Der Gedanke
der Anthropodizee 3
Anmerkungen
1)
Östliches Christentum. Dokumente. Bd. II, hg. von Nicolai von Bubnoff und Hans
Ehrenberg, München 1925, S. 246-306. Zit. Das Problem der Anthropodizee. Vgl.
Günter Brakelmann, Hans Ehrenberg. Ein judenchristliches Schicksal in
Deutschland, Bd. 1, Waltrop 1997, Kapitel 5 "Begegnung mit dem
Osten", S. 171-184, wo die Anfänge der Begegnung H.Ehrenbergs mit
östlicher Theologie und Spiritualität geschildert werden. Für die
Textzusammenstellung des "Östlichen Christentums" vgl. bes. die eigenen
Hinweise H.Ehrenbergs S. 172-174, verfasst als Selbstanzeige in der
"Christlichen Welt", 39. Jhg., 1925. Der 2. Dokumentationsband mit
dem Untertitel "Philosophie" bietet Texte von Chomjakow (1804-1860),
Florenskij (1881-1943), Bulgakow (1871-1944), Berdjajew (1874-1948) und
Karsawin (1882-1952).
2)
Das Problem der Anthropodizee, S. 246.
3)
Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. von Joachim Ritter, Darmstadt
1971, Bd. I, Sp. 360f. Dort kann die weitere Entfaltung des Begriffs im Verlauf
der Philosophiegeschichte nachgeprüft werden (vgl. Sp. 361f.). Zit.
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Der französische Text lautet
übersetzt: "Neulateinisch der 'Theodizee' nachgeahmt, um eine Philosophie
zu bezeichnen, in welcher der Mensch den Platz eingenommen hat, der in der
klassischen Philosophie von Gott besetzt war".
4)
Historisches Wörterbuch der Philosophie, Sp. 361. Vgl. außerdem die
umfangreiche monographische Arbeit von Harald Holz, Anthropodizee. Zur
Inkarnation von Vernunft in Geschichte, Frankfurt 1982. Zit. Holz,
Anthropodizee.
5)
Das Problem der Anthropodizee, S. 246.
6)
N.Berdjajew, Von der Bestimmung des Menschen, Bern 1935, S. 70f. Zit. Von der
Bestimmung des Menschen. Vgl. dazu auch die Behandlung dieser Frage, wie sie
von Theophan im russisch-orthodoxen Sinne beantwortet wurde, bei. H.M.Knechten,
Rechtfertigung und Synergie bei Theophan dem Klausner, Waltrop 1998, Abschnitt:
"Die Sünde gehört nicht zur Natur des Menschen", S. 106-108. Zit.
Knechten, Rechtfertigung und Synergie. Vgl. zu anthropologischen Einzelfragen:
B.Zenkovsky u. H.Petzold, Das Bild des Menschen im Lichte der orthodoxen
Anthropologie, Marburg 1969. Zit. Das Bild des Menschen im Lichte der
orthodoxen Anthropologie.
7)
Das Problem der Anthropodizee, S. 247.
8)
Das Problem der Anthropodizee, S. 248. im Zusammenhang dieser Worte fühlt man
sich erinnert an die Schriften von Karlfried Graf Dürckheim: "Vom
doppelten Ursprung des Menschen", Freiburg 1973 sowie an: "Der Mensch
als Zeuge des Unendlichen", Karlfried Graf Dürckheim zum 100. Geburtstag,
Schaffhausen 1996. Bei einem genauen Vergleich der Schriften N.Berdjajews und
Graf Dürckheims würde man zahlreiche konvergente Aussagen finden, weil sich
beide Denker einem 'überweltlichen Leben in der Welt' (Dürckheim) verpflichtet
fühlten und es durch ihre Texte hindurchleuchtet.
9)
Vgl. dazu: Gerhard Wehr, Jakob Böhme, Reinbek 1971, S. 72-110. Vgl. auch die
dortigen Bezugnahmen auf N.Berdjajew, S. 100. 134.
10)
Vgl. dazu Berdjajews Äußerungen in "Selbsterkenntnis". Versuch einer
philosophischen Autobiographie, Darmstadt 1953, S. 61. "Die Eigenart
meines philosophischen Typus ist vor allem darin zu erblicken, dass ich
nicht das Sein, sondern die Freiheit aller Philosophie zugrunde gelegt habe. In
dieser radikalen Form hat das meines Wissens kein Philosoph bisher getan. In
der Freiheit liegt das Geheimnis der Welt beschlossen. Gott hat die Freiheit
gewollt, und von daher nahm die Tragödie der Welt ihren Anfang […]. Ich habe
die fundamentale Überzeugung, dass Gott nur in der Freiheit gegenwärtig sei und
nur durch Freiheit wirkt". Zit. "Selbsterkenntnis". Diese
geistige Verankerung in der Freiheit ließ Berdjajew vor allem die "Legende
vom Großinquisitor" von Dostojewskij sowie die Werke Kants entdecken, von
dem er später sagen konnte: "Von den Philosophen hatte Kant die größte
Bedeutung für mich. Die Philosophie Kants ist eine Philosophie der Freiheit,
obschon sie vielleicht nicht folgerichtig genug und nicht bis ans Ende
entwickelt ist" ("Selbsterkenntnis", S. 60).
