Arbeitersprache

Vorwort

Diese Ausdrücke, Ausrufe, Redewendungen, Bemerkungen, Kritiken, Floskeln, Kränkungen, Scherze und Zusammenfassungen sammelte ich 1985 bis 1989 in einem Betrieb. Aufgezeichnet wurden nur Worte, die ich persönlich gehört hatte. Arbeitersprache zeichnet sich durch Prägnanz, Deutlichkeit, Treffsicherheit, Witz, Erfindungsreichtum und Kürze aus. Das Sexuelle dient häufig als Quelle der Bilder, Metaphern, Vergleiche sowie Beschreibungen und prägt diese Sprache. Zu beklagen ist eine Sichtweise der Frau als Objekt. Beleidigungen sind integraler Bestandteil der Aussagen. Wendungen, die antisemitisch, rassistisch oder homophob gedeutet werden können, werden hier allerdings nicht wiedergegeben. In runden Klammern finden sich meine Übersetzungs- und Erklärungsversuche. Manche Ausdrücke haben mehrere Bedeutungen.

 

Betrieb

o   Kleiner Krauter (Kleinunternehmer)

o   Da schickʼ ich mal den Christian; der soll da Ordnung machen! (Christian Klar, Mitglied der Roten-Armee-Fraktion. Es handelt sich um eine antikapitalistische Äußerung.)

Werkzeug

o   Tröster der Betrübten (Vorschlaghammer)

o   Mitm Motek aufm Finger (Mit dem Hammer versehentlich auf die Finger klopfen).

o   Wenn du einem damit einen übern Kopp gibst, dann hat der hier eine Dachrinne (scharfes Werkzeug).

Material

o   Die weiche Scheiße (die Mischung 822 für Eisenbahnscheibenbremsbeläge)

o   Warmgepreßte (die Mischung 823 für Eisenbahnscheibenbremsbeläge)

o   Astreiner Schlüpfergeruch (die Mischung AF 27).

o   Alte Mischung (vorherige Mischungsnummer)

o   Neue Mischung (jetzige Mischungsnummer)

o   Oldtimer (Mischung vom vorigen Monat)

o   Viecher (Beläge)

o   Tücher (Asbesttücher)

o   Da is auch dat Kreuzken drauf (X für einen gesundheitsschädlichen Stoff ist auf dem Faß).

o   Alte Propeller (abgenutzte Arbeitshandschuhe)

o   Hebammenhandschuhe (Gummihandschuhe für die Arbeit mit Silikonöl)

o   Bruch, Beulenpest, Fußbälle (Belag mit einer Blase, Ausschuß)

o   Schwatta (Bremsbelag, der durch zu große Hitze beim Pressen dunkel geworden ist).

o   Gut (Brauchbarer Belag)

o   Mickeymäuse, Kopfhörer (Ohrenklappen für Lärmschutz/Ohrenschutz/Gehörschutz)

o   Da muß ich mir einen Wagen malen! (Was soll ich tun, wenn kein Transportwagen frei ist?)

o   Mach am Freitag klar Schiff, damit die anderen ʼn sauberen Bock haben (die Maschine putzen).

o   Na, warte mal ab! Morgen gibt’s hier ein Vaterunser zum Wochenende! (Da werde ich denen Bescheid sagen, daß sie für die nächste Schicht keine Bleche und keine Mischung bereitgelegt haben; ich mußte alles selber holen).

Arbeitsvorgänge

o   Wolln wa widda in de Bütt! (Laßt uns die Schicht beginnen!)

o   Ett hat schon geblitzt (Es hat zum Schichtbeginn gehupt).

o   Da ertönt die Stimme des Kapitals! (Die Hupe zum Schichtbeginn).

o   Hasse heut die erste? Scheiße, wa! (Die erste Schicht nach dem Urlaub oder nach einer Krankheit).

o   Vorwiegen (Mischung bereits für die nächste Füllung abwiegen).

o   Beläge für Truppentransporte (versehentlich doppelt abgewogene Mischung).

o   So genau kannze einer Fliege nich innen Arsch treten! (Du kannst die Beläge nur zwischen 25,0 und 25,5 mm Dicke pressen).

o   Fegen (schnell fahren, die Arbeitsabläufe schnell hinter sich bringen)

o   Stempeln (die Mischungsnummer prägen)

o   Die stempel ich über! (Die neue Mischungsnummer auf die alte Mischung prägen).

o   Schmank wegmachen (Rückstände aus der Form entfernen)

o   Ich kann nur so arbeiten, wie meine Schieblehre mir das sagt (Entschuldigung für unterschiedliche Dicke bei den Belägen).

o   Die W 90 gehn doch durch keine Lehre durch (die Schwalbe ist zu lang für die Schieblehre).

o   Warum willst du dich quälen? (1. Laß dir doch helfen beim Transportieren des Kübels! 2. Du machst es falsch, mach es so! Beim Abschlagen der gebrauchten Beläge).

o   Zerschlagen (granulieren)

o   Da habʼ ich mir voll einen draufgezimmert! (Ich habe mir versehentlich mit dem Hammer auf die Hand oder die Finger geschlagen).

o   Zu fest anknallen (Schraube zu fest anziehen)

o   Laden (Blech und Mischung in die Form füllen)

o   Verwichsen (das Blech in der Form verkanten)

o   Wer geht morgen inne Mitte? (Wer fährt morgen die Pressen in der zweiten Reihe?)

