Vr. Alexander Jermolenko
Pfr.
Dr. Alexander Jermolenko wird am 24.8.1920 in Rakuti (Lettland, Latgale, Kreis
Dünaburg/Daugavpils, Gemeinde Dagda) geboren. Das Abitur legt er am 13.6.1940 in
Aglona ab. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft arbeitet er ab Mai 1946 am
Simonschacht bei Forbach an der Saar. 1950 studiert er im Priesterseminar in
Nancy (Frankreich). 1956 wird er dort zum Priester geweiht. Im Oktober 1956
nimmt er das Studium am Orientalischen Institut in Rom auf. Im Jahre 1960
vollendet er in Rom eine Dissertation über das Thema: La Reine des Cieux et de
la terre chez le peuple russe d'après les textes liturgiques byzantino-slaves
(Die Königin des Himmels und der Erde beim russischen Volk gemäß den
byzantinisch-slavischen liturgischen Texten).
P.
Erwin sucht ab 1955 russischsprachige Familien und stellt fest, dass im
Ruhrgebiet eine größere Anzahl von ihnen beheimatet ist. Im Juli 1960 beginnen
Vr. Alexander und P. Erwin die Seelsorge für Gläubige russischer Sprache
in Essen. Von 1961 bis 1969 steht die Siechenkapelle in Essen-Rüttenscheid für
Gottesdienste zur Verfügung. Vom Juli 1960 bis zum Januar 1961 haben die
Geistlichen je ein kleines Zimmer im Frauenbundhaus am Hedwig-Dransfeld-Platz
in Essen als Wohnraum. Vom Januar 1961 bis zum Oktober 1966 wohnen sie in der
Kaplanei der Pfarre St. Ludgerus in Essen-Rüttenscheid, Wegenerstraße 15. Sie
sind zuständig für Russischsprachige in den Diözesen von Nordrhein-Westfalen.
Beim Choraufbau wirken vor allem Ksenija und Dr. Konstantin von Karmasin sowie
Familie Zivich mit. Die Leitung des Chores übernimmt 1962/1963 Margret Nauheim,
1963-1974 Gertrud Kurzenacker, 1974-1983 Ulrich Kroll († 20.1.1989) und
1983-1997 Georg Hegemann. Hilfreich sind fachliche Ratschläge des Musikologen
Johann von Gardner (9.12.1898-26.2.1984) und von P. Ludwig Pichler SJ (*
5.7.1915 in Innsbruck).
Ab
Oktober 1962 begleitet Vr. Alexander den Johannes-Damascenus-Chor, der 1952
gegründet worden war, bei Liturgiefeiern und Konzerten im In- und Ausland.
Mehrere Schallplattenaufnahmen belegen die Qualität des Chores. Dirigent ist
Domkapellmeister Karl Linke,
der am 7.4.1925 in Frankleben geboren wird, Thomaner in Leipzig und seit 1949
tätig ist als Kirchen- und Schulmusiker. 1952 besteht er das Staatsexamen in
Köln, wird Kantor in St. Elisabeth, Essen-Frohnhausen, und im gleichen Jahr bis
1995 Dirigent des Johannes-Damascenus-Chores für Ostkirchliche Musik, 1961
erster Domkapellmeister am Hohen Dom in Essen, 1963-1975 auch Dirigent der
Essener Domsingknaben. Er stirbt am 13.4.2003 in Essen.
