Lebensphilosophie
2: Berdjajew/Bambauer
C. Philosophie als Form des Lebens
In
seiner neuen Veröffentlichung, die K.Albert zusammen mit E.Jain vorlegt, wird
das bisher angesprochene Thema der Lebensphilosophie und ihrer bedeutenden
Vertreter erneut aufgenommen unter dem Stichwort, eine "ontologische
Erneuerung der Lebensphilosophie" zu vermitteln, wobei die Identität der
Aussagen, die Albert schon in "Vom philosophischen Leben" gefunden
hat, weitgehend mit den nun vorgelegten Ausführungen konstatiert werden kann
und sich seine neuerdings vorgelegten Äußerungen zum Thema wie eine Kurzfassung
seiner besprochenen Arbeit "Vom philosophischen Leben" verstehen
(30).
Wie
ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, beschäftigt sich K.Albert im 1.
Kapitel mit dem Thema "Von der philosophischen Erkenntnis zum
philosophischen Leben" (S. 27-76). Hier werden auch die Impulse Berdjajews
in einem kurzen Abschnitt (S. 41-44) wieder aufgenommen und in den Kontext des
Seins- und Lebensgedankens einbezogen. Albert erwähnt zunächst noch einmal die
bekanntesten Namen, die der Lebensphilosophie zuzurechnen sind oder diese
begründet haben: Georg Simmel, Theodor Lessing, Ludwig Klages, Oswald Spengler,
Graf Keyserling, Ortega y Gasset, Henri Bergson, Wilhelm Dilthey und
schließlich Friedrich Nietzsche. "Ohne selbst Anhänger einer
Lebensphilosophie in deren Sinne zu sein, sind nun verschiedene Denker des 20.
Jahrhunderts wiederum von den genannten Lebensphilosophen ausgegangen und haben
den Lebensgedanken ins Zentrum ihres eigenen Denkens gestellt. Bei diesen
Denkern deutet sich jedoch eine Entwicklung an, in der der Lebensbegriff nicht
mehr als Gegenbegriff zum Seinsbegriff aufgefasst wird. Einer dieser Denker ist
Nikolaj Berdjaev" (31).
Albert
nimmt Berdjajews kritische Hinweise auf eine lebensferne und lebensfremde
Philosophie mit einigen Zitaten des russischen Denkers auf: "Die
Philosophie kann leicht abstrakt werden, die Fühlung mit den Quellen des Lebens
verlieren. Das trifft jedes Mal ein, wenn sie nicht im Menschen und vom
Menschen her, sondern jenseits des Menschen erkennen will. Der Mensch ist in
das Leben eingesenkt, in das Ur-Leben; ihm sind Offenbarungen vom Mysterium des
Urlebens eingegeben" (32). Nach Berdjajew scheint es für Albert
offensichtlich zu sein, dass Rationalisierung und Objektivierung des Seins für
die Versuche charakteristisch sind, eine wissenschaftliche Philosophie zu
entwickeln (S. 41f.). Auch an dieser Stelle geht Albert noch einmal auf
Berdjajews kritische Hinweise ein, dass wahre Philosophie keine Wissenschaft im
(szientistischen) Sinne sei und auch nicht den Kriterien für wissenschaftliche
Allgemeingültigkeit unterliege. Berdjajew werfe der von der Erkenntnistheorie
beherrschten Philosophie vor, nicht zur Erkenntnis des Seins zu gelangen. Wie
schon zuvor auf Max Schelers Schrift "Zur Phänomenologie und Theorie der
Sympathiegefühle und von Liebe und Hass" verweisend, stellt Albert noch
einmal dar: "Das Moment der Liebe in der intuitiven Erkenntnis betont
Berdjaev im Blick auf die von Platon im 'Symposion' vorgetragene Lehre vom Gott
Eros als Urbild des Philosophen" (33).
Der
hier herangezogene Abschnitt endet mit der Darlegung von Berdjajews Verständnis
des mystischen Phänomens: "Zwei Formen der Mystik sind für Berdjaev von
Bedeutung. Die eine Form ist die der reinen Einheitsmystik, wie sie sich vor
allem in der indischen Philosophie findet, aber auch bei Plotin und im
Neuplatonismus überhaupt. Diese Mystik kennt nur das Eine, sie hat keinen Blick
für das Viele: 'Plotins Mystik ist die rationalste, die am wenigsten
antinomische Form der Mystik'. Diese neuplatonische Einheitsmystik findet
Berdjaev sogar bei christlichen Denkern. Bei Dionysius Areopagita gebe es
'einen unüberbrückbaren Abgrund zwischen der Vielheit dieser Welt und dem Einen
in der anderen Welt'. Dasselbe gelte von Meister Eckhart, da dieser lediglich
'zu einer dem Geiste Indiens verwandten Mystik gelangt'. Deshalb werde bei
Eckhart die 'Abgeschiedenheit' zur höchsten Tugend, die Trennung von der
Vielfalt des Seienden in der Welt: 'Eckehart stellt die Abgeschiedenheit höher
als die Liebe'" (34).