o   Mülleromatik (Murks und Fummel, benannt nach dem Arbeiter Müller, zum Beispiel die lose Oberplatte einer Presse mit Metallstreifen fixieren).

o   Abdrücken (Die Presse durch Drücken der beiden roten Knöpfe zufahren)

o   Wechseln (Den Rohbelag der Form entnehmen und sie wieder füllen)

o   Die Ersten kommen gleich ʼraus (Die erste Pressung ist gleich beendet).

o   Züge, Runden, Fahrten (Pressungen)

o   Noch eine, dann bin ich fertig (Noch eine Pressung, dann ist die Arbeit getan).

o   Die Letzten sind drin (Bei der letzten Pressung sein).

o   Dünne fahren (Beläge von 26 mm Dicke kalt pressen)

o   Dicke fahren (Beläge von 37 mm Dicke kalt pressen)

o   50 Stück habʼ ich abgedrückt! (Den Zähler an der Maschine wieder auf null stellen, nachdem er vorher die Produktion von 50 Belägen angezeigt hatte).

o   Dat konntʼ er nich wechseln (Er konnte nicht verstehen, daß ein Arbeiter am Ende der Schicht am Freitag für die Überstunden am Samstag bereits Beläge vorproduzierte).

o   Rausholschicht (Wer zusätzliche Urlaubstage braucht, muß am Samstag und Sonntag arbeiten. Am Sonntag wird die Schicht mit 13,5 Stunden angerechnet).

o   Fleppen (Mischungslaufkarten)

o   Karten ausfüllen (In die Mischungslaufkarten die Preßdaten eintragen)

o   Inne Spritzbude spritzen (Im Schutzraum Phenolharz spritzen, um die verschiedenen Komponenten des Scheibenbremsbelages hitzebeständig zusammenzukleben. Phenolharz ist hochgiftig.)

o   Unser Beitrag zum Umweltschutz (Mit dem Messer das Totenkopfsymbol von den Phenolfässern, die Rapok enthalten, abkratzen, damit sie mit normalem Metallschrott entsorgt werden können).

o   Aufbauen (die vorherige Form herausschrauben und eine andere montieren und einrichten)

o   Anstecken (Den Ofen zum Härten starten; den Akkumulator des Hubwagens aufladen).

o   Hoffentlich hört die Verarscherei bald auf! (Sagte der Ofenführer, als er am zweiten Tag in Folge im Ofenraum kaum etwas zu tun hatte, und das bei der Frühschicht, in der es viele Kontrolleure gab).

o   Hier kannze nich arbeiten wie aufer Nachtschicht! (Auf der Frühschicht mußt du viel langsamer arbeiten).

o   Arbeite wie auf Frühschicht! (Arbeite langsam; es kommt eine Kontrolle).

o   Das war eine Till-Eulenspiegel-Arbeit (Er soll sich zuerst den Hintern abgeputzt und dann geschissen haben; eine Arbeit in umgekehrter Reihenfolge ausführen, zum Beispiel die Beläge verpacken und sie dann wieder auspacken, da sie noch nicht abgeschliffen waren).

o   Da kriegen die kein Maß rein (Da können die Schleifer nicht nach Maß schleifen).

o   Schubbeln (die Laufzeit verkürzen)

o   Fingerhandschuh geht nicht über Arbeitshandschuh (Was nicht geht, geht nicht. Wenn die mir nicht sagen, ich soll die Arbeit machen, tu ich sie auch nicht).

o   Der Lange will am Wochenende fischen gehen; er hat Regenwürmer aufm Schreibtisch. (Veralberung eines Kollegen).

o   Laß dir mal die Badekappe für den Duschraum ausmessen! (dto.)

o   Der Arsch ist ab! (Die Sache ist erledigt / Das Ding ist kaputt)

o   Ich habʼ mir dabei den Arsch aufgerissen (Ich habe mich damit sehr abgemüht).

o   Wenn der Lorenz am Himmel steht, ist die Mittagschicht schlimm (Wenn die Sonne knallt, weil es im Betrieb ohnehin heiß ist; Laurentius wurde auf einem Grill gebraten).

o   Vorfahren (Für die nächste Schicht vorarbeiten)

o   Der Anfang is gemacht! (Die erste Schicht der Arbeitswoche ist herum).

o   Karten abkloppen, lochen, nageln, ablöten (Die Karten abstempeln)

o   Fertig, ab! (Jetzt kümmere ich mich nicht mehr darum; damit sollen sie in der nächsten Schicht fertigwerden; das Problem sollen andere lösen!)

o   Jetzt is Schluß mit Schönschreiben! (Jetzt ist Schichtende).

o   Guten Rutsch! (Schlaf gut! Wunsch nach der Nachtschicht).

o   … und Arsch lecken! (Nach mir die Sintflut!)