11)
"Selbsterkenntnis", S. 34.
12)
"Selbsterkenntnis", S. 51f.
13)
Das Problem der Anthropodizee, S. 249.
14)
Philosophen-Lexikon, hg. von Werner Ziegenfuss, Erster Band, Berlin 1949, S.
104. Zit. Philosophen-Lexikon. Vgl. zum Freiheitsbegriff Berdjajew dessen
Aufsatz "Jakob Böhmes Lehre von Ungrund und Freiheit", in: Blätter
für Deutsche Philosophie 3. Heft 1932, S. 315-336 und dazu: Josef Fill,
Metaphysik des Nichts (Me on) bei Berdjajew, in. Salzburger Jahrbuch für
Philosophie X/XI, Salzburg-München 1966/67, S. 321-360, sowie mit einem etwas
anders gelagerten Themenschwerpunkt: Donata Schoeller-Reisch, "Jakob
Böhmes Gottes Qual", in: Der leidende Gott, München 2001, hg. von
P.Koslowski u. F.Hermanni, S.89-113
15)
N.Berdjajew, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1952, S. 223. Zit. Das
Ich und die Welt der Objekte.
16)
Das Ich und die Welt der Objekte, S. 224ff. Vgl. zur Vertiefung der Thematik:
Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 7, Darmstadt 1971, Art.
"Persönlichkeit", Sp. 345-354 sowie: Christoph Riedel, Subjekt und
Individuum, Darmstadt 1989.
17)
N.Berdjajew, Versuch einer eschatologischen Metaphysik, Waltrop 2001, S. 181f.
Vgl. N.Berdjajew, Die menschliche Persönlichkeit und die überpersönlichen
Werte, in: N.Berdjajew, Mensch und Technik, Mössingen-Talheim 1989, S. 201-213,
sowie die Textzusammenstellung von N.Berdjajew, Fortschritt-Wandel-Wiederkehr,
Zürich 1978.
18)
Das Problem der Anthropodizee, S. 250. Die unbedingte Rätselhaftigkeit der
Gestalt Jesu Christi liegt darin, dass er ein doppeltes Element verkörpert: das
endlich-menschliche Element nach außen hin, d.h. seine Historizität und
phänomenal-fassbare Gestalt, dessen Eltern und Geburtsort man kennt, und
zugleich das göttliche Element (das ewige Ich bin), das stets gleichsam
hypostatisch, unfassbar im Hintergrund steht. Eben diese doppelte Struktur –
nach Berdjajew: das Unendliche, symbolisiert durch das Endliche – erweckt den
Eindruck seiner Unergründlichkeit. Es spricht sich klar und deutlich, dennoch
wiederum enigmatisch in ihm aus: "Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht
kommen" (Joh 8,22). Diese absolute Unergründlichkeit und Tiefe erinnert an
die Seinsweise des Heiligen Geistes, von dem wir nicht wissen, woher er kommt
und wohin er geht" (Joh 3,8). Hier liegt das Mysterium des Absoluten
vor. Auf eine weiterführende Interpretation des hier nicht Ausgeführten kann
nur verwiesen werden bei Henri le Saux, Die Gegenwart Gottes erfahren, Mainz
1980, Kapitel "Die christliche Erfahrung", S. 102-126.
19)
Vgl. dazu: K.Bambauer, Die Ich-bin-Worte Jesu Christi und die Heilung des
Blindgeborenen (nach Johannes 9), in: Deutsches Pfarrerblatt, Heft 9/2000, S.
478-480. Zit. Die Ich-bin-Worte Jesu Christi. Vgl. auch dazu Gerhard Wehr, Wege
zu religiöser Erfahrung, Darmstadt 1974, sowie Ders., Der innere Christus,
Zürich 1993.
20)
S.Bulgakow, Die Tragödie der Philosophie, Darmstadt 1927. Zit. Die Tragödie der
Philosophie.
21)
Die Tragödie der Philosophie, S. 25.
22)
Die Ich-bin-Worte Jesu Christi, S. 479.
23)
"Selbsterkenntnis", S. 33.
24)
Die Tragödie der Philosophie, S. 24f.