Berdjajew
sieht nach K.Albert das Mystische folgendermaßen: "Die andere Form der
Mystik gilt als die höhere. Sie gehört zum Geist des wahren Christentums und
deutet sich bei Jakob Böhme, Franz von Baader und Vladimir Solov’ev an. Ihre
Vollendung steht noch aus. Bei ihr werde sich der mystische Weg zu Gott 'zu
einem Wege zur Schöpfung, zur Vielheit des Seins, zum Menschen umgestalten'.
Die mystische Einheitserfahrung verbindet sich dann mit der Erfahrung der
Vielheit des geschöpflichen Seienden" (35).
Man
sollte Berdjajew aufgrund seiner aphoristischen und nicht diskursiven Denkweise
nur mit Vorbehalt als Philosophen, besser als Denker bezeichnen.
K.Albert schreibt: "Er [Berdjajew] hat zwar vielerlei philosophische
Einflüsse erfahren, doch ist der Lebensbegriff in seinem Denken von zentraler
Bedeutung". Philosophie ist und bleibt für ihn auch als geistige
Erfahrung (wie Berdjajew stets betont) eine Funktion des Lebens, des
Selbstbewusstseins und der Erleuchtung des Lebens. Von hoher Bewertung bleibt
für K.Albert Berdjajews Verständnis der Mystik, die von dem Denker als
"Urgrundlage des Lebens, als alles umfassendes Lebensgefühl und
Lebensverstehen aufgefasst werden" kann.
Dass
sich N.Berdjajew der Lebensphilosophie in gewisser Weise trotz aller von
ihm geübten Distanz verbunden fühlte, wird auch durch die Art seines für ihn so
charakteristischen Denkens und seine Beziehungen zu Philosophen seiner Zeit
noch einmal eindrucksvoll von ihm selbst unterstrichen. Deshalb folgt nun sein
Selbstzeugnis gegen Ende unserer Rezeptionsgeschichte: "Mein Denken ist
sehr dynamisch, und ich bin dieser Dynamik treugeblieben. Indessen wird ja der
statische Gedanke um vieles leichter verstanden. Meine verhältnismäßig schwache
Fähigkeit zu systematischer, diskursiver Entwicklung meines Gedankens behindert
das Verständnis für meine zentrale philosophische Idee von der Objektivation,
womit meine existentielle Erfahrung verbunden ist. Mit einigen Philosophen
unserer Epoche kann man bei mir Berührungspunkte finden, z.B. mit Max Scheler,
mit Bergson, mit Jaspers vor allen Dingen. In anderen Fällen – besonders mit
Jakob Böhme: der Typus meines Philosophierens ist dem von Franz von Baader
verwandt, obwohl ich mit ihm in vielem auseinandergehe. Kierkegaard, den ich
sehr spät kennenlernte, ist mir nur in einem Motiv verwandt – im Aufstand des
Individuellen gegen das Allgemeine; in allem Übrigen sind wir einander eher
feindlich. Mit keinem, mit keinem einzigen habe ich wirkliche Verwandtschaft
gehabt, obwohl ich sie immer suchte und bereit war, sie zu übersteigen (ich
denke jetzt eben an Jakob Böhme). Mitunter richte ich an mich selber die Frage,
ob ich überhaupt irgend etwas hinterlassen werde, was künftigen Geschlechtern
irgend etwas vollkommen Verständliches bieten könnte?" (36).
Berdjajew
hat sich als Philosoph des Lebens, aber damit vor allem der Existenz
verstanden, und hat auf die von ihm gestellte Frage geantwortet: "Die
große Aufgabe, der man nachstreben sollte, besteht darin, Gemeinschaftlichkeit,
Gemeinsamkeit, Verstehen im besonders Individuellen, Originellen, Einzigen zu
erreichen. Das eben ist die schwierige Aufgabe der sogenannten
Existenzphilosophie, die über die Grenzen der allgemein-verpflichtenden,
objektivierten, sozialisierten Erkenntnis hinausgeht" (37).