Maschinen

o   Alte Hure (Maschine, die ihren Dienst versagt)

o   Die schmiert ab (Die wird defekt).

o   Mußt du jetzt drehen? (die Station wenden, um die Formen der anderen Seite zu füllen).

o   Brennen (im Ofen härten)

o   Heuler (Schleifmaschine mit Rundschleifpapier; das Geräusch kommt von der Preßluft)

o   Hörst du nicht, daß sich die Maschine quält? (Die Einlage fährt quietschend herunter, weil an der Form Material haftet).

o   Tricksen (Eine Möglichkeit finden, um die Arbeit schneller zu schaffen oder: Die Maschine wieder anʼs Laufen bringen).

o   Zeigerverbieger (jemand, der unsachgemäß, also ohne den entsprechenden Schlüssel, die Uhr an der Maschine manipuliert).

o   Paarig fahren, ausgleichen (Jeweils linke und rechte Beläge fahren).

o   Die beiden Lampen (durch einen Fehler des Relaisschalters wird bei den neuen Kaltpressen gleichzeitig „Preßgutzuführung füllen“ und „Preßgut ausstoßen“ angezeigt: 4++).

o   Jetz muß ich ers ma auf Zahlen kommen! (Nach einer Arbeitsunterbrechung die Stückzahl erhöhen).

o   380 is doch Taxe! (Der Stückzahlakkord für die neue Kaltpresse wurde durch unkollegiales Verhalten von 360 auf 380 pro Schicht erhöht).

o   Wenn ma da auf sone heiße Socke trifft: hundert mehr sind drin (Der Arbeitgeber erfährt, daß in einer Schicht mehr produziert werden kann, weil ein junger Kollege arbeitswütig ist, und setzt den Stückzahlakkord für alle höher).

o   Wenn der meint, er könnte einen mitm Schwanz anne Maschine festbinden, isser falsch gewickelt! (Als der Chef kontrollierte, ob alle Kaltpressen laufen).

o   Das is doch alles Leuteverrücktmacherei! (Kommentar eines Kollegen, nachdem der Betriebsleiter mich in die Schleiferei geschickt hatte und zwanzig Minuten später zurück an die Kaltpresse beorderte).

o   Wenn ich gewußt hätte, daß die Kaffeemühle steht, hätte ich Valium mitgebracht! (Hätte ich gewußt, daß die Kaltpresse umgebaut/repariert wird. dann hätte ich Bier mitgebracht).

o   Es ist noch Suppe da (Es befindet sich noch Mischung im Masse-Behälter der Kaltpresse).

o   Die suppt jetzt schon / Die is jetz schon am Bluten (Aus der neuen Kaltpresse tritt Öl aus).

o   Alles Bedienungsfehler! (Wenn die neue Kaltpresse nicht läuft, liegt es am jeweiligen Maschinenführer).

o   Quadro fahren (mit vier Kaltpressen gleichzeitig produzieren).

o   Känguru (Springer, dritter Mann an der Kaltpresse)

o   Wenn se die alten Fotzen abbauen, wird der auch gehen (Wenn sie die sechs alten Hundert-Tonnen-Pressen abbauen, wird der dortige Presser in Rente gehen).

o   Achtfache (Fünfhundert-Tonnen-Presse mit acht Formnestern)

o   Vogel (Hubwagen von Sichelschmidt)

o   Die Waage liegt nicht in der Zeit (sie wiegt zu schnell oder zu langsam, also ungenau).

o   Von 35 bis 40 mm is alles in Ordnung (Die Waage wiegt manchmal zu viel und manchmal zu wenig ab, sodaß die Dicke der Beläge schwankt).

o   Waage mit Knopp zum Einstellen (Waage mit Tara-Ausgleichseinrichtung)

Passagen aus dem Heft besonderer Vorkommnisse 1987/1988

o   Mühle entfachte Schneesturm.

o   Batteriedeckel vom Stapler explodiert. Fahrer lebt noch.

o   Schlosser vergaß Werkzeug in Kneter II. Wir merkten es erst bei der ersten Mischung 822.

o   Turbofilter L 506 total verstopft, ihr Säcke!

o   K. b. V. (Keine besonderen Vorkommnisse, eigentlich: Kriegsbeschädigtenverein)

o   Alles roger (Alles in Ordnung. Aus der Funkersprache: R = received, erhalten, verstanden, klar. Buchstabieralphabet: R wie Roger).

o   Alles grün!

o   Nachtschicht: Tausendmal berührt und nichts passiert.

o   Nachtschicht: Auch ohne besondere Vorkommnisse turbulent

o   Nachtschicht: Nullo problemo (Eigentlich: Non cʼè problema).

o   Noch 60 ziehen (Noch 60 Stück produzieren).

Kollegen

 

o   Schnecke (der ewige Student, Aushilfsarbeiter)

o   Schwabbel (Schwätzer; Verräter)

o   „Wie iss?“ – „Muß!“ – Und selba?“ – „Muß!“ (Wie geht es? – Nicht besonders / Es muß eben gehen / Was willst du machen? – Und selber – dto.)

o   Alter Schwede! (freundliche Anrede. Nach dem Dreißigjährigen Krieg trainierten einige Schweden Soldaten des norddeutschen Heeres. Wer einen von ihnen später wieder traf, sagte zu ihm: Alter Schwede!)

o   Entenficker, Eselsficker, Wichser, Linkswichser, Pavian, Arschgeige, Tortenarsch (Schimpfwörter)

o   Gesichtsmumie (ein Kollege, der immer ein unbewegtes Gesicht hat).

o   Ej, du Misthacke, du! (Begrüßung)

o   Silberlocke (ein Kollege mit ergrautem Schläfenhaar)

o   Schnattermann (Schwätzer)

o   Mustopf (Schwachkopf)

o   Ein Pfund Scheiße im Gehirn (Idiot)

o   Watta vorne aufgebaut hat, hatta mitm Arsch wieda eingerissen (Über unzweckmäßige und unüberlegte Arbeitsweise).