25)
Vgl. dazu auch N.Berdjajew, "Wahrheit und Offenbarung", Waltrop 1998
(Register). Zit. Wahrheit und Offenbarung.
26)
Marie-Luise von Franz, Der kosmische Mensch als Zielbild des
Individuationsprozesses und der Menschheitsentwicklung, in: Evolution.
Fortschrittsglaube und Heilserwartung, hg. von Wilhelm Bitter, Stuttgart 1970,
S. 106. Zit. v. Franz, Evolution.
27)
Wie sich diese "noumenal-geistige" Sonderstellung des Menschen an
seinem Lebensende ausprägt, vgl. die bewegende Darstellung von K. Graf
Dürckheim "Einen Sterbenden begleiten", in: Überweltliches Leben in
der Welt, Weilheim 1972, S. 181-191. Hier nur ein Zitat: "Wenn der Mensch
als Ich gestorben ist, ist er doch noch keine Leiche, noch nicht eigentlich
tot; denn eben jetzt kann es geschehen, dass das Wesen in den noch
plastischen Stoff des Leibes einschießt und auf dem Gesicht des Verstorbenen
jene Transparenz hervorbringt, die man die Verklärung des Antlitzes nennt"
(a.a.O., S. 184). Was Graf Dürckheim hier im Sinne seiner "metaphysischen
Anthropologie" das Wesen nennt, vielleicht ist es dies, was
Berdjajew mit dem Begriff der "Persönlichkeit" beschrieben hat, die
über das Natürliche hinausgeht und eine unzerstörbare und unendliche Struktur –
das ewige Ich bin in sich trägt. Zur neuen Struktur des Bewusstseins bei
Berdjajew vgl. K.Bambauer, Das Überbewusstsein in der Religionsphilosophie
Nikolaj Berdjajews, in: Deutsches Pfarrerblatt Heft 1/1987, sowie Ders.,
Nikolaj Berdjajew und die Dynamik des Bewusstseins, in: Meditation, Heft
3/1988, S. 86-89.
28)
Vgl. zur Gestalt des Adam im gegenwärtigen theologischen Kontext und in der
orthodoxen Interpretation bei Theophan dem Klausner: Knechten, Rechtfertigung
und Synergie, S. 98-105.
29)
Das Problem der Anthropodizee, S. 255f. Dogmatisch gesehen wird Christus als
eine Person in zwei Naturen aufgefasst. Nach dem Konzil von Chalzedon (451)
sind die beiden Naturen, die göttliche und die menschliche, sowohl
"unvermischbar, unwandelbar wie unzerreissbar, untrennbar"
miteinander verbunden. Sowohl der Monophysitismus als auch der Nestorianismus
sind durch diese Formulierung ausgeschlossen. Vgl. zu diesen Fragen auch:
Gerhard P.Zacharias, Psyche und Mysterium, Zürich 1954 (Studien aus dem
C.-G.-Jung-Institut, Bd. V), S. 8-99, sowie die bekannte dogmengeschichtliche
Literatur. Zwar hat Berdjajew teilweise Recht, wenn er die geringe Relevanz des
Persongedankens für Hegels Philosophie betont (z.B. handelt es sich in Hegels
Trinitätslehre nicht um drei göttliche Personen, sondern um die drei
Strukturelemente des sich selbst denkenden reinen Denkens), doch erweist sich
Berdjajews Kritik als letztlich einseitig, da Hegel vor allem in der
"Phänomenologie des Geistes" (Frankfurt 1973, S. 163f., zit.
Phänomenologie des Geistes) die religiöse Problematik von Mensch und Gott in
dem Kapitel über das unglückliche Bewusstsein zur Sprache bringt und darüber
hinaus der Tod Jesu von ihm als Ausdruck der höchsten Seinsweise von
Personalität gesehen wird (vgl. Falk Wagner, Der Gedanke der Persönlichkeit
Gottes bei Fichte und Hegel, Gütersloh 1971, S. 270).
30)
Das Problem der Anthropodizee, S. 256.
31)
Das Problem der Anthropodizee, S. 257.
32)
Das Problem der Anthropodizee, S. 258.
33)
Das Problem der Anthropodizee, S. 258f.
34)
N.Berdjajew, Die Weltanschauung Dostojewskijs, München 1925. Zit. Die
Weltanschauung Dostojewskijs.
35)
Die Weltanschauung Dostojewskijs, S. 54.
36)
Die Weltanschauung Dostojewskijs, S. 55f.
37)
Die Weltanschauung Dostojewskijs, S. 63f. Vertieft werden die von Berdjajew
über Dostojewskij geäußerten Ansichten noch in der großen Studie von Reinhard
Lauth, Die Philosophie Dostojewskis, München 1950, hier bes. im VI. Teil
"Die Metaphysik. Die positive Philosophie", S. 373-472.