Am
deutlichsten hat er seine philosophische Erkenntnis – abgesehen von den
Darlegungen in seinen Hauptwerken – in seiner Autobiographie ausgesprochen,
Worte, die seine enge Beziehung zur Lebens- bzw. vielleicht besser: Existenzphilosophie
unterstreichen: "Niemals bin ich 'reiner' Philosoph gewesen, niemals habe
ich die Ablösung der Philosophie von der Welt erstrebt. Im Gegenteil, ich habe
immer gedacht, dass philosophische Erkenntnis eine Lebensfunktion, eine
Symbolik der geistigen Erfahrung und des geistigen Weges ist. An der
Philosophie prägen sich alle Widersprüche des Lebens aus, und es hat keinen
Sinn, den Versuch zu machen, sie zu glätten. Philosophie ist Kampf. Es ist
unmöglich, philosophische Erkenntnis von der Gesamtheit der geistigen Erfahrung
des Menschen, von seinem religiösen Glauben, von seinem mystischen Schauen,
falls der Mensch über ein solches verfügt, zu trennen" (38).
Anmerkungen
*
Der in dieser kleinen Studie mit seinen Arbeiten vorgestellte Philosoph Karl
Albert, geb. 1921, studierte in Köln und Bonn, Promotion 1950, Assistent am
Kölner Thomas-Institut, Philosophielehrer am Gymnasium, Lehrbeauftragter an der
Ruhr-Universität Bochum; 1973-1980 o. Professor der Philosophie an der
Pädagogischen Hochschule Rheinland (Abt. Neuss); seit 1980 an der Bergischen
Universität/GH Wuppertal (1987 emeritiert). Mit den Vertretern der Lebensphilosophie
beschäftigt sich K.Albert auch in einer gesonderten Veröffentlichung:
"Lebensphilosophie", Freiburg/München 1995, auf die hier nur
hingewiesen werden kann. Dieses Werk sollte für die nähere Durcharbeitung des
Themas herangezogen werden. N.Berdjajew kommt in seiner Darstellung nicht vor,
womit der Autor unterstreicht, dass er ihn in seiner Studie "Vom
philosophischen Leben" wohl nur bedingt zur Strömung der Lebensphilosophie
gezählt und ihm doch wohl nur eine Sonderstellung als einem primär
"mystischen Philosophen" eingeräumt hat. Dr. habil. Elenor Jain ist
philosophische und kunstwissenschaftliche Autorin.
1)
Stefan G.Reichelt, Nikolaj A.Berdjaev in Deutschland 1920-1950. Eine
rezeptionshistorische Studie, Leipzig 1999. Zit. Nikolaj Berdjaev in
Deutschland.
2)
Wolfgang Dietrich, Provokation der Person. Nikolaj Berdjajew in den Impulsen
seines Denkens, Berlin 1975, bzw. Bd. 5 (Anmerkungen) 1979. Zit. Provokation
der Person.
3).
Karl Albert, Vom philosophischen Leben, Würzburg 1995. Zit. Vom philosophischen
Leben; vgl. dort das 5. Kapitel "Berdjaev über Philosophie als Leben im
Geist" (S. 69-80). Vgl. zu K.Alberts Werk auch: Probleme philosophischer
Mystik, Festschrift für Karl Albert zum 70. Geburtstag, St. Augustin 1991. Zit.
Probleme philosophischer Mystik.
4)
Karl Albert u. Elenor Jain, Philosophie als Form des Lebens. Zur ontologischen
Erneuerung der Lebensphilosophie", Freiburg/München 2000. Zit. Philosophie
als Form des Lebens.
5)
Probleme philosophischer Mystik, S. 263f. E.Jain behandelt in ihrem Beitrag
"Lebensphilosophie und west-östliche Mystik" (S. 263- 283) die
lebensphilosophischen Gedanken bei Schopenhauer (S. 264-267), Nietzsche (S.
267-268), Bergson (S. 268-271), Graf Keyserling (S. 272-276), Theodor Lessing
(S. 276-278), Max Scheler (S. 278-280) und Georg Misch (S. 280- 283). Sie
bietet damit einen instruktiven, kurzen Überblick über Denk-Positionen des 19.
bzw. 20. Jahrhunderts im Spektrum der Lebensphilosophie. Vgl. dazu ergänzend:
"Die Wirkungen Nietzsches und Bergsons", in: Philosophie als Form des
Lebens, S. 205-214.
