Die Alte Kirche in Horneburg
im Jahre 1927
Heinrich Michael Knechten
Die Kirche ist einschiffig, zweijochig und hat einen
abgeflachten Fünfachtel-Chorschluss. Sie ist 17,70 m lang und 9 m breit. Schiff
und Chor sind mit Strebepfeilern besetzt. Im Westen des Daches sitzt ein
beschieferter Dachreiter, der drei Glocken trägt. Der Innenraum der Kirche ist
mit Kreuzgratgewölben überdeckt, die auf Rippen zwischen rundbogigen Quergurten
und auf Konsolen ruhen, teils mit Engelköpfen versehen. Die Fenster sind
spitzbogig, dreiteilig und mit schwerfälligem Mauerwerk von 1654 versehen, das
in Fischblasenform gemustert ist.
Die Kirche ist ausgestattet mit einem Barockaltar. Das
schwere Rahmenwerk des Hochaltares mit Akanthusranken und Putten sowie einer
Darstellung der büßenden Maria Magdalena aus dem Ende
des 17. Jahrhunderts umschloss im Mittelfelde eine Kreuzigungsgruppe. (1)
Daraus sind Maria und Johannes heute im Vestischen Museum, Recklinghausen. Dies
wurde ersetzt durch eine Herz-Jesu-Statue, die hier zu sehen ist, nach 1925
durch Maria Magdalena, Maria und Johannes unter dem Kreuz (heute in der neuen
Kirche), gemalt von Joseph Gietmann, und schließlich durch einen byzantinischen
Pantokrator.
Oben am Altar ist eine Inschrift: "Altare
quotidie privilegiatum". Wird an einem privilegierten Altar eine Hl. Messe
gefeiert, so wird dem in der Intention gedachten Verstorbenen ein vollkommener
Ablass zuteil. Das Privileg kann zeitlich beschränkt (ad tempus), unbeschränkt
(in perpetuum) oder wie hier täglich (quotidie, quotidianum) erteilt werden.
(2)
An der linken Seite des Altarraums ist eine
Rokoko-Sakramentsnische aus Sandstein, ein Wandtabernakel aus dem 17.
Jahrhundert mit vertäfelter Holztür zwischen Steinpilastern, ringsum
Kartuschenwerk mit Engelsköpfen, an der die Statue Anna Selbdritt, Eichenholz,
15. Jahrhundert, erneuerte Bemalung, angebracht ist. Taufbrunnen von 1618,
rundes Becken mit Blattfries und Engelskopf. (3) Taufbrunnen und Anna Selbdritt sind heute
in der Neuen Kirche. Rechts an der Wand ist eine Statue des heiligen Jospeh mit
dem Jesuskind. Vorne rechts ist die Kanzel, deren Fuß heute auf dem
Dachboden des Pfarrhauses ist.
Anmerkungen
(1) Ursprünglich soll es im Hochaltar vom Ende des 17.
Jahrhunderts ein Gemälde der Kreuzabnahme gegeben haben, das aber nicht mehr
vorhanden ist. Vgl. J.Körner, u. A.Weskamp, Die Bau- und Kunstdenkmäler von
Westfalen 39: Landkreis Recklinghausen und Stadtkreise Recklinghausen, Bottrop,
Buer, Gladbeck und Osterfeld, Münster 1929, 300.
(2) Vgl. Codex iuris canonici, Rom 1917, Canones 916 und
918.
(3) Vgl. J.Körner u. A.Weskamp, Die Bau- und
Kunstdenkmäler von Westfalen 39: Landkreis Recklinghausen und Stadtkreise
Recklinghausen, Bottrop, Buer, Gladbeck und Osterfeld, Münster 1929, 294-306.