Liudger
Am
Niederrhein waren die Menschen schon seit langem Christen geworden. In
Friesland wurde im Jahr 754 der heilige Bonifatius zusammen mit seiner
Begleitung bei einem Missionsversuch erschlagen, doch bald darauf wurde auch dieses
Gebiet christlich. In Westfalen hielt die Bevölkerung aber zäh an ihren
Traditionen fest. Die beiden Ewalde, der weißhaarige und der schwarzhaarige,
die hier den Glauben verkündeten, fanden sehr bald den Märtyrertod.
Was
war eigentlich der Hauptgrund für den Zorn? Die Geistlichen zerstörten
Heiligtümer und Kultgegenstände. Dies bedeutet, dass der bisherige Mittelpunkt
des religiösen Lebens vernichtet wurde. Doch gerade dieser Umstand begünstigte
allmählich das Anwachsen des Christentums. Wenn die alten Götter der
Auslöschung ihres Gedächtnisortes tatenlos zusahen, konnten sie nicht mächtig
sein.
Liudger
war ein Friese. Er besuchte eine Klosterschule in Utrecht, wurde in York zum
Diakon geweiht und erhielt 777 in Köln die Priesterweihe. Nach seinen ausgiebigen
Studien wirkte er in Friesland, wurde aber durch einen Aufstand vertrieben. Die
neue Religion, aber auch das ungewohnte Königtum boten zahlreiche Kritikpunkte
für traditionell empfindende Menschen. Liudger reiste nach Rom, kehrte nach
Friesland zurück und arbeitete dort, bis ein zweiter Aufruhr losbrach.
Nun
wandte er sich nach Westfalen. An der Kreuzungsstelle von Königstraßen erbaute
er 795 eine Kirche und gründete 797 eine Schule, die heute noch als das
Gymnasium Paulinum
besteht und die älteste Höhere Schule Deutschlands ist. Hier bildete er
Mitarbeiter aus, die sein Werk festigten und fortsetzten. Liudger ließ auf dem
Land Kirchen errichten, da er der Überzeugung war, dass das Christentum nur
dann den Menschen ans Herz wächst, wenn es ihnen sichtbar nahe ist.
Wie
geschah Mission in dieser Zeit? In Form einer Prozession zogen die Reisenden in
eine Ortschaft ein. Das Kreuz wurde vorgetragen, dann folgten die Weihrauch-
und Kerzenträger und dann der Geistliche mit dem Allerheiligsten. Es war also
eine liturgische Art, die Menschen besser mit dem Christentum vertraut zu
machen. Liturgie setzt Menschen in Bewegung, sie spricht nicht nur den Kopf an,
sondern auch das Herz.
Liudger
wird mit einer Gans dargestellt. Es gab damals eine Zeit großer Dürre und er
bat eine Gans, eine nie versiegende Quelle zu graben. Wenn wir uns mit Jesus
Christus verbinden, werden Ströme lebendigen Wassers aus uns fließen (Joh
7,38). Wir können dann mit anderen zusammen den Weg der Nachfolge Christi
gehen, Trost empfangen und Trost spenden.