6)
Vom philosophischen Leben, S. 8.
7)
Vom philosophischen Leben, S. 69.
8)
Vom philosophischen Leben, S. 70. Vgl. dazu den Hinweis von W.Dietrich: "Wenn
auch Husserl die Wissenschaft nicht im positivistisch-szientistischen, sondern
im griechisch-antiken Sinne versteht, so verknechtet er doch mit seiner
'modernisierten' Fassung 'der alten scholastischen Idee' die Philosophie an
einen ihr 'fremden Herrn'" (Provokation der Person Bd. 2, S. 65f.). An
dieser Stelle ist der Interpretation Husserls durch Berdjajew zu widersprechen,
wenn er dem deutschen Philosophen die Suche nach der "Weisheit"
abspricht. Es müsste über den von Berdjajew verwendeten Begriff von
"Wissenschaft" näher nachgedacht werden, soweit er Missverständnisse
hervorbringt, die den Intentionen Husserls nicht angemessen sind. Vgl.
besonders zu Husserl auch: Reinhard Margreiter, Erfahrung und Mystik-Grenzen
der Symbolisierung, Berlin 1997, "Husserls Begriff der Lebenswelt",
S. 184-190.
9)
Vom philosophischen Leben, S. 70.
10)
Vom philosophischen Leben, S. 70f.
11)
Vom philosophischen Leben, S. 71 (zit. nach N.Berdjajew, "Das Ich und die
Welt der Objekte", Darmstadt 1952, S. 26).
12)
Vgl. P. Tillich, Ges. Werke Bd. VIII, Stuttgart 1970, Kapitel "Wesen und
Wandel des Glaubens", S. 111-196.
13)
Vom philosophischen Leben, S. 71.
14)
Vom philosophischen Leben, S. 71.
15)
N.Berdjajew, Der Sinn des Schaffens, Tübingen 1927, S. 41. Zit. Der Sinn des
Schaffens.
16)
Der Sinn des Schaffens, S. 43.
17)
Vom philosophischen Leben, S. 72.
18)
Vom philosophischen Leben, S. 72f.
19)
N.Berdjajew, Von der Bestimmung des Menschen, Bern 1935. Zit. Von der
Bestimmung des Menschen.
20)
Vom philosophischen Leben, S. 73.
21)
Vgl. zum Gedanken der Objektivierung bzw. Objektivation und ihrer
Unterscheidung die nach wie vor überaus lesenswerte Studie von Paul Klein, Die
"kreative" Freiheit nach Nikolaj Berdjajew, Regensburg 1975, Kapitel
II "Die Krankheit des Seins, oder: Die Tatsache der Objektivation",
S. 58-101. Es gibt bei Berdjajew ein eigenartiges Schwanken im Verstehen des
Seins-Begriffes. Sieht er diesen zuweilen positiv, so kann es auch wieder im
Sinne der apophatischen Theologie heißen: "Doch als Philosoph verneine ich
den ontologischen Beweis für das Dasein Gottes - als den Hauptbeweis. Gott ist
nicht das Sein, und die Kategorien des Seins, die dem Denken angehören, sind
auf Ihn nicht anwendbar. Er existiert. Er ist existent und hierüber lässt sich
nur existenziell und symbolisch denken" (N.Berdjajew,
"Selbsterkenntnis", Versuch einer philosophischen Autobiographie,
Darmstadt 1953, S. 81. Zit. Selbsterkenntnis).
22)
Vom philosophischen Leben, S. 74.
23)
Vom philosophischen Leben, S. 75.
24)
Die Philosophie des freien Geistes, S. 25f.
25)
Vom philosophischen Leben, S. 76. Vgl. dazu besonders die Belegstellen bei
N.Berdjajew, Geist und Wirklichkeit, Lüneburg 1949, Kapitel 6 "Die Mystik.
Ihre Widersprüche und ihre Ergebnisse", S. 135-168. "Die deutsche
Mystik ist eines der größten Ereignisse in der Geschichte des Geistes.
Eckehart, Tauler, Weigel, Jakob Böhme, Angelus Silesius" (a.a.O., S. 145).
26)
Vgl. dazu etwa die theologischen Anstöße bei Jürgen Moltmann oder bei Matthew
Fox, Der große Segen, München 1991, S. 199-276, wobei die Berdjajew-Zitate
dieses Buches ins Auge fallen.
27)
Vom philosophischen Leben, S. 80.
