Jubiläen der Russischen Gemeinde

Heinrich Michael Knechten

 

Der kleine Melchior konnte nichts sehen. Dicht an dicht standen die Erwachsenen an der Straße und versperrten ihm die Sicht. Geschickt drängte er sich durch und stand bald in der vordersten Reihe. Weißt Du eigentlich, auf wen wir warten?, wurde er gefragt. Melchior schüttelte den Kopf. Da hörte er: Gleich soll Zar Peter kommen, der Kaiser von Russland. Er war in Holland, um sich als Zimmermann mit den neuesten Methoden im Schiffsbau vertraut zu machen. Er hatte sich, wie es heißt, hochgedient. Zuerst war er Trommler. Dann fuhr er wie ein gewöhnlicher Soldat in einer selbstgefertigten Schubkarre Erde heran, um eine kleine Festung zu bauen und brachte die Nacht damit zu, bei ihr Wache zu stehen. Schließlich erstürmte er sie wie ein einfacher Pionier und brach mit der Axt ihre Türen auf, die er vorher mit großer Mühe gezimmert hatte. Er lernte, ein Schiff zu steuern und während eines Sturms so zu manövrieren, dass es nicht unterging. Nach seiner ersten siegreichen Schlacht wurde er Hauptmann, dann Oberst und schließlich Admiral. Er erhielt den jeweiligen Rang erst, nachdem er ihn verdient hatte. Er wollte Russland modernisieren. – Da kommt er!, schrie Melchior. Fanfaren schmetterten und Zar Peter zog in Horneburg ein. Er war leicht zu erkennen, da er größer war als alle anderen. Dies war am 23. Mai 1698, also vor 320 Jahren. Die Russische Gemeinde lädt zur Feier dieses Jubiläums ein.

 

 

Karikatur von Rudolf Grabowski

 

Pater Erwin Immekus, 1.3.2009, und Jürgen Rottmann († 5.10.2015).

Es gibt noch einen weiteren Anlass zu feiern. Dazu muss erzählt werden, wie alles anfing: Pater Erwin Immekus zog sich eines Tages einen schwarzen Talar an und fuhr auf dem Moped nach Bonn. Dort bat er darum, den Innenminister sprechen zu dürfen. Nach einer Viertelstunde stand er vor ihm. Er fragte, ob er in den Ausländerämtern nach russischsprachigen Familien suchen dürfe. Er erhielt die Erlaubnis, stellte Nachforschungen an und zeichnete eine Karte. Es stellte sich heraus, dass im Ruhrgebiet die größte Anzahl von ihnen wohnte.

Chor4 Chorprobe in der Wohnung von Pater Erwin Immekus, 5.1.1974. Links die erste Chorleiterin (1968-1974), Ilse Marie Döller (1923-2010).

 

 

 

 

 

 

Auf dem zugefrorenen Schlossgraben am Fest Theophanie, 6.1.1979.

In das Eis wurde ein Loch geschlagen und Wasser für die Weihe entnommen.

Foto: Helmut Orwat

 

Der Chor der heiligen Boris und Gleb am 4.3.1984 vor der Ikonostase der Alten Kirche

 

Chor9

 

Nachgefeiertes 25jähriges Gemeindejubiläum, am 2.10.1994.

 

Der Chor unter der Leitung von Gertrud Thon (1937-2011; Chorleiterin 1974-2010)

Die Russenseelsorge begann zunächst in Essen. Auf seinen Fahrten kam Pater Erwin durch Horneburg und stellte fest, dass hier eine neue Kirche gebaut wurde. Er folgerte: Wenn eine neue Kirche gebaut wird, dann wird eine alte Kirche frei. Er fragte, ob er dort Gottesdienste mit Russischsprachigen feiern dürfe, erhielt die Erlaubnis von Pfarrer August Liedmeier, dem Kirchenvorstand und dem Bistum Münster und begann, die Kirche für byzantinische Liturgiefeier umzugestalten.

Foto am 18.6.2006: Wilhelm Müschenborn

 

 

Die Russische Gemeinde und der Chor der heiligen Boris und Gleb blicken auf ihr fünfzigjähriges Bestehen zurück.

 

Fotos zum 40jährigen Jubiläum des Chores: Rudolf Grabowski

 

 

Pfarrer Heinrich Michael Knechten wurde am 14. Mai 1978 im Hohen Dom zu Münster zum Priester geweiht und ist seit vierzig Jahren als Priester tätig.

 

Die jetzige Chorleiterin, Lena Poslednik, 20.2.2011. Foto: Heinz Gössing.

Zelebranten, Diakon, Altardiener und Chor am 20.2.2011. Foto: Monika Urban.

 

Diese Jubiläen werden gefeiert am Pfingstsonntag, 20. Mai 2018, Beginn um 10.00 Uhr, in der Alten Kirche in Horneburg. Anschließend findet ein Empfang im Pfarrheim statt. Zum Gottesdienst und zur Begegnung danach sind alle herzlich eingeladen.

Russische Gemeinde Horneburg

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