Die Konservierung des Schwarzen Bildes Das
im 17. Jahrhundert entstandene Leinwandgemälde der heiligen Maria Magdalena
aus dem Hochaltar der Alten Kirche in Horneburg wurde 2014 vom Altar
abgenommen, untersucht, von der Hartfaserplatte, auf der es 1987 befestigt
worden war (Marouflage), gelöst, und es wurde eine neue Aufspannungsform
konzipiert. Diese Arbeit wurde 2016/2017 durch Katrin Kuberski an der
Hochschule für Bildende Künste in Dresden durchgeführt, betreut von
Professorin Dr. Ursula Haller und Diplomrestauratorin Helena Dick. Die
naturwissenschaftlichen Analysen führte Professor Dr. Christop Herm durch.
Diplomrestauratorin Sandra Plötz unterstützte fachlich die praktische Arbeit.
Diplomingenieurin Kerstin Riße fertigte die Aufnahmen. Das
Gemälde ist 87,5 cm hoch und 72,5 cm breit. Die Heilige wird als junge Frau
mit offen getragenen, langem, braunen Haar dargestellt. Ihr Haupt ist von
einem strahlenförmigen Nimbus umgeben. Sie trägt ein weißes Untergewand mit
blauem Obergewand und um die Schultern eine rote Dalmatika. Kragen, Ärmel und
Mantel sind mit Goldborten gesäumt. Die Hände sind zum Gebet zusammengelegt
und der Blick ist auf ein Kreuz gerichtet. Das goldene Gefäß weist auf die
Salbung der Füße Jesu hin (Lk 7,38). Die Heilige Schrift steht für die
Betrachtung, Geißel und Distel für die Buße. Aus dem dunklen Himmel brechen
Lichtstrahlen hervor und enden auf dem Gewand unterhalb des Gesichtes,
Zeichen der Erleuchtung und der göttlichen Gnade. Das
originale Gemälde weist eine italienisch beeinflusste Maltechnik auf: Auf
einer Grundierung werden die hellen Bildbereiche mit Bleiweiß und die dunklen
Konturen mit Schwarz angelegt. Erst danach erfolgt der Auftrag der Farben.
Vorbild für diese Technik ist Tizian (vgl. seine büßende Maria Magdalena, um
1565, Eremitage, St. Petersburg). Im 19. Jahrhundert wurde das Gemälde im
Stil der deutschen Renaissance übermalt (siehe Lukas Cranach der Ältere und
Albrecht Dürer). Unterschiede zum originalen Gemälde sind im Gesicht, im
Gewand, in der Handstellung und bei der Geißel festzustellen. Das Gesicht war
schmaler, Augen und Lippen waren voller und runder. Der Faltenwurf des
Gewandes war komplizierter und hatte eine nach rechts gerichtete Bewegung,
während in der Übermalung die Bewegung nach links geht. Die ursprünglich
weitgehend entblößten Unterarme wurden übermalt. Die Finger waren
verschränkt, nun liegen sie aneinander. Eine Signatur weist auf Felix
Schröder hin, der die Übermalung in den 1880er Jahren durchführte.
Möglicherweise galt dieses Gemälde bereits damals als Schwarzes Bild, da es
durch die Firnisalterung verdunkelt war, sodass eine Übermalung zur besseren
Sichtbarkeit angeordnet wurde. Für
eine Neuaufspannung bietet sich ein Magnetrahmen an, wobei das Gemälde
zwischen Rahmensegmenten eingeklemmt wird. Die Risse, Brüche und Löcher im
Bildträger sollen geschlossen werden. Im
Wintersemester 2017/2018 wurde durch die Studentin Ella Dudew bestätigt, dass
es nicht möglich ist, den nachgedunkelten Überzug zu entfernen. Im
Sommersemester 2018 geht es um die Schließung und Retusche der Fehlstellen im
Gemälde unter Belassung der früheren Überarbeitungen. Diese Arbeiten werden
von Frau Dudew ausgeführt. Quellen ·
Kuberski, Katrin, Die Untersuchung und Konservierung
eines Gemäldes mit der Darstellung der Hl. Maria Magdalena aus dem Hochaltar
der ehemaligen Schlosskapelle St. Maria Magdalena in Datteln-Horneburg,
Diplomarbeit, Dresden 2017 (Text und Nachtrag). ·
Althöfer, Heinz, Hg., Das 19. Jahrhundert und die
Restaurierung, München 1987. ·
Braun, Joseph, Der christliche Altar in seiner
geschichtlichen Entwicklung, 2. Bd., München 1924. ·
Dudew, Ella, Rissschließung am textilen Bildträger
mittels Faser-Bindemittel-Gemisch. Einfluss einer Vorleimung auf die
Stabilität der Verklebung, Seminararbeit, Dresden 2017. ·
Göttler, Christine, „Jede Messe erlöst eine Seele
aus dem Fegefeuer“. Der privilegierte Altar und die Anfänge des barocken
Fegefeuerbildes in Bologna, in: Himmel. Hölle. Fegefeuer. Das Jenseits im
Mittelalter, München 21994, 149-164. ·
Gropp, Birgit, St. Boris und Gleb, Datteln-Horneburg
– Russische Ikonen in der Horneburger Schlosskapelle, in: Kirchen im Wandel –
Veränderte Nutzung denkmalgeschützter Kirchen, hg. v. StadtBauKultur NRW,
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland u. LWL-Amt für Denkmalpflege in
Westfalen, Düsseldorf 2010. ·
Haller, Ursula, Brief vom 28.2.2018. ·
Haller, Ursula, Mona Konietzny u. Karolina Soppa,
Canvas Bonding with Adhesive Meshes, in: Konsolidieren und Kommunizieren.
Materialien und Methoden zur Konsolidierung von Kunst- und Kulturgut im interdisziplinären Dialog, Schriften des
Hornemann-Instituts 18, Petersberg 2018, 169. ·
Haller, Ursula, Das Einnahmen- und Ausgabenbuch des
Wolfgang Pronner. Die Aufzeichnungen des „Verwalters der Malerei“ Herzog
Wilhelm V. von Bayern als Quelle zu Herkunft und Verwendung von
Künstlermaterialien im ausgehenden 16. Jahrhundert, München 2005. ·
Haller, Ursula, Studien zur Herstellung und Anwendung
von Lösungsmittel-Gelen, -Pasten und -Kompressen in der Restaurierung,
Stuttgart 1994. ·
Haller, Ursula, Über den Umgang mit Lösemitteln in
der Restaurierung, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 12
(1998), Nr. 1, 156-161. ·
Pfeiffer, Nora, Alternative Aufspannmethoden –
Zugversuche zur Ermittlung der Zughöchstkraft von Permanentmagneten und
Klettband, Seminararbeit, Dresden 2010. ·
Slama, Ina, Marouflage – Zur Problematik der
Entrestaurierung eines barocken Gemäldes, Diplomarbeit, Wien 2002. |