Beständig vor
Augen
Ich
habe den Herrn beständig vor Augen (Ps 15,8; Apg 2,25).
Warum
heißt es Herr? Ist da jemand, der
Herrschaft ausübt, der andere unterdrückt und unterjocht, zu dem sie aufschauen
müssen? Nein. Das Wort Herr meint,
dass Jesus Christus Gott ist (vgl. Röm 10,9). Er ist der Messias, der uns
erlöst. Er ist der Herr des Lebens. Er steht auf unserer Seite und ist stärker
als das Chaos, stärker als das Zerstörerische, stärker als der Tod und stärker
als die Angst, die in Wellen durch die Länder geht. Wenn wir einen solchen
Herrn haben, dürfen wir voller Vertrauen in das Leben gehen. Wir brauchen uns
nicht zu fürchten vor dem Unerwarteten, vor dem, was unser Leben in einem
Augenblick völlig verändern kann; denn Er ist bei uns. Er ist fähig, uns zu
helfen, und Er ist willig, uns beizustehen.
Ich
habe den Herrn beständig vor Augen.
Wenn
Kinder von ihren Eltern etwas wollen, schauen sie sie an. Sie blicken auf sie
voller Erwartung und in der Überzeugung, dass sie unweigerlich bekommen, um was
sie bitten. Wenn jemand sagt: Ich kann dich nicht mehr sehen, geh mir aus den
Augen!, ist das so etwas wie ein Abbruch der Beziehungen. Wenn jemand einem
andern nicht in die Augen blicken kann, ist das ein Zeichen, dass er sich
schämt. Schau mir in die Augen, heißt es dann. Wer auf andere schaut, nimmt mit
ihnen Kontakt auf; denn unsere Augen können nicht nur empfangen, sondern auch
senden. Augensprache wird das
genannt. Wer einen anderen anschaut, kann ihm Freude mitteilen, aber auch auf
sein Leid und seinen Kummer hindeuten.
Ich
habe den Herrn beständig vor Augen.
Da
ist ein Problem. Wir gehen sonntags in die Kirche, aber wie sollen wir den
Herrn beständig vor Augen haben? Not
lehrt beten. Wenn wir in einer Schwierigkeit sind, fällt es uns nicht schwer Herr, hilf mir zu sagen. Warum beten wir
eigentlich nur in der Not? Wir können doch auch ab und zu sagen: Herr, ich
danke Dir! So, wie wir ein Kind loben, weil es etwas gut gemacht hat, können
wir auch den Herrn loben, wenn wir uns über etwas besonders freuen.
Gott wartet auf deine Gebete,
Sie brauchen im Buche nicht stehn,
Sag Ihm all deine Nöte,
Nah Ihm mit deinem Flehn.
Überschütte Ihn nicht nur mit Klagen
In Leid, Elend und Not.
Bet auch in guten Tagen,
Dank Ihm und singe Ihm Lob.