o   Den Föhn haben hier mehrere (Mehrere sind hier verrückt).

o   Mephisto (boshafter Kollege)

o   Gonzo (Figur aus der Muppet Show. Stuntman, dem stets etwas mißlingt).

o   Pommesgabel, Porreepiepen (dünne Beine)

o   Honigkuchenpferd, Bomber, der Vollgefressene (Dicker)

o   Der hat wohl Eiter an der Röhre! (Der ist wohl verrückt!)

o   Hier wirse noch zum Einzelgänger! (Keiner kann dem anderen trauen).

o   Den Eiertanz beherrscht er noch nicht richtig! (Er schafft es noch nicht, seine Kollegen auszuspähen, indem er vorgibt, auf ihrer Seite zu stehen).

o   Wämser (Schläger, Prügler, weil das Wams ausgeklopft/ausgeschlagen wird, um es vom Staub zu reinigen).

o   Halt Schnauze, sonst Buckel! (Wenn du nicht gleich ruhig bist, gebe ich dir eine Tracht Prügel. Ursprünglich ging es um den Buckel des halbrunden Ritterschildes. „Buckel“ wurde auf den Rücken übertragen).

o   Mister hundert Prozent (ein Arbeiter, der immer das Soll erfüllt und nie Ausschuß produziert)

o   Playboy (Anrede)

o   Infanterie (Arbeiter)

o   Freier (Stutzer, Prostituiertenkunde, Dummkopf. In der Arbeitersprache despektierliche Bezeichnung für einen Kollegen).

o   General (ein Kollege, der gerne Befehle gibt)

o   Du Nachtschattengewächs! (Du unscheinbare Person!)

o   Du fette Fahrradspeiche! (Du magerer Kerl!)

o   Du Schmalen! (Du Magerer).

o   Sein Alter, dattis doch auch son Knochentarzan! (Sein Vater ist ebenfalls mager).

o   Der ist schmerzfrei! (Der ist beratungsresistent).

o   Stabsunterofenführer (gebildet aus: Stabsunteroffizier).

o   Komm her, du Flacheierschmied! – Komm her, ich zieh dir den Scheitel! (Wortwechsel).

o   Der kann ja keine Schieblehre ablesen! (Der ist dumm).

o   Der kann ja noch nicht einmal seinen Namen schreiben! (Der ist ein Analphabet).

o   Der ist doch froh, daß er gerade einmal seinen Namen schreiben kann! (Der ist „unbelichtet“).

o   Guck doch mal, wie der aussieht, wie Tod auf Urlaub! (Der sieht aber schlecht aus!)

o   1945 habe ich mir in den Finger geschnitten, so kam ich nicht zum Volkssturm; sonst hätte ich vielleicht auch einen kalten Arsch (sonst wäre ich vielleicht tot).

o   Dem ging so die Düse! (Der hatte Angst/Herzklopfen).

o   Das ist Angstschweiß! (Er schwitzt nicht infolge der Arbeit, sondern aus Angst vor dem Chef).

o   Paß man auf, dattu dir nich aufen Dördel draufhaust! (Sei vorsichtig und tu dir nicht weh!)

o   Der kann mich mal! (wobei die Finger der rechten Hand auf die Hose wie beim Urinieren gelegt werden: Auf den pisse ich!)

o   ʼn Abend, ihr Kisten alle! (Begrüßung zur Nachtschicht).

o   Zieh die Eier ein, sag ich dir! (Laß mich vorbei!)

o   Sollte man sich um mich reißen, / Sag: „Der is jetz doch am Scheißen!“ (Er ist auf die Toilette gegangen).

o   Der frißt ja die Kiwi mit Schale! (Schau mal, wie unkultiviert der ist!)

o   Der macht hier immer die Maschinen kaputt! (Verleumdung eines Kollegen).

o   Der hat immer die besten Beläge von den anderen genommen und zu seinen gelegt (dto.)

o   Dem Hansi seine Bude (Die Polymethanabteilung; aus Kunstharz wurden Beläge in Räderform gegossen, dabei entstanden giftige Dämpfe).

o   Dem Meier sein Puff (Das Technikum, die Versuchs- und Entwicklungsabteilung)

o   Wir werden hier für unsere dicken Arme bezahlt und nicht fürʼs Denken! (Die da oben können nicht planen, aber wir müssen ihre Anweisungen ausführen).

o   Umso weniger einer arbeitet, umso mehr bekommt er (Die da oben tun wenig, bekommen aber viel Geld).

o   Je mehr er hat, je mehr er will (Der Besitzer will immer mehr).

o   Wer Geld hat, hat auch Sorgen.

o   Der muß mal einen Kurs in Menschenführung machen! (Der Vorgesetzte handelte falsch).

o   Wenn die meinen, sie könnten mit uns Schlitten fahren! (Wenn die den Maschinen einen Fahrtenschreiber einbauen, fahren wir eben „leer“).

o   Wenn der die Scheibe anstellt, da drückta weniga (Wenn der Chef einen Fahrtenschreiber einbauen läßt, produziert der Arbeiter weniger: „Dienst nach Vorschrift“).

o   Waschbär (Ein Vorarbeiter, der die Belegschaft erst eine Minute vor Schichtende in den Waschraum entläßt).

o   Datt kommt doch alles von dem Kleinen! (Diese Schikane ging vom Vorarbeiter aus, zum Beispiel jemanden, der auf Mittagschicht will, auf die Morgenschicht setzen).