28)
Selbsterkenntnis, S. 384. Vgl. auch zu seinen weiteren Plänen: N.Berdjajew,
Wahrheit und Offenbarung, Waltrop 1998, S. 41f.
29)
Vom philosophischen Leben, S. 80.
30)
Philosophie als Form des Lebens.
31)
Philosophie als Form des Lebens, S. 41. Vgl. zum geschichtlichen Überblick über
die wichtigsten Vertreter der Lebensphilosophie (Schopenhauer, Nietzsche,
Bergson, James, Dilthey, Simmel, Spengler, Klages, Lessing, Scheler, Heidegger,
Husserl) auch: Ferdinand Fellmann, Lebensphilosophie. Elemente einer Theorie
der Selbsterfahrung, Reinbek 1993.
32)
Philosophie als Form des Lebens, S. 41.
33)
Philosophie als Form des Lebens, S. 43.
34)
Philosophie als Form des Lebens, S. 44f. Vgl. dazu auch die weiterführende
Studie von K.Albert, Meister Eckharts These vom Sein, Kastellaun 1976. Vgl. zu
den Thesen Berdjajews ebenso: Werner Beierwaltes, Platonismus im Christentum,
Frankfurt 1998.
35)
Philosophie als Form des Lebens, S. 45. Vgl. zum Themenbereich der Mystik auch:
Georg Scherer, Die Welt als Grundverhältnis und die Grenzen der Mystik, in:
Probleme philosophischer Mystik, S. 21-30, Reinhard Margreiter, Von der
Metaphysik zur Mystik. Überlegungen mit und gegen Karl Albert, in: Probleme
philosophischer Mystik, S. 31-47, sowie: Reinhard Margreiter, Erfahrung und
Mystik – Grenzen der Symbolisierung, Berlin 1997, hier bes. das Kapitel
"Das Ganze und die Grenzen der Erfahrung. Die Mystik-Diskussion in der
neueren Philosophie, S. 297-436. Dieses umfangreiche Kapitel, das auch u.a. auf
Schopenhauer (S. 325-340), James (S. 341-354) und Bergson (S. 354-367) eingeht,
enthält auch eine Darstellung der Position von Karl Albert (S. 386-396). N.Berdjajew
wird – im Gegensatz zu K.Albert – bei R.Margreiter nicht in denn Umkreis der
Betrachtung lebensphilosophischer Autoren und Tendenzen einbezogen. Über die
Rezeption Berdjajews in Deutschland im 20. Jhdt. vgl. auch das Kapitel
"Berdjaev in den geistigen Strömungen der Zeit", in: Nikolaj Berdjaev
in Deutschland S. 77-109, wo S.Reichelt u.a. auch zu den Beziehungen Berdjajews
zu Oswald Spengler (S. 71-73) und zu dem erwähnten Graf Keyserling
("Schule der Weisheit") Stellung nimmt (S. 77-86). Hierauf (Graf Keyserling)
bezieht sich Berdjajew auch in seiner Autobiographie
"Selbsterkenntnis", Darmstadt 1953, S. 280.
36)
"Selbsterkenntnis", S. 378.
37)
"Selbsterkenntnis", S. 378f. In späteren Jahren schreibt Berdjajew
freilich: "Es ist mir jetzt völlig klar, dass ich immer jenem Typus der
Philosophie angehört habe, die man heutzutage als die existenzielle bezeichnet.
(Nicht Heidegger oder Jaspers halte ich für existenzialistische Philosophen,
sondern den hl. Augustin und Pascal, Kierkegaard und Nietzsche). Der Typus eben
der Existenzialphilosophie steht mir nahe, nicht aber die Lebensphilosophie
oder die pragmatische Philosophie" ("Selbsterkenntnis", S. 106).
Damit wird noch einmal unterstrichen, wie sehr der russische Denker sich
dagegen wehrte, von einer philosophischen Schule vereinnahmt zu werden, auch
nicht von der Lebensphilosophie, die inzwischen etwa bei Bergson eine
stark biologistische Ausprägung erfahren hatte. Es wird an dieser Stelle
deutlich, dass K.Alberts Einordnung N.Berdjajews in die Strömung der Lebensphilosophie
nur mit Vorbehalt zuzustimmen ist, wenn Berdjajew selber hier zunehmend mehr
Zurückhaltung übte.
38)
"Selbsterkenntnis", S. 116. Welche Einstellung Berdjajew als junger
Mensch zum "Leben" hatte, darüber vgl. seine Ausführungen in
"Selbsterkenntnis", S. 37ff.