)
gehörte er zu den Geistlichen, die auf Befehl des hessischen Kommandanten
Melander oder Holzappel nach Dorsten abgeführt und dort längere Zeit in Haft
gehalten wurden. Horneburg selbst litt in den Jahren unsäglich durch
spanische, ligistische, hessische, schwedische und kaiserliche Truppen, und
am Jakobitag des Jahres 1646 wurden Schloß und Ort von dem französischen
Marschall Turenne, der mit seinem Heere bei Wesel über den Rhein gegangen war
und nun die Straße ostwärts an der Horneburg vorbeizog, niedergebrannt.
Auch die kirchlichen Papiere wurden vernichtet. Barckhoff legte sofort ein neues
Lagerbuch an. Das Verzeichnis enthält Angaben über die Pastoratsbesitzungen,
die Einkünfte der Armenstiftung und das Gehalt des Küsters und Lehrers. Die
jetzigen Tauf-, Trau- und Totenregister hat sein Nachfolger, Theodor
Middeldorff, im Jahre 1650 begonnen. Schon 1610 hatte der Erzbischof
Ferdinand der Kapelle einen Taufstein gestattet, das Begräbnisrecht ihnen
allerdings noch nicht gewährt. Ihre Toten sollten die Horneburger weiterhin
in Datteln begraben. Vor 1630 ist die Kapelle umgebaut oder vergrößert worden
und hat ihre heutige Gestalt erhalten. Im Visitationsbericht von 1630 heißt
es, die Kirche sei neu und noch nicht geweiht.“
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