o   Ein guter Arbeiter wird nie Vorarbeiter; die würden sich sonst ja inʼs eigene Fleisch schneiden!

o   Der hat zu seiner Presse gestanden! (Dieser Vorarbeiter stand auf seiten der Presser).

o   Schnibbelbude (Raum der Vorarbeiter, die mit kleinen Zetteln arbeiten).

o   Was ein Scheißtopf ist, bleibt ein Scheißtopf; der stinkt immer (Auch wenn ein Arbeiter Betriebsleiter wird, bleibt er doch Arbeiter).

o   Gottlieb Wendehals (Betriebsleiter)

o   Scheusaal mit zehn Buchstaben: Waschbiber (Betriebsleiter)

o   Unbezahlten Urlaub nehmen? Da wird der graue Freund wat anderes erzählen: „Da könnt ihr gleich zu Hause bleiben!“ (Der „graue Freund“ ist der Betriebsleiter, der uns, westfälischem Brauch folgend, immer mit „Ihr“ ansprach. Im Betrieb trug er stets einen grauen Arbeitskittel.)

o   Noch jedesmal, wenn jemand den Kittel angezogen hat, hat er sich gedreht (in dem Augenblick, wenn ein Vorarbeiter Betriebsleiter wird, redet er dem Chef nach dem Mund).

o   Isa wieda am Kreisen? (Der Betriebsleiter geht bei der Frühschicht dauernd durch die Presserei).

o   Hochgehen müssen (zum Betriebsleiter zitiert werden, der sein Büro eine Treppe höher als die Werkshalle hatte).

o   Land des Lächelns! (bezieht sich auf den Betrieb, nachdem ein Kollege vom Betriebsleiter zusammengestaucht wurde; eigentlich Operette von Franz Lehár).

o   Alleinunterhalter (Mann, der als einziger in der Familie Geld verdient).

o   Der puhlt sich noch einen Krümmel aus dem Hintern! (Der ist pingelich/geizig/nickelich).

o   Den sollten se mal feste an der Gurke ziehen! (Dem sollten sie einmal richtig Bescheid sagen, ihn abmahnen).

o   Der Uhu, der macht heute wieda Deutsche Welle (Er tut nichts).

o   Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt (Er sucht den Fehler bei allen anderen, nur nicht bei sich selbst).

o   Vor der Betriebsratswahl am 9. August 1988 spendet ein Arbeiter Freibier und erklärt, er werde alles besser machen als der bisherige Betriebsratsvorsitzende. Er wird gewählt, zeigt aber seine Verhandlungsunfähigkeit durch unrealistische Forderungen. Die Wahl wird wiederholt und der neue Betriebsratsvorsitzende beginnt seine Rede mit folgenden Worten: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten! Wer aber Sturm sät…“ Der Chef dankt ihm für das hohe Niveau seiner Ausführungen.

Tun und Nichtstun

o   Knüppeln (hart arbeiten, Überstunden machen)

o   Powern/pauern (viele Überstunden machen)

o   Ers ma auf die Reservebank (Sich vor der Schicht in der Waschkaue ausruhen).

o   Die Karos essen, dubbeln (Doppelschnitten essen), buttern (Butterbrote essen)

o   Torfen (rauchen)

o   Am Flanschen / An den Eiern herumspielen (Nichts tun, nicht arbeiten, Pause machen)

o   Kilometergeld bekommen (Herumlaufen, ohne zu arbeiten)

o   Summ, summ, summ, / Der Norbert läuft herum! (Der Schichtführer arbeitet nicht mit).

o   Der hilft dem beim Flöten (Beide pflegen den Müßiggang während der Arbeitszeit).

o   Ja, muß man dir denn alles sagen? (Muß man dir das auch noch erklären? Wenn du zu wenig zu tun hast, machst du es folgendermaßen: Du legst schon ausgefüllte Karten vor dich hin. Wenn jemand kommt, tust du so, als würdest du sie ausfüllen.)

o   Die liegt den ganzen Tag auf der Brosche, und er soll immer alles abdrücken (Sie tut nichts und läßt sich den ganzen Lohn vom Mann geben).

Gesundheit und körperliche Zustände

o   Die Gesundheit is dat Wichtigste, watta Arbeiter hat, wenn die nich is…

o   Betriebshusten (Husten infolge von Asbeststaub, Phenolen und Kresolen/Kunstharzen)

o   Hasne Gelbe gehabt? (die gelbfarbene Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zur Vorlage beim Arbeitgeber: Warst du krank?)

o   Ewig hasse den Hadermann zu sitzen! (Wegen der Zugluft im Betrieb ist Schnupfen chronisch).

o   Und Grat? – Kannze so mitm Handschuh drübergehn! (Die Beläge haben keinen Pressrand mehr).

o   Na, hasse wieda deinen Kampfriemen an? (Gelenkriemen wegen Sehnenscheidenentzündung durch die immer gleiche Mikrobewegung beim Entgraten der Beläge).

o   Da ging bei mir das Licht aus (Da verlor ich das Bewußtsein, da wurde ich ohnmächtig).

o   Da geht ihm die Manschette (Da hat er Angst).

o   Kopp untam Arm (Dem geht es richtig schlecht, aber er geht doch zur Arbeit. Oder: Auch wenn er dem Tode nahe ist, wird er doch nicht krankgeschrieben).