1966
ergibt sich die Möglichkeit, die Kapelle im Frauenbundhaus in ein russisches
Gotteshaus umzuwandeln. Die Ikonen schreibt P. Igor Sendler SJ. Geweiht wird
die Kapelle von Bischof Andreas Katkoff MIC (Congregatio Clericorum Marianorum
sub Titulo Immaculatæ Conceptionis Beatissimæ Virginis Mariæ), Titularbischof
von Nauplion im Peloppones (26.10.1916-18.9.1995). Vr. Alexander ist zu dieser
Zeit Russenseelsorger in den Bistümern Aachen, Essen und Köln. Außerdem ist er
von Oktober 1966 bis 1974 Subsidiar in der Kirche St. Clemens Hofbauer. Am
3.10.1971 wird Vr. Alexander zum Erzpriester ernannt. Bis 1974 organisiert er
Ferienlager für russische Kinder in Belgien und Südtirol. Die meisten Kosten dafür
werden durch Spenden aufgebracht. Das Frauenbundhaus wird 1974 verkauft. Der
Episkopalvikar für die Ausländerseelsorge, Weihbischof Julius Angerhausen,
lässt zusammen mit der Pfarrgemeinde St. Barbara ein Haus der Begegnung als
Pfarrheim und Zentrum für die Ausländerseelsorge in der Elisenstraße 13
errichten. Für die Russische Gemeinde wird im ersten Stockwerk eine Kapelle,
ein Saal und die Wohnung für den Seelsorger eingerichtet. Am 17.7.1986 erhält
Erzpriester Dr. Alexander Jermolenko das Recht, beim Gottesdienst eine Mitra zu
tragen. 1988 geht er in den Ruhestand. Am 31. August 1997 wird in der Kapelle
vom Schutze der Gottesmutter die letzte Liturgie gefeiert. Vr. Alexander stirbt
am 26.2.2006 in Nancy.
Veröffentlichungen von
Erzpriester Mitrophor Dr. Alexander Jermolenko
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Die heilige Osternacht im byzantinisch-russischen Ritus.
Kirchenslavisch-deutsch, Essen o.J. [1967]; 21981 (Typoskript).
o
Die russische Kirche vom Schutze der Gottesmutter, Essen 1969; 21975
(Faltblatt).
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Die große Wasserweihe an Epiphanie im byzantinisch-russischen Ritus,
Essen 1970 (Typoskript).
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Večernja – Vesper im byzantinisch-russischen Ritus, ARD/WDR, 1.
Fernsehprogramm, 2.1.1971, 17.15-17.45 Uhr, Propsteikirche St. Ludgerus,
Essen-Werden.
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Die göttliche Liturgie unseres heiligen Vaters Johannes Chrysostomus im
byzantinisch-russischen Ritus. Kirchenslavisch-deutsch, erstellt in Zusammenarbeit
mit Werner Beckmann, Recklinghausen 1979; 21988.
o
Die Feier des Ehesakramentes im byzantinisch-russischen Ritus, Essen
1980 (Typoskript).
o
Die Feier der Heiligen Taufe im byzantinisch-russischen Ritus, Essen
o.J. [1985] (Typoskript).
o
Glanz der Herrlichkeit. Vesper im byzantinisch-russischen Ritus, WDR
(Hörfunk) und ARD/WDR 1. Fernsehprogramm, 20.11.1988, 17.30-18.00 Uhr,
Münsterkirche in Essen.
o
La Reine des Cieux et de la terre chez le peuple russe d'après les
textes liturgiques byzantino-slaves, Rom 1960 (Typoskript).
o
Passionsgottesdienst. Orthros (Matutin) des Karfreitags. Die zwölf
Evangelien, Essen 1974 (Manuskript).
Weiterführende Literatur
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Heimat der Russen. Kirche im Frauenbundhaus geweiht, in: Ruhrwort 11
(1969), Nr. 10.
o
Abbild des Himmels, in: Ruhrwort 11 (1969), Nr. 11.
o
Ehrung für Russenseelsorger, Bischöfliche Pressestelle Essen,
1.10.1986, 5.
o
Mitra für Erzpriester, in: Ruhrwort 28 (1986), 4.10., Nr. 40.
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"Ein Zeichen der Macht". Erzpriester Dr. Alexander
Jermolenko, Essen, erhält das Recht, die Mitra zu tragen, in: WAZ, 6.10.1986.
o
Erzpriester Alexander Jermolenko verstorben, in: Ruhrwort 48 (2006),
12.