Ali
Baba und die vierzig Räuber
Laienspiele
Im Mittelalter galten Laienspiele als Theater, in dem
keine Kleriker auftraten. In der Aufklärungszeit ergab sich der Gegensatz
zwischen Bildungstheater und Unterhaltungstheater.
Die Bärenreiter-Laienspiele wurden von Rudolf Mirbt herausgegeben, der am 24.
Februar 1896 in Marburg geboren worden war. Er war Pädagoge, Schriftsteller,
Dramatiker und Publizist. Er förderte das Laienspiel an Schulen und in
Jugendherbergen. Er starb am 4. Dezember 1974 in Feldkirchen-Westerham,
Oberbayern.
Der
Autor
Ulrich
Kabitz wurde am 22. März 1920 in Witten geboren. Er wirkte
an der Gründung des Bayerischen Jugendrings mit. Er war 25 Jahre Cheflektor des
Christian-Kaiser-Verlages in München. Er bearbeitete den Nachlaß von Dietrich
Bonhoeffer. Er wirkte bei der Münchener Telephonseelsorge mit und hatte dabei
die Nachtschicht (von 23.30 bis 7.30 Uhr). Er starb am 12. Mai 2019 in
Gräfelfing.
Handlung
Der arme Ali Baba (علي بابا ֫ alī bābā –
erhabener Vater) kann sich weder Früchte noch Kleidungsstoffe auf dem
Wochenmarkt in Basra (البصرة al-Baṣra) leisten und wird deswegen beschimpft. Seine
Frau Fatima (فاطمة fāṭimah
– die entwöhnt) kann kein Abendessen kochen, weil sie kein Reisig hat. So macht
sich Ali Baba auf, um im Wald Reisig zu sammeln. Dabei beobachtet er, wie die
Vierzig Räuber, die seit langem die Gegend unsicher machen, ihre Schatzhöhle
mit den Worten: „Sesam – öffne dich!“ öffnen und mit den Worten: „Sesam,
schließe dich!“ schließen. Als sie gegangen sind, öffnet er die Schatzhöhle,
entnimmt Gold sowie Nahrungsmittel und schließt sie wieder. Der staunenden
Fatima präsentiert er den neu erworbenen Reichtum. Leider hören die Nachbarn
mit, als er von seinen Erlebnissen berichtet. Am nächsten Morgen weiß die ganze
Stadt, woher seine unerwarteten Schätze stammen. Er erwirbt die Sklavin
Morgiane (ﻤﺮﺟﺎﻨﺔ
murdžānah – kleine Perle), die geschickt Regie
führt, um die Räuber dingfest zu machen. Dafür erhält sie ihre Freiheit zurück.
Der Reporter
(drängt
sich behende vor) Einen Moment, hochedler Bassa, nur einen kurzen Moment –
Der Bassa: Ja, wer sind Sie denn?
Der Reporter (singt): Gestatten, ich bin von der Presse und komme mal eben
vorbei. Ich habe für alles Intresse und reden kann ich für zwei. Ich suche das
Neuste vom Tage und hoffe, ich finde es hier. Ich erfasse sofort jede Lage und
bringe sie zu Papier.
Der Bassa: Aber hören Sie mal –
Der Reporter: Sofort – sofort –
(Er singt weiter) Sensation, Sensation, ein Moment, ich schreibe schon. Hat man
schon den Übeltäter? Kriegt man ihn vielleicht noch später? Wieviel hat er
umgebracht? Haben Sie wen im Verdacht? Können Sie mir Namen nennen? Macht die
Polizei das Rennen? Ihre Meinung – ganz privat? Morgen kommt’s im Großformat!
Sensation, Sensation! Ein Moment, ich schreibe schon –
(Ulrich
Kabitz, Ali Baba und die vierzig Räuber. Ein fröhliches Spiel mit vielen
Liedern, Bärenreiter-Laienspiele 85, Kassel u. Basel 1950, 50f.)
Pilgerlied
Fünftes
Bild. Von Günter Schubert, Beilage, Seite 18.
Herkunft
Der
Stoff dieses Theaterstückes stammt aus dem Sammelwerk „Tausendundeine Nacht“,
das wohl aus Indien herkommt und über das Persische ins Arabische übersetzt
wurde. Die Episode „Ali Baba und die vierzig Räuber“ war in der ersten
arabischen Ausgabe, die in Europa zur Verfügung stand, nicht enthalten. (Später
bildete sie die 270. Geschichte.) Sie wurde von dem französischen Orientalisten
Antoine Galland (1646-1715) in Übersetzung veröffentlicht (Histoire d’Ali Baba
et les quarante voleurs, exterminés par une esclave), der sie seinerseits 1709
in Paris von dem maronitischen Christen Hannah Diyab gehört hatte.
©
Dr. Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2022
Die
Bilder stammen von der Aufführung in Steijl im Jahre 1961.