Fahrzeuge

o   Heizölferrari (Dieselfahrzeug)

o   In den Wagen habe ich zwei Lichtmaschinen reingeschmissen (Bei diesem Auto mußte ich zweimal hintereinander die Lichtmaschine austauschen lassen).

o   Da is noch hinten einer reingedröhnt (Das nachfolgende Fahrzeug ist auch noch aufgefahren).

o   Da pack ich mich doch nicht am Arsch für! (Da warte ich lieber ein bißchen und fahre mit dem nächsten Bus, der nicht so voll ist).

o   Da krisse en Kind von Lumpen (wenn du einen neuen Kettenkasten auf das Hollandrad montieren willst, bekommst du Schwierigkeiten).

Redewendungen

o   Weiße Bescheid? (Verstanden?)

o   Weiße Bescheid! (Ach so! / Das stimmt!)

o   Da kannze ma sehen! (Ja, so ist es!)

o   Wennze damit hinkommst! (Wahrscheinlich sind es noch mehr).

o   Alles playboymäßig? (Ist alles in Ordnung?)

o   Du darfst nie die Wahrheit sagen! (Paß auf, was du sagst! Es könnte Konsequenzen haben).

o   Redʼ nich, erzähl! (Geh nicht wie die Katze um den heißen Brei herum, sondern sagʼ das Wesentliche!)

o   Ich habʼ auch nichen Kopp wie en Rathaus, so schlau schon, aber nich so viele Fenster! (Ich kann mir ja nicht alles merken!)

o   Hier sollse arbeiten wien Pferd und fressen wie ʼne Ziege! (Viel Arbeit und wenig Lohn).

o   ʼNem nackten Mann kannze nich inne Tasche greifen! (Wo nichts ist, da ist auch nichts zu holen; Protest gegen Preiserhöhungen).

o   Hasse heut die Scheuklappen auf? (Sonnenbrille zum Aufstecken auf die ständige Brille).

o   Gruß aus Solingen (ein Messer zwischen die Rippen bekommen).

o   Hier is jeden Tag wat anderes (Mal so, mal so).

o   Keine Form: Montag! (Am Montag klappt es nicht so gut).

o   Kurzer Wechsel (von der Früh- auf die Nachtschicht, von der Mittags- auf die Frühschicht oder von der Nacht- auf die Mittagsschicht)

o   Da draußen ist die schönste Sonne, und wir müssen in dem Preßluftshop arbeiten! (in diesem Betrieb).

o   Die Sonne lacht, die Sonne sticht;
Die Doofen gehn auf Mittagschicht!
Und ist die Sonne dann vorbei,
Ham auch die Doofen wieda frei.

o   Wer hattat große Licht angemacht? (Am Ende der Nachtschicht geht die Sonne auf. Das große Licht ist eigentlich die Beleuchtung der Betriebshalle).

o   Wir ruppen doch den ganzen Tag! (Wir arbeiten den ganzen Tag hart).

o   Und der war da am wämsen (der fuhr die Maschinen im Schweiße seines Angesichtes).

o   Noch eine lange und eine kurze, dann ist die Woche wieder kaputt! (Noch eine volle Schicht und dann infolge der Arbeitszeitverkürzung eine von sechseinhalb Stunden, dann ist das Wochenende da!)

o   Ab! (Fertig mit der Arbeit!)

o   Noch ne Halbe, dann ist die Banane geschält (Noch eine halbe Schicht, dann ist es Wochenende).

o   Laß dir einen wachsen! (Freundlicher Wunsch für das Wochenende)

o   Wie machst du et denn, mitta Faust?

o   Einen reingeledert bekommen (eine Dopingspritze erhalten)

o   Wenn die den Boxer nicht bändigen kann, soll sie sich doch einen Fotzenlecker anschaffen! (Schoßhündchen).

o   Die Mädels mußten da richtig stampfen und die Mäuse flogen ʼrauf und ʼrunter (Beim Damenwettlauf mußten sie rennen und die Brüste bewegten sich rythmisch mit).

o   Da hättʼ er ihr beinah die Nadel geleckt danach (weil die Reibekuchen so gut schmeckten).

o   Anne Zitrone packen (beim Ringkampf den Gegner an den Hoden zu fassen bekommen).

o   Voll inne Zwölf hauen (Ins Gesicht schlagen)

o   Machse den Jonathan auch ordentlich naß? (Wäscht du dich auch ordentlich am Penis?)

o   Da wäscht du deine Mokkakuhle und spritzt mich dann naß! (In der Dusche).

o   Ein Ei legen (zur Toilette gehen)

o   Ich bin noch nicht fertig; ich habʼ noch ʼne Phase (auf der Toilette)

o   Der hat seinen Frittenwagen warm saniert (Er hat den Brand selber gelegt und von der Versicherung Entschädigung für einen neuen Imbißwagen erhalten).

o   Dat hat ja schon geknackt heutʼ nacht (Heute Nacht hat es bereits gefroren).

o   Eine Mutter: „Mein Sohn geht zur Sonderschule!“ – Eine andere: „Warum nicht, wenn er das Zeug dazu hat!“ (Witz aus der Bildzeitung vom 17. November 1988, der im Betrieb viel erzählt wurde).

Alkohol

o   Umdrehungen, Volt (Prozente, Alkoholgehalt des Getränkes)

o   Valium (Bier)

o   Turbo-Lader (Tuborg-Bier)

o   Ente, Kanne (Bierflasche)

o   Sprengstoff (Schnaps)

o   Brauner (Cognac)

o   Cola mit Geschmack oder ohne? (Coca-Cola mit Weinbrand oder ohne)

o   Weißer (Korn)

o   Ich habʼ heutʼ schomma vorgeglüht (sich bereits einen Tag vor der Sauferei „einsaufen“).

o   Paß auf, der zieht! (Aufgesetzter verursacht schnell einen Schwips. Rezept: Früchte werden mit Vanille, Zimt oder Sternanis, mit Zucker und 32prozentigem Korn aufgesetzt).

o   Den mußtʼ ich wegschließen (Schnaps in den Werkzeugspind einschließen, damit ihn die nächste Schicht nicht austrinkt).

o   Säuferbude (der Ort hinter den Pressen 20 und 21, der Sichtschutz bot)

o   Ja, wenn du das Öl mitbringst! (Ein Freibier ist stets willkommen).

o   Vor Weihnachten lief er immer mit seiner Ölflasche herum (Ein Kollege hatte seine Bierflasche getarnt, indem er ein Packpapier mit der Beschriftung „Öl“ mit einem Gummi um die Flasche befestigt hatte).

o   Bierfilteranlage (Bezeichnung für einen Kollegen, der Bier trinkt und immer wieder Wasser lassen muß).

o   Zu sein, den Arsch voll/zu haben, der hat einen im Arsch gehabt (betrunken sein)

o   Der hat sich wieder eine in die Glatze gezimmert (Der hat sich wieder volllaufen lassen).

o   Der steht doch immer unter Strom, der Affe! (Der ist stets betrunken).

o   Flaschengeist (Alkoholiker)

o   Hast du gestern noch einen Ring auf die Orgel gelegt? (Hast du gestern kräftig Geburtstag gefeiert? „Ring“ bezieht sich auf den Jahresring des Baumes. – Der Ausdruck ist doppelsinnig, da „Orgel“ auch die Vagina bezeichnet.)

o   Attur noch nich hier? – Nee, der fährt heute bleifrei (Er trinkt).

o   Du mußt über den Kotzpunkt hinwegsaufen; und das haben noch alle geschafft! (Einstieg in den Alkoholismus).

o   Flattermann machen (betrunken auf den Rücken fallen, die Arme ausgestreckt)

Körperteile

o   Hadermann (Nase; eigentlich ein Lumpenkerl)

o   Waffel (Mund, „Schnauze“)

o   Vorderhufe (Hände)

o   Köttelkammer, Mokkakuhle (Hintern)

o   Fleischwurst, Peitsche, Geigerzähler, Röhre, Gurke, Banane, Dördel, Jonathan, Schwanz (Penis)

o   Flansch (Penis. In der Technikersprache: Der Ansatz zur Verbindung von Röhren oder Hohlkörpern)

o   Pellkopp (Vorhaut und Eichel)

o   Glockenspiel, Zitronen, Eier (Hoden)

o   Weißer Hai (Sperma)

o   Kaisergarten (Schamhaare des Mannes)

o   Plüschbär (Schamhaare der Frau)

o   Mäuse (Brüste)

o   Frikadelle, Brosche, Naht, Spalte (Vulva)

o   Nadel (Klitoris)

o   Loch, Orgel (Vagina)

Beziehungen

o   Heißes Rohr (erigierter Penis). Der hatʼn heißes Rohr (Der ist „fickerig“).

o   Auf die zwei Quadratmeter gehen (Coitus)

o   Die Häckselmaschine anstellen (dgl.)

o   An den Bär gehen (dgl.)

o   Rappeln, pumpen, kloppen (dgl.)

o   Die Banane schälen (dgl.)

o   Ham gestern einen gedrückt (dgl.)

o   Ma eben abschmieren (dgl.)

o   Der liegt da wieda auf der Spalte! (dgl.)

o   Gehse gleich auf die Naht! (Geh ihr gleich nach der Schicht)

o   Eben mal den Arm hochmachen und ʼreinschieben (Erektion und Coitus)

o   Den Aal abpellen (Coitus; wörtlich: die Vorhaut vom Penis zurückgleiten lassen)

o   Im Ölpott rumrühren (Coitus; wörtlich in Bezug auf die Scheidenflüssigkeit)

o   Der hat die Kontaktstelle schon gefunden (Der hat bereits einen Kurschatten).

o   Sie sucht sich einen anderen Stecker/Degen (Sie sucht sich einen anderen Mann).

o   Fotzenjäger (Schürzenjäger)

o   Die ist nicht mehr Jungfrau; die hat schon einer gebürstet (entjungfert).

o   Am Loch herumspielen

o   Pflaumentod (Intimspray)

o   Du hast wohl zu lang auf der Frikadelle gelegen! (Ausruf, wenn jemand einen abgespannten/ausgebufften Eindruck macht).

o   Du bist wohl nicht von der Schere ʼruntergekommen! (Begrüßung, wenn jemand zu spät zur Arbeit kommt. Die Schere sind die Beine der Frau).

o   Haste schomma hinter de Küchentür gewixt?
Nein.
Da kannze ma sehn, wat dat fürn gutes Versteck is!

o   Der hat doch nur noch ʼnen Gartenschlauch! (Der ist doch impotent!)

o   Der hat wieder einen angesetzt (Der hat wieder ein Kind gezeugt).

o   Die packt doch im September aus! (Die bekommt im September ihr Kind).

o   Die steht doch kurz vorm Schlüpfen (kurz vor der Niederkunft).

o   Der hat sein Haus wie der Biber gebaut! (Wie der Biber mit dem Schwanz baut; vom Kindergeld leben).

o   Da kannze ruhig de Hand vorhalten; die poppen dir durch die Finger (Es gelingt nicht, seine Tochter zu behüten; sie macht es doch, wenn sie will / ihr Freund schläft doch mit ihr).

Ärger

o   Ich krich keine Magengeschwüre, aber du, weil du immer so herumbölkst! (ein Handwerker in der Schreinerei zu seinem Chef).

o   Der kriegt bald eins auf die Waffel! (Ausruf, wenn es nicht klappt)

o   Ja, leckʼ mich doch am Kaisergarten! (ebenso).

o   Die packʼ ich beim Plüschbär! (ebenso).

o   Den habʼ ich gefickt! (Dem Werkstück habe ich es „heimgezahlt“).

o   Da geht dir doch das Messer in der Hose auf! (Da erigiert dir der Penis / Da geht dir doch die Hutschnur hoch!)

Friseur und Friseuse

o   Bildhauer, Steinmetz, Haargärtner, Denkmalpfleger (Friseur)

o   Damenunterleibsfriseur (ein Kollege, der gelernter Friseur ist)

o   Der hatte Amerika, der hatte eine Zeitung drüberliegen (Als ihm die Friseuse den Kopf massierte, bekam er eine Pollution).

Kirche

o   Machze getz klein-klein? (Vorher warst du doch in größeren Aufgabengebieten tätig. Wie kannst du jetzt in einem Betrieb arbeiten?)

o   Gegen Scheiße kannst du nicht anstinken! (Es hat keinen Zweck, in der Kirche etwas reformieren zu wollen).

o   Machst du hier den Gang nach Canossa, wenn du das freiwillig machst? Kannst du dir nicht etwas Gesünderes aussuchen? (14. September 1987).

o   Kannst du denn mit deinen Asbestfingern noch die Hostie anfassen? (15. September 1987).

o   Der neue Pastor, dat  issen Tier! (Der ist dick).

 

Arsch ab! (28. Juli 1989).

 

Nachwort

Die hier vorgestellten Ausdrücke geben ein buntes Bild vom Leben und Arbeiten in den 1980er Jahren. Am Montag beginnt die Arbeitswoche, die wie eine große Last erscheint. Bereits nach der ersten Schicht ist Erleichterung zu spüren, da der Anfang gemacht ist. Freudig, wenn auch erschöpft, geht die Nachtschicht am Samstagmorgen ins Wochenende. Viel ist zu erfahren von Überbeanspruchung, wenn die Behörden Ende November feststellen, daß noch Geld abgerufen und ein Auftrag erteilt werden muß, damit der Satz im nächsten Jahr nicht sinkt. Es gibt aber auch Mangel an Arbeit; dann muß getrickst werden. Streikende Maschinen, Unkollegialität und Unmut gegen die Leitung werden treffend benannt. Beziehungen spielen eine große Rolle, aber die Rede darüber ist nicht eben respektvoll und zärtlich. Alkoholabhängigkeit wird beschrieben, aber auch das Auto, der Umgang mit Haustieren und die Rolle des Friseurs. Freundliche und unfreundliche Anrede von Kollegen taucht auf, Ärger wird verbalisiert. Verbissen wurde der Kampf gegen die Erhöhung des Stückzahlakkordes geführt, aber die jungen Kollegen setzten sich durch, ohne an ältere und kranke zu denken. Schwierig war es im Winter: Einige öffneten die Fenster, andere schlossen sie wieder. Dieser Kampf wogte immer hin und her.

In diesen Jahren (1985 bis 1989) gelangen bei der Produktion zwei Durchbrüche:

o   Die Scheibenbremsbeläge wurden asbestfrei hergestellt.

o   Das schreckliche und nervtötende Quietschen beim Bremsen des Zuges wurde abgestellt. Die Mischung 823 hatte aus Metallspänen, Gummi, Asbest und Rapok (Kunstharz) bestanden. Dies führte dazu, daß der Belag beim Bremsen mehrmals hintereinander an der Scheibe aufsetzte und wieder abrutschte. Der Wagon wirkte wie ein Resonanzkörper, der das dabei entstehende Quietschen verstärkte. Die neuen Beläge hatten eine andere Zusammensetzung und bremsten leiser.

 

Ramses

 

Bibliographie

o   Boschmann, Werner, Lexikon der Ruhrgebietssprache von Aalskuhle bis Zymtzicke mit einer Grammatik und den Höhepunkten der deutschen Literatur – in reinem Ruhrdeutsch –, 12. Auflage, Bottrop 2018.

o   Drosdowski, Günter, Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 10 Bände, Mannheim, Leipzig, Wien und Zürich 1999.

o   Grimm, Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859), Deutsches Wörterbuch, 33 Bände, Leipzig 1854-1971.

o   Henrich, Karl-Heinz, Ruhrdeutsch. Die Sprache des Reviers, Bielefeld, 5. Auflage 2012.

o   Küpper, Heinz (1909-1999), Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, 6 Bände, 3. Auflage, Hamburg 1955f.1964.1966f.1970.

o   Küpper, Heinz, Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, 8 Bände, Stuttgart 1982-1984